Deliria-Italiano

Zurzeit bin ich in einer Phase, in der ich sehr viel über den ersten Weltkrieg lese. Ein Buch habe ich gerade durch, und das hat natürlich mit der Oktoberrevolution in Kiel und der Abdankung des Kaisers geendet. Logisch. Dabei wird es ja eigentlich jetzt erst so richtig spannend, darum meine Frage: Kennt ihr Filme, die am Ende des ersten Weltkrieges und in den ersten Jahren der Weimarer Republik spielen? Also grob in den Jahren 1918 - 1920 mit Themen wie Oktoberrevolution oder Räterepublik ...

Zwei Filme am entgegengesetzten politischen Spektrum fallen mir hierzu spontan ein:

- DAS LIED DER MATROSEN von Kurt Maelzig und Günter Reisch, eine DEFA-Produktion aus dem Jahre 1958, gedreht zur Feier des 40. Jahrestages der Novemberrevolution, in der wir sowohl den Kieler Matrosenaufstand wie auch die Gründung der KPD mit ganz viel Pathos erleben dürfen.

- POUR LE MÉRITE von Karl Ritter, ein Vorbehaltsfilm von 1938, der drei Männer- bzw. Soldatenschicksale vom Ersten Weltkrieg bis in die Frühzeit des Nationalsozialismus verfolgt, und die Ereignisse natürlich ebenso aus der Perspektive des herrschenden Regimes deutet (Stichwort: Dolchstoßlegende).

vielleicht ist hier was dabei:

https://www.imdb.com/search/keyword/?ke ... fn_al_kw_1

Der TV-Film HITLER - AUFSTIEG DES BÖSEN sollte diese Phase eigentlich mit abdecken.
Gleiche Phase, ein Jahr früher, anderes Land: PANZERKREUZER POTEMKIN

Vielen Dank für die Vorschläge!! HITLER - AUFSTIEG DES BÖSEN ist der mit Robert Carlisle, oder? Den habe ich vor ewigen Jahren mal in der Glotze gesehen und war eigentlich sehr angetan. Ja, den sollte ich mir mal hertun. Danke für die Erinnerung. PANZERKREUZER POTEMKIN hat unbestritten was, ist aber tatsächlich das falsche Land. Mich interessieren die Verhältniss in Deutschland in dieser Zeit. Wer weiss denn zum Beispiel schon, dass 1919 ein Bürgerkrieg tobte, in dessen Verlauf die Regierung Panzer nach München schickte, und dort dann schlimme Kämpfe mit vielen Toten stattfanden. Deutsche Panzer auf dem Stachus, die auf Demonstranten schießen ...

Die Tipps von Salvatore sind hochinteressant, vielen Dank dafür!! Vor allem POUR LÉ MERITE klingt spannend. Und wahrscheinlich ist es noch spannender den irgendwie zu bekommen ...

Auf die Idee, sowas in der IMDB einzugeben, bin ich gar nicht gekommen. Und da sind einige interessant klingende Sachen dabei, das meiste spielt aber tatsächlich 10 Jahre später. Das Ende der Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nazis ist anscheinend viel spannender als die Geburt einer Republik inmitten von Bürgerkrieg und Revolution. Zumindest ist es politisch opportuner ...

Gerade finde ich noch einen TV-Film namens 1918 AUFSTAND DER MATROSEN von 2018, und gestern habe ich mir noch MARINEMEUTEREI 1917 aus dem Jahr 1969 organisiert. Wenn noch jemand Ideen hat oder Vorschläge, immer her damit!

Auf dem Doku-Sender phoenix läuft morgen Abend (Di 16.03.) um 20:15 Uhr:

- KAISERSTURZ - DEUTSCHLAND IM HERBST 1918 (D 2018, Doku-Drama, u.a. mit Sylvester Groth und Sunnyi Melles)

Maulwurf hat geschrieben: ↑Mo 15. Mär 2021, 06:07 Mich interessieren die Verhältniss in Deutschland in dieser Zeit. Wer weiss denn zum Beispiel schon, dass 1919 ein Bürgerkrieg tobte, in dessen Verlauf die Regierung Panzer nach München schickte, und dort dann schlimme Kämpfe mit vielen Toten stattfanden. Deutsche Panzer auf dem Stachus, die auf Demonstranten schießen ...

Ich weiß soetwas Ich unterrichte aber auch Geschichte Also die Gründer- und Krisenjahre der Weimarer Republik sind in der Tat echt spannend. Der Haken ist der schwere Stand der Republik allgemein, die eben auch von Historikern nur zu oft von ihrem Ende her gedacht wird. Dass das sensible Konstrukt "demokratische Repbulik" bei allen Startschwierigkeiten (immerhin bis 1923) und auf dem Boden eines eben gestürzten Kaiserreichs voller obrigkeitshöriger Michel überhaupt solange bestehen konnte, ist schon echt erstaunlich. Begreift man nur wenig, wenn man vom Untergang her denkt und nur nach den Schwachstellen sucht... Jedenfalls: Ich verfolge diesen Faden hier auch mal weiterhin aufmerksam, denn ein Fehlen an Filmmaterial zu dieser Zeit (wohlgemerkt im deutlichen Konstrast zu Filmmaterial aus dieser Zeit) ist tatsächlich attestierbar. Du kannst hier ja auch mal einige Sachen besprechen, die du gesichtet hast. Ich würde mich dem Projekt sogar anschließen. Aber ich muss da auch erstmal etwas drüber nachdenken.

AUFSTIEG DES BÖSEN hast du richtig getippt. Ich habe den nie von Anfang an gesehen, aber ich denke, dass da einiges im ersten Drittel zur Gründungszeit der Republik kommen müsste. Das Ende war ja immer doch recht penibel rekonstruiert - so gaukelt es mir meine Erinnerung vor. Ich nehme an, dass man da am Anfang nicht minder sorgfältig war.


...und schon sind wir wieder mittendrin: DAS FORUM MIT DEM BILDUNGSAUFTRAG!

phantom hat geschrieben: ↑Mo 15. Mär 2021, 07:07 Auf dem Doku-Sender phoenix läuft morgen Abend (Di 16.03.) um 20:15 Uhr:

- KAISERSTURZ - DEUTSCHLAND IM HERBST 1918 (D 2018, Doku-Drama, u.a. mit Sylvester Groth und Sunnyi Melles)

purgatorio hat geschrieben: ↑Mo 15. Mär 2021, 14:19
Ich weiß soetwas Ich unterrichte aber auch Geschichte Also die Gründer- und Krisenjahre der Weimarer Republik sind in der Tat echt spannend. Der Haken ist der schwere Stand der Republik allgemein, die eben auch von Historikern nur zu oft von ihrem Ende her gedacht wird. Dass das sensible Konstrukt "demokratische Repbulik" bei allen Startschwierigkeiten (immerhin bis 1923) und auf dem Boden eines eben gestürzten Kaiserreichs voller obrigkeitshöriger Michel überhaupt solange bestehen konnte, ist schon echt erstaunlich. Begreift man nur wenig, wenn man vom Untergang her denkt und nur nach den Schwachstellen sucht... Jedenfalls: Ich verfolge diesen Faden hier auch mal weiterhin aufmerksam, denn ein Fehlen an Filmmaterial zu dieser Zeit (wohlgemerkt im deutlichen Konstrast zu Filmmaterial aus dieser Zeit) ist tatsächlich attestierbar. Du kannst hier ja auch mal einige Sachen besprechen, die du gesichtet hast. Ich würde mich dem Projekt sogar anschließen. Aber ich muss da auch erstmal etwas drüber nachdenken.

AUFSTIEG DES BÖSEN hast du richtig getippt. Ich habe den nie von Anfang an gesehen, aber ich denke, dass da einiges im ersten Drittel zur Gründungszeit der Republik kommen müsste. Das Ende war ja immer doch recht penibel rekonstruiert - so gaukelt es mir meine Erinnerung vor. Ich nehme an, dass man da am Anfang nicht minder sorgfältig war.


...und schon sind wir wieder mittendrin: DAS FORUM MIT DEM BILDUNGSAUFTRAG!

Ein Geschichtslehrer ... You're my Man!! Ich meine das im Ernst - Dieses Projekt, mit dem ich da gerade schwanger gehe, würde ein wenig Forschungsarbeit in Bezug auf diese Jahre erfordern. Ich lese gerne und viel (vor allem viel zu wenig), und ich bin gerne auf der Suche nach obskuren Filmen. Aber wenn ich da den ein oder anderen historischen Sachverhalt noch mal nachhaken könnte, wäre ich natürlich sehr verbunden.

Beim ersten Teil von AUFSTIEG DES BÖSEN kann ich mich auf jeden Fall noch an den Marsch zur Feldherrnhalle erinnern, und an die Szenen im Hofbräuhaus, die in ihrer Bösartigkeit und Aggression nicht viel anders wirken, als ich mir heutzutage ein Konzert von Landser vorstellen würde. Szenen, die mich sehr beeindruckt haben.

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was da alles auf mich zukommt, und werde gerne berichten. Die Faszination des Bösen ist halt da, und die Frage nach dem Warum treibt in Bezug auf das Dritte Reich halt ein ganzes Volk seit Jahrzehnten an. Was ja auch gut und wichtig ist, aber diese kurze Zeit, in der eine ganz andere Regierungsform, und auch eine ganz andere, damit einhergehende, mögliche Gesellschaftsform entstanden, die finde ich persönlich hochgradig spannend. Diese Zeit nach dem 1. Weltkrieg fasziniert mich, seitdem ich vor einigen Jahren in Erlangen einen Dokumentarfilm über die Räterepublik gesehen habe, der sogar mit Zeitzeugen aufwarten konnte. Ein alter Mann, der sich an die Barrikadenkämpfe in Giesing noch erinnern konnte, sang aus dem Stehgreif ein Schmählied auf Moltke, als ob er seine Kameraden mal eben anfeuern müsste. Ein faszinierendes Erlebnis!

Edit: Hah, nicht der Moltke war es, da hat mir meine Kriegsliteratur der letzten Wochen einen Streich gespielt, sondern der Bluthund Noske! Besten Dank an Karl für den Hirnschubser

-Konterrevolution - Der Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920 (Doku-Drama)
-Trotz alledem! (DDR 1971, Film über Karl Liebknecht)
-Das Spinnennetz (D 1989, mit Ulrich Mühe)
-Der Fall Liebknecht-Luxemburg (D 1969)

Zu dem Thema ist auch die Bremer Räterepublik spannend, bei der am Ende die Bremer Räte schon im Niedergang noch von faschistischen Freicorps auf Befehls Noskes (SPD) mit Hilfe von bremer Bürgerlichen ermordet wurden.
Hatte dazu auch mal eine Doku-Liste, ich gucke demnächst mal in die Tiefen....