Karl or Karla goes to Cinema

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Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

6. Oktober 2016, 20 Uhr, Cinespace 7, Bremen
DIE GLORREICHEN 7 (2016)
R: Antoine Fuqua, D: Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Vincent D’Onofrio, Byung-hun Lee, Manuel Garcia-Rulfo, Martin Sensmeier, Peter Sarsgaard, Haley Bennett, Matt Bomer, Luke Grimes, Sean Bridgers, Billy Slaughter, Cam Gigandet, Jonathan Joss, M: James Horner, Simon Franglen (Unter Verwendung des original Themes von Elmar Bernstein)

Das Remake vom 1960er Klassiker, der ja auf Kurosawas wunderschönen Sieben Samurai basiert.
Und die Story wird da schon im Detail verändert, andere Sieben, die nur sehr lose an die originalen Charaktere angelehnt werden.
Hier geht es um ein Dorf in der Nähe einer vielversprechenden Goldmine, daher will der fiese Kapitalist Bogue das ganze Land für einen Billigpreis kaufen. Um seine Absichten deutlich zu machen, zündet er gleich mal die örtliche Kirche an und erschießt den einen oder anderen Dorfbewohner. Der Sheriff ist natürlich gekauft und ein Softie.
Die Witwe eines ermordeten aufrechten Farmer macht sich auf die Suche nach ein paar Männern, um für Gerechtigkeit und Rache zu sorgen. Sie findet den Kopfgeldjäger mit offiziellen Auftrag Sam Chisolm (Ich verstand im Film die ganze Zeit Chisom und musste an die Figur, gespielt von John Wayne denken, der sich ja auch gegen einen gaunerhaften Landergaunerer stellt, aber das ist wohl zu weit hergeholt). Und der versammelt in kurzer Zeit eine recht kuriose Ansammlung von „Helden“ zusammen: den Revolverhelden und Kartenspieler Faraday, seinen alten Kumpel und Scharfschützen mit Ladehemmung Goodnight, dessen chinesischen Messer werfenden Kumpel Billy, den eiskalten Indianer Red Harvest, den ehemaligen Skalpsammler Jack Horne, eher ein Freund der Axt und des uneleganten Nahkampfes und den mexikansichen Gauner Vazquez.
Erster Auftritt im Ort: erst ziemlich cool und dann sehr brutal werden die anwesenden Söldner umgebracht. Dann, was man so kennt: Dorfbewohner werden ausgebildet, Fallen gestellt, Schlachtplan ausgeheckt, dann kommt der Oberböse und der Krieg beginnt….
Hach, schon schön, und das, was man erwartet. Die alte Geschichte mit neuen Charakteren, alles brutaler, die Helden sind gemeiner, ein bisschen Italo-Style ist auch dabei, neben der Brutalität gibt es da die Rachegeschichte von Chisolm (und angedeutet auch von Horne), dazu eine ausgemachte Multi-Kulti-Truppe, obwohl ich da nicht aufdringlich fand, erst am Ende, als ich so überlegte, wer überlebte. Jeder hat so sein Päckchen zu tragen und seine Spezialfähigkeit. Dazu hübsche One-Liner und ein paar lustige Szenen.
Also, Regie und Buch nichts neues, aber auf seine konservative Art erprobt und unterhaltend.
Die Schauspieler gefallen mir auch sehr gut, Washington wird sowieso nicht mehr älter, immer schön D’Onofrio zu sehen, Haley Bennet sehr glaubhaft in der Jennifer Lawrence Rolle, Ethan Hawke und Byung-hun Lee ein prima Gespann (obwohl ich persönlich gern ein wenig mehr Martial Arts gesehen hätte…). Eine Ausnahme Chris Pratt zwischen cooler tricky Socke, Trinker und (Frauen-) Helden macht das nicht glaubhaft, hätte sich wohl mehr auf eins davon konzentrieren sollen. Wo ich es noch einen schönen Einfall finde, dass er so null Erfolg hat bei den Frauen mit seiner schmierigen Art (und trotz seines guten Aussehens), ist das coole, trickreiche kaum glaubhaft. Und für einen Trinker ist das alles zu sauber und glatt. Hawke, der auch ein Alkoholproblem spielt, ist das mehr im Spiel zu sehen. Bei Guardians of the Galaxy hat Pratt das sehr viel besser hinbekommen.
Auch ansonsten ist mir vieles zu glatt und sauber, vielleicht eine Hommage an die weißen Hemden der Mexikaner des Originals? Damals drängte ja die mexikanische Regierung darauf, das ihre Landsleute nicht immer als dreckige Bauern dargestellt werden, so wurden sie zu blitzsauberen Bauern mit stets frischgewaschenen weißen Hemden.
Die Musil ist wirklich gut gelungen. Ok, man baut oft das alte Thema von Bernstein ein. Interessant auch: Der beauftragte James Horner, ein wirklich großer Player in Hollywood, verstarb schon bei den Vorarbeiten des Films, hatte aber tatsächlich schon angefangen zu komponieren. Die Aufnahmen fand man und Simon Franglen macht damit weiter und verwendete die Horner Aufnahmen.
Alles in allem: Ein guter Western, der einem alles liefert, was man so erwartet, aber auch nicht mehr.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Beitrag von karlAbundzu »

Deliria Over Düsseldorf!

14. Oktober 2016, Black Box Düsseldorf, 20:30

NONNEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT (1974)
R: Gianfranco Mingozzi, D: Florinda Bolkan, María Casares, Claudio Cassinelli, Anthony Higgins, Spiros Focás, Diego Michelotti, Raika Juri; M: Nicola Piovani

Die Story von Flavia. Ihre einschneidenden Erlebnisse:
Als Kind muss sie ihren Vater auf grausamen Feldzügen Folgen. Dabei sieht sie einen jungen Muselmanen sterben, dessen Gesicht sich ihr nachhaltig einprägt. Er wird übrigens von ihrem Vater enthauptet.
Kurz darauf wird sie von ihrem Vater in ein Kloster geschickt, dass weit ab von allen anderen weltlichen liegt und sie ausbilden soll. Eines Tages klopfen Menschen an die Klostertür, die „von der Tarantel gestochen“ sind. Hübsch phallisches Bild, sie dringen in das Kloster ein und sorgen mit haufenweiser sexueller Energie für äußerste Verwirrung. Außerdem muss Flavia immer wieder erleben wie Frauen von Männern gedemütigt und missbraucht werden. Auch innerhalb der Mauern des Klosters.
Sie will fliehen mit dem Juden Abraham, doch dauert ihr Leben in Freiheit nur kurze Zeit; ihr Vater lässt sie ins Kloster zurückbringen.
Auf einer Pilgerfahrt wird sie Zeugin eines Überfalls von Sarazenen auf einen kleinen Ort. In dem Heerführer meint sie den jungen Muselmanen wiederzuerkennen. Sie schließt sich ihm an und führt einen Rachefeldzug gegen ihre ehemaligen Unterdrücker. Doch nach einen drogenindizierten Rausch, in dem sie sich die Gleichheit von Mann und Frau erträumt, merkt sie dass diese unmöglich ist, jedenfalls auch in ihrer neuen Gesellschaft, auch in diesem Umfeld herrschen keine Freiheit, sondern klare Männerherrschaft. So endet es in Folter und Tod….

Die Story von Flavia ist die Geschichte einer Frau und ihrer Bewusstwerdung, mit historischem Hintergrund. Und so wird sie auch von der Hauptdarstellerin, der großartigen Florinda Bolkan, getragen. Und sie zieht uns wirklich hinein in die Welt dort um 1480. „Spuren auf dem Mond“ ist vorgemerkt, Danke für die Tipps.
Und ihre Werdung ist eine, die sich an den herrschenden Männern abarbeitet. Klar, dies ist oft sehr schlicht und unreflektiert direkt (z. B. die Klage an Jesus, dass all ihre Götter Männer sind (obwohl bei der heiligen Dreifaltigkeit ich mir beim heiligen Geist gar nicht so sicher bin)), aber eben auch ein klares Statement. Aus der Entfernugn wirkt das aber naiv. So wie auch der Gegensatz zu ihrer älteren Nonnenschwester, die ihr empfiehlt, es sich im Kloster einzurichten, da es dort keine Unterdrückung der Männer gebe und auch Tipps zur Selbstbefriedigung gibt; aber Flavia weiß ja auch da schon, dass auch das nicht konsequent stimmt. Und ihr Wechsel zu dem femininen und später auch nicht genug potenten scheinbar frauenfreundlichen und das ich durch Drogen befreienden Araber entpuppt sich als Irrweg. Hier schon ein klarer Hinweis auf die vordergründige emanzipierte Hippie-Szene, die auch genau das eben nicht war. Siehe auch Ich, ein Groupie.
Kurz schlägt ihre Wut durch, sie wird zu einer Jeanne d’Arc, oder noch viel mehr in eine rächende Kriemhild, der Etzel heißt hier Ahmed.
Eigentlich keine feministische, sondern Freudsche Geschichte, da sie eher immer gegen ihren Vater und ähnlichen Figuren vorgeht, die beiden Männer, denen sie vertraut, sind ihrem Vater denkbar unähnlich, bis sich Ahmed dann doch in ihrem besitzergreifenden Vater verwandelt.
Also: Gut gespielt, gut gedacht, sehr gut gefilmt (Kamera!), gute Drehorte und Ausstattung, und mit bitterer Aussage und Ende.
Gefiel mir sehr sehr gut, ich bin froh, dass wir den da auf 35mm hatten, es gab eine tolle Einführung von Salvatore. Erster Höhepunkt!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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Deliria Over Düsseldorf
Fr., 14.10.2016, 22:30 Uhr, Black Box Düsseldorf
DER KAMPFGIGANT (1987)
R: Bruno Mattei, D: Miles O'Keeffe, Donald Pleasence, Bo Svenson, Kristine Erlandson, Ottaviano Dell'Acqua, Luciano Pigozzi, Massimo Vanni, Edison Navarro, Mike Villareal, Adrianne Joseph, Gerald McCoy, Gerald Tosco

Nun, Vietnam. Irgendwo läuft ein Sohn herum, der einen nicht besonders mag, aber ist ja Familie. Außerdem hat dieses Land sein Leben versaut, seiner großartigen Heimat (U!S!A!) eine Niederlage beschert, da braucht es nicht allzu langer Überredungen eines windigen Büropupsers, in den Dschungel zu gehen, um ein bisschen was in die Luft zu sprengen…
Wir befinden uns in den End-80ern, Vietnam ist dank Rambo immer noch Thema im Film, leider nicht auf die besonders aufklärerische Art, sondern als Vehikel für Ballereien, Muskeln und dumme Sprüche. Und dumme Sprüche gibt es einige schöne, die kurzen Sätze sorgten noch die ganze Nacht für Spaß.
In der Hauptrolle Miles O’Keefe, der einst als Tarzan neben Bo Derek und Richard Harris debutierte und reüssierte. Die Hauptrolle heißt Bob Ross, was wohl eine Hommage an den beliebten TV-Maler ist, der ja auch zwei Jahrzehnte diente, um sich dann den schönen Künsten, Tierchen und einem großen Afro widmete. Hoffen wir für den Film-Bob eine ähnliche friedliche Zukunft.
Miles ist nicht mit soviel Ausdruck gesegnet, aber sein stumpfer Gesichtsausdruck macht sich gut in dieser Kriegs-Komödie.
Es gibt herrliche absurde Szenen, unverständliche Charaktere und einen hustenden Donald Pleasance.
Das reicht für mich leider nicht über die ganze Zeit, hier hätte eine halbe Stunde genügt, und man hätte nicht warten müssen, bis Bo Svenson auch drauf geht. Aber in dieser netten Runde und nach dem mich flashenden (und beschäftigen) FLAVIA geht das ok.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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Deliria Over Düsseldorf
15.10.2016, 15:30, Black Box Düsseldorf

MEIN NAME IST NOBODY (1973)
R: Tonino Valerii, D: Terence Hill, Henry Fonda, Jean Martin, R. G. Armstrong, Karl Braun, Leo Gordon, Steve Kanaly, Geoffrey Lewis, Neil Summers, Piero Lulli, Mario Brega, Marc Mazza, Benito Stefanelli; M: Ennio Morricone

Der Zwischenwestern. Der Metawestern. Terence Hill, mit Unterstützung von der Rainer Brandt Schmiede als junger aufstrebender Westernheld mit seiner eigenen slapstickigen Art und schrägem Humor, aber aller Hochachtung vor dem alten Westernheld Jack Beaurregard (H. Fonda). Er will ihm einen guten Abgang verschaffen, Jack aber nur weg nach Europa.
Das liefert den Rahmen für eine Fülle schöner Leone-mäßigen Szene, herrlichen Humor, schöne Hommagen und toller Musik von Morricone.
Ein Klassiker, den wir mit einer Träne im Auge sahen, da Tonino Valerii, dessen Gorilla wir ja auch noch sahen, zwei Tage vorher verstarb.
Überraschend heftig manchmal, die lustigen Szenen amüsierten immer noch, und dann erinnert mich Terence Hills Spiel (in der Glaswettenszen) einmal tatsächlich an Johnny Depp, wahrscheinlich hatten beide die gleichen frühen Slapstick - Stars im Hinterkopf.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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Deliria Over Düsseldorf
15.10.2016, 18 Uhr, Blck Box Düsseldorf
DER GORILLA (1975)
R: Tonino Valerii, D: Fabio Testi, Renzo Palmer, Saverio Marconi, Claudia Marsani; M: Franco Bixio, Fabio Frizzi, Vince Tempera
Testi war Stuntman. Doch ein Unfall zwingt ihn, sich umzuorientieren. Durch ein gefakten Überfall wird er zum Leibwächter eines Bauunternehmers. Und kommt somit auch in den Kreis der „Gorillas“, inklusive Zutritt zu einer abgefahrenen Schiessbude mit Connections.
Zufälligerweise wird Testis Chef auch wirklich seit längerem erpresst, von einer professionellen Bande, weigert sich aber zu bezahlen. Das ändert sich als seine Tochter zu ihm kommt…
Nach rasantem Beginn nimmt der Film ein wenig die Fahrt heraus, nutzt dies aber auch, um ein paar Personen und deren Hintergrund mehr zu beleuchten. Aber auch das zieht er nicht konsequent durch, so dass dann doch Längen entstehen. Das knallige Ende inklusiver großartiger Verfolgungsjagd entschädigt aber für einiges.
Testi macht das ordentlich und ist irgendwie einer der wenigen, der mit so offenem Hemd herumlaufen kann ohne das es durch zu viele Muskeln oder eine Hahn-Haltung albern oder aufgesetzt wird. Claudia Marsani, auch wunderhübsch wie Testi und auch nicht oberste Liga, was das Talent angeht, macht auch etwas aus ihren Möglichkeiten.
Neben filmischen guten Szenen gibt es auch immer wieder Kracher: die Überzeugung der Tochter, warum sie Testi mögen sollte. Auch immer wieder nicht ganz Nachvollziehbares, die Änderung des Verhaltens der Erpresser und des Unternehmers, die angedeuteten Hintergründe werden oft anerzählt, aber dann nicht durchgezogen, obwohl er eigentlich ja, wie gesagt, die Zeit hatte.
Aber Kleinigkeiten. Insgesamt gibt es so viel Erfreuchliches, und dazu war das Bild von der noch nie gezeigten 35mm Kopie so toll, dass alles stimmte. Na gut, immer nur den Anfang von der funky Version von „My Papa was a rolling stone“ in den Actionszenen, bei drei Komponisten wäre da auch mehr drin gewesen.
Vielen Dank, dass ihr den so aufgetrieben habt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Weird Xperience:
21.10.2016, Lagerhaus, Etage 3, Bremen, 20:30 Uhr
TRUE LOVE WAYS (2015)
R: Mathieu Seiler, D: Anna Hausburg, David C. Bunners, Kai-Michael Müller, Axel Hartwig, Beat Marti, Elzemarieke de Vos, Oliver Rihs, Michael Greiling, Urs Jucker, Robert Ralston, Margarita Ruhl, M: Beat Solèr

Die junge Severine verlässt ihren Freund, wahrscheinlich wegen eines Traumes. Der will dies nicht hinnehmen und plant mit einem dubiosen Typen einen Überfall, bei der er sie rettet. Das geht natürlich schief und Severine befindet sich bald in den Fängen einer Snuff-Porno-Bande.
Huch, was ist hier denn alles drin: Film noir, Polanskis Ekel, Arthouse, Splatter, Rape and Revenge, Liebesfilm, ….
Und leider ist das auch zu viel, Mathieu Seiler, der auch das Buch schrieb, will das alles bedienen, auch ausführlich. Das ist zum Teil sehr schön gefilmt (schwarz weiß), aber auch alles bedeutungsaufgeladen und auch nichts ist unwichtig. Blicke, Einstellung, Details. Und so wird es drüber. Auch das Ende noch ein paar Twists kommen bzw. Angedeutetes muss noch auserklärt werden; da wäre ein bisschen Unwissenheit nicht schlecht gewesen.
Also stellenweise macht er immer wieder Freude, die Hauptdarstellerin ist richtig gut (der gesamte Cast ist, sagen wir, sehr heterogen), die Musik Beat Solèrs (Seelenluft) sehr passend und gut, aber insgesamt zu ambitioniert und zum Ende hin verliert er immer mehr und es kommt Unnötiges (Ich sag mal: Paris. Und der wahre Love Interest….)
Schade.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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19.11.2016, cinespace bremen, 19 Uhr
DOCTOR STRANGE (2D) (201&9
R: Scott Derickson, D: Benedict Cumberbatch, Tilda Swinton, Chiwetel Ejiofor, Mads Mikkelsen, Rachel McAdams,
Benedict Wong, Michael Stuhlbarg, Benjamin Bratt, Scott Adkins, Stan Lee, M: Michael Giacchino
Ein Top Neurochirug, natürlich auch hocharrogant, baut aus Unaufmerksamkeit einen Unfall und seine Hände wollen nicht mehr so recht. Da es keinen so begabten Schnippler wie ihn gibt, begibt er sich auf die Suche nach alternativen Heilmethoden und findet einen Kult in Katmandu. Da wird ihm "Geist über Materie" versprochen, er ist natürlich der beste Schüler und reist ein wenig durch Multiversen, der Oberböse kommt mit Helferlein und Dr. Steven Strange rettet die Welt (in einer anderen Realitätsebene wird er Sänger der Midge Ure Band Visage).
Also storymäßig eine 08/15 Magier Story, erst zweifelnd, doch alternativlos, wird er sozusagen zum Auserwählten.
Auf der Habenseite steht die Musik, gut gelungen, die Kampfszenen sind mitreissend, die Multiversum Szenen sind hübsch 60s Comics psychedelisch. Eigentlich müßte man auch sagen, Super Cast: Cumberbatch, Swinton(!!!), Mikkelsen. Aber was die in so einem mittelmäßigem Film trieb, rätselhaft, da hätte ich mir vielleicht doch mehr Schmierenkomödianten vorgestellt, die hätten dem allen etwas angenehm mülligen angeheftet.
Viel zu lange geht auch die Origin von Strange, geschuldet der Einfügung in das Marvel Film Universum, daher gibt es auch eine Szene im und eine nach dem Abspann.
Ach so, die paar Gags zünden.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von Reinifilm »

karlAbundzu hat geschrieben:(in einer anderen Realitätsebene wird er Sänger der Midge Ure Band Visage)
:lol: :lol: :lol:
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Freitag, der 9.12.16, 20:30, Lagerhaus, Etage 3, weird xperience:

DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER (I, 1981)
R: Lucio Fulci, D: Catriona MacColl, Paolo Malco, Ania Pieroni, Giovanni Frezza, Silvia Collatina, Dagmar Lassander, Giovanni De Nava, Daniela Doria, Giampaolo Saccarola, Carlo De Mejo, Kenneth A. Olsen, Teresa Rossi Passante, M: Walter Rizzati
Angelehnt an moderne amerikanische Haunted House Filme (Shining, Amityville) drehte Fulci hier einen Bastard aus ebendiesen, gemischt mit Mad Scientist, Splatter, Gore und Philosophie. Und das alles stein.ernst.
Auf der einen Seite ist das alles sehr deutlich, so wie die blutspritzende Morde. Der gute alte Keller in Verbindung mit den Namen Freudstein ist schon ein zie,ich großer Zaunpfahl, das ikonische Haus, der deutlich machende Soundtrack. Die Geburtsszene in eine neue Seinsebene…
Aber dann auch wieder merkwürdig schräg: Die Kameraeinstellungen, die immer leicht anders sind. Die Kleinigkeiten, die immer wieder an einer Realität, wie wir sie kennen, zweifeln lassen. Und darum geht es wohl auch: Schließlich kommen die Wissenschaftler (was für welche auch immer: aber halt die Gralshüter der Ratio) aus der Stadt nicht in der Nähe des Hauses klar. Dieses ist scheinbar mit einem Freidhof in einer Zone, in der märchenhafte Regeln gelten. Zeit ist anders, Raum ist anders. Das schafft Verwirrung. Und dazu dieser ikonische Dr. Freudstein im Keller (naja, leider nicht ikonisch: aber so berühmt wie zumindest Pinhead hätte er schon werden können), der jeden noch in sein eigenes Unterbewusstsein zwingen will und sich einverleiben.
Vieles Unheimliches, der Keller wie gezeigt, als der Junge da so zwischen den hängenden Leichen schleicht. Oder Enervierendes wie die Fledermausszene. Und immer so Kleinigkeiten, die einen immer an Raum und Zeit zweifeln lassen (und so ähnlich geht Alan Moore gerade mit Lovecraft in der Comicreihe „Providence um, nebenbei, hat mich daran erinnert). Das Spielzeugauto, das Bob auf dem Freidhof findet; das eine leer geräumte Bücherregal noch in New York; die Vorahnungen oder Fleischwerdung Annes…..
Also so viel tolles in nur 81 Minuten, allerhand; ich weiß gar nicht, wie wir das damals unter Schmodder einsortierten.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Falls ihr vor dem nächsten Oktober schon mal nach Berlin kommt: Im Filmhaus gibt es eine gute Science Fiction Ausstellung namens THINGS TO COME, bei der schöne Original-Requisiten, Grafiken und so zu sehen sind. Dazu Zusammenschnitte interessanter Art zu wichtigen Themen verschiedener SciFi Filme.
Lohnt sich.
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jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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