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Darsteller: Pierre Richard, Michel Bouquet, Fabrice Greco, Jacques François, Daniel Ceccaldi, Charles Gérard, Michel Aumont, Suzy Dyson, Gérard Jugnot, Michel Robin, Michèle Sand, Félix Mahieux u. A.
Der Journalist François Perrin (Pierre Richard) besucht wegen eines Artikels die Filiale einer führenden und großen Spielzeugkette und wird vom verwöhnten Sohn des Konzernchefs und Millionärs Pierre Rambal-Cochet (Michel Bouquet) zum neuen Spielzeug auserkoren. Aus Angst vor dem Einfluss des Großindustriellen drängt der Zeitungsbesitzer und Chef von François diesen, in die Villa des Moguls einzuziehen und dort als Spielzeug für den Millionärssohn zu fungieren. François sagt zähneknirschend zu und freundet sich nach anfänglichen Querelen sogar mit dem kleinen Eric an und versucht nun die despotische Lebensart seines mächtigen Vaters öffentlich zu machen.
„Der braucht nur ‘ne Tracht Prügel, dann ist er wieder in Ordnung!“ (Erziehung à la Perrin)
Der französische Regisseur Francis Veber drehte in den 1980er-Jahren gleich drei Filme mit Komödienstar Pierre Richard („Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“) und Gérard Depardieu („Asterix & Obelix gegen Caesar“), darunter meinen persönlichen Richard-Favoriten „Ein Tolpatsch kommt selten allein“ alias „Der Hornochse und sein Zugpferd“. Vebers erste Zusammenarbeit mit Richard stammt allerdings noch aus dem Jahre 1976 und ist die Komödie „Das Spielzeug“, damals noch ohne Depardieu an Richard Seite.
Journalist François Perrin (Pierre Richard) hat endlich eine neue Anstellung bei einer großen Zeitung gefunden. Einer seiner ersten Wege im neuen Job führt ihn in einen Spielzeugladen, wo er durch Zufall vom Sohn des millionenschweren Konzernchefs entdeckt und als neues Spielzeug auserkoren wird. Aus Angst, gleich wieder seinen Job los zu sein, lenkt er widerwillig ein und zieht mit in die Villa des Verlegers ein. Mit der Zeit freundet er sich mit dem kleinen Eric an und arbeitet mit ihm zusammen an einer Enthüllungsstory über dessen Vater…
Wie so häufig handelt es sich auch bei „Das Spielzeug“ um keine plumpe, rein der oberflächlichen Unterhaltung verpflichtete Komödie, sondern um einen zunächst einmal recht bissigen Kommentar zur damaligen Beschäftigungssituation, der die grassierende Angst vor Arbeitslosigkeit und die daraus resultierende Abhängigkeit von Arbeitgebern ebenso kritisiert wie entsolidarisierte Belegschaften, die sich ängstlich an ihre Arbeitsstelle klammern, statt den Mund aufzumachen, wenn – wie in diesem Falle beispielsweise wegen schwitziger Hände – willkürlich verdiente Mitarbeiter urplötzlich entlassen werden. Die Macht der besitzenden und herrschenden Klasse, die mit einer Verschärfung und zunehmender Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt einhergeht und steigt, wird satirisch aufs Korn genommen, z.B. wenn der Präsident des Konzerns von der Belegschaft empfangen wird wie ein König von seinem Hofstab.
Gleichzeitig stimmt die mit etwas Slapstick angereicherte, aber nie allzu alberne, viel mehr ungewohnt ernste Handlung nachdenklich in Bezug auf die immer offensichtlicher werdende emotionale Vereinsamung des trotz reichen Elternhauses nur scheinbar verwöhnten Erics und die Gründe dafür: Fehlende Zeit und Liebe seitens der Eltern. Diese emotionale Karte wird gegen Ende so richtig ausgespielt und macht aus „Das Spielzeug“ einen anrührenden, aber nicht rührseligen Film. Letztlich hat die erzwungene Liaison sowohl den jungen Eric, als auch François menschlich weitergebracht, sie reifen lassen. Die gemeinsame Sache, die sie miteinander ausgeheckt haben und das Privatleben des Medienmoguls in bester enthüllungsjournalistischer Art an die Öffentlichkeit bringen soll, ist gleichzeitig als Fingerzeig in Richtung der Journalie zu verstehen, als Mahnung, die zugleich die Möglichkeiten zur Einflussnahme durch guten Journalismus aufzeigt.
Pierre Richards nach „Eine Wolke zwischen den Zähnen“ zweite Hauptrolle als Journalist – diesmal seriöser Natur – hört kurioserweise wie in den originalen „Der große Blonde“-Filmen auf den Namen François Perrin und zeigt ihn einmal mehr als in die unmöglichsten Situationen geratenden Pechvogel, aber auch, dass Richard sehr gut in der Lage ist, sein Spiel zugunsten einer ernsteren Ausrichtung gekonnt zu variieren. Jungmime Fabrice Greco als Eric zieht prima mit (anscheinend sollte es aber seine einzige Rolle als Schauspieler bleiben) und Michel Bouquet („Die Braut trägt schwarz“) gibt einen wunderbar despotischen Stinkstiefel ab. Lediglich das sehr abrupte und damit seltsame, in seiner unbestimmten Offenheit jedoch durchaus Sinn ergebene Ende irritiert. Eine lustige Pointe aber hätte man hier gern noch anbringen dürfen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Der Bux ist weiter im Pierre Richard Fieber!!
Aber ich kanns verstehen, ich mag den Kerl auch, denn wenn mein verstorbener Onkel Heinz und mein Kumpel Uli zusammen nen Sohn gehabt hätten/haben?, wäre/ist das Pierre Richard.