Die Braut trug Schwarz - François Truffaut (1968)

Moderator: jogiwan

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sid.vicious
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Die Braut trug Schwarz - François Truffaut (1968)

Beitrag von sid.vicious »

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Alternativer Titel: La Mariée était en noir
Produktionsland: Frankreich / Italien
Produktion: Marcel Berbert, Oscar Lewenstein
Erscheinungsjahr: 1968
Regie: François Truffaut
Drehbuch: François Truffaut, Jean-Louis Richard
Kamera: Raoul Coutard
Schnitt: Claudine Bouché
Musik: Bernard Herrmann
Länge: ca. 107 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller:
Jeanne Moreau: Julie Kohler
Michel Bouquet: Coral
Jean-Claude Brialy: Corey
Charles Denner: Fergus
Claude Rich: Bliss
Michael Lonsdale: Rene Morane
Daniel Boulanger: Delvaux
Alexandra Stewart: Mlle Becker
Sylvine Delannoy: Mme Morane
Luce Fabiole: Julies Mutter
Michèle Montfort: Fergus's Model
Jacqueline Rouillard:
Paul Pavel: Mechaniker
Gilles Quéant: Richter
Serge Rousseau: David
Van Doude: Inspektor
Christophe Bruno: Cookie

Fünf Männer treffen sich in einer Wohnung um sich mit Karten spielen und trinken die Zeit zu vertreiben. Als einer der fünf mit einem Jagdgewehr auf die gegenüber liegende Kirchturmspitze zielt, weiß ein weiterer nicht, dass das Gewehr geladen ist. Als man es ihm das Gewehr entreißen will, löst sich ein Schuss und trifft den vor der Kirche soeben frisch verheirateten Ehemann von Julie Kohler.

Das Thema der Rache in leisen Tönen und mit einigem Beiwerk, intelligent und anspruchsvoll von François Truffaut präsentiert. Ein Film bei dem die Geduld und das Mitdenken gefragt ist, denn sonst hat man als Zuschauer schnell verloren, da der Eintritt in Truffauts Welt verpasst wird. Demnach die Message an den sensationssüchtigen Teil der Filmgemeinde: Hände weg von diesem Film

Truffaut geht, wie bereits geschrieben sehr ruhig und langsam zu Werke. Die Situation wird nach und nach erklärt und der Bezug zur Hauptfigur aufgebaut. Dabei findet man sich immer besser in Truffauts Welt ein und wird zum stillen Teilhaber an Julies Rachefeldzug. Das dieser eine gewisse Form von Katholizismus mit sich bringt, macht die Sache noch wesentlich interessanter.

Der irische Schriftsteller Oscar Wilde wird mit den Worten „Die Natur imitiert die Kunst“ zitiert. Dieses kann als Anspielung auf eine Art Idealismus hindeuten. Julies Taten sind die Quittung für das ihr genommene Ideal des Lebens. Sie fühlt sich ausgegrenzt, sprich einsam und will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Dieses wird somit wieder eindeutig zum Realismus. Der auftretende Gedanke von Tat und Sühne schlägt durch Truffauts Vorgehensweise nämlich ins Gegenteil um. So wird aus einer selbstlosen Vorgehensweise die geplante Zerstörung.

Julie, die Braut in schwarz, ist vor ihrer ersten Tat noch weiß gekleidet, unbefleckt vom Mord. Erst danach wandelt sich ihr Outfit in ein tiefes Schwarz.

Fazit: Ein interessanter und gut gefilmter französischer Thriller mit leichten Hitchcock Anklang, der ein ausgewähltes Publikum sehr zu unterhalten weiß.

8/10
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untot
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Re: Die Braut trug Schwarz - François Truffaut

Beitrag von untot »

Ruhiger aber starker Film, der einem zuerst lange im dunkeln tappen lässt, ehe man die ganze Wahrheit erfährt.
Rache muss nicht immer laut und actionreich sein, sondern wirkt ruhig und eiskalt sogar noch bedrohlicher.
Jeanne Moreau macht einem stellenweise wirklich Angst, so ohne jede Gefühlsregung erinnerte sie mich stellenweise ein wenig an den guten Hannibal Lecter. :nick:
Genial gespieltes Rachedrama, das man gesehen haben sollte, wenn man auch die leisen Töne liebt.

8/10
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jogiwan
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Re: Die Braut trug Schwarz - François Truffaut

Beitrag von jogiwan »

Am Tag der Hochzeit mit ihrer Jugendliebe, wird der frischvermählte Gatte von Julie durch einen Schuss getötet. Fünf Männer stehen in Verdacht, diesen unbedacht aus einer Waffe abgefeuert zu haben und bekommen Jahre später der Reihe nach Besuch von der "Braut in schwarz". Truffauts Film ist zwar irgendwie weder Thriller, noch Drama und eigentlich auch nicht sonderlich spannend, aber für Euro-Fans sind diese 100 geradlinig und langsam erzählten Minuten sicher ein wahres Freudenfest. Wenn Jean Moreau mit stoischer Miene aufdreht, um den Tod ihrer Jugendliebe zu rächen, dann weiß Mann, dass für die fünf Verantwortlichen schon bald das letzte Stündlein geschlagen hat. Sehr schön, cool und daher auch gerne etwas subjektive 8/10 Punkten.
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Onkel Joe
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Re: Die Braut trug Schwarz - François Truffaut

Beitrag von Onkel Joe »

Ein wirklich guter aber sehr ruhiger Film, toll gespielt und für Cineasten ein muss.
7/10
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Arkadin
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Re: Die Braut trug Schwarz - François Truffaut

Beitrag von Arkadin »

jogiwan hat geschrieben:Truffauts Film ist zwar irgendwie weder Thriller, noch Drama und eigentlich auch nicht sonderlich spannend, aber für Euro-Fans sind diese 100 geradlinig und langsam erzählten Minuten sicher ein wahres Freudenfest. (...) Sehr schön, cool und daher auch gerne etwas subjektive 8/10 Punkten.
Was soll man da noch ergänzen.? Trifft 100% auch meine Einschätzung und wie ich gerade sehe gab ich damals auch die identische Punktzahl.
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Il Grande Racket
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Re: Die Braut trug Schwarz - François Truffaut

Beitrag von Il Grande Racket »

Gerade zum ersten Mal gesehen. Sehr schöner, ruhiger Film mit einer faszinierenden Performance von Jeanne Moreau als freudlose Rächerin. Innerlich tot, besteht ihr verbliebener Lebenssinn aus der Ausübung ihrer Rache, jenseits von Mitleid und Moral, hier gibt es weder Vergebung oder Erlösung. Wenn man's genauer betrachtet, ganz schön deprimierend, aber manchmal ist sowas ja auch mal nötig. 7,5/10
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buxtebrawler
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Re: Die Braut trug Schwarz - François Truffaut (1968)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 10.05.2024 bei Explosive Media auf Blu-ray und auch noch einmal auf DVD:

Bild Bild

Extras:
Original Kinotrailer
Bildergalerie

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Arkadin
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Re: Die Braut trug Schwarz - François Truffaut (1968)

Beitrag von Arkadin »

Julie hat ihre Jugendliebe David geheiratet. Doch der schönste Tag im Leben endet in einer Katastrophe, als David beim Verlassen der Kirche durch einen dummen Unfall von einem Gewehrschuss getötet wird. Die trauernde Julie will sich zunächst das Leben nehmen, entscheidet sich aber dann dafür, die fünf Männer, die an dem Unfall beteiligt waren, aufzuspüren und zu töten. Truffaut Hitchcock-Pastiche, der vor allem zeigt, dass Truffaut kein Hitchcock und kein Thriller-Experte ist. Transportiert Hitchcock seine Geschichten vor allem über Bilder, so wird bei Truffaut viel geredet. Spannung findet man auch nicht unbedingt vor. Es wird im Grunde nur gezeigt, wie die von Jeanne Moreau unterkühlt gespielte Julie eine Todesliste mit fünf Namen abarbeitet. Da es sich bei ihren Opfern um schrecklich sexistische und lüsternde Unsympathen handelt, ist das einzig wirklich spannende, ob die Tat gelingt und ob Julie erwischt wird. Da fünf Mal dieselbe Geschichte erzählt wird, wirkt einiges redundant, wie zum Beispiel die Schlüsselszene mit dem Tod des Bräutigams, welche immer wieder gezeigt wird. Bei Hitchcock wäre die Erzählweise sicherlich weitaus ökonomischer gewesen. Von Hitchcock lieh sich Truffaut nicht nur den Stammkomponisten Bernard Herrmann, sondern gerade am Beginn einige Einstellungen, die an MARNIE erinnern. Grundsätzlich scheint sich Truffaut mehr für die Kritik am männlichen Chauvinismus als für Suspense interessiert zu haben.
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