Karl or Karla goes to Cinema

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Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Giallo FIlmfestival Komm Kino Nürnberg, alles (ausser der Susperia-Neuverfilmung) auf 35mm, meist sehr gute Kopien, das lag daran, das das sogenannte Archivkopien waren. Chapeau.
23.11.18 21:15
DER KILLER VON WIEN (1971)
R: Sergio Martino, D: George Hilton, Edwige Fenech, Conchita Airoldi, Ivan Rassimov, Alberto de Mendoza, Bruno Corazzari; M: Nora Orlandi
Mir fiel gerade auf, dass trotz zweimaliger Sichtung auf 35mm, ich noch kaum etwas über den Film schrieb.
Also erst mal allgmein: Edwige als Mittelpnkt zwischen einer Drei-Männer-Intrige. Nachts im wunderschönen Wien, In eingerichteten Wohnungen, die HIPP (im chicen 60er/70er Sinne) brüllen. Dazu ein Soundtrack vom Allerfeinsten von Nora Orlandi. Eine feine Story, die überracht. George Hilton und Ivan Rassimov in Spiellaune!
Absolute Empfehlung und sinnvoller wie stimmungsvoller Einstieg für ein Giallo-Fest.

23:15
DAS UNHEIMLICHE AUGE (1987)
R: Lamberto Bava, D: Serena Grandi, Daria Nicolodi, Vanni Corbellini, David Brandon, George Eastman, Sabrina Salerno, Capucine; M: Simon Boswell
Gelungen ist das unheimlich Auge nicht. Klar, es gibt ein paar wirkliche hübsche Einfälle, die surreale Sicht des Killers auf seine Opfer z. B., aber das wird nach der zweiten Toten leider fallengelassen. Was haben wir noch: gute Kostüme im fiesen 80er High End Style, kurze George Eastman Auftritte, der ebenso wie Capucine (mit ihrer lustigen devoten New Wave Maus) dann nicht mehr vorkommt. Die Story ist dünn und nicht wirklich nachvollziehbar, der Soundtrack hat den Grad zum fiesen überschritten, wie gesagt außer den paar hübschen visuellen Ideen und der Kamera kann man kaum etwas Gutes sagen. Was mich wunderte: Die Schauspielführung war sehr krude: Man sah förmlich, wie die Mimen sich wie auf Befehl bewegten, und ich höre Lamberto noch sagt: Wenn die da steht, gehst du da los und dahin, alles schön nacheinander und bezugslos. Aber gen Ende erfahren wir ja, worum es geht: Der Killer will nur noch einmal die Brüste Glorias sehen, und so wird es dem Großteil des Publikums damals wie heute ergangen sein: Ja, wenigstens das, und so häufig wie es eben geht.
Trotzdem hat es erstaunlicherweise Spaß gemacht, also langweilig war mir nicht.
So hat man sowohl eine qualitative wie zeitliche Bandbreite des Genres Giallo schon mal aufgemacht. In den nächsten Tagen wird man auch die GRenzen zu anderen Genres überschreiten, spannend. UNd meinen Lamberto habe ich lieber bei Fanta mit Giros!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Giallo FIlmfestival Komm Kino Nürnberg, alles (ausser der Susperia-Neuverfilmung) auf 35mm, meist sehr gute Kopien, das lag daran, das das sogenannte Archivkopien waren. Chapeau.
23.11.18 21:15
DER KILLER VON WIEN (1971)
R: Sergio Martino, D: George Hilton, Edwige Fenech, Conchita Airoldi, Ivan Rassimov, Alberto de Mendoza, Bruno Corazzari; M: Nora Orlandi
Mir fiel gerade auf, dass trotz zweimaliger Sichtung auf 35mm, ich noch kaum etwas über den Film schrieb.
Also erst mal allgmein: Edwige als Mittelpnkt zwischen einer Drei-Männer-Intrige. Nachts im wunderschönen Wien, In eingerichteten Wohnungen, die HIPP (im chicen 60er/70er Sinne) brüllen. Dazu ein Soundtrack vom Allerfeinsten von Nora Orlandi. Eine feine Story, die überracht. George Hilton und Ivan Rassimov in Spiellaune!
Absolute Empfehlung und sinnvoller wie stimmungsvoller Einstieg für ein Giallo-Fest.

23:15
DAS UNHEIMLICHE AUGE (1987)
R: Lamberto Bava, D: Serena Grandi, Daria Nicolodi, Vanni Corbellini, David Brandon, George Eastman, Sabrina Salerno, Capucine; M: Simon Boswell
Gelungen ist das unheimlich Auge nicht. Klar, es gibt ein paar wirkliche hübsche Einfälle, die surreale Sicht des Killers auf seine Opfer z. B., aber das wird nach der zweiten Toten leider fallengelassen. Was haben wir noch: gute Kostüme im fiesen 80er High End Style, kurze George Eastman Auftritte, der ebenso wie Capucine (mit ihrer lustigen devoten New Wave Maus) dann nicht mehr vorkommt. Die Story ist dünn und nicht wirklich nachvollziehbar, der Soundtrack hat den Grad zum fiesen überschritten, wie gesagt außer den paar hübschen visuellen Ideen und der Kamera kann man kaum etwas Gutes sagen. Was mich wunderte: Die Schauspielführung war sehr krude: Man sah förmlich, wie die Mimen sich wie auf Befehl bewegten, und ich höre Lamberto noch sagt: Wenn die da steht, gehst du da los und dahin, alles schön nacheinander und bezugslos. Aber gen Ende erfahren wir ja, worum es geht: Der Killer will nur noch einmal die Brüste Glorias sehen, und so wird es dem Großteil des Publikums damals wie heute ergangen sein: Ja, wenigstens das, und so häufig wie es eben geht.
Trotzdem hat es erstaunlicherweise Spaß gemacht, also langweilig war mir nicht.
So hat man sowohl eine qualitative wie zeitliche Bandbreite des Genres Giallo schon mal aufgemacht. In den nächsten Tagen wird man auch die GRenzen zu anderen Genres überschreiten, spannend. Und meinen Lamberto habe ich lieber bei Fanta mit Giros!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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Später hoffentlich detailreicher:
DIE MÖRDERKLINIK
Ein Gruselfilm mit Giallo-Einschlag. Interessanterweise wechselt er ab und an die Perspektive. Am Anfang glaubt man der neuen Krankenschwester, die irritiernderweise einer Patientin den ganzen Tag vorliest, bevor sie mit irgendwem bekannt gemacht oder ihr Zimmer gezeigt wurde, zu folgen, wie sie den unheimlichen Vorgängen zu folgen versucht. Doch dann kommt eine abgefeimte Französin dem Doktor zufällig auf die Schliche und man ist bei ihr dabei, wie sie Informationen sammelt und Intrigen spinnt. Dazu noch die „Gesicht ohne Augen“-Story. Das ist gut gespielt und gefilmt, mit vernünftiger Musik unterlegt und oft gruslig, aber insgesamt will er zu viel und verheddert sich. Aber schön den Mal gesehen zu haben und dann auch gleich auf 35mm.

DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER
Ein Krimi/Thriller um eine Gruppe, die Schulmädchen prostituiert. Und um einen Killer mit Lederfetisch und Hackebeil. Die Polizisten versuchen einen Drahtseilakt und ermitteln eben gegen diesen Mörder, versuchen aber auch den Zuhälterring nicht aus den Augen zu verlieren. Und das gelingt auch dem Film, hier werden die Einzelteile ernst genommen, es gibt nichts spekulatives oder exploitatives, es gibt es Action und dann wieder ruhiges. Daher wird er sehr spannend und auch ziemlich unangenehm.
Eine wirklich intensive Filmerfahrung. Ein Meisterwerk unter der Regie Massimos Dallamanos, dessen Dorian Grey und Grüne Stecknadel mir noch einigermaßen präsent sind. Da muss ich noch mal nachbuddeln.
PS: Giovanna Ralli und Claudio Cassinelli wirken wie eine Blaupause späterer Tatort-Ermittler Paare. Auch bei der Story wird so mancher geguckt haben, wie man so etwa erzählen kann.

TENEBRE.
Klasse Giallo von Argento. Nur der Gemma ist zu kurz zu sehen. Verdammt atmosphärisch. Prima Sound. Die Story rauscht wieder mal bei Argento und wir lassen uns einfach mitnehmen. Endlich auf 35mm. Hallelujah!

DIE GROTTE DER VERGESSENEN LEICHEN
Hatte es nach Tenebre etwas schwer. Dieser Bastard aus Poe-, Wallace- und Giallo-Themen mit einem gut aufgelegtem Anthony Steffen als zweifelnder Psychopath, verstrickt in einer Intrige, bei dem ihm auch die Liebe nicht retten kann. Gewürzt mit S/M und nackter Haut. Gut gefilmt, riss mich aber nicht so mit wie beim ersten mal vor Jahren auf kleinem Bildschirm. Aber guter Film insgesamt.

SUSPIRIA (2018)
Hm, schwierig. Vorab: Gute Darstellungen, interessante Kamera und Bilder , super Musik (nur einmal finde ich Yorkes Stimme zu dominant und unpassend), Berlin Lokalkolorit Ende 70er! Die Story ist insgesamt eindeutiger als bei Argento und insgesamt ist er vom Original inspiriert als neugedreht. Die Verbindungen zur RAF-Geschichte bekam ich noch hin, überlegen muss ich noch bei den Nazikram und der Rolle Klemperers (das das Tilda Swinton ist, ist nebenbei gar nicht unauffällig). Ingrid Caven mal wieder zu sehen, gut. Zwar ein paar gemischte Gefühle, aber insgesamt hat mich der Film über 2,5 Stunden gut bis sehr gut unterhalten. Und ich glaube, auch eine starke feministische Aussage. Auch mal nett an so einem Wochenende, wo auf der Leinwand den Damen immer mal wieder einfach so als wäre es nix an Arsch und Titten gefasst wird )

EXZESS
Ein Krimi/Thriller im Werbemillieu Hollywoods, stark medienkritisch. Angeprangert wird hier das „Hochleben, Niedermachen“-Prinzip. Diese Niederträchtigkeit wurde schon 1969 erkannt. Inzwischen gibt es ganze Medienindustrien, die nur danach funktionieren, mit selbstkreierten Promis aus den TrashTv-Formaten…
Hier hat das kaum bemitleidenswerte Opfer wenigstens noch echte Produkte zu verkaufen, doch wer so dahintersteckt ist ein Bündel Menschen mit tiefsten Abgründen. Durch die Story reiten wir mit Robert Hoffmann auf den Spuren von Lambert The Smile. Das ist rasant, spannend, mal auch lustig, mal spekulativ, mal fies. Unterlegt mit Nicolai-Musik, dass es eine Freude ist. Und eine junge kesse Romina Powers.
Ich war froh, den endlich mal zu sehen digital gibt es den auch nicht meines Wissens.

DIE NACHT DER ROLLENDEN KÖPFE
Ein Böser Film, stand sogar im Vorspann.
Wie einst bei Hitchcock (oder Miss Marple) wird durch ein Fenster ein Mord gesehen, aber eben nicht geglaubt. Beweise werden gesammelt, dieser oder jener verdächtigt. Und Robert Hoffmann darf diesmal mit Schnäuzer auf lebensgroße Stoffpuppen einstechen. Gut besetzt, gut ausgestattet. Versucht aber unheimlich zu sein, versucht auch mal lustig zu sein, nimmt seine Kunst-Umgebung so gar nicht ernst, dadurch verlieren auch die Charaktere. Die Auflösung und Motivation interessiert einen dann auch nicht so ganz. Ich hatte den Eindruck, dass er sich nicht entscheiden kann, wohin er will, der Film und määndert so herum. Nunja. Muss nicht.

DER TODESENGEL
Die bekannte Geschichte um den perfekten Mord, indem man das Opfer tauscht. Hier ein Grafiker mit firmenbesitzender Frau und einer Geliebten, dort der exzentrische Adlige mit nervtötendem Bruder. Was hier Tomas Milian und Pierre Clementi (Canisius machte mich auf die ästhetische Nähe zu Freddy Mercury aufmerksam, was ich dann nicht mehr aus dem Kopf bekam) im Team spielen, ist großes Kino. Wir fiebern und leiden mit, überlegen selbst, welche Auswege es gibt, und wissen, es wird bitter. Schöne Kulissen und Drehorte inklusive irrer Ausstattung sind das I-Tüpfelchen. Klar, leider werden im Verlauf ein paar Sachen fallen gelassen (12-Kette zB), aber das fiel mir erst hinterher auf. Ein großer, würdiger Abschluss.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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9.12.18 Cinema Ostertor, Weird Xperinece präsentiert um 20 Uhr:
NOVEMBER (2018) OmU
R: Rainer arnet, D: Rea Lest, Jörgen Liik, Arvo Kukumägi, Heino Kalm, Meelis Rämmeld, Katariina Unt, Taavi Eelmaa, Dieter Laser, Jette Loona Hermanis, Jaan Tooming, Klara Eihgorn, Ene Pappel, Enn Lillemets, Sepa Tom, Tiina Keeman; M: Jacaszek
Ein Dorf in Estland, spätes 19. Jhd. Die deutsche Adelsmacht ist noch da, aber auch nicht mehr so ganz, sie wird beklaut und nähert sich dem Abgrund und tut wissend nichts dagegen. Die Dorfgemeinde hat es im Novmber mit dem Besuch der Toten zu tun, die Pest schaut vorbei, und die beschwörten Helferhelfer wollen einem Dämon abgetrickst werden. In all diesem fanattischen Realismus folgen wir grob einer unglücklichen Liebesgeschichte. Liina liebt Hans, der hat sich allerdings in die unerreichbare Baroness verguckt. Liina hat auch noch etwas mit Vater und Mutter auszumachen.
Was ein schön erzähltes, im guten schwarz-weiß gedrehter Liebesdrama mit aburden Horroranteilen, und politichen sozialen Statements, gepaart mit teils sehr derben Humor, teils sehr Skurrilem. Der fanatstische fast schon urreale Realismus stellt sich dadurch da, das das Übernatürliche (Dämon, die Toten, die zu Besuch kommen, die beseelten Gegenstände als Helferleine, deren Geist man nicht unbedingt rufen sollte, die pesonifizierte Pest) einfach da ist, für alle normal und ohne jegliche Begründung.
Die ganze Dorfbevölkerung ist voll mit Charakterköpfen, die insgesamt unsere Sympathien geniessen, die sich aber auch alle gegenseitig behumpsen, bzw. darf man hier das Wort bescheissen benutzen. Und gespannt verfolgen wir der Entwicklng von Liina, toll dargestellt. Laser gibt einen deutschen Baron, seiner Überflüssigkeit in dem Ort wohl bewußt. Herrlich schräg. Ansonsten das Ensemble sehr unterschiedlich, insgesamt aber prima. UNd eine Musik, die mitreißt und vom heftigen Rock bis zum leisen Klavier alle Töne draufhat, anscheinen von einem polnischen dort bekannten Musiker, der im Bereich Elektro-Akusitk experimentiert.
Ich war ganz dort, habe mich zwar nicht wohlgefühlt würde aber gern mehr aus der Welt erfahren.
Toller Film, Empfehlung!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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14.12.2018 Schauburg kleiner Saal, 20:45
THE HOUSE THAT JACK BUILT (2018) DV
R: Lars von Trier; D: Matt Dillon, Bruno Ganz, Uma Thurman, Siobhan Fallon Hogan, Sofie Gråbøl, Riley Keough;
Nachdem ein Freund in sozialen Netzwerken rumjammerte , dass Bremen im Kino Arthouse-Wüte wird, erbarmte sich die Schauburg, um von Trier an einem Wochenende zeigte. Und so mußten wir da hin.
Matt Dillon spielt einen Serienkiller, der sich für einen Künstler und gefühlskalt hält. Beides stimmt natürlich nicht. Er erzählt Verge Episoden aus seinem Leben. Natürlich Morde. Er steigert sich immer mehr rein. Seine künstlerischen Ansprüche an die Morde und die danach hingelegten Leichen werden immer höher. In seinen Episoden wirken alle anderen nicht besonders helle, er gibt sich kaum Mühe, nicht erwischt zu werden , es klappt trotzdem immer. In Momenten erinnert er an Dexter, in anderen an Hannibal, oder auch Ed Gein. Aber dann doch eigen.
Anfänglich noch von Zwangshandlungen geplagt, schwinden diese immer mehr von Mord zu Mord.
Gfilmt ist das sehr kühl. MIt Gewaltspitzen, ekligen Bildern und schwer ertragenden Morden, allerdings nichts, was man nicht auch schon härter/intensiver sah. Dillon ist eine Bank. Große OneManShow. Und, obwohl tendenziell langsam erzählt keine Längen. Super Sounddesign.
Es ist aber auch ein Film über Lars von Trier (wie schon Melancholia, vielleicht auch Antichrist). Der Nichtverstandene Künstler, der für die falschen Sachen erwischt wird. Der zweifelt, mit einigem unangenehmen beinahe veflucht ist. In Archivbildern sind dann auch haufenweise Bilder seiner älteren Werke zu sehen. Bruno Ganz spielt einen anderen Aspekt Lars von Trier und eben auch seine Kritiker.
Und auch das funktioniert sehr gut und langweilt nicht durch eine Art von Selbstüberhöhung.
Ansonsten geht er wie es so seine Art ist nicht gerade subtil vor. Siehe die Archivaufnahmen, eben nicht nur eigener Werke, sondern auch bekannte Diktatoren tauchen auf. Auch die Assoziationen, die andere sich nicht trauen: Dillon - Dylan z. B. Auch in der ersten Episode, die so dann nur auf englisch Sinn macht. Wen Bruno Ganz spricht, ist auch schon durch seinen Namen klar. Aber subtil soll das auch nicht sein. Sondern klar, brutal und auf abwegige Weise komisch.
Danke, dass ich den im Kino sehen durfte, noch ein feiner Höhepunkt zum Jahresende.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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23.12.18 17:45 Atlantis
25 km/h (2018)
R: Markus Goller, D: Lars Eidinger, Bjarne Mädel, Sandra Hüller, Franka Potente, Alexandra Maria Lara, Jella Haase, Jördis Triebel, Wotan Wilke Möhring, Matti Schmidt-Schaller, Mateusz Kościukiewicz, Karoline Bär, Sesede Terziyan, Erik Mittelstaedt, M: Andrej Melita, Peter Horn
Altbekanntes: Mann kommt nach 15 Jahren nach Hause zur Beerdigung des Vaters, prügelt sich gleich mit seinem Bruder, verträgt sich und geht mit ihm auf Deutschlandtour auf einem Mofa. OK, letzteres ist eher neu. Aber die Konflikte, die Themen und das dramatiche, was so auftaucht, ist nicht überraschend.
Aber eben Topp besetzt: Lars Eidinger als verlorener Sohn, der in der Welt des Big Business zu Hause ist, und der daheimgebliebende Tischler, dargeboten von Bjarne Mädel. Und es wirkt, als hätten sie richtig Spaß gehabt und sie spielen wunderbar. In den einzelnen Episoden der Reise tauchen auch ander bekannte Schauspieler auf: Überraschend und fast nicht erkannt: Franka Potente, die eine hervorragende frustrierte Ehefrau gibt. Wotan Wilke Möhring macht halt den dumen Kraftmeierproll, eine Paraderolle für ihn. Unglaubwürdig in einer auch ungelungenen Episode Jella Haase als Hippie.
Zitiert werden bekannte Road- Buddy-Klassiker wie Born to be wild und Blues Brothers und Thelma und Luise auf sehr charmante Art.
Die komödiantischen Anteile sind wirklich gut und lustig, die dramatischen funktionieren nicht so recht.
Aber, wenn man mal tolle Schauspielkunst der zwei von den besten momentan sehen will, nur zu.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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26.12.2018 Cinemaxx Bremen 14:15
AQUAMAN 2D (2018)
R: James Wan; D: Jason Momoa, Amber Heard, Willem Dafoe, Patrick Wilson, Dolph Lundgren, Nicole Kidman, Ludi Lin, Yahya Abdul-Mateen II, Temuera Morrison; M: Rupert Gregson-Williams
Neuverfilmung der beliebten TV-Serie "Der Mann aus Atlantis". Oder eben der neue DC-Superheldenfilm diesmal die Origin mit Weltrettung und Erschaffung des Erzgegners von Aquaman, schon bekannt aus der Justice League.
Und auch hier wird an Genres und Storyinhalten geknüppelt: Wir haben Familiendrama mit Papa-Mama-Zusammenführung, Abenteuerfilm a la Indianer Jones bei der Suche nach dem Dreizack, epische Weltrauschlachten unter Wasser, Lovestory, haufenweise infallsreicher Unterwasserbewohner inklusive Kaiju und Lovecraftsche (im Intro liegt auch schon eine Ausgabe von Dunwich Horror rum). Und so Königreiche-Fantasy. Und das alles gleichzeitig. Dazu natürlich auch noch normaler Superheldenkram, wenn Aqua ein U-Boot rettet und sich dabei einen Erzgegner erschafft.
Das ist manchmal vielleicht auch ein bißchen zu viel.
Bei den Darsteller erfreuen wir uns an Willem Dafoe, diemal nicht als böser wie bei Spidey und Dolph Lundgren, leider in einer kleinen unwichtigen Rolle. Nicole Kidman wünschte ich mir mal als alte Frau dann doch mal Falten. Jason Momoa in der Hauptrolle hat es nicht als zu schwer als klischee leicht dümmlicher Superheld.
Die Musik ist auch sehr, hm, abwechslungsreich. Überpathetisches Orchestrales wechselt sich ab mit atmosphärisches Tangerine Dream / JM Jarre-haftes (was mir als einziges gefiel), unterbrochen entweder von einem kurzen harten Riff, wenn Aquaman hart ein muss und Plastik-Pop. Funktioniert nicht so.
Aber insgesamt hatte ich Spaß, konnte bei den achso pathetischen Sachen lachen, und der Film hat Fahrt.
Geht gut.

PS: Vorher lief ein Trailer von SHAZAM!, DCs nächstem. Ein Sperheld, den ich ich nicht so mag, und nach dem Trailer hab ich richtig Angst.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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so, 2019!!!
3.1.2019, 17:45, City 46, Saal 2
THE LAST MOVIE (1971) OmU
R: Dennis Hopper, D: Dennis Hopper, Stella Garcia, Don Gordon, Julie Adams, Sylvia Miles, Peter Fonda, Samuel Fuller, Henry Jaglom, Michelle Phillips, Kris Kristofferson, Dean Stockwell, Russ Tamblyn, Tomas Milian; M: Severn Darden, Chabuca Granda, Kris Kristofferson, John Buck Wilkin
Als erten Film des Jahres The Last Movie, der ja Hopper erster Regieflm sein sollte, aber erst durch Easy Rider möglich wurde.
Immer lustig, wenn man circa 20 Jahre nach der Erstsichtung einen FIlm wieder sieht und wie der sich in der Erinnerung ändert. Fast ein neuer FIlm, ich erinner mich an Szenen mit Drogenexperimenten und Trip-Bildern, nungut, soweit ist es ja nicht weg.
Ein Stuntkoordinator und Pferdeexperte bleibt nach Dreharbeiten eines Hollywoodfilms in Peru, und wartet auf neue Filmteams. Er lebt zwischen Liebe und leichtem Hedonismus. Währenddesen spielen die Einwohner mit selbstgebasteltem Equipment Filmarbeiten nach, was dem Pfarrer nur mäßig erquickt. Ein guter Kumpel will Gold gefunden haben, und versucht Geld für die Ausbeutung zu finden.
Das alles wird unchronologisch und mit artifiziellen Tricks erzählt. Es tauchen haufenweise bekannte Gesichter auf, in Erinnerung bleiben neben Hopper selbst (groß!) Tomas Milian als Priester, Stella Garcia als seine Begleiterin und Don Gordon als goldverliebter Kumpel.
Das ist alles nicht sehr narrativ, die Episoden werden in verschiedenen Takes durcheinander gewürfelt, Chronologie ist eher so beiläufig vorhanden. Trotz allem macht der Film Spaß, oder regt einen an. Nicht nur wegen der famosen (Country-) Musik oder dem guten Spiel der genannten. Auch nie langweilig.
Erinnert teils an Jodorowsky, der wohl auch seine Finger im Spiel hatte.
Kernthemen sind wohl Kritik am Hollywood-System, amerikanischen Kultur- und anderen Imperialismus und Vietnamkritik. Das aber nicht platt oder simpel zu entschlüseln, ist jetzt auch alles meine Interpretation, die auch mit Assoziation zu tun hat.
Fand ich gut.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

20.1.2019, 20 Uhr, Cinema Ostertor
Weird Xperience präsentiert:
MANDY (2018) OV
Regie: Panos COsmatos; D: Nicolas Cage, Andrea Riseborough, Linus Roache, Ned Dennehy, Olwen Fouéré, Line Pillet, Clément Baronnet, Alexis Julemont, Stephan Fraser, Bill Duke, Richard Brake; M: Johann Johannsson

Vorab, liebes Tagebuch, möchte ich mich kurz bedanken: Vor dem Film sitzen die beiden WXer und harren der Dinge, diesmal bildeten sich Schlangen vor der Kasse, so dass die Kassiererin irgendwann zu mir meinte: Puh, das erste mal, das ich heute was zu tun habe, da weiß ich wenigstens, warum ich hier bin. Gut, die Nervosität, ob jetzt alles richtig klappt bleibt, oder ist bei gut gefülltem Haus ja noch größer. Lief aber.
Zur Story:
Mandy und Red leben in einer einsamen Hütte, und fühlen sich da ganz wohl, eines Tages wird Mandy zufällig von dem Mini-Sektenführer Jeremiah gesehen, und will sie haben. Man weiß ja, was das bei denen so heißt.
► Text zeigen
Hui, was ein Rausch. Oder ein Ritt. Aber ein sehr langsam: Das Erzähltempo ist nicht sehr hoch. Und je mehr Nicolas Cage on the Run ist, umso mehr steigert er sich in die Blutlust hinein. Und macht das toll. Die ganzen Nebenfiguren und fast alle Szenen sind so hübsch strange (oder eben weird). Und voller pokultureller Anspielungen: Der Tod Kurt Cobains sprang mir ins Auge, hier auch vieles aus der Metal und eben Death Metal Szene, die mir nicht so geläufig ist, aber erstens macht es während des Guckens gar nichts, und zweitens hat man ja fachkundiges Publikum, das ein vorher und nachher mi Informationen füttert. Und da gibt es auch einiges zu spekulieren, zB über Mandys Narbe.
Johannssons Musik ist auch wieder mal sehr groß, da ist ein genialer Soundpoet von uns gegangen.
Also ist war schwer beeindruckt, ob des Filmes, des Soundtracks, Cages Leistung, der Kamera und den Farben und kann den wirklich nur wärmstens empfehlen. Auch allein wegen dieser Rockerszenen.
Auf Englisch habe ich das eine oder andere Minidetail nicht verstanden, interessanterweise aber von Cage fast alles, ich würde ihn mir noch mal synchronisiert oder untertitelt geben.
Ihr merkt schon, ich kann kaum aufhören: Auch als Warnung: Der ist auch eklig und man kann wahrscheinlich Unlogleien oder nicht ganz so nachvollziehbares finden. Dafür ist die Stimung immer sehr gut gesetzt, im paradiesischen Anfang ist auch immer schon ein Stachel drin, im apokalyptischen auch immer ein Fünkchen Licht.
So weit.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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31.1.2018 Schauburg, kleines Haus, 18:30
THE FAVOURITE mit dem mittelmäßigem deutschen Untertitel: Intrigen und Irrsinn (2018)
R: Yorgos Lanthimos, D: Olivia Colman, Rachel Weisz, Emma Stone, Nicholas Hoult, Joe Alwyn, Mark Gatiss, James Smith, Jeanny Rainsford, M: (Sammelsurium klaschier Tracks (Bach, Schubert und so), plus Geräusche und am Ende ein ELton John Song)
Bei Yorgos Lanthimos hat man ja nach Lobster und Sacred Deer gewisse Erwartungen. Nun, hier haben wir etwas völlig anderes.
Angelehnt an die echte Geschichte von der ersten Königin Grossbritanniens Anne, mit ihren Beraterinnen Sarah und Abigail, zu denen ihr schon längst ein lesbisches Verhältnis nachgesagt wurde.
Lanthimos baut hieraus eine Dreiecksgeschichte um Intrigen mit drei höchst interessanten Frauenfiguren. Bei allen drei changiert man zwischen Sympathie und Abscheu, empfindet MItgefühl, ist ob der Handlungen vor den Kopf geschlagen.
Das drumherum ist auch super: Die Ausstattung, die Kostüme, das, was die am Hof so treiben, die verwiirenden langen Gänge im Schloß, und wer da so ständig da ist. Nicht im Sinne einer Historienerzählung, die auf Genauigkeit wert legt, sondern artifiziell, mal grotesk, bunt und auch mal lustig. Eine Wiederspiegelung der Gefühlswelt der Charaktere und politischen Vorgänge.
Die Stars sind die drei Frauen. Und mit Rachel Weisz, Olivia Colman und Emma Stone top besetzt und die spielen ganz groß. Zurecht alle drei für alles mögliche nominiert. Und genau genommen spielt Colman noch ein bißchen eindrücklicher als die anderen beiden, daher vielleicht ihre Nominierung als HAuptdarstellerin, die anderen beiden werden immer als Nebendarstellerinnen nominiert (Supporting Role), eigntlich sind alle drei die HAuptdarstellerinnen. Ganz genau genommen wäre am ehesten die Rolle der Abigail die Hauptrole, da wir ihre Entwicklungsgeschichte sehen, und alles in bezug auf sie lesen können.
Ich persönlich habe meist ein Problem mit diesen höfischen Intrigenfilmen, mußte auch hier ab und zu angestrengt dranbleiben, aber man erfreut sich an so vielem in dem Film, daher: Empfehlung.
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