Der unheimliche Fremde - Serge Leroy (1978)
Moderator: jogiwan
Der unheimliche Fremde - Serge Leroy (1978)
Herstellungsland: Frankreich 1978
Regie: Serge Leroy
Darsteller: Alain Delon, Sophie Renoir, Richard Constantini, Tiphaine Leroux, Thierry Turchet, Adelita Requena, Henri Vilbert u.a.
Story:
Die vier verwöhnten Geschwister Marlene, Dimitri, Boule und Laetitia verbringen die Ferien in einer Villa nahe der Côte d’Azur. Als Kindermädchen ist lediglich die Spanierin Avocados in der Villa. Die Eltern der vier Rabauken, reiche Filmproduzenten, sind geschäftlich unterwegs und werden auch für die nächsten Tage noch unterwegs sein. Das Quartett malträtiert das Kindermädchen immer wieder und sowohl Kinder als auch Avocados können sich nicht ausstehen. Beim gemeinsamen Baden am Strand passiert dann auch noch ein tragischer Unfall, an dem die Kinder nicht unschuldig sind.
Die Geschwister legen einen Schwur ab, dass niemals über den Unfall gesprochen wird. Da die vier nun ohne Kindermädchen sind (und es auch bleiben wollen) beschließen sie, einfach so zu tun, als ob alles in bester Ordnung wäre. Doch die vier selbstverliebten Gören haben die Rechnung ohne einen namenlosen Streuner (Alain Delon) gemacht. Der unheimliche Fremde hat die vier nämlich zusammen mit Avocados am Strand beobachtet und weiß mehr über den Vorfall, als den Kindern lieb ist. Der mysteriöse und unberechenbare Fremde setzt die Geschwister nun unter Druck und nistet sich in der luxuriösen Villa ein.
Ein Freundin der Familie schaut zwar einmal in der Villa vorbei und erkundigt sich nach dem Rechten, doch auch sie lässt sich von den Geschwistern täuschen und um den Finger wickeln. Ebenso der gutmütige Gärtner, der die vier beim ungewöhnlich süßen Frühstück überrascht. Marlene, Dimitri, Boule und Laetitia lassen keinen Trick aus, um ihre Lüge aufrecht zu erhalten. Zwar bleiben die vier Früchtchen so alleine in der Villa, aber auch der fremde Mann ist nach wie vor im Anwesen und denkt nicht daran auszuziehen. Auf sich alleine gestellt, versuchen die vier Geschwister den fremden Mann wieder loszuwerden. Notfalls mit Gewalt!
Die vier Kinderdarsteller machen ihre Sache wirklich verdammt gut. Reife Leistungen liefern vor allem Richard Constantini als altkluger Anführer Dimitri und seine ältere Schwester Marlene, die von Sophie Renoir (Urenkelin des Malers Pierre-Auguste Renoir) schmollmündig und frühreif gespielt wird. Sie hat auch immer einen frechen Spruch parat, falls jemand nach dem spanischen Kindermädchen fragen sollte. Highlight ist u.a. das Gespräch mit einem Reisebusfahrer, der die Kinder abholen will und eine schriftliche Entschuldigung von einem Erwachsenen braucht, damit die Kinder zuhause bleiben können. Marlene textet den Busfahrer mit Ausreden nur so zu: "Unser Kindermädchen liegt gerade in der Badewanne". "Ich kann nicht reingehen zu ihr, da mich der Anblick einer nackten Frau entsetzt". "Klar, könnte ich ihr den Zettel unter der Tür durchschieben, aber mir fällt gerade ein, Avocados kann ja weder Lesen noch Schreiben". Busfahrer genervt: "Ach leckt mich doch alle am Arsch!"
Aber auch Thierry Turchet in der Rolle des bebrillten Dickerchens Boule kann viel Sympathiepunkte einsammeln. Seine trockene Art ist schon großes Kino und er wird von seinen Geschwistern immer wieder daran erinnert, seine Diät einzuhalten. Was dem immer hungrigen Boule überhaupt nicht passt.
Kinderdarsteller können oftmals ziemlich nerven und einem Film den Todesstoss versetzen. Glücklicherweise trifft das auf "Der unheimliche Fremde" aber nicht zu, und die vier Jungdarsteller brauchen sich nicht hinter Alain Delon verstecken. Der Film spielt bei strahlendem Sonnenschein an der Côte d’Azur und verbreitet somit jede Minute eine sehr angenehme und stimmige Urlaubsatmosphäre. Das Anwesen der Villa ist luxuriös, die Kinder verwöhnt und rechthaberisch aber halten auch zusammen wenn es darauf ankommt und haben ihren eigenen Ehrenkodex. Die Erwachsenendarsteller treten, neben Alain Delon, nur am Rande in Erscheinung und bleiben praktisch in ihrer Welt.
Die Welt der vier Geschwister spielt sich vorwiegend am Strand oder der Villa ab. Am Strand baut Dimitri auch mit Hingabe an seiner gewaltigen Sandburg, die er als Metapher für sich und seine Geschwister sieht und es zwei Polizisten folgendermaßen erklärt: „wir kämpfen gegen jeden, der uns schaden will“.
Einer meiner absoluten Lieblingsfilme mit Alain Delon, der früher öfters in den dritten Programmen lief und von dem es bis heute keine deutsche DVD gibt
9/10
„Guter schlechter Geschmack blickt zu seinem Objekt auf und macht sich nicht darüber lustig“. John Waters
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Re: Der unheimliche Fremde - Serge Leroy (1978)
Erscheint voraussichtlich heute bei Pidax auf DVD:
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!