Wir sind deine Community rund ums Thema Film mit Schwerpunkt auf italienischem bzw. europäischem Genre-Kino. Vom Giallo über den Poliziesco/die Poliziotteschi, den Italo-Western, den Horror und der Science-Fiction bis hin zum Eurospy, zur Commedia sexy all'italiana, zu Barbaren und Endzeit, Sex- und Nunploitation, Sleaze und Trash – tausch dich bei uns gratis mit Gleichgesinnten aus, werbefrei und unkommerziell.
Ziggy Stardust and the Spiders from Mars.jpg (609.53 KiB) 50 mal betrachtet
Originaltitel: Ziggy Stardust and the Spiders from Mars
Herstellungsland: Großbritannien / 1973
Regie: D.A. Pennebaker
Mitwirkende: David Bowie, Mick Ronson, Trevor Bolder, Mick Woodmansy, Angela Bowie, Ringo Starr u. A.
Diese Konzert-Doku ist der Mitschnitt des legendären Konzerts "Leper Messiah" aus dem Londoner Hammersmith Odeon vom 3. Juli 1973, als David Bowie das Ende seiner Kunst-Figur Ziggy Stardust einem schockierten Publikum verkündete.
Ich bin kein David-Bowie-Fan, aber wohl zumindest mit den wichtigsten Songs des britischen Glam-Rockers und Ausnahmekünstlers vertraut. Zumindest durch Teile seiner Diskographie hatte ich mich mal durchgehört und mir diejenigen Songs herausgepickt, die mir gefallen. Wenn dann in der Glotze der Konzertfilm „Ziggy Stardust and the Spiders from Mars“ läuft, schaue ich mir den gerne an. Bei diesem handelt es sich um einen auf rund 90 Minuten zusammengestutzten Mitschnitt des letzten Konzerts Bowies mit seiner „Spiders from Mars“-Band, das am 3. Juli 1973 im Londoner Hammersmith Odeon stattfand und an dessen Ende Bowie sich von seiner spacigen Kunstfigur Ziggy Stardust emanzipierte, indem er sie sterben ließ. Verantwortlich für die Konzertaufnahmen und die dokumentarischen Einsprengsel zeichnet der US-Amerikaner D.A. Pennebaker, von dem ich bisher lediglich den famosen Depeche-Mode-Konzertfilm „101“ kannte.
Pennebaker zeigt uns ohne jeglichen Voice-over-Kommentar Bowie mit seinem fiesen Vokuhilascheitel in der Maske und die Band beim Stimmen ihrer Instrumente sowie die Fans vorm Hammersmith, die sich teilweise wie ihr Idol geschminkt haben. Eine Angie sagt noch kurz Hallo in der Maske – aha, wohl seine Ehefrau Angela – und dann geht’s auch schon mit einer sehr rockigen Nummer los. Die Lichteffekte werden gut eingefangen und vermitteln ein Live-dabei-Gefühl. Bowie wechselt seine Klamotten, spielt „All the Young Dudes“ und gibt sich sehr tuntig. Die Kamera beschert uns viele coole Zooms ins Publikum. Während eines langen Gitarrensolos sucht Bowie kurz die Garderobe auf und wird von der Kamera begleitet. Bei „Changes“ unterstützt Bowie seine Band auf der Akustikklampfe – hey, cooler Song!
Die Akustikgitarre spielt er auch bei „Space Oddity“, während die Kamera diesmal etwas arg indiskret und aufdringlich ins Publikum zoomt und weinende Mädchen einfängt. Die darauffolgende Nummer ist dann sogar fast ausschließlich auf Bowie und seine Gitarre reduziert. In der nächsten Pause sehen wir Siggi mit nichts als Stardust auf der Haut in der Garderobe, bevor er in neuem Kostüm und mit Mundharmonika für den nächsten, etwas schräg klingenden Song zurückkehrt. Die weiteren Nummern performt er in einer hautengen Klamotte und sein Gitarrist dudelt die Mädels im Publikum in einen Trancezustand. Minutenlanges improvisiert klingendes Gitarrengewichse wird von Bowie im Badeanzug – eine Pantomime-Einlage liefernd – abgelöst. Daraufhin stellt er seine Band vor, mit der er, netzhemdtragend und wieder akustikklampfend, „White Light/White Heat“ von Velvet Underground zum Besten gibt. Dies war der nominell letzte Song, doch die Meute will mehr – und einen gibt’s noch (laut setlist.fm gab’s sogar noch ein paar mehr).
„Ohne künstlerische Ambitionen abgefilmter Live-Auftritt“, urteilte das Lexikon des internationalen Films. Doch wozu braucht es künstlerische Ambitionen bei der Dokumentation der Kunst eines anderen? Verstehe diese Kritik also wer will. Für mich als Bowie-Laien ist „Ziggy Stardust and the Spiders from Mars” ein lohnender Konzertfilm, der mir einen offenbar sehr authentischen Eindruck eines Bowie-Konzerts der damaligen Zeit und Tournee vermittelt und mir dabei vor Augen führt, was ich an Bowie mag, aber auch, womit ich nur wenig bis nichts anfangen kann. Einen Mehrwert bietet übrigens die Arte-Ausstrahlung, für die man sich die Mühe deutscher Untertitel machte.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)