jogiwan hat geschrieben:"Strange Circus" sollte man sich auch nicht entgehen lassen!
ich hab grade in meinem Stapel ungesichteter SUICIDE CIRCLE entdeckt, der nicht mehr lange auf dem Stapel ist.
ansonsten:
SPECTRE (2015)
This Bond is not enough….
Fängt gut an: ein Auftragsmord von Bond in Mexico City am Tage der Toten mit viel Trara, tolles Setting, toll ausgestattet, rasant gedreht, inklusiver beinah suizidaler Prügelei im Hubschrauber. Häuser explodieren, Zivilisten sind egal. Herrlich. Doch am Ende macht JB seinen ersten Fehler: Wenn man der Schönen, die einen ins Zimmer und ins Bett lässt, sagt, man ist gleich wieder da, ist man als 00Agent gleich wieder da, also nach der Hauerei und dem Gemorde etc. Und fliegt nicht grußlos weg….
Aber dann wäre ich schon fast hinausgegangen: Zu einem unerträglichen Song läuft ein unwürdiger Vorspann. Die Designer haben anscheinend alte Bondvorspänne (vor allem wohl Oktopussy) angesehen, und wollten eine Mischung aus Retro und modern hinbekommen (wie der ganze Film). Und es misslingt gründlich. Wie ein mieses Video zu einem noch mieseren Song. Tschuldigung.
Nun, dann der Film, und ich muss sagen, Einflüsterungen aus meinem Haus hatten schon immer Recht: dieser Bond ist kein Bond. Daniel Craigs Bond fehlt halt was. Er ist kein Zyniker; keiner, der mit seiner Rolle und seinem Klischee umgehen kann. Er ist einfach nur getrieben von seiner Loyalität dem alten Britannien (und seiner alten M); seine Mittel sind nur Gewalt, er ist nicht smart und hat meistens keinen Plan, wie er vorgehen soll, noch wie er etwas meistert. Er geht halt hin und löst es mit Gewalt. Ohne Raffinésse.
Das Script gibt auch nicht viel her: Die Bedrohung ist ein absolutes Überwachen der Welt (von einem, der anscheinend sowieso schon Zugriff auf alle Kameras der Welt hat): Hui, böse. Christoph Waltz hier verloren in einer Wischiwaschi-Bösewicht-Rolle, die er in anderen schlechten Filmen schon besser darstellte. Der dann sogar noch eine Meta-Story aller Craig-Bonds in zwei Sätzen nebenbei erzählt. Natürlich ist da was persönliches, Verbindung zu Bond seit der Kindheit. Und klar, retro muss ja auch noch rein: Er nennt sich Blofeld und dann muss ja auch noch kurz eine dicke weiße Katze auftauchen. Auch der Nebenböse strahlt wenig aus. Ist halt so ein Gelackter.
Mendes kann so was auch nicht drehen: allein wie Bond mit girl dem in die luftgehenden (da wäre ich fast mitgegangen) HQ Blofelds rausflieht, ist so öde gedreht. Rasant waren tatsächlich nur die Eingangsszene und die finale Sprengung inklusive Jungfrauenrettung. Mendes soll halt seine Betroffenheits-Dramen drehen, das kann er ja, wie Skyfall (Aber auch nicht immer: Gegenbeispiel: American Beauty). Guter Film, aber auch kein Bond irgendwie.
Mich hat noch mehr gestört, die gewollten Elemente im Retro-Design, einfach immer so ins Bild gebracht, nicht erzählt oder so, die dann auch meist auf aufdringliche Produktplatzierungen hinauslief. Der Soundtrack hieb auch in die pseudo modern-retro Kerbe.
Positiv, neben der Ausstattung und Bauten (die sind durchweg gut gelungen) und natürlich die Drehorte, sind Moneypenny, neue M und Q. Gut gespielt, gut charakterisiert, die tun einem schon fast leid, so einen 007 zu haben.
Falls der nächste Craig – Mendes – Bond wieder drei Jahre dauert (obwohl Craig ja sagte, dass er keine Lust mehr auf Bond hat. Frage: Erkenntnis nach den Dreharbeiten oder dem Sichten des Films?), erinnert mich bitte an diese Kritik, sonst lauf ich gleich wieder rein. Aber das wird meine Flüsterstimme erledigen, auf die hör ich meist (ihrer Meinung nach zu selten. Oder zu diesem Bond: Siehste?)
Fazit: Ich hätt’ auch schreiben können: Größtenteils ärgerlich. Will für alle alles richtig machen, ist dann aber murks.