horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Das Chaos Experiment
(The Steam Experiment)
mit Val Kilmer, Eric Roberts, Armand Assante, Megan Brown, Patrick Muldoon, Cordelia Reynolds, Eve Mauro, Quinn Duffy, Doug Alchin, Eileen Briesch, James Cantrell, Carrie Drazek, Mike Karpus, Sarah Martinez
Regie: Philippe Martinez
Drehbuch: Robert Malkani
Kamera: Erik Curtis
Musik: Don MacDonald
FSK 16
USA / 2009

Jimmy (VAL KILMER) hat sechs ahnungslose Menschen zu einem grausamen Experiment angelockt. Grant (ERIC ROBERTS) und seine Leidgenossen werden in einem leerstehenden Hotel in einer Sauna eingesperrt in dem die Hitze bedrohlich ansteigt. In wenigen Stunden werden sie grausam verenden ... Ein hässlicher Tod, mit dem der mysteriöse Jimmy mitten in der Nacht dem Chefredakteur einer Zeitung droht. Er hat eine unglaubliche Forderung: Morgen soll auf der Titelseite seine Botschaft abgedruckt werden - andernfalls werden seine Geiseln sterben. Detective Mancini (ARMAMD ASSANTE) vom FBI verhört den undurchsichtigen Erpresser und in einem Katz- und Mausspiel erhärtet sich nach und nach ein ungeheuerlicher Verdacht ...


Einige schon vorhandene Kritiken im Internet lassen eventuell die schlimmsten Befürchtungen aufkommen, was diesen eigentlich doch recht soliden Thriller betrifft. Sicher, es handelt sich ganz bestimmt um kein cineastisches Meisterwerk und noch nicht einmal um einen Film, der unbedingt höheren Ansprüchen gerecht werden kann, jedoch hat Regisseur Philippe Martinez eine größtenteils interessante Story in Szene gesetzt, die mit einem etwas wirren Ende aufwartet, das genügend Spielraum für eigene Interpretationen des Zuschauers lässt. Und die muss man letztendlich auch anstellen, um sich ein wirklich plausibles Bild von den Ereignissen zu machen, die sich einem hier präsentieren, bietet der Film doch keine lückenlose Erklärung und lässt so einige Fragen unbeantwortet, was ich allerdings noch nicht einmal als negative Kritik ansehe. In erster Linie lebt die Geschichte ganz eindeutig von ihren drei hauptdarstellern ( Kilmer, Roberts und Assante), die mit wirklich sehenswertem Schauspiel zu überzeugen wissen und so auch die restlichen Darsteller vielmehr wie nötige Staffage aussehen lassen, die ganz einfach notwendig ist, um den Geschehnissen einen gewissen Ausdruck zu verleihen.

Martinez lässt seine Story praktisch auf zwei verschiedenen Ebenen spielen, was dem Film so auch etwas Mysteriöses und Geheimnisvolles verleiht. Einerseits wird der Zuschauer mit dem nüchtern wirkenden Verhörzimmer bei der Polizei konfrontiert, in dem Jimmy (Val Kilmer) von Detective Mancini (Armand Assante) verhört wird und auf der anderen Seite wird immer wieder das pompöse Dampfbad eingeblendet, in dem sich die sechs Geiseln befinden. das jeweilige Szenario an den beiden vollkommen verschiedenen Schauplätzen ist in meinen Augen das absolute Highlight des Filmes, denn der verbale Schlagabtausch wie auch das immer bedrohlicher erscheinende Geschehen im Dampfbad können sich absolut sehen lassen und sorgen zudem für einen recht konstant aufgebauten Spannungsbogen, der ganzzeitig für die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuschauers Sorge trägt. Insbesondere die Situation der sechs eingeschlossenen Personen spitzt sich immer weiter zu, denn ist es lediglich eine Frage der Zeit das hier die Nerven blank liegen und sich eine Gewaltspirale entwickelt, die fast schon logischerweise in einer Katastrophe endet.

Aber auch der stattfindende Dialog im Verhörzimmer bietet eine gewisse Qualität und bringt zudem noch eine Identität Jimmy's an das Tageslicht, die man zu Beginn noch nicht zwangsweise vorhersehen kann. Zwar handelt es sich nicht um den absoluten Aha-Effekt, denn ab einer gewissen Zeit erscheinen die Ereignisse doch einigermaßen vorhersehbar, jedoch handelt es sich immer noch um solide Thriller-Unterhaltung, die man sehr gut anschauen kann. Vielleicht fehlt es etwas an Innovation und die Auflösung des Ganzen hätte man auch etwas schlüssiger darstellen können, doch ist "Das Chaos Experiment" keinesfalls so schlecht, wie es manche Kritiken vermuten lassen. Am interessantesten waren für mich die Passagen, die sich im Dampfbad abgespielt haben, bekommt man hier doch einen tiefen Einblick darüber, wie Menschen in gewissen Extremsituationen reagieren können. Die psychische und physische Belastung wird mit der Zeit einfach zu groß, so das es wirklich nur eine Frage der Zeit ist, bis wirklich das absolute Chaos ausbricht und einige der Eingeschlossenen jegliche Menschlichkeit verlieren, was sich ganz eindeutig in ihren Taten niederschlägt.

Letztendlich bietet Philippe Martinez dem Zuschauer eine durchaus interessante geschichte, die man sicherlich an gewissen Stellen noch besser hätte gestalten können. Das etwas verwirrende Ende des Filmes trägt dabei auch nicht unbedingt zum besseren Verständnis der Gesamtsituation bei, bietet allerdings genügend Spielraum für eigene Vermutungen, wie sich die Geschehnisse zueinander verhalten. Auch wenn "Das Chaos Experiment" ganz bestimmt keinen Höhepunkt des Genres darstellt, sollten sich Thriller-Freunde das Werk ruhig einmel zu Gemüte führen, denn ein solider Spannungsbogen und eine streckenweise bedrohliche Grundstimmung sollten Grund genug für ein sehenswertes Filmerlebnis darstellen, das zudem noch mit drei wirklich überzeugenden Hauptcharakteren zu überzeugen weiss.


Fazit:


Trotz einiger Defizite und etwas verschwendetem Potential bekommt der Betrachter immer noch einen Film präsentiert, der in einigen Phasen vielleicht etwas wirr erscheint, aber auch seine wirklich starken Momente beinhaltet. Dazu zählen ganz sicher die Passagen der eingeschloßenen Geiseln im Dampfbad, die teilweise sehr beklemmende und bedrohliche Züge erkennen lassen. Und wenn man sich nicht daran stört, das man mit einem eher unschlüssigen Ende konfrontiert wird, dann kann man bei "Das Chaos Experiment" durchaus auf seine Kosten kommen.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1;2,35 (16:9)
Laufzeit: 87 Minuten
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Hunger
(Hunger)
mit Lori Heuring, Linden Ashby, Joe Egender, Lea Kohl, Julian Rojas, Björn Johnson, Britton Partain, Laura Albyn, John Cooley, Ian Hopper, Kathy Shea, Kayden Sawyer, Yvonne Stancil, Kevin Shaver, Gebe Kittle
Regie: Steven Hentges
Drehbuch: L.D. Goffigan
Kamera: John Sawyer
Musik: John Califra
Keine Jugendfreigabe
USA / 2009

Fünf Menschen wachen in einer dunklen Höhle auf. Keiner kennt den Anderen. Keiner weiß, wie sie in die Höhle gekommen sind. Keiner ahnt, was für ein grausames Spiel auf sie wartet. Von einem Psychopathen beobachtet und ohne Nahrung sehen sich die Gefangenen einem perversen Alptraum gegenüber. Es beginnt ein Kampf ums nackte Überleben. Wo der Hunger beginnt, da endet die Menschlichkeit.


Wie weit gehst du, wenn dich der Hunger übermannt?


Jeder hat wohl schon einmal ein ungeheuer starkes Hungergefühl verspürt und weiss, das sich dadurch auch das eigene Verhalten ziemlich stark verändern kann. Was allerdings die fünf in dieser Geschichte eingesperrten Personen durchmachen müssen, kann man sich wohl noch nicht einmal ansatzweise vorstellen, wenn man sich nicht selbst schon einmal in einer solchen Lage befunden hat. In höhlenartigen Räumen tief unter der Erde eingeschlossen und lediglich mit vier Fässern Wasser ausgestattet, sind die sich vollkommen Fremden einem Mann ausgeliefert, der sie und ihr Verhalten aus sicherer Entfernung beobachtet. Die Beweggründe des Mannes bleiben eine ganze Zeit im Dunkeln, jedoch weiss man von Beginn an, das sie in der Eröffnungs-Sequenz des Filmes begründet sein müssen, in der ein kleiner Junge und seine tote Mutter nach einem Autounfall im Wagen eingeschloßen sind. Wenn man die Thematik des Filmes bedenkt, dann kann man sich also recht schnell seinen Reim auf die folgenden Geschehnisse machen, was der Spannung der Geschichte allerdings keinerlei Abbruch tut, sondern die vorherrschende Grundstimmung des Filmes immer mehr verdichtet.

"Hunger" ist ein Werk der eher ruhigen Töne, das fast gänzlich auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet und dennoch einen immensen Härtegrad entfaltet, der sich aber fast ausschließlich im Kopf des Betrachters abspielt. Aufgrund der größtenteils eher bedächtigen Erzählstruktur und der Tatsache, das im Prinzip gar nicht einmal soviel passiert, wird das klaustrophobische Szenario längst nicht jeden Geschmack treffen, dennoch kann ich die teilweise eher mittelmäßigen Kritiken nicht so ganz nachvollziehen, die das Werk von Regisseur Steven Hentges erntet. Sicher, es handelt sich um keinen actiongeladenen Film, aber allein schon die scheinbar aussichtslose Lage, in der sich die Protagonisten befinden, sorgt hier für einen äusserst straff gezogenen Spannungsbogen, der auch zu keiner Zeit irgendwelche Einbrüche erkennen lässt. Und die herausragende Atmosphäre tut ihr Übriges, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu keiner Zeit schleifen zu lassen, der mit der Zeit ein immer stärker werdendes Gefühl der Beklemmung verspürt und sich nicht gerade wohl in der eigenen Haut fühlt. Zu sehr versucht man sich in die Lage der Eingeschloßenen hineinzuversetzen und kann sich so auch ein äusserst gutes Bild von der anscheinend hoffnungslosen Situation machen, in der sie sich befinden.

Mit jedem weiteren tag in der Gefangenschaft verändert sich die Stimmung innerhalb der Gruppe, der psychische und physische Druck wird immer stärker und so ist es auch kein Wunder, das bei einigen Personen die Nerven vollkommen blank liegen. Die Lage spitzt sich immer mehr zu und der Entführer bekommt nach etlichen Tagen auch genau die Reaktion einiger Gefangener, die er sich erwartet hat. Die Menschlichkeit verschwindet vollends und es steht nur noch der pure Überlebenswille im Vordergrund, der bis auf eine Person sämtliche Gefangenen befällt. Dieser Umstand führt dann schon zwangsläufig zu Handlungsweisen, die die Thematik des Kanibalismus in den Vordergrund stellen, was dem Betrachter ziemlich auf den magen schlägt. Zwar werden keine härteren Passagen geboten, allerdings ist allein die Andeutung der Fress-Szenen schon vollkommen ausreichend, um für ein mulmiges Gefühl in der Magengegend zu sorgen. Dennoch reicht die eigene Vorstellungskraft nicht annähernd aus, um sich in die Akteure hineinzudenken, die dieser Extremsituation hilflos ausgeliefert sind. Und was muss in einem Menschen vorgehen, der andere einer solchen Lage aussetzt, ist es der pure Sadismus, der einen solchen Menschen antreibt, oder handelt es sich um eine Art Experiment, um die Belastbarkeit anderer auszutesten? Auch diese Fragen werden mit der Zeit beantwortet, wobei die Antwort einerseits eine schockierende, aber andererseits auch eine faszinierende Wirkung ausübt, die man sich rational kaum erklären kann. Steven Hentges hat es sehr gut verstanden, den Zuschauer mit seinen eigenen Abgründen zu konfrontieren, stellt man sich doch ganz unweigerlich selbst die Frage, wie man in einer wie hier dargestellten Situation reagieren und handeln würde. Sicherlich könnte man sich diese Frage nur beantworetn, wenn man selbst einmal in einer solchen lage wäre, doch doch sollte man das noch nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschen.


"Hunger" ist ein Film, der seine ungeheure Kraft und Intensität nicht aus Gewaltdarstellungen, sondern vielmehr aus der Situation an sich bezieht, in der sich die fünf Menschen befinden. Ein klaustrophobisches Szenario, das seine Wirkung ganz automatisch auch auf den Zuschauer überträgt, der sich der vom Geschehen ausgehenden Atmosphäre keinesfalls entziehen kann. Durch die authentischen Schauspielleistungen der Darsteller erhält das Ganze eine äusserst glaubwürdige Note, so das man mit einem extrem schockierenden und realistischen Filmerlebnis konfrontiert wird, das einen größtenteils in ein wahres Wechselbad der Gefühle versetzt und dabei diverse Fragen aufwirft, dessen Antwort man sich im Prinzip gar nicht erst geben will, da man ansonsten die tiefsten Abgründe der eigenen Seele erkennen müsste.


Fazit:


Ich liebe diese Filme, die ohne jeglichen Aktionismus auskommen und allein durch die dargestellte Situation eine solch unglaubliche Wirkung erzielen, wie es in vorliegendem Werk der Fall ist. Eine unglaublich dichte und beklemmende Grundstimmung, ein dramaturgisch erstklassiger Spannungsbogen und hervorragende Darsteller machen "Hunger" zu einem Film der ganz besonderen Art. Obwohl im Prinzip recht wenig passiert, lässt das Szenario keinerlei Langeweile aufkommen und bietet beste und sehr intensive Unterhaltung, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 97 Minuten
Extras: Trailer, Audiokommentar, Behind the Scenes, Deleted Scenes, Trailershow, Exklusives Booklet
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Midnight Express - 12 Uhr nachts
(Midnight Express)
mit Brad Davis, Irene Miracle, Bo Hopkins, Paolo Bonacelli, Paul L. Smith, Randy Quaid, Norbert Weisser, John Hurt, Mike Kellin, Franco Diogene, Michael Ensign, Gigi Ballista, Kevork Malikyan, Peter Jeffrey, Joe Zammit Cordina
Regie: Alan Parker
Drehbuch: Billy Hayes / William Hoffer
Kamera: Michael Seresin
Musik: Giorgio Moroder
FSK 16
Großbritannien / USA / 1978

Der junge Amerikaner William Hayes wird nach dem Versuch, ein paar hundert Gramm Haschisch aus Istanbul zu schmuggeln, in einem fragwürdigen Strafverfahren zu dreißig Jahren Gefängnis verurteilt. Hinter türkischen Gardinen erwartet den bis dato behüteten Studenten eine Hölle aus Korruption und unkontrollierter Gewalt, in der die miserablen hygienischen Bedingungen noch den angenehmsten Nachteil darstellen. Erst nach fünf Jahren und zahlreichen abgelehnten Revisionen gelingt ihm mehr durch Zufall als durch Planung die Flucht.


Es ist wohl keineswegs übertrieben, wenn man diesen auf einer wahren Begebenheit beruhenden Film zu den Klassikern der Filmgeschichte zählt, bekommt der Zuschauer doch ein mitreissendes und unter die Haut gehendes Drama geboten, das insbesondere durch seine authentisch erscheinende Umsetzung einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Die aufwühlende Geschichte des William Hayes, der sich durch Haschisch-Schmuggel lediglich einige Dollar verschaffen wollte, dabei allerdings nicht mit der Härte der türkischen Gerichte gerechnet hat, zeichnet ein Schreckensszenario das an Intensität schwerlich zu überbieten ist. Diese Intensität zeichnet sich aber nicht unbedingt durch einen künstlich aufgepuschten Härtegrad aus der durch explizite Gewaltdarstellungen Angst und Schrecken verbreitet, sondern vielmehr durch die in einem türkischen Gefängnis vorrherschende Lebenssituation, in der sich die Gefangenen befinden. Dabei spottet der Begriff Lebenssituation eigentlich jeder Beschreibung, handelt es sich doch viel eher um vollkommen menschenunwürdige Verhältnisse, die man mit eigenen Augen gesehen haben muss, da man es ansonsten kaum glauben würde.

Regisseur Alan Parker vermittelt dabei einen äusserst glaubhaften Eindruck, wie es in einem osmanischen Kerker in den 70er Jahren ausgesehen haben muss und dieser Eindruck ist absolut schockierend, so das beim Betrachter ein starkes Gefühl der Ungläubigkeit ausgelöst wird. Man kann sich wirklich kaum vorstellen, das Menschen hier praktisch wie Vieh gehalten werden und dabei hygienischen Verhältnissen ausgesetzt sind, bei deren Anblick einem wirklich ganz anders wird. Vollkommen verdreckte Sammelräume für die Gefangenen, in denen man in verlausten Schlafplätzen vielmehr vor sich hin vegetiert, als das man zu einem geruhsamen Schlaf kommen könnte und sanitäre Anlagen, die im Prinzip gar keine sind. Das sind die Lebensumstände der Inhaftierten, die zudem auch immer wieder mit der Härte und Brutalität der Aufsichtspersonen konfrontiert werden, bei denen sich in erster Linie der Oberaufseher als Sadist herauskristallisiert, dem es eine riesige Freude bereitet, die Insassen körperlich zu züchtigen. Eine Spezialität des Hauses scheint dabei das Schlagen auf die nackten Fußsohlen der Menschen zu sein, bis die Füße in bedrohlicher Art und Weise anschwellen. Diese Folter-Methode wird auch öfter im Bild gezeigt und allein bei den Schmerzensschreien der Betroffenen zuckt man ganz unwillkürlich zusammen.

Auch Billy muss diese Prozedur gleich zu Beginn seiner Inhaftierung über sich ergehen lassen, kann sich aber im Laufe der Zeit sogar mit den unglaublichen Zuständen im Gefängnis arrangieren, hat er doch das Ziel vor Augen, das er nach 50 Monaten Haft entlassen werden soll. So beteiligt er sich auch an keinerlei Fluchtversuchen, sondern versucht vielmehr durch gute Führung positiv aufzufallen, um eventuell sogar früher die Freiheit zurückzubekommen. So klammert er sich an jeden Strohhalm und lässt sich auch nicht durch die größten Demütigungen aus der Spur bringen, bis letztendlich 53 Tage vor seiner Entlassung jegliche Hoffnung zerstört wird. Da die türkische Regierung ein Exempel statuieren will, wird seine Strafe in einen 30-jährigen Gefängnisaufenthalt umgewandelt, was den jungen Mann innerlich kurzzeitig vollkommen zerbrechen lässt. Gerade in dieser Phase der Geschichte kommt das herausragende Schauspiel von Brad Davis besonders gut zum Vorschein, der insbesondere durch seine brillante Mimik einen mehr als authentischen Eindruck über einen seelisch gebrochenen Mann vermittelt, der kurzzeitig jegliche Hoffnung verliert, jemals wieder in Freiheit zu gelangen. Ganz generell sollte man anmerken, das "Midnight Express" bis in die kleinste Nebenrollen absolut perfekt besetzt ist, was sicherlich der erste Grund sein dürfte, das die Geschichte eine so ungeheure Intensität entwickeln kann die den Zuschauer wie eine zweite Haut einhüllt und ihn die Ereignisse fast körperlich spüren lässt.

Man kann es kaum für möglich halten, das die Ereignisse für Billy letztendlich doch noch eine glückliche Wendung nehmen, wobei ihm allerdings auch Gevatter Zufall in die Karten spielt. Denn nachdem sich der junge Mann von seinem seelischen Zusammenbruch wieder etwas erholt hat, erwacht gleichzeitig der Kampfeswille in ihm und er setzt alles auf eine Karte. Es gibt nur noch die Entscheidung zwischen Freiheit und Tod, denn Billy weiss ganz genau, das er die zusätzlichen Jahre in Haft weder physich noch psychisch aushalten kann. Als Zuschauer fiebert man wirklich die ganze Zeit über mit dem Haupt-Charakter mit, der trotz seiner Straftat unglaublich symphatisch erscheint und sein handeln auch wirklich bereut. Doch selbt wenn dem nicht so wäre, wünscht man doch selbst seinem schlimmsten Feind keine Gefängnisstrafe unter den hier dargestellten Verhältnissen, die wirklich jeder Beschreibung spotten und zusätzliche eine unglaublich starke Wut beim Zuschauer auslösen, da hier sämtliche Menschenrechte vollkommen ausser Kraft gesetzt werden. Es scheint keinerlei Kontrollorgane zu geben, die sich einen Überblick über die vorherrschende Situation machen und auch die Aufsichtspersonen können ihrer puren Willkür frönen, gibt es doch keinerlei Personen, die sie einmal in ihre Schranken weisen.

Man hat ganz sicher schon eine Menge über Verhältnisse und Lebensbedingungen in türkischen Gefängnissen gehört, doch das hier dargestellte Szenario übertrifft doch alles, was man sich in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hat. Dennoch zweifelt man in keiner Phase an der Glaubwürdigkeit der Bilder, die einen mit einer unglaublichen Schockwirkung treffen, die gleichzeitig ein stark verstörendes Gefühl freisetzt, das sich unauslöschbar im Kopf des Zuschauers einbrennt. Alan Parker hat hier wirklich alles richtig gemacht und mit "Midnight Express" einen extrem kraftvollen Film geschaffen, den man nicht so schnell vergisst und der auch nach mittlerweile über dreissig Jahren überhaupt nichts von seiner Faszination und seiner schockierenden Wirkung verloren hat. In meinen Augen handelt es sich um ein wahres filmisches Meisterwerk, wie man es wahrlich nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt.


Fazit:


Dieses eindrucksvolle Werk hat die Bezeichnung Drama nun wirklich verdient und verspruht dabei eine fast schon erschreckende Authenzität der Ereignisse, das man phasenweise den Eindruck bekommt, sich in einer extrem brutalen Reportage über das Leben in einem türkischen Gefängnis zu befinden. Nur selten überkommt einen dabei das Gefühl, es lediglich mit einem Spielfilm zu tun zu haben, zu realistisch und grausam erscheinen die kraftvollen Bilder, die einen mit der Wucht eines Keulenschlages mitten in die Eingeweide treffen. Ein brillantes Darsteller-Ensemble und eine unglaublich verstörende Atmosphäre machen dieses Meisterwerk zu einem ganz besonderen Filmerlebnis, von dem man sich nach seiner Ansicht erst einmal wieder erholen muss.


10/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Heartless
(Heartless)
mit Jim Sturgess, Clemence Poesy, Noel Clarke, Luke Treadaway, Justin Salinger, Fraser Ayres, Ruth Sheen, David Florez, Nikita Mistry, Timothy Spall, Connie Hyde, Nadia Theaker, David Sibley, Imogen Church, Joseph Mawle
Regie: Philip Ridley
Drehbuch: Philip Ridley
Kamera: Matt Gray
Musik: David Julyan
Keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2009

Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, streift der schüchterne Jamie mit seiner Kamera bewaffnet durch die heruntergekommenen Straßen des Londoner East Ends. Er führt ein Außenseiterdasein, denn sein Gesicht ist durch ein riesiges herzförmiges Muttermal entstellt. Auf einem seiner nächtlichen Streifzüge beobachtet Jamie einen bestialischen Mord - verübt von einer Gang, deren Mitglieder ihre Gesichter hinter dämonischen Masken verbergen. Doch Jamie lässt sich nicht täuschen; er kennt ihr Geheimnis: Diese Dämonen sind echt! Als seine Mutter einem ihrer Anschläge zum Opfer fällt, nimmt Jamies Leben eine dramatische Wendung: Gezeichnet von Trauer und Depressionen, trifft er auf den teuflischen Papa B, welcher ihm die Erlösung in Aussicht stellt. Dafür muss Jamie einen Pakt eingehen, der ihn geradewegs in den "Vorhof der Hölle" führt ...


Es gibt sie also doch noch, die wenigen innovativen Horrorfilme, die dem Zuschauer eine äusserst interessante Geschichte präsentieren, in der anscheinend nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Volle 15 Jahre hat es gedauert bis Regisseur Philip Ridley wieder einmal ein Regiewerk abgeliefert hat und man kann diesen neuen Film ganz einfach nur als aussergewöhnlich gut bezeichnen. Es ist in erster Linie die hier gefundene Mischung die "Heartless" zu einem ganz besonderen Filmerlebnis macht, denn erscheint die Story doch in den ersten gut 30 Minuten noch wie ein eher sozialkritisches Drama mit ganz dezenten Ankeihen beim Horror-Genre, so nimmt der Plot danach eine Wendung die in eine vollkommen andere Richtung abzielt und sogar diverse Fantasy-Einflüsse erkennen lässt, die dem geschehen extrem gut zu Gesicht stehen und eine äusserst starke Faszination absondern, die sich ganz unweigerlich auf den Betrachter überträgt. Dabei ist ein Deal mit dem Leibhaftigen sicherlich keine revolutionäre Neuerung innerhalb des Genres, gibt es doch genügend Filme, die sich schon einmal einer solchen Thematik gewidmet haben, jedoch ist es die Inszenierung des Ganzen und die ständigen überraschenden Wendungen, die diesem Horror-Drama das gewisse Extra verleihen.

Nun ist es allerdings auch gar nicht so leicht, die Faszination dieser Geschichte und die Wirkung auf den Betrachter zu beschreiben, ohne zuviel vom Inhalt zu verraten. Man sollte sich schon selbst einen Eindruck von den Geschehnissen machen, die ganzzeitig von einer sehr düsteren Grundstimmung begleitet werden, die sich mit zunehmender Spielzeit immer mehr verdichtet und so für ein erstklassiges Horror-Feeling sorgt. Vor allem die Verbindung der verschiedenen Genres ist hier so hervorragend gelungen, so das man auf der einen Seite ein Aussenseiter-Drama geboten bekommt, das phasenweise sehr sozialkritische Elemente bearbeitet, andererseits beinhalten die letzten beiden Drittel der Geschichte immer mehr Horror-und Fantasy Elemente, so das streckenweise auch die Grenzen zwischen Realität und Fiktion ineienander verschwimmen, was dem Film insgesamt gesehen auch ein hohes Maß an Intensität verleiht. Hinzu kommen die ständigen Wendungen, die der ganzen Story immer wieder Überraschungsmomente verleihen. Hier stellt auch das Ende des Ganzen keine Ausnahme dar, ist man nämlich im letzten Drittel eher der Meinung, das es ziemlich vorhersehbar erscheint, so ist es Philip Ridley noch einmal gelungen, den Zuschauer am schluß zu überraschen.

Nebn einem dramaturgisch sehr gelungenem Spannungsbogen und einer herrlich düsteren Atmosphäre ist ganz sicher der brillant agierende Jim Sturgess in der Rolle des Aussenseiters Jamie die ganz große Stärke dieses aussergewöhnlichen Filmes, trägt er doch durch sein herausragendes Schauspiel den kompletten Film fast allein. Denn obwohl auch der Rest des Darsteller-Ensembles überdurchschnittlich gute Leistungen darbietet, nehmen doch sämtliche Charaktere eher ein Schattendasein ein und werden von Sturgess förmlich an die Wand gespielt, der ganz einfach omnipräsent erscheint und dem Szenario so seinen ganz persönlichen Stempel aufdrückt. Nun sind also im Prinzip die ganzen Stärken von "Heartless" aufgezählt und man könnte sich nun den negativen Dingen widmen, doch wenn man ganz ehrlich ist, gibt es hier wirklich nichts zu bemängeln. Die einzelnen Komponenten gehen perfefekt ineinander über und präsentieren letztendlich ein Gesamtpaket, zu dem man Philip Ridley nur grtulieren kann. Fairerweise sollte man allerdings anmerken, das dieses Werk ganz bestimmt nicht jeden Geschmack treffen wird, denn es wäre ja schon vermessen anzunehmen, das jeder Zuschauer die gleiche Faszination verspürt, so wie es bei mir persönlich der Fall ist. Wer jedoch einen aussergewöhnlichen Genre-Mix zu schätzen weiss, der wird an diesem fantastischen Film einfach nicht vorbeikommen, der viel an Innovation und Überraschungen beinhaltet und der phasenweise die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt.

Philip Ridley hat mit "Heartless" ein faszinierendes Horror-Drama geschaffen, das vor allem in den ersten Minuten noch gar nicht als solches zu erkennen ist. Erst im Laufe der Zeit nimmt das Geschehen immer mehr an Bedrohlichkeit zu, was gleichzeitig für ein äusserst angespanntes Sehverhalten beim Zuschauer sorgt. Immer wieder auftretende Wendungen und Überraschungen halten die Spannungskurve ganzzeitig hoch und bieten keinerlei Platz für etwaige langatmige Passagen. Zudem ist die Geschichte mit einem brillant aufspielenden Jim Sturgess in der Hauptrolle absolut perfekt besetzt und bietet so in allen Belangen ein Filmvergnügen, das nahe an der Perfektion angesiedelt ist und zudem einen äusserst nachhaltigen Eindruck hinterlässt, denn diesen Film wird man nicht so schnell wieder vergessen und wird ihn sich zudem sicherlich nicht das letzte Mal angeschaut haben.


Fazit:


Fernab vom ansonsten handelsüblichen Horror-Brei, den man in den letzten Jahren größtenteils vorgesetzt bekommt, stellt "Heartless" eine sehr erfrischende und wohlwollende Abwechslung dar. Nicht die ständig wiederkehrenden Slasher-Varianten, kein längst ermüdender Backwood-Horror und auch keine sinnbefreite Schlachteplatte, sondern ein äusserst innovativer und überraschender Genre-Mix wartet hier auf den Genre-Fan, der sich prinzipiell an dieser ausnehmend guten Story erfreuen dürfte, die trotz einiger härterer Szenen ohne explizite Gewaltdarstellungen auskommt und dennoch jederzeit erstklassige und abwechslungsreiche Horror-Kost bietet, von der man sich ruhig mehr wünschen kann.


9,5/10
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jogiwan
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von jogiwan »

hehe, wusst´ ich doch, dass dir der gefallen wird... 8-)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Santa's Slay - Blutige Weihnachten
(Santa's Slay)
mit Bill Goldberg, Douglas Smith, Emilie de Ravin, Robert Culp, Dave Thomas, Saul Rubinek, Rebecca Gayheart, Chris Kattan, Fran Drescher, Alicia Loren, Annie Sorell, Donna Zuk, Scott Francis Gibson, Kevin Gillese, Don Bland
Regie: David Steiman
Drehbuch: David Steiman
Kamera: Matthew F. Leonetti
Musik: Henning Lohner
FSK 16
Kanada / USA / 2005

Die Geschichte vom mildtätigen Bischof und dem geteilten Mantel vergessen wir jetzt mal. In Wirklichkeit ist Santa Claus des Satans Sohnemann, nach einer verlorenen Curling-Party gegen einen Engel verurteilt, tausend lange Jahre ätzend Gutes zu tun. Nun endlich ist die Zeit vorüber, und Santa freut sich schon sehr darauf, in diesem Jahr etwas anderes als Geschenke zu verteilen. Ein aufgeweckter Knabe und sein weithin als verrückt verrufener Großvater sind die Einzigen, die ihn jetzt vielleicht noch stoppen können.


So witzig und kurzweilig sich die Inhaltsangabe anhört, gestaltet sich dann letztendlich auch das streckenweise turbulente Treiben in dieser etwas anderen Weihnachtsgeschichte, die zudem für eine 16er Freigabe auch noch erstaunlich hart und teilweise sehr blutig gestaltet wurde. Hier handelt es sich wirklich um eine Weihnachts-Horror-Komödie, die diese Bezeichnung auch verdient und dabei ganzzeitig äusserst kurzweilige Unterhaltung anbietet. Schon die erste Passage des Filmes konfrontiert den Zuschauer mit einer aussergewöhnlich skurrilen Familienfeier, die durch den Besuch des keineswegs netten Weihnachtsmannes jäh unterbrochen wird und zudem in einem sehr blutigen Szenario endet, so das man von der ersten Minute an ganz genau weiss, in welche Richtung die hier erzählte Geschichte tendieren wird. Erstaunlicherweise hält "Santa's Slay" auch die ganze Laufzeit über den eingeschlagenen Weg ein und bietet dabei ein wahres Feuerwerk an streckenweise aberwitziger Situationskomik und extrem bissigen Wortwitz, zudem gesellt sich ein äusserst ansehnlicher Härtegrad dazu, der zwar zu keiner Zeit übertrieben erscheint, aber dennoch so einige richtig derbe Passagen beinhaltet, die man aufgrund der vergebenen Altersfreigabe nicht zwangsläufig erwarten konnte.

Komischerweis trifft dieses Phänomen ja ziemlich oft in Horror-Komödien auf, das man anscheinend bei der FSK im Bezug auf visuelle Härte gern einmal ein Auge zudrückt, wenn diese mit genügend Humor gepaart ist, was in vorliegendem Film ganz eindeutig der Fall ist. Zudem will man sich als Genre-Fan auch ganz bestimmt nicht über zu viele dieser Szenen beschweren, schon gar nicht, wenn alles so wunderbar zusammenpasst, wie es hier der Fall ist. Ausserdem wird man ja auch schon rein inhaltlich mit einer Story-Line konfrontiert, die endlich einmal die wahren Hintergründe über das allseits beliebte Weihnachtsfest enthüllt, die einem bisher anscheinend wohlweislich vorenthalten wurden. Und so kann man dann auch diese nicht ernstzunehmende Version so richtig schön genießen und sich an dem herrlichen Humor erfreuen, der sich selbst in den zumeist sehr skurrilen Tötungsarten des Weihnachtsmannes niederschlägt, die größtenteils recht brutal und blutig, gleichzeitig aber auch extrem witzig in Szene gesetzt wurden, wodurch eine absolut gelungene Mixtur entsteht, in der sich die Anteile aus Horror-und Komödien Elementen so ziemlich die Waage halten. Das Geschehen erscheint dadurch sehr ausgeglichen und bietet so ein Sehvergnügen, das jederzeit zum lachen animiert, aber gleichzeitig auch die Freunde der etwas härteren Gangart durchaus zufriedenstellen dürfte.

Selbst im darstellerischen Bereich gibt es keinerlei Grund zur Beanstandung, auch wenn man sicherlich kein sagenhaftes Schauspiel erwarten sollte, jedoch liefern sämtliche Schauspieler überdurchschnittlich gute Leistungen ab und Bill Goldberg in der Rolle des fiesen Weihnachtsmannes ist ganz bestimmt als einer der Höhepunkte dieses Filmes anzusehen. Man merkt im die Freude am Spiel in jeder Phase an, denn er scheint die Interpretation des gemeinen Santa's so richtig zu genießen. Dabei ist es in erster Linie die fast schon diabolische Freude über jeden weiteren Toten, die ihn regelrecht in Verzückung geraten lässt. Die 1000 Jahre, in denen er Gutes tun musste, scheinen wie eine zentnerschwere Last auf ihm gelegen zu haben und man merkt in jeder einzelnen Einstellung, welch diebische Freude es ihm bereitet, das Weihnachtsfest nun endlich so inszenieren zu können, wie er es sich eigentlich immer vorgestellt hat. Fantasievolle und groteske Tötungsarten und jede Menge bissige Sprüche dürfen dabei selbstverständlich nicht fehlen und heben den von Haus aus schon äusserst hohen Unterhaltungsfaktor noch einmal zusätzlich an.

Warum "Santa's Slay" in der Regel eher durchschittliche oder gar negative Kritiken erhält, kann ich persönlich ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen, bekommt der Betrachter hier doch eine wirklich in allen Belangen überzeugende Horror-Komödie serviert, die dieser Bezeichnung auch alle Ehre macht. Eine herrlich durchgeknallte Geschichte, gut agierende Darsteller, jede Menge gelungener-und bissiger Humor und ein ordentlicher Schuß Härte sorgen für ein Filmerlebnis, das man sich nicht nur in der Weihnachtszeit immer wieder gern anschaut.


Fazit:


Regisseur David Steiman hat mit "Santa's Slay" einen herrlich witzigen Film geschaffen, in dem einfach alles äusserst gut zusammenpasst. Mit Bill Goldberg wurde die Hauptrolle absolut perfekt besetzt, wirkt seine Interpretation des bösen Santa's doch absolut authentisch und ist meiner Meinung nach als absolutes Highlight eines nicht gerade höhepunktarmen Filmes anzusehen, der für Liebhaber des Weihnachtsfestes wie auch für seine Gegner absolut perfekt geeignet ist, da gut 80 Minuten extrem kurzweilige Unterhaltung garantiert sind, die wie im Fluge vergehen.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

jogiwan hat geschrieben:hehe, wusst´ ich doch, dass dir der gefallen wird... 8-)

Als Horror-Fan ist es meiner Meinung nach fast unmöglich, diesen aussergewöhnlichen Genre-Zwitter nicht zu mögen. Zwar bin ich bekennender Fan der X-ten Slasher-Variante und liebe altbekannte Zutaten, jedoch ist so etwas Erfrischendes wie dieser Film eine wohlwollende Frischzellenkur und mal etwas ganz anderes. :thup:
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Horror Express
(Horror Express)
mit Christopher Lee, Peter Cushing, Alberto de Mendoza, Silvia Tortosa, Julio Pena, Angel del Pozo, Telly Savalas, Helga Line, Alice Reunheart, Jose Jaspe, George Rigaud, Victor Israel, Faith Clift, Juan Olaguivel, Barta Barri
Regie: Eugenio Martin
Drehbuch: Arnaud d'Usseau / Julian Zimet
Kamera: Alejandro Ulloa
Musik: John Cacavas
FSK 18
Großbritannien Spanien / 1973

Der englische Forscher Alexander Saxton entdeckt 1905 im Eis ein gefrorenes Monster, halb Mensch und halb Affe. Dieser Fund wird gut behütet im Gepäckwagen des Transsibirien-Express verstaut und auf die Reise geschickt. Eine Zugfahrt des Grauens beginnt. Das alte Fossil verschwindet und mehrere Menschen sterben. Alle werden mit völlig ausgebluteten Augen aufgefunden. Können Dr. Welles und Forscher Saxton das Geheimnis lösen?


Allein schon die Tatsache, das hier mit Christopher Lee, Peter Cushing und Telly Savalas drei ganz große Leinwandhelden in einem Film zusammen agieren, macht das Werk von Eugenio Martin zu einem abslut sehenswerten Filmvergnügen und auch wenn Savalas erst zum Ende hin in der skurrilen Rolle als Kosake auftritt ist es ein Fest für die Augen, diesen drei Größen ihrer Zeit bei ihrem Job zuzuschauen, der sich wie gewohnt in erstklassigem Schauspiel widergibt, wie man es als Zuschauer nicht anders gewöhnt ist. Doch es sind längst nicht nur die darstellerischen Leistungen, die diesen herrlichen Gruselfilm zu einer wahren Perle des Genres machen, das leider nie die Beachtung erhalten hat, die es im Grunde genommen verdient hätte. So sind es wohl hauptsächlich die Liebhaber solcher Klassiker, die in den Genuss einer wirklich interessanten Geschichte kommen, die zwar durchaus so manches Logikloch offenbart, über das man aber nur zu gern hinwegschaut, da der Rest des Filmes einfach wirklich gut aufeinander abgestimmt ist.

Das absolut Herausragende ist wohl mit ziemlicher Sicherheit die absolut gelungene Grusel-Atmosphäre, die sich fast im Minutentakt immer mehr verdichtet und auch ihre richtig bedrohlichen Momente beinhaltet, an denen man sich erfreuen kann. Hinzu kommt auch der dramaturgisch sehr gelungene Spannungsbogen, der sich langsam aber stetig immer weiter aufbaut und sich auch bis in die letzten Szenen dieser Geschichte aufrechterhalten kann, ohne dabei irgendwelche Einbrüche zu verzeichnen. Sicherlich wird die jüngere Generation nicht so viel mit dem Szenario anfangen können, das für viele Leute eventuell etwas angestaubt erscheinen mag, aber gerade durch diesen Aspekt einen ganz eigenen Charme beinhaltet, dem man als Fan dieser Klassiker ganz einfach erliegen muss. Selbst einige etwas härtere Passagen sind vorhanden, was insbesondere bei Gruselfilmen der 70er Jahre nicht unbedingt als Selbstverständlichkeit anzusehen ist. Zwar kann man die beinhaltete Härte keinesfalls mit heutigen Maßstäben messen, jedoch passen die diversen Szenen absolut perfekt in das Gesamtbild, das man von diesem herrlichen Grusel-Klassiker gewinnt.

Auch die vorhandenen Effekte der damaligen Zeit sind äusserst sehenswert in Szene gesetzt worden und auch die Darstellung des Monsters weiss zu gefallen, auch wenn viele Leute das gerade in der heutigen Zeit der zumeist vollkommen überladenen Effekt-Spektakel vollkommen anders sehen werden. Jedoch ist es gerade dieser Aspekt, der diese Film-Gattung so ganz besonders und unverwechselbar macht und ihr einen absolut unverwechselbaren Charme verleiht, den man als Zuschauer allerdings selbst spüren muss, da man ihn kaum in Worte fassen kann. Dazu zählt ganz bestimmt auch so manch eher naive Darstellung einiger Dinge, denn wenn man sich einmal die Passagen etwas genauer anschaut in denen der "Horror Express" in Großaufnahme gezeigt wird, merkt man doch ziemlich eindeutig, das es sich wohl um eine Modelleisenbahn handeln muss. Was hier dann für Einige wohl eher kitschig oder gar dilletantisch aussehen mag, verleiht diesem Film einen unglaublichen hohen Wiedererkennungswert und macht eine Sichtung für echte Liebhaber des Gruselfilmes unverzichtbar.

Letztendlich ist "Horror Express" eine fast vergessene Perle des Genres und ein Film, der einfach nur viel Spaß macht. Etwaige Logiklöcher in der erzählten geschichte kann man dabei gewissentlich übersehen, wird man doch in allen anderen Belangen mit erstklassiger Gruselkost bedient, die vor allem in atmosphärischer Hinsicht mehr als nur überzeugen kann. Hinzu kommt ein wirklich überzeugendes Darsteller-Ensemble, aus dem sicherlich die drei weiter oben genannten Schauspieler absolut herausragen. Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, sollte diesen Zustand schnellstens ändern, ansonsten entgeht ihm ein wahrer Klassiker des Genres, der schon fast in Vergessenheit geraten ist.


Fazit:


Eugenio Martin hat mit "Horror Express" einen absolut zeitlosen Genre-Klassiker geschaffen, der auch nach nun fast 40 Jahren überhaupt nichts von seiner Faszination und seinem Charme verloren hat. Gerade Freunde älterer Filme dürften hier voll auf ihre Kosten kommen, wobei man allerdings anmerken sollte, das dieser Film durchaus dazu in der lage sein dürfte, auch die jüngere generation zu begeistern.


9/10
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horror1966
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The Gift - Die dunkle Gabe
(The Gift)
mit Cate Blanchett, Giovanni Ribisi, Keanu Reeves, Katie Holmes, Greg Kinnear, Hilary Swank, Michael Jeter, Kim Dickens, Gary Cole, Rosemary Harris, J.K. Simmons, Chelcie Ross, John Beasley, Lynnsee Provence, Hunter McGilvray
Regie: Sam Raimi
Drehbuch: Billy Bob Thornton / Tom Epperson
Kamera: Jamie Anderson
Musik: Christopher Young
FSK 16
USA / 2000

Spurlos verschwindet die schöne Jessica King, Verlobte des Schuldirektors Collins. Nachdem es keine Hinweise gibt und die Polizei völlig ratlos ist, wird Annie Wilson um Rat gebeten; denn sie besitzt eine ungewöhnliche Gabe. Von ihrer Großmutter erbt sie die Fähigkeit, Karten zu lesen. Annies Eingebung führt die Polizei zu der ertrunkenen Jessica. Man verhaftet Donnie Barksdale, Annies Erzfeind. Aber Annie ahnt, dass der Spuk noch lange nicht vorbei ist, der wahre Mörder noch nicht gefasst ist. Sie wird verfolgt werden von den Lebenden, wie auch von den Toten...


Kult-Regisseur Sam Raimi (Tanz der Teufel) hat mit "The Gift" sicherlich nicht seinen besten Film abgeliefert, doch die teilweise sehr schlechten Kritiken im Netz sind ehrlich gesagt nicht so ganz nachzuvollziehen. Trotz einer ziemlich offensichtlichen Klischeebehaftung bekommt man nämlich eine durchaus interessante und gut umgesetzte Geschichte präsentiert, in der sich der Spannungsbogen zwar eher langsam aufbaut und zu keiner Zeit ungeahnte Höhen erreicht, aber dennoch für ein durchgehend sehenswertes Filmerlebnis sorgt, an dem man als Fan von Mystery-Thrillern seine Freude haben kann. Da macht es dann auch nicht besonders viel aus, das der Story-Plot sich insbesondere im letzten Drittel doch viel eher vorhersehbar darstellt, als das man gerade in dieser entscheidenden Phase der Geschichte mit wirklichen Überraschungsmomenten konfrontiert wird. Für viele Leute mag das wohl eher eine kleine Enttäuschung darstellen, denn gerade in der ersten Stunde wird doch eine ganze Menge Spannung aufgebaut, die auch durch die ständigen Visionen der Hauptfigur Annie (Cate Blanchett) für einige Gänsehautmomente sorgen kann, doch die darauf folgende Suche nach dem Mörder der hübschen Jessica gestaltet sich dann doch als etwas zu leicht durchschaubar, da der Täterkreis sich ganz einfach auf zu wenige Personen beschränkt und die Identität sowie auch die Motive des Killers leicht erahnt werden können.

Zudem fehlt es den einzelnen Charakterzeichnungen auch etwas an der nötigen Tiefe, die meisten Figuren werden doch eher recht oberflächlich dargestellt, so das der Zuschauer eigentlich lediglich zu Annie eine tiefere Bindung herstellen kann, deren Charakter noch am intensivsten herausgearbeitet wird. So ist es auch lediglich diese eine Person, die so wirklich etliche Symphatiepunkte beim Betrachter sammeln kann, was auch sicherlich in ihrem Aussenseiter-Status zu begründen ist, den sie in der kleinen Südstaaten-Gemeinde einnimmt. Wird die zerbrechlich-und verletzbar wirkende junge Frau doch von den meisten Leuten gemieden und aufgrund ihrer Gabe nicht gerade selten als Hexe bezeichnet, wo wir ganz automatisch wieder bei einem der etlichen Klischees sind, die einem in diesem Werk geboten werden. Doch sollte man diese allgemeine Klischeehaftigkeit gar nicht einmal als unbedingt negativ ansehen, vielmehr passt sie doch ziemlich ideal in das gezeichnete Bild einer Hinterwäldler-Gemeinde, die irgendwo am Arsch der Welt angesiedelt ist und das tägliche Leben aus ganz anderen Augen zu sehen scheint. Herrscht doch beispielsweise auch eine äusserst fragwürdig erscheinende Auffassung der Gesetze vor, denn wie ist es ansonsten zu erklären, das ein Mann seine Frau jederzeit krankenhausreif prügeln kann, ohne dafür belangt zu werden? Und das, obwohl selbst die Gesetzeshüter darüber bescheid wissen, aber keinesfalls etwas dagegen tun.

Man sieht also ziemlich offensichtlich, das hier wirklich sämtliche Klischees bedient werden und nicht jedem mag das gefallen, jedoch passt das alles recht gut in das Gesamtbild hinein, das man von diesem Mystery-Thriller gewinnt. Und dennoch hat dieser Film mir persönlich trotz einiger offensichtlicher Defizite besonders gut gefallen, was auch ganz bestimmt darin begründet liegt das Sam Raimi es fabelheft verstanden hat, seiner Geschichte eine herrlich siffige Atmosphäre zu verpassen, die eine ungeheuer starke Faszination auf den Zuschauer ausübt. Auch wenn sich der auftretende Horror nur äusserst langsam und bedächtig entfaltet, herrscht doch fast über die gesamte Laufzeit etwas sehr Unheilvolles über dem Geschehen, das ohne größere Höhepunkte dennoch für ein spürbares Grusel-Feeling sorgt, dem man sich irgendwie nicht entziehen kann. "The Gift - Die dunkle Gabe" ist definitiv kein Film der das Genre revolutioniert, denn dafür mangelt es ganz einfach an Innovation und echten Überraschungsmomenten, aber es handelt sich um absolut sehenswerte Mystery-Kost die man sich jederzeit gut anschauen kann, ohne dabei seine Zeit zu verschwenden.

Allein die hier versammelte Darsteller-Riege ist dabei absolut sehenswert, gibt es doch ein Wiedersehen mit so bekannten Gesichtern wie Katie Holmes, Keanu Reeves oder auch der zweimaligen Oscar-Preisträgerin Hilary Swank. Von den drei genannten weiss vor allem Keanu Reeves in der Rolle des äusserst fiesen Südstaaten-Machos absolut zu überzeugen, doch auch die restlichen Darsteller liefern allesamt ordentliche Leistungen ab, ohne das sich jedoch jemand besonders in den Vordergrund spielen würde. So kann man letztendlich von einem durchaus gelungenem Film sprechen, der trotz einiger Mankos größtenteils kurzweilige-und auch spannende Unterhaltung bietet und lediglich durch die Vorhersehbarkeit der Ereignisse im letzten Filmdrittel den Filmgenuss ein wenig trübt. Dafür wird man allerdings mit einer exzellenten und mysteriösen Grundstimmung entschädigt, die auch die ganze laufzeit über vorhanden ist und die man sicherlich als große Stärke dieses Werkes ansehen kann.


Fazit:


Trotz einiger offensichtlicher Defizite hat "The Gift" mir persönlich sehr gut gefallen. Sicher handelt es sich nicht um Raimis besten Film, jedoch dürften Freunde des Mystery-Thrillers durchaus auf ihre Kosten kommen und gut unterhalten werden. Ich fühlte mich jedenfalls bestens unterhalten und kann für diesen Film auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen.


7/10
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horror1966
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Robin Hood
(Robin Hood)
mit Russell Crowe, Cate Blanchett, Max von Sydow, William Hurt, Mark Strong, Oscar Isaac, Danny Huston, Eileen Atkins, Mark Addy, Matthew Macfadyen, Kevin Durand, Scott Grimes, Alan Doyle, Douglas Hodge, Lea Seydoux
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Brian Helgeland
Kamera: John Mathieson
Musik: Marc Streitenfeld
FSK 12
Großbritannien / USA / 2010

Robin, ein heldenhafter Krieger, wird zum Gesetzlosen, als er sich mit einer Gruppe mutiger Kämpfer gegen einen schwachen und korrupten englischen König und dessen Willkürherrschaft auflehnt. Als sich der rebellische Held in die temperamentvolle Lady Marion verliebt, muss er zunächst ihr Dorf retten und sich dann mutig dem Ansturm drohender Gefahren stellen, um ihr Herz zu gewinnen. Als Helden wider Willen folgen Robin und seine Männer dem Ruf des Abenteuers, ziehen schließlich in die Schlacht - für die Ehre der Heimat - und werden dabei zu Legenden.


Wenn das Erfoldsduo Ridley Scott (Regie) und Russell Crowe (Darsteller) wieder einmal in einem Film vereint sind, dann denkt man als Zuschauer wohl in erster Linie an das Meisterwerk "Gladiator" und hegt dabei die Hoffnung, das mit dieser neuen Robin Hood-Version ein ähnliches monumentales Meisterwerk auf einen zukommt. Doch diese Hoffnungen sollte man ziemlich schnell wieder verwerfen, da vorliegendes Werk noch nicht einmal ansatzweise an die Klasse des mit 5 Oscars ausgezeichneten "Gladiator" herankommt. Es handelt es sich insgesamt um einen auf jeden Fall sehenswerten Film, bei dem insbesondere der Aspekt sehr wohlwollend auffällt, das man hier andere Wege gegangen ist und nicht zum wiederholten Mal die immer gleiche Geschichte präsentiert. Vielmehr erzählt Scott die fiktive Story, wie es überhaupt dazu gekommen ist das Robin Hood zu der Legende wurde, als die er in unzähligen Verfilmungen immer wieder dargestellt wird. So sorgt die Story-Line also durchaus für jede Menge Interesse beim Zuschauer und das Geschehen wird auch größtenteils recht spannend erzählt, doch fehlt es dem Szenario doch an einigen wichtigen Dingen.

Am negativsten fällt dabei die Darstellung der meisten Charaktere ins Auge, denn bis auf die Figuren von Robin und Marian werden alle eher sehr oberflächlich gezeichnet, so das insbesondere ansonsten immer sehr wichtige Charaktere in den Verfilmungen über Robin Hood zu absoluten Statisten degradiert werden. Bruder Tuck, Will Scarlett, Little John oder auch der Sherriff von Nottingham wirken zwar auch in vorliegendem Film mit, jedoch haben diese Personen im Prinzip überhaupt keinen richtigen Stellenwert und vegetieren viel eher im Hintergrund vor sich hin. Sicher, es handelt sich hier um die Vorgeschichte, jedoch hätte man angesprochenen Charakteren durchaus etwas mehr Gewicht und sichtbare Präsenz verleihen können, denn das hätte den Ereignissen ganz sicher nicht geschadet. So aber ist die Figur des Robin fast schon omnipräsent und lässt den Begriff oberflächliche Charakterzeichnung für die anderen Figuren schon fast als maßlose Übertreibung erscheinen. Crowe kann zwar in der Rolle des Robin Hood absolut überzeugen und auch Cate Blanchett liefert als Marian eine sehenswerte Leistung ab, jedoch sind beide schon so allgegenwärtig, das für andere überhaupt kein Spielraum bleibt.

Auch actionmäßig ist man von Ridley Scott schon ganz andere Dimensionen gewöhnt, als wie sie sich dem Betrachter in vorliegendem Film präsentieren. Lediglich zum Anfang und zum Ende der Geschichte bekommt man absolut sehenswerte und gut umgesetzte Schlachten und Nahkämpfe geboten, jedoch ist der gesamte Mittelteil dieses Werkes äosserst actionarm gestaltet, was bei einer Lauflänge von gut zweieinhalb Stunden schon für so einige eher zähflüssige Passagen sorgen kann. Damit wir uns nicht falsch verstehen, der Film ist keinesfalls langweilig, hätte aber die ein oder andere Action-Szene mehr durchaus gut vertragen können und so das gewonnene Gesamtbild etwas kurzweiliger gestaltet. Der Director's Cut weist so nämlich leider mehrere Passagen auf, die doch etwas künstlich in die Länge gezogen erscheinen und eventuell sogar dezente Ermüdungserscheinungen beim Zuschauer auslösen könnten. Man sollte das Werk aber auch nicht schlechter machen als es in Wirklichkeit ist, denn insgesamt gesehen bekommt man eine ziemlich Interessante Neu-Variante geboten, die in großen Teilen interessante und auch spannende Unterhaltung bietet, jedoch können eventuell vorhandene höhere Ansprüche nicht ganz erfüllt werden.

Letztendlich hat Ridley Scott mit "Robin Hood" eine durchaus sehenswerte, aber keinesfalls herausragende Version der Thematik kreiert, in der ein überzeugender Russell Crowe als Highlight angesehen werden dürfte. Ansonsten präsentiert sich das Geschehen allerdings für Scott-Verhältnisse etwas zu "normal", vor allem wenn man dabei Werke wie "Königreich der Himmel" oder "Gladiator" zum Vergleich heranzieht. Mit Ausnahme der beiden Haupt-Charaktere ist es insbesondere die Darstellung der anderen Figuren, die man als die größte Schwäche der Geschichte ausmachen kann. Es ist einfach schade, das kein anderer der etlichen Charaktere über den Rang eines notwendigen Statisten hinauskommt und so jede einzelne Rolle in der Geschichte seltsam verkümmert erscheint. An dieser Stelle hätte man dem Betrachter wenigstens bei einigen Personen einen tieferen Einblick gewähren müssen, kann man doch in vorliegender Form des Filmes zu kaum einem Mitwirkenden eine Art Verbindung herstellen. Zu sehr liegt der gesamte Focus des Geschehens auf einer einzelnen Person (Robin Hood), was dem Plot insgesamt gesehen nicht besonders gut tut. Jedoch hat man es immer noch mit einem sehenswerten Film zu tun, an den man allerdings mit etwas niedrigeren Erwartungen herangehen sollte, um letztendlich keine zu herbe Enttäuschung zu erleben.


Fazit:


Sollte man die Hoffnung hegen einen ähnlich genialen Film wie "Gladiator" zu erleben, dann dürfte die Enttäuschung nach der Sichtung von "Robin Hood" doch ziemlich stark sein. Zwar handelt es sich durchaus um einen guten Film, dem es allerdings etwas an wirklichen Höhepunkten mangelt. Schwache Charakter-Zeichnungen und einige zähflüssige Passagen trüben das Sehvergnügen sichtbar und lassen sogar teilweise Ermüdungserscheinungen auftreten, die man ganz sicher hätte vermeiden können. Aber allein schon aufgrund dessen, das es sich hier um die Vorgeschichte des Robin Hood handelt, sollte man dem Werk eine Chance geben und sich sein eigenes Urteil bilden.


6,5/10
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