Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Resolution

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Um seinen drogenabhängigen Jugendfreund Chris in der gemieteten Bleibe in den Bergen vor einem schrecklichen Ende zu bewahren, wählt Michael einen drastischen Schritt: bei dem Besuch kettet er den überrumpelten Chris kurzerhand mit Handschellen an die Wand und eröffnet ihm, ihn erst wieder loszumachen, wenn dieser Bereitschaft zu einem Entzug zeigt. Doch schon wenig später geschehen in der Abgeschiedenheit der Berge sonderbare Dinge und während gewaltbereite Bekannte von Chris auftauchen um wahlweise Geld oder Drogen zu fordern, findet Michael Hinweise auf Ereignisse, die zuvor in der abgelegenen Hütte geschehen sind, sowie Videos, die davon zeugen, dass die beiden Männer auch unter Beobachtung stehen…

Die beiden Regisseure Aaron Moorhead und Justin Benson zählen für mich zu den interessantesten Regisseure der aktuellen Genre-Landschaft, die mit „Spring“ und „Endless“ auch zwei Werke geschaffen haben, die sich trotz bekannter Motive abseits ausgetretener Pfade bewegen und zumindest meinen Geschmack getroffen haben. Mit dem Langfilm-Debüt „Resolution“ wurde 2012 ein Film geschaffen, der ebenfalls polarisiert und dem Zuschauer ein Szenario präsentiert, dass teilweise auch wieder in „Endless“ einfließt. Allerdings ist hier die Mischung aus „Cabin in the Wood“-Szenario mit und lose Verweise in Richtung Mystery, Alien, Paranoia und dergleichen nicht ganz so stimmig und krankt meines Erachtens vor allem daran, dass die Grundkonstellation mit dem zwangsweisen Drogenentzug nicht sehr glaubhaft wirkt. Später schlägt der Film dann im Minutentakt neue Richtungen ein und greift Dinge auf, die sich dann jedoch für diesen Film als inhaltliche Sackgasse erweisen bzw. nicht zu Ende gebracht werden. Im Gesamten ist „Resolution“ als Low-Budget-Streifen zwar durchaus spannend anzusehen, wirkt aber nicht ganz so homogen und ich würde sagen, dass die beiden Regisseure mit „Resolution“ das Versprechen abgeben, dass sie technisch und inhaltlich letzten Endes aber erst mit „Endless“ so richtig erfüllt konnten.

PS: Die deutsche Blu-Ray-Disc ist leider ziemlicher Käse und hat zwei deutsche Tonspuren, die nicht zu gebrauchen sind. In der ersten sind die Hintergrundgeräusche im Gegensatz zur englischen Originaltonspur so derart infernalisch laut, dass man die Dialoge nicht versteht und in der zweiten Tonspur gibt es nur Hintergrundgeräusche und gleich gar keine Dialoge. WTF? Also wenn, dann gleich in Englisch gucken, so wie wir das dann gemacht haben.

Der Wilde Planet

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jogiwan hat geschrieben:„Der Phantastische Planet“ ist schon ein hochgradig seltsamer Film, dessen Name mit beständiger Regelmäßigkeit immer dann wieder auftaucht, wenn es um außer- und ungewöhnliche Filme geht. Diese tschechoslowakisch-französische Koproduktion bzw. Sci-Fi-Parabel über eine unterdrückte Spezies auf einem Planeten mit bizarrer Flora und Fauna ist auch etwas ganz Besonderes und vor allem der extravagante Zeichenstil und die Tatsache, dass sich der animierte Film aus dem Jahr 1973 an Erwachsene richtet, macht ihn neben „Die Legende der Belladonna“ zu einem Wegbereiter und Klassiker des modernen Animationsfilm abseits von Heidi, Niklas & Co. Die Geschichte lässt sich auf vielseitige Weise lesen und ist eine Mahnung zum respektvolleren Umgang miteinander. Auch die Zeichnungen mit allerlei Phallussymbolen und versteckt sexuellen Anspielungen wirken bizarr und doch irgendwie vertraut und in knapp 70 Minuten wird hier auch ein wahres Dauerfeuer an seltsam anmutenden Einfällen auf den Zuschauer losgelassen, dessen Anziehungskraft und Faszination auch kaum in Worte fassen lässt. Wie soll man auch Worte finden, die einem derartigen Werk gerecht werden, ohne gleich im Vorhinein zu scheitern? Hier ein Versuch: „Der Phantastische Planet“ wirkt wie ein aus einem bewusstseinserweiterndem Drogenrausch geborener und fiebrigen Alptraum, ein exzentrisches Gedankenexperiment oder ein visionäres Szenario über den Umgang unterschiedlicher Kulturen und ein Streifen, wie er wohl auch nur in den Siebzigern entstehen konnte, als solche extravaganten Filme ohne große Rücksicht auf einen kommerziellen Gedanken und Einspielergebnisse entstehen konnten.
Würde ich immer noch so schreiben und ergänzen, dass die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Camera Obscura mit dem Titel "Der wilde Planet" sehr schön geworden ist.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Poison

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Todd Hanyes verwebt drei von Jean Genet inspirierte Geschichten zu den Themen Liebe, Sexualität und Gewalt in unterschiedlicher Aufbereitung ineinander: In „Hero“ erschießt der siebenjährige Richie Bacon seinen Vater und fliegt anschließend von der Veranda davon. Die Ereignisse werden dokumentarisch aufgearbeitet, bis sich dem Zuschauer am Ende die Hintergründe erschließen. In 50er-Jahre inspirierten und tragischen Episode „Horror“ erfindet ein Wissenschaftler ein Hormon-Serum, das den Sexualtrieb verstärken soll und wird zum Mörder. In „Homo“ hingegen erzählt die Geschichte zweier Gefängnisinsassen, die sich trotz widriger Umstände und Anfeindungen anderer Insassen ineinander verlieben.

Regisseur Todd Haynes ist ja vor allem durch seinen Musikfilme „I’m not there“ und „Velvet Goldmine“ sowie dem Oscar-prämierten Drama „Dem Himmel so fern“ bekannt und präsentiert uns hier in seinem 1991 gedrehten Episoden-Drama drei unterschiedliche Geschichte über Liebe, Sex und Gewalt, die sich inhaltlich wie optisch voneinander unterscheiden und quasi nebeneinander erzählt werden. Dabei ist das Ergebnis für den Zuschauer nicht unbedingt schlüssig und die teils sperrigen Inhalte und Figuren auch eher metaphorisch zu sehen. So ist „Horror“ mit seinem 50er-Sci-Fi-Look wohl eine sehr persönliche Aufarbeitung der Aids-Thematik im Horror-Genre, während „Hero“ und „Homo“ wohl eher provokativ daherkommen und das Hetero-Publikum wohl eher etwas verschrecken sollen. „Poison“ wird ja über die Queer-Cinema-Schiene beworben, obwohl es nur in einer Episode um Liebe zwischen Männern geht und die breite Masse wird man mit so einem eher undergroundigen Low-Budget-Werk über Außenseiter der Gesellschaft auch eher nicht erreichen. Vom Hocker hat mich Haynes Werk ja leider nicht gerissen und auch den im Bonusbereich mitgelieferten Kurzfilm „Dotty gets spanked“ fand ich jetzt nicht so spannend. Sonderlich berührt hat mich keine der Episoden und irgendwie fand ich auch keine der Figuren so spannend, dass ich mich danach noch irgendwie mit ihnen gedanklich auseinandersetzen wollte. Vielleicht bringt eine Zweitsichtung mehr Aufschluss aber momentan bleibe ich bei meine Fazit: kann man gucken – muss man aber nicht.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Purple Rain

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Kid ist das kreative Haupt der Band „The Revolution“, dass seit einiger Zeit aufgrund seiner exzentrischen Bühnenperformance in einem angesagten Club in Minneapolis erste Publikumserfolge feiert. Doch mit dem steigenden Bekanntheitsgrad kommen auch die Probleme und der Neid anderer Acts, sein dysfunktionales Elternhaus und auch sein übergroßes Ego sorgen dafür, dass der kleine Mann ständig aneckt und Probleme bekommt. Als er jedoch die junge Sängerin Apollonia trifft, ist es Liebe auf den ersten Blick und dennoch droht Kid die Fehler seiner Eltern auch in seiner Beziehung zu wiederholen, während er auch lernen muss, das Erfolg ein gemeinschaftliches Projekt ist und er somit auch anderen Leuten Vertrauen und auf die Bedürfnisse seine Band und seines Umfelds Rücksicht nehmen muss.

Zugegeben, ich war nie ein großer Prince Fan und hab auch keines seiner Alben besessen, aber das Schöne am Musikfilmabend ist es ja, dass man hier ja Musik entdecken kann, die normalerweise nicht in der eigenen Playlist zu finden ist. „Purple Rain“ ist dabei wohl der semi-autobiografische Spielfilm zur LP aus dem Jahr 1984, dass in erster Linie die Musik von Prince präsentiert und seine Auftritte feiert, während die Rahmengeschichte über die Fallstricke des ersten Erfolgs eher etwas lustlos erzählt wird. Übergroße Egos führen in diesem Business ja immer wieder zu Problemen und auch das von Prince dürfte seine Körpergröße um ein vielfaches überstiegen haben. Rein cineastisch betrachtet ist „Purple Rain“ auch kein sonderlich guter Film sondern die übliche „A Star is Born“-Formel, dem etwas Straffung auch nicht geschadet hätte. Während die ersten Musiknummern noch sehr dynamisch eingefangen wurden, gibt es im weiteren Verlauf einfach auch von anderen Music-Acts aus dem Prince-Umfeld einfach zu viel davon, dass dann auch der ohnehin etwas spärlichen Handlung kaum zuträglich ist. Nach relativ viel Leerlauf und einer doch etwas seltsamen Selbstinszenierung des Sängers kommt als Highlight ist dann neben meinem persönlichen Highlight „When Doves Cry“ natürlich die titelgebende Ballade „Purple Rain“ der nach der persönlichen Karthasis des Sängers auch voller Inbrunst und Gefühl gesungen wird, sodass dann auch der Zuschauer völlig ergriffen ist. Also doch noch alles im grünen Bereich und man kann natürlich gut verstehen, warum Prince große Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen hat - aber 20 Minuten und ein paar Songs weniger und dafür etwas mehr Handlung hätten im Falle von „Purple Rain“ als Film aber auch nicht geschadet.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Killing of a Sacred Deer

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Herzchirurg Steven lebt gemeinsam mit seiner Gattin, die ebenfalls Ärztin ist, so etwas wie den amerikanischen Traum. Beide sind hochangesehen, geschätzt und leben mit ihren beiden Kindern in einen schönen Haus in einer noblen Gegend. Als sich Steven jedoch mit dem Halbwaisen Martin anfreundet, bedeutet das einen Einschnitt im beschaulichen Leben. Immer mehr drängt sich der sechzehnjährige Schüler in die Familie des Mannes und verfolgt scheinbar einen Plan, der schon bald den heilen Familiensegen ins Wanken bringt.

Die Filme von Yorgos Lanthimos leben ja davon, dass man sich als Zuschauer auf ein bestimmtes Szenario einzulassen vermag, das mit schräg ja eigentlich noch nobel untertrieben ist und das war schon im grandiosen „The Lobster“ der Fall und auch in dem Arthouse-Schockern „Dogooth“ und "Alpen" nicht anders. Hier ist es eine gutsituierte, aber doch auch etwas unterkühlt wirkende Familie aus dem Lehrbuch für Bilderbuch-Lebensentwürfe, die auf einmal mit sehr eigenartigen Dingen konfrontiert ist, die auch sehr rasch drastische Konsequenzen fordern. Je weniger man darüber weiß, desto mehr werden sich einem die Nackenhaare aufstellen und als Zuschauer muss man in dem zweistündigen Werk mit Mystery-Einschlag auch irrationale Dinge in einem ansonsten sehr rationalen Ambiente akzeptieren. Spannend ist in „The Killing of a Sacred Deer“ ja vor allem der Widerspruch zwischen der aufgeklärten Arztfamilie und den Dingen, die ihnen widerfährt und dort wo man in Lanthimos Werken bisher noch schwarzen Humor finden konnte, regiert dieses Mal zunehmend nur noch Entsetzen, wenn die schicksalhaften Ereignisse immer weiter angetrieben werden. Dem Zuschauer wird dabei natürlich ebenfalls einiges abverlangt und „The Killing of a Sacred Deer“ ist meines Erachtens auch eine hochfunktionale Genre-Mischung, die dem Arthouse-Drama genauso nahe ist wie dem Exploitation-Film der Siebziger. Toll gespielt, wunderbar in Szene gesetzt und eben wieder einmal gänzlich unberechenbar, so wie man es von Yorgos Lanthimos in bester Weise gewöhnt ist. Tipp!
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Zimmer 1408

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Der Schriftsteller Mike Enslin war einst ein aufstrebender Autor, der durch familiäre Schicksalsschläge mittlerweile in der paranormalen Trivialliteratur gelandet ist und sich landauf und landab auf die Suche nach Spukhäusern- und Gespenstergeschichten macht, die er als zynischer Realist zu populären Reisführern verarbeitet. Als er eines Tages eine Postkarte des Dolphin-Hotels in New York mit dem Hinweis, dass Zimmer 1408 nicht zu betreten, ist seine Neugier natürlich geweckt und durch sein hartnäckiges Verhalten und Beharrlichkeit wird ihm das scheinbar verwunschene Zimmer, in dem bereits zahlreiche Menschen ihr Leben lassen mussten, auch für eine Nacht vermietet…

Hollywood-Hochglanz-Verfilmung einer Stephen-King-Kurzgeschichte über ein teuflisches Hotelzimmer, das die Besucher mit ihren Ängsten und allerlei anderen Hokuspokus konfrontiert und auch noch den abgeklärtesten und vom Schicksal gebeutelten Schriftsteller an seine jeweiligen Grenzen führt. „Zimmer 1408“ ist dabei zwar sehr hübsch gemacht und John Cusack mag man ja auch, aber irgendwie fängt es ja schon bei der fragwürdigen Grundkonstellation und den Klischee-lastigen Figuren an, die keinerlei Spielraum für Überraschungen lassen. Im Verlauf des Streifens wird dann auch die übliche effektüberladene Hollywood-Geisterbahnfahrt geboten, die weder Ausreißer nach oben oder unten bietet und auf Nummer sicher geht. Unterscheiden tut sich nur das Ende zwischen Kino-Version und Directors-Cut, wobei ich das Ende der Kinofassung sympathischer finde und natürlich für die Sichtung die andere Fassung gewählt habe. So bleibt unterm Strich mainstreamiges Popcorn-Kino ohne Ecken und Kanten und dafür umso mehr Hui-Bui, dass man sich zwar angucken kann, aber vermutlich morgen schon wieder vergessen ist. Bei Stephen-King-Verfilmungen gibt es ja üblicherweise nur sehr gut oder sehr schlecht – „Zimmer 1408“ pendelt sich da aber zur Abwechslung mal im totalen Mittelfeld ein.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Labyrinth der Leidenschaften

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Auch sechs Jahre nach der letzten Sichtung hat „Labyrinth der Leidenschaften“ nichts von seinem provokativen Charme und Unterhaltungswert verloren. Im Geiste und auch im Stile von John Waters wird hier ein schräger Underground-Film über die großen und kleinen Probleme der spanischen Gesellschaft abgefeuert, der selten geschmacksicher, aber dafür umso spaßiger daherkommt und mit Themen wie Sex, Drogen und Klatsch auch die allgemeine Sensationsgier der Menschen perfekt befriedigt. „Labyrinth der Leidenschaften“ hat mit den späteren Dramen auch gemeinsam, dass sich Almodóvar bereits hier mit den männlichen Außenseitern und Frauen beschäftigt, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat und die sich trotzdem nicht entmutigen lassen. Hier ist das aber noch alles weniger dramatisch und stylish, aber schon genauso farbenfroh, wild und ungemein unterhaltsam. „Labyrinth der Leidenschaften“ ist dann auch eine ganz groteske Farce, die auch vor nichts und niemanden halt macht und dabei auch noch herrlich spaßig und ungemein sympathisch ist.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Womit hab ich das verdient?

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In „Womit hab ich das verdient“ widmet sich mein Lieblingsregisseur Pedro Almodóvar dem Leben der einfachen spanischen Gesellschaft, dass er handlungstechnisch ins Groteske überzeichnet. Die brave Hausfrau ist hauptsächlich unglücklich, drogensüchtig, geht fremd und hat auch keine Hemmungen ihren Sohn aus Geldnot an einen pädophilen Zahnarzt zu verhökern. Doch auch der Rest der Familie ist wenig besser und besteht aus Dealern, jammernden Geizkragen und einem Mann des Hauses, der als Taxifahrer einer längst vergangenen Affäre nachtrauert. Das alles und noch viel mehr vermengt Almodóvar zu einem grellen Film, dass in seinen Grundzügen bereits die Melodramatik seiner späteren Filme trägt und mit etwas Fantasie auch inhaltlich wie eine Vorstufe zu „Volver“ gesehen werden kann. Wie selbstverständlich werden hier die wildesten Inhalte präsentiert und das Leben im Madrider Sozialsiedlungsbau an der Autobahn mit beißenden Spott bedacht. Doch abermals ist der Film kein Downer, sondern ein unterhaltsamer und teils auch witziger Blick in die Abgründe spanischer Befindlichkeiten, der auch alle paar Jahre gut und gerne immer wieder im Player landet.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Kika

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Wunderbar unterhaltsamer Film der mit farbenfrohen Bildern eine düstere Geschichte über Mord, Vergewaltigung und Todschlag erzählt und eine quasselnde Protagonistin bietet, die sich auch von Schicksalsschlägen nicht aus dem positiven Lebenskonzept bringen lässt. Hier bietet Almodovar auch schon zahlreichen Trademarks, die er in „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ noch perfektionieren sollte und außerdem teilt er auch noch in Richtung Medien aus. Der Mondo-Einschlag durch die Figur der Andrea ist ja doch überraschend und dennoch verliert Almodovar trotz zahlreicher Figuren und Handlungsstränge nicht die Fäden. Zwar dauert „Kika“ etwas, bis er in Fahrt kommt, aber dann gibt es ja eigentlich kein Halten mehr. Die Dialoge sind zum Schreien komisch und auch die Ausstattung und die bewusst künstlich gehaltenen Kulissen finde ich bei jeder Sichtung ganz wunderbar. Verónica Forqué quasselt sich um Kopf und Kragen und Victoria Abril und Rossy de Palma in Kleidern von Jean-Paul Gaultier sind ebenfalls super, während der männliche Cast dagegen doch arg abfällt. Zwar könnte man „Kika“ heutzutage so sicher nicht mehr bringen und der Streifen würde es auch nicht in die persönliche Top-5 des Regisseurs schaffen, aber ein unterhaltsamer und vergnüglicher Spaß ist es allemal.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs

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jogiwan hat geschrieben:„Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ war ja seinerzeit der große Durchbruch für den spanischen Regisseur und der Weg vom grellen Underground-Queer-Cinema hin zur breiten Masse. Der Streifen ist auch sehr gelungen und präsentiert zwei Tage aus dem turbulenten Leben der Synchronsprecherin und Werbefigur Pepa, deren Madrider Penthouse sich immer mehr mit Personen füllt, die ebenfalls nicht gerade die beste Zeit ihres Lebens durchmachen. Dabei ist der 1987 gedrehte Streifen eine knallbunte Komödie, die Situationskomik und die Achtziger förmlich zelebriert und dennoch nicht in seiner Zeit verhaftet ist und daher auch heutzutage noch großen Spaß bereitet und auch mit jeder Sichtung noch besser funktioniert. Die Geschichte über Kommunikationsprobleme zwischen Mann und Frau ist ja immer aktuell und im Falle von Pedro Almódovar bedeutet das auch, dass Pepa dieses traurige Ereignis zum Anlass nimmt um ihr Leben umzukrempeln und wieder selbst in die Hand zu nehmen. Neben popkulturellen Zitaten gibt es jede Menge skurrile und dennoch grundsympathsiche (Frauen-)Figuren, die aber entsprechend ernstgenommen werden und im großen Finale gibt es dann ohnehin kein Halten mehr. Ganz großartiger Streifen!
Ja, das würde ich auch heute noch so schreiben. Lustiger Film mit immer noch leicht subversiven Zügen und wohl auch verdient der kommerzielle Durchbruch für Almodóvar. Sieht man sich alle Jahre Monate wieder gerne an!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Kiss meets the Phantom of the Park

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jogiwan hat geschrieben:Herrlich verschrobene Mischung aus Mystery, Klopper- und Musikfilm und einem durchgeknallten Konstrukteur eines Vergnügungspark, der Leutchen kidnappt um diese in seelenlose Roboter zu verwandeln und auch die Mitglieder der Gruppe KISS klont um an seinen ehemaligen Arbeitsgebern Rache zu üben. Klingt doof, ist es auch und als Anhänger der Truppe ist „Kiss – Von Phantomen gejagt“ wohl nicht die Art von Film, die man als Fan von der angehimmelten Rockband sehen möchte. Ganz ist mir das Konzept der Kostüm-Rock-Glam-Truppe ja nicht geläufig, aber offensichtlich war das Ende der Siebziger schon sehr Massen-kompatibel bzw. familientauglich und auch der Streifen, dessen Idee wohl in einem Anflug grober Selbstüberschätzung der Band oder dessen Managements entstanden ist, präsentiert die Truppe als mysteriöse, aber grundsympathische Musiker mit übersinnlichen Fähigkeiten, die neben Auftritten im Vergnügungspark einem Superschurken das Handwerk legen. Alles immer hübsch neben der Spur ist „KISS – Von Phantomen gejagt“ eine spaßige Mischung für Freunde abseitiger Filmkultur und dass sich angeblich auch Gene Simmons und Co mittlerweile von dem Werk distanzieren sollen, sagt über das wahlweise unterhaltsame und/oder ernüchternde Werk mit viel Musik schon alles aus. Sehr schräg und sicher einer der ungewöhnlichsten Musikfilme, die jemals der Licht der großen Leinwand erblicken durfte und dem Zuschauer mit WTF-Momenten am laufenden Band die Kinnlade nach unten klappen lässt.
Ich muss ja ehrlich gestehen, dass ich mit dem Empfinden aufgewachsen bin, dass es sich bei der Gruppe KISS um eine waschechte Metal-Band handelt, deren musikalisches Output mir aber mehr oder minder auch nicht geläufig war, weil das musikalisch auch nicht meine Baustelle ist. Umso interessanter war ja meine erste Begegnung mit „Kiss – Von Phantomen gejagt“ der mir die Band als verschroben-schrullige, aber von einem sehr jugendlichen Publikum angehimmelte und massenkompatible Poprock-Band handelt. Die Art und Weise wie die Mitglieder der Band in diesem schrägen Musikfilm präsentiert werden mutet auch etwas seltsam an und mit dem im eher kostengünstig realisierten TV-Film kreierten Image war die Band wohl auch selber nicht so wirklich einverstanden. Mit knapp 40 Jahren Abstand ist „Kiss meets the Phantom in the Park“ aber schon eine sehr kuriose und vor allem unterhaltsame Sache, die den Fan von Musikfilmen mit einer wilden Mischung aus gediegenen Geisterbahnfahrt, mystischen Sci-Fi-Elementen, der spektakulären Bühnenshow und einer großen Portion Schminke und Plateau-Schuhen begeistert, die hier mehr schlecht als recht mit einer eher losen Rahmenhandlung unter einen Hut gebracht wird. Der Streifen scheitert auch etwas an der Lustlosigkeit der Darbietungen und irgendwie schafft es Gorden Hessler nicht so recht, die Dynamik eines Kiss-Konzerts einzufangen. Stattdessen gibt es billige und durchschaubare FX, die den Streifen dann auch eher wie eine überzeichnete Satire wirken lassen. Dem Zuschauer kann es aber im Grunde egal sein, solange dabei so etwas herrlich Unterhaltsames wie „Kiss – Von Phantomen gejagt“ dabei rauskommt.
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