Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 41066
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von buxtebrawler »

"Frenzy" ist eine meiner klaffenden Bildungslücken, die durch meine jüngste DVD-Bestellung hoffentlich bald geschlossen wird.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6939
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

buxtebrawler hat geschrieben:"Frenzy" ist eine meiner klaffenden Bildungslücken, die durch meine jüngste DVD-Bestellung hoffentlich bald geschlossen wird.
Dazu kann ich nur raten! Die Scheibe bekommt man ja quasi sowieso nachgeworfen, der Film ist herrlich und die DVD geht in Ordnung!

***

Der grüne Bogenschütze (Deutschland 1961, Originaltitel: Der grüne Bogenschütze)

Der wohlhabende US-Amerikaner Abel Bellamy (Gert Fröbe) hat ein altes Landhaus auf der britischen Insel erworben. Eine Erzählung besagt, dass dort im Mittelalter ein grüner Bogenschütze umherging. Tatsächlich werden bald Menschlein von einem Pfeil durchbohrt, doch welche Absichten verfolgt der Mörder? Derweil betreibt der fiese Bellamy weiter seine schmutzigen Geschäfte. Obwohl ihm ein eifriger Kriminalbeamter (Klausjürgen Wussow) beständig auf den Zahn fühlt. Der Inspector interessiert sich allerdings auch für die junge Schönheit Valerie (Karin Dor), welche eine noch unklare Verbindung zu Gangster Bellamy hat. Der dicke Abel hütet in einem geheimen Kellerverlies ein brisantes Geheimnis, doch die Polizei tappt zunächst ausgiebig in der Dunkelheit umher. Valerie gerät in Gefahr, doch es naht Hilfe von unerwarteter Seite, während Bellamy mehr und mehr unter Druck gerät...

Jürgen Roland führte 1960 bei dem sehr guten Wallace "Der Rote Kreis" (1960) Regie. Der insgesamt vierte von Rialto Film produzierte Wallace, war die zweite Regiearbeit Rolands im Rahmen der Reihe, weitere sollten nicht folgen. Der Regisseur blieb dem Kriminalfilm allerdings treu, etliche "Stahlnetz" und "Tatort" Beiträge gehen auf sein Konto. Klausjürgen Wussow ist hier ebenfalls in seinem zweiten Wallace Streifen zu sehen, er spielt gewohnt ordentlich, erreicht aber zu keiner Zeit den Charme eines Blacky Fuchsberger. Doch zunächst ein paar Worte zur Handlung. In dieser Beziehung schwächelt "Der grüne Bogenschütze" leider ein wenig. Der vermeintlich im Mittelpunkt stehende Killer entpuppt sich als eher wenig interessante Randnotiz, überhaupt scheint dem Plot teils ein wenig der Faden zu fehlen. So wirkt die erste Hälfte des Werkes nicht so recht stimmig, selbst die Atmosphäre lässt die übliche, liebenswerte Intensität vermissen. Trotzdem kann Entwarnung gegeben werden. Denn "dünne" Story hin- oder her, Gert Fröbe spielt absolut grandios auf. Er poltert wüst umher, schneidet herrliche Grimassen, faltet seine Mitarbeiter und Komplizen im Minutentakt zusammen. Karin Dor kommt wieder allerliebst und zuckersüss daher, wirkt aber -angenehmerweise- nicht so hilflos wie z.B. in "Die Bande des Schreckens". Wirklich "tough" ist sie hier selbstverständlich auch nicht, muss sie ja auch nicht, ihr Beschützer ist notfalls noch gerade rechtzeitig zur Stelle. Eddi Arent darf erneut die Knallschote geben, hier in schon fast zu penetranter Art und Weise. Wolfgang Völz greift Herrn Wussow unter die Arme, ansonsten gibt es keine besonderen Auffälligkeiten zu vermelden.

Die drei vorherigen Edgar Wallace Verfilmungen sind eindeutig stärker als "Der grüne Bogenschütze". Wäre da nicht die phantastische Präsenz von Gert Fröbe, würde der Film sehr weit hinter seinen Verwandten aus dem Hause Rialto zurückfallen. Zusammen mit den drei Vorgängern:

- Der Frosch mit der Maske
- Die Bande des Schreckens
- Der Rote Kreis

ist "Der grüne Bogenschütze" als "Edgar Wallace Edition 1" erhältlich. Alternativ sind die Filme auch einzeln zu haben, doch der Preis, die schicke Aufmachung und das Bonusmaterial sprechen eindeutig für das Box-Set. Für diesen Streifen kann ich leider nur 6,5/10 ziehen, die Gründe habe ich bereits weiter oben genannt. Sicher ist "Der grüne Bogenschütze" kein Überflieger, zumindest aber ein recht solider, unterhaltsamer Kriminalfilm aus deutschen Landen. Ohne die sehr starken Vorgänger, hätte ich den Film sicher mit mindestens 7/10 bewertet. Für Gert Fröbe muss man sowieso 10/10 ziehen, alles andere wäre eine bodenlose Frechheit!

Lieblingszitat:

"Kennen Sie den Toten?"
"Bin ich Hellseher?"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6939
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Die toten Augen von London (Deutschland 1961, Originaltitel: Die toten Augen von London)

Inspector Larry Holt (Joachim Fuchsberger) untersucht eine mysteriöse Serie von Morden. Ab und an fischt man ältere, recht wohlhabende Herren tot aus der Themse, allesamt sind sie ertrunken, es gibt aber keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod. Allerdings hatten sämtliche Herren eine Lebensversicherung bei einer kleinen Versicherungsgesellschaft mit Sitz in London. Der Firmeninhaber Stephan Judd (Wolfgang Lukschy) macht einen seriösen Eindruck, doch trotzdem fühlt der Kriminalist ihm auf den Zahn. Judd wird offensichtlich von dem schmierigen Kleinkriminellen "Flimmer-Fred" (Harry Wüstenhagen) erpresst, und sein Mitarbeiter Edgar Strauss (Klaus Kinski) ist ein vorbestrafter Gauner. Seine Ermittlungen führen den Inspector in ein Heim für Blinde, denn man fand bei den Toten kleine Zettel, auf denen ein paar Worte in Blindenschrift zu lesen sind. Als Expertin für Brailleschrift greift die hübsche Nora (Karin Baal) dem pfiffigen Holt unter die Arme, selbstverständlich findet der Inspector sehr schnell Gefallen an der jungen Dame. Doch scheint auch eine Verbindung zwischen Nora und den rätselhaften Todesfällen zu bestehen, bald befindet sie sich in grösster Gefahr...

Der fünfte Wallace Streifen von Rialto Film. Nachdem "Der grüne Bogenschütze" ein kleines bißchen schwächelte, zeigt die Formkurve nun wieder klar nach oben. Zum ersten Mal ist hier Alfred Vohrer für die Regie eines Rialto Wallace verantwortlich, sein Einstand kann als sehr gelungen bezeichnet werden. Gleich zu Beginn treibt der Film herrliche Schauer über den Rücken des Zuschauers. Ein älterer Herr läuft durch eine in Nebel gehüllte Seitenstrasse, die Nacht ist finster, in der Dunkelheit lauert eine grausige Gestalt. Diese Gestalt trug im echten Leben den Namen Ady Berber, der gute Mann würde auch gut in jeden Gothic Horror Film passen. Düstere Szenen ziehen sich durch die gesamte Spieldauer, von den Vorgängern kann nur "Der Frosch mit der Maske" in dieser Disziplin noch mehr bieten. Der Humor kommt in "Die toten Augen von London" erneut in Form von Eddi Arent zum Zuge, dessen Rolle hier aber weitaus weniger penetrant als in "Der grüne Bogenschütze" angelegt ist. Joachim Fuchsberger ist sowieso mein liebster "Wallace Ermittler", ich mag Blacky einfach gern, kann nie genug von ihm sehen! Statt Karin Dor gibt es diesmal Karin Baal als weibliche Hauptfigur zu bewundern. Zwar ist Frau Baal nicht so hübsch anzusehen wie die andere Karin, ein hässliches Entlein ist sie aber keinesfalls. Ihre Rolle gibt sogar ein wenig mehr her, als nur den Love Interest des Helden zu spielen. Aus der Besetzung stechen Harry Wüstenhagen und Klaus Kinski hervor. Wüstenhagen kommt als falscher Fuffziger ganz vortrefflich schleimig und schäbig rüber. Kinski ist hier in seinem ersten Rialto Wallace zu sehen. Er wirkte allerdings bereits 1960 in der Wallace Verfilmung "Der Rächer" mit, die allerdings nicht aus dem Hause Rialto Film stammt. Sicher ist dies noch längst nicht der Höhepunkt der Kinski-Rialto Ergüsse, für ein kleines Ausrufezeichen sorgt das irre Kläuschen aber immer.

Fans der Reihe -und generell Freunde unterhaltsamer Kriminalfilme- dürften ihre Freude an "Die toten Augen von London" haben. Wie gehabt ist der Film einzeln erhältlich, alternativ in einem Box-Set mit drei weiteren Beiträgen zu dieser wundervollen Serie. Die "Edgar Wallace Edition 2" enthält weiterhin folgende Titel:

-Das Geheimnis der gelben Narzissen
-Der Fälscher von London
-Die seltsame Gräfin

Selbstverständlich ist auch hier die Box klar den Einzel-DVDs vorzuziehen.

Ein guter, nahezu sehr guter Krimi = 7,5/10

Lieblingszitat:

"Wenn du noch mal hier auftauchst, dann werde ich dich versichern! Ich glaube aber kaum, dass dir meine Prämie gefallen wird!"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6939
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

The Happening (USA 2008, Originaltitel: The Happening)

In New York gehen grausige Dinge vor. Menschen verlieren offensichtlich die Kontrolle über sich und begehen ohne jede Vorwarnung Selbstmord. Haarnadeln stechen in Hälse, Kugeln pfeifen durch Schädel, Bauarbeiter springen vom Gerüst... ...in Philadelphia verrichtet Elliot Moore (Mark Wahlberg) seinen Job als Lehrer. Der Schulleiter ruft das Kollegium herbei, wegen der Vorfälle in New York beendet man den Unterricht vorzeitig, die Schüler werden nach Hause geschickt. Julian (John Leguizamo), ein Kollege und Freund, will mit seiner Familie raus aufs Land fahren, er bietet Elliot an samt seiner Gattin Alma (Zooey Deschanel) mitzukommen. Das Paar willigt ein, per Zug geht es flugs raus aus Philadelphia. Unterwegs erreichen weitere, mehr als schreckliche Nachrichten die Reisenden. Die rätselhaften Selbstmorde weiten sich auf weitere Großstädte aus, die allesamt im Nordwesten der USA liegen. Zunächst vermutet man einen massiven Terroranschlag, eine Attacke mit Nervengas. Jedoch erweist sich diese Theorie bald als unhaltbar, denn inzwischen greifen die Suizide auch auf kleinere Städte über, erreichen schliesslich sogar ländliche Gegenden. Als der Zug, in dem Elliot und Konsorten unterwegs sind, plötzlich ohne Vorwarnung an einem kleinen Haltepunkt stoppt, beginnt für die Gruppe ein Kampf ums nackte Überleben. Was ist die Ursache für die zahllosen Selbstmorde, wer steckt dahinter? Die Antwort ist mehr als erschreckend...

Der Inder M. Night Shyamalan landete 1999/2000 mit "The Sixth Sense" einen riesigen Erfolg. Dieses Mystery-Drama lockte Millionen von Zuschauern weltweit in die Kinos, Bruce Willis spielte ganz gross auf, der Film fesselte bis zur letzten Sekunde, die Auflösung der Story war ein gigantischer "AAAAHHAAAAAA Moment". Seither versucht sich Shyamalan regelmässig an neuen Mystery Streifen, die meist sogar recht gut gelungen sind, ein Überflieger wie "The Sixth Sense" gelang dem talentierten Herrn aber bisher nicht mehr. Es ist fast ein wenig tragisch, wie jedes neue Werk des Regisseurs an seinem grossen Hit gemessen wird. Allerdings reitet er mit nahezu stoischer Art und Weise immer wieder und ausschließlich auf "Mystery-Thematiken" herum, ergo drängt sich der Vergleich immer wieder auf. Bei "The Happening" fällt auf, dass diesmal ein wenig mehr "Härte" ins Spiel gebracht wird, die man so bisher in Filmen des Regisseurs nicht zu sehen bekam. Selbstverständlich wird es nie wirklich wüst, für Shyamalans Verhältnisse geht es aber fast schon ein wenig rustikal zu. Wenn damit die Löcher in der Logik gestopft werden sollen, der Unterhaltungswert des Films gesteigert werden soll, dann geht diese Rechnung leider nicht wirklich auf. Ob Mark Wahlberg die ideale Besetzung für die Hauptrolle ist, darüber kann man sicher in aller Ausführlichkeit streiten. Ein Mann wie John Leguizamo hätte der Figur vermutlich mehr Charakter und Tiefe verleihen können. Doch an dieser Stelle unterdrückt der Kommerz ganz eindeutig die Kunst, Leguizamo darf nur eine Nebenrolle bekleiden. Zooey Deschanel erinnert mich mit ihrer zerbrechlichen, leicht psychotischen Art und Erscheinung deutlich an Bryce Dallas Howard, die Shyamalan für seine Werke "The Village" (2004) und "Lady in the Water" (2006) vor die Kamera holte.

"The Happening" hat seine Momente, doch letztlich ist die Auflösung der Story ein wenig unbefriedigend, die "fiese" Pointe alles andere als wirklich überraschend. So ist M. Night Shyamalan noch immer für nette Unterhaltung gut, hechelt aber weiterhin einem weiteren Knaller wie "The Sixth Sense" hinterher. Vielleicht sollte er sich für ein, zwei Filme an anderen Stoffen versuchen, um damit die vorherrschende Erwartungshaltung in andere Bahnen zu lenken. "The Happening" hat mich nicht enttäuscht, konnte mich aber auch nicht wirklich "packen" oder gar nachhaltig begeistern. Die Blu-ray zeigt den Film in guter Qualität, das Bild weist oft eine angenehme Körnung auf, was der Atmosphäre sehr zuträglich ist und gut zum Look des Films passt.

Regnet es Bauarbeiter bereits am Morgen,
beginnt ein Tag voller Kummer und Sorgen!

Gute, gehobene Mittelklasse = 6,5/10

Lieblingszitat:

"Plastik. Ich spreche mit einer Plastikpflanze."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6939
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Das Geheimnis der gelben Narzissen (Deutschland, Großbritannien 1961, Originaltitel: Das Geheimnis der gelben Narzissen)

London wird von einer unheimlichen Mordserie erschüttert. Junge, schöne Frauen fallen einem Killer zum Opfer, am Tatort findet man beständig gelbe Narzissen vor. Oberinspektor Whiteside (Walter Gotell) vermutet, dass es sich bei dem Mörder um einen sexuell perversen Triebtäter handelt, eine andere Schlussfolgerung lassen die Taten in seinen Augen nicht zu. Der für eine Fluggesellschaft ermittelnde Jack Tarling (Joachim Fuchsberger) teilt diese Ansicht nicht. Er vermutet Drogenschmuggel in grossem Stil, fühlt dem zwielichtigen Ray Lyne (Albert Lieven) auf den Zahn, den er für einen Schwerverbrecher hält. Tarling beginnt sich beruflich und privat für Anne (Sabine Sesselmann) zu interessieren, die für den verdächtigen Lyne tätig ist. Welche Rolle spielt die von Jan Putek (Peter Illing) geführte Bar, in der die verruchte Gloria (Ingrid van Bergen) und Lynes Scherge Peter Keene (Klaus Kinski) ihren Dienst verrichten? Tarling ist damit beschäftigt die Verwicklungen zu entknoten, dabei wird er von seinem asiatischen Kollegen Ling Chu (Christopher Lee) unterstützt. Ling Chu arbeitet mit oft befremdlichen Methoden, hegt er doch ein ganz besonderes Interesse an der Lösung des brisanten Kriminalfalls...

Bei dieser Edgar Wallace Verfilmung aus dem Hause Rialto Film, führte der in Budapest geborene Ákos Ráthonyi Regie. Der siebte Rialto Wallace unterscheidet sich recht auffällig von seinen Vorgängern. Der übliche Humor fehlt fast vollständig, die Sprache fällt rüder, harscher aus. Auch an Erotik und Gewalt mangelt es nicht. Wenn Ingrid van Bergen in High Heels über die Bühne der Bar stöckelt und einen frivolen Schlager vorträgt, wirkt dies weitaus erotischer als halbnackte Auftritte heutiger Mager-Gestelle, die einen eher bemitleidenswerten Anblick bieten. Christopher Lee hingegen sorgt für ruppige Momente, bei einem Verhör foltert er seinen Gefangenen mit üblen Spielzeugen. Natürlich ergeht sich der Film nicht in blutigen Details, aber die Szenen verfehlen ihre Wirkung keinesfalls. Überhaupt ist die Besetzung wieder phantastisch! Frau van Bergen und Herrn Lee erwähnte ich bereits, Christopher Lee kommt als Schlitzauge einfach herrlich rüber. Später sollte er dies in der "Dr. Fu Man Chu" Reihe erneut eindrucksvoll untermauern. Joachim Fuchsberger dominiert hier weniger ausgeprägt als in seinen vorherigen Wallace Auftritten. Das passt allerdings sehr gut ins Konzept, schliesslich spielt er diesmal keinen offiziellen Hüter des Gesetzes, lässt den anderen Figuren durch seine leichte Zurückhaltung mehr Raum. Klaus Kinski zieht vortrefflich vom Leder, als kleiner Wadenbeisser seines Mentors, speichelt er diesem auf sehr überzeugende Art und Weise hinterher. Neben Ingrid van Bergen erfreut Sabine Sesselmann das Auge des lüsternen Zuschauers, beide Damen überzeugen mit ansprechenden Leistungen.

Diese Wallace Verfilmung zeigt sehr deutlich auf, dass diese schönen Filme den Giallo ohne Zweifel beeinflusst haben. Mario Bava erinnert mit seinem meisterlichen "Blutige Seide" (Sei donne per l'assassino, 1964) ganz eindeutig an "Das Geheimnis der gelben Narzissen". "Narzissen" bietet gialloeske Morde auf, sogar die Handschuhe und das Messer fehlen nicht, ferner vergleiche man den Score beider Filme, das Ergebnis ist erstaunlich! Bei einigen Wallace Freunden geniesst "Das Geheimnis der gelben Narzissen" nicht den besten Ruf. Das wundert mich nicht, denn der Film kommt im Rahmen der Reihe recht eigenständig, sogar einzigartig daher. Wer aber dazu bereit ist über den Tellerrand zu schauen, darf sich auf einen sehr guten und unterhaltsamen Kriminalfilm freuen. Aus heutiger Sicht, möchte ich das Werk sogar als eine Art Brückenschlag in Richtung Giallo bezeichnen. Einige der späteren Wallace Streifen sind bekanntlich sowieso dem Giallo zuzuordnen. Doch dies ist ein anderes Thema, auf das ich zu gegebener Zeit kurz eingehen werde.

Der Film ist wie gehabt einzeln erhältlich. Die bessere Lösung ist selbstverständlich unter dem Titel: "Edgar Wallace Edition 2" erhältlich. Diese Box enthält neben "Das Geheimnis der gelben Narzissen" folgende Filme:

- Die toten Augen von London
- Der Fälscher von London
- Die seltsame Gräfin

Für die tödlichen Narzissen ziehe ich gern dicke 8/10 (sehr gut). Der Film verdient eine klare Empfehlung! (Es sei noch erwähnt, dass damals auch eine alternative Fassung für den englischen Markt gedreht wurde, bei der einige Rollen anders besetzt sind. Leider scheint diese Version nicht erhältlich zu sein, sie wäre sicher eine nette Ergänzung).

Lieblingszitat:

"Tu was er sagt, Süße. Mit denen ist schlecht Kirschen essen!"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6939
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Street Law (Italien 1974, Originaltitel: Il cittadino si ribella)

Carlo Antonelli (Franco Nero) hat gerade eine grössere Summe Geld auf den Tresen einer Postfiliale gelegt. In diesem Moment stürmen schwer bewaffnete Burschen den Laden, rauben ihn aus, sacken natürlich auch Carlos Knete ein... ...und nehmen Carlo zu allem Überfluss auch noch als Geisel. Auf der Flucht per Auto wird der Entführte übelst verprügelt, er hatte versucht sich während des Überfalls gegen die Verbrecher aufzulehnen, er wollte sein sauer verdientes Geld flugs wieder einstecken. Die Gauner wechseln schliesslich den Fluchtwagen und können entkommen, Carlo bleibt geprügelt und erniedrigt zurück. Für die Polizei ist es nur einer von unzähligen Fällen, man erklärt dem Ingenieur, er solle froh darüber sein den Vorfall überlebt zu haben. Die Gleichgültigkeit der Gesetzeshüter macht Carlo noch zorniger als er ohnehin schom ist, er stellt auf eigene Faust Nachforschungen an. Über den kleinen Ganoven Tommy (Giancarlo Prete), gelangt der selbsternannte "Privatermittler" tatsächlich auf die Spur seiner Entführer, die Polizei lässt den entscheidenden Hinweis aber sang- und klanglos im Sande verlaufen. Nun verliert Carlo mehr und mehr die Fassung, er will sich um keinen Preis damit abfinden, dass die Schwerverbrecher ohne eine gerechte Strafe davonkommen. Selbst seine Lebensgefährtin Barbara (Barbara Bach), kann ihn nicht von seinen Plänen abbringen. Als die Ganoven Wind von Carlos Umtrieben bekommen, wollen sie dem Treiben ein gewaltsames Ende setzen...

Enzo G. Castellari und Franco Nero, ein traumhaftes Paar! 1973 inszenierte Castellari den Klassiker "Tote Zeugen singen nicht" (La polizia incrimina la legge assolve), ebenfalls mit Franco Nero in der Hauptrolle. Nach dem Erfolg des Films, drängten sich eine weitere Zusammenarbeiten natürlich geradezu auf, ergo folgte "Street Law" -in Deutschland unter dem Titel "Ein Mann schlägt zurück" veröffentlicht- bereits im Jahr 1974. Gleich zu Beginn wird dem Zuschauer ganz klar vor Augen geführt, dass das Verbrechen die Überhand gewonnen hat und kein Bürger -egal welcher sozialen Schicht er angehört- vor dem alltäglichen Terror sicher ist. Überfälle, Entführungen und Mord, der Film reiht einige Szenen quasi als Intro aneinander. Diese kurzen Schilderungen sind recht rustikal ausgeführt, doch man sollte sich davon nicht auf eine falsche Fährte locken lassen. Zwar geht es auch dem "Helden" zunächst übel an den Kragen, aber im weiteren Verlauf des Werkes treten Actionsequenzen nur noch sporadisch auf. Im Mittelteil muss der gute Franco erneut massive Prügel einstecken, im Finale entlädt sich der aufgestaute Zorn und Hass beider Seiten, in einer bleihaltigen Orgie des Todes. Selbstverständlich fehlt es auch nicht an einer wüsten Verfolgungsjagd, bei der wieder diverse Alfa Giulia ihr Leben lassen müssen. Franco Nero spielt erwartungsgemäß großartig auf, sein "Helferlein" Giancarlo Prete hat daher keinen leichten Stand. Prete neigt allerdings generell ein wenig zur "stilvollen Unscheinbarkeit", Castellari setzte ihn in weiteren Werken ein, z.B. 1982 in dem herrlichen Endzeit-Kracher "I nuovi barbari" (Metropolis 2000). Renzo Palmer als angenervter Kriminalbeamter zu sehen, bei den Gangstern tut sich der kantige Romano Puppo hervor, dessen fieser Präsenz man sich kaum zu entziehen vermag. Die knuffige Barbara Bach liefert ein wenig angenehme Entspannung für die Augenmuskulatur, ihre Rolle ist allerdings nicht so angelegt, dass sie wirklich entscheidende Momente zum Film beitragen könnte. Castellari lässt es sich nicht nehmen kurz selbst vor der Kamera aufzutauchen, er darf einen hilfesuchenden Gauner krude abblitzen lassen, Chef bleibt eben Chef.

Ohne Zweifel gehört dieser Beitrag zu den Standards des italienischen Polizei-/Gangsterfilms. Wer das Genre mag wird hier mit ziemlicher Sicherheit gut unterhalten, Namen wie Castellari und Nero bürgen für ausgezeichnete Qualität. Die Kamera fängt das Geschehen sehr stilvoll ein, die Kulissen sind mit Sorgfalt und Gespür ausgewählt. Der De Angelis Score sorgt für eine gelungene musikalische Untermalung, der Film gibt sich in keiner Disziplin eine Blöße. Eine deutsche DVD Veröffentlichung sucht man leider vergebens, einmal mehr sorgt das amerikanische Label Blue Underground für Abhilfe. Die Scheibe bietet den Film in schöner Qualität an, eine interessante Featurette lässt Enzo G. Castellari und Franco Nero zu Wort kommen, es ist eine Freunde den Ausführungen der Herren lauschen zu dürfen.

Es ist kein Geheimnis, das italiensche Genrekino ist eine meiner grössten Lieben. Auch "Street Law" begeisterte mich von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ich ziehe an dieser Stelle dicke 8/10 (sehr gut) und spreche eine klare Empfehlung aus!

Lieblingszitat:

"I'm gonna kill them"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6939
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Der Fälscher von London (Deutschland 1961, Originaltitel: Der Fälscher von London)

Jane (Karin Dor) heiratet den wohlhabenden Peter Clifton (Hellmut Lange), worüber sie zunächst nicht besonders glücklich ist. Als Waisenkind wuchs die junge Dame bei ihrem gutherzigen Onkel John (Walter Rilla) auf, die Hochzeit soll auch seinen Lebensabend finanziell absichern. Schon am Tag der Hochzeitsfeier kommt es zu merkwürdigen Vorfällen. Das Auftauchen des eifersüchtigen Basil Hale (Robert Graf) -der sich noch immer Hoffnung auf eine Beziehung mit Jane macht- wundert weniger, doch eine Dame in den besten Jahren erscheint ebenfalls auf der Feier und beschimpft Peter wüst. Das frisch getraute Paar fährt raus aufs Land, Peter hat für die Flitterwochen ein grosszügiges Anwesen gemietet. Nachts wird Jane von einem Unbekannten in ihrem Zimmer angefallen, kann den Angreifer aber in die Flucht schlagen. Auf der Suche nach ihrem Gatten, findet sie diesen in einem geheimen Raum vor, dessen Eingang er unvorsichtigerweise nicht geschlossen hatte. Ein erschreckender Verdacht beschleicht Jane, ist ihr Eheman etwa der seit Jahren gesuchte Banknotenfälscher, den Scotland Yard seit längerer Zeit ohne Erfolg jagt? Es kommt aber noch schlimmer, bald wird die Leiche von Basil Hale aufgefunden, er wurde offensichtlich mit einem schweren Hammer erschlagen, am Tag zuvor hatte er eine heftige Auseinandersetzung mit Peter. Oberinspektor Bourke (Siegfried Lowitz) ist mit Peter befreundet, während sein Kollege Inspektor Rouper (Ulrich Beiger) fest von der Schuld Cliftons überzeugt ist, greift Bourke auf Seite des jungen Paares ins Geschehen ein. Obwohl sich die Hinweise auf kriminelle Machenschaften ihres Mannes verdichten, fühlt Jane plötzlich zarte Gefühle für Peter in sich aufsteigen und steht zu ihm. Wer oder was steckt hinter den Vorfällen, kann Oberinspektor Bourke Licht ins Dunkel bringen...???

Der siebte Rialto Wallace, die dritte Regiearbeit von Harald Reinl im Rahmen der Reihe. Reinl stellt seine Ehefrau Karin Dor in den Mittelpunkt von "Der Fälscher von London", die junge Dame darf hier endlich unter Beweis stellen, dass sie mehr als nur schöne Dekoration sein kann. Charakterkopf Hellmut Lange kommt sehr zerknirscht daher, was selbstverständlich perfekt zu seiner Rolle passt. Den leitenden Ermittler spielt Siegfried Lowitz mit Charisma und Humor, Ulrich Beiger darf ganz vortrefflich den vergnatzten Gegenpart dazu geben, herrlich! Auch Viktor de Kowa soll nicht unerwähnt bleiben, er schleimt und geifert ganz vorzüglich an Frau Dor herum. Der Humor ist in diesem Film von dezenter Qualität, hier wird nicht der stumpfe Holzhammer ausgepackt, feine Zwischentöne regieren und Herr Lowitz bringt diese ganz phantastisch rüber! Lediglich Eddi Arent sorgt mit einem Kurzauftritt für eine debile Einlage. Diese stört aber nicht weiter, am Schluss des Films taucht er erneut auf, diesmal sogar als angenehme Randnotiz. Die Atmosphäre stimmt, obwohl Reinl bei seiner Inszenierung ganz klar auf die Schauspieler baut, während auf vordergründige Schauwerte weitgehend verzichtet wird. Nicht zu vergessen, dass dem Film eine sehr gut erdachte/durchdachte Story zu Grunde liegt, die von einer wirklich gelungenen Auflösung gekrönt wird. Man könnte nun darüber philosophieren, ob der Film vielleicht nur vorgaukelt ein Krimi zu sein, tatsächlich allerdings eine Liebeserklärung an die Liebe selbst ist, zusätzlich eine Liebeserklärung des Regisseurs an seine Ehefrau. Wer weiss, wer weiss, glücklicherweise ertrinkt der Film aber zu keiner Zeit im Kitsch, was die These IMHO gar untermauert, denn Liebe ist nicht gleich Kitsch. Wie dem auch sei, macht euch selbst ein Bild davon!

Betrachtet man "Der Fälscher von London" eher oberflächlich, so mag der Film sehr konservativ, nahezu dröge erscheinen. Dem aufmerksamen Zuschauer wird die sorgfältige Arbeit der Macher aber kaum entgehen. Reinl versteht sein Handwerk, seine Schauspieler erfreuen mit erstklassigen Leistungen, die Erzählung bleibt jederzeit logisch und nachvollziehbar. Wem manche Wallace Verfilmungen zu viel "Klamauk" enthalten, der sollte sich diesen Film durchaus zu Gemüte führen, sofern eine Vorliebe für klassische Kriminalfilmunterhaltung vorhanden ist. Die DVD Präsentation ist erneut gut gelungen, der Film ist wie gehabt einzeln erhältlich, erneut weise ich auf die bessere Option hin: "Edgar Wallace Edition 2"! Dort sind ferner enthalten:

- Die toten Augen von London
- Das Geheimnis der gelben Narzissen
- Die seltsame Gräfin

Je mehr ich über diesen Film nachdenke, umso grösser wird meine Zuneigung zu diesem Werk. Als ich "Der Fälscher von London" vor etlichen Jahren sah, konnte ich noch nicht allzu viel damit anfangen. Meine Erwartungshaltung war damals vermutlich zu engstirnig, aber man ist ja lernfähig. Heute weiss ich diesen Film sehr zu schätzen. Folglich kann ich hier mit gutem Gewissen 8/10 (sehr gut) ziehen, lasst euch den Streifen auf keinen Fall entgehen!

Lieblingszitat:

"Wenn ich den Kerl finde, bringe ich ihn um!"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6939
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Poltergeist (USA 1982, Originaltitel: Poltergeist)

Steve Freeling (Craig T. Nelson) arbeitet erfolgreich im Immobiliengeschäft. Mit seiner Frau Diane (JoBeth Williams) und den drei gemeinsamen Kindern, bewohnt Steve ein Haus in der Neubausiedlung, die von seinem Arbeitgeber aus dem Boden gestampft wurde. Eine zufriedene, ja durchaus glückliche Familie, gebettet auf das bequeme Polster des Mittelstandes. Doch plötzlich gehen seltsame Dinge vor. Das Nesthäckchen Carol Anne (Heather O'Rourke) spricht mit dem Fernseher, was zunächst niemand aus der Familie ernst nimmt. Als sich allerdings die Küchenstühle selbst aufstapeln, wird auch Diane klar, dass in ihrem Haus fremdartige Kräfte walten. Das Grauen soll bald mit allem Nachdruck zupacken. Als ein Gewitter tobt, wird die kleine Carol Anne von einem Sog erfasst und bleibt einfach verschwunden. Die verzweifelten Eltern ziehen Dr Lesh (Beatrice Straight) und deren Helferlein hinzu, das Team gilt als erfahren im Umgang mit parapsychologischen Phänomen. Carol Anne meldet sich aus einer anderen Dimension (?) bei ihren Eltern, doch wer kann das kleine Mädchen zurück in die Welt der Lebenden holen? Gibt es überhaupt eine Rettung für Carol Anne? Welchen Hintergrund haben die Vorfälle?

Die Story zu "Poltergeist" stammt von Steven Spielberg, der die Regie Tobe Hooper überliess. Hooper machte die Filmwelt 1974 auf sich aufmerksam, als er mit "The Texas Chain Saw Massacre" einen fiesen und intensiven Terrorfilm vom Stapel schickte, der heute längst zum Klassiker avanciert ist, dabei aber nichts von seiner durchschlagenden Wirkung eingebüsst hat. Aber kommen wir zu "Poltergeist", immerhin eines der wichtigsten Werke des US-Mainstreamhorrorkinos der achtziger Jahre. Mit Craig T. Nelson und JoBeth Williams fährt der Film zwei solide Hauptdarsteller auf, die perfekt in die Rolle des glücklichen Elternpaares passen. "Poltergeist" spielt ein wenig mit den Klischees, denn die Eltern pflegen einen angenehm unverkrampften Umgang mit ihren Zöglingen, am Abend dampfen Mami und Papi gern ein gepflegtes Tütchen. An der Leistung von Nelson und Williams gibt es überhaupt nichts zu meckern, die wahren Glanzpunkte setzen allerdings einige Nebendarsteller. Die kleine Heather O'Rourke spielt für ein Kind ihres Alters erstaunlich glaubwürdig -leider verstarb das Mädchen bereits 1988, sie wurde keine 13 Jahre alt- Beatrice Straight trumpft in der Rolle der Parapsychologin auf, Zelda Rubinstein -leider vor wenigen Tagen verstorben- kann als Medium rundum überzeugen.

Wer nun glaubt, Tobe Hooper würde ein Mettgut-Festival veranstalten, ist völlig auf dem Holzweg. "Poltergeist" setzt nicht auf Gewalt und Gedärm, neben den Schauspielern stehen die Atmosphäre und die unblutigen Special Effects im Mittelpunkt. Oft gelingt es dem Film eine intensive und faszinierende Gruselstimmung aufzubauen, leider hält er diese Form nicht über die gesamte Spielzeit aufrecht. So gibt es Szenen die für unglaublich wohlige Gruselschauer sorgen, während andere der Stimmung eher ein wenig abträglich sind. Ich liebe z.B. den Moment, in dem die "Lichterscheinung" die Treppe hinuter schwebt, Gruselschauer der allerbesten Sorte! Wenn allerdings in einem Raum das Mobilar umherfliegt und ein Zirkel als Plattennadel dient, dann ist mir das einfach ein wenig zu albern, zu sehr vordergründige Effekthascherei. Das ist aber mein persönliches Problem, denn die humorige Note ist ja durchaus gewollt, gereicht aber IMHO nicht immer zum Vorteil. Die handwerkliche Qualität der Special Effects ist fraglos ohne Fehl und Tadel. Ein weiterer -kleiner- Kritikpunkt bleibt noch anzumerken. Natürlich stellt man sich ständig die Frage nach dem "warum". Hier wird der entscheidende Hinweis eindeutig zu früh gegeben, was ich ein wenig schade finde.

"Poltergeist" ist ein zeitloses Vergnügen und bereitet mir "alle Jahre wieder" Freude. Auf Blu-ray präsentiert sich der Film in sehr schöner Qualität. Man hat das Material glücklicherweise nicht "zu Tode gefiltert", sondern auf eine angemessene, sorgfältige Aufbereitung gesetzt. Das Bonusmaterial fällt recht dünn aus, es gibt nur eine fragwürdige Dokumentation zu sehen, in der sich diverse Wirrköpfe über "echte" Geistererscheinungen auslassen.

Ein guter bis sehr guter Film = 7,5/10

Lieblingszitat:

"Sie sind hier."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6939
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Das Geheimnis der drei Dschunken (Deutschland, Italien 1965, Originaltitel: Das Geheimnis der drei Dschunken)

In Hongkong erwischt es Mitarbeiter des FBI und des amerikanischen Geheimdienstes. Diese Schweinerei kann natürlich nicht ungesühnt bleiben, ergo holt man Michael Scott (Stewart Granger) kurzerhand aus dem verdienten Urlaub, er soll die Morde und sonstigen Umtriebe vor Ort aufklären. Die hübsche Carol (Rosanna Schiaffino) wird unter einer falschen Identität in die verdächtige Organisation eingeschleust. Dank modernster Übertragungstechnik kann sie per Armband Kontakt mit Scott halten, dessen Armbanduhr ebenfalls ein entsprechendes Funkgerät enthält. Norman (Paul Klinger) ist in Hongkong der Ansprechpartner für Michael, er stellt ihm seinen Mitarbeiter Smoky (Harald Juhnke) zur Seite, da dieser über Orts- und Sprachkenntnisse verfügt. Drei Dschunken stehen im Mittelpunkt des Ermittlerinteresses, doch bisher konnte bei keiner Kontrolle verdächtiges Ladegut gefunden werden. Derweil nimmt Carol ihre Arbeit bei Pierre Milot (Sieghardt Rupp) auf, der mit der Koordination der drei Schiffe bedacht ist. Auch wenn sich der gute Pierre gern als grosser Boss präsentiert, scheint er trotzdem nur der Handlager eines grossen Unbekannten zu sein, den wahren Drahtzieher kennt niemand persönlich. Scott ist unerklärbarerweise längst enttarnt worden, man verübt umgehend Anschläge auf sein Leben. Der fiese, sadistische Killer Pereira (Horst Frank) erledigt solche Aufgaben mit grosser Passion, doch an Scott beisst er sich die Zähne aus. Je dünner die Luft für die Gauner wird, desto grösser wird die Lebensgefahr für die Ermittler. Wird Michael Scott die Oberhand gewinnnen können...???

Die grossen Erfolge der James Bond Filme, weckten selbstverständlich diverse Begehrlichkeiten anderer Produzenten. So entstand ein unter "Eurospy" geläufiges Genre, welches auch ein wenig vom Rahm abschöpfen wollte. Dieser Trend förderte einige interessante Beiträge zu Tage, so erlebte die "OSS 117" Reihe vor kurzem gar eine Neubelebung. "Das Geheimnis der drei Dschunken" ist ein weniger bekannter Film, der vor allem mit seiner prächtigen Besetzungsliste beindrucken kann. Stewart Granger war damals ein Topstar in Deutschland, Paul Klinger auch alles andere als ein Unbekannter. Der Name Sieghardt Rupp mag nicht mehr sehr geläufig sein, doch ich bin mir sicher, dass fast jeder Filmfreund sein Gesicht kennt und schon mehrfach gesehen hat. Harald Juhnke und Horst Frank sahen damals noch einigermaßen frisch aus. Die beiden Herren sorgen in ihren Nebenrollen für einige herrliche Momente. Juhnke kommt als Knallschote daher, scheint sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Horst Frank darf mal wieder richtig böse und abgründig sein, wundervoll! Es wäre ermüdend nun alle Mitwirkenden aufzulisten, aber auf die sehr attraktive Rosanna Schiaffino sei noch hingewiesen. Die Dame erfreut das Auge des Betrachters, ihr böses Gegenstück wird von Margit Saad dargestellt, die auch recht ansehnlich ist.

Die Dschunken schippern ohne grosse Höhepunkte vor sich hin. Für viele Zuschauer mit "aktuellen Sehgewohnheiten" mag der Film schlicht und ergreifend langweilig erscheinen, vor allem weil Regisseur Ernst Hofbauer recht behäbig inszeniert. Für den üblichen "Bond Bombast" war das Budget ganz sicher nicht ausgelegt, viel Kabumm und wilde Verfolgungsjagden sollte man also eher nicht erwarten. Doch gerade diese vorgründige "Kleinheit" macht einen grossen Teil des Reizes aus, den dieser Film auf mich ausübt. Es macht einfach Freude Stewart Granger beim nichtschauspielen zu beobachten, die -heute politisch völlig inkorrekten- Verhaltensweisen der tragenden Figuren gegenüber den Einheimischen zu belächeln, den teils ein wenig debilen Dialogen zu folgen. Selbst für die Mehrheit der Eurospy-Fans mag der Streifen einfach zu wenig Tempo und Schauwerte bieten, ich fühlte mich allerdings rund 85 Minuten angenehm unterhalten. Sicher, ein "grosser" oder "wichtiger" Film ist "Das Geheimnis der drei Dschunken" keinesfalls. Ich finde das Teil jedoch sehr sympathisch und bin sehr erfreut darüber, dass auch kleine Filme dieser Art vor der Vergessenheit bewahrt werden.

E-M-S hat im Spätsommer 2008 eine sehr schöne DVD auf den Markt gebracht, die den Film in sehr ansprechender Verfassung präsentiert. Das Material wurde sorgfältig aufbereitet, im Bonusmenü findet man interessante Informationen zu diesem Thema. Das Amaray Case steckt in einem schicken Schuber, ein kleines Booklet ist vorhanden, ein Interview mit Horst Frank -kurz vor dessen Tod aufgezeichnet- rundet das schöne Paket ab! Ich bin sehr dankbar dafür, dass man diesen Film in derartig liebenswerter Form auf einer DVD veröffentlicht hat. Von Magic Picture (die hinter dieser Produktion stecken) erschien vor ein paar Tagen "OSS 117 - Heisse Hölle Bangkok" (1964), den ich mir auf jeden Fall demnächst zulegen werde!

Für die drei Dschunken ziehe ich sehr subjektive 7/10 Liebhaberpunkte! Die DVD an sich ist eigentlich unbezahlbar, ich möchte den Machern an dieser Stelle meinen Dank für diese tolle Veröffentlichung aussprechen!

Mord und Modelleisenbahn! Was könnte schöner sein?

Lieblingszitat:

"Das Ding sieht aber gefährlich aus. Ist das geladen?"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Onkel Joe
Forum Admin
Beiträge: 18280
Registriert: Sa 28. Nov 2009, 08:40

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Onkel Joe »

Blap hat geschrieben:Poltergeist (USA 1982, Originaltitel: Poltergeist)
Ein guter bis sehr guter Film = 7,5/10

Hooper spricht gar nicht gerne über diesen Film und wenn dann nicht viel gutes.Mit Spielberg den ganzen Tag im Nacken durfte Hooper eigentlich gar keinen eigenen Spirit in den Film einfließen lassen, was man dem Film auch ansieht würde ich sagen.Der Film ansich ist net schlecht hat aber viel über die Jahre hin verloren den auf VHS war das mal einer der Top Titel überhaupt.Nur alt gewordene Herren ( wie wir :lol: ) können diesem Film bzw. der Serie noch irgendetwas abgewinnen, der Streifen wirkt einfach zu altbacken und er hat nichts um neue Fans zu finden, 6/10 gibts von mir.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Antworten