Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

American Horror Story: Apocalypse

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01.jpg (20.57 KiB) 427 mal betrachtet
In der nahen Zukunft wird die Welt durch einen nuklearen Angriff zerstört und die letzten Überlebenden versammeln sich in wenigen Stützpunkten der sogenannten „Kooperative“, die für Gutbetuchte zuvor errichtet wurden. Doch der Tagesablauf ist streng geregelt und bald kommt es innerhalb der Gruppe zu Spannungen, vor allem als ein weiterer Fremder auftaucht, der sich als Antichrist und Kopf der „Kooperative“ ausgibt und auf den Trümmern der Welt eine neue Zivilisation erbauen möchte. Doch nicht für jeden ist Platz in dieser neuen Welt und so kommt es zu Neid, Missgunst und Mord, ehe sich in den letzten Tagen der Menschheit eine weitere Kraft in Stellung bringt…

„American Horror Story: Apocalypse“ ist ja so etwas wie ein Best-Off der vergangenen Staffeln im Endzeit-Look, der jedoch nach ein paar Folgen leider etwas vernachlässigt wird. Der Antichrist hat die Welt zerstört und magische Zirkel versuchen in weiterer Folge das Schlimmste zu verhindern. Dazu wird in der Zeit und in vorangegangenen Staffeln, insbesondere der ersten und der dritten Staffel hin- und hergehüpft, was „Apocalypse“ für Einsteiger wohl nicht empfehlenswert macht. Wer die Staffeln bereits kennt, bekommt altbekannte Gesichter und neu arrangierte Szenarien serviert. „Murder House“ und „Coven“ waren aber ohnehin meine Lieblingsstaffeln bisher, also fand ich auch diese hier ganz stimmig. Schade nur, dass die Endzeit-Stimmung so aus der Hand gegeben wird um wieder eine Hexen vs. Antichrist-Geschichte zu erzählen, die an vielen Stellen bekannt wirkt. Aber das ist Meckern auf hohen Niveau, da es ansonsten als Fan der Serie nicht viel zu bemängeln gibt. Auch hier gibt es viele Wendungen, originelle Ideen, Zeitsprünge und Darsteller in unterschiedlichen Rollen, was ich ja an der Serie mag. „Apocalypse“ macht da keine Ausnahme.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Stalker

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01.jpg (54.92 KiB) 413 mal betrachtet
Nach einem Meteoriteneinschlag ist ein Gebiet in Russland zur verbotenen Zone erklärt worden und ein Mann, der sogenannte Stalker führt zwei Besucher gegen Bezahlung in das streng bewachte und menschenleere Gebiet. Dort soll es ein Zimmer geben, an dem die geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen sollen und sowohl ein abgehalfterter Schriftsteller, sowie ein mysteriöser Wissenschaftler versuchen aus unterschiedlichen Gründen in der streng verbotenen Expedition zu diesem Ort zu gelangen. Doch der Weg durch die Zone ist beschwerlich und während der Stalker mit immer seltsamer erscheinenden Regeln die Situation anheizt, geraten die ungleichen Besucher immer mehr an ihre körperlichen und mentalen Grenzen.

Ruhig erzählter und über weite Teile doch sehr sperrig erscheinender Streifen von Andrei Tarkovsky über drei Männer und einer Expedition durch eine verbotene Zone. Die Sci-Fi-Geschichte ist ja im Grunde nur ein lose ausformulierter Aufhänger, um tief in die Befindlichkeiten und Seelenwelten dreier Männer einzutauchen, die auf der Suche nach ihrem persönlichen Sehnsuchtsort an ihre Grenzen stoßen und nebenher noch ein paar andere Dinge abzuhandeln. Die Ausgangslage und die Beweggründe der Männer bleiben mysteriös und auf vielschichtige Weise wenig greifbar, während „Stalker“ in seinen knapp zweieinhalb Stunden nebenher auch durch seine Bilder und dichte Atmosphäre besticht. Das Gebiet, das die drei Männer durchstreifen zeugt von einer untergegangenen Zivilisation, die von der Natur zurückerobert wurden und immer wieder tauchen Diskussionen und symbolhafte Gegenstände auf, die wohl als Kritik an einer zunehmend egozentrischen und zweifelnden Gesellschaft zu deuten sind. Dazu schweift die Kamera langsam über zerfurchte Felsen, Landstriche und Gesichter, die vom Zahn der Zeit geformt wurden und der Zuschauer verliert sich ebenfalls immer mehr in einer unwirklich erscheinenden Welt jenseits von Logik und schlüssigen Erklärungen. „Stalker“ könnte einem herkömmlichen Unterhaltungsfilm nicht ferner sein und auch vom Zuschauer wird einiges abverlangt, doch wer sich darauf einzulassen vermag, bekommt ein traumartiges, komplexes und vor allem schön fotografiertes Rätsel serviert, an dem man noch lange knabbern darf.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Jack Frost - Der eiskalte Killer

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01.jpg (20.59 KiB) 398 mal betrachtet
Mäßig unterhaltsamer Serienkiller-Spaß, der seine Geschichte natürlich sehr augenzwinkernd und schwarzhumorig erzählen möchte, aber dabei am Budget, seinen schlechten Gags und seinen lustlosen Darstellern scheitert. „Jack Frost“ handelt von einem Serienkiller auf dem Weg zur Hinrichtung, der durch einen dummen Zufall und einer Chemikalie in Schnee verwandelt wird und sich fortan als Schneemann hinter ehemalige Widersacher her und das weihnachtliche Setting unsicher macht. Die Idee ist auch lustig, aber die Umsetzung mehr als schwach und das fängt schon damit an, dass der Streifen an einem Drehort realisiert wurde, wo gerade mal ein bisschen Schnee in der Gegend herumliegt und beim Rest mit Watte und digitalen Schneegestöber nachgeholfen wurde. Auch sonst zündet kaum ein Gag und Michael Cooney nimmt seine Figuren auch nicht ernst, sondern stellt diese eher als Knallchargen da, die von dem Schneemann auf kreative Weise ermordet werden dürfen. Das der einzig halbwegs solide Gag dann ausgerechnet noch der deutschen Übersetzung zum Opfer fällt, ist dann natürlich besonderes Pech, aber viel mehr als eine originelle Ausgangsidee und blutige Morde hat „Jack Frost“ dann auch bis zum unspektakulären Finale ohnehin nicht zu bieten und bleibt so auch weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Shape of Water

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01.jpg (93.38 KiB) 388 mal betrachtet
Jetzt ist tatsächlich das eingetreten, was ich insgeheim leider immer befürchtet habe und die Sichtung von „The Shape of Water“ war leider nicht das cineastische und Oscar-prämierte Gustostückerl, sondern über weite Strecken eine ziemlich langatmige und vorhersehbare Angelegenheit. Guillermo del Toro nimmt Elemente des klassischen Monsterfilms, verkehrt die Figuren ins Gegenteil und macht daraus einen furchtbar versöhnlichen Film, der so aussieht, als hätte man Jean-Pierre Jeunets Amelie als stumme Putze samt Film-Look und Soundtrack ins rassistische Baltimore der Fünfziger gebeamt um dort den Schwachen und Unterdrückten eine Stimme zu geben, in dem sie sich ausgerechnet in die ungewöhnlichste Kreatur verliebt. Eine märchenhafte Utopie mit humanistischer Botschaft, die aber in seinem vorhersehbaren Verlauf nahezu keine Ecken und Kanten besitzt und etwas außergewöhnlich an dem einlullenden Streifen ist nur, dass man den Beiden eine Sexualität zugesteht und am Ende doch noch brutalere Momente auf den Zuschauer warten um diesen aus seiner Lethargie zu reißen. In „The Shape of Water“ mit seinem Mid-Century-Look ist jedes noch so kleine Detail perfekt ausgearbeitet, aber charmant geht anders und hier wirkt dennoch alles so kalkuliert und aufgesetzt, dass es natürlich für die Oscars gereicht hat. Für mich als Fan der ersten Stunde ist das alles nur ziemlich enttäuschend.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

American Horror Story: Hotel

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Das Hotel Cortez in Downtown Los Angeles ist ein Hotel, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Nicht nur die Art Déco-Einrichtung zeugen von besseren Zeiten, auch die glamourösen Gäste sind mittlerweile durch diejenigen ersetzt, die nicht gesehen werden wollen oder sich aus anderen Gründen in das Hotel mit seinen heruntergekommenen Zimmern verirren. Doch hinter der unscheinbaren Fassade lauern hier Abgründe und das Hotel hat schon viele verirrte Seelen beherbergt, die auch keinen Frieden finden können und auch die aktuelle Eigentümerin hat natürlich ein dunkles Geheimnis.

Ich mag die Serie einfach bzw. die Art wie hier popkulturelle Zutaten zu etwas Neuem zusammengerührt werden und auch „American Horror Story: Hotel“ hat mit Serienmördern, Vampiren, Junkies und dergleichen wieder viel zu bieten. Die erfolgreichen Zutaten der wiederkehrenden Darsteller und vertrackten Erzählweise mit mehreren Zeitebenen bleiben gleich und als Gaststars schauen Lady Gaga und Chloë Sevigny vorbei. Erstere gibt die laszive Verführerin und wird perfekt in Szene gesetzt und dennoch ist sie nur ein Teil des Ganzen, ohne dass ein anderer Charakter vernachlässigt wird. Man könnte hier aber kritisieren, dass die Serie mit 12 Folgen etwas zu lange geraten ist und man die zahllosen Nebenhandlungsstränge auch durchaus hätte straffen können. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau und „Hotel“ bietet für Fans der Serie auch nicht viel Anlass zur Kritik, ist wieder in sich abgeschlossen und bietet trotzdem Platz für den ein oder anderen Besuch von Figuren aus vorangegangenen Staffeln. Die Ausstattung des Hotels ist absolut großartig und auch beim Rest gibt es nicht viel zu meckern.

The Private Life of Cats

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01.png (86.19 KiB) 379 mal betrachtet

Eine Katze und ein Kater vergnügen sich eines sonnigen Tages auf einer Fensterbank. Die Katze wird schwanger und sucht sich nach zwei Monaten einen Platz für die angehende Familie und findet diesen in einer Schachtel, wo sie kurze Zeit später fünf Katzenbabys gebärt. Rührend kümmert die die Mutter um die Babys, die sich instinktiv auf der Suche nach Nahrung an den Bauch der Mutter kuscheln. Wenig später stößt auch der Vater dazu und nach zwei Wochen ist der Nachwuchs unter den strengen Augen der Eltern bereit, auf eigenen Beinen das Areal der geräumigen Wohnung zu erforschen. Die ersten Versuche sind tapsig, ehe es bereits mutig zur Eroberung eines Kratzbaumes geht. Die Eltern sind glücklich und zufrieden und schon bald zieht es die beiden Katzen wieder zurück auf die sonnige Fensterbank, wo die Familiengründung ihren Ursprung nahm.

Wegen Katzenvideos hat man ja eigentlich das Internet ursprünglich erfunden und kaum vorstellbar, wie die Menschen in vorangegangenen Jahrzehnten ohne derartige und jederzeit verfügbare Clips zur Beruhigung, Zerstreuung und Verzückung auskommen konnten. Die Anziehungskraft von Katzen und ihrer selbstbestimmten Unabhängigkeit gab es aber natürlich schon viel früher und die Regisseure Alexander Hammid and Maya Deren drehten „The Private Life of a Cat“ auch bereits im Jahre 1945 und gewähren einen stimmigen Einblick in den Alltag einer jungen Katzenfamilie. Auf Dialog und Ton wird gänzlich verzichtet und die Sichtweise erfolgt ebenfalls streng aus der Perspektive von Katzen, während Menschen in dem 22minütigen Clip nicht Erscheinung treten. Die tierischen Hauptdarsteller wirken völlig natürlich in ihrer menschlichen Umgebung und gewähren so auch einen intimen Einblick die Welt der Katzen, der völlig ungekünstelt erscheint. Selbst der Akt der Geburt, der sonst aus Pietätsgründen oft bei Dokumentationen außen vor bleibt, wird hier nicht ausgeklammert und wirkt hier völlig natürlich und fügt sich perfekt in das Gesamtbild ein. Ebenfalls entzückend der erste neugierige Kontakt des Vaters mit seinem Nachwuchs, der nach dem Kräfte-raubenden Geburtsvorgang und einhergehender Ruhephase der Katzenmutti erfolgt. Der Zuschauer ist ebenfalls begeistert und diese steigert sich spätestens bei den tollpatschigen Gehversuchen der Katzenbabys in die übliche Verzückung. Ja, „The Private Life of a Cat“ erwischt den Zuschauer am richtigen Fuß und wenn am Ende des Clips sich die Katzen nach getaner Arbeit wieder auf ihre Fensterbank zurückziehen, ist wohl auch der letzte Zuschauer von der lebensnahen Teilnahme am Privatleben der Vierbeiner begeistert.

PS: natürlich ist der werte Salvschi schuld, dass ich den geguckt habe. Danke dafür! :nick:
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Feuer am Himmel

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Eine Gruppe von Waldarbeitern fährt eines nachts von der Arbeit zurück, als auf einmal der Himmel rot erleuchtet wird. Zuerst glauben der Vorarbeiter Mike noch an ein Feuer, doch als sein Freund Travis aussteigt um es zu begutachten wird er von einem Lichtstrahl getroffen und die anderen Männer ergreifen panisch die Flucht. Obwohl Mike wenig später zurückkehrt um seinen Freund zu suchen, bleibt dieser verschwunden und die Männer geraten unter Verdacht ein Verbrechen zu tuschen. Doch diese bleiben standhaft bei ihrer Version der Geschichte ein Ufo gesehen zu haben, selbst als der Ermittler Frank mit einem Lügendetektor-Test droht. Doch als bereits alle Indizien gegen die Männer sprechen, kehrt Travis völlig verstört zurück und erzählt eine ebenso unglaubliche, wie furchtbare Geschichte…

„Feuer am Himmel“ mit seiner Alien-Entführungs-Thematik nach den natürlich wahren Begebenheiten und Erinnerungen von Travis Walton wirkt auf den ersten Blick wie eine überlange „Akte X“-Folge mit ziemlich wildem Finale und doch ist Jeff Liebermans Streifen im Jahr 1993 bereits ein halbes Jahr vor der ersten Folge der Mystery-Serie in die Kinos gekommen. Zuerst lässt sich der Streifen auch viel Zeit und beginnt mit den zu erwartenden Verdächtigungen, als die Waldarbeiter verstört vom Verschwinden ihres Kollegen sprechen. Schnell machen Zweifel die Runde und die Männer werden eines Verbrechens beschuldigt. Dann taucht der Entführte jedoch wieder auf, erzählt seine Geschichte und im Finale gibt es auch ein paar hübsch inszenierte Momente, in denen der Alien-Fan dann auch auf seine Kosten kommt und die FX-Kollegen von IL&M solide Arbeit geleistet haben. Laut IMDB ist der Fall von Travis Walton ja auch einer der kontrovers diskutiertesten Fälle von Alien-Entführungen, der in den Staaten entsprechend bekannt ist. „Feuer am Himmel“ ist dann auch sehr solide gemacht und nach dem eher gemächlichen Start, zieht der Streifen auch ziemlich an und überzeugt neben seinen Effekten auch durch die soliden Darsteller. Zwar ist das Thema seit Scully und Mulder und 11 Staffeln von „Akte X“ zwar irgendwie völlig durch, aber dafür kann der durchaus gelungene Streifen ja nix.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Possessor

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Im Auftrag einer geheimen Organisation klinkt sich Tasya Vos in die Gehirne andere Leute ein, die zuvor entführt und operativ mit einem Implantat versehen werden um danach aus der Ferne brutale Morde zu begehen. Dazu verdrängt sie für kurze Zeit den eigentlichen Verstand des Wirtes, ohne dass diese etwas davon bemerken und begeht die Taten um nach getaner Tat wieder in ihren eigenen Körper zu gelangen. Doch der Vorgang ist nicht ohne Gefahren und als sie eines Tages in Colin eindringt um in einem inszenierten Familiendrama dessen angehenden und einflussreichen Schwiegervater zu töten, geht jedoch etwas schief und Colin Verstand und Willenskraft nicht völlig verdrängt…

Nach dem eher etwas unausgegorenen „Antiviral“ präsentiert uns Brandon Cronenberg mit „Possessor“ ein Werk, dass mit seiner Thematik ebenfalls aus der frühen bis mittleren Schaffensphase seines Daddys stammen könnte. Doch im Gegensatz zum Erstling ist „Possessor“ wesentlich ausformulierter, eigenständiger und glänzt durch eine originelle Grundidee und einer ruhigen Erzählweise, die immer wieder von sehr brutalen Momenten unterbrochen werden. Zwar ist die Geschichte über eine mysteriöse Organisation und der Transfer des Geistes immer noch sehr abstrakt, aber Cronenberg Junior erzeugt trotz des geringen Budgets eine bedrohliche Atmosphäre über Kontrollverlust und der Macht des Verstandes und des Unterbewusstseins im Zeitalter technischer Möglichkeiten und macht daraus einen durchaus spannenden und brutalen Sci-Fi-Thriller, der darstellerisch und mit unterkühlten Bildern glänzen kann. Zu viel möchte man ja nicht verraten, aber einen geradlinigen Streifen sollte man sich hier auch eher nicht erwarten und der sperrige Inhalt fordert durchaus auch die Gehirnzellen des Zuschauers. „Possessor“ ist auch sicher ein Streifen, der bewusst polarisiert, aber für meine Geschmack ist Brandon Cronenberg definitiv auf den richtigen Weg, sich vom übergroßen Schaffen des Vaters zu emanzipieren um dem Genre des Body-Horror nun seinen eigenen Stempel aufzudrücken.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Ich habe meinen Körper verloren

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01.png (118.53 KiB) 354 mal betrachtet
Eine abgetrennte Hand erwacht in einem Kühlschrank eines Labors zum Leben und macht sich auf die Suche nach seinem Besitzer namens Noufel, der diese durch ein Unglück verloren hat. Der Weg durch das nächtliche Paris ist beschwerlich und voller Gefahren und dennoch lässt sich die Hand auch von Ratten, Hunden und sonstigen Dingen nicht beirren. Dabei erinnert sich das abgetrennte Körperteil aber auch an Ereignisse aus der Vergangenheit, in der sich Noufel genauso verloren gefühlt hat, nach dem er seine Eltern verloren hat und danach keinen richtigen Platz im Leben mehr finden konnte. Doch dann traf er eines verregneten Nachts auf die junge Gabrielle und dieses Ereignis gab Anlass seinem Leben die dringend nötige Wendung zu geben…

Sieht man die ersten Minuten von „Ich habe meinen Körper verloren“ denkt man natürlich unweigerlich an das „Eiskalte Händchen“ der Addams Familie und dennoch entpuppt sich das ungewöhnliche Szenario gleich von Beginn an sehr stimmig. Eine Hand bahnt sich ihren Weg durch das nächtliche Paris, welches sich als wenig einladend und voller Gefahren präsentiert. Dazu gibt es in Rückblenden die Geschichte eines jungen Einwanderers, der sich im Leben genauso verloren fühlt. Die Geschichte der Hand wirkt wie aus einem Horrorfilm, während die Rückblenden in Richtung Coming-of-Age gehen. Dennoch wirkt der Film überraschend homogen, auch wenn die Liebesgeschichte in „Ich habe meinen Körper verloren“ eher einseitig bleibt und wohl dafür steht, dass es sich auch lohnt, für unrealistische und unrealisierbare Ziele zu kämpfen, als gleich im Vorfeld aufzugeben. Die Botschaft des Films entpuppt sich ja im unvorhersehbaren Finale als überraschend vielschichtig und wer auf ungewöhnliche Filme steht, sollte diesem Oscar-nominierten Netflix-Film aus französischer Produktion auch unbedingt eine Chance geben. Das Filmjahr 2021 beginnt jedenfalls schon recht gut und vor allem unkonventionell.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Klaus

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01.png (163.34 KiB) 346 mal betrachtet
Jesper ist der verwöhnte Sohn des Postkönigs und der schlechteste Schüler an der Postbotenakademie, als er zur Strafe von seinem Vater auf die weit entfernte Insel Zwietrachting versetzt wird, wo zwei Familienclans seit Jahrhunderten im Streit miteinander liegen. Dort soll er das verwaiste Postamt führen und 6.000 Briefe versenden, damit er wieder nach Hause darf. Doch das ist in dem Ort nicht so einfach und die Menschen heillos zerstritten, als er den alten Holzfäller Klaus kennenlernt. Der hortet Tonnen von Spielzeug und so kommt Jesper auf eine glorreiche Idee, die wenig später nicht nur den Ort, sondern die ganze Welt verändern wird…

Eigentlich hätte „Klaus“ vor Weihnachten besser gepasst, aber ich wollte nicht noch ein Jahr warten um mir diesen wunderbaren Animationsstreifen anzusehen und der Film ist nun quasi das Highlight und der Abschluss der diesjährigen Weihnachts-Silvester-Sause geworden. Ein herzerwärmender, schöner und turbulenter Streifen, der die Entstehung des Verschenkens zu Weihnachten thematisiert, ohne dabei auf die religiösen Hintergründe Bezug zu nehmen. Hier ist es ein verwöhnter Postbote, ein grummeligen Holzfäller und ein zerstrittener Ort, der durch Akte der Selbstlosigkeit zu einem besseren Ort verwandelt wird. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen und ist auch nicht immer alles wie geplant und trotzdem wird in kleinen Schritten aus dem finsteren und dunklen Zwietrachting ein weihnachtlicher Ort der Freude und strahlenden Kinderaugen. Alles wunderbar erzählt und auf schöne Weise animiert ist „Klaus“ auch so etwas wie ein Weihnachtswunder. Hier stimmt eigentlich alles und der Streifen ist originell, witzig, anrührend ohne kitschig zu sein und hat das Herz sowas von am richtigen Fleck, dass man auch gar nichts kritisieren möchte. Ich gucke den nächstes Jahr gleich nochmal!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Le Couteau sous la gorge

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01.jpg (40.55 KiB) 335 mal betrachtet
Das Model Catherine arbeitet mir ihrer Wohnungskollegin Florence für ein Magazin, dass mit sehr provokanten Erotik-Fotos auf sich aufmerksam macht und gerne die Befindlichkeiten der breiten Bevölkerung empfindlich stört. Dazu verfügt die junge Frau aber auch über eine sehr ausgeprägte Fantasie, in der sie sich allerlei Gefahrenmomente zusammen fantasiert. Als Catherine daher eines Tages nach einem längeren Auslandsaufenthalt von einem Fremden zuerst am Telefon und dann in ihrer Wohnung bedroht wird, glaubt ihr zuerst niemand bzw. kümmert es ihr Umfeld nur wenig. Nur Nicolas, der freundliche neue Nachbar im Apartmentkomplex kümmert sich um das verängstigte Model, doch als der erste Mord geschieht, gerät auch er ins Visier des gewaltbereiten Killers.

Giallo-esker Thriller aus französischer Produktion und erhöhten Erotik-Anteil, der von Regisseur Claude Mulot aber dennoch etwas seltsam inszeniert wurde. So wirkt das ganze Ambiente, die Locations, die Settings und sogar das Wetter sehr trostlos und trist und auch bei den Figuren sucht man etwaige Sympathieträger eher vergeblich. Schon der Auftakt wirkt auf den Zuschauer eher befremdlich und das Menschenbild, welches hier präsentiert wird, ist auch definitiv nicht das Beste. Mit Ruhm hat sich bei diesem billig produzierten Schmierlappen auch niemand bekleckert und dennoch ist die Sichtung für Leutchen wie uns natürlich schon durchaus lohnend. Wo die Italiener beim Giallo den Sex, die Dekadenz und Lebensfreude feiern, wird bei „Le Couteau sous la gorge“ ein fast schon bedrückend erscheinendes Feuerwerk der Tristesse und Frauenfeindlichkeit abgefackelt, dass in sehr knappen 80 Minuten aber dennoch genügend Schauwerte besitzt, um den geneigten Fan filmischer Obskuritäten passabel zu unterhalten.
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