„Doppelt gemoppelt hält besser!“
Zwischen seinen beiden Rollen als François Pignon mit Gérard Depardieu an seiner Seite drehte der französische Komödiant Pierre Richard seinen dritten Film unter der Regie Yves Roberts, dem seinerzeit Richards Durchbruch mit der Agentenfilm-Parodie „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ gelang.
Glückwunschkartenverleger Matthias Duval (Pierre Richard) ist nicht sonderlich erfolgreich und finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. Ständig sitzen ihm seine Gläubiger im Nacken. Eines Tages lernt er jedoch auf einer Feier die texanischen Zwillingsschwestern Betty (Camilla More, „Freitag, der 13. – Das letzte Kapitel“) und Liz Kerner (Carey More, ebenfalls „Freitag, der 13. – Das letzte Kapitel“) kennen, die eine Millionenerbschaft antreten sollen – einzige Bedingung: Sie müssen dafür verheiratet sein. Duval wittert seine große Chance und erfindet kurzerhand einen charakterlich konträren Zwillingsbruder, um gleich beide Frauen für sich gewinnen zu können...
Was sich nach einer turbulenten Verwechslungskomödie mit einem typisch chaotischen Pierre Richard anhört, der von einer komischen Situation in die nächste stolpert, entpuppt sich als entspannte, chauvinistische Utopie. Richard in einer Rolle als Womanizer und Lebemann, allen Geldproblemen zum Trotz, führt als Erzähler und Kommentator aus dem Off durch die Handlung, die ein wirklich bildhübsches Zwillingspaar zum Gegenstand hat, während der Film wohlige Urlaubsstimmung verströmt und das leichte Leben propagiert. Richard schlüpft als Matthias Duval in die Rolle seines vermeintlichen Zwillingsbruders Matthieu, der wunderbar snobistisch charakterisiert und gespielt wird.
► Text zeigen
Das Ungewöhnliche daran jedoch ist, dass er beneidenswerterweise damit durchkommt, statt dass wie eigentlich erwartet alles im heillosen Chaos endet. Damit wird „Der Zwilling“ zu einem wenig doppelbödigen bzw. hintersinnigen verfilmten Männertraum von einer polygamen Beziehung zu zwei heißen Blondinen, die zudem auch noch Reichtum verspricht.
Unterlegt von umschmeichelnder Saxophon-Lounge-Musik nimmt der sommerlich-leichte Film seinen Lauf, der seinen Hauptdarsteller öfter mal nackt herumlaufen lässt und ansonsten zwar zeitweise prickelnd-erotisch, vor allem aber ungewöhnlich oberflächlich wie ein (allerdings gut gemachter) Werbespot fürs dekadente Playboy-„Good life“ erscheint. Ich würde jedoch lügen, würde ich behaupten, davon nicht kurzweilig angenehm unterhalten worden zu sein, an einem Wochenend-Morgen im Bett sicherlich keine ganz verkehrte Wahl. Als man kurzzeitig in eine Richtung steuert, die die weiblichen Zwillinge als intelligenter und weit weniger naiv als angenommen darstellt, umschifft man immerhin geschickt die ganz großen Sexismus-Klippen. Wer seinen Richard ungestümer, anarchischer und auf sympathische Weise vielschichtiger mag, hält sich jedoch besser an seine eher zu ihm passenden Paraderollen als mal mehr, mal weniger trotteligem Verlierer oder Pechvogel, dem das (vermeintlich?) ganz große Glück nicht durch Verschlagenheit und List winkt.