Blap hat geschrieben: In den späten Achtzigern -der Verfall setzte bereits noch früher ein- ging das italienische Genrekino den Bach herunter. Gestandene Regisseure zogen sich aus dem Geschäft zurück, verstarben oder drehten Fernsehproduktionen. Nachwuchstalente wie Soavi erlangten -ausserhalb der "Fanszene"- leider nur einen geringen Bekanntheitsgrad, der breiten Masse sind Perlen wie z.B. "La Chiesa" oder "DellaMorte DellAmore" kein Begriff. Lamberto Bava trägt einen grossen Namen, konnte aber nie die Qualität seines Vaters erreichen (Ich mag Lamberto, doch ein "Genie" ist er wohl eher nicht).
Das stimmt. Das gesamte italienische Genre-Kino ist in den späten 80ern gestorben. Nicht nur Argento. Eine sehr bedauerliche Entwicklung, aber sie war wohl aufgrund ökonomischer Umstände unvermeintlich. Soavi hat sich ja quasi selber aus dem Filmgeschäft zurückgezogen und Bava Jr. hat sich (sehr erfolgreich übrigens) auf Fantasy-TV-Serien spezialisiert. Für kleine Genre-Filmproduktionen wurde kein Geld mehr ausgeben und wenn, dann nur billigst Direct-to-video gedreht. Die goldene Zeit war vorbei und wird nie wieder kommen. Finden wir uns damit ab.
Blap hat geschrieben:Dario Argento steht gewissermaßen als letzter der "Grossen Alten", auf dem nur noch spärlich bestellten Totenacker des einst prächtigen Italo-Kinos herum. Seine Filme der beiden letzten Jahrzehnte muten in der heutigen Zeit "seltsam" und "unmodern" an.
Wenn sie "seltsam" und "unmodern" wären hätte ich da kein Problem mit. Von den neuere Argentos kenne ich jetzt nur "Giallo" und der war einfach langweilig und extrem uninspiriert.
Blap hat geschrieben:Ich finde es gar ein wenig befremdlich, wenn man Argentos neuerern Filmen plötzlich Vorwürfe um die Ohren haut, die man auf sein gesamtes Schaffen beziehen könnte. Lücken in den Drehbüchern, ab und an magere Leistungen der Darsteller? Gab es früher auch, doch bei Argento sind auch die angeblichen Schwächen auf besondere Art liebenswert.
Stimmt. Diese Schwächen gab es auch schon vorher. Aber bis, sagen wir mal, "Terror in the Opera" gelang es Argento immer wieder, diese mit fetten Effekten (innovative Kameraarbeit, atmosphärische Beleuchtung, geniale Musik, ausgefeilte Plansequenzen) zu überdecken. Sein Kino war reines Oberflächenkino, durch welches man nicht so einfach zunehmend hohler werdenen Inneren vordringen konnte (und vor allem auch
wollte). Diese "Schutzschicht" ist jetzt weg. Und wenn Argento versucht sie zu reproduzieren bleibt sie - um im Bild zu bleiben - durchsichtig.
Was ich sehr schade finde ist, dass er den mit "Stendahl Syndrome" eingeschlagenen Weg, mehr zu einem raueren und "menschelnden" Stil hin, nicht weiter verfolgt hat. "Sleepless" fand ich auch nicht überzeugend, da er die Mixtur aus "altem Stil" (den er hier noch im Intro noch einmal schön nachfilmte - auch wenn es eher wie eine Argento-Hommage eines anderen Regisseurs wirkte) und "neuem" (im zweiten Teil) nicht so recht funktionierte.
Mein Ranking (wobei Platz 1-11 nach Lust und Laune Schwankungen unterworfen sein können):
1. Suspiria
2. Deep Red
3. Inferno
4. Geheimnis der schwarzen Handschuhe
5. Four Flies on Grey Velvet
6. Tenebre
7. Die neunschwänzige Katze
8. Stendahl Syndrome
9. Die Halunken
10. Phenomena
11. Terror in der Oper
12. Trauma
13. Two Evil Eyes
14. Sleepless
15. Phantom der Oper
16. Giallo
Nicht gesehen: Card Player, Do You Like Hitchcock?, Mother of Tears, Pelts, Jenifer, Il tram