Deliria-Italiano

BELLE DE JOUR – SCHÖNE DES TAGES (BELLE DE JOUR, Frankreich, Italien 1967, Regie: Luis Buñuel)

Gelangweilte Arztgattin(Catherine Deneuve) steigert sich immer mehr in sexuelle Fantasien von Züchtigung und Unterwerfung. Sie beschließt Edelprostituierte zu werden…

Das Spiel mit Fantasie und Wirklichkeit weiß zu gefallen und zu unterhalten. Aber wesentlich mehr ansprechendes kann ich dem Film nach der Erstsichtung nicht abgewinnen. Minimalerotisch und bisweilen langweilig… 5-6/10

purgatorio hat geschrieben:Minimalerotisch und bisweilen langweilig… 5-6/10

Tja, ist halt kein RIBU-Film ...

Und wieder ertönt schallendes Gelächter aus dem Grab von Luis Bonduelle. Wie damals, als Abertausende in die Kinos strömten, in der Hoffnung, die Deneuve zöge blank. Harhar. Ich glaube, Piccoli zeigt hier mehr Haut, oder?
Eines konnte der Spanier echt gut: Erwartungshaltungen durchkreuzen, den Zuschauer fordern und verstören (und ein Stück weit auch ärgern). Trotzdem ist La Belle de Jour ein intensives Psychodrama, das verstärkt auf bloße Suggestivkraft setzt und seine Wirkung IMO nicht verfehlt. Das, was parallel im Kopf des Betrachters abläuft, ergänzt ohnehin die Stellen, die der Regisseur wissentlich ausgelassen hat. Einige der größten Werke der Filmgeschichte bedienen sich dieser Stilistik und hätten ohne dieses Element vermutlich kaum ihren Status erlangt: z.B. PSYCHO, TEXAS CHAINSAW MASSACRE oder diverse Lynch-Streifen. Ausschlaggebend ist natürlich auch, was ich als Zuschauer von einem Film erwarte - Bilder, die ohne Umschweife auf den Punkt kommen, à la "What You See Is What You Get", oder solche, die Fragen offenlassen und mich über den Film hinaus beschäftigen? Ich bevorzuge ganz klar die letztgenannte Variante.

purgatorio hat geschrieben:BELLE DE JOUR – SCHÖNE DES TAGES (BELLE DE JOUR, Frankreich, Italien 1967, Regie: Luis Buñuel)

Gelangweilte Arztgattin(Catherine Deneuve) steigert sich immer mehr in sexuelle Fantasien von Züchtigung und Unterwerfung. Sie beschließt Edelprostituierte zu werden…

Das Spiel mit Fantasie und Wirklichkeit weiß zu gefallen und zu unterhalten. Aber wesentlich mehr ansprechendes kann ich dem Film nach der Erstsichtung nicht abgewinnen. Minimalerotisch und bisweilen langweilig… 5-6/10

ich hab mir gestern nach der Doku über Bunuel auch das Doppelprogramm gegeben
BELLE DE JOUR
früher, als ich mich noch intensiv mit europäischem Arthouse beschätigt habe, fand ich Bunuel ja immer zu konventionell.
Jetzt (also 20 Jahre später) fand ich den Film doch sehr faszinierend, klar oberflächlich konventionell, aber wie sich fantasie und realität immer mehr übereinanderlegt, ist schon schön. Und wie die Kamera den Zuschauer zu einem kleinen bürgerlichen Voyeur (also nicht einen triebahften Spanner aus Leidenschaft) macht, (abfahrten auf die Frauenbeine, die sich der Kamera sogar noch extra präsentieren; fast unterm Rock gefilmt...), ist schon klasse.
Auch, dass bei einem Film über Sex und Macht, in einer S/M-artigen SPielart sehr wenig gezeigt wird, hat schon wieder was.
Und die Deneuve spielt wunderbar und Jean Sorel sieht toll aus.

TRISTANA
auch hier Macht, Sex und Gesellschaft und die Frage, wie tue ich richtiges.
Auch hier scheinbar konventionell, aber dann doch tiefgehend und manchmal verwirrend.
Und der Cast um wieder DENEUVE, Fernadno Rey und Franco Nero wunderbar.
Danke für das Doppelfeature, ARTE!

Vinz Clortho hat geschrieben:

purgatorio hat geschrieben:Minimalerotisch und bisweilen langweilig… 5-6/10

Tja, ist halt kein RIBU-Film ...

Sehr gute Antwort!

karlAbundzu hat geschrieben:früher, als ich mich noch intensiv mit europäischem Arthouse beschätigt habe, fand ich Bunuel ja immer zu konventionell.

Du findest/fandest den Regisseur von Un chien andalou und L'âge d'or konventionell? Den Wegbereiter des surrealen Kinos? Ähm. "Konventionell" wäre so ungefähr das letzte Adjektiv, das mir in Zusammenhang mit Buñuel einfallen würde ...

Aus meiner Sicht eine sehr sehenswerte Satire, ähnlich wie "Das Gespenst der Freiheit" (hat teilweise fast pythoneske Züge), "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" und "Dieses obskure Objekt der Begierde". Klasse Besetzung.

Vinz Clortho hat geschrieben:

karlAbundzu hat geschrieben:früher, als ich mich noch intensiv mit europäischem Arthouse beschätigt habe, fand ich Bunuel ja immer zu konventionell.

Du findest/fandest den Regisseur von Un chien andalou und L'âge d'or konventionell? Den Wegbereiter des surrealen Kinos? Ähm. "Konventionell" wäre so ungefähr das letzte Adjektiv, das mir in Zusammenhang mit Buñuel einfallen würde ...

nö, ich meinte halt den mittleren bunuel, nicht den frühen. also nicht den surrealen.

Arkadin hat geschrieben:

Vinz Clortho hat geschrieben:

purgatorio hat geschrieben:Minimalerotisch und bisweilen langweilig… 5-6/10

Tja, ist halt kein RIBU-Film ...

Sehr gute Antwort!

Warum? Zwischen Erotik und Hardcore liegen noch ein paar Welten