Unheimliches auf Deutsch
Moderator: jogiwan
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Unheimliches auf Deutsch
Um von Beginn an Missverständnissen vorzubeugen, hier geht es um Horrorfilme, die aus dem deutschsprachigen Raum sind, also kann es gut sein, das auch Filme aus einem unserer Nachbarstaaten dabei sind. Bei all den vielen Hollywood-Produktionen und Gruselfilmen aus Asien ist es doch einmal sehr interessant, wie es da um den deutschsprachigen Raum bestellt ist und wie groß unser Beitrag zum Horror-Genre ist.
Wenn man einmal bedenkt, das Deutschland an den Anfängen des Horrorfilms einen entscheidenen Anteil hatte, dann ist es doch mittlerweile ziemlich traurig um den deutschsprachigen Horrorfilm bestellt. Sieht man die ersten deutschen Beiträge, bei denen es sich immerhin um wirkliche Klassiker wie Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (1922), der unter der Regie von Friedrich Murnau entstand und in dem der unvergessliche Max Schreck auf seine brillante Art und Weise den Grafen Orlok darstellte. In diesem zeitlosen Klassiker wurde immerhin zum ersten mal die Geschichte von Bram Stokers Dracula filmisch dargestellt, auch wenn aus rechtlichen Gründen ein anderer Name für den Grafen gewählt werden musste.
Aber auch Filme wie Das Kabinett des Dr. Caligari (1920) von Robert Wiene, oder Der Golem (1920) von Paul Wegener und Carl Boese zählen zu den Meilensteinen des Genres und gelten als ganz große Klassiker der Stummfilmzeit. Zu den hier genannten Regisseuren und ihren Filmen wird an anderer Stelle noch einmal ausführlich die Rede sein.
Jetzt sollte man eigentlich davon ausgehen können, das nach einem so gelungenem Start in das Genre weitere gute und sehenswerte deutsche Beiträge folgen sollten, doch mit dieser Annahme liegt man leider vollkommen daneben. Zwar gab es noch Filme wie Vampir (1931), der aber eigentlich nicht der Rede wert ist. Es dauerte dann bis sage und schreibe 1959, bis mal wieder eine erwähnenswerte deutsche Produktion erschien und zwar der unter der Regie von Victor Trivas entstandene Die Nackte und der Satan.
In den nächsten Jahren folgten dann wenigstens mal wieder einige deutsche Horror-Produktionen, über deren Qualität und Stellenwert im Genre man allerdings durchaus geteilter Meinung sein kann. Es handelt sich dabei um Titel wie Die Schlangengrube und das Pendel von 1967, oder Jonathan (1970). Im erstgenannten Film spielten mit Lex Barker und Karin Dor natürlich 2 Schauspieler mit, die in deutschen Spannungsfilmen nicht ganz unbekannt sind. So spielte Barker ja in einigen der 6 Nachkriegs-Mabuse Filmen mit und Karin Dor hat sich durch ihr mitwirken in mehreren Edgar Wallace-Verfilmungen als deutsche "Scream-Queen" einen Namen gemacht. Erst 1979 erschien dann wirklich mal wieder ein Film, über den zu reden sich auch wirklich lohnte. Gemeint ist die Neuverfilmung des alten Murnau-Klassikers Nosferatu, in der diesmal mit Klaus Kinski einer der wohl besten deutschen Schauspieler aller Zeiten die Hauptrolle spielte.
1983 kam dann von unseren Nachbarn aus Österreich der Film Angst, der nicht der letzte Beitrag unserer Nachbarn bleiben sollte. Es folgten zum Beispiel der 2004 erschienene Hotel, doch am bekanntesten dürfte der Film In 3 Tagen bist du tot aus dem Jahr 2006 sein, zu dem ja mittlerweile sogar aufgrund des großen Erfolges ein Sequel gedreht wurde.
Bei uns in Deutschland schöpfte der geneigte Horror-Fan erst zum Ende des Jahrtausends wieder etwas Hoffnung, als Filme wie Anatomie (1999), oder mit Flashback - Mörderische Ferien sogar eine Art Slasher erschien, der für deutsche Verhältnisse sogar recht spannend und interessant inszeniert war. Weitere Filme dieser Art waren die beiden School's Out Teile (1999, 2001). Mit diesen Filmen wollte man wohl ganz gern auf den Zug der so erfolgreichen Teenie-Horrorwelle aufspringen, doch bis auf einen zweiten teil von Anatomie (2003) bekam man leider nichts Anständiges mehr auf die Reihe.
Der Mittelpunkt des Horrorfilms spielt sich in Deutschland wirklich im Amateur-Bereich ab, aus dem ja auch Olaf Ittenbach gekommen ist. Über seine Filme lasse ich mich hier nicht aus, da ich das schon in einem Extra-Artikel getan habe. Aber es gibt einige wirklich gute und sehr ansprechende Amateur-Filme, doch darüber sprechen wir ausführlich zu einem späteren Zeitpunkt in einem anderen Artikel.
So kann man abschließend nur hoffen, das Deutschland irgendwann einmal zu alter Stärke im Bereich des Horrorfilms zurückkehren kann und nicht immer die ganze Energie in irgendwelche Pseudo-Komödien verschwendet, über die kaum einer lachen kann. Denn das auch sehr gute Horrorfilme aus Europa kommen können, das haben uns in den letzten Jahren vor allem die Franzosen , die Spanier und die Briten gezeigt, da müsste das doch eigentlich auch bei uns möglich sein.
Wenn man einmal bedenkt, das Deutschland an den Anfängen des Horrorfilms einen entscheidenen Anteil hatte, dann ist es doch mittlerweile ziemlich traurig um den deutschsprachigen Horrorfilm bestellt. Sieht man die ersten deutschen Beiträge, bei denen es sich immerhin um wirkliche Klassiker wie Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (1922), der unter der Regie von Friedrich Murnau entstand und in dem der unvergessliche Max Schreck auf seine brillante Art und Weise den Grafen Orlok darstellte. In diesem zeitlosen Klassiker wurde immerhin zum ersten mal die Geschichte von Bram Stokers Dracula filmisch dargestellt, auch wenn aus rechtlichen Gründen ein anderer Name für den Grafen gewählt werden musste.
Aber auch Filme wie Das Kabinett des Dr. Caligari (1920) von Robert Wiene, oder Der Golem (1920) von Paul Wegener und Carl Boese zählen zu den Meilensteinen des Genres und gelten als ganz große Klassiker der Stummfilmzeit. Zu den hier genannten Regisseuren und ihren Filmen wird an anderer Stelle noch einmal ausführlich die Rede sein.
Jetzt sollte man eigentlich davon ausgehen können, das nach einem so gelungenem Start in das Genre weitere gute und sehenswerte deutsche Beiträge folgen sollten, doch mit dieser Annahme liegt man leider vollkommen daneben. Zwar gab es noch Filme wie Vampir (1931), der aber eigentlich nicht der Rede wert ist. Es dauerte dann bis sage und schreibe 1959, bis mal wieder eine erwähnenswerte deutsche Produktion erschien und zwar der unter der Regie von Victor Trivas entstandene Die Nackte und der Satan.
In den nächsten Jahren folgten dann wenigstens mal wieder einige deutsche Horror-Produktionen, über deren Qualität und Stellenwert im Genre man allerdings durchaus geteilter Meinung sein kann. Es handelt sich dabei um Titel wie Die Schlangengrube und das Pendel von 1967, oder Jonathan (1970). Im erstgenannten Film spielten mit Lex Barker und Karin Dor natürlich 2 Schauspieler mit, die in deutschen Spannungsfilmen nicht ganz unbekannt sind. So spielte Barker ja in einigen der 6 Nachkriegs-Mabuse Filmen mit und Karin Dor hat sich durch ihr mitwirken in mehreren Edgar Wallace-Verfilmungen als deutsche "Scream-Queen" einen Namen gemacht. Erst 1979 erschien dann wirklich mal wieder ein Film, über den zu reden sich auch wirklich lohnte. Gemeint ist die Neuverfilmung des alten Murnau-Klassikers Nosferatu, in der diesmal mit Klaus Kinski einer der wohl besten deutschen Schauspieler aller Zeiten die Hauptrolle spielte.
1983 kam dann von unseren Nachbarn aus Österreich der Film Angst, der nicht der letzte Beitrag unserer Nachbarn bleiben sollte. Es folgten zum Beispiel der 2004 erschienene Hotel, doch am bekanntesten dürfte der Film In 3 Tagen bist du tot aus dem Jahr 2006 sein, zu dem ja mittlerweile sogar aufgrund des großen Erfolges ein Sequel gedreht wurde.
Bei uns in Deutschland schöpfte der geneigte Horror-Fan erst zum Ende des Jahrtausends wieder etwas Hoffnung, als Filme wie Anatomie (1999), oder mit Flashback - Mörderische Ferien sogar eine Art Slasher erschien, der für deutsche Verhältnisse sogar recht spannend und interessant inszeniert war. Weitere Filme dieser Art waren die beiden School's Out Teile (1999, 2001). Mit diesen Filmen wollte man wohl ganz gern auf den Zug der so erfolgreichen Teenie-Horrorwelle aufspringen, doch bis auf einen zweiten teil von Anatomie (2003) bekam man leider nichts Anständiges mehr auf die Reihe.
Der Mittelpunkt des Horrorfilms spielt sich in Deutschland wirklich im Amateur-Bereich ab, aus dem ja auch Olaf Ittenbach gekommen ist. Über seine Filme lasse ich mich hier nicht aus, da ich das schon in einem Extra-Artikel getan habe. Aber es gibt einige wirklich gute und sehr ansprechende Amateur-Filme, doch darüber sprechen wir ausführlich zu einem späteren Zeitpunkt in einem anderen Artikel.
So kann man abschließend nur hoffen, das Deutschland irgendwann einmal zu alter Stärke im Bereich des Horrorfilms zurückkehren kann und nicht immer die ganze Energie in irgendwelche Pseudo-Komödien verschwendet, über die kaum einer lachen kann. Denn das auch sehr gute Horrorfilme aus Europa kommen können, das haben uns in den letzten Jahren vor allem die Franzosen , die Spanier und die Briten gezeigt, da müsste das doch eigentlich auch bei uns möglich sein.
Zuletzt geändert von horror1966 am Fr 24. Aug 2012, 23:48, insgesamt 1-mal geändert.
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- buxtebrawler
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Re: Unheimliches auf Deutsch
Schöner, wenn auch nicht mehr ganz aktueller Überblick. Herzogs "Nosferatu" erschien allerdings 1979
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- horror1966
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Re: Unheimliches auf Deutsch
buxtebrawler hat geschrieben:Schöner, wenn auch nicht mehr ganz aktueller Überblick. Herzogs "Nosferatu" erschien allerdings 1979
Immer diese furchtbaren Zahlendreher, habe es verbessert.
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Re: Unheimliches auf Deutsch
Sehr erwähnenswert sind auf jeden Fall noch z. B. Nachtschatten von Niklaus Schilling (subtiler psychologischer Grusel in wunderschöner Heidelandschaft), Babylon - Im Bett mit dem Teufel von Ralf Huettner (bizarrer Body-Horror mit Cronenberg-Anklängen), Laurin (klassischer Gothic Horror von Robert Sigl, ein Pflichtfilm für Fans z. B. von Pupi Avati oder Michele Soavi) und Bukarest Fleisch von Andy Fetscher.
Flashback - Mörderische Ferien ist m. E. nicht nur "für deutsche Verhältnisse" ein gelungener Slasherfilm, sondern hat mich auch mehr überzeugt als das Gros der US-Slasherproduktionen. Die Morde sind wirklich deftig und mit ordentlich makabrem Humor in Szene gesetzt.
Flashback - Mörderische Ferien ist m. E. nicht nur "für deutsche Verhältnisse" ein gelungener Slasherfilm, sondern hat mich auch mehr überzeugt als das Gros der US-Slasherproduktionen. Die Morde sind wirklich deftig und mit ordentlich makabrem Humor in Szene gesetzt.
Re: Unheimliches auf Deutsch
Alter Däne, das lese ich jetzt erst. Ich hoffe sehr, Du meinst damit nicht im Ernst Dreyers wunderbaren "Vampyr" von 1932!!!! Einen meiner absoluten Lieblingsfilme und mit das unheimlichste, was mir bisher über den Weg gelaufen ist.horror1966 hat geschrieben:Zwar gab es noch Filme wie Vampir (1931), der aber eigentlich nicht der Rede wert ist.
Früher war mehr Lametta
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Re: Unheimliches auf Deutsch
vs.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Unheimliches auf Deutsch
Da fällt mir noch "Swimming Pool" und "Wir sind die Nacht" ein.
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http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
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