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Herstellungsland: Großbritannien, Deutschland / 2006
Regie: Wolfgang Büld
Darsteller: Fiona Horsey, Andrew Southern, Paul Conway, Eden Ford
Story:
Die hübsche und lebensfrohe Jennifer ist mit dem Arzt Alan zusammen und plant bereits ihre Hochzeit, als im Umfeld einer Bar in der auch sie verkehrt ein grauenvoller Mord geschieht. Da sie für die fragliche Zeit kein einwandfreies Alibi hat und sie der Barmann eindeutig als mögliche Tatverdächtige identifiziert, gerät die junge Frau ins Visier der ermittelnden Beamten, obwohl die Vorwürfe schockiert zurückweist. Wenig später geschieht jedoch ein weiterer, nicht minder grauenvoller Mord, bei der Jennifer mit dem späteren Opfer auf Überwachungskameras zu sehen ist. Während sie jedoch weiter auf ihrer Unschuld beharrt und an ihrer Wahrnehmung zweifelt, offenbaren ihre Eltern ein Geheimnis aus der Vergangenheit, dass auch einen entscheidenden Hinweis auf eine mögliche Tätern gibt, die es sich wohl zur Aufgabe gemacht hat, das Leben der erfolgreichen und beliebten Frau von Grund auf zu zerstören…
Wolfgang Bülds abschließender Teil seiner sogenannten „Fiona Horey-Trilogie“ mit dem Titel „Twisted Sisters“ ist ein eigentlich gut guckbarer Thriller über eine junge Frau, deren beschauliches Leben und Existenz durch eine psychopathische Zwillingsschwester bedroht wird, die grauenvolle Morde begeht und den Verdacht dabei auf die andere lenkt. Die Geschichte ist dabei zwar nicht sonderlich glaubwürdig, aber eigentlich ganz geschickt konstruiert und recht spannend erzählt, auch wenn ich der Meinung bin, dass man aus der Geschichte mit etwas mehr Mut zur Boshaftigkeit auch noch etwas mehr herausholen hätte können und die Sache mit der Schwester auch etwas zu früh aufgelöst wird. Im Gegensatz zum lahmen und harmlosen „Lovesick: Sick Love“ kommt hier jedenfalls kaum Langeweile auf und auch bei den Gewaltspitzen gibt man sich keine Blöße. Aufmerksame Delirianer werden beim Cast bzw. unter Fiona Horsey Arbeitskollegen und Freunden auch ein bekanntes Gesicht entdecken, das hier vielleicht noch etwas mehr zu dem Streifen und seiner Produktion sagen kann. Ich war jedenfalls durchaus angenehm und positiv überrascht, dass Büld nach „Lovesick: Sick Love“ hier einen Indie-Thriller abliefert, der sich wie schon sein „Penetration Angst“ ganz ordentlich sehen lassen kann. „Twisted Sisters“ ist meines Erachtens ein durchaus gelungener Thriller mit einer sympathischen Hauptdarstellerin und ein paar bösen Einfällen, die auch vergessen lassen, dass es sich hier um eine Low-Budget Produktion handelt.
jogiwan hat geschrieben:Aufmerksame Delirianer werden beim Cast bzw. unter Fiona Horsey Arbeitskollegen und Freunden auch ein bekanntes Gesicht entdecken, das hier vielleicht noch etwas mehr zu dem Streifen und seiner Produktion sagen kann.
Damit bin ich wohl gemeint Ich weiß gar nicht mehr genau, ob ich da ein oder zwei Tage am Set war. Ich weiß aber noch, dass die Büroszenen in einem riesigen Bürokomplex an der Elbe aufgenommen wurden. Wenn ich mich recht erinnere in den Büroräumen von Edel Records. Die Barszene wurde in einem Local an der Binnen-Alster aufgenommen. Ich komme aber nicht emhr auf den Namen. Wenn man von der Innenstand kommend rechts an der Binnen-Alster Richtung Aussen-Alster geht, da war das so nach 2/3 Fussweg.
Überhaupt finde ich es bei "Twisted Sisters" wunderbar, mit welcher Selbstverständlichkeit Hamburg zu London gemacht wird und sich die beiden "Detectives" nie über die deutsche Beschilderung, die Kennzeichen und den Rechtsverkehr wundern.
Dass die Effekte teilweise so billig aussehen und CGI sind, hat übrigens einen Grund. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Budgets wurde für "handfeste" SFX ausgeben, die extra in London hergestellt und dann nach Hamburg geschickt wurden. Leider kam die Kiste mit den Effekten nie an und so musste improvisiert werden, da weder Budget, noch der sehr enge Zeitplan für neue Effekte ausgereicht hätten.
Was noch? wolfgang Büld ist ein megasympathischer Kerl, der genauso ist, wie man ihn aus diversen Interviews kennt, die er auf den Scheiben von "Formel Eins Film" und "Ich will Spaß - Ich gib Gas" gegeben hat. Fiona Horsey ist in Wirklichkeit noch hübscher als in den Filmen ( ). Ach ja, und ich hatte das große Vergnügen, einen ersten Cut des Filmes bei Wolfgang in der Wohnung zu sehen - und stellte dabei fest, dass ein nicht unberechtlicher Teil des Filmes dort auch gedreht wurde. Das war auch komisch, wenn man erst eine Szene sieht, in der sich Fiona nackt in einem Badezimmer windet, dann aufsteht, um Pinkeln zu gehen und sich augenblicklich in eben jenem Badezimmer wiederzufinden.
Früher war mehr Lametta
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Filmemacher Wolfgang Bülds („Und tschüß!“) dritter und letzter Teil seiner Direct-to-DVD-Sexploitation-Trilogie um die Britin Fiona Horsey nennt sich „Twisted Sisters“, wurde im Jahre 2006 veröffentlicht und begibt sich einerseits so eindeutig wie nie zuvor in trashige Gefilde, indem er ein null lokalisiertes Hamburg als Londoner Handlungsort verstanden wissen will, ist andererseits kurioserweise dennoch der stärkste Teil der Reihe.
Eine attraktive junge Frau reißt sich nachts in Spelunken Männer auf, um Sex mit ihnen zu haben und sie anschließend mit einer Geflügelschere zu entmannen und zu ermorden. Schnell fällt der Verdacht der ermittelnden Polizei auf die Werbekauffrau Jennifer (Fiona Horsey), die jedoch unschuldig ist. Als Jennifers Eltern sie darüber in Kenntnis setzen, adoptiert zu sein und eine Zwillingsschwester zu haben, beginnt die Suche nach dieser. Doch Nora (ebf. Fiona Horsey) versteht es, sich dem Zugriff der Exekutive zu entziehen…
Einmal mehr frönt Büld der klassischen Mischung aus Sex und Gewalt, diesmal unschwer zu erkennen besonders vom Œuvre Brian de Palmas inspiriert. Er steigt direkt mit der ersten Untat ein, beginnend ab dem Moment, in dem Nora eine Bar betritt und einen Gast aufgeilt. Die Sexszene in dessen Wohnung findet seltsamerweise in voller Montur statt. Erst nachdem Nora sich anschließend frischgemacht hat, lässt sie die Hüllen fallen, gibt sich dem Fellatio hin und waltet ihres blutigen, tödliches Amtes – das recht explizit dargestellt wird: Blut, Splatter, abgetrennter Pimmel. Die Putzfrau des Toten findet schließlich dessen übel zugerichtete Leiche. Weitaus harmonischer geht es derweil bei Jennifer und ihrem Freund zu, man hegt Heiratspläne. Beruflich arbeitet sie in ihrer Werbeagentur gerade an einer Kampagne für Greenpeace. Es handelt sich also wahrlich um ein ungleiches Geschwisterpaar. Ein Schwangerschaftstest verrät zudem, dass Jennifer ein Kind erwartet.
Die Kripobullen werden von einem Typen mit angeklebtem Schnäuzer und einem langhaarigen Metaller im Grave-Shirt wenig glaubwürdig gemimt. Sie verhören Jennifer, die anschließend von Nora heimlich verfolgt und beobachtet wird. Der eigentlich interessante Aspekt der Handlung ist nicht, dass gar nicht Jennifer für die Morde verantwortlich ist – dies wird nicht etwa für eine überraschende Wendung gegen Ende zurückgehalten, sondern recht bald aufgeklärt –, sondern was Nora von ihrer Schwester will. Diese fummelt aber zunächst einmal mit einem Punk im Hamburger Hauptbahnhof, der sich laut Film in England befindet… Der Punk bumst Nora, danach sie ihn (!), kurz darauf schiebt sie ihm Silvesterraketen in den Allerwertesten und zündet sie an. Die Konsequenzen daraus bekommt man in Form schlechter Spezialeffekte zu sehen.
Nora hat sich mittlerweile unbemerkt in Jennifers Wohnung geschlichen, und nun wird’s interessant: Ein Büromitarbeiter hat eine Auge auf Jennifer geworden, gerät jedoch unwissentlich an Nora. Gemeinsam fahren sie in einem Hamburger, ‘tschuldigung, Londoner Taxi in Jennifers Wohnung, wo Nora den Lüstling umbringt – diesmal offscreen. Fortan nimmt Nora konsequent Jennifers Rolle und Platz im Leben ein; eine bitterböse Entwicklung, die den eigentlichen Reiz dieser Geschichte ausmacht und auch dann halbwegs funktioniert, wenn man, wie der Verfasser dieser Zeilen, nicht zum Fiona-Horsey-Fanclub zählt. Besonders perfide ist es, dass Jennifer dies hilflos mitansehen muss. Das Finale hält eine böse Wendung mit einem weiteren Mord und einem Suizid als Boni parat.
„Twisted Sisters“ wirkt tatsächlich wie die Discount-Variante eines De-Palma-Films oder auch italienischer Gialli, der sich seine Wirkmacht durch seinen oben beschriebenen Trash-Gehalt ebenso beschneidet wie durch die billigen computergenerierten Spezialeffekte. Zumindest letzteres sei anders geplant gewesen, laut einem der Darsteller seien diese – im Gegensatz zum Rest des Films – in London handgemacht erzeugt und nach Hamburg verschifft worden, jedoch nie angekommen, weshalb man improvisieren habe müssen. Ein weiteres Manko ist die Dramaturgie, mit der sich Büld (bzw. die Postproduktion) auch bei diesem abendfüllenden Film schwertut. Kurzum: Er zieht sich ganz schön in die Länge. Neben den miesen Spezialeffekten gibt es den einen oder anderen weiteren Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem diese Produktion entstanden ist. Beispielsweise frage ich mich, ob Jennifers Freund in einer bestimmten Szene wirklich derart gebeugt und verkrampft beim Wassertrinken hat aussehen sollen. So wirkt eben alles etwas unrund. Wer sich dennoch für Billig-Sexploitation des digitalen Zeitalters interessiert, liegt mit „Twisted Sisters“ sicherlich nicht verkehrt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)