Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

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Nello Pazzafini
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von Nello Pazzafini »

ihr wisst, ich brauch italienisches.......zumindest partiell ;)

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Siebzehn Jahr - Blondes Haar
OT: La Battaglia dei Mods (!)
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u.a. mit Udo Jürgens, Blacky Fuchsberger, Ricky Shayne

Ich hab mir den gestern angetan, gar nicht mal so schlecht, hab mir ein paar Notizen gemacht, ich glaub ich mach nen Fred auf :D :) :kicher:

noch kurz zu Hardrock Zombies, hab eure postings damals nicht gelesen, SUPERfilm, köstliche unterhaltung, muss ich demnächst wieder sichten, hab die US VHS und kann euch auch nur die empfehlen denn nur da ist auch sogar Adolf mit dabei :? :o :shock: :D :thup:
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"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
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buxtebrawler
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von buxtebrawler »

Nello Pazzafini hat geschrieben:noch kurz zu Hardrock Zombies, hab eure postings damals nicht gelesen, SUPERfilm, köstliche unterhaltung, muss ich demnächst wieder sichten, hab die US VHS und kann euch auch nur die empfehlen denn nur da ist auch sogar Adolf mit dabei :? :o :shock: :D :thup:
Der muss endlich uncut mit dt. Sünkro auf DVD her, verdammte Hacke nocheins! :x
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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dr. freudstein
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von dr. freudstein »

Echt, nur in der US-Version?
Na gut, wenn wir schon mal von einem ausländischem Veget(=Gemüse)ARIER regiert wurden, dann darf der natürlich auch in diesem Film nicht fehlen, allerdings kenne ich HARDROCK ZOMBIES noch gar nicht, aber klasse Titel, passend für einen anderen Fred :kicher:

@Bux: Wie schwer ist Dir das mit der Santinschen Variante von Synchro gefallen (Sünkro) :? :o :shock:
Ich bin fassungslos :roll:
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Nello Pazzafini
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von Nello Pazzafini »

dr. freudstein hat geschrieben:Echt, nur in der US-Version?
Na gut, wenn wir schon mal von einem ausländischem Veget(=Gemüse)ARIER regiert wurden, dann darf der natürlich auch in diesem Film nicht fehlen, allerdings kenne ich HARDROCK ZOMBIES noch gar nicht, aber klasse Titel, passend für einen anderen Fred :kicher:

@Bux: Wie schwer ist Dir das mit der Santinschen Variante von Synchro gefallen (Sünkro) :? :o :shock:
Ich bin fassungslos :roll:
ja nur in der US, neben Adolf gibts auch Gassssssss :? :o :shock:

You cant keep a good band down.... :kicher:

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buxtebrawler
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von buxtebrawler »

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Hard Rock Zombies
Jesse und seine Band verdienen sich ihren Unterhalt als kleine Heavy Metal-Band und stehen kurz vor ihrem großen Durchbruch. Ihnen steht eine große Show im kleinen Städtchen Grand Guignol bevor, da warnt sie die junge Cassie, nicht dort aufzutreten. Die Anwohner der schrulligen Ortschaft befürchten, dass die Musik schlechten Einfluss auf ihre Kinder hat und wollen die Band verbieten lassen, doch die trotzt allen Widrigkeiten und bereitet ihren großen Gig vor. Die Band bekommt sogar Gelegenheit auf einem Anwesen in der Nähe der Stadt zu übernachten und dort vor den etwas seltsamen Anwohnern zu proben. Doch bald wissen sie, warum sie hierhin gelockt wurden: Die Familie ist ein sadistischer, blutrünstiger Haufen Wahnsinniger, geleitet von keinem Geringerem als Adolf Hitler, der mit Hilfe seiner Leibgarde der Band ein schreckliches Ende bereitet. Doch die Weltherrschaftspläne Hitlers werden jäh durchkreuzt, als die Band auf Hilferuf ihres größten Fans als Untote aus den Gräbern steigen. Nun müssen sie ein letztes Mal ihre große Rockshow abliefern und dabei die untoten Horden und Gehilfen des verrückten Diktators aus dem Weg räumen. [Quelle: wicked-vision]
“Holt die braune Unterwäsche raus, die ganze Welt soll sie sehen! Heut ist der Tag der Tage, auch der kritischen Tage, meine Damen! Es gibt viel zu tun, fangt schon mal an! No hope, no dope, no future! Überall wo ich bin, herrscht Chaos, aber ich kann nicht überall sein! Ich fordere Freiheit für Luis Trenker, nieder mit dem Watzmann, nieder mit der Schwerkraft, es lebe der Leichtsinn! Lieber Petting statt Pershing, lieber geil als cruise missile, lieber kopulieren als koalieren! Amis raus aus USA, Winnetou ist wieder da!“

Oh mein Gott! Was der indische (!) Regisseur Krishna Shah im Jahre 1984 mit der US-Produktion „Hard Rock Zombies“ abgeliefert hat, ist definitiv der schlimmste aller „Horror meets Metal“-Filme, die die 1980er hervorgebracht haben. „Hard Rock Zombies“ ist sozusagen der Troma-Film, der keiner war, denn an jene freiwilligen Trasher erinnert dieses völlig überdrehte Machwerk doch stark. Neben Hardrock- bzw. Metal-Klischees hagelt es Geschmacklosigkeiten am laufenden Band, wenn Jesse und seine Band auf Tour ins kleine Kaff Grand Guignol (man beachte den Namen und sehe notfalls bei Wikipedia nach...) kommen und sich mit einer debilen, ablehnenden Dorfbevölkerung konfrontiert sehen, welche der Gruppe übel mitspielt. Obwohl Jesse noch konstatiert „Ohne Rock keinen Bock!“ hat dort kaum jemand Bock auf Rock, lediglich die niedliche Cassie hegt Sympathien, doch ihre Warnungen werden nicht ernst genommen. So kommt es, wie es kommen muss (?) und die Band wird nach einer Probe in die nicht ganz so ewigen Jagdgründe ähm... gejagt. Es stellt sich nämlich bald heraus, dass es sich bei der wahnsinnigen Familie nicht etwa um herkömmliche Südstaaten-Asis, sondern um den GröFaZ höchstpersönliche sowie dessen Frau Eva und ihre (kleinwüchsigen) Nachkommen handelt. Doch glücklicherweise verhilft die Kraft des Rock’n’Roll den Musikern zu einer zweiten Karriere als untote Nazi- und Ghoul-Jäger, so dass dem Siegeszug der „Hard Rock Zombies“ gegen größenwahnsinnige Diktatoren nichts mehr im Wege steht.

„Das ist ja alles wie in einem billigen Film!“, heißt es da, und das trifft es auf den Kopf: „Hard Rock Zombies“ macht zu keiner Sekunde einen Hehl daraus, eben genau das zu sein: Ein billiger Film, ein Trash-Exploiter par excellence, ein Feuerwerk des schlechten Geschmacks. Der Film wirkt wie eine Semi-Amateur-Produktion, schauspielerische Leistungen, die Qualität der durchaus vorhandenen Masken- und Splattereffekte etc. bewegen sich auf unterem Niveau, doch darum geht es auch gar nicht. Es sind vielmehr die unglaublichen Ideen, die die Handlung dem Zuschauer auftischt und mit einer irrsinnigen Freude zelebriert, ohne sich dabei zu schämen, ganz im Gegenteil: Es wird ständig noch einer draufgesetzt, lediglich die hochprofessionellen, aber superkitschigen Kommerzrock-Songs von Emmy-Gewinner Paul Sabu, die zu diesem Film passen wie der Papst auf ein Black-Metal-Konzert, laden zu Verschnaufpausen ein. Ob Sabu wusste, wofür er seine Stücke beisteuert? Leider spielt die Band auch in zombifiziertem Zustand keinen Death Metal... Ach ja, und unbedeckte, sekundäre weibliche Geschlechtsmerkmale dürfen bei dieser Sause natürlich ebenso wenig fehlen wie eine nette Romanze.

Als das seltsame Familienoberhaupt sich seine Maske vom Kopf reißt und als Hitler zu erkennen gibt, wäre ich fast vom Stuhl gekippt. Doch damit nicht genug, die Dialoge – allen voran Hitlers Geplapper (unbedingt die ungeschnittene Fassung sichten!) – sind der absolute Hammer und eigentlich allesamt zitierwürdig („Je mehr Leute man unter die Erde bringt, desto weniger verpesten sie die Luft!“). Das spare ich mir aber genauso wie eine Aufzählung aller idiotischen Szenen wie die eines sich selbst aufessenden Zwergs in einer Latexmaske, Hitlers Enkelkinder, die Opa beim Sex zusehen wollen und auch dürfen oder Eva Brauns zweite Identität als Werwölfin. Selbst ansehen lautet die Devise, aber Vorsicht: Mit dem einen oder anderen Troma-Film, Naziploiter oder einem harmloseren Vertreter trashigen Musikhorrors sollte man sich schon einmal auseinandergesetzt haben – anderenfalls liefe man Gefahr, einen schwerwiegenden Kulturschock zu erleiden. Und für Menschen, die nicht über genügend Distanz zu den Greuel des Dritten Reichs verfügen, dürften all die Hakenkreuze und Hitlers von einem dreifachen „Sieg Heil!“ abgeschlossene Lobrede auf seine Gaskammerkonstruktion eindeutig zuviel sein.

P.S.: Ob die Rechtschreibfehler im Abspann Absicht waren, um den Trash-Aspekt noch einmal zu unterstreichen...?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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dr. freudstein
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von dr. freudstein »

Regisseur :opa:
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Vinz Clortho
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von Vinz Clortho »

Apropos RAMONES ... hier einer der bewegendsten, anrührendsten Filme mit/über Musik der letzten neunzig Jahre. Mindestens.

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buxtebrawler
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von buxtebrawler »

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Joe Strummer: The Future Is Unwritten
Vier Jahre nach Strummers Tod hat Temple, der die Punkbewegung schon 1976 gefilmt hat, seine eigenen Aufnahmen aus dieser Zeit mit Archivmaterial von Strummers Kindheit bis hin zu seiner Zeit mit den Mescaleros kombiniert. Schulfreunde erzählen von der Verwandlung des kleinen charismatischen John Mellor in den Punkleader Joe Strummer. Die Clash-Mitglieder Nicky »Topper« Headon, Mick Jones und Terry Chimes, der Manager Bernie Rhodes und der Sex Pistol Steve Jones treten als Zeugen der ersten Stunde auf, während Bono von U2, Anthony Kiedis von den Red Hot Chilli Peppers, John Cusack und Jim Jarmusch über Strummers Einfluss auf ihr musikalisches Schaffen sprechen. Der politisch engagierte Leader ist immer noch ein Idol für viele Bands unterschiedlichster Musikstile, die sich noch heute von seiner Persönlichkeit und seinem Engagement beeinflussen lassen. Diese Beziehungen werden mit bislang teilweise unveröffentlichtem Archivmaterial der Hippie- und Punkbewegung gemischt, deren Musik, Kultur und Kämpfe Strummers Persönlichkeit gebildet haben. (Quelle: http://www.goodmovies.de)
Für seinen Dokumentarfilm „The Future Is Unwritten“ aus dem Jahre 2007 zeichnet der britische Dokumentarfilmer Julien Temple („The Great Rock’n’Roll Swindle“) das Leben Joe Strummers, dessen kulturelles Selbstverständnis und Schaffen, nach. Joe Strummer wird in erster Linie mit THE CLASH, der besten und bedeutendsten Punkband, assoziiert, hat sich aber auch zahlreichen anderen Projekten gewidmet, bevor er überraschend im Winter 2002 an den Folgen eines angeborenen Herzfehlers viel zu früh verstarb.

Temple hat bereits Erfahrung mit Rock’n’Roll-Filmen und Punk-Dokus und konnte dadurch nicht nur auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen, sondern auch auf viel Archivmaterial, das er über die Jahre hinweg – angefangen in der Sturm-und-Drang-Zeit der Punk-Revolution – angesammelt hat. Das wäre der erste große Pluspunkt des Films: Man bekommt bislang unbekannte Aufnahmen zu sehen anstelle der immer gleichen TV-Archivaufnahmen oder Filmausschnitte, die immer wieder in Dokumentationen und Reportagen zweit-, dritt- oder viertverwertet werden. Zudem bekam er Zugriff aufs das Privatarchiv der „Familie Strummer“, wodurch es Kindheits- und Jugendaufnahmen in den Film geschafft haben.

Ideen für die Gestaltung seines Films hatte Temple so einige: So besteht ein nicht unerheblicher Teil von „The Future Is Unwritten“ aus Ausschnitten von Spielfilmen, insbesondere George-Orwell-Verfilmungen, womit er eine Brücke zum politik- und gesellschaftskritischen Inhalt des Schaffens Strummers schlägt. Ferner war „Commandante Joe“, wie ihn Attila the Stockbroker nannte, in früher Zeit ein gar nicht mal so unbegabter Comiczeichner, weshalb Temple Strummers alte Zeichnungen animieren ließ und in seinen Film integrierte. Für meinen Geschmack wurde gerade von den Filmausschnitten aber etwas viel Gebrauch gemacht, lieber hätte ich weitere Originalaufnahmen gesehen.

Wie Strummer es gern tat, versammelte Temple diverse Weggebleiter Strummers um Lagerfeuer und führte dort seine Interviews. Das sorgt mal mehr, mal weniger – abhängig vom jeweiligen Gesprächspartner – für eine besondere Atmosphäre, kann aber auch schnell kitschig wirken. Dem einen nimmt man das Lagerfeuer eben mehr als dem anderen… Das Prasseln des Feuers wirkte sich auch nicht immer störungsfrei auf den Ton aus, was aber vermutlich beabsichtigt zwecks Authentizität nicht großartig nachbearbeitet wurde.

Zu Wort kommen ehemalige Genossen aus der Hausbesetzerzeit, Musikerkollegen, die mit ihm zusammen musiziert haben, z.B. Mick Jones und Topper Headon von THE CLASH, aber auch andere wie Steve Jones (THE SEX PISTOLS) und Bono (U2). Außerdem äußern sich einige Schauspieler wie Johnny Depp, John Cusack und Matt Dillon zu ihren Erfahrungen mit THE CLASH und Joe Strummer.

Temple erwähnt auch die weniger erfolgreich gebliebenen musikalischen Projekte Strummers und geht auf dessen Tätigkeiten als Schauspieler und Filmmusikkomponist ein, bis er sich wieder ausführlicher mit Strummers letzter Band, den MESCALEROS, beschäftigt. Bei all dem werden auch auf angenehme Weise die Widersprüchlichkeiten der Band THE CLASH bzw. den Punk-Phänomen im Allgemeinen und Strummers Person im Speziellen aufgezeigt, ohne zu be- oder verurteilen. Wirklich tiefgreifend Persönliches erfährt man aber eher weniger, Strummer künstlerische Ader steht eindeutig im Vordergrund. Aufgrund der Bandbreite, die es in der Kürze der Spielzeit abzudecken galt, bleibt natürlich vieles lediglich angerissen. Oberflächlichkeit möchte ich Temple aber nicht vorwerfen, denn dafür wurden zu viele Details berücksichtigt, denen manch anderer wenig Bedeutung beigemessen und sie deshalb verschwiegen hätte.

Ich hatte mich lange damit schwergetan, mir den Film anzusehen, obwohl oder vielleicht gerade weil ich selbst großer Fan von THE CLASH und anderen Projekten Strummers bin. Ich wollte mir meine eigene Sichtweise auf die Dinge nicht kaputtmachen lassen und wusste auch nicht, warum ich Leuten wie Bono dabei zuhören sollte, wenn sie über Punkrock-Ikonen schwadronieren. Letzteres weiß ich bis heute nicht und manches wirkt aus meiner Sicht etwas deplatziert, unterm Strich bin ich aber zufrieden mit „The Future Is Unwritten“ und hoffe, dass er viele bzw. die richtigen Menschen, die bisher keinen Zugang zu Joe Strummer gefunden hatten, inspiriert hat – in welcher Hinsicht auch immer.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von buxtebrawler »

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The Filth and the Fury

„Wir gaben zwei Jahre lang 200% und das war’s dann.“

Die „Rockumentary“ „The Filth and the Fury“ aus dem Jahre 2000 ist die nach „The Great Rock’n’Roll Swindle“ zweite filmische Auseinandersetzung des britischen Regisseurs Julien Temple („Joe Strummer: The Future is Unwritten“, „Absolute Beginners“) mit den Punkrock-Pionieren der Sex Pistols.

Zeigte 1980 „The Great Rock’n’Roll Swindle“ den Werdegang der Skandalband noch hauptsächlich auf satirische Weise aus Sicht ihres umtriebigen Managers Malcolm McLaren, hat Temple „The Filth and the Fury“ wesentlich stärker im Stil eines klassischen Dokumentarfilms gehalten und lässt die einzelnen Bandmitglieder sowie einige Wegbegleiter persönlich zu Wort kommen. Weder McLaren noch die Sex Pistols haben seinerzeit den Punk erfunden; sie waren es aber, die durch ihre Zusammenarbeit in einer Mischung aus geschickter Berechnung und natürlichem Chaos in Verbindung mit trashigem Asi-Charme, purer Provokation und juveniler Unbedarftheit massiv in die Medien drangen und entschieden dazu beitrugen, während der kurzlebigen Bandhistorie ein Massenphänomen aus dem rebellischen Sound von der Straße zu machen. Die Sex Pistols wurden zu DEM Aushängeschild britischen Punkrocks und zu Stilikonen der Bewegung, die an vorderster Front die Punk-Explosion vorantrieben.

Julien Temple setzt das Punk-Phänomen in einen zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext, indem er auf die sozialen Umstände des Englands der zweiten Hälfte der 1970er-Dekade sowie die persönlichen Beweggründe und Hintergründe der einzelnen Bandmitglieder eingeht. Er zeigt die Perspektivarmut einer von Arbeitslosigkeit geplagten und von abgehobenen Artrock-Dinosauriern gelangweilten Jugend innerhalb einer verrohenden Gesellschaft, in der jeder sich zunehmend selbst der Nächste wurde und sich immer weiter von ihren Idealen entfernte, während sie sich vordergründig an alten Werten festklammerte, die nicht mehr viel mit der Realität zu tun hatten. In diese Zeit platzte ein roher, ungeschliffener Klang simpel gestrickter Rock’n’Roll-Songs, die an die 50er/60er-Jahre sowie Glam- und Pubrock anknüpften und schon bald eine ganz eigene, unverkennbare Identität entwickelten; mit Texten, die aus dem Bauch heraus entstanden und voller Provokation und Zynismus steckten. Obwohl die Sex Pistols nur ein einziges Studioalbum herausbrachten, durchliefen sie in kürzester Zeit sämtliche Stationen des Aufstiegs und Falls einer stets ihrem Ruf vorauseilenden, gleichsam kreativen, interessanten wie unberechenbaren, gefährlichen Rockband.

Die einzelnen Bandmitglieder sind während ihrer zeitgenössischen Kommentare lediglich als Silhouetten zu sehen, die Gesichter im Gegenlicht unkenntlich geschwärzt. Interviews, Statements, Archivmaterial und Ausschnitte aus „The Great Rock’n’Roll Swindle“ wechseln sich ab mit Fragmenten einer Shakespeare-Theater-Inszenierung, die auf ihre Weise die damaligen Vorgänge mitkommentiert. Dies sind Teile des Temple-typischen künstlerischen Anspruchs an seine Dokumentarfilme; ansonsten lässt man die zeitgeschichtlichen Originalaufnahmen sprechen. Diese waren teilweise schon in anderen Punk-Dokumentationen zu sehen, ein großer Teil war mir hingegen noch unbekannt. Am beeindruckendsten sind natürlich die Live-Ausschnitte von Sex-Pistols-Konzerten, die perfekt die ungezügelte, anarchische, rasende Energie der Band verdeutlichen. Wunderbar auch die Original-Interviews mit dem viel zu früh verstorbenen zweiten Bassisten der Band, Sid Vicious. Ungeschönt, teils bizarr, teils lustig, teils erschreckend sind die alten Aufnahmen, kommentiert mit 20 Jahren Abstand und der Reife und Erfahrung der verbliebenen Bandmitglieder, die nicht nur gut übereinander sprechen. Auffallend ist, wie sehr Sid Vicious’ Drogenabhängigkeit und sein schließlich daraus resultierender früher Tod insbesondere Sänger John Lydon alias Johnny Rotten an die Nieren geht, was mit gern kolportierten Aussagen hinsichtlich seines Verhältnisses zu Vicious aufräumt und dem Film um das sonst gern so sarkastische und selbstironische Sex-Pistols-Treiben eine überaus tragische und ernste Note verleiht. Diese äußert sich auch in der Beurteilung von McLarens Management-Tätigkeiten in der Retrospektive, der in Form von Archivzitaten zu Wort kommt. Unterschiedliche Meinungen und Perspektiven wurde Raum geboten; so bietet sich dem Zuschauer ein angenehm offenes, ehrliches und vor allem differenziertes Bild über die damaligen Vorgänge, zwischen Kunst und Kommerz, Anspruch und Hysterie, Idealismus und Ausbeutung, Rock’n’Roll und Repression, Leidenschaft und Hass, Inszenierung und Authentizität, zu denen es nicht DIE eine objektive Meinung gibt und geben kann.

„The Filth and the Fury“ bietet einen sehr realistischen, wenig nostalgischen, stellenweise eher bitter-sachlichen Einblick in die damalige Zeit und zeigt, warum es so nicht dauerhaft weitergehen konnte. Die Sex Pistols lösten sich ausgebrannt und sich in einer Sackgasse befindend bereits 1978 auf und gingen anschließend – bis zu ersten Reunion 1996, die im Film übrigens keine Erwähnung findet – eigene Wege. Die Punks jedoch reagierten entsprechend und schufen, nachdem der Medienrummel und die großangelegte Bewegung abgeklungen waren, eigene subkulturelle Strukturen, in denen sich außerhalb des Establishments noch immer wütende, kreative Geister austoben können. Die Sex Pistols hingegen haben sich mit ihrer Pionierarbeit auf ewig ein Denkmal gesetzt, unzählige Bands und andere Künstler beeinflusst und zu ihrer Zeit Gesellschaft, Medien und Musikindustrie einen kräftigen Arschtritt verpasst. Die gern auch kritische Auseinandersetzung mit ihnen und der von ihnen mitgeprägten Zeit bleibt hochinteressant und spannend. „The Filth and the Fury“ ist eine großartige „Rockumentary“, die ihrem Thema absolut gerecht wird. Never Mind the Bollocks!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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Adalmar
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Re: Foren-relevante (Horror-) Filme mit Musik-Thematik

Beitrag von Adalmar »

buxtebrawler hat geschrieben:Er zeigt die Perspektivarmut einer von Arbeitslosigkeit geplagten und von abgehobenen Artrock-Dinosauriern gelangweilten Jugend innerhalb einer verrohenden Gesellschaft
Ich wusste, dass da irgendwo so eine Bemerkung stehen würde. Eins ist klar, in der Weltgeschichte waren die Dinosaurier bislang definitiv die Größten :troest: Ich frage mich ja angesichts der Sex Pistols vor allem immer, wie authentisch diese ganzen provokanten Auftritte eigentlich waren, das kommt mir schon eher wie ein großer Rock'n'Roll-Schwindel vor. Aus meiner Sicht beginnt mit dem Punk die Musik aus dem Focus der Rockgeschichte zu verschwinden und an ihre Stelle treten Image und Selbstinszenierung (wobei das bei den Rockbands der 60er auch schon eine große Rolle spielte, allerdings waren z. B. die Beatles auch begnadete Songschreiber und kannten weitaus mehr als drei Akkorde). Das geht dann in den Siegeszug von MTV über, wo immer mehr die optische Präsentation die entscheidende Rolle übernimmt.
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