This is England - Shane Meadows
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This is England - Shane Meadows
This is England
(This is England)
mit Thomas Turgoose, Stephen Graham, Jo Hartley, Andrew Shim, Vicky McClure, Joseph Gilgun, Rosamund Hanson, Andrew Ellis, Perry Benson, George Newton, Frank Harper, Jack O'Connell, Criss Dosanjh, Kieran Hardcastle, Chanel Cresswell
Regie: Shane Meadows
Drehbuch: Shane Meadows
Kamera: Danny Cohen
Musik: Ludovco Einaudi
FSK 12
Großbritannien / 2006
Der 12-jährige Shaun ist ein biederer Außenseiter. Seine Hosen, seine Schuhe, seine Haare - alles an ihm ist uncool. Das lassen ihn seine Mitschüler ständig spüren. Doch das Blatt wendet sich, als eine Truppe von Skinheads den Zwölfjährigen unter ihre Fittiche nimmt. Zum ersten Mal fühlt Shaun sich akzeptiert und geborgen in der Clique. Mit neuem Outfit, Doc Martin's, geschorenem Kopf und einer ganzen Gang hinter sich ist der vaterlose Halbwaise plötzlich jemand - er gehört dazu. Als eines Tages der wesentlich ältere Combo nach mehrjähriger Haft vollgepumpt mit rassistischer Propaganda und Fremdenhass wieder auftaucht und die Führung der Gruppe an sich reißt, folgt Shaun ohne zu zögern dem neuen Übervater in die Reihen der rechtsradikalen Nationalen Front.
Regisseur Shane Meadows hat mit diesem Film wohl einen der besten Beiträge überhaupt abgeliefert, wenn es um die Skinhead-Thematik geht. Das Besondere ist hier, das nicht nur die rechtsradikale Seite der Skinheads beleuchtet wird, sondern gerade auch die Abgrenzung der "normalen Skins", die sich mit den rassistischen Parolen nicht identifizieren können, sehr gut in Szene gesetzt wurde.
Wir befinden uns im Jahr 1983, der Falklandkrieg wirkt in England noch stark nach, in dem der kleine Shaun auch seinen Vater verloren hat. Als Woody und seine Gang ihn aufnehmen, fühlt er sich schnell von den älteren akzeptiert. Die Gang macht ihre Späße, zertrümmert manchmal etwas altes Mobiliar in Abbruchhäusern, ist aber ansonsten eher harmlos. Doch diese lustige und eher entspannte Zeit ändert sich schlagartig, als der gewaltbereite Combo auftaucht und versucht, die Mitglieder der Gang mit seinem Fremdenhass zu infizieren. So spaltet sich die Gruppe und Shaun folgt dem gewalttätigen Skinhead, der für ihn eine Art Vaterersatz darstellt. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, bis sie am Ende fast in einer Katastrophe endet.
"This is England" zeichnet ein sehr realitätsnahes Szenario der damaligen Zeit und hebt vor allem die herrschenden Unstimmigkeiten innerhalb der Skinhead-Szene ganz exzellent hervor. Ein ganz wesentlicher Grund für den realistischen Eindruck, den der Film hinterlässt, sind die wiklich erstklassigen und sehr ausdrucksstarken Darsteller, von denen die meisten eher als laien zu bezeichnen sind. Dieser Punkt ändert aber rein gar nichts daran, das ihr Schauspiel als absolut überzeugend zu bezeichnen ist. Auch die Tatsache, das alle Charaktere mit Ausnahme von Combo sehr sympathisch wirken, bringt hier weitere Pluspunkte ein.
Doch auch, wenn alle Darsteller einen tollen Job machen, ist die Figur des Shaun noch etwas hervorzuheben. Der kleine Junge, der übrigens noch jünger aussieht, als er hier ist, ist hier als absoluter Sympathieträger anzusehen. Seine Geschichte geht einem zu Herzen und man ist erschüttert darüber, wie er sich vom Fremdenhass vorrübergehend infizieren lässt. Thomas Turgose spielt diesen Charakter einfach nur fabelhaft, es macht ganz einfach Spaß zu sehen, wie er sich das erste Mal verliebt, wie er seiner Wut freien Lauf lässt, oder auch einfach nur Spaß mit seinen Freunden hat, bevor er sich verleiten lässt.
In meinen Augen gab es selten einen so authentisch wirkenden Film mit dieser Thematik, selten wurde auch weniger Gewalt gezeigt und trotzdem wirkt dieses Werk phasenweise sehr schockierend, wenn man sieht, wie schnell und massiv man den Geist eines jungen Menschen durch Propaganda vergiften und manipulieren kann.
Ein toller und gleichzeitig schockierender Film, der mit tollen Darstellern und einer sehr glaubwürdigen Geschichte vollkommen überzeugen kann und ein auch nachhaltig wirkendes Filmerlebnis bietet.
Die DVD:
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch 5.1 Dolby Surround
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 98 Minuten
Extras: Trailershow
Big Brother is watching you
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Re: This is England - Shane Meadows
"This Is England" zeichnet das gesellschaftliche Klima Englands zu Zeiten des Falkland-Krieges anhand einer Skinhead-Clique nach, wobei endlich einmal nicht die Gewalt im Vordergrund steht, sondern der positive Effekt der Freundschaft der einzelnen Jugendlichen und jungen Erwachsenen untereinander, bis auch sie die politische Realität in Form von rassistischen Hetzern und Scharfmachern erreicht.
Die Darstellung der Clique, verkörpert von ausnahmslos großartigen Jungschauspielern, geriet dabei herzerfrischend klischeefrei und unpeinlich und ist damit vermutlich näher an der damaligen Realität als andere Filme, denen ein ähnliches Thema zugrunde liegt. Schwarz-Weiß-Malerei findet sich hier ebenso wenig wie der moralische Zeigefinger. Statt dessen wird eindrucksvoll aufgezeigt, wie ein Krieg auch fernab der Heimat seine Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Jugend hat und wem all das nützt. Was die Clique betrifft, frage ich mich aber, ob es seinerzeit tatsächlich üblich war, sich 12-jähriger in der Art anzunehmen, wie es das Punkmädel tut...?!
Ein überraschend sensibler Film, wie er eigentlich auch nur aus England kommen kann. Lediglich die Schlussszene, in der Shaun die England-Flagge wegwirft, empfand ich als übertrieben, wenngleich sie ihre pathetische Wirkung nicht verfehlt.
Die Darstellung der Clique, verkörpert von ausnahmslos großartigen Jungschauspielern, geriet dabei herzerfrischend klischeefrei und unpeinlich und ist damit vermutlich näher an der damaligen Realität als andere Filme, denen ein ähnliches Thema zugrunde liegt. Schwarz-Weiß-Malerei findet sich hier ebenso wenig wie der moralische Zeigefinger. Statt dessen wird eindrucksvoll aufgezeigt, wie ein Krieg auch fernab der Heimat seine Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Jugend hat und wem all das nützt. Was die Clique betrifft, frage ich mich aber, ob es seinerzeit tatsächlich üblich war, sich 12-jähriger in der Art anzunehmen, wie es das Punkmädel tut...?!
Ein überraschend sensibler Film, wie er eigentlich auch nur aus England kommen kann. Lediglich die Schlussszene, in der Shaun die England-Flagge wegwirft, empfand ich als übertrieben, wenngleich sie ihre pathetische Wirkung nicht verfehlt.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: This is England - Shane Meadows
Erneute Sichtung (die 4.?)
Erstrangig geht es hier um die Erlebnisse eines 12jährigen, der seine Geborgenheit nach Verlust seines Vaters im Falklandkrieg in einer Skinheadgang findet. Der Falklandkrieg spaltet die Nation. Thatcher (kotz) sucht hier nach patriotisch Ergebenen, während andere (Skinheads/Boneheads und die National Front) die wahren Schuldigen bei den Einwanderern zu finden scheint. Der Kleine ist froh, bei den Skinheads sein neues Zuhause zu finden, von der Mutter seltsamerweise toleriert. Seine erste Liebe (ist die paedophil?) hat er auch gefunden, auch wenn man meinen sollte, diese liebt den Tuschkasten mehr als Jungs. Nach dem ersten Auftritt des Combos, frisch aus dem Knast entlassen, im Schlepptau einen glatzköpfigen Rockers, spaltet sich die Clique. Der Combo verlangt mehr als nur Abhängen und hat sich von der NF einnehmen lassen. Dort hat er wohl Heimat gefunden, um seinen Hass loszuwerden, geschürt durch eine nicht erfüllte Liebe zu einem Renee, die jetzt mit dem Woody geht, aber auch durch die Erfahrungen im Knast.
Doch er findet seine Anhänger bei ebenso von schicksalsgeplagten Skinheads (= Jugendlichen), die ein offenes Ohr haben, nach der Suche nach Feindbildern, die schuld an deren Misere sein sollen.
Nun trennen sich die Wege, denn die einen sind nicht bereit, diesen Weg mitzugehen und wollen lieber für sich selbst denken. Der verzweifelte, aber auch unberechenbare Combo mag seine alten Leute aber nicht aufgeben und versucht sich an einer Versöhnungsparty, die aber in einem Blutvergießen endet, die den gespaltenen Shaun vollends aufrührt und zum Nachdenken bewegt.
8/10
Edit: wieso schrieb ich die ganze Zeit Congo Ich hab doch Combo gemeint und auch verstanden
Erstrangig geht es hier um die Erlebnisse eines 12jährigen, der seine Geborgenheit nach Verlust seines Vaters im Falklandkrieg in einer Skinheadgang findet. Der Falklandkrieg spaltet die Nation. Thatcher (kotz) sucht hier nach patriotisch Ergebenen, während andere (Skinheads/Boneheads und die National Front) die wahren Schuldigen bei den Einwanderern zu finden scheint. Der Kleine ist froh, bei den Skinheads sein neues Zuhause zu finden, von der Mutter seltsamerweise toleriert. Seine erste Liebe (ist die paedophil?) hat er auch gefunden, auch wenn man meinen sollte, diese liebt den Tuschkasten mehr als Jungs. Nach dem ersten Auftritt des Combos, frisch aus dem Knast entlassen, im Schlepptau einen glatzköpfigen Rockers, spaltet sich die Clique. Der Combo verlangt mehr als nur Abhängen und hat sich von der NF einnehmen lassen. Dort hat er wohl Heimat gefunden, um seinen Hass loszuwerden, geschürt durch eine nicht erfüllte Liebe zu einem Renee, die jetzt mit dem Woody geht, aber auch durch die Erfahrungen im Knast.
Doch er findet seine Anhänger bei ebenso von schicksalsgeplagten Skinheads (= Jugendlichen), die ein offenes Ohr haben, nach der Suche nach Feindbildern, die schuld an deren Misere sein sollen.
Nun trennen sich die Wege, denn die einen sind nicht bereit, diesen Weg mitzugehen und wollen lieber für sich selbst denken. Der verzweifelte, aber auch unberechenbare Combo mag seine alten Leute aber nicht aufgeben und versucht sich an einer Versöhnungsparty, die aber in einem Blutvergießen endet, die den gespaltenen Shaun vollends aufrührt und zum Nachdenken bewegt.
8/10
Edit: wieso schrieb ich die ganze Zeit Congo Ich hab doch Combo gemeint und auch verstanden
Zuletzt geändert von dr. freudstein am Fr 3. Feb 2012, 00:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: This is England - Shane Meadows
Starker Streifen, zu dem hier das meiste bereits gesagt wurde. Er gewinnt auch dadurch, dass er die ins Nazi-Lager abdriftenden Skins nicht als Komplett-Dumpfbacken diskreditiert, die Hirn gegen Basballkeule eingetauscht haben. In wieweit das der Realität entspricht ... keine Ahnung; die Naziskins hierzulande hinterlassen zumindest einen anderen Eindruck.
Hier sind's jedenfalls schwache Typen, denen der Rassisten-Kram eigentlich relativ wurscht ist, die sich aber vom charismatischen Combo einfangen lassen. Der ist auf den ersten Blick gar nicht mal so unsympatisch: ein alter Kumpel, der sich im Knast von seinen alten Skin-Idealen zugunsten stramm rechter Ideen verabschiedete und sich nun der National Front andient.
Hier sind's jedenfalls schwache Typen, denen der Rassisten-Kram eigentlich relativ wurscht ist, die sich aber vom charismatischen Combo einfangen lassen. Der ist auf den ersten Blick gar nicht mal so unsympatisch: ein alter Kumpel, der sich im Knast von seinen alten Skin-Idealen zugunsten stramm rechter Ideen verabschiedete und sich nun der National Front andient.
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Re: This is England - Shane Meadows
Der anschließende vierteiler THIS IS ENGLAND 86 hält zwar nicht ganz das Niveau seines Vorgängers, ist aber immer noch durchweg lohnenswert.
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Re: This is England - Shane Meadows
THIS IS ENGLAND ist ein guter, angenehm guckbarer Film. Über die komplette Laufzeit fällt es nicht schwer am Ball zu bleiben - man möchte zwar nicht unbedingt noch leibhaftig sehen wie die Show endet, eine Ahnung davon hat man ja dank der konventionellen Erzählweise schon recht früh, aber es macht einfach Spaß die wirklich guten Schauspieler bei ihren Interaktionen und Pendeleien zwischen Gewalt und Spaß zu beobachten. Leider werden aber auch die typischen Klischees verheizt (Skins sind ja nach außen hin die einzig netten Menschen auf der Welt und nehmen sich deiner an... und so beginnt der Kreislauf ), was zum einen viel von Überraschung und Spannung nimmt, zum anderen auch das Finale zu früh und zu komplett erahnbar werden lässt (einzig, dass man sich nicht kollektiv an dem Schulhof-Rowdy vom Anfang rächt, der mir auch schon verdächtig nach Jude aussah, vermochte mich zu überraschen). Auch muss leider aber mit Nachdruck vermerkt werden, dass der Film nur sehr langsam dem Finale entgegen schreitet (von Erzähltempo kaum eine Spur), allerdings ohne dabei langweilig zu werden, und - und das wiegt noch wesentlich schwerer im Punktabzug - dass die erhoffte Dramatik kaum vorhanden ist. Gerade das Schicksal von Shane, welches den Film tragen sollte, wird zum Ende hin doch etwas stiefmütterlich behandelt und schlussendlich auch - meiner Meinung nach - vernachlässigt. Aber gut, genug gemeckert: es ist und bleibt ein guter Film, ambitioniert und sehr gut geschnitten (das Intro ist gaaaaanz toll!): 6-max.7/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht