Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
CamperVan.Helsing
Beiträge: 10905
Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40

Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Bild

Bild

F/I 1964

OT: Le gendarme de St. Tropez

D: Louis de Funès, Geneviève Grad, Michel Galabru

Ludovic Cruchot, Gendarm in einem kleinen Bergdorf, wird befördert und nach Saint-Tropez versetzt. Mit viel Eifer und noch mehr Cholerik geht er dort gegen Ordnungswidrigkeiten und Unrecht an. Vor allem auf die noch als unerwünscht und schamlos angesehenen Nudisten, die an einem einsamen Strand ihrer Leidenschaft frönen, hat er es abgesehen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelingt es ihm mit einem Geniestreich, eine ganze Horde davon zu verhaften und wie eine Schafherde zur Gendarmerie zu treiben.

Cruchot ist alleinerziehender Vater seiner heranwachsenden Tochter Nicole. Diese entwickelt sich in Saint Tropez – zum Entsetzen ihres Vaters – vom grauen Mauerblümchen zum kecken Teenager. Sie sucht Anschluss und findet auch neue, aber auch recht schnöselige Freunde. Um diesen zu gefallen, verschweigt sie, dass ihr Vater Polizist ist und gibt stattdessen an, dass er der amerikanische Multimilliardär Archibald Ferguson, Besitzer der im Hafen liegenden Luxusyacht OLNICO sei.

Diese Yacht ist jedoch zufälligerweise das Hauptquartier einer Gangsterbande, welche gerade ein wertvolles Gemälde von Rembrandt van Rijn aus einem Museum geraubt hat. Es entstehen nun zahlreiche Wirrungen und Verwicklungen, an dessen Ende Cruchot die Diebesbande dingfest machen kann. (Wikipedia)


Der gelegentliche etwas cholerische Herr de Funès gehört zu den großen TV-Erfahrungen meiner Kindheit (Danke ZDF!), sein letzter Film war eine meiner ersten Kinoerfahrungen und "Alles tanzt nach meiner Pfeife" war zusammen mit "Zwei Missionare" starring Bud & Terence der erster Film, den ich auf Video gesehen hab. Mein persönlicher LdF-Favorit ist weiterhin "Jo" aka "Hasch mich, ich bin der Mörder", von dem es ja leider immer noch keine Auswertung gibt. :( Vielleicht hat ja jemand eine TV-Aufzeichnung für mich zur Hand? Nein? Doch?? OH!!!

Daneben ist mir auch dreiteilige Fantomas-Reihe ans Herz gewachsen.

Das heutige Wiedersehen mit dem ersten der insgesamt 6 Filme um den Polizisten Ludovic Cruchot erwies sich als hochvergnügliche Sonntagnachmittagsunterhaltung. Cruchot wird zunächst als überkorrekter Gendarm eingeführt, der seine Untergebenen triezt und gegenüber seinem Vorgesetzten buckelt. Seiner Tochter Nicole erweist er sich als "typischer" Vater, dem es an Verständnis mangelt, und der sie gerne an der kurzen Leine hält.

Leider meint Nicole, ihren Vater verleugnen zu müssen, um von einer Gruppe nichtstuender Oberschichtnachwüchsler (wir sind schließlich in St. Tropez!) akzeptiert zu werden, weshalb sie sich als Milliardärstochter ausgibt, was zu einigen Verwicklungen führt, in denen Cruchot selbst unter Verdacht gerät, und das, obwohl er doch sein Herz auf dem rechten Fleck hat und nur seiner Tochter helfen wollte...

Die Story ist natürlich nicht die Innovativste, aber M. Girault setzt alles gut in Szene. Im Gedächtnis bleiben haften

a) die unterschiedlichen Traumszenen der Gendarmen während eines Schläfchens, nachdem man zuvor in voller Uniform Austern gefischt (!?) hat

b) die rasende Nonne mit der Ente

c) und der Versuch, die Nudisten als Nudisten zu überführen

To be continued.


My conscience is clear

(Fred Olen Ray)
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40651
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben:Mein persönlicher LdF-Favorit ist weiterhin "Jo" aka "Hasch mich, ich bin der Mörder", von dem es ja leider immer noch keine Auswertung gibt. :( Vielleicht hat ja jemand eine TV-Aufzeichnung für mich zur Hand? Nein? Doch?? OH!!!
Yepp ;)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
CamperVan.Helsing
Beiträge: 10905
Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40

Re: Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben:
ugo-piazza hat geschrieben:Mein persönlicher LdF-Favorit ist weiterhin "Jo" aka "Hasch mich, ich bin der Mörder", von dem es ja leider immer noch keine Auswertung gibt. :( Vielleicht hat ja jemand eine TV-Aufzeichnung für mich zur Hand? Nein? Doch?? OH!!!
Yepp ;)
Merci beaucoup! :verbeug:
My conscience is clear

(Fred Olen Ray)
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40651
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Beitrag von buxtebrawler »

Schön, dass du dich der ganzen de-Funes-Filme annimmst, ugo, einige sind leider arg unterrepräsentiert in unserem Forum. Ich werde da sicherlich auch irgendwann noch mal beigehen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
CamperVan.Helsing
Beiträge: 10905
Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40

Re: Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben:Schön, dass du dich der ganzen de-Funes-Filme annimmst, ugo, einige sind leider arg unterrepräsentiert in unserem Forum. Ich werde da sicherlich auch irgendwann noch mal beigehen.
Den ganzen wohl nicht, aber die Gendarm-Reihe wird in den nächsten Wochen finalisiert. Die "Fantomas"-Reihe will ich mir auch noch besorgen.

Es ist mal an der Zeit, positive Kindheitserinnerungen wieder auszupacken. Ich schätze, bei dir lief es ähnlich mit Pierre Richard.
My conscience is clear

(Fred Olen Ray)
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40651
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben:Es ist mal an der Zeit, positive Kindheitserinnerungen wieder auszupacken. Ich schätze, bei dir lief es ähnlich mit Pierre Richard.
Ja, und auch de Funes kenne ich natürlich aus meiner Kindheit, glaube aber, ihn in seiner Paraderolle als Cruchot kaum gesehen zu haben. Da gäb's noch einiges (wieder) zu entdecken.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39405
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Beitrag von jogiwan »

Die Gendarmen-Filme von Louis de Funés sind ja irgendwie bislang spurlos an mir vorüber gegangen, obwohl die auch immer wieder im österreichischen Fernsehen gezeigt wurden. Der Auftakt ist ein netter, wenn auch zugegeben doch etwas altbackener wirkender Komödienspaß, in dem ein pedantischer Mensch und Gendarm seine menschliche Seite entdeckt und nebenher noch mit Nudisten, Gangstern und sonstigen skurrilen Personen im Urlaubsort St. Tropez zu tun bekommt. Zwischendrin gibt es auch noch Platz für eine solide Musikdarbietung und ein sehr junger Gabriele Tinti ist als Gangster ist ebenfalls mit von der Partie. Also alles im grünen Bereich und Louis de Funés ist natürlich wieder einmal der schreit, fuchtelt und grantelt durch die Gegend, nur um dann festzustellen, dass hinter seinem Rücken erst wieder so gar nicht nach seinen Vorstellungen läuft. „Der Gendarm aus St. Tropez“ ist dann auch eine eher leichte Sommerkomödie mit Anleihen im Slapstick, dem Culture-Clash, der Verwechslungskomödie und beim Gangsterfilm, dass hier alles recht ansehnlich zusammengerührt wird und -wenig verwunderlich - auch den Geschmack des breiten Publikums getroffen hat.

it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40651
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Beitrag von buxtebrawler »

Zur Gendarmen-Blu-ray-Box aus dem März gesellt sich nun die Gendarmen-DVD-Box, die heute bei Universum erscheinen soll:

Bild

Enthalten:
Der Gendarm von St. Tropez
Der Gendarm vom Broadway
Balduin, der Heiratmuffel
Balduin, der Schrecken von St. Tropez
Louis' unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen
Louis und seine verrückten Politessen

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... &vid=98094
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 3299
Registriert: Mo 12. Okt 2020, 18:11
Wohnort: Im finsteren Tal

Re: Der Gendarm von St. Tropez - Jean Girault (1964)

Beitrag von Maulwurf »

Der Gendarm von St. Tropez
Le gendarme de Saint-Tropez
Frankreich/Italien 1964
Regie: Jean Girault
Louis de Funès, Geneviève Grad, Michel Galabru, Christian Marin, Jean Lefebvre, Guy Grosso, Michel Modo, Daniel Cauchy, Madeleine Delavaivre, Maria Pacôme, Claude Piéplu, Gabriele Tinti


Der Gendarm von St. Tropez.jpg
Der Gendarm von St. Tropez.jpg (117.12 KiB) 394 mal betrachtet
OFDB

Das Aufeinanderprallen zweier Welten, die Kollision von Sitte und Sünde: Wachtmeister Cruchot aus Kleinmiesnestdorf, der unerbittlich Hühnerdiebe und Schwarzfischer verfolgt, wird nach St. Tropez versetzt! St. Tropez! DAS Sündenbabel schlechthin. Sodom und Gomorrha lauern auf den biederen Gendarmen!! Schon auf dem Weg von der Bushaltestelle zum neuen Revier schreibt er neun(!) Verwarnungen aus! Und dann auch noch die Nudisten!! Denen rückt er generalstabsmäßig auf den nackten Leib, um ihnen die Sünde auszutreiben. Dabei merkt er gar nicht, dass seine Tochter, die hübsche und lebenshungrige Nicole, sich mit Jugendlichen eingelassen hat, die es mit Recht und Gesetz nicht immer so ganz genau nehmen. Erst als Nicoles Freund ein Auto stiehlt, in dem sich wiederum ein, von einem Gangster gestohlenes, Gemälde befindet, bemerkt Cruchot den Schiefstand in seiner Familie. Und geht mit unerbittlicher Strenge dagegen vor: Tochter in den Hausarrest geben, gestohlenes Auto zurückstehlen, vor den eigenen Kollegen flüchten …

Seien wir mal ehrlich: Zwischen einem Film wie, sagen wir mal, AM SONNTAG WILL MEIN SÜSSER MIT MIR SEGELN GEHEN und dem GENDARM besteht eigentlich kaum ein Unterschied. Auf der deutschen Seite ein harmloses Lustspiel mit gern gesehenen Schauspielern, flotter Musik und Urlaubsträumen für die Daheimgebliebenen, und in der französischen Ausgabe ein harmloses Lustspiel mit gern gesehen Schauspielern, flotter Musik und Urlaubsträumen für die Daheimgebliebenen. Doch während AM SONNTAG… heute als Beispiel für Opas langweilig-biederes Kino gelten mag (zu Unrecht übrigens, der Film ist ausgesprochen spaßig), ist der GENDARM ein immer wieder gern gesehener Klassiker der Filmkomik.

Denn den einen Unterschied gibt es eben doch, und der heißt Louis de Funès. Der Giftzwerg mit dem Hang zur Großmannsucht, der Kleinbürger der es nicht ertragen kann wenn andere anders leben, das war seine Paraderolle, und wenn wir gleich nochmal ehrlich sind: So lieben wir ihn auch heute noch. Als geifernden und cholerischen, Hass versprühenden und dabei unwiderstehliche Komik erzeugenden Spießer, der im immerwährenden Kampf gegen die Umwelt seinen (kleinen) Mann stehen muss.

Und nach vielen vielen Jahren, in denen de Funès sich kontinuierlich nach oben gearbeitet hat*, war dann 1964 das Jahr, in dem er mit dem ersten Teil der FANTOMAS-Serie und dem GENDARM VON ST. TROPEZ seinen Durchbruch zum Superstar erlebte. Hier dreht er so richtig auf, gibt dem Affen Zucker, und lässt Mimik und Gemeinheiten entgleisen dass es nur so eine Freude ist. Hier kann er seine Untergebenen triezen, seine Tochter bevormunden, und gegenüber dem Herrn Reviervorsteher untertänigst zeigen, was für ein toller Gendarm er ist. Nach oben Buckeln, nach unten treten. Die Umwelt terrorisieren, und dem Zuschauer einen Lachanfall nach dem anderen spendieren. Und auch, wenn die Geschichte um das gestohlene Bild sich manchmal vielleicht ein wenig mühsam zieht, dann ist trotzdem immer rechtzeitig ER zur Stelle, um mit Hilfe wohlgesetzter Tobsuchtsanfälle ein gepflegtes Chaos zu verbreiten. Der erste Gendarm-Film, der aus der gesamten Serie sicher auch der Beste ist (was aber natürlich Geschmackssache ist), ist höchst charmant gealtert, und bereitet im neuen Jahrtausend immer noch das gleiche Vergnügen wie einige Jahrzehnte früher, als der kleine Maulwurf vor dem Fernseher Tränen gelacht hat. Ein Rundumsorglosvergnügen der chaotischen und cholerischen Art, auch heute noch.

*De Funès hat dazu mal erzählt, dass er in seiner ersten Filmrolle nichts anderes gemacht habe als eine Tür zu öffnen. Im Laufe der Jahre wurden die Türen dann immer größer, bis er zu guter Letzt die Tür zum Produzenten öffnete.

7/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Antworten