Stars of Exploitation # 66 - Eva Bartok

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Moderator: jogiwan

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Prisma
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Stars of Exploitation # 66 - Eva Bartok

Beitrag von Prisma »


♦ EVA BARTOK ♦ (* 18. Juni 1927 in Budapest † 01. August 1998 in London)

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»Mir genügt es zu wissen, dass alles so kommen wird, wie es kommen soll.«
Filmauswahl:

♦ Der rote Korsar (1952)
♦ Der letzte Walzer (1953)
♦ Orientexpress (1954)
♦ Spionagenetz Hamburg (1955)
♦ Dunja (1955)
♦ 10.000 Schlafzimmer (1957)
♦ Der Arzt von Stalingrad (1958)
♦ Madeleine Tel. 13 62 11 (1958)
♦ Unter Ausschluss der Öffentlichkeit (1961)
♦ Es muss nicht immer Kaviar sein (1961)
♦ Diesmal muss es Kaviar sein (1961)
♦ Eheinstitut Aurora (1962)
♦ Blutige Seide (1964)


Schon als junges Mädchen hatte Éva Ivanova Márta Szőke den Wunsch, einmal eine berühmte Schauspielerin zu werden und es sollte tatsächlich in Erfüllung gehen, bis man sie schließlich international als Eva Bartok feierte. Dabei war der Weg bis dorthin für die aus Ungarn stammende Interpretin alles andere als leicht. Immer wieder hörte man sie betonen, ja, sich beinahe rechtfertigen, dass ihr Ruhm und Glamour nicht einfach in den Schoß gefallen seien. Eva Bartok ist auch heute noch in relativer Erinnerung geblieben, da sie vor allem durch ihr turbulentes Privatleben von sich reden machte. In einer Art Zweck-Symbiose mit der Presse erlebte man die gläserne Frau, Opfer und Gejagte, aber ebenso Initiatorin und Nutznießerin der sagenumwobenen Geschichten rund um ihr Privatleben. Sie arrangierte sich mit dem kalten, unerbittlichen Blick der Medien und obwohl die Berichterstattung meistens ziemlich einseitig vonstatten ging, konnte sich die Schauspielerin eben genau diese widrigen Voraussetzungen zu Nutze machen und wurde für Filmschaffende zum Objekt der Begierde. Zeitweise gehörte sie zu den Darstellerinnen, die mitunter die höchsten Gagen erhalten haben. Ihren ersten und einzigen ungarischen Film "Mezei próféta" drehte sie im Jahre 1947 und orientierte sich umgehend über die Grenzen der nicht optimalen Voraussetzungen hinaus, bis sie im Jahre 1952 den internationalen Durchbruch in Robert Siodmaks "Der rote Korsar" an der Seite von Burt Lancaster schaffte, der sich persönlich dafür eingesetzt haben soll, dass ihr die Rolle anvertraut wurde.

So nahm die Karriere von Eva Bartok endgültig an Fahrt auf und wie es in einer solchen naturgemäß ist, waren bedeutende und weniger bedeutende Produktionen dabei. Seltsamerweise ist die Erinnerung an die Darstellerin Eva Bartok heute in der Regel mehr und mehr verblasst, beinahe vage geworden, und falls überhaupt, ist sie eher als temperamentvolle Diva und skandalumwitterter Filmstar mit unzähligen Allüren lebhaft im Gedächtnis geblieben. Vor allem aber wird sie hauptsächlich mit ihren Männern in Verbindung gebracht, respektive ihrem vierten Ehemann Curd Jürgens. Das Medieninteresse ist in dieser Beziehung insgesamt, aber vor allem bei dieser Allianz sehr hoch gewesen, oft waren Berichterstattung und Kommentare wertend und kopflastig, bei genauerer Betrachtung sogar nahezu zynischer Natur, wenn man gewisse Hintergründe und schicksalhafte Begegnungen betrachtet. Hier sorgte Eva Bartok, oder "Ilaina" - wie sie von ihrem religiösen Mentor Pak Subuh nach ihrer tiefgreifenden spirituellen Wandlung genannt wurde - für aufklärende Worte, beeindruckende Ansichten und bewegende Momente, als sie 1959 ihr bemerkenswertes Buch "Worth living for" vorstellte, das in England sogar zum Bestseller wurde und welches gerechtfertigterweise sehr gute Kritiken bekam. Wenn man nach Informationen zu Eva Bartok sucht, ist es erstaunlich, dass sich auch heute noch einiges an Material finden lässt, jedoch ist sie als Schauspielerin wie gesagt eher in Vergessenheit geraten, beziehungsweise man nennt sie nicht in einem Atemzug mit den großen renommierten Stars des damaligen Kinotopp. Daher wird die weitreichende Vorstellung von Eva Bartok eine interessante und spannende Angelegenheit werden.

Der persönliche Eindruck zu Eva Bartok fällt wieder einmal eindeutig aus. Allem voran steht erneut die Begeisterungsfähigkeit einer Schauspielerin, die die Möglichkeiten hatte, sich innerhalb der starken Konkurrenz merklich hervorzutun. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob der Verlauf ihrer Karriere von den Medien konstruiert wurde, oder sie sich durch harte Arbeit und Disziplin profilieren konnte. Im Vordergrund stehen ihre Filmauftritte die begeistern und dokumentieren, warum Eva Bartok nach wie vor eine faszinierende Persönlichkeit ist, die es absolut wert ist, sich näher mit ihr zu beschäftigen und sie wieder ein wenig mehr in den Fokus zu rücken, oder ins Gedächtnis zu bringen. Ihr Name war bekannt auf internationalem Parkett, auf nationaler Ebene wurde sie zum gefragten Star. Zunächst bringt man den Typ Eva Bartok eher mit eleganten Damen von Welt in Verbindung, gerne mit Vergangenheit und zwielichtiger Aura ausgestattet. Aber betrachtet man ihre Filmkarriere ganzheitlich, zeigt sie sich als überzeugende Interpretin mit sehr vielen unterschiedlichen Gesichtern. Mit Attraktivität und Verve ausgestattet, war sie im Rahmen der Zuschauergunst sowohl für das Auge des Mannes, als auch das Auge der Frau geeignet. Oftmals wirkte sie in ihren Rollen unnahbar und spielte mit ihrem grundeigenen Stolz, ihr Wesen wurde hin und wieder von einer Art spröden Zurückweisung getragen, ihre tiefen, dunklen Augen konnten der Anforderung entsprechend Sehnsucht und Melancholie, aber auch Feuer und Temperament transportieren. In etlichen Produktionen wurde ihr charmanter ungarischer Akzent wegsynchronisiert, was rückblickend eigentlich sehr schade ist. Trotz ihrer Festlegung auf einen ganz gewissen Frauentyp wirkt sie stets flexibel und leichtfüßig genug, um jeden Film zu bereichern und bei dem Blick durch mehrere ihrer bedienten Genres offenbaren sich erinnerungswürdige Konturen. Eva Bartok - ein erwähnenswerter Fall (wenngleich sie auch nicht gerade das Exploitation-Gewerbe bediente), bei dem auch viele Anteile aus ihrem Leben hinzu kommen werden.
Zuletzt geändert von Prisma am Mo 23. Feb 2015, 17:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Stars of Exploitation # 66 - Eva Bartok

Beitrag von jogiwan »

hach... ich liebe Eva mit dem roten Telefon in der Hand... so elegant - so abgründig! Danke für den schönen Text! :thup:

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it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Prisma
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Re: Stars of Exploitation # 66 - Eva Bartok

Beitrag von Prisma »

jogiwan hat geschrieben: Bild
Oh ja, das ist natürlich eines der schönsten Bilder von ihr! :nick:

Schade dass Eva Bartok bereits 1966 ihre Karriere beendet hat, ich hätte sie sehr gerne im Film der frühen 70er Jahre gesehen. Insbesondere Gialli hätte sie sicherlich bereichern können.
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Prisma
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Re: Stars of Exploitation # 66 - Eva Bartok

Beitrag von Prisma »


EVA HORN in EHEINSTITUT AURORA (1962)

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Eine verurteilte Strafgefangene bekommt nach einigen Jahren Gefängnis einen einwöchigen Hafturlaub. Ihre finanziellen Verhältnisse lassen es zu, dass sie ihre Gefängniskluft sehr schnell gegen ihre gewohnt edle Garderobe und einen Nerz tauschen kann. Trotz ihrer nahezu aufdringlichen Eleganz wirkt sie unsicher, nervös und gehemmt. Kein Wunder da die Zeit drängt, denn sie muss sich mit ihrem Anwalt auf die Suche nach einem Mörder begeben, für den sie im Zuchthaus sitzt. Der erste Eindruck stellt sich auch als der richtige heraus, denn Eva Bartok ist wie geschaffen für die Rolle der Eva Horn. Neben der erwähnten Optik stattet sie ihre Figur mit glaubhaften Attributen aus, ihre Situation erscheint nach fünf Jahren Haft nicht nur unerträglich, sondern auch nahezu aussichtslos zu sein. Die Geschichte arbeitet die Veranschaulichung des Gefängnisalltages nicht aktiv auf, was diesem Verlauf in kurzen Sequenzen übrigens sehr gut getan hätte, sondern Eva Bartok beschäftigt sich mit dem dokumentieren der Folgen. Man erahnt, dass diese Dame naturgemäß resolut und kämpferisch ist, keine Ängste und suboptimale Kompromisse kennt, allerdings wirkt sie ausgebrannt und erschöpft. Ihre Körpersprache ist durchzogen mit diffusen Zuständen der Furcht, ihr eingeschüchterter Blick ist häufig zu Boden gerichtet, als wolle sie demonstrieren, dass sie genug gesehen habe.

Von Weitem wirkt Eva Horn unnahbar, doch das Auge der Kamera riskiert immer wieder sterile Blicke um zu schildern, dass sie verletzlich und angreifbar geworden ist. In diesem Zusammenhang kommen die beteiligten Herren der Geschichte mit ins Spiel und es entsteht Misstrauen. Eva bekommt es mit Leuten zu tun, mit denen sie unter normalen Umständen keinen Kontakt hätte. Der Baronin und Kupplerin des Eheinstitutes begegnet sie mit diskreter Verachtung, ihrem gebuchten Begleiter fühlt sie sich zunächst ausgeliefert, vor ihrem zwielichtigen Butler hat sie augenscheinlich panische Angst, nur in ihren Schwager und ihren Anwalt setzt sie Vertrauen. Die schlechte Ausgangsposition trägt sie mit Fassung, aber aufgrund der Rahmenbedingungen schon längst nicht mehr mit Würde, es wird im Verlauf immer deutlicher, dass sie an den Grenzen ihrer mentalen Kapazitäten angelangt ist. Man sieht mit "Eheinstitut Aurora" bereits einen Auftritt der Spätphase in Eva Bartoks Karriere, aber der Film entstand ebenso auf dem Höhepunkt ihrer deutschen Karriere. Ohne jeden Zweifel kann man sagen, dass es sich insgesamt um einen sehr interessanten Auftritt handelt, der recht deutlich aufzeigen wird, dass Image und Rolle nicht immer einheitlich ausfallen müssen.
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