DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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CALIGULA 2 – THE UNTOLD STORY

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Originaltitel: Caligola: La storia mai raccontata
Alternativtitel: Caligula 2 - Die wahre Geschichte
Land: Italien
Jahr: 1982
Genre: Caligulasploitation
Regie: Joe D’Amato

Handlung:
Nebenhandlung: Eine Sklavin (Laura Gemser) schwört Rache an dem tyrannischen Kaiser Caligula (David Brandon), welcher eine Freundin von ihr vergewaltigt und ermordet hat, verliebt sich aber in den Mörder oder so ähnlich.
Haupthandlung: Römer ficken.

Kritik:
Joe D’Amato präsentiert uns in „Caligula 2 – The Untold Story“ einige unterhaltende Nettigkeiten, die den Zuseher mehr oder weniger den Großteil des Filmes über bei Laune halten. Wirklich loben kann ich den Film jedoch nicht, denn ein paar Aspekte sind mir doch, nicht zuletzt mit dem großen Brass-„Caligula“ im Hinterkopf, negativ aufgefallen.
Zum ersten vermisste ich eine Hauptfigur. Ich bin zwar kein Regelhaini, aber irgendeinen Helden oder Identifikationscharakter hab ich schon immer gerne. Bei Brass gab Caligula selbst einen wunderbaren Antihelden, dessen Entwicklung vom „normalen“ Menschen zum wahnsinnigen Tyrannen wir gespannt verfolgen konnten. In diesem Film jedoch ist Caligula schon Kaiser, wodurch wir ihn niemals halbwegs normal erleben und er keine größeren Veränderungen durchläuft. Dies und die Konzentration auf diverse Verschwörer lassen den Kaiser als Hauptperson ausscheiden.
Schade eigentlich, denn ich bin sicher, dass Brandon eine Charakterentwicklung hervorragend hinbekommen hätte. Seine Performance ist sehr empfehlenswert, wie McDowell scheint er ein perverses Vergnügen am Leid anderer zu empfinden und wohnt den abartigsten Szenen mit einem spitzbübischen Lächeln bei (auch wenn er McDowells Gesichtsausdruck in der Blumen-Szene natürlich nicht toppen kann). Aber auch seriösere Stimmungen zeigt er überzeugend, wenn er von seinen eigenen Taten getrieben wird, schafft er es großartig unser Mitleid zu erregen.
Mit den anderen Darstellern und Rollen habe ich so meine Probleme. Sicher, Laura Gemser ist Laura Gemser, aber ihre Handlungen machen, wie die vieler anderer Personen, einfach keinen Sinn. Warum rettet sie Caligulas Leben und verschuldet dadurch den Tod von duzenden anderen? Ja, sie hat sich natürlich in den Kaiser verliebt, weil pfjvnphbiup. Dies macht sie zu einem fand ich ziemlich hassenswerten Charakter und ich konnte noch eher Sympathie für den perversen Tyrannen empfinden als für sie. Es ist schon traurig, wenn ein Typ, der in seiner Freizeit gerne Leuten spitze Stangen in den Anus rammen lässt, sympathischer rüberkommt als Laura Gemser. Wenigstens mordet er aus Wahnsinn, aber sie, ist einfach nur böse.
Was mich noch ein wenig gestört hat war, dass einige Szenen einfach nicht enden wollten. Die Orgie in der Mitte dauerte eine geschätzte Viertelstunde an und trug gar nichts zur Handlung bei. Normalerweise nenne ich so was Filler, aber bei einem Zweistundenfilm hätte man sie doch ein wenig kürzer gestalten können. Diese und ähnliche Szenen wirken zwar nicht langweilig, da einiges, sagen wir, „Unnormales“ darin geschieht, aber trotzdem verstimmten sie mich durch ihre Länge.
Fazit: „Caligula 2“ wird zwar nie wirklich langweilig, D’Amato und sein Team machten aber doch einige grobe Schnitzer, die ich nicht gutheißen werde, obwohl David Brandon eine phänomenale Performance abliefert. 6/10…oh, ich hab ganz das mit dem Pferd vergessen: 5/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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NACKT UNTER KANNIBALEN

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Originaltitel: Emanuelle e gli ultimi cannibali
Alternativtitel: Black Emanuelle und die letzten Kannibalen
Land: Italien
Jahr: 1977
Genre: Horror
Regie: Joe D’Amato

Handlung:
Als eine Krankenschwester in einem Irrenhaus angeknabbert wurde, entdeckt die Reporterin Laura (Laura Gemser) ein Zeichen auf dem Bauch der Täterin, welches ihr Hinweise auf einen sagenhaften Stamm Eingeborener gibt, die angeblich immer noch Kannibalismus betreiben. Ihre Zeitung finanziert ihr eine Expedition in den Urwald, die sie begleitet von einem Haufen Hauptgerichten Personen antritt. Wird sie die Kannibalen finden? Und wenn ja, wird sie auf deren Speiseplan enden?…

Kritik:
Joe D’Amato wäre nicht Joe D’Amato würde er bei seinem Ausflug ins Kannibalen-Genre kein Hauptaugenmerk auf Sex und Ekeleffekte legen. Des Weiteren ist in diesem Film eindeutig die Abenteuer-Stimmung, die noch in früheren Genrebeiträgen zu finden war, eindeutig dem Horror gewichen. Oft schreckt uns D’Amato mit Jumpscares und lässt überall im Urwald Leichenteile auftauchen, so dass der Zuseher angewidert und gebannt das Geschehen verfolgt, stets in der Sorge, in der nächsten Szene auf eine Widerlichkeit zu stoßen.
Für die Sterbeszenen haben sich die Effekt-Leute selbst übertroffen, um die perversen Ideen des Drehbuches in die Tat umzusetzen. Neben dem obligatorischen Erstechen, Ausweiden und Kastrieren, sieht man solche abstoßenden Raritäten wie das Abtrennen von Brustwarzen und einen Mann, der mittels einer dünnen Schnur in zwei Hälften geteilt wird. :shock: Das meiste hiervon erregt ein laues Gefühl in der Magengegend, einige Szenen, wie das letztgenannte Beispiel, sind jedoch so übertrieben und unlogisch, dass sie eher den Trashfaktor in die Höhe treiben.
Was dem Trashwert dieses Filmchens auch ansteigen lässt ist das vollkommen sinnlose Einfügen unzähliger Sex- und Nacktszenen, die meistens nichts zur Handlung beitragen und oft jeglicher Logik entbehren. Warum beschließt Laura kurzerhand die Kannibalin in der Irrenanstalt zu befriedigen? Warum waschen sich Laura und Isabel plötzlich gegenseitig ab? Warum kann sich Isabel nicht alleine abtrocknen? All das ergibt keinen Sinn, aber man kann darüber lachen. :( :| :) :sabber:
Kleiner Kritikpunkt noch sind die Archivaufnahmen. Prinzipiell habe ich nichts dagegen einen Film mit Archivaufnahmen irgendwelcher Tiere aufzupeppen, hier sind sie jedoch recht dilettantisch eingefügt und immer als solche zu erkennen.
Musikalisch steht uns ein sehr ruhiges Thema zur Verfügung, das anfangs noch gut zum Urwald passt und wirklich nett klingt, durch seine ununterbrochene Benutzung aber ziemlich schnell beginnt etwas auf die Nerven zu gehen. Der Titelsong hingegen ist eine ulkige Mischung aus „Goldfinger“, Oliver Onions und „Porno Holocaust“, die aber gut zum trashigen Ton des Filmes passt.
Bei all dem Tadel könnte man meinen, dass ich den Film nicht mag. Dem ist aber absolut nicht so! Im Gegenteil, einerseits bietet er die oben genannten Trash-Elemente und andererseits hat er auch ein paar Zuckerln für Fans bereit.
Da wären zunächst die Darsteller, im Großen und Ganzen nichts Besonderes, aber alles Leute die ich mag. Laura Gemser agiert hölzerner als Pinocchio, aber sie ist immerhin Laura Gemser, Donal O’Brien liebe ich für sein Overacting und Nieves Navarro ist sowieso einfach anbetungswürdig. Apropos Nieves Navarro, ich habe die ganzen Nacktszenen zwar für ihre Sinnlosigkeit kritisiert, das heißt aber nicht, dass ICH etwas gegen sie gehabt hätte. :nick:
Was den Film aber innerhalb einer Minute tief in mein Herz eingeschlossen hat ist die Szene mit dem Affen. Nur kurz, vollkommen unnötig für die Handlung, sieht man einen Schimpansen, der Isabel die Zigaretten klaut und eine raucht. Ich mag Affen einfach und daher liebe ich automatisch jeden Film, in welchem ein kleptomanischer Schimpanse vorkommt. (Ah, „Phenomena“ war toll)
Fazit: Wenn man über einen stabilen Magen verfügt und sich von den Ekelszenen nicht abschrecken lässt, kann man durchaus großen Gefallen an diesen rein technisch gesehen eher schlechteren Beitrag zum Kannibalengenre finden. Verdient hätte er 5, aber weil dieser eine Affe so so so süß war :knutsch: , bekommt dieser Film von mir 6/10.
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DrDjangoMD
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MY DEAR KILLER

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Originaltitel: Mio caro assassino
Alternativtitel: Time to kill, Darling
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1971
Genre: Giallo
Regie: Tonino Valerii

Handlung:
„Blut fordert Blut“, schrieb der große Willi schon in seinem „Macbeth“ und nach diesem Prinzip geht auch der Killer des Abends vor. Um seinen ersten Mord geheim zu halten schaltet er einfach die aus, die von seiner Identität wissen könnten. Da tote Zeugen nicht mehr reden hat es der auf den Fall angesetzte Inspektor (George Hilton) dementsprechend schwer…

Kritik:
Tonino Valerii, mir bislang nur aus einigen mittelmäßigen bis hervorragenden Italowestern bekannt, schuf hier eine Giallo-Perle die in abgerundeter Vollkommenheit glänzt. Spannend bis zuletzt, gefilmt mit einem begabten Team hinter der Kamera und einem traumhaften Team von Schauspielern davor.
Technisch gesehen orientiert sich dieser Genrebeitrag fast schon mehr an einem altmodischen Krimi als an einem Thriller. Protagonist ist kein vom Killer gejagter Zeuge, sondern ein Ermittler, dessen Interesse im Fall anfangs rein beruflich zu erklären ist, auch wenn er sich im Laufe der Handlung immer mehr hineinsteigert. Gespielt wird der gute Mann von Georgi-Boy Hilton. Anfangs fürchtete ich schon, dass der auf zwielichtige Liebhaber oder trickreiche Revolverhelden spezialisierte Hilton mit der Rolle eines einfachen Inspektors, wie es in der Kinogeschichte schon Tausende gab, unterfordert sein wird. Ich wurde eines Besseren belehrt: Er wirkt sehr sympathisch, einfühlsam und klug, mit messerscharfen Verstand und beachtlicher Beobachtungsgabe ausgestattet. Umso mehr Schmutz er ans Licht bringt, umso besessener scheint er davon zu sein, den Killer zu stellen. Wir merken bald, dass sein Interesse im Fall mit der Zeit aus dem Feld des Beruflichen herauswächst und es ihm als Person ein großes Anliegen ist, dass der Mörder gefasst wird.
Nach einer Stunde zeigen sich zwei andere Lieblinge von mir, William Berger und Piero Lulli, die während ihrer leider recht kurzen Auftritte das ihrige tun.
Die Art wie der Film aufgebaut ist, scheint auch von traditionellen Krimis beeinflusst worden zu sein. Es beginnt mit einem Mord, die Polizei wird eingeschaltet und während der Killer noch ein paar andere Leutchen ins Himmelreich befördert, folgt die Polizei Hinweisen und versucht Licht in den Fall zu bringen, bis es am Ende in einer schönen Old-School-Auflösung gipfelt, bei der alle Verdächtigen in einem Salon versammelt sind und der Inspektor infolge einer langen Rede den Mörder mit seinen Taten konfrontiert. Es ist ein altes Schema, aber es funktioniert, die Spannung setzt mit der ersten Minute ein und endet mit der letzten. Besonders der Showdown ließ mich verkrampft auf meinem Stuhl den Atem anhalten.
Was sich aber von den Klassikern der Kriminalverfilmungen entfernt ist die Darstellung der Morde, welche äußerst kreativ und blutig in Szene gesetzt wurden, nach bester Giallo-Manier; und die eine oder andere unbekleidete Schönheit bekommen wir auch vorgesetzt.
Die Stimmung ist schön düster, der grausige Plot mit dem toten Mädchen lässt automatisch eine deprimierende Atmosphäre aufkommen. Der Killer wird als mächtiges Monster dargestellt, dem man nicht so einfach entkommen kann, und das ist auch gut so, denn es steigert die Spannung ungemein und lässt den tapferen kleinen Schnüffler noch mehr als strahlenden Protagonisten-Helden erscheinen.
Kurz noch zu einer Szene, die mir besonders am Herzen liegt: „DJANGO“ WIRD ALS FILM IM FILM GEZEIGT!!! Und noch besser, die böse böse Person, die ihn als „grausigen Western“ bezeichnet, büßt dieses Sakrileg unverzüglich danach mit ihrem Leben. Dies war auch gut so, denn sie wirkte ANFANGS sehr nett und ich hoffte, dass sie den Film überlebt, aber als sie diese verwerfliche Aussage über diesen göttlichen Film tätigte, konnte ich ihren Tod leichter hinnehmen.
Fazit: Technisch einwandfreier, bis zum Ende unheimlich spannender Krimi mit George Hilton, in dem eine Szene aus „Django“ gezeigt wird…Kann man nach mehr fragen? 9/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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THE WICKER MAN

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Originaltitel: The Wicker Man
Land: Großbritannien
Jahr: 1973
Genre: Horror, Drama (schwer einzuordnen)
Regie: Robin Hardy

Handlung:
Sergeant Howie (Edward Woodward), ein britischer Polizist, bekommt einen anonymen Brief, der ihn auf das Verschwinden eines Mädchens auf einer schottischen Insel aufmerksam macht. Der fleißige Mann fliegt sofort zum besagten Inselchen um mit seinen Untersuchungen zu beginnen. Doch er hat keine Ahnung, welche Schrecken die komischen Käuze, welche die Insel bewohnen, für ihn bereit halten…

Kritik:
„The Wicker Man“ wartet mit einer ganz eigenen Art von Horror auf, die ich bis jetzo in dieser Form in keinem zweiten Film angetroffen haben. Der Schrecken kommt nicht von Jump Scares, nicht von Grusel, nicht von Ekel und nicht von Tötungsakten sondern von einer düsteren Grundstimmung, die mysteriöse Vorkommnisse zeigt, welche aber als weniger seltsam als sie dem Publikum erscheinen gehandhabt werden.
Sergeant Howie stolpert bei seinen Ermittlungen über einige Gebräche der Insulaner, welche ihm wie auch uns abartig vorkommen. Genannt seien hier beispielsweise eine Süßwarenverkäuferin, die ihrer Tochter einen Frosch in den Mund legen lässt, bevor sie sie mit einem Bonbon belohnt oder nackte Frauen die im Garten des lokalen Adeligen tanzen. Komisches Zeugs haben wir zwar auch in anderen Horrorfilmen (das ganze Mystery-Subgenre baut darauf auf), das Besondere hier ist jedoch, dass die Bürger diese Vorkommnisse als alltägliche Begebenheiten handhaben.
Bei ihren teils widerwärtigen religiösen Ritualen und Bräuchen verhalten sie sich wie normale Menschen. Sie werden uns nicht als „böse“ präsentiert, sondern als alltägliche Leute, die alltäglichen Tätigkeiten nachgehen. Und das macht den Film so verstörend. Die festliche Freude mit der sie am Ende des Filmes den Gipfel der Grausamkeiten beschreiten, nimmt das Publikum mehr mit als jede Gore-Szene die man mit Tricktechnik auf die Leinwand bannen könnte.
Dies trägt sich auf der erwähnten schottischen Insel zu und wird untermalt von dem an schottische Volksmusik gemahnenden Soundtrack. Dies gibt dem Film zusätzlich noch das Gefühl einer Welt, die uns zwar nicht geläufig ist, von dessen Existenz und Präsenz wir jedoch wissen, nämlich die der abgelegenen ländlichen Gegenden. Wir können nicht sagen, dass es auf diversen schottischen Inseln nicht zu ähnlichen Kulthandlungen gibt, da wir nicht auf ihnen leben, dennoch ist es keine unwirtliche Welt, sondern eine, die wir in unserer Nähe wissen. Zusätzlich brilliert die Musik darin einzelne Stimmungen besonders zu betonen, wie beispielsweise das fröhliche Wirtshauslied „The Landlord’s Daughter“, die Dorfleute in unschuldiger Freude tanzen lässt oder das heitere Schlusslied einen verstörenden Kontrast zu dem gar nicht heiteren Schluss bietet.
Als Gegenpol zu dem Inselvolk haben wir den Hauptcharakter. Einen konservativen Bürger vom Festland, dessen Verhalten für uns nachvollziehbarer ist, was ihn als einzige mögliche Identifikationsfigur entpuppt, auf die sich das Publikum daher mit all seiner Sympathie stürzt. Und dies obwohl es sich bei ihm nicht um den typischen jungen attraktiven Helden (danke, dass ihr für das Remake Nicolas Cage gecastet habt, ihr geldgeilen kunstverachtenden taktlosen Ignoranten :basi: ) handelt, sondern um einen älteren, stockkonservativen, fanatisch christlichen, versteiften Ordnungsfanatiker – Eine erfrischende Abwechslung und das vollkommene Gegenteil der restlichen Personen. Das es ein stets korrekt gekleideter Mann mit eiserne Miene und steifen Auftreten ist, der gegen Ende in schäbigen weißen Gewand um sein Leben winselt, macht den Schluss auch noch ein bisschen erschreckender als er ohnehin schon ist.
Die Kamera leistet durch ihre teilweise amateurhaft erscheinende Führung Großartiges. In den richtigen Szenen gerät sie ins Wackeln, tanzt mal mit den feiernden Bürgern mit, erzittert mal gemeinsam mit dem Helden, was uns sofort in die herrschende Stimmung hineinversetzt.
Nachdem jetzt alles gesagt ist, was gesagt werden…he, ich hab ja ganz auf Christopher Lee vergessen! Der gute Mann bezeichnet seine Rolle als Lord Summerisle, praktisch der Herr der Insel, als eine seiner Lieblingsrollen – und das sieht man ihm auch an. Er hat sichtlich Spaß als weltlicher und besonders als geistiger Führer der Kultgemeinschaft. Voller Freude tänzelt er als Frau verkleidet bei einem Festmarsch frohlockend vor sich hin, was, neben der Tatsache, dass es unsagbar cool ist Christopher Lee in Frauenkleidern herumspringen zu sehen, auch eine gewisse Schockwirkung ausübt. Dies ist der Mann, der einem Bösewicht am nächsten kommt, denn er ist es der all die unmenschlichen Handlungen leitet, und genau er wirkt wie ein gutmütiger älterer Herr, der sichtlich Spaß an einem Feiertag hat.
Fazit: „The Wicker Man“ schreckt seine Zuseher, indem es von einem grausigen Kult berichtet, der jedoch zur Steigerung der Verstörung als alltäglich dargestellt wird, was der Film einmalig und unübertroffen darstellt. 10/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DON CAMILLO UND DAS SCHLITZOHR

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Originaltitel: Il diavolo e l’acquasanta
Land: Italien
Jahr: 1983
Genre: Komödie
Regie: Bruno Corbucci

Handlung:
Ein Priester namens Nicht-Don-Camillo (Piero Mazzarella) rettete einem Ex-Fußballer (Thomas Milian) das Leben, als sich dieser vom Kolosseum in den Freitod stürzen wollte. Der Pfarrer ist gar nicht erfreut als dieser daraufhin plötzlich mitsamt Freundin bei ihm einzieht und prompt beginnt mit kleinen Betrügerein zu etwas Geld zu kommen. Ich bin sicher daraus resultieren duzende von unsagbar witzigen Situationen… :|

Kritik:
Als ich mir vor kurzem „Disaster Movie“ angesehen habe, dessen Humor einzig darin besteht, Leute so anzuziehen wie Leute aus aktuellen Filmen, dachte ich, den Tiefpunkt der Komödie erlebt zu haben…bis ich auf „Don Camillo und das Schlitzohr“ stieß. Furz-Witze haben mehr Anspruch als dieses alberne Lustspiel über dessen miese Witze man nicht mal unter Lachgas stehend kichern könnte. :|
Die Haupthandlung ist dumm und angelt sich mühsam von Subplot zu Subplot. Die Charaktere sind unerträglich, besonders bei den Nebenrollen hat man einen Tiefpunkt erreicht, der solche „Personen“ hervorbringt wie die Pfarrersköchin, deren Rolle darin besteht in den Geistlichen verliebt zu sein und ihm schlechte Gedichte zu schreiben. :|
Immerhin sind die besser verfasst als das Drehbuch, welches, wie ich erschrocken feststellen musste, vom Regisseur selbst stammt, bei dem es sich um den Bruder meines Lieblings-Sergios, Bruno Corbucci, handelt. Bruno, Bruno, du hast „Django“ mitgeschrieben, zeige ein wenig Würde, bitte! :palm:
Die meisten Witze sind schlechter als schlecht, wenn einer mal zur Ausnahme „nur“ schlecht ist, wird er sofort als Running Gag bis zum Erbrechen ausgenutzt. Wie der köstliche Scherz, dass sich Thomas Milian einfach nicht den Namen der Pfarrersköchin merken kann. Ach, wie habe ich bei all den zwanzig Malen wo sie diesen Gag gebracht haben gelacht. :|
Apropos Milian, für ihn gilt Ähnliches wie für Bruno Corbucci. Du bist ein genialer Mime, feuere deinen Agenten und bleibe gefälligst von billigen Komödien fern, sie liegen unter deiner Würde. Auch die Gebrüder De Angelis sind weit von ihren besten Tagen entfernt und liefern einen 0815 Komödien-Sound, der mir FAST mehr auf den Nerven herumtanzte als die Dialoge.
Der Film ist also fast nicht auszuhalten und ich bedauere all die armen Wesen, die ihn sich im Kino angesehen haben, jedoch ist er erträglich als Berieselung nebenbei, wenn man irgendwas anderes tut. Man kann ihn rennen lassen, während man aufräumt oder am Computer arbeitet, um aus den Augenwinkel Milian anzusehen oder sich an der einen kurzen Nacktszene seiner Gefährtin zu erfreuen.
Wenigstens bekommt man auf diese Weise den miesen Schnitt nicht mit, der von jedem Amateur eleganter getätigt hätte werden können. Keine Ruhe ist in den Bildern, Sätze werden abgeschnitten, so eilig hatte es der Cutter dieses Mistding zu Ende zu bringen.
Der Name Don Camillo ist natürlich nur für Marketing-Zwecke im Titel. Der Film hat genauso wenig mit Camillo zu tun, wie „Troll 3“ mit Trollen. Und wir sprechen hier nicht vom Ator-„Troll 3“, wir sprechen hier von dem Pflanzen-„Troll 3“. Was natürlich Fans der Don-Camillo-Filme wie mich noch ein bisselchen mehr auf die Palme bringt.
Fazit: Der verdammte „Dr. Jekylls unheimlicher Horrortrip“ ist witziger als dieser Müll! 2/10 mit zwei zugedrückten Augen! :thdown:
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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EINER GEGEN DAS IMPERIUM

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Originaltitel: Il Mondo di Yor
Alternativtitel: Yor, der Retter der Zukunft
Land: Italien, Frankreich, Türkei
Jahr: 1983
Genre: Science Fiction, Abenteuer
Regie: Antonio Margheriti

Handlung:
Das Waisenkind Yor (Reb Brown) lebt als Jäger in einer steinzeitlichen Welt dahin, ohne einem speziellen Stamm anzugehören und ist stets auf der Suche nach seiner Herkunft. Eines Tages bekommt er neue Hinweise auf diese und macht sich begleitet von einer Prinzessin, in welche er sich verkuckt hat, (Corinne Clery) und ihrem Beschützer Pag (Luciano Pigozzi) auf den Weg, seinen Ursprung ausfindig zu machen. Unterwegs löscht er ganze Völker aus, kämpft mit diversen Ungeheuern und fliegt sogar in den Weltraum :doof: …Warum das alles? `Caus he’s the man! (zumindest laut den Gebrüdern De Angelis ;) )

Kritik:
Spätestens als man im Vorspann einen blondperückten Reb Brown im Lendenschurz durch eine billige Felsenlandschaft rennen sah, während uns der Titelsong versichert dass Yor „the man“ ist, wusste ich, dass ich für diesen Film den Teil meines Gehirns, der auf Intellektualität und Anspruch getrimmt ist, werde ausschalten müssen.
Gott sei dank tat ich das auch, denn sonst hätte ich mich möglicherweise daran gestört, dass diverse „Effekte“ teilweise mit Barbiepüppchen gedreht wurden oder dass sich die Handlung alle zehn Minuten komplett ändert, dass daher immer wieder neue Charaktere eingeführt werden, welche nach ein paar Minuten wieder verschwinden, daran, dass die Personen daher wenig bis keine Charaktereigenschaften haben oder daran, dass die Schauspieler die leeren Hüllen, die sie als Figuren vorgesetzt bekommen, versuchen damit auszufüllen indem sie Schauspielern mit doof Grinsen gleichsetzen.
Geistig auf das Niveau eines Vorschülers eingestellt, konnte ich mich aber zurücklehnen, die Schwächen des Filmes außer Acht lassen und mir ungestört ansehen wie mir Aktion am laufenden Band präsentiert wird. Dadurch, dass so oft ein neues Abenteuer eingeleitet wird und wir neue Charaktere kennen lernen (ernsthaft, von der Existenz des großen Gegenspielers Yors erfahren wir erst zwanzig Minuten vor Schluss! :( ) wird’s nie langweilig. Hier und da muss man mal ein wenig Erklärung einfließen lassen, aber der feinfühlige Margheriti unterbricht jedes Gespräch rechtzeitig mit einer Kampf-Szene bevor es zu lange andauert. :thup: Angeblich war der Film einst ein vierstündiger Mehrteiler, welcher sich von einigen Dialogen löste und sich uns daher in spaßigen 80 Minuten präsentiert.
Hinzu kommt, dass unsere Helden äußerst liebenswert sind, besonders gefreut hat es mich, dass Luciano Pigozzi als Pag einen scheinbar lustigen unwichtigen Nebencharakter spielt, welcher im späteren Verlauf des Filmes jedoch wirklich zur Handlung beiträgt und Yor mehr als einmal das Leben rettet.
Fazit: „Einer Gegen das Imperium“ ist einfach ein kurzweiliges Vergnügen, voller unterhaltender Albernheiten, deren wahren Wert man ohne Anspruch zu schätzen wissen wird.
Was gibt es also noch zu sagen außer: Yor’s World, he’s the Man!
Trash: 10/10 :thup:
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DIE NACHT DER BLANKEN MESSER

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Originaltitel: Nude per l’assassino
Alternativtitel: Der geheimnisvolle Killer
Land: Italien
Jahr: 1975
Genre: Giallo
Regie: Andrea Bianchi

Handlung:
Ein Gynäkologe schafft es seine Patientin umzubringen und plant die Tat zu verschleiern. Er ist zunächst erfolgreich, bis ihn ein unbekannter Killer aus dem Film heraus mordet. :winke: Da ein Giallo mit einem Toten nie zufrieden ist, sterben in den folgenden anderthalb Stunden einige Mitglieder der Model-Agentur, welcher die Tote angehörte.

Kritik:
Mir sind fast nur negative Aspekte an „Die Nacht der blanken Messer“ aufgefallen, dennoch musste ich feststellen, dass der Film durchaus zu genießen war und mein erster Eindruck, zwar schlecht aber nicht grottenschlecht war, das kam erst nach längerem Nachdenken. Es lag vielleicht daran, dass Bianchi strikt nach dem Lehrbuch die typischen Giallo-Topoi aneinander reiht – nicht kreativ, aber es funktioniert, da diese Stilmittel meist einen halbwegs erträglichen Thriller ergeben. Hier und da ist die eine oder andere Szene nett photographiert, kein Vergleich zu Argento oder Bava, aber trotzdem habe ich kameratechnisch schon Schlechteres gesehen. So, damit sind die positiven Aspekte hinter uns gebracht, möge die Kritik beginnen:
Die Geschichte ist ein so fadenscheiniger uninspirierter Grund, die Mordszenen irgendwie erklären zu können, dass es mir nicht schwer fiel das Geschlecht und das Motiv des Täters nach den ersten zehn Minuten zu erraten. Die Identität des Mörders selbst wusste ich jedoch bis zum Schluss nicht, dies ist aber kein Kompliment, da es daran lag, dass ich keine Ahnung habe wer jetzt die Person unter der Maske war. Es handelt sich um eine Figur, die wohl am Anfang ein paar mal vorgekommen ist und die ich dann vollkommen vergessen habe. Wäre mein Gehirn nicht so abwesend gewesen, hätte ich seine Identität ermittelt, einfach weil außer dem Mörder selbst niemand mehr übrig war, der als Täter in Frage kam.
Obwohl das Motiv vorauszusehen war, lässt es uns doch unbefriedigt, denn mit der Erklärung, die wir bekommen, gibt es nur einen Mord mit einem fadenscheinigen Grund, viele mit schlechtem Grund und einen völlig ohne Grund!
Des weiterem fehlt das, was jeder gute Giallo haben sollte, was man aber ganz gerne mal vergisst, nämliche eine Hauptfigur. Irgendeine Person um die wir uns Sorgen machen können, zu der wir halten und von der wir hoffen, dass sie am Schluss über den Killer triumphieren wird. Wir haben die Polizei, aber über den Kommissar erfahren wir zu wenig Privates um ihn als Helden zu definieren, so wie es in „New York Ripper“ oder „Time to kill, Darling“ gemacht wurde (außerdem verhält sich die Polizei idiotisch). Gegen Ende rücken Edwige Fenechs Charakter und der eine Photograph immer mehr in den Mittelpunkt, aber sie kam bis jetzt selten vor und hat noch weniger zur Handlung beigetragen und er…OK, reden wir über ihn: Ich habe selten eine so unsympathische hassenswerte abstoßende Type gesehen wie ihn. Ein verlogener skrupelloser Macho, welcher Frauen wie Sexobjekte behandelt und in erster Linie an sich selbst interessiert ist. Ich dachte mir, den Charakter gestalten sie absichtlich so sexistisch, um ihn dann vom Killer kastrieren zu lassen oder so…aber nein, der Typ überlebt und ist der Held und bekommt Edwige am Schluss…Ahhhhhh….SO EINE PERSON GEHÖRT NICHT HOSENLOS IN EIN BETT MIT FRAU FENECH SONDERN HOSENLOS IN EINEN ITALIENISCHEN KANNIBALENFILM!!! :rambo: :rambo:
Allerdings habe ich mit seinem Darsteller überhaupt keine Probleme. Die Schauspieler in diesem Film sind im allgemeinen nicht schlecht, das Problem ist nur, dass ihnen keine anständigen Figuren gegeben wurden, mit denen sie arbeiten können.
Wie der Photograph ist der ganze Film hochgradig sexistisch wenn nicht sogar misogyn. Der Film beginnt mit einer nackten Frau, endet mit einer nackten Frau und dazwischen gibt es sehr viele nackte Frauen. Ich bin zwar keiner der Filme auf ihre sexistischen Untertöne untersucht, aber wie sie die Anusvergewaltigung am Ende mehr niedlich als erschreckend dargestellt haben war mir dann doch einiges zu viel.
Eins meiner Hauptprobleme waren noch die vielen Subplots die ins nichts führen. Die Vergewaltigung durch den übergewichtigen Agenturbesitzer, sowie das Einführen eines neues Modells in das Unternehmen zeigen uns zwar ein paar Charaktereigenschaften über die eine oder andere Figur, das ist aber vollkommen sinnlos, wenn eben diese Figuren eine Minute später ermordet werden.
Fazit: Ein alberner Haufen Unsinn, den man sich aber ansehen kann, er unterhält halbwegs. Es sei denn der Leser dieser Zeilen ist eine fanatische Feministin, in diesem Fall: Lass die Finger davon, selbst mir war dieser Mist zu sexistisch! 5/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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RE-ANIMATOR

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Originaltitel: Re-Animator
Land: USA
Jahr: 1985
Genre: Horror
Regie: Stuart Gordon

Handlung:
Der Student Herbert West (Jeffrey Combs) ist ein recht kluges Köpfchen. Er entdeckte ein Serum, mit welchem man Tote wieder zum Leben erwecken kann. Der einzige Nachteil: Die re-animierten Menschen scheinen über eine gewisse Mordlust zu verfügen…

Kritik:
Auf eine Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft basierend schufen Produzent Brian Yuzna und Regisseur Stuart Gordon zusammen mit einer exzellenten Crew vor und hinter der Kamera einen Juwel der Filmgeschichte, der so ausgezeichnet ist, dass nicht mal Roger „Caligula-geb-ich-0-Sterne-weil-ich-keinen-Filmgeschmack-habe“ Ebert umhin konnte ihn zu loben.
Die Geschichte selbst erinnert an eine moderne Frankenstein-Version, die besonders wegen ihrem Hauptcharakter gefällt. Herbert West ist so ein richtig schönes Aas. Ich würde ihn zwar nicht als „Bösewicht“ des Filmes bezeichnen, eine Rolle, welche Dr. Hill innehat, aber West verhält sich seinen Mitmenschen so respektlos gegenüber, dass es eine wahre Freude ist. Er scheint nur seine Arbeit zu lieben, alles andere ist ihm egal und wenn ihn irgendwer an seinen Projekten stört, reagiert er mit Hass und Abneigung. Frauen interessieren ihn sowieso nicht und jeder anderen Vergnügung des Lebens scheint der Gute auch zu entsagen. Grandios wird dieser Griesgram von Jeffrey Combs verkörpert, welcher Herbert West gleichsam als cartoonhaft überzeichnet und real glaubwürdig darstellt.
Die schauspielerischen Leistungen von Bruce Abbott und Barbara Crampton sind solide, sie zeigen sich uns als sympathisches Liebespaar. David Gale ist genial als schmieriger, sturer, skrupelloser Dr. Hill und verfügt über ein herrlich dreckiges Lächeln. Auch Robert Samson als Dekan ist mir besonders aufgefallen, da seine Rolle einen totalen Wandel erlebt, vom seriösen Universitätsvorsteher zum gehirnlosen Zombie, ein Kontrast, den Samson sehr sehr stark hervorhebt.
Für Regisseur Stuart Gordon ist „Re-Animator“ einer seiner ersten Filme, ein Umstand, den man absolut nicht merkt. Die Regie zeugt von außerordentlichen Materialverständnis. Die Kameraeinstellungen sind aufregend und abwechslungsreich, Actionszenen glaubhaft und die Handlung konnte trotz der rasanten Inszenierung sehr verständlich rübergebracht werden. Dies macht Re-Animator zu einem unglaublich kurzweiligen Film. Bei keinem anderen wundere ich mich so oft, wie schnell er wieder aus ist. (Zumindest der kürzere Director’s Cut)
Dies alles würde „Re-Animator“ zu einem perfekten Film machen. Er ist aber nicht nur einfach perfekt, er ist auch außergewöhnlich, was wir besonders zwei Aspekten zu verdanken haben: Seinem Gore und seinem Humor, die hier in einer Verbindung auftreten, die stark an den immerhin sieben Jahre später erschienenen „Braindead“ erinnert.
Bred Culpepper bescherte dem Streifen ein paar wunderbare Spezialeffekte, welche solch absurde Sachen wie einen redenden abgeschlagenen Kopf und einen Darm mit Eigenleben erstaunlich realistisch darstellen. Die Ekeleffekte sind zahlreich, durch ihre Übertreibung haben sie aber, wie in „Braindead“, mehr eine erheiternde Wirkung. Ulkige Momente, wie ein kopfloser Körper, der sich einen medizinischen Modellkopf auf den Rumpf setzt, tragen zum Spaß bei, wie auch die Titelmelodie des Richard Band, die nichts anderes als eine fröhlichere Variante des Psycho-Themas zu sein scheint.
Fazit: „Re-Animator“ ist eines der lustigsten Blutbäder des Horrorfilms, dessen talentierte Regie und unterhaltende Darsteller zum Sehvergnügen beitragen. 10/10 :thup:
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

BRIDE OF RE-ANIMATOR

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Originaltitel: Bride of Re-Animator
Alternativtitel: Re-Animator 2
Land: USA
Jahr: 1990
Genre: Horror
Regie: Brian Yuzna

Handlung:
Weil seine Studien ja bisher ach so viele Früchte getragen haben, geht unser Herbert West (Jeffrey Combs) zum nächsten Schritt über, nämlich irgendwelche Körperteile aneinander zu fügen und diese wiederzubeleben. Er plant sein Meisterstück, die Erschaffung der perfekten Frau, als er eine unliebsame Störung vom Kopf seines alten Rivalen Dr. Hill und dessen Zombies erfährt…

Kritik:
Die Fortsetzung des „Re-Animator“ hat einige Aspekte, die ich am Original geliebt habe, behalten, ist aber weit von der Vollkommenheit seines Vorgängers entfernt. Der Produzent des ersten Teils, Brian Yuzna, übernahm diesmal die Regie und man merkt deutlich, dass er sich eher darauf versteht durch gut vermarktbare Elemente mehr den Kaufzwang der Massen als ihr Bedürfnis nach stimmigen Filmen zu befriedigen.
So bekommen wir viele Kleinigkeiten, die gut auf dem Poster aussehen würden, im Film selbst aber entweder unnötig oder albern erscheinen. Genannt sein hier die Stop-Motion Kreaturen, die West aus diversen Körperteilen erschaffen hat (ich beschwere mich zwar nur sehr ungern über die Verwendung von Stop-Motion und an den Effekten kann ich hier auch nichts tadeln, aber ihre Rolle in der Handlung wird so komisch dargestellt, dass diesen Dingen manchmal ganze Szenen gewidmet werden, sie die restliche Zeit aber vollkommen außer Acht gelassen werden), sowie ein abgetrennter Kopf mit montierten Fledermausflügeln, die das Gewicht erstaunlich gut in die Luft heben.
Die Schnitttechnik ist ein wenig verwirrend und amateurhaft und viele Szenen bestehen nur aus langweiligem Schuss-Gegenschuss-Verfahren. Aber immerhin ist das Set nett ausgeleuchtet, mit gleißendem farblosen oder bunten Licht wird sehr viel gearbeitet, was den absichtlich übertriebenen Charakter der Drehorte zu meinem Vergnügen steigerte.
Das Beste an „Bride of Re-Animator“ ist natürlich Jeffrey Combs, der wieder als Herbert West auftritt, immer noch unverschämt, immer noch kalt und emotionslos und immer noch dafür liebenswert. David Gale lässt sich (teilweise) wieder blicken, leider nur in kurzen Auftritten.
Auch Bruce Abbott begegnet uns in der selben Rolle wieder, diesmal habe ich jedoch ein paar Probleme mit seinem Charakter. Im ersten Teil verband ihn mit der Dekanstochter eine innige außergewöhnliche Liebesbeziehung, welche das Pärchen in unsere Herzen schloss und uns um ihr Leben bangen ließ, was dem Film sehr viel Spannung verlieh. Diesmal trauert Abbotts Charakter der innigen außergewöhnlichen Liebesbeziehung mit der Dekanstochter nach, führt aber auch innige außergewöhnliche Liebesbeziehungen mit irgendeiner anderen Frau, die er trifft; irgendeiner seiner Patientinnen; sowie der Verbindung verschiedener seiner Liebschaften, nämlich der Braut des Re-Animators selbst. Dies macht die Romanzen der Person nicht mehr außergewöhnlich, er und seine Freundinnen sind mir nicht mehr sympathisch, ich bange nicht mehr um ihr Leben und das nimmt dem Film ein wenig Spannung weg.
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Fazit: Von Brian Yuzna mit viel Marketingwissen und wenig Regietalent inszeniert, mit einer nicht sehr guten, offensichtlich kurzfristig entstandenen Story, aber dafür wieder mit Jeffrey Combs, dessen Herbert West den Film mit seiner asozialen Art zu einem Vergnügen macht. 7/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

BEYOND RE-ANIMATOR

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Originaltitel: Beyond Re-Animator
Alternativtitel: Re-Animator 3
Land: USA
Jahr: 2003
Genre: Horror
Regie: Brian Yuzna

Handlung:
Nach dem zweiten großen Sterben, das Herbert West (Jeffrey Combs) mit seinen Wiederbelebungsversuchen zu verantworten hatte, kamen die Behörden endlich auf die Idee den extraordinären Wissenschaftler hinter Schwedische Gardinen zu stecken. Ein junger Arzt, welcher als Kind die Auswirkungen von Wests Serum miterlebt hat, nimmt Kontakt mit West, dessen Arbeit er verehrt, auf und hilft ihm bei weitern Experimenten hinter der Gefängnismauer…

Kritik:
Brian Yuzna hat sich mit der nächsten Fortsetzung des Re-Animator ein wenig mehr Zeit gelassen als mit dem zweiten Teil, was sich sowohl positiv als auch negativ ausgewirkt hat. Leider ging mit den Jahren, das typische Re-Animator-Feeling verloren. Weg sind das frankensteinische Labor und die Universität, sie wichen einem Gefängnis, welches als Schauplatz für eine so übertriebene Geschichte ein wenig zu real daherkommt, komplett mit skrupellosen Gefängnisdirektor, gewalttätigen Insassen und anderen Verstörungen.
Das ganze wirkt irgendwie wie eine TV-Produktion, mit weniger Liebe zum Detail und schlechteren (nicht sehr schlecht nur ein wenig) Darstellern. Dies gilt allerdings natürlich nicht für Jeffrey Combs, der uns ein drittes Mal mit seinem Herbert West erfreut. Leider steht die wunderbare Figur durch die vielen ausartenden Subplots nicht mehr so im Mittelpunkt wie in den anderen beiden Filmen, aber wenigstens schafft es Yuzna diesmal auch an den Nebenhandlungen ein wenig Interesse aufkommen zu lassen, was den Film kurzweilig und spannend macht.
Aufregend ist besonders der letzte Akt, in welchem all die Nebenhandlungen gleichzeitig ihren Höhepunkt erreichen um in einem gewaltigen Spektakel voller Humor, Blut und Spannung zu gipfeln.
Für Fans der Vorfilme hält Yuzna auch ein paar schön ulkige Albernheiten bereit, wie einen Junkie, der sich eine Überdosis des Serums spritzt und fortan ein Dasein als lachendes Skelett fristet, sowie einen Penis mit Eigenleben. Das schöne an diesen Zeugs ist, dass ihnen nur wenig Zeit gewidmet wird, so nehmen sie der Handlung nicht zu viel davon weg, werden nicht langweilig, bleiben aber als angenehme Erinnerungen im Gedächtnis der Zuseher.
Übrigens hat „Beyond Re-Animator“ endlich das perfekte Ende für so einen Film:
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Fazit: Es wirkt anfangs nicht wie Re-Animator, aber wenn Herbert West mit der giftgrünen Spritze herumfuchtelt und abgetrennte Geschlechtsteile zu leben beginnen wissen wir, es IST Re-Animator! 7/10
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