Um Kopf und Krone (House of Cards, Das Original) Teil 2
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Um Kopf und Krone (House of Cards, Das Original) Teil 2
Um Kopf und Krone
(To Play the King)
mit Ian Richardson, Michael Kitchen, Kitty Aldridge, Colin Jeavons, Diane Fletcher, Nicholas Farrell, Rowena King, Leonard Preston, Erika Hoffman, Jack Fortune, Nick Brimble, Susannah Harker, Bernice Stegers
Regie. Paul Seed
Drehbuch: Andrew Davies / Michael Dobbs
Kamera: Ian Punter / Keith Thomas
Musik: Jim Parker
FSK 12
Großbritannien / 1993
Großbritannien bekommt einen neuen König. Dieser stellt sich mit seinen idealistischen Vorstellungen von einem sozialeren England offen gegen die konservative Regierung. Für Hardliner Francis Urquhart ist klar: Der aufmüpfige Monarch muss in seine Schranken gewiesen werden und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Ein erbitterter, schmutziger Kampf um Kopf und Krone beginnt…
Drei Jahre nach dem genialen ersten Teil der als Trilogie ausgelegten Original-Serie von "House of Cards" erschien 1993 mit "Um Kopf und Krone" die Fortsetzung der Geschichte um den skrupellosen Politiker Francis Urquhart dem jegliche Mittel recht sind um seine politische Vormachtsstellung zu behaupten. Wer nun denkt das mit dieser Fortsetzung ein Qualitätsabfall einher gehen könnte sieht sich relativ schnell getäuscht, denn auch die nächsten 4 Episoden des Formates sind an Genialität kaum zu überbieten. Einmal mehr brilliert Ian Richardson in der Hauptrolle und ist nun in der Funktion des Premier-Ministers noch bösartiger-und durchtriebener als zuvor. Dies muss auch leidvoll der neue König am eigenen Leibe erfahren, denn der vorliegende Mittelteil der mini-Serie könnte auch durchaus als Duell zwischen dem Politiker und dem neuen Monarchen angesehen werden, nur geht man hier nicht mit herkömmlichen Waffen aufeinander los. Das Prinzip bleibt zwar das Gleiche, denn wieder einmal zeigt der in die Enge getriebene Politiker gerade dann sein wahres Gesicht, wenn man ihm die Macht nehmen will und der neue König setzt mit der Hilfe einiger Getreuen wirklich alles daran, den unbequemen und bei der Bevölkerung immer unbeliebteren Urquhart aus seinem Sattel zu heben. Wer das Format von Beginn an verfolgt hat weiß natürlich, das dieser sich ganz bestimmt nicht kampflos ergeben wird und so entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit ein Schlagabtausch, der dem in Teil 1 stattfindenden mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar noch überlegen ist. Dem Zuschauer wird dabei gleichzeitig ein recht guter Einblick darüber gewährt, wie die Rechte und Pflichten eines Monarchen ausgelegt sind, der sich prinzipiell nicht in politische Belange des Landes einmischen sollte. Dieser Aspekt sorgt hier für zusätzlichen Zündstoff, denn trotz nicht vorhandener politischer Macht schafft der Monarch es fast schon spielend, durch seine ehrliche und menschliche Art bei seinen Untertanen zu punkten.
Die Stimmung im Land dreht sich und das kann ein wieder glänzend agierender Ian Richardson natürlich nicht ungestraft geschehen lassen. Und so werden die nächsten Ränkespiele und Intrigen geschürt, wobei sich Urquhart einmal mehr diverser Personen bedient, um seine Ziele gnaden-und rücksichtslos durchzusetzen. Dabei wird er jedoch auch von der Vergangenheit eingeholt, was sich in etlichen Flashbacks zu erkennen gibt, in denen der Mann ständig aufs Neue mit seinem Mord an der jungen Reporterin Mattie konfrontiert wird. Deren Rolle wird dieses Mal von der Meinungsforscherin Sarah Harding ( Kitty Aldridge) eingenommen, die zu Beginn zwar erst einmal ein wenig blass erscheint, jedoch mit zunehmender Zeit eine stärkere Rolle einnimmt. Auch sie erliegt dem Charisma des Politikers und wird immer tiefer in ein Geflecht aus Lügen und Gewalt verstrickt das von Urquhart und einigen seiner Getreuen aufgebaut wurde. Es ist unglaublich faszinierend die hier dargestellten Abläufe zu verfolgen und auch wenn diverse Teile sicherlich ganz bewusst etwas überspitzt dargestellt werden, so dürfte die Kern-Thematik doch relativ glaubwürdig-und authentisch erscheinen. Man möchte gar nicht wissen, welche Ereignisse sich wirklich hinter den Türen der Macht abspielen und wie schnell doch politische Gegner diversen gezielt gesetzten Intrigen zum Opfer fallen. In diesem Punkt liegt ganz bestimmt auch die größte Stärke dieser Serie begründet, die trotz jeder Menge bissigem Humor, unverhohlenem Sarkasmus und etlichen zynischen Ansätzen auch einen hohen Wahrheitsanteil beinhaltet. Das grandiose Schauspiel der Akteure ist ein weiterer herausragender Pluspunkt, denn auch in diesem Mittelteil sind neben dem alles überragenden Hauptdarsteller echte Könner ihres Faches am Werk.
Ehrlich gesagt hätte ich an dieser Stelle niemals damit gerechnet, das man das hohe Niveau der ersten Mini-Serie halten kann, doch an manchen Stellen wurde dieses sogar noch einmal etwas angehoben. Die Dialoge sind phasenweise noch böser und auch ein Ian Richardson kann seiner großartigen Performance noch einmal eine Schippe drauflegen. Seine größtenteils diabolische Ausstrahlung führt den Betrachter stellenweise noch einmal in neue Dimensionen und steht im totalen Kontrast zu seinem öffentlichen Auftreten, bei dem er immer die Fassade des wortgewandten und eleganten Politikers wahren kann. Das es aber auch ganz anders geht wird einem hier oft genug vor Augen geführt, denn hinter den geschlossenen Türen der Downing Street 10 ist niemand vor seinen Wutausbrüchen sicher, wenn ihm die politischen Felle so manches Mal aus den Händen zu gleiten scheinen. Dies macht sich insbesondere im Umgang mit seinen engsten Vertrauten bemerkbar, denen er nur zu gern das Gefühl vermittelt, das sie etliche Stufen unter ihm angesiedelt sind. Gerade dieser Aspekt wird ihm zum Ende hin dann auch fast zum Verhängnis, doch wieder einmal kann Urquhart seinen Kopf im letzten Moment seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, so das man schon jetzt mit riesiger Vorfreude auf den Abschluss der Serie warten kann, die laut Ascot Elite wohl noch in diesem Herbst erscheinen soll.
Typisch britisch, mit bissigem Humor angereichert und mit einer darstellerischen Brillanz der Protagonisten einher gehend präsentiert sich mit "Um Kopf und Krone" einen mehr als nur sehenswerte Fortsetzung, die sämtliche Erwartungen sogar noch übertrifft. Hier greift einfach ein Rädchen in das andere und lässt letztendlich ein Gesamtbild entstehen, das man letztendlich nur als überragend bezeichnen kann. An dieser Serie wird einmal mehr ziemlich eindrucksvoll veranschaulicht, wie wichtig doch die richtigen Darsteller in den jeweiligen Rollen sind. Ganz besonders macht sich das natürlich bei der Hauptfigur bemerkbar, denn einen besseren Schauspieler wie Ian Richardson hätte man wohl kaum für die Rolle eines gänzlich ohne Gewissen agierenden Politiker finden können. Und so gibt es auch für diesen zweiten Teil eine ganz dicke Empfehlung, denn jeder der für die hier bearbeitete Thematik empfänglich ist wird mit einem ausgezeichneten Seh-Erlebnis konfrontiert das man nicht so schnell vergessen wird.
Fazit:
Brillant, brillanter, Ian Richardson, so ungefähr kann man seiner Begeisterung Ausdruck verleihen, wenn man den Mittelteil der Trilogie gesichtet hat. Es kommt dabei wohl eher selten vor, das ein solch bösartiger Haupt-Charakter trotz übelster Intrigen und anderer Taten so viel Sympathie beim Zuschauer genießt wie es hier der Fall ist.
10/10
Big Brother is watching you