fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

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fritzcarraldo
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Re: fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

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Slaughter´s big, black, bad and bold.
Slaughter
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275783744_633124074451392_4428775810990011760_n.jpg (99.52 KiB) 329 mal betrachtet
Der Vater von Ex-Green-Beret Slaughter (hat glaube ich keinen Vornamen) (Jim Brown) wird per Autobombe in die Luft gesprengt. Jetzt will Slaughter Rache und sieht sich im Zwist zwischen dem Gesetz und der Mafia.
Toll. Endlich mal ein Film, bei dem ich die Handlung in zwei Sätzen zusammenfassen kann! Und ich habe alles noch ausgeschmückt. Ich hätte es auch in einem Satz geschafft denke ich.
Handlung hat SLAUGHTER wie gesagt nicht wirklich. Der größte Twist in der Story erfolgt kurz vor Schluß, als sich der eigentliche Gegenspieler Hoffo (Rip Torn) in seinem Kartell hochputscht. Ansonsten sehen wir im 5-Minuten-Takt Slaughter im Clinch mit dem US-Schatzamt, rumballern, am Pool, in Ärsche treten, am Pool, rumballern, bei der Autoverfolgungsjagd, mit Stella Stevens im Bett, rumballern, Sprüche klopfen, am Pokertisch, rumballern und vor allem in Ärsche treten. Und immer wenn ich dachte, dass mir das eigentlich zu wenig ist, kam Slaughter ballernd um die Ecke, so dass man gar nicht groß darüber nachdenken konnte. Viele Actionszenen wurden mit einer Kamera-Fischaugen-Technik belegt, was zunächst irgendwie anders und auch cool wirkt, aber dann doch zum Schluß hin etwas nervt. Da aber auch die Action-Szenen schnell geschnitten und sehr kurz sind, fällt dies nicht weiter ins Gewicht. Bleibt noch Oberpsychobösewicht Hoffo. Den ganzen 'Film über hatte ich mich gefragt, was sie Rip Torn denn noch zusätzlich in seinen Whiskey gekippt hatten? Du heiliger Mafiakiller! Mit wirrem Haar und Blick scheint er immer kurz davor zu sein, völlig auszuticken! Was er dann im Showdown dann auch macht. So wie es sein soll!
Und Billy Prestons Titelsong ist natürlich der helle Wahnsinn. Dieser wurde ja dann auch von Tarantino in Inglourious Basterds verwendet.
Slaughter's going to blow your mind
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"

(Interstellar)

"J&B straight and a Corona!"
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Nighmare Alley
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nT3SC9kIJ3GxxV2iDxMXGK2r9op.jpg (125.57 KiB) 325 mal betrachtet
(USA 2021)
Regie:Guillermo del Toro
Mit:
Bradley Cooper
Cate Blanchett
Willem Dafoe
Toni Collette
Ron Perlman
Rooney Mara
Paul Anderson
Holt McCallany
Clifton Collins Jr.
Mary Steenburgen
David Strathairn
USA 1940er Jahre.
Als der Drifter Stanton Carlisle (Bradley Cooper) den Jahrmarkt von Clem Hoatley (Willem Dafoe) erreicht, scheint er sofort vom ganzen Drumherum fasziniert. Er erweist sich als Mentalisten-Naturtalent und geht bei Zeena (Toni Collette) und Pete (David Strathairn) in die Lehre. Er verliebt sich in Molly (Rooney Mara) und mit ihr zieht er in die große weite Welt, um als großer Mentalist den Erfolg zu suchen. Dort trifft er auf die Psychologin Lilith Ritter (Cate Blanchett), die ihm ein interessantes Geschäft vorschlägt.
Endlich konnte ich Guillermo del Toros Liebeserklärung an den Jahrmarkt und den Film Noir sehen. Die erste Stunde des Films zeigt denn auch erstmal ausgiebig nur den Rummel. Und auch hier lässt del Toro keine Wünsche offen. Das alles ist unglaublich schön und schrecklich in Szene gesetzt. Ich liebe einfach seinen Stil, der eben auch sehr viel Steampunk atmet und auch hier oft nach "Bioshock" oder ähnlichem aussieht. Und dies schon seit seinem Erstlingswerk CRONOS (1993). Ich muss zugeben, dass ich das einfach liebe und mich daran gar nicht satt sehen kann. Dieser Stil wird dann auch im zweiten Teil des Films, als Stanton und Molly in der Großstadt leben, in Teilen übernommen. Beide Bereiche, Rummel und Großstadt, mögen sich nicht ganz so zusammenfügen. Dies gelingt auch nicht so ganz, als die alten Bekannten zwischendurch zu Besuch kommen. Für die Story ist dies aber dann schon wichtig. Und auch wann die Story spielt ist eigentlich nur für den Film-Noir-Anteil wichtig. Bradley Cooper und Cate Blanchett sind natürlich wie für diesen Film gemacht. Sie hätten wohl auch durchaus in der großen Ära Hollywoods in der ersten Liga mitgespielt. Die Szene als sie sich das zweite Mal treffen und über ihre psychologischen Ansätze sinnieren, ist ganz große Schauspielkunst. Und gerade hier wird eigentlich schon klar, worauf das ganze hinauslaufen wird. Der Film ist aber zu schön inszeniert und lenkt ab, als das mich das interessieren könnte. Spätestens wenn ich an diese Szene zurück denke, macht im Nachhinein alles Sinn.
Ich bin immer noch völlig begeistert.
Wo mich SHAPE OF WATER oder PANS LABYRINTH auch immer abschreckten, fügt sich hier alles dann doch zusammen. Dies soll nicht heißen, dass NIGHTMARE ALLEY kein Verderben bietet. Im Gegenteil.
NIGHTMARE ALLEY ist ab sofort mein liebster Film von del Toro. Punkt.
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(57)
Der dünne Mann
The_Thin_Man_1934_Poster.jpg
The_Thin_Man_1934_Poster.jpg (50.46 KiB) 310 mal betrachtet
Mal wieder ein Klassiker.
Und was für einer!
Nora und Nick Charles (Myrna Loy/Wiliam Powell) nebst Hund Asta ermitteln in der Mordsache "Dünner Mann".
Wobei dies fast nebensächlich ist.
Die unfassbaren Dialoge zwischen den beiden sind genauso zum niederknien wie Myrna Loy anbetungswürdig ist.
Da stimmt einfach alles.
Ach so. Und der Alkoholkonsum der beiden ist schon bemerkenswert.

"Wieviele Martinis hast du eigentlich schon gekippt?"
"Kaum der Rede wert, das ist erst mein sechster."
"Na gut. Dann bringen Sie mir auch noch fünf Martinis und stellen Sie sie mir hier alle nebeneinander hin."

"Irgendwas ist mir nicht bekommen."
"Der sechste Martini. Noch einen zum Abgewöhnen?"

"Ihr Mann ist ganz große Klasse. Wirklich Madam!"
"Freut mich, dass wenigstens einer das findet."

"Können Sie uns gar nichts über diesen Fall sagen?"
"Doch! Dieser Fall hält mich ständig vom Trinken ab."


Cheers!
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Beitrag von fritzcarraldo »

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"Er fühlt weder Mitleid noch Reue noch Schmerz und er wird vor nichts halt machen, vor gar nichts solange sie nicht tot sind!"
Terminator
IMG_20220317_160326.jpg
IMG_20220317_160326.jpg (6.15 MiB) 301 mal betrachtet
Musste mal wieder in den Player.
Lange nicht gesehen.
Gehört zu den "100 Filmen".
"Ein phasenkoordiniertes Plasmagewehr mit einer 40er Reichweite." - "Nur, was sie hier sehen mein, Freund."
"Das ist nicht möglich!"
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What a lucky clown you are. You don't have to rub off your laugh.
Der Mann der lacht
(The Man who laughs)
(USA 1928)
Regie: Paul Leni
Mit Conrad Veidt
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275913498_652477672650727_6325693757219372526_n.jpg (178.85 KiB) 284 mal betrachtet
England 1690: Ein Edelmann soll den König beleidigt haben. Er wird zum Tod durch die Eiserne Jungfrau verurteilt. Sein Sohn Gwynplaine, noch ein Kind, wird im Gesicht entstellt und muss von jetzt an mit einem irren Grinsen leben. Er rettet im Schneesturm aus den Armen einer Toten ein Baby, die blinde Dea. Beide werden wiederum vom Schausteller Ursus aufgenommen und leben mit ihm zusammen. Als Erwachsener ist Gwynplaine dann die Hauptattraktion eines Schaustücks auf Jahrmärkten.
Mein zweiter Jahrmarkt-Film diese Woche nach NIGHTMARE ALLEY. Und was für einer.
THE MAN WHO LAUGHS ist sicherlich ein frühes Meisterwerk un kommt erst einmal im Gewand eines Melodrams daher. Aber er ist sicherlich schon eine Art Verbindung zwischen den deutschen expressionistischen Stummfilmen und dem Universal-Horror der frühen 1930er Jahre, gerade wenn man sich den Anfang ansieht, als Gwynplaines Vater hingerichtet wird und natürlich das Ende, als er vom House of Lords wieder zum Jahrmarkt flüchtet und als Entstellter von den Soldaten der Königin verfolgt wird. Paul Lenis Film ist dabei wunderschön ausgestattet und Conrad Veidts Schauspiel ist dabei trotz der Maske wirklich facettenreich. Und ja, er sieht aus wie der Joker.
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275745160_740649480259964_7899895646818321933_n.jpg (53.04 KiB) 284 mal betrachtet
Zuletzt geändert von fritzcarraldo am So 20. Mär 2022, 10:21, insgesamt 2-mal geändert.
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Renny Harlins Shawshenk Redemption
Prison
(USA 1987)
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275845275_335124625315531_237477188286741707_n.jpg (72.84 KiB) 282 mal betrachtet
Regie: Renny Harlin
Mit Viggo Mortensen, Chelsea Field.
Renny Harlins Gefängnis-Spuk-Splatter-Horrofilm ist irgendwie jahrelang an mit vorbeigegangen.
In den 80ern gab es noch tolle Berichte in der Fangoria darüber und ich erinnere mich an ein Foto, welches einen von Rohren durchlöcherten Mann zeigt, welches den durchschnittlichen Fangoria-Leser natürlich auf jeden Fall triggerte. Aber dann ging die deutsche Zensur nicht pfleglich mit dem Film um und ich verlor ihn irgendwie aus den Augen. Ein Fehler.
Denn PRISON ist ein sehr gutes Genre-Kino. Man merkt schon, dass Renny Harlin es damals schon drauf hatte. Er weiß einfach wie es aussehen muss, damit ein Film nicht langweilt. Ich bin großer Fan und es ist schon wirklich schade, der er im Prinzip raus aus dem Geschäft ist.
Gebt dem Mann wieder Filme!
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Geheimnisvolle 35mm-Filme im Pott

Nackernd im Schwesternwohnheim
Film 1
Im ersten Film schaut Filmlegende Charley Brownson auf die Uhr und es ist kurz vor 12. Natürlich im übertragenen Sinne.
Die Menschen in L.A. müssen vor einem nackten Serienkiller gerettet werden und wenn Bronsons Cop dafür auch mal die etwas anderen sagen wir old school Mittel anwenden muss. Und dies trotz eines moralinsauren Kollegen und diverser Familienbanden, wenn dann seine Tochter im Weg rumsteht.
Aber ganz so einfach wie in seinen anderen "Ein Mann...."-Filmen ist es hier nicht. Auch sein Charakter wird doppeldeutiger und zwiespältiger gezeigt. Ob dies Golan/Globus wirklich wollten? Keine Ahnung. Auf jeden Fall ist dieser Film eine Perle des Action-Serienkiller-Genres.
"Ich hasse Quiche! Das sah aus wie auf Auflauf!"

Des Highlanders Fiebertraum
Film 2
(Italien 1989)
Der zwote Film war mir bis dato völlig unbekannt.
Und dies obwohl Mr. Lambert und die damalige Mrs. Lambert, die anbetungswürdige Leinwandgöttin Diane Lane, mitspielen.
Sie machten Urlaub auf Sardinien und drehten diese Fantasy-Liebes-Schmonzette, die auch noch als erotische Sensation vermarktete werden sollte. Nun ja. Geht so. Aber der Rest ist schon ganz großes nun ja auch irgendwie Kino. Ein Film dessen beste Dialoge "Es ist windig, nimm meine Jacke!", "Ich liebe Dich, ich liebe Dich, das sagt doch heutzutage die ganze Welt!" oder "Träume mein Freund, aber vergiss nicht zu leben!" sind, kann gar nicht nun ja schlecht sein. Die Handlung oder was da als ebensolche präsentiert wird kann und will ich gar nicht erzählen. Irgendwas mit einem Rockmusiker in der Krise, dem eine Fee erscheint, mit der er dann im Bett landet oder so. Ich persönlich glaube ja, dass dies eher die "Boring Highlander Years" auf Sardinien waren. Aber egal. Man muss sich das Ganze so vorstellen. Alle Protagonisten stehen oder liegen immer so rum. Jemand sagt was, siehe oben, ebensolche Kalenderweisheiten, und dann dauert es mitunter geschlagene und gefühlte 30 Sekunden bis eine andere Person antwortet. Das ist Kunst, das war oscarreif. Nur schade, dass den Film damals niemand kannte oder kennen wollte. Aus meiner Sicht spielt diese kleine Filmperle in einer Liga mit sagen wir THE ROOM. Ja ich nenne hier bewußt Tommy Wiseaus Meisterwerk!
Mr. Lambert spielt so wie immer, das kann er. Frau Lane kann natürlich mehr und ist hier völlig unterfordert. Aber manchmal möchte man halt auch nur Urlaub machen.
Und es ist eine italienische Produktion. Dies könnte jetzt ein dezenter Hinweis Richtung Forentreffen 2023 sein. :mrgreen:
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(63)
IMG_20220327_232816.jpg
IMG_20220327_232816.jpg (5.94 MiB) 241 mal betrachtet
Starchild
C'mon C'mon
Regie: Mike Mills.
Schauburg Bremen.
OmU.
L.A., New York, New Orleans. Wunderschön in schwarz/weiß eingefangen. Dazu Joaquin Phoenix als Radio-Moderator, der mit seinem Neffen unterwegs ist. Inkl. tollem Soundtrack der Dessner-Brüder (The National).
Kann man sich mal ansehen. Und mehr.
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Fantasy Filmfest Nights 2022
(Savoy Kino Hamburg)

Wenn sich die Sonne verfinstert.
Dark Glasses
(Occhiali neri)
dark_glasses_xlg.jpg
dark_glasses_xlg.jpg (67.75 KiB) 223 mal betrachtet
(Italien 2022)
Regie: Dario Argento
Musik: Arnaud Rebotini
Mit Ilenia Pastorelli, Asia Argento.,
Rom. Ein brutaler Serienkiller geht um. Schon vier Frauen, alles Callgirls, sind ihm zum Opfer gefallen.
Eines nachts wird auch Diana (Ilenia Pastorelli) von ihm attackiert. Bei einem Autounfall wird sie schwer verletzt und erblindet.
Bei diesem Unfall wurde noch ein weiteres Auto einer chinesischen Familie gerammt. Dabei stirbt der Vater, die Mutter liegt im Koma und der kleine Sohn kommt erst einmal in die Obhut eines Waisenhauses. Diana bekommt zunächst Hilfe von Rita (Asia Argento), einer Mobilitäts- und Orientierungstrainerin für erblindete Menschen. Sie erholt sich und nimmt sogar Kontakt zum Sohn der Familie auf. Sie erholt sich bis der mysteröse Mörder wieder auf den Plan tritt.
Der Meister sendete vor dem Film seine Videobotschaft. Er berichtet von einer Schaffenskrise. Dann von DARK GLASSES, der so wie seine früheren Thriller ist, mit zwei tollen Darstellerinnen und ein, zwei neuen Ideen und grandioser Musik. Die Spannung steigt.
Der Anfang ist fast schon grandios. Rom. Sonnenfinsternis. Rebotinis Musik, die sehr an Goblin erinnert, hämmert zum Vorspann fast schon aus der Leinwand heraus. Man fühlt sich an selige Argento-Zeiten erinnert. Dann geschieht der erste, sehr brutale Mord. Die ersten heftigen Effekte der Stivaletti-Studios bahnen sich ihren Weg. Blutige Hälse werden heftigst durchtrennt. Alles ist unheilvoll inszeniert. Alte Zeiten. Auf jeden Fall. Argento verzichtet aber dann doch auf weitere Spielereien. Dies wäre wahrscheinlich dann doch als pure Selbstreferenz abgetan worden. Ab der Hälfte kippt der Film dann. Der Mörder tritt wieder auf, wird enttarnt, jagt Diana, ihren kleinen Freund und Rita/Asia. Wobei Asia Argento nur sehr wenig Screentime hat, was natürlich schade ist. Dafür macht Ilenia Pastorelli ihre Sache wirklich gut. Und sie gerät auf ihrer Flucht dann schon auch in argentohafte Abgründe inkl. Tierhorror. Dies alles ist flott inszeniert, denn die 90 Minuten verfliegen fast schon. Wobei man sagen muss, dass eben in der zweiten Hälfte immer mehr zu sehen ist, dass das Ganze schon sehr kostengünstig inszeniert werden musste.
Mir hat DARK GLASSES wirklich gut gefallen. Einiges am Schluss ist schon etwas "drüber" und dies wird nicht allen gefallen. Wobei Argento ja immer auch oft an der Wirklichkeit vorbei gefilmt und albtraumhaftes erschaffen hatte. Trotzdem ist dieses Werk doch eher im Realen verhaftet. Ein Widerspruch? Wer weiß.
Ungewöhnlich ist dabei natürlich die Beziehung zwischen Diana und dem kleinen Kind. Dies fand ich persönlich etwas unpassend, störte aber nicht weiter. Was bleibt ist ein guter Argento mit einer tollen Hauptdarstellerin und fantastischem Score.
Der Film ist wie ein Wiedersehen mit einem guten alten Bekannten. Es ist nicht mehr ganz so schön wie früher, aber man kann von alten Zeiten erzählen und geht dann beseelt seiner Wege.

Edit:
Im Vorfeld wurde gesagt, dass sich Dario Argento mit DARK GLASSES wieder mit seinen Fans versöhnen würde. Mit mir musste er sich sowieso nie versöhnen.
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(65)

Fantasy Filmfest Nights.
Savoy Kino Hamburg.

"Wo ist der Teufel?"
Nach einer wahren Geschichte.
Luzifer
1406591.jpg
1406591.jpg (472.88 KiB) 203 mal betrachtet
Östereich 2021
Regie: Peter Brunner
Mit Susanne Jensen, Franz Rogowski.
Ein Haus in den Alpen. Abgelegen und fast von der Zivilisation abgeschnitten.
Der Film spielt im Hier und Jetzt.
Auf der Alm leben Mutter und Sohn. Maria und Johannes. Nach einiger Zeit erfahren wir, dass beide sehr religiös sind. Maria sagt, dass ihr Mann, der Elia, sie gerettet hat. Dem Alkohol verfallen, brachte er sie über Jesus zur Abstinenz. Deswegen beendet sie ihre täglichen Gebete an einem riesigen Wegekreuz immer mit dem Dank an die Nüchternheit. Elia ist tot. Wie, wann erfahren wir nicht. Es gibt einige Visionen Marias, in denen er wohl verstümmelt zu sehen ist. Johannes ist offensichtlich immer schon hier oben gewesen. Er redet nur bruchstückhaft und entdeckt immer mehr seine Umwelt. Ein moderner Kaspar Hauser.
In diese Welt der beiden dringt immer mehr eine Baufirma ein, die alles bis ins Tal hinunter zum Skigebiet ausbauen will.
Maria und Johannes fühlen sich bedroht und wie sich später herausstellt werden sie es auch.
Auch wenn dann später ein brutaler Übergriff einiger "Landvermesser" später die Initialzündung für die katastrophalen Ereignisse zum Ende hin ist, so hat man das Gefühl, dass alles sowieso eskaliert wäre.
Dieser Subplot, genau wie die wiederkehrenden Treffen mit einem weiteren Einsiedler und einer Tierärztin, zeigen aber auch das Leben und wieso beide so handeln wie sie handeln. Dadurch werden die Zusehenden zum Verstehen aufgefordert.
Denn als Maria todkrank wird, kennt Johannes nur die Religion und die Vorgehensweisen seiner Mutter.
"Wo ist der Teufel?" Er ist da. Und er muss ausgetrieben werden.
Regisseur Peter Brunner nennt LUZIFER einen Anti-Exorzismus-Film. Passt ganz gut.
Und was Susanne Jensen und Franz Rogowski hier machen, ist unfassbar.
Dazu noch die grandiosen Aufnahmen der Alpen und die ständig bedrohliche Soundkulisse.
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