Was vom Tage übrigblieb ...
Moderator: jogiwan
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
König David (Bruce Beresford, 1985) 4/10
Um zu KÖNIG DAVID wirklich etwas schreiben zu können, müsste ich wahrscheinlich vorher mal in der Bibel blättern, und die entsprechenden Bücher, laut Vorspann die Bücher Samuel I und II, Chroniken der Könige I und die Psalmen des David lesen. Tu ich aber nicht, ich mache jetzt mal einen auf moderner Mensch und behaupte, dass mir die 100-Minuten-Fassung der epischen Geschichte genügt.
Womit auch das Dilemma des Films bereits benannt ist: 100 Minuten reichen einfach nicht, um die Dramatik und den Atem solch einer Erzählung adäquat rüberzubringen. Hier steckt erheblich mehr drin als der Film es zu zeigen vermag, denn die Geschichte vom Aufstieg eines kleinen Hirtenjungen zum König von Israel und der Fall durch seinen eigenen Hochmut birgt eine Menge von dem , was man im Film so gerne sieht: Große Gefühle, blutige Schlachten, wilder Sex, böse und abgefeimte Schurken treffen auf edle Helden, hinterhältige Intrigen, und dahinter erscheinen Landschaftsaufnahmen die das Herz aufgehen lassen und durch die der Wind des Pathos weht. Klassisches Hollywood-Kino also …
Und das ist auch tatschlich fast alles drin! Bruce Beresford hat sich definitiv Mühe gegeben, diese mehrere Hundert Seiten starken Geschichtstsunamis zu komprimieren und in eine mainstream-taugliche Fassung zu quetschen. Was dabei allerdings, wie bei so vielen Biopics, auf der Strecke geblieben ist, das ist der Geist der Geschichte. Vor allem in der ersten Hälfte ist das alles sehr holprig, die Episoden jagen sich wild durch die Handlung, damit bloß alle wichtigen Personen angerissen werden können, und den Kitt zwischen diesen Episoden muss man sich dann halt denken. Die zweite Hälfte, nach Davids Ankunft in Jerusalem wird ein klein wenig ruhiger und stabiler im Duktus, aber trotzdem will Beresford einfach zu viel, meint er unbedingt, den Film bis zum Anschlag vollstopfen zu müssen mit einer Geschichte, die halt locker die doppelte Laufzeit benötigt hätte, um wirklich einen Effekt erzielen zu können. Es hat schon einen Grund, warum so viele Bibelverfilmungen Laufzeiten weit jenseits der zwei Stunden haben – Viel Stoff braucht auch viel Atem.
Wenn da nicht diese wunderschönen Bilder von Kameramann Donald McAlpine wären, die viel Ruhe und Schönheit schaffen. Gedreht wurde im Sommer 1984 in der Basilikata, in den Abruzzen und in Sardinien, und das eingefangene Licht scheint warm und sanft auf wilde und herb-schöne Berglandschaften. Wenn der Schnee auf Davids Palast fällt senkt sich merkliche Ruhe und Behaglichkeit in das Gemüt des Zuschauers, und der Frieden dieser Landschaften und der Bilder überwältigt, und bildet eine herrliche Leinwand für eine Geschichte, die halt leider keine Synthese mit diesem Hintergrund eingehen mag. Die Schauspieler wirken oft unbeteiligt (Edward Woodward als König Saul) oder überfordert (Cherie Lunghi als Michal, Davids erste Frau), die Bärte sind sowas von künstlich dass es peinlich wird, und mit ganz wenigen Ausnahmen wirkt das alles nicht wie ein 21 Million Dollar-Projekt. Das Drehbuch ist so reduziert, dass wesentliche Konstellationen der Figuren einfach nicht funktionieren können. Die Freundschaft zwischen David und Sauls Sohn Jonathan? Ganz kurz angerissen. Die Liebe Davids zu Bethsheba? Wird auf ein Kind reduziert. Absaloms Verachtung seinem Vater gegenüber? Bleibt unbestimmter Herkunft …
Auf der anderen Seite dann wiederum einige Actionsequenzen etwas heftigerer Provenienz. Die Schlacht zwischen den Israeliten und den Hethitern (glaube ich) überzeugt in ihrer Brutalität, genauso wie der Tod Absaloms an die Nieren geht. Doch wirken diese Szenen seltsam isoliert, wie Fremdkörper in einer Umgebung, die in der Mehrzahl scheinbar aus weidenden Schafen und lockigen Männern mit sanften und dunklen Augen besteht. Und die eigenartig sprechen. Denn die Sprache sollte bewusst nicht aus der Bibel übernommen werden, aber modern ist das natürlich auch nicht. Was dann dabei herauskommt ist ein merkwürdig altertümlicher Mischmasch von Worten, die gerne mal am Nerv des Zuschauers vorbeizielen, und in ihrer Überladenheit irgendwann zum Überdruss führen, was dann dem ganzen Drama ein wenig den Todesstoß gibt.
Nein, der große Hit ist das nicht (und wurde es damals auch nicht – Nicht ganz 6 Million Dollar wurden eingespielt, und es hagelte Verrisse. Richard Gere wurde gar mit einer Nominierung für eine Goldene Himbeere als schlechtester Schauspieler „belohnt“). Hübsch anzuschauen wenn man müde ist und Hintergrundberieselung zum Einschlafen benötigt, oder wenn man sich durch die Quellen gelesen hat und passende Bilder dazu benötigt. Aber mehr als „nett“ kommt dabei einfach nicht raus. Wenn man historische Gestalten mit einigem Realismus gepaart sehen möchte, dann sollte man lieber zu Mel Gibsons BRAVEHEART greifen. Der zeigt, wie man den richtigen Ton trifft, wie vernünftige Schauspieler agieren, und wie vor allem aus der Mischung aus Schmutz, Tod und Romantik ein großer Kassenerfolg wird …
Um zu KÖNIG DAVID wirklich etwas schreiben zu können, müsste ich wahrscheinlich vorher mal in der Bibel blättern, und die entsprechenden Bücher, laut Vorspann die Bücher Samuel I und II, Chroniken der Könige I und die Psalmen des David lesen. Tu ich aber nicht, ich mache jetzt mal einen auf moderner Mensch und behaupte, dass mir die 100-Minuten-Fassung der epischen Geschichte genügt.
Womit auch das Dilemma des Films bereits benannt ist: 100 Minuten reichen einfach nicht, um die Dramatik und den Atem solch einer Erzählung adäquat rüberzubringen. Hier steckt erheblich mehr drin als der Film es zu zeigen vermag, denn die Geschichte vom Aufstieg eines kleinen Hirtenjungen zum König von Israel und der Fall durch seinen eigenen Hochmut birgt eine Menge von dem , was man im Film so gerne sieht: Große Gefühle, blutige Schlachten, wilder Sex, böse und abgefeimte Schurken treffen auf edle Helden, hinterhältige Intrigen, und dahinter erscheinen Landschaftsaufnahmen die das Herz aufgehen lassen und durch die der Wind des Pathos weht. Klassisches Hollywood-Kino also …
Und das ist auch tatschlich fast alles drin! Bruce Beresford hat sich definitiv Mühe gegeben, diese mehrere Hundert Seiten starken Geschichtstsunamis zu komprimieren und in eine mainstream-taugliche Fassung zu quetschen. Was dabei allerdings, wie bei so vielen Biopics, auf der Strecke geblieben ist, das ist der Geist der Geschichte. Vor allem in der ersten Hälfte ist das alles sehr holprig, die Episoden jagen sich wild durch die Handlung, damit bloß alle wichtigen Personen angerissen werden können, und den Kitt zwischen diesen Episoden muss man sich dann halt denken. Die zweite Hälfte, nach Davids Ankunft in Jerusalem wird ein klein wenig ruhiger und stabiler im Duktus, aber trotzdem will Beresford einfach zu viel, meint er unbedingt, den Film bis zum Anschlag vollstopfen zu müssen mit einer Geschichte, die halt locker die doppelte Laufzeit benötigt hätte, um wirklich einen Effekt erzielen zu können. Es hat schon einen Grund, warum so viele Bibelverfilmungen Laufzeiten weit jenseits der zwei Stunden haben – Viel Stoff braucht auch viel Atem.
Wenn da nicht diese wunderschönen Bilder von Kameramann Donald McAlpine wären, die viel Ruhe und Schönheit schaffen. Gedreht wurde im Sommer 1984 in der Basilikata, in den Abruzzen und in Sardinien, und das eingefangene Licht scheint warm und sanft auf wilde und herb-schöne Berglandschaften. Wenn der Schnee auf Davids Palast fällt senkt sich merkliche Ruhe und Behaglichkeit in das Gemüt des Zuschauers, und der Frieden dieser Landschaften und der Bilder überwältigt, und bildet eine herrliche Leinwand für eine Geschichte, die halt leider keine Synthese mit diesem Hintergrund eingehen mag. Die Schauspieler wirken oft unbeteiligt (Edward Woodward als König Saul) oder überfordert (Cherie Lunghi als Michal, Davids erste Frau), die Bärte sind sowas von künstlich dass es peinlich wird, und mit ganz wenigen Ausnahmen wirkt das alles nicht wie ein 21 Million Dollar-Projekt. Das Drehbuch ist so reduziert, dass wesentliche Konstellationen der Figuren einfach nicht funktionieren können. Die Freundschaft zwischen David und Sauls Sohn Jonathan? Ganz kurz angerissen. Die Liebe Davids zu Bethsheba? Wird auf ein Kind reduziert. Absaloms Verachtung seinem Vater gegenüber? Bleibt unbestimmter Herkunft …
Auf der anderen Seite dann wiederum einige Actionsequenzen etwas heftigerer Provenienz. Die Schlacht zwischen den Israeliten und den Hethitern (glaube ich) überzeugt in ihrer Brutalität, genauso wie der Tod Absaloms an die Nieren geht. Doch wirken diese Szenen seltsam isoliert, wie Fremdkörper in einer Umgebung, die in der Mehrzahl scheinbar aus weidenden Schafen und lockigen Männern mit sanften und dunklen Augen besteht. Und die eigenartig sprechen. Denn die Sprache sollte bewusst nicht aus der Bibel übernommen werden, aber modern ist das natürlich auch nicht. Was dann dabei herauskommt ist ein merkwürdig altertümlicher Mischmasch von Worten, die gerne mal am Nerv des Zuschauers vorbeizielen, und in ihrer Überladenheit irgendwann zum Überdruss führen, was dann dem ganzen Drama ein wenig den Todesstoß gibt.
Nein, der große Hit ist das nicht (und wurde es damals auch nicht – Nicht ganz 6 Million Dollar wurden eingespielt, und es hagelte Verrisse. Richard Gere wurde gar mit einer Nominierung für eine Goldene Himbeere als schlechtester Schauspieler „belohnt“). Hübsch anzuschauen wenn man müde ist und Hintergrundberieselung zum Einschlafen benötigt, oder wenn man sich durch die Quellen gelesen hat und passende Bilder dazu benötigt. Aber mehr als „nett“ kommt dabei einfach nicht raus. Wenn man historische Gestalten mit einigem Realismus gepaart sehen möchte, dann sollte man lieber zu Mel Gibsons BRAVEHEART greifen. Der zeigt, wie man den richtigen Ton trifft, wie vernünftige Schauspieler agieren, und wie vor allem aus der Mischung aus Schmutz, Tod und Romantik ein großer Kassenerfolg wird …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
Wenn es Nacht wird in Paris (Jacques Becker, 1954) 8/10
Eigentlich hat es so wenig Handlung: Der gewiefte alte Gauner Max will sich mit der Beute aus dem letzten Raub, immerhin schlappe 50 Millionen Francs, zur Ruhe setzen. Er ist gut versorgt, er hat eine Gefährtin, eine geheime Wohnung und einen sehr guten Ruf. Allerdings wollte sein Partner und Freund Riton ein junges Ding beeindrucken und hat mit dem letzten Coup angegeben, und dem ehrgeizigen Angelo ist klar, dass der schwache Riton durchaus auspacken würde, wenn man ihn nur hart genug anfasst. Riton mag schwach sein, aber Max ist es nicht. Der will sich seinen Spargroschen nicht wegnehmen lassen und wehrt sich mit Händen und Füßen. Richtiger: Mit Maschinenpistole und Köpfchen ...
Wie ein Räderwerk läuft die Handlung dieses Klassikers unerbittlich ab. Im kurzen Zeitraum von zwei Tagen brechen Welten zusammen, werden Existenzen vernichtet, und tun sich Chancen auf. Jean Gabin stiefelt unbeirrbar durch eine gnadenlose und zunehmend chaotischer werdende Welt, in der nur zwei Dinge zählen: Freundschaft und Geld. Max ist schon lang im Geschäft, er kennt alles und jeden, und er kennt vor allem seine Freunde. Er weiß, dass er Frauen und Geschäft niemals miteinander vermischen darf, etwas, was Jüngere oft noch nicht wissen, und leider eben auch sein alter Freund Riton nicht. Durch dessen Großmannssucht gegenüber der süßen Josy setzt Riton einen Countdown in Betrieb, der unweigerlich mit dem Tod vieler Beteiligten enden muss. Dabei kommt es zu einigen heftigen Gewaltausbrüchen, und sogar für die Frauen setzt es geharnischte Ohrfeigen.
1954, da war das Kriegsende gerade mal 9 Jahre her und die Charaktere im Film sind fast alle etwas älter. Alt genug auf jeden Fall um im Krieg gewesen zu sein, und die Härte, welche die Gangster an den Tag legen, zu erklären. Die Härte, und aber auch die Kompromisslosigkeit, mit der die eigenen Ziele verfolgt werden. Der junge Fifi wird mal eben schnell im Keller angekettet damit er zum Sprechen gebracht werden kann, und Max verteilt sehr großzügig knallharte Ohrfeigen an den Damen und auch den anwesenden Herren, um herauszubekommen was mit seinem Freund passiert ist. Vornehme Zurückhaltung oder der Einsatz von psychologischen Tricks, so etwas gibt es hier nicht. Das einzige was zählt ist hartes und effizientes Durchsetzungsvermögen. Ich schlage härter zu als Du, also bekomme ich was ich will. Gewalt als legitimes Mittel – Etwas, was ich persönlich nicht unbedingt im Frankreich der frühen 50er-Jahre verortet hätte.
Wenn es an die Schlussabrechnung geht, kommen sowohl die Bewaffnung als auch der Wille zur Benutzung sichtlich noch aus dem Krieg, und es ist auch klar zu erkennen, dass Max nicht das erste Mal hinter einem Maschinengewehr liegt. Auch hier ist wieder diese Härte zu spüren – Die bösen Gangster wollten die guten Gangster linken, und das Problem kann nur durch exzessiven Einsatz von Gewalt aus der Welt geschafft werden. Handgranaten, Maschinengewehre ... Kein Wunder, dass die französische Polizei allerspätestens in den 70ern begann, einen erheblich härteren Kurs gegenüber den Kriminellen zu fahren. Wobei, in Jacques Derays FLIC STORY wird der Kriminelle Jean-Louis Trintingnant bereits zum Ende der 40er recht rüde behandelt. Auch dies sicher ein Überbleibsel des Krieges ...
So oder so ist WENN ES NACHT WIRD.. eine harte und exakt erzählte Moritat. Eine Reise an das Ende der Nacht, die von der wunderbaren Schwarzweiss-Fotografie Pierre Montazels erstklassig bebildert wird, die mit dem Reiseführer Jean Gabin einen herrlich lakonischen, heute würde man sagen coolen, Hund bietet, die sogar nackte Frauen durch das Bild laufen lässt, und die menschliche Abgründe neben moralische Höhepunkte hält, und damit mal eben ganz unauffällig ein Bild einer Parallelgesellschaft zeichnet, mit dem man im Rückblick zu dieser Zeit nicht gerechnet hätte. Und dabei erstklassig unterhält.
Eigentlich hat es so wenig Handlung: Der gewiefte alte Gauner Max will sich mit der Beute aus dem letzten Raub, immerhin schlappe 50 Millionen Francs, zur Ruhe setzen. Er ist gut versorgt, er hat eine Gefährtin, eine geheime Wohnung und einen sehr guten Ruf. Allerdings wollte sein Partner und Freund Riton ein junges Ding beeindrucken und hat mit dem letzten Coup angegeben, und dem ehrgeizigen Angelo ist klar, dass der schwache Riton durchaus auspacken würde, wenn man ihn nur hart genug anfasst. Riton mag schwach sein, aber Max ist es nicht. Der will sich seinen Spargroschen nicht wegnehmen lassen und wehrt sich mit Händen und Füßen. Richtiger: Mit Maschinenpistole und Köpfchen ...
Wie ein Räderwerk läuft die Handlung dieses Klassikers unerbittlich ab. Im kurzen Zeitraum von zwei Tagen brechen Welten zusammen, werden Existenzen vernichtet, und tun sich Chancen auf. Jean Gabin stiefelt unbeirrbar durch eine gnadenlose und zunehmend chaotischer werdende Welt, in der nur zwei Dinge zählen: Freundschaft und Geld. Max ist schon lang im Geschäft, er kennt alles und jeden, und er kennt vor allem seine Freunde. Er weiß, dass er Frauen und Geschäft niemals miteinander vermischen darf, etwas, was Jüngere oft noch nicht wissen, und leider eben auch sein alter Freund Riton nicht. Durch dessen Großmannssucht gegenüber der süßen Josy setzt Riton einen Countdown in Betrieb, der unweigerlich mit dem Tod vieler Beteiligten enden muss. Dabei kommt es zu einigen heftigen Gewaltausbrüchen, und sogar für die Frauen setzt es geharnischte Ohrfeigen.
1954, da war das Kriegsende gerade mal 9 Jahre her und die Charaktere im Film sind fast alle etwas älter. Alt genug auf jeden Fall um im Krieg gewesen zu sein, und die Härte, welche die Gangster an den Tag legen, zu erklären. Die Härte, und aber auch die Kompromisslosigkeit, mit der die eigenen Ziele verfolgt werden. Der junge Fifi wird mal eben schnell im Keller angekettet damit er zum Sprechen gebracht werden kann, und Max verteilt sehr großzügig knallharte Ohrfeigen an den Damen und auch den anwesenden Herren, um herauszubekommen was mit seinem Freund passiert ist. Vornehme Zurückhaltung oder der Einsatz von psychologischen Tricks, so etwas gibt es hier nicht. Das einzige was zählt ist hartes und effizientes Durchsetzungsvermögen. Ich schlage härter zu als Du, also bekomme ich was ich will. Gewalt als legitimes Mittel – Etwas, was ich persönlich nicht unbedingt im Frankreich der frühen 50er-Jahre verortet hätte.
Wenn es an die Schlussabrechnung geht, kommen sowohl die Bewaffnung als auch der Wille zur Benutzung sichtlich noch aus dem Krieg, und es ist auch klar zu erkennen, dass Max nicht das erste Mal hinter einem Maschinengewehr liegt. Auch hier ist wieder diese Härte zu spüren – Die bösen Gangster wollten die guten Gangster linken, und das Problem kann nur durch exzessiven Einsatz von Gewalt aus der Welt geschafft werden. Handgranaten, Maschinengewehre ... Kein Wunder, dass die französische Polizei allerspätestens in den 70ern begann, einen erheblich härteren Kurs gegenüber den Kriminellen zu fahren. Wobei, in Jacques Derays FLIC STORY wird der Kriminelle Jean-Louis Trintingnant bereits zum Ende der 40er recht rüde behandelt. Auch dies sicher ein Überbleibsel des Krieges ...
So oder so ist WENN ES NACHT WIRD.. eine harte und exakt erzählte Moritat. Eine Reise an das Ende der Nacht, die von der wunderbaren Schwarzweiss-Fotografie Pierre Montazels erstklassig bebildert wird, die mit dem Reiseführer Jean Gabin einen herrlich lakonischen, heute würde man sagen coolen, Hund bietet, die sogar nackte Frauen durch das Bild laufen lässt, und die menschliche Abgründe neben moralische Höhepunkte hält, und damit mal eben ganz unauffällig ein Bild einer Parallelgesellschaft zeichnet, mit dem man im Rückblick zu dieser Zeit nicht gerechnet hätte. Und dabei erstklassig unterhält.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
The Deaths of Ian Stone (Dario Piana, 2007) 5/10
Ian stellt mit Schrecken fest, dass er gejagt wird, und die Jagd auf ihn immer wieder tödlich für ihn ausgeht. Mit seinem Tod allerdings wacht er in einem anderen Leben wieder auf. Stets um 17:02, und stets mit den Erinnerungen an die früheren Leben. Alles verändert sich: Mal ist er Eishockeystar auf dem College, mal Büroangestellter, mal ein Junkie. Die einzige Konstante ist Jenny, die immer wieder seinen Weg kreuzt, und immer in einer Beziehung zu ihm steht. Und dann ist da noch dieser ältere Mann, der allen Ernstes behauptet, dass er, Ian, von Dämonen gejagt wird, und dass ihm diese Dämonen ein Geheimnis entlocken wollen – Das Geheimnis der Liebe …
Klingt eigenartig? Ist eigenartig. Was als eine Art Murmeltiertag für Selbstmordfans beginnt, schaut dann irgendwann aus als ob die Nazgûl aus DER HERR DER RINGE mit den Eigenschaften der Dementoren aus HARRY POTTER in der MATRIX den BUTTERFLY EFFEKT machen. Die Dämonen selber sind dabei sehr eindrucksvoll, und die Tricks, um die Kerlchen zum Leben zu erwecken, machen ordentlich was her. Was allerdings bei aller technischen Perfektion auf der Strecke bleibt ist eine ordentliche Story, die wenigstens halbwegs Sinn ergibt. Ich meine, bei einem Mystery-Stück mit Dämonen und multiplen Leben erwarte ich sicher keine realistisch-glaubwürdige Logik, aber ich hoffe halt doch auf Zusammenhänge und Abläufe, die in sich geschlossen und nachvollziehbar sind, und nicht nur aus stimmungsvollen Bildern bestehen. Aber es hapert halt einfach bereits mit der grundlegenden Prämisse, dass Dämonen sich zwar überall und jederzeit materialisieren können, teilweise aber Probleme haben einen Gejagten zu finden oder gar durch eine Holztür zu brechen. Und die Ausgangssituation, dass die Dämonen jemanden immer und immer wieder töten um ihm ein Geheimnis zu entlocken – Ääh, wo ist das Problem? Das, was die Oberjägerin im Krankenhaus mit Ian Stone anstellt (nein, tut mir leid, kein dämonisch aufregender Sex), das ist boshaft und dürfte irgendwann vermutlich sehr wohl zum gewünschten Ergebnis führen, aber den Kerl immer und immer wieder vor ein Auto oder eine U-Bahn zu schubsen, ist das wirklich zielführend?
Nein, die magere Geschichte überzeugt mich leider gar nicht, und ich bin normalerweise sehr wohl fähig und willens, vollkommen idiotische Stories zu akzeptieren, so man ihnen folgen kann. Was hier eben nicht der Fall ist. Was sehr schön ist sind wie erwähnt die Bilder und die Effekte, was aber leider beides von der stereotypen Konservenmusik wieder ein wenig zunichte gemacht wird. Und von Hauptdarsteller Mike Vogel, der einfach nicht so richtig überzeugen mag in seiner Rolle als von der Hölle Gehetzter. Ein wenig zu jungenhaft und zu blass um schlussendlich zu überzeugen, und das Showdown zwischen den Dämonen, wo Vogel dann mal aufdrehen darf, ist hübsch gemacht, aber leider zu kurz geraten. Bleibt die extrem aufregende und schwarzhaarig-abgründige Jaime Murray, die im engen Lackdress wie frisch aus der Matrix gekommen aussieht, und für ordentlich Stimmung mit dem Schlachtermesser sorgen darf und damit auch in Erinnerung bleiben wird.
Nett anzuschauende Mystery-Unterhaltung aus dem Fantasy-Baukasten für Sonntagnachmittag – Einmal gesehen, schon wieder vergessen. Der nächste Film und das nächste Leben bitte …
Ian stellt mit Schrecken fest, dass er gejagt wird, und die Jagd auf ihn immer wieder tödlich für ihn ausgeht. Mit seinem Tod allerdings wacht er in einem anderen Leben wieder auf. Stets um 17:02, und stets mit den Erinnerungen an die früheren Leben. Alles verändert sich: Mal ist er Eishockeystar auf dem College, mal Büroangestellter, mal ein Junkie. Die einzige Konstante ist Jenny, die immer wieder seinen Weg kreuzt, und immer in einer Beziehung zu ihm steht. Und dann ist da noch dieser ältere Mann, der allen Ernstes behauptet, dass er, Ian, von Dämonen gejagt wird, und dass ihm diese Dämonen ein Geheimnis entlocken wollen – Das Geheimnis der Liebe …
Klingt eigenartig? Ist eigenartig. Was als eine Art Murmeltiertag für Selbstmordfans beginnt, schaut dann irgendwann aus als ob die Nazgûl aus DER HERR DER RINGE mit den Eigenschaften der Dementoren aus HARRY POTTER in der MATRIX den BUTTERFLY EFFEKT machen. Die Dämonen selber sind dabei sehr eindrucksvoll, und die Tricks, um die Kerlchen zum Leben zu erwecken, machen ordentlich was her. Was allerdings bei aller technischen Perfektion auf der Strecke bleibt ist eine ordentliche Story, die wenigstens halbwegs Sinn ergibt. Ich meine, bei einem Mystery-Stück mit Dämonen und multiplen Leben erwarte ich sicher keine realistisch-glaubwürdige Logik, aber ich hoffe halt doch auf Zusammenhänge und Abläufe, die in sich geschlossen und nachvollziehbar sind, und nicht nur aus stimmungsvollen Bildern bestehen. Aber es hapert halt einfach bereits mit der grundlegenden Prämisse, dass Dämonen sich zwar überall und jederzeit materialisieren können, teilweise aber Probleme haben einen Gejagten zu finden oder gar durch eine Holztür zu brechen. Und die Ausgangssituation, dass die Dämonen jemanden immer und immer wieder töten um ihm ein Geheimnis zu entlocken – Ääh, wo ist das Problem? Das, was die Oberjägerin im Krankenhaus mit Ian Stone anstellt (nein, tut mir leid, kein dämonisch aufregender Sex), das ist boshaft und dürfte irgendwann vermutlich sehr wohl zum gewünschten Ergebnis führen, aber den Kerl immer und immer wieder vor ein Auto oder eine U-Bahn zu schubsen, ist das wirklich zielführend?
Nein, die magere Geschichte überzeugt mich leider gar nicht, und ich bin normalerweise sehr wohl fähig und willens, vollkommen idiotische Stories zu akzeptieren, so man ihnen folgen kann. Was hier eben nicht der Fall ist. Was sehr schön ist sind wie erwähnt die Bilder und die Effekte, was aber leider beides von der stereotypen Konservenmusik wieder ein wenig zunichte gemacht wird. Und von Hauptdarsteller Mike Vogel, der einfach nicht so richtig überzeugen mag in seiner Rolle als von der Hölle Gehetzter. Ein wenig zu jungenhaft und zu blass um schlussendlich zu überzeugen, und das Showdown zwischen den Dämonen, wo Vogel dann mal aufdrehen darf, ist hübsch gemacht, aber leider zu kurz geraten. Bleibt die extrem aufregende und schwarzhaarig-abgründige Jaime Murray, die im engen Lackdress wie frisch aus der Matrix gekommen aussieht, und für ordentlich Stimmung mit dem Schlachtermesser sorgen darf und damit auch in Erinnerung bleiben wird.
Nett anzuschauende Mystery-Unterhaltung aus dem Fantasy-Baukasten für Sonntagnachmittag – Einmal gesehen, schon wieder vergessen. Der nächste Film und das nächste Leben bitte …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
Kasimir der Kuckuckskleber (Hans Billian, 1977) 7/10
Frau Waldmann hat 875 und 23 Pfennige Schulden, Fr. Berger 265 Mark, und Larissa Holm hat sich gar einen Pelzmantel für 2.800 Mark gekauft ohne diese Summe jemals zu zahlen. Jetzt steht der Gerichtsvollzieher Kasimir Zwickelhuber vor der Tür und guter Rat ist teuer. Was tun? Kasimir hat gottseidank einen Ausweg: Die Damen lassen sich verauktionieren, und der Versteigerungsbetrag geht an den Zahlungsempfänger. Selbstverständlich muss Kasimir vorher eingehend prüfen, wie denn die Qualitäten der Frauen so sind: Länge und Enge, Feuchtigkeit, Mundfertigkeit, alles muss getestet werden, ob denn die Schulden damit bezahlt werden können. Bei Sigrid gibt es ein Problem, denn Sigrid ist lesbisch, aber ihre Freundin überredet sie mal auszuprobieren, worin denn der Unterschied zwischen dem Gummidildo im Schrank und dem Gerät vom Kasimir wohl bestehen mag. Uff, wieder zwei Frauen für die Männerwelt gerettet …
Es kommt zur Auktion, und letzten Endes haben alle etwas davon: Die Frauen haben viel Spaß und sind ihre Schulden los, die anwesenden Bieter haben ebenfalls viel Spaß, und das Pelzhaus bekommt sein Geld. Doch da platzt der Mann von Frau Berger in die Veranstaltung, und der versteht überhaupt keinen Spaß wenn er sieht, dass seine ehrenwerte Frau („Ich bin anständig und mache das Licht aus bei den ehelichen Pflichten.“) gleich zwei Schwänze auf einmal bedient. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung. Eine Art königlich-bayerisches Amtsgericht für Erwachsene …
Viel Humor, sehr viel Sex, und mit Patricia Rhomberg, Ginny Noack, Jane Iwanoff und Anita Andic als Richterin ausgesprochen gutaussehende und zeigefreudige Damen. Auch die Herren sind alles andere als schlecht aussehend, und selbst wenn man sich bei der ersten Szene noch vorkommt wie in einem x-beliebigen Film von Erwin C. Dietrich, weht ab dem Auftritt von Frau Rhomberg bereits ein ganz anderer Wind durch die Stube. Es wird schwül, sexy, und geht auch ziemlich zur Sache. Dazu einiges an brachialen Onelinern („Meine Frau ist nämlich ziemlich dusselig, wissen Sie.“), und dabei fällt insgesamt auf, dass KASIMIR niemals ins Klamaukige abdriftet. Trotz der ange-münchnerten Synchro ist der Film kein krachledern-alpenländischer Oberbayern-Humor, sondern es werden schlüpfrige und zotige Witze zum Besten gegeben, die seltsamerweise auch nach über 40 Jahren meistens noch recht komisch sind.
KASIMIR macht einfach riesig Spaß, er geilt auf, und die Frauen sind traumhaft schön. Wer daran kein Gefallen findet, der kann sich zumindest an The most terrific Inneneinrichtungen from Hell delektieren – So bunt waren damals deutsche Wohnungen. Am Bemerkenswertesten allerdings ist das Frauenbild, das aus der damaligen Zeit transportiert wird: Hr. Berger kommt mit einem Freund nach Hause und meint „Warten Sie bitte einen Moment ich suche meine Frau damit sie uns Kaffee kocht.“ Doch die Frau ist nicht da! Er sucht in allen Zimmern, und sein Ruf „Ursula!!“ hat einen Tonfall der klar impliziert, dass es gleich was setzt wenn sie nicht schnurstracks erscheint. Der Gedanke, den Kaffee selber aufzusetzen, kommt gar nicht. Frau hat da zu sein wenn Mann es will. Eine erschreckende Szene, welche die damalige Zeit innerhalb des Bürgertums gut reflektiert. Mein Gott was geht es uns (Männlein und Weiblein) über 40 Jahre später gut!!!
Frau Waldmann hat 875 und 23 Pfennige Schulden, Fr. Berger 265 Mark, und Larissa Holm hat sich gar einen Pelzmantel für 2.800 Mark gekauft ohne diese Summe jemals zu zahlen. Jetzt steht der Gerichtsvollzieher Kasimir Zwickelhuber vor der Tür und guter Rat ist teuer. Was tun? Kasimir hat gottseidank einen Ausweg: Die Damen lassen sich verauktionieren, und der Versteigerungsbetrag geht an den Zahlungsempfänger. Selbstverständlich muss Kasimir vorher eingehend prüfen, wie denn die Qualitäten der Frauen so sind: Länge und Enge, Feuchtigkeit, Mundfertigkeit, alles muss getestet werden, ob denn die Schulden damit bezahlt werden können. Bei Sigrid gibt es ein Problem, denn Sigrid ist lesbisch, aber ihre Freundin überredet sie mal auszuprobieren, worin denn der Unterschied zwischen dem Gummidildo im Schrank und dem Gerät vom Kasimir wohl bestehen mag. Uff, wieder zwei Frauen für die Männerwelt gerettet …
Es kommt zur Auktion, und letzten Endes haben alle etwas davon: Die Frauen haben viel Spaß und sind ihre Schulden los, die anwesenden Bieter haben ebenfalls viel Spaß, und das Pelzhaus bekommt sein Geld. Doch da platzt der Mann von Frau Berger in die Veranstaltung, und der versteht überhaupt keinen Spaß wenn er sieht, dass seine ehrenwerte Frau („Ich bin anständig und mache das Licht aus bei den ehelichen Pflichten.“) gleich zwei Schwänze auf einmal bedient. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung. Eine Art königlich-bayerisches Amtsgericht für Erwachsene …
Viel Humor, sehr viel Sex, und mit Patricia Rhomberg, Ginny Noack, Jane Iwanoff und Anita Andic als Richterin ausgesprochen gutaussehende und zeigefreudige Damen. Auch die Herren sind alles andere als schlecht aussehend, und selbst wenn man sich bei der ersten Szene noch vorkommt wie in einem x-beliebigen Film von Erwin C. Dietrich, weht ab dem Auftritt von Frau Rhomberg bereits ein ganz anderer Wind durch die Stube. Es wird schwül, sexy, und geht auch ziemlich zur Sache. Dazu einiges an brachialen Onelinern („Meine Frau ist nämlich ziemlich dusselig, wissen Sie.“), und dabei fällt insgesamt auf, dass KASIMIR niemals ins Klamaukige abdriftet. Trotz der ange-münchnerten Synchro ist der Film kein krachledern-alpenländischer Oberbayern-Humor, sondern es werden schlüpfrige und zotige Witze zum Besten gegeben, die seltsamerweise auch nach über 40 Jahren meistens noch recht komisch sind.
KASIMIR macht einfach riesig Spaß, er geilt auf, und die Frauen sind traumhaft schön. Wer daran kein Gefallen findet, der kann sich zumindest an The most terrific Inneneinrichtungen from Hell delektieren – So bunt waren damals deutsche Wohnungen. Am Bemerkenswertesten allerdings ist das Frauenbild, das aus der damaligen Zeit transportiert wird: Hr. Berger kommt mit einem Freund nach Hause und meint „Warten Sie bitte einen Moment ich suche meine Frau damit sie uns Kaffee kocht.“ Doch die Frau ist nicht da! Er sucht in allen Zimmern, und sein Ruf „Ursula!!“ hat einen Tonfall der klar impliziert, dass es gleich was setzt wenn sie nicht schnurstracks erscheint. Der Gedanke, den Kaffee selber aufzusetzen, kommt gar nicht. Frau hat da zu sein wenn Mann es will. Eine erschreckende Szene, welche die damalige Zeit innerhalb des Bürgertums gut reflektiert. Mein Gott was geht es uns (Männlein und Weiblein) über 40 Jahre später gut!!!
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
Mit Vollgas nach San Fernando (Buddy van Horn, 1980) 5/10
Das Leben von Philo Beddoe könnte nicht schöner sein: Er entschließt sich mit dem illegalen Bareknuckle-Boxen aufzuhören, seine geliebte Lynn kommt wieder zurück zu ihm, und irgendwie fügt sich alles harmonisch ineinander. Aber da bekommt er ein Angebot, für 25.000 Dollar noch einmal zu boxen. Gegen den Ostküsten-Profi Jack Wilson, der dafür bekannt ist, seine Gegner zu Krüppeln zu schlagen oder sie gleich zu töten. Hinter Wilson steht ein Gangster-Syndikat, und wenn ein kleines Licht wie Philo Beddoe zuerst zusagt und dann aber den geleisteten Vorschuss wieder zurückgibt, dann verstehen die überhaupt keinen Spaß: Lynn wird gekidnappt um Philo zum Kämpfen zu zwingen.
Herr im Himmel, Du hast so viele gute Männer aus Erde erschaffen. Warum meine aus Scheiße?
Der erste Teil, DER MANN AUS SAN FERNANDO, war eine richtig gute Komödie rund um einfache aber sympathische Menschen. Bier trinken, Frauen aufreißen, boxen, und einfach versuchen möglichst sorgenfrei zu leben und Spaß zu haben. Ein liebevoller Blick auf die oft so geschmähten Rednecks und ihre Problemchen und kleinen Freuden.
VOLLGAS hängt sich an diesen ersten Teil dran, und genau dort beginnen die Probleme. Der Film ist nicht eigenständig, sondern wärmt die Gags aus dem ersten Teil wieder auf, ohne wirklich etwas Neues dazu beizutragen. Der Orang-Utan Clyde hat Liebesnöte und Philo hilft ihm dabei, seine Herzensdame ins Bett zu bekommen? Hatten wir schon mal. Philo ist zu oft mit Clyde zusammen und übernimmt dessen Eigenarten? War im ersten Teil ebenfalls dabei (und dort bedeutend spontaner und damit komischer). Die Gang der Schwarzen Witwen macht Jagd auf Philo und wird von Mal zu Mal mehr durch den Kakao (bzw. durch den Teer) gezogen? Auch nichts Neues unter der kalifornischen Sonne. Es wird geboxt, und Philo gewinnt immer? Ja wie denn sonst …? Ach ja, und gruselige Country-Musik wird auch wieder jede Menge geboten. Geoffrey Lewis, der als Freund Orville im ersten Teil für viel knautschgesichtige Komik gesorgt hat, geht hier weitgehend unter, und auch Ruth Gordon als Ma kann nicht wirklich Akzente setzen, was vielleicht aber auch an der nervigen deutschen Synchro liegen mag. Selbst Clyde wiederholt teilweise seine Witze aus dem ersten Teil, und er ist dabei noch das Highlight und bringt den Zuschauer noch am ehesten zum Lachen.
Die Rahmenhandlung um die Gangster ist plattitüdenhaft und nett, birgt aber ebenfalls keine Überraschungen, allerdings sind hier diejenigen Actionszenen zu finden die noch am ehesten für Aufregung sorgen. Philos Prügeleien sind, mit Ausnahme der Schlacht in der Kneipe, Standard, und der Schlusskampf mit Wilson ist dann sogar ein gutes Stück zu lang geraten. Oder zumindest zu wenig abwechslungsreich für die Länge …
Nein, so richtig Freude mag nicht aufkommen. Gut gemeint, aber nicht richtig gut gemacht …
Das Leben von Philo Beddoe könnte nicht schöner sein: Er entschließt sich mit dem illegalen Bareknuckle-Boxen aufzuhören, seine geliebte Lynn kommt wieder zurück zu ihm, und irgendwie fügt sich alles harmonisch ineinander. Aber da bekommt er ein Angebot, für 25.000 Dollar noch einmal zu boxen. Gegen den Ostküsten-Profi Jack Wilson, der dafür bekannt ist, seine Gegner zu Krüppeln zu schlagen oder sie gleich zu töten. Hinter Wilson steht ein Gangster-Syndikat, und wenn ein kleines Licht wie Philo Beddoe zuerst zusagt und dann aber den geleisteten Vorschuss wieder zurückgibt, dann verstehen die überhaupt keinen Spaß: Lynn wird gekidnappt um Philo zum Kämpfen zu zwingen.
Herr im Himmel, Du hast so viele gute Männer aus Erde erschaffen. Warum meine aus Scheiße?
Der erste Teil, DER MANN AUS SAN FERNANDO, war eine richtig gute Komödie rund um einfache aber sympathische Menschen. Bier trinken, Frauen aufreißen, boxen, und einfach versuchen möglichst sorgenfrei zu leben und Spaß zu haben. Ein liebevoller Blick auf die oft so geschmähten Rednecks und ihre Problemchen und kleinen Freuden.
VOLLGAS hängt sich an diesen ersten Teil dran, und genau dort beginnen die Probleme. Der Film ist nicht eigenständig, sondern wärmt die Gags aus dem ersten Teil wieder auf, ohne wirklich etwas Neues dazu beizutragen. Der Orang-Utan Clyde hat Liebesnöte und Philo hilft ihm dabei, seine Herzensdame ins Bett zu bekommen? Hatten wir schon mal. Philo ist zu oft mit Clyde zusammen und übernimmt dessen Eigenarten? War im ersten Teil ebenfalls dabei (und dort bedeutend spontaner und damit komischer). Die Gang der Schwarzen Witwen macht Jagd auf Philo und wird von Mal zu Mal mehr durch den Kakao (bzw. durch den Teer) gezogen? Auch nichts Neues unter der kalifornischen Sonne. Es wird geboxt, und Philo gewinnt immer? Ja wie denn sonst …? Ach ja, und gruselige Country-Musik wird auch wieder jede Menge geboten. Geoffrey Lewis, der als Freund Orville im ersten Teil für viel knautschgesichtige Komik gesorgt hat, geht hier weitgehend unter, und auch Ruth Gordon als Ma kann nicht wirklich Akzente setzen, was vielleicht aber auch an der nervigen deutschen Synchro liegen mag. Selbst Clyde wiederholt teilweise seine Witze aus dem ersten Teil, und er ist dabei noch das Highlight und bringt den Zuschauer noch am ehesten zum Lachen.
Die Rahmenhandlung um die Gangster ist plattitüdenhaft und nett, birgt aber ebenfalls keine Überraschungen, allerdings sind hier diejenigen Actionszenen zu finden die noch am ehesten für Aufregung sorgen. Philos Prügeleien sind, mit Ausnahme der Schlacht in der Kneipe, Standard, und der Schlusskampf mit Wilson ist dann sogar ein gutes Stück zu lang geraten. Oder zumindest zu wenig abwechslungsreich für die Länge …
Nein, so richtig Freude mag nicht aufkommen. Gut gemeint, aber nicht richtig gut gemacht …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
Das Ungeheuer von London-City (Edwin Zbonek, 1964) 6/10
Der Ripper geht in London um, und wie sein historisches Vorbild schlitzt er in den dunklen Nächten des East Ends die leichten Mädchen auf. Gleichzeitig spielt der Schauspieler Richard Sand jeden Abend im Theater Jack the Ripper, und da Richard psychisch sowieso etwas labil ist, weiß er selber nicht so genau, ob er nun des Nächtens Damen meuchelt, oder ob nicht. Sein Freund, der Kriminalarzt Dr. Morely Greely versucht ihn im Gleichgewicht zu halten, aber die Verfolger, allen voran Kriminalinspektor Dorn, rücken immer schneller immer näher. Seine Geliebte Ann hält zu ihm, und die stellt auch fest, dass ihr eigener Onkel, der das Theaterstück am liebsten verbieten möchte, dass der an den Abenden, an den die Mädchen ermordet werden, heimlich aus dem Haus verschwindet …
Und heute Abend wieder in alter Form beim Mordgeschäft!
Eigentlich, ja eigentlich wäre UNGEHEUER einer von vielen Krimis von der Stange, die in dieser Zeit gedreht wurden. Die Rialto machte es vor, und Atze Brauner mit seiner CCC machte es nach. Das Publikum freute es, wurde es doch mit viel Krimiware ausreichend beliefert, und dass die Geschichten mehr oder weniger Stangenware waren, das fiel in den Zeiten vor dem Heimkino sowieso eher weniger auf.
Uneigentlich aber bietet UNGEHEUER die kleinen Besonderheiten. Diejenigen Dinge, die aus einem 08/15-Reißer etwas Besonderes machen können. Schon in der frühen Szene in der Garderobe Richards haut Regisseur Zbonek uns das Wort Ripper gleich im Dutzend um die Ohren, und immer mit dem Gesicht von Hansjörg Felmy darunter. Und oft noch das verschlossene Gesicht des obskuren Dieners daneben. Oder der wunderbare Monolog von Kai Fischer, die als leichtes Mädchen vom Inspektor vorgeladen wird, und sich wundert was seine Fragen sollen. Ob sie die Tote kenne? Natürlich kennt sie sie, deswegen wurde sie doch schließlich vorgeladen. Oder möchte der Herr Inspektor vielleicht etwas ganz anderes von ihr? Und dann lamentiert sie ganz verdrießlich darüber, dass es ja nach Aussage des Inspektors „nur“ zwei tote Prostituierte hat … Sehr nett ist auch der Anfangsmord – Man beachte, mit welcher Grazie die Sterbende nach wie vor ihre Zigarette zwischen den Fingern hält …
Viele eindrückliche Szenen, die eben von den Kleinigkeiten leben. Das Atemanhalten, als der Teddy des kleinen Kindes genau vor die Füße des Mörders fällt, und dieser weiß dass da ein Zeuge ist der weg muss. Oder die Verfolgungsjagd des Mörders auf eine Hure entlang einer leeren Straße, unterlegt von einer gigantisch dunklen Melodie, die könnte so auch aus einem klassischen Film Noir aus Hollywood stammen. Und überhaupt, diese Musik: Martin Böttcher scheint zwar schon öfters mal seinen eigenen WINNETOU abzukupfern, aber ansonsten entpuppt er sich als der bessere Peter Thomas. Statt mit schrillem Beat und atemlosen Gezische setzt er auf Stimmung und Sentiment, und untermalt die nicht immer fesselnde Handlung erstklassig.
Denn die Handlung, nun ja, wie soll ich es sagen … Der wahre Mörder ist leider sehr früh bekannt, beziehungsweise wird das Motiv, und damit in der Schlussfolgerung eben auch der Mörder, sehr früh bekannt gemacht, was dem Film ein wenig die Puste nimmt. Die vielen roten Heringe sind schön anzuschauen, aber man merkt eben sehr deutlich welches die Heringe sind und wer der wahre Alligator im Teich ist. Bis zum handlungstechnisch vertrackten Giallo der Italiener wird es noch ein wenig dauern, aber UNGEHEUER halte ich für einen der Filme, die ganz klar die Richtung zum Giallo vorgegeben haben. Die schwarze und unförmige Kleidung, die dunkle Stimmung, das Aufschlitzen der Mädchen, das Rasiermesser als Penetrationsmöglichkeit, und einmal rennt sogar eine nackte Dame durch das Bild. Wobei gerade die Bilder des Mörders manchmal an alte US-amerikanische Gruselfilme erinnern. DER UNSICHTBARE und so … Furchterregend ist auch der Lynchmob am Ende, der Richard Sand durch ein Abbruchhaus jagt, gierig nach Blut und Tod. Eine klaustrophobisch beeindruckende Szene, bei der nur durch ihre Entstehungszeit klar ist wie sie endet, und die unheimlichen(!) Eindruck macht.
Insgesamt unterhält UNGEHEUER über weite Strecken recht gut. Hansjörg Felmy gibt den Psychopathen mit großem Einsatz, und ergänzt sich mit Dietmar Schönherr als nüchternem Morely erstklassig. Peer Schmidt und Chariklia Baxevanos haben als schusseliges Detektivpärchen die Aufgabe komisch zu sein, nerven aber leider sehr viel. Wobei auffällig ist, dass oft direkt nach der sehr anstrengenden Baxevanos Marianne Koch geschnitten wird, die mit ihrer kühlen und ruhigen Art gleich noch viel sympathischer wirkt und möglicherweise verhindern sollte, das die Leute wegen der Schmidt/Baxevanos-Kombination aus dem Kino flüchten. Koch wirkt nicht so nervenzerfressen wie die Heroinen bei der Rialto es so oft waren, sondern ist eine starke Frau mit, leider, viel zu wenig Aufgabe im Film. Und ihr erster Aufritt im raffiniert Geschlitzten (sorry für das Wortspiel) zeigt eine sexy Marianne, die mir so noch nicht bekannt war
Und sonst? Die Kameraarbeit ist hervorragend und bietet einige exquisite Momente großer Filmarbeit, und zusammen mit der Musik durchzieht ein grundlegend düsterer Ernst den Film, trotz der doofen Detektive. Wenn doch nur die Kriminalhandlung ein klein wenig trickreicher wäre …
Der Ripper geht in London um, und wie sein historisches Vorbild schlitzt er in den dunklen Nächten des East Ends die leichten Mädchen auf. Gleichzeitig spielt der Schauspieler Richard Sand jeden Abend im Theater Jack the Ripper, und da Richard psychisch sowieso etwas labil ist, weiß er selber nicht so genau, ob er nun des Nächtens Damen meuchelt, oder ob nicht. Sein Freund, der Kriminalarzt Dr. Morely Greely versucht ihn im Gleichgewicht zu halten, aber die Verfolger, allen voran Kriminalinspektor Dorn, rücken immer schneller immer näher. Seine Geliebte Ann hält zu ihm, und die stellt auch fest, dass ihr eigener Onkel, der das Theaterstück am liebsten verbieten möchte, dass der an den Abenden, an den die Mädchen ermordet werden, heimlich aus dem Haus verschwindet …
Und heute Abend wieder in alter Form beim Mordgeschäft!
Eigentlich, ja eigentlich wäre UNGEHEUER einer von vielen Krimis von der Stange, die in dieser Zeit gedreht wurden. Die Rialto machte es vor, und Atze Brauner mit seiner CCC machte es nach. Das Publikum freute es, wurde es doch mit viel Krimiware ausreichend beliefert, und dass die Geschichten mehr oder weniger Stangenware waren, das fiel in den Zeiten vor dem Heimkino sowieso eher weniger auf.
Uneigentlich aber bietet UNGEHEUER die kleinen Besonderheiten. Diejenigen Dinge, die aus einem 08/15-Reißer etwas Besonderes machen können. Schon in der frühen Szene in der Garderobe Richards haut Regisseur Zbonek uns das Wort Ripper gleich im Dutzend um die Ohren, und immer mit dem Gesicht von Hansjörg Felmy darunter. Und oft noch das verschlossene Gesicht des obskuren Dieners daneben. Oder der wunderbare Monolog von Kai Fischer, die als leichtes Mädchen vom Inspektor vorgeladen wird, und sich wundert was seine Fragen sollen. Ob sie die Tote kenne? Natürlich kennt sie sie, deswegen wurde sie doch schließlich vorgeladen. Oder möchte der Herr Inspektor vielleicht etwas ganz anderes von ihr? Und dann lamentiert sie ganz verdrießlich darüber, dass es ja nach Aussage des Inspektors „nur“ zwei tote Prostituierte hat … Sehr nett ist auch der Anfangsmord – Man beachte, mit welcher Grazie die Sterbende nach wie vor ihre Zigarette zwischen den Fingern hält …
Viele eindrückliche Szenen, die eben von den Kleinigkeiten leben. Das Atemanhalten, als der Teddy des kleinen Kindes genau vor die Füße des Mörders fällt, und dieser weiß dass da ein Zeuge ist der weg muss. Oder die Verfolgungsjagd des Mörders auf eine Hure entlang einer leeren Straße, unterlegt von einer gigantisch dunklen Melodie, die könnte so auch aus einem klassischen Film Noir aus Hollywood stammen. Und überhaupt, diese Musik: Martin Böttcher scheint zwar schon öfters mal seinen eigenen WINNETOU abzukupfern, aber ansonsten entpuppt er sich als der bessere Peter Thomas. Statt mit schrillem Beat und atemlosen Gezische setzt er auf Stimmung und Sentiment, und untermalt die nicht immer fesselnde Handlung erstklassig.
Denn die Handlung, nun ja, wie soll ich es sagen … Der wahre Mörder ist leider sehr früh bekannt, beziehungsweise wird das Motiv, und damit in der Schlussfolgerung eben auch der Mörder, sehr früh bekannt gemacht, was dem Film ein wenig die Puste nimmt. Die vielen roten Heringe sind schön anzuschauen, aber man merkt eben sehr deutlich welches die Heringe sind und wer der wahre Alligator im Teich ist. Bis zum handlungstechnisch vertrackten Giallo der Italiener wird es noch ein wenig dauern, aber UNGEHEUER halte ich für einen der Filme, die ganz klar die Richtung zum Giallo vorgegeben haben. Die schwarze und unförmige Kleidung, die dunkle Stimmung, das Aufschlitzen der Mädchen, das Rasiermesser als Penetrationsmöglichkeit, und einmal rennt sogar eine nackte Dame durch das Bild. Wobei gerade die Bilder des Mörders manchmal an alte US-amerikanische Gruselfilme erinnern. DER UNSICHTBARE und so … Furchterregend ist auch der Lynchmob am Ende, der Richard Sand durch ein Abbruchhaus jagt, gierig nach Blut und Tod. Eine klaustrophobisch beeindruckende Szene, bei der nur durch ihre Entstehungszeit klar ist wie sie endet, und die unheimlichen(!) Eindruck macht.
Insgesamt unterhält UNGEHEUER über weite Strecken recht gut. Hansjörg Felmy gibt den Psychopathen mit großem Einsatz, und ergänzt sich mit Dietmar Schönherr als nüchternem Morely erstklassig. Peer Schmidt und Chariklia Baxevanos haben als schusseliges Detektivpärchen die Aufgabe komisch zu sein, nerven aber leider sehr viel. Wobei auffällig ist, dass oft direkt nach der sehr anstrengenden Baxevanos Marianne Koch geschnitten wird, die mit ihrer kühlen und ruhigen Art gleich noch viel sympathischer wirkt und möglicherweise verhindern sollte, das die Leute wegen der Schmidt/Baxevanos-Kombination aus dem Kino flüchten. Koch wirkt nicht so nervenzerfressen wie die Heroinen bei der Rialto es so oft waren, sondern ist eine starke Frau mit, leider, viel zu wenig Aufgabe im Film. Und ihr erster Aufritt im raffiniert Geschlitzten (sorry für das Wortspiel) zeigt eine sexy Marianne, die mir so noch nicht bekannt war
Und sonst? Die Kameraarbeit ist hervorragend und bietet einige exquisite Momente großer Filmarbeit, und zusammen mit der Musik durchzieht ein grundlegend düsterer Ernst den Film, trotz der doofen Detektive. Wenn doch nur die Kriminalhandlung ein klein wenig trickreicher wäre …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
Josefine Mutzenbacher – wie sie wirklich war – 1. Teil (Hans Billian, 1976) 8/10
Ein wunderbar charmantes und offenherziges Sittenbild aus dem Wien der Jahrhundertwende? Im Prinzip ja, unter anderem, aber in erster Linie vor allem ein schön gefilmter und sexy daherkommender Porno mit ausgesprochen ansprechenden Darstellern, einer sehr abwechslungsreichen Handlung(!), und durch den Wiener Schmäh auch mit sehr viel Charme.
So, und jetzt moch ich's Dir mit der Hond, damit die liebe Seel' a Rua hot …(Oder so ähnlich)
Liebevoll ausgestattet und mit ordentlichen Schauspielern versehen, wird die eng an den Roman angelehnte (wahre?) Geschichte der Josefine Mutzenbacher erzählt, einer Wiener Edelhure eben um die Jahrhundertwende. Wobei sich dieser erste Teil, man ahnt es bei der Betitelung bereits, um die Jugendjahre dreht. Erste Erlebnisse mit dem Stiefbruder, die Entjungferung, und die Entdeckung, dass Sex einfach das Größte im Leben ist. Der Herr Pfarrer muss den Honigtopf von der Sünde sauber schlecken, der Logiergast kann bis zu fünfmal hintereinander, die Zenzi reitet ihre Kunden und verdrischt sie mit der Reitgerte, und erotische Fotografie ist bei einer Belichtungszeit von mehreren Sekunden gar nicht so einfach, wenn die Darsteller vor Geilheit nicht stillhalten mögen. Die Geschichten um den Stiefvater sind aus heutiger Sicht eher ein wenig grenzwertig einzuordnen, und die Episode um den Herr Pfarrer noch viel mehr. Kaum sieht der Pfarrer die schöne Josefine, springt ihm die Notzucht quasi aus dem Talar, und ihre Schulfreundin, und später auch der Polizist, bestätigt, dass der alte Bock es mit jeder seinem zum Beichten abkommandierten weiblichen Schützlinge treibt. Aus der Sicht des Jahres 1976 sicher komisch (und auch mit einer hinreißend lustigen Synchro unterlegt), aus Sicht des Jahres 2021 eher mit schmerzhaften Untertönen versehen.
Auf der anderen Seite hat es dann den Diener, der für seine Herrschaft die neuste Eroberung anbohrt („Ja Kruzitürken, das ist jetzt das zweite Mal dass Du a Madl vor mir vögelst. Beim dritten Mal fliegst Du!“). Oder den erotischen Fotografen, der seine eigene Frau als Modell einspannt, ihr aber verbietet, mehr als die Spitze des Gliedes zu berühren („Und ja nicht schlecken, hörst Du!“). Und sobald er sich umdreht um zur Kamera zu gehen, flupp, ist das Ding im Mund. Das ist sehr komisch rübergebracht, und da die Männer durch die Bank auch gut gebaut sind, vielleicht nicht immer die Hübschesten, aber in keinem einzigen Fall abstoßend, macht das richtig Spaß beim Zuschauen. Der Aufgeilfaktor ist enorm hoch, gerade weil so viel Natürlichkeit dabei ist, und die Mischung aus feiner Rede der Jahrhundertwende und vulgärer Sprache von heute ist köstlich und rettet so manche Situation vor der Peinlichkeit.
Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Sehr abwechslungsreich, sehr charmant, sehr sexy – Ja Herrschaftszeiten, was kann denn da noch schief gehen …? Das alte Leid, dass in solchen Filmen die Frauen nur für die Männer da zu sein haben, wird hier eine Zeitlang ad absurdum geführt durch die ständig geile Hauptdarstellerin, die sich die Männer nimmt wie sie sie braucht, und letzten Endes für ihr Vergnügen lebt. Und zumindest die wunderschöne und sehr natürliche Patricia Rhomberg ist ebenfalls mit viel Freude dabei: Beim Vierer mit ihrer Schulfreundin hat sie einen Heidenspaß daran, den Schniedelwutz aus ihrem Mund in das Gesicht ihrer Freundin schnalzen zu lassen. Nicht boshaft, sondern aus Freude an der Bewegung des Schwanzes, und jedesmal muss sie dabei lachen. Kaum vorzustellen, dass dieses schöne und liebevolle Lachen im Drehbuch stand … Und spätestens wenn sich die Mutzenbacherin am Ende des Films direkt an das Publikum wendet, lächelnd auf den zweiten Teil verweist (in dem sie, zu meinem größten Bedauern, nicht mehr mitspielen wird), und nebenher noch das Glied ihres Nebenmannes bis zum Höhepunkt bearbeitet („Ach Du Schreck, der sollte eigentlich erst im nächsten Film spritzen …“), spätestens dann kann man sich dem Liebreiz des Films nicht mehr verweigern, und möchte eigentlich am liebsten als nächstes Jess Francos HEISSE BERÜHRUNGEN einlegen: „Hallo, mein Name ist Lina Romay, und der Regisseur dachte es wäre eine gute Idee, dass ich mich hier präsentiere …“ Was für ein himmelweiter Unterschied zur heutigen Porno-Massenabfertigung …
Ein wunderbar charmantes und offenherziges Sittenbild aus dem Wien der Jahrhundertwende? Im Prinzip ja, unter anderem, aber in erster Linie vor allem ein schön gefilmter und sexy daherkommender Porno mit ausgesprochen ansprechenden Darstellern, einer sehr abwechslungsreichen Handlung(!), und durch den Wiener Schmäh auch mit sehr viel Charme.
So, und jetzt moch ich's Dir mit der Hond, damit die liebe Seel' a Rua hot …(Oder so ähnlich)
Liebevoll ausgestattet und mit ordentlichen Schauspielern versehen, wird die eng an den Roman angelehnte (wahre?) Geschichte der Josefine Mutzenbacher erzählt, einer Wiener Edelhure eben um die Jahrhundertwende. Wobei sich dieser erste Teil, man ahnt es bei der Betitelung bereits, um die Jugendjahre dreht. Erste Erlebnisse mit dem Stiefbruder, die Entjungferung, und die Entdeckung, dass Sex einfach das Größte im Leben ist. Der Herr Pfarrer muss den Honigtopf von der Sünde sauber schlecken, der Logiergast kann bis zu fünfmal hintereinander, die Zenzi reitet ihre Kunden und verdrischt sie mit der Reitgerte, und erotische Fotografie ist bei einer Belichtungszeit von mehreren Sekunden gar nicht so einfach, wenn die Darsteller vor Geilheit nicht stillhalten mögen. Die Geschichten um den Stiefvater sind aus heutiger Sicht eher ein wenig grenzwertig einzuordnen, und die Episode um den Herr Pfarrer noch viel mehr. Kaum sieht der Pfarrer die schöne Josefine, springt ihm die Notzucht quasi aus dem Talar, und ihre Schulfreundin, und später auch der Polizist, bestätigt, dass der alte Bock es mit jeder seinem zum Beichten abkommandierten weiblichen Schützlinge treibt. Aus der Sicht des Jahres 1976 sicher komisch (und auch mit einer hinreißend lustigen Synchro unterlegt), aus Sicht des Jahres 2021 eher mit schmerzhaften Untertönen versehen.
Auf der anderen Seite hat es dann den Diener, der für seine Herrschaft die neuste Eroberung anbohrt („Ja Kruzitürken, das ist jetzt das zweite Mal dass Du a Madl vor mir vögelst. Beim dritten Mal fliegst Du!“). Oder den erotischen Fotografen, der seine eigene Frau als Modell einspannt, ihr aber verbietet, mehr als die Spitze des Gliedes zu berühren („Und ja nicht schlecken, hörst Du!“). Und sobald er sich umdreht um zur Kamera zu gehen, flupp, ist das Ding im Mund. Das ist sehr komisch rübergebracht, und da die Männer durch die Bank auch gut gebaut sind, vielleicht nicht immer die Hübschesten, aber in keinem einzigen Fall abstoßend, macht das richtig Spaß beim Zuschauen. Der Aufgeilfaktor ist enorm hoch, gerade weil so viel Natürlichkeit dabei ist, und die Mischung aus feiner Rede der Jahrhundertwende und vulgärer Sprache von heute ist köstlich und rettet so manche Situation vor der Peinlichkeit.
Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Sehr abwechslungsreich, sehr charmant, sehr sexy – Ja Herrschaftszeiten, was kann denn da noch schief gehen …? Das alte Leid, dass in solchen Filmen die Frauen nur für die Männer da zu sein haben, wird hier eine Zeitlang ad absurdum geführt durch die ständig geile Hauptdarstellerin, die sich die Männer nimmt wie sie sie braucht, und letzten Endes für ihr Vergnügen lebt. Und zumindest die wunderschöne und sehr natürliche Patricia Rhomberg ist ebenfalls mit viel Freude dabei: Beim Vierer mit ihrer Schulfreundin hat sie einen Heidenspaß daran, den Schniedelwutz aus ihrem Mund in das Gesicht ihrer Freundin schnalzen zu lassen. Nicht boshaft, sondern aus Freude an der Bewegung des Schwanzes, und jedesmal muss sie dabei lachen. Kaum vorzustellen, dass dieses schöne und liebevolle Lachen im Drehbuch stand … Und spätestens wenn sich die Mutzenbacherin am Ende des Films direkt an das Publikum wendet, lächelnd auf den zweiten Teil verweist (in dem sie, zu meinem größten Bedauern, nicht mehr mitspielen wird), und nebenher noch das Glied ihres Nebenmannes bis zum Höhepunkt bearbeitet („Ach Du Schreck, der sollte eigentlich erst im nächsten Film spritzen …“), spätestens dann kann man sich dem Liebreiz des Films nicht mehr verweigern, und möchte eigentlich am liebsten als nächstes Jess Francos HEISSE BERÜHRUNGEN einlegen: „Hallo, mein Name ist Lina Romay, und der Regisseur dachte es wäre eine gute Idee, dass ich mich hier präsentiere …“ Was für ein himmelweiter Unterschied zur heutigen Porno-Massenabfertigung …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
Allein zu zweit (Claude Lelouch, 1979) 7/10
Graue Menschen in einer grauen Umgebung. Menschen die so viel Elend durchlitten haben, dass sie abgestumpft sind gegenüber allem was auch nur in die Nähe der Begriffe Glück oder Liebe kommen könnte. Verlorene und einsame Seelen auf der Suche nach dem Glück. Glück? Was ist das? Ist das da wo wir herkommen? Nein, da war keines, das hätte ich gesehen. Na dann schauen wir doch mal da drüben …
Manchmal gibt es Lebensläufe, bei denen die Menschen sofort verloren haben. Simon Lacassaigne ist der Sohn des Anführers der berüchtigten Citroën-Bande, und als solcher hatte er quasi die Verpflichtung, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Françoise ist eine Luxushure, die sich darauf verlegt hat mit reichen Männern ins Bett zu gehen, um sie hinterher von einem als Privatdetektiv auftretenden Bekannten fotografieren zu lassen und sie dann zu erpressen. Sowohl Simon wie auch Françoise müssen abtauchen und lernen sich auf einem einsamen Hof auf dem Land kennen. Aber auch dort werden sie von der Polizei aufgespürt, und sie müssen erneut flüchten. Weiter und weiter, immer die Polizei auf den Fersen, immer nur von Überfällen lebend und dadurch kann niemals die Spur verwischt werden. Eine Reise, die von Paris über Cannes und Le Havre bis nach Quebec und New York führen wird. Zumindest sollte sie das, denn der Weg ist weit, und es gibt viele Polizisten zwischen Cannes und New York. Und nicht nur Polizisten, denn wenn dann endlich mal alles gut läuft, dann fällt irgendeinem Arschloch bestimmt ein die wunderschöne Françoise blöd anzumachen, damit Simon gezwungen ist die Pistole zu ziehen. Aufzufallen. Und die Polizei aufmerksam zu machen …
Es ist eine weite Reise, die weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, weswegen sich Simon und Françoise irgendwann fast zwangsläufig näherkommen. Die Annäherung zweier sehr einsamer Seelen, die nichts haben außer sich selbst, wird von Großmeister Claude Lelouch in grauen und Bildern und narrativ sehr spröde umgesetzt, ist aber dabei tatsächlich spannender als man unterwegs merkt. Erst am Ziel, wenn man aus diesem immer ruhiger und grafisch trister werdenden Road Movie aufwacht, erst dann kann man feststellen, dass das Schicksal dieser beiden gepeinigten Menschen einem sehr nahe geht, und Claude Lelouch genau die richtigen Bilder und (Zwischen-) Töne dafür findet. Simon ist nicht unbedingt der knallharte Gangster als der er eingeführt wird, sondern durch den frühen Verlust seiner Eltern ein zutiefst verletzter Mensch, der Annäherungen frühzeitig und professionell abblockt. Knarre raus und Geld her, das ist seine Welt. Mehr kennt er auch gar nicht, zu etwas anderem hatte er nie eine Chance. Erst Françoise bricht diese Schale auf, ungewollt zwar, aber Simon erkennt in ihr, ohne es benennen zu können, eine Gleichgesinnte. Einen Menschen wie ihn. Einsam, hart, zurückgezogen. Françoise wurde nach einer Gruppenvergewaltigung so, ein Trauma, welches sie aus begreiflichen Gründen nie ablegen konnte. Auch sie hat einen Panzer um sich herum gebaut, sie besteht aus Hass und Kälte. Ihr erklärtes Ziel ist es, alle Männer zu vernichten. Punkt. Und Simon, ausgerechnet der harte und immer überlegen scheinende Simon, der immer einen Ausweg weiß und immer vorwärts drängt, überwindet den Stillstand in Françoise. Françoise erkennt in Simon ebenfalls einen Gleichgesinnten, und bei aller Abneigung gegen die Männer begreift sie, dass Hass und Liebe eigentlich das gleiche sind, es kommt nur auf die Ausprägung des Gegenübers an.
ALLEIN ZU ZWEIT ist eine Ballade über die Einsamkeit, eine Ode auf die graue und einförmige Umwelt, eine Einladung zu einer Reise durch Tristesse und Gewalt. Und wo der Film noch mit Blut und Schießerei und Lärm beginnt, da endet er mit einer hässlich-hypnotischen Ansicht von New York. Die Wellen haben sich gelegt, Ruhe kehrt ein, und auf Ruhe kann, hoffentlich, Frieden folgen. Erst zu diesem Zeitpunkt realisiert der Zuschauer, dass er einen ganz außergewöhnlichen Film gesehen hat. Eine Gangsterballade über zwei einsame Menschen. Einen romantischen Liebesfilm über Ausgestoßene der Gesellschaft. Von der ganzen Anlage und Stimmung her ein Film, der, so sprunghaft er zu Beginn, und so spröde er zum Ende daherkommt, von der Liebe zu den Menschen und zum Leben erzählt. Und dessen Tempo und Ausstrahlung mit seinen Hauptfiguren zusammen im Lauf der Reise eine unglaubliche Wandlung erfährt. Ein Zuhause finden. Zur Ruhe kommen. Ankommen …
Und noch etwas Besonderes hat ALLEIN ZU ZWEIT zu bieten: 1975 drehte Claude Lelouch die Gangsterballade DER GUTE UND DIE BÖSEN. Es geht um die Citroën-Bande, und in den männlichen Hauptrollen sind Jacques Dutronc und Jacques Villeret als Gründer dieser Gang zu sehen, die mit dem Polizisten Bruno Cremer ein langwährendes Katz und Maus-Spiel spielen. Der Grundton ist dabei zu Beginn sehr ausgelassen, mehr wie eine Gangsterkomödie, aber im Lauf des Films wird der Ton immer düsterer und brutaler, und das Ende ist ein schlimmer Schlag in die Magengrube des Zuschauers. In ALLEIN ZU ZWEIT, der in etwa dort ansetzt, wo DER GUTE UND DIE BÖSEN aufhört, spielen Dutronc und Villeret genau die gleichen Rollen wieder, Jaques Dutronc agiert hier sogar als der alte Gangster und als sein eigener Sohn! Eine große Geschichte über zwei Generationen und zwei Filme hinweg wird erzählt, und beide Male machen die Charaktere und die Zuschauer eine Entwicklung mit. Eine Reise, die in DER GUTE UND DIE BÖSEN in die Finsternis führt, und in ALLEIN ZU ZWEIT wieder ans Tageslicht zurückkommt. Eine Reise durch die Geschichte Frankreichs, aber auch durch die Entwicklung der Gesellschaft und ein paar ihrer Mitglieder.
Der Atem, den Lelouch mit diesen beiden Filmen zeigt, beeindruckt zutiefst. Und die Bilder in beiden Filmen noch viel mehr. ALLEIN ZU ZWEIT ist eine unbedingte Empfehlung für alle, die hinter den Bildern auch gerne gute Geschichten erzählt bekommen, mit denen man sich länger beschäftigen kann.
Graue Menschen in einer grauen Umgebung. Menschen die so viel Elend durchlitten haben, dass sie abgestumpft sind gegenüber allem was auch nur in die Nähe der Begriffe Glück oder Liebe kommen könnte. Verlorene und einsame Seelen auf der Suche nach dem Glück. Glück? Was ist das? Ist das da wo wir herkommen? Nein, da war keines, das hätte ich gesehen. Na dann schauen wir doch mal da drüben …
Manchmal gibt es Lebensläufe, bei denen die Menschen sofort verloren haben. Simon Lacassaigne ist der Sohn des Anführers der berüchtigten Citroën-Bande, und als solcher hatte er quasi die Verpflichtung, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Françoise ist eine Luxushure, die sich darauf verlegt hat mit reichen Männern ins Bett zu gehen, um sie hinterher von einem als Privatdetektiv auftretenden Bekannten fotografieren zu lassen und sie dann zu erpressen. Sowohl Simon wie auch Françoise müssen abtauchen und lernen sich auf einem einsamen Hof auf dem Land kennen. Aber auch dort werden sie von der Polizei aufgespürt, und sie müssen erneut flüchten. Weiter und weiter, immer die Polizei auf den Fersen, immer nur von Überfällen lebend und dadurch kann niemals die Spur verwischt werden. Eine Reise, die von Paris über Cannes und Le Havre bis nach Quebec und New York führen wird. Zumindest sollte sie das, denn der Weg ist weit, und es gibt viele Polizisten zwischen Cannes und New York. Und nicht nur Polizisten, denn wenn dann endlich mal alles gut läuft, dann fällt irgendeinem Arschloch bestimmt ein die wunderschöne Françoise blöd anzumachen, damit Simon gezwungen ist die Pistole zu ziehen. Aufzufallen. Und die Polizei aufmerksam zu machen …
Es ist eine weite Reise, die weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, weswegen sich Simon und Françoise irgendwann fast zwangsläufig näherkommen. Die Annäherung zweier sehr einsamer Seelen, die nichts haben außer sich selbst, wird von Großmeister Claude Lelouch in grauen und Bildern und narrativ sehr spröde umgesetzt, ist aber dabei tatsächlich spannender als man unterwegs merkt. Erst am Ziel, wenn man aus diesem immer ruhiger und grafisch trister werdenden Road Movie aufwacht, erst dann kann man feststellen, dass das Schicksal dieser beiden gepeinigten Menschen einem sehr nahe geht, und Claude Lelouch genau die richtigen Bilder und (Zwischen-) Töne dafür findet. Simon ist nicht unbedingt der knallharte Gangster als der er eingeführt wird, sondern durch den frühen Verlust seiner Eltern ein zutiefst verletzter Mensch, der Annäherungen frühzeitig und professionell abblockt. Knarre raus und Geld her, das ist seine Welt. Mehr kennt er auch gar nicht, zu etwas anderem hatte er nie eine Chance. Erst Françoise bricht diese Schale auf, ungewollt zwar, aber Simon erkennt in ihr, ohne es benennen zu können, eine Gleichgesinnte. Einen Menschen wie ihn. Einsam, hart, zurückgezogen. Françoise wurde nach einer Gruppenvergewaltigung so, ein Trauma, welches sie aus begreiflichen Gründen nie ablegen konnte. Auch sie hat einen Panzer um sich herum gebaut, sie besteht aus Hass und Kälte. Ihr erklärtes Ziel ist es, alle Männer zu vernichten. Punkt. Und Simon, ausgerechnet der harte und immer überlegen scheinende Simon, der immer einen Ausweg weiß und immer vorwärts drängt, überwindet den Stillstand in Françoise. Françoise erkennt in Simon ebenfalls einen Gleichgesinnten, und bei aller Abneigung gegen die Männer begreift sie, dass Hass und Liebe eigentlich das gleiche sind, es kommt nur auf die Ausprägung des Gegenübers an.
ALLEIN ZU ZWEIT ist eine Ballade über die Einsamkeit, eine Ode auf die graue und einförmige Umwelt, eine Einladung zu einer Reise durch Tristesse und Gewalt. Und wo der Film noch mit Blut und Schießerei und Lärm beginnt, da endet er mit einer hässlich-hypnotischen Ansicht von New York. Die Wellen haben sich gelegt, Ruhe kehrt ein, und auf Ruhe kann, hoffentlich, Frieden folgen. Erst zu diesem Zeitpunkt realisiert der Zuschauer, dass er einen ganz außergewöhnlichen Film gesehen hat. Eine Gangsterballade über zwei einsame Menschen. Einen romantischen Liebesfilm über Ausgestoßene der Gesellschaft. Von der ganzen Anlage und Stimmung her ein Film, der, so sprunghaft er zu Beginn, und so spröde er zum Ende daherkommt, von der Liebe zu den Menschen und zum Leben erzählt. Und dessen Tempo und Ausstrahlung mit seinen Hauptfiguren zusammen im Lauf der Reise eine unglaubliche Wandlung erfährt. Ein Zuhause finden. Zur Ruhe kommen. Ankommen …
Und noch etwas Besonderes hat ALLEIN ZU ZWEIT zu bieten: 1975 drehte Claude Lelouch die Gangsterballade DER GUTE UND DIE BÖSEN. Es geht um die Citroën-Bande, und in den männlichen Hauptrollen sind Jacques Dutronc und Jacques Villeret als Gründer dieser Gang zu sehen, die mit dem Polizisten Bruno Cremer ein langwährendes Katz und Maus-Spiel spielen. Der Grundton ist dabei zu Beginn sehr ausgelassen, mehr wie eine Gangsterkomödie, aber im Lauf des Films wird der Ton immer düsterer und brutaler, und das Ende ist ein schlimmer Schlag in die Magengrube des Zuschauers. In ALLEIN ZU ZWEIT, der in etwa dort ansetzt, wo DER GUTE UND DIE BÖSEN aufhört, spielen Dutronc und Villeret genau die gleichen Rollen wieder, Jaques Dutronc agiert hier sogar als der alte Gangster und als sein eigener Sohn! Eine große Geschichte über zwei Generationen und zwei Filme hinweg wird erzählt, und beide Male machen die Charaktere und die Zuschauer eine Entwicklung mit. Eine Reise, die in DER GUTE UND DIE BÖSEN in die Finsternis führt, und in ALLEIN ZU ZWEIT wieder ans Tageslicht zurückkommt. Eine Reise durch die Geschichte Frankreichs, aber auch durch die Entwicklung der Gesellschaft und ein paar ihrer Mitglieder.
Der Atem, den Lelouch mit diesen beiden Filmen zeigt, beeindruckt zutiefst. Und die Bilder in beiden Filmen noch viel mehr. ALLEIN ZU ZWEIT ist eine unbedingte Empfehlung für alle, die hinter den Bildern auch gerne gute Geschichten erzählt bekommen, mit denen man sich länger beschäftigen kann.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
The killer is one of thirteen (Javier Aguirre, 1973) 4/10
Die reiche und schöne Witwe Lisa Mandel lädt zum Weekend auf ihr weitläufiges Anwesen ein, und alle kommen: Frühere Geschäftsfreunde ihres Mannes, eigene Verwandte, Freunde, Bekannte ... Beim Abendessen, übrigens bestehend aus einem Glas Champagner und ein paar bereitgelegten Pralinen, lässt Lisa die Bombe platzen: Einer der Anwesenden hat ihren Mann ermordet, und sie will herausbekommen wer es war. Denn jeder unter den 13 Gästen, die sich hier an einem Freitag den 13. versammeln, hat so seine dunkle Flecken im Lebenslauf, und jeder war zur Mordzeit in London(!) und hätte somit die Möglichkeit gehabt, ihrem Mann in Paris(!) die richtige Menge Schlafmittel in seinen Kaffee zu geben. Die Empörung ist einigermaßen groß, aber abreisen möchte auch keiner, denn das würde ja schließlich Verdacht erregen. Unerwünschterweise wird Lisa von einem Mörder unterstützt, der die Verdächtigen der Reihe nach ausknipst. Und da sowohl die Reifen aller Autos zerstochen sowie das Telefonkabel durchgeschnitten sind, ist man von der Außenwelt abgeschnitten, und ergeht sich im Angesicht eines eher gelegentlich zuschlagenden Mörders und im blendenden Sonnenschein bei liebreizendem Palaver und partiellem Off-Screen-Gepoppe.
Denn dieser Mörder schlägt das erste Mal nach rund einer Stunde Laufzeit zu! Nun ja, bei einem modernen Hollywood-Blockbuster von mehr als 3 Stunden durchschnittlicher Laufzeit würde man die auftretende Langeweile möglicherweise durch den Begriff raffiniertes Story-Telling kaschieren. Aber bei 95 Minuten Laufzeit, dem ersten Auftritt schwarzer Handschuhe nach exakt 55 Minuten, und dem ersten Mord nach rund 60 Minuten?
THIRTEEN hat einen gewissen Charme, das möchte ich ihm gar nicht absprechen. Trotz endloser Redereien, einer entsetzlichen Dramaturgie, hölzernen Schauspielern und keinerlei Nuditäten (Was für einen spanischen Film des Jahres 1973 auch sehr verwunderlich wäre, wenn da nackte Damen zu bestaunen wären), trotz allem hat der Film durchaus Anziehungskraft. Was machen da schon die Dialoge aus der Suppenküche des Grauens? Die Handlungsfragmente, die gedankenvoll ins Nirgendwo entschweben? Oder der Schnitt, bei dem Regisseur und Cutter wohl offensichtlich zwei vollkommen unterschiedliche Meinungen über die Endfassung gleichzeitig in den fertigen Film schneiden konnten? Denn die verworrene Geschichte um den Tod des Gatten und die einzelnen Bestandteile dieser Geschichte sind so idiotisch und unübersichtlich, dass man entweder nach 10 Minuten entnervt aufgibt, oder voller Spannung darauf wartet, dass sich all die großen und kleinen Puzzlestücke zu einem überzeugenden Ganzen zusammensetzen. Dass sich ein Bild eines raffiniert geplanten und ausgeführten Mordes ergibt, welches sowohl ein der Entlarvung anheim fallender Killer wie auch der Drehbuchautor ums Verrecken verbergen wollen.
Allerdings finden die meisten dieser Giallo-typischen Zutaten im Off statt. Selbst die Morde der letzten 30 Minuten haben eher die Ausstrahlung von schnell hintereinander geschnittenen Standbildern, und beinhalten eine bemerkenswerte Künstlichkeit. Der geneigte Zuschauer beschäftigt sich also in seiner Verzweiflung mit den Ausschnitten von Patty Shepard, Carmen Maura und Dyniak Zurakowska, May Heatherly ist die einzige Frau neben Patty Shepard die wirklich Ausstrahlung hat, und Doris Coll darf einmal den Büstenhalter verlieren, aber GENAU in diesem Augenblick wird abgeblendet. Der dekadent-ausschweifende Stil der italienischen Gialli wird auch knapp verfehlt, wenn die Kamera zwar immer wieder durch das große Anwesen stromert und neidisch schöne Details der Villa einfängt, aber das Besondere der Ausstattungen italienischer Krimis, das fehlt völlig, und die Ausstattung pendelt folgerichtig zwischen den Attributen langweilig, bieder und spießig.
Bieder ist genau das richtige Wort um THIRTEEN zu beschreiben. Es greift kein Wahnsinn nach den Charakteren, es wird nicht geschrien und zügellos gepoppt, es wird dem Irrsinn kein Vorschub geleistet – Es wird zivilisiert miteinander geredet und das wars. Ein Film wie Sidney Lumets MORD IM ORIENTEXPRESS, der ja böse ausgedrückt letzten Endes ebenfalls aus sehr viel Gerede besteht, zeigt ein Jahr später geradezu perfekt, wie Dialoge zwischen sich anständig gebärenden Menschen mit schwarzen Löchern im Lebenslauf spannungserzeugend inszeniert werden können. THIRTEEN lässt diese Chance aus und konzentriert sich auf – Nichts. Und letzten Endes ist eine Mischung aus SOLO-KONZERT FÜR EINE PISTOLE ohne Komik und THE BLOODSUCKER LEADS THE DANCE ohne Titten halt einfach zu wenig um wirklich überzeugend zu wirken ...
Die reiche und schöne Witwe Lisa Mandel lädt zum Weekend auf ihr weitläufiges Anwesen ein, und alle kommen: Frühere Geschäftsfreunde ihres Mannes, eigene Verwandte, Freunde, Bekannte ... Beim Abendessen, übrigens bestehend aus einem Glas Champagner und ein paar bereitgelegten Pralinen, lässt Lisa die Bombe platzen: Einer der Anwesenden hat ihren Mann ermordet, und sie will herausbekommen wer es war. Denn jeder unter den 13 Gästen, die sich hier an einem Freitag den 13. versammeln, hat so seine dunkle Flecken im Lebenslauf, und jeder war zur Mordzeit in London(!) und hätte somit die Möglichkeit gehabt, ihrem Mann in Paris(!) die richtige Menge Schlafmittel in seinen Kaffee zu geben. Die Empörung ist einigermaßen groß, aber abreisen möchte auch keiner, denn das würde ja schließlich Verdacht erregen. Unerwünschterweise wird Lisa von einem Mörder unterstützt, der die Verdächtigen der Reihe nach ausknipst. Und da sowohl die Reifen aller Autos zerstochen sowie das Telefonkabel durchgeschnitten sind, ist man von der Außenwelt abgeschnitten, und ergeht sich im Angesicht eines eher gelegentlich zuschlagenden Mörders und im blendenden Sonnenschein bei liebreizendem Palaver und partiellem Off-Screen-Gepoppe.
Denn dieser Mörder schlägt das erste Mal nach rund einer Stunde Laufzeit zu! Nun ja, bei einem modernen Hollywood-Blockbuster von mehr als 3 Stunden durchschnittlicher Laufzeit würde man die auftretende Langeweile möglicherweise durch den Begriff raffiniertes Story-Telling kaschieren. Aber bei 95 Minuten Laufzeit, dem ersten Auftritt schwarzer Handschuhe nach exakt 55 Minuten, und dem ersten Mord nach rund 60 Minuten?
THIRTEEN hat einen gewissen Charme, das möchte ich ihm gar nicht absprechen. Trotz endloser Redereien, einer entsetzlichen Dramaturgie, hölzernen Schauspielern und keinerlei Nuditäten (Was für einen spanischen Film des Jahres 1973 auch sehr verwunderlich wäre, wenn da nackte Damen zu bestaunen wären), trotz allem hat der Film durchaus Anziehungskraft. Was machen da schon die Dialoge aus der Suppenküche des Grauens? Die Handlungsfragmente, die gedankenvoll ins Nirgendwo entschweben? Oder der Schnitt, bei dem Regisseur und Cutter wohl offensichtlich zwei vollkommen unterschiedliche Meinungen über die Endfassung gleichzeitig in den fertigen Film schneiden konnten? Denn die verworrene Geschichte um den Tod des Gatten und die einzelnen Bestandteile dieser Geschichte sind so idiotisch und unübersichtlich, dass man entweder nach 10 Minuten entnervt aufgibt, oder voller Spannung darauf wartet, dass sich all die großen und kleinen Puzzlestücke zu einem überzeugenden Ganzen zusammensetzen. Dass sich ein Bild eines raffiniert geplanten und ausgeführten Mordes ergibt, welches sowohl ein der Entlarvung anheim fallender Killer wie auch der Drehbuchautor ums Verrecken verbergen wollen.
Allerdings finden die meisten dieser Giallo-typischen Zutaten im Off statt. Selbst die Morde der letzten 30 Minuten haben eher die Ausstrahlung von schnell hintereinander geschnittenen Standbildern, und beinhalten eine bemerkenswerte Künstlichkeit. Der geneigte Zuschauer beschäftigt sich also in seiner Verzweiflung mit den Ausschnitten von Patty Shepard, Carmen Maura und Dyniak Zurakowska, May Heatherly ist die einzige Frau neben Patty Shepard die wirklich Ausstrahlung hat, und Doris Coll darf einmal den Büstenhalter verlieren, aber GENAU in diesem Augenblick wird abgeblendet. Der dekadent-ausschweifende Stil der italienischen Gialli wird auch knapp verfehlt, wenn die Kamera zwar immer wieder durch das große Anwesen stromert und neidisch schöne Details der Villa einfängt, aber das Besondere der Ausstattungen italienischer Krimis, das fehlt völlig, und die Ausstattung pendelt folgerichtig zwischen den Attributen langweilig, bieder und spießig.
Bieder ist genau das richtige Wort um THIRTEEN zu beschreiben. Es greift kein Wahnsinn nach den Charakteren, es wird nicht geschrien und zügellos gepoppt, es wird dem Irrsinn kein Vorschub geleistet – Es wird zivilisiert miteinander geredet und das wars. Ein Film wie Sidney Lumets MORD IM ORIENTEXPRESS, der ja böse ausgedrückt letzten Endes ebenfalls aus sehr viel Gerede besteht, zeigt ein Jahr später geradezu perfekt, wie Dialoge zwischen sich anständig gebärenden Menschen mit schwarzen Löchern im Lebenslauf spannungserzeugend inszeniert werden können. THIRTEEN lässt diese Chance aus und konzentriert sich auf – Nichts. Und letzten Endes ist eine Mischung aus SOLO-KONZERT FÜR EINE PISTOLE ohne Komik und THE BLOODSUCKER LEADS THE DANCE ohne Titten halt einfach zu wenig um wirklich überzeugend zu wirken ...
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Was vom Tage übrigblieb ...
Wolfhound (Donovan Kelly, 2002) 6/10
Amerikaner in Europa, Teil 829: Die lustige Familie Kennedy zieht von New York um in das lauschige Dörfchen Wolfhead in Irland. Papa Colum sucht seine Wurzeln und will einen Roman schreiben, Mama Stella telefoniert, sucht eine Ausgabe der New York Times und braucht in einem Land von Teetrinkern dringend einen Kaffee, und die Kinder äußern hämische Kommentare. Und haben, glaube ich, eine Wette laufen, wer von den Eltern zuerst aufgibt und wieder zurück will. Colum findet tatsächlich seine Wurzeln, aber die schauen anders aus als gedacht, haben ihm seine Eltern doch ein paar Ketten hinterlassen. Äääh, Ketten? Andere Kindern bekommen die Trauringe der Eltern vererbt, oder den Familienschmuck. Aber Ketten? Wenn Colum diese Ketten anlegt dann erwacht das Wölfische in ihm, und wenn er dann dabei noch Sex hat mit der schönen Siobhan, dann passieren ganz wilde Sachen, und Colum kann als Wolfshund leben. So wie die meisten Bewohner des trauten Örtchens, denn hier ist niemand einfach nur Mensch …
Im Prinzip ist WOLFHOUND ein rechter Schmarrn, aber einer der das Herz auf dem richtigen Fleck hat. Das Meiste wird nur angedeutet, weniges wird wirklich erklärt, und durch das niedrige Budget findet zum Beispiel auch der Schlusskampf zwischen Colum und dem bösen Macroth in Form von Großaufnahmen von Hunden und starkem Zeitlupeneinsatz statt. Dadurch entsteht eine ganz eigene Atmosphäre, ein Reich der Zwischenwelt wird aufgebaut, das vom Regisseur so vielleicht nicht unbedingt beabsichtigt war, aber trotzdem gut funktioniert. Stella als fremde Städterin, Colum als wiedergekehrter Sohn der seine Wurzeln wiederfinden muss um in einer animistisch-mystizistischen Welt zu bestehen, und dies alles in einer trist-verkommenen Umgebung bestehend aus herabgekommenen Steinhäusern und halbdebilen Eingeborenen. Faltenloser Hollywood-Lack ist das definitiv nicht, die Stimmung die hier mit einfachsten Mitteln kreiert wird hat mehr mit dem alten Europa zu tun als mit modernen Blockbustern.
Und dann immer wieder die Hunde. Diese Hunde, die sich frei durch den Ort bewegen und scheinbar überall zugleich sind. Die alles beobachten, und sich manchmal auch in Menschen verwandeln. Colum folgt den Hunden in den Wald und erlebt dort grenzwertige Dinge, die ihn aber mit neuem Wissen und neuer Kraft versehen. Der Verweis auf einen Initiationsritus ist klar, da allerdings stand dann wiederum das Budget vor einer ansprechenderen Umsetzung. Genauso wie die Hunde, die ausgesprochen liebevoll und traurig schauen, und als Boten einer animistischen Anderswelt nur begrenzt funktionieren, weil sie eher wie Abkömmlinge einer kuscheligen Hush Puppy-Welt scheinen. Da ist dann halt einfach die Vorstellungskraft des Zuschauers gefragt.
Genauso wie bei dem Wunsch, mal mit Julie Cialini zu kuscheln, die 1994 Playmate des Monats und des Jahres wurde, und hier ihre Vorzüge in düsterer Umgebung gerne und ausgesprochen vorteilhaft in die Kamera hält. Frau Cialini ist sehr wohl ein Grund sich WOLFHOUND anzuschauen, ist ihre Erotik doch wirklich ansprechend und relativ wild in Szene gesetzt, doch spätestens wenn die beiden Damen Regina Russell Banali und Julie K. Smith den armen Colum in Grund und Boden reiten, spätestens dann herrscht für ein paar Minuten ein ganz anderer Wind. Einer der hochgradig sexy weht und wirkt wie Monica Bellucci in BRAM STOKER’S DRACULA, die sich zwischen den Beinen von Keanu Reeves materialisiert. Eine starke und toll gemachte Szene. Und hey, Frau Banali ist Filmproduzentin, Regisseurin, Fernsehmoderatorin und Schauspielerin, die außer in Steven Spielbergs HOOK noch in jeder Menge Softcore-Streifen ihren ansprechenden Körper ins Bild gehalten hat.
OK, ich schweife ab. WOLFHOUND mag sicher kein großes Licht am Himmel der Filmwelt sein, und all die modernen Horror-Afficionados da draußen, denen bei der x-ten Neuauflage der alten Filme einer abgeht, werden sich voller Entsetzen abwenden und über das mickrige Budget und den nicht existenten Blutgehalt schimpfen. Aber in der richtigen Stimmung kann der Film durchaus Spaß machen - Wenn man sich darüber klar ist, dass dies KEIN Werwolffilm ist, und auch KEIN Horrorfilm nach gängiger Machart, so mit Jump Scares und Blutgedöns und so. WOLFHOUND kreiert eine mysteriöse Atmosphäre und spielt gekonnt mit dieser Stimmung, und vor allem verzichtet er auf den typischen amerikanischen Erklärbär-Schluss, was ich ihm ungeheuer hoch anrechne. Da kann dann auch verschmerzt werden, dass viele hübsche Nebenstränge einfach im Nichts verschwinden. Wieviel Film kann man für 19 Dollar 90 drehen, und dabei auch noch eine durchgehend mystisch-erotisch-interessante Stimmung beibehalten? Eben …
Amerikaner in Europa, Teil 829: Die lustige Familie Kennedy zieht von New York um in das lauschige Dörfchen Wolfhead in Irland. Papa Colum sucht seine Wurzeln und will einen Roman schreiben, Mama Stella telefoniert, sucht eine Ausgabe der New York Times und braucht in einem Land von Teetrinkern dringend einen Kaffee, und die Kinder äußern hämische Kommentare. Und haben, glaube ich, eine Wette laufen, wer von den Eltern zuerst aufgibt und wieder zurück will. Colum findet tatsächlich seine Wurzeln, aber die schauen anders aus als gedacht, haben ihm seine Eltern doch ein paar Ketten hinterlassen. Äääh, Ketten? Andere Kindern bekommen die Trauringe der Eltern vererbt, oder den Familienschmuck. Aber Ketten? Wenn Colum diese Ketten anlegt dann erwacht das Wölfische in ihm, und wenn er dann dabei noch Sex hat mit der schönen Siobhan, dann passieren ganz wilde Sachen, und Colum kann als Wolfshund leben. So wie die meisten Bewohner des trauten Örtchens, denn hier ist niemand einfach nur Mensch …
Im Prinzip ist WOLFHOUND ein rechter Schmarrn, aber einer der das Herz auf dem richtigen Fleck hat. Das Meiste wird nur angedeutet, weniges wird wirklich erklärt, und durch das niedrige Budget findet zum Beispiel auch der Schlusskampf zwischen Colum und dem bösen Macroth in Form von Großaufnahmen von Hunden und starkem Zeitlupeneinsatz statt. Dadurch entsteht eine ganz eigene Atmosphäre, ein Reich der Zwischenwelt wird aufgebaut, das vom Regisseur so vielleicht nicht unbedingt beabsichtigt war, aber trotzdem gut funktioniert. Stella als fremde Städterin, Colum als wiedergekehrter Sohn der seine Wurzeln wiederfinden muss um in einer animistisch-mystizistischen Welt zu bestehen, und dies alles in einer trist-verkommenen Umgebung bestehend aus herabgekommenen Steinhäusern und halbdebilen Eingeborenen. Faltenloser Hollywood-Lack ist das definitiv nicht, die Stimmung die hier mit einfachsten Mitteln kreiert wird hat mehr mit dem alten Europa zu tun als mit modernen Blockbustern.
Und dann immer wieder die Hunde. Diese Hunde, die sich frei durch den Ort bewegen und scheinbar überall zugleich sind. Die alles beobachten, und sich manchmal auch in Menschen verwandeln. Colum folgt den Hunden in den Wald und erlebt dort grenzwertige Dinge, die ihn aber mit neuem Wissen und neuer Kraft versehen. Der Verweis auf einen Initiationsritus ist klar, da allerdings stand dann wiederum das Budget vor einer ansprechenderen Umsetzung. Genauso wie die Hunde, die ausgesprochen liebevoll und traurig schauen, und als Boten einer animistischen Anderswelt nur begrenzt funktionieren, weil sie eher wie Abkömmlinge einer kuscheligen Hush Puppy-Welt scheinen. Da ist dann halt einfach die Vorstellungskraft des Zuschauers gefragt.
Genauso wie bei dem Wunsch, mal mit Julie Cialini zu kuscheln, die 1994 Playmate des Monats und des Jahres wurde, und hier ihre Vorzüge in düsterer Umgebung gerne und ausgesprochen vorteilhaft in die Kamera hält. Frau Cialini ist sehr wohl ein Grund sich WOLFHOUND anzuschauen, ist ihre Erotik doch wirklich ansprechend und relativ wild in Szene gesetzt, doch spätestens wenn die beiden Damen Regina Russell Banali und Julie K. Smith den armen Colum in Grund und Boden reiten, spätestens dann herrscht für ein paar Minuten ein ganz anderer Wind. Einer der hochgradig sexy weht und wirkt wie Monica Bellucci in BRAM STOKER’S DRACULA, die sich zwischen den Beinen von Keanu Reeves materialisiert. Eine starke und toll gemachte Szene. Und hey, Frau Banali ist Filmproduzentin, Regisseurin, Fernsehmoderatorin und Schauspielerin, die außer in Steven Spielbergs HOOK noch in jeder Menge Softcore-Streifen ihren ansprechenden Körper ins Bild gehalten hat.
OK, ich schweife ab. WOLFHOUND mag sicher kein großes Licht am Himmel der Filmwelt sein, und all die modernen Horror-Afficionados da draußen, denen bei der x-ten Neuauflage der alten Filme einer abgeht, werden sich voller Entsetzen abwenden und über das mickrige Budget und den nicht existenten Blutgehalt schimpfen. Aber in der richtigen Stimmung kann der Film durchaus Spaß machen - Wenn man sich darüber klar ist, dass dies KEIN Werwolffilm ist, und auch KEIN Horrorfilm nach gängiger Machart, so mit Jump Scares und Blutgedöns und so. WOLFHOUND kreiert eine mysteriöse Atmosphäre und spielt gekonnt mit dieser Stimmung, und vor allem verzichtet er auf den typischen amerikanischen Erklärbär-Schluss, was ich ihm ungeheuer hoch anrechne. Da kann dann auch verschmerzt werden, dass viele hübsche Nebenstränge einfach im Nichts verschwinden. Wieviel Film kann man für 19 Dollar 90 drehen, und dabei auch noch eine durchgehend mystisch-erotisch-interessante Stimmung beibehalten? Eben …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi