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Originaltitel: Dead End
Herstellungsland: Frankreich / USA (2003)
Regie: Jean-Baptiste Andrea / Fabrice Canepa
Darsteller: Ray Wise, Alexandra Holden, Lin Shaye, Mick Cain, Billy Asher, Amber Smith, Karen S. Gregan, Sharon Madden, Steve Valentine, Jimmie F. Skaggs, Clement Blake
Die vierköpfige Familie Harrington fährt wie jeden Heiligabend zur Verwandtschaft der Mutter. Dieses Jahr ist auch der neue Freund der Tochter mit dabei und Vater Frank (Ray Wise) will zur Abwechslung eine Abkürzung ausprobieren, die die Familie abseits von jeglicher Zivilisation durch tiefe und dunkle Wälder führt. Auf der stockfinsteren Straße treffen sie auf eine verstörte junge Anhalterin mit einem Säugling im Arm, der sie ihre Hilfe anbieten und sie schließlich mitnehmen. Dies entpuppt sich wenig später als fataler Fehler...
Das Regiedebüt der französischen Regisseure Jean-Baptiste Andrea und Fabrice Canepa aus dem Jahre 2003, die französisch-US-amerikanische Koproduktion „Dead End“, ist ein Horrorfilm, der zunächst das volle Backwood-Horror-Klischeebrett aufzufahren scheint: Familie Harrington inkl. Freund der Tochter nimmt am 24.12. auf dem Weg zur Verwandtschaft eine unbekannte Abkürzung, hat einen Autounfall, muss feststellen, dass das Mobiltelefon keinen Empfang hat, trifft auf undurchsichtige Gestalten, trennt sich und läuft allein durch die Gegend. Doch dann kommt doch alles ganz anders...
„Dead End“ ist einer dieser mehr oder weniger originellen Filme, die auf einen finalen mehr oder weniger überraschenden Plottwist zusteuern. Der Weg dorthin zeigt das Porträt einer vierköpfigen Familie, deren Mitglieder angesichts der Extremsituation, in der sie sich befinden, eines nach dem anderen den Verstand verlieren – bevor sie nacheinander den Löffel abgeben. Ein familiärer, bisher unausgesprochen gebliebener Abgrund nach dem anderen tut sich auf, tief und unüberwindbar. Begleitet wird die Farce von einem wahrlich kohlrabenschwarzen Humor, wie ich ihn aus Frankreich so nicht unbedingt erwartet hätte. Das geht bis hin zu sparsam, aber sorgfältig eingesetzten blutigen Effekten, bei denen manch Zuschauer das Lachen auch schon einmal im Halse stecken bleiben dürfte.
Die US-amerikanischen Schauspieler Ray Wise („RoboCop“, „Katzenmenschen“) als Familienvater, Lin Shaye als diesem nicht sonderlich zugeneigte Mutter, („Nightmare – Mörderische Träume“, „Critters – Sie sind da“, „The Hidden – Das unsagbar Böse“), Alexandra Holden („Gnadenlos schön“) als aufgewecktes Töchterchen und Mick Cain („Mißbraucht – Eine Tochter schlägt zurück“) als wild pubertierende Supernervensäge von Sohn sowie Billy Asher als cooler, aber verliebter Freund der Tochter und Amber Smith („American Beauty“) als geheimnisvolle weißgewandete Lady, die ihr totes Baby mit sich herumschleppt, haben nicht nur zum Teil recht bekannte Namen vorzuweisen, sondern geben, insbesondere Wise und Shaye, alles und stellen eine ganze Bandbreite verschiedener Emotionen glaubwürdig dar. Die Waldkulissen sorgen für die passende Atmosphäre der Desorientierung und Düsterheit. Die Kamera tut gut daran, in einigen kruderen Momenten nicht voll draufzuhalten, sondern lediglich einzelne Körperteile einzufangen und somit die Phantasie des Zuschauers anzuregen und das ästhetische Empfinden Zartbesaiteterer zu schonen. Die knappe Spielzeit von nicht einmal 80 Minuten verhindert jegliche Länge, Timing und Dramaturgie funktionieren einwandfrei.
Vordergründig ein Stück schwer unterhaltsamer Mystery-Horror, ist „Dead End“ für mich eine Parabel auf wacklige Familiengefüge, die regelmäßig zu Weihnachten zerbersten und somit ein weiterer schöner Anti-Weihnachtsfilm. In jedem Falle ist er ein starkes Regiedebüt mit einem Plottwist, den zumindest ich nicht vorausgeahnt, es allerdings auch nicht darauf angelegt hatte. „Dead End“ lässt sich aufgrund seiner Qualitäten und ausgeprägten familienpsychologischen Ebene perfekt genießen, ohne in krimiartige Ratereien zu verfallen. Sehr guter Stoff!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
buxtebrawler hat geschrieben:Vordergründig ein Stück schwer unterhaltsamer Mystery-Horror, ist „Dead End“ für mich eine Parabel auf wacklige Familiengefüge, die regelmäßig zu Weihnachten zerbersten und somit ein weiterer schöner Anti-Weihnachtsfilm.
Naja, IMHO wäre der Film vielleicht gern wie von dir beschrieben, fällt aber eine Spur zu brav und bieder aus. Egal, schlecht ist das Teil nicht.
Kennst du "Big Nothing" von Jean-Baptiste Andrea? Lohnt sich!
Ich liebe diesen Film, der immer noch von vielen Leuten sehr stark unterschätzt wird. Eine von Anfang bis Ende sehr spannende und atmosphärische Geschichte, die einen regelrecht in ihren Bann zieht, sehr zu empfehlen.
Blap hat geschrieben:Naja, IMHO wäre der Film vielleicht gern wie von dir beschrieben, fällt aber eine Spur zu brav und bieder aus. Egal, schlecht ist das Teil nicht. Kennst du "Big Nothing" von Jean-Baptiste Andrea? Lohnt sich!
Für meinen Geschmack war das schon starker Tobak genug, ich kann mich in dieser Hinsicht nicht beklagen.
"Big Nothing" habe ich noch nicht gesehen. Gibt es einen FTB-Eintrag von dir?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
buxtebrawler hat geschrieben:
"Big Nothing" habe ich noch nicht gesehen. Gibt es einen FTB-Eintrag von dir?
Nur einen älteren Kurzkommentar aus der Zeit vor diesem Forum:
Arschkrampe hat geschrieben:
Big Nothing
Charlie (David Schwimmer) möchte gern für seine Familie sorgen. Jedoch ist er arbeitlos, ein von ihm geschriebenes Buch findet keinen Verleger. Ergo kümmert sich seine Ehefrau Penelope (Natascha McElhone) um die Beschaffungs des Haushaltseinkommens, sie verdient die Brötchen als Polizistin. Auf seiner Suche nach einem Job landet Charlie schliesslich in einem Call Center, dort soll ihn der leicht bizarre Gus (Simon Pegg) ausbilden. Natürlich läuft alles schief, Charlie übersteht selbst den ersten Arbeitstag nicht. Am Abend trifft er sich mit Gus, der ihm umgehend ein lukratives "Geschäft" vorschlägt. Leider handelt es sich dabei nicht um legale Umtriebe, Gus wickelt seinen neuen Kumpel mit einer herzerweichenden Story ein. Josie (Alice Eve) belauscht die beiden Burschen, erpresst mit ihrem Wissen eine Beteiligung. Als Charlie und Gus ihren Plan umsetzen wollen läuft alles schief, bald stapelt sich die Sch***** turmhoch vor allen Beteiligten auf...
Mit "Dead End" (2003) gelang Jean-Baptiste Andrea ein netter Gruselfilm, mit "Big Nothing" versucht er sich an einem witzigen Thriller, das Ergebnis fällt macht in der Tat Freude. Die zentralen Rollen sind klasse besetzt, David Schwimmer und Simon Pegg herrlich bescheuert, Alice Eve und Natascha McElhone wissen zu gefallen. Mimi Rogers hat einen genialen Kurzauftritt, der mit Nachdruck von einer der Hauptfiguren beendet wird, köstlich.
Die Figuren verstricken sich immer tiefer in ihre Lügen und Machenschaften. "Big Nothing" kann man durchaus eine Verwandtschaft zu "Fargo" und "Ein einfacher Plan" bescheinigen, wahrlich keine schlechten Referenzen. Der Film bietet ein flottes Erzähltempo, nach rund 80 Minuten ist dann auch schon Sense. Erfreulicherweise wirkt die Inszenierung trotzdem nicht hektisch oder gar zerfahren. Mit einem Überflieger wie "Fargo" von den Coen Brüdern kann "Big Nothing" dann doch nicht mithalten, doch wer würde dies ernsthaft erwarten? Unterm Strich bleibt eine gute, fast sehr gute "Thriller-Komödie", die sich ein kleines Plätzchen in jeder Sammlung verdient hat. Die DVD von Concorde bietet einiges an Bonus-Material, davon ist vieles durchaus sehenswert und unterhaltsam.
Auch ich hab nen Narren an dem Film gefressen, ich kann mir den immer wieder geben, nicht zuletzt wegen Ray Wise, der sich mir als Leland Palmer aus Twin Peaks auf ewig ins Gehirn gebrannt hat.
"Dead End" hat ne Hammer Atmo, sozusagen ne Gänsehaut-Garantie bei mir, guter Stoff, gut verfilmt, die Darstellerwahl war auch prima, was braucht man noch mehr.
Zusammen mit dem Bux gesehen und fand den sehr stark, besonders der Auflösung wegen. Viele alltägliche Familienquerelen werden hier mit eingestreut, aber nebenher fragt man sich dann doch, was eigentlich los ist. Nun, die Auflösung war dann doch so einleuchtend wie auch überraschend. Ich werde euch berichten, wenns bei mir mal soweit ist
Auf jeden Fall doch sehr einfacher Horror, dessen Einfachheit dann einen doch umhaut, so verblüffend wie auch offensichtlich die Auflösung (im Nachhinein) dann ist. Ich fand den Film sehr stark. Grandios. Ein Film mit Nachwirkung
Diesen Film mit einer Geschichte aus der Zwischenwelt würd ich mir auch noch mal gern geben wollen, hab aber Angst, daß der beim zweiten Mal (wegen der bekannten Auflösung) nicht mehr so gut funktioniert, andererseits aber auch die Hoffnung, daß ich mein Grading eher noch erhöhe. Hat jemand den Film öfter gesehen, läßt die Wirkung nach oder nicht? Boah, ich denke zumindest jetzt noch mit Wohlwollen an den Film zurück und halte daher die 7,5 für eher ungerechtfertigt. Aber scheiß auf das Zahlenspiel, der Film war eine große Überraschung