Franklyn - Die Wahrheit trägt viele Masken - Gerald McMorrow (2008)
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Franklyn - Die Wahrheit trägt viele Masken - Gerald McMorrow (2008)
Franklyn - Die Wahrheit trägt viele Masken
(Franklyn)
mit Eva Green, Ryan Phillippe, Sam Riley, Richard Coyle, Jay Fuller, Jeanie Gold, Bernard Hill, Georgia Mackenzie, Art Malik, Kika Markham, Gary Pillai, Stephen Walters, Chris Wilson, Mark Wingett, Susannah York
Regie: Gerald McMorrow
Drehbuch: Gerald McMorrow
Kamera: Ben Davis
Musik: Joby Talbot
FSK 16
Frankreich / Großbritannien / 2008
Vier verdammte Seelen auf der Suche nach Erlösung. Alle haben einen tiefen Verlust erlitten und alle gehen unterschiedlich damit um. Sie erfinden sich rettende Emgel, begeben sich auf eine hoffnungslose Suche, spielen mit dem Tod. Einer von ihnen geht auf Menschenjagd in Meanwhile City, einer futuristischen Megalopolis, deren Bewohner von bizzaren religiösen Kulten beherrscht werden. Vier verletzte Seelen, die der Zufall an einem Ort zusammenführt und deren Schicksal vom Lauf einer einzigen Gewehrkugel abhängen wird. In der Vorhölle der verlorenen Seelen kann selbst der Tod Hoffnung bedeuten.
Es gibt sie immer wieder, die Filme, die einen nachhaltig beeindrucken und die so etwas wie Genialität beinhalten. In einer Zeit, in der rasante Action und bluttriefende Horrorfilme die Kultur des Filmkonsumenten bestimmen, ist ein Film wie "Franklyn" viel mehr als nur eine willkommene Abwechslung. Die hier erzählte Geschichte ist wie ein großes Puzzle, das am Anfang absolut zusammenhanglos auf den Zuschauer wirkt und obwohl man ahnt, das am Ende des Films alle Erzählstränge zueinander führen werden, ergibt sich erst im letzten Drittel des Filmes so langsam ein Überblick, auf was das Ganze hinausläuft. Erst dann erkennt man auch langsam, welcher Zusammenhang zwischen den einzelnen Personen besteht, die hier die tragenden Rollen spielen. Denn zu Anfang ist wirklich nicht zu deuten, was all diese Menschen miteinander verbindet, was sicherlich für etwas Verwirrung sorgen kann, die sich aber mit der Zeit verflüchtigt, wenn man der Story aufmerksam folgt.
Doch bis dahin ist es ein ziemlich langer und sehr spannender Weg, immer wieder wird man mit dem Kontrast einer sehr düsteren Fantasy-Stadt (Meanwhile City) und dem realen London der heutigen Zeit konfrontiert, wobei gerade die Darstellung von Menwhile City das optische Highlight dieses Werkes darstellt. In den dort spielenden Passagen von "Franklyn" entwickelt sich eine extrem düstere und dichte Atmosphäre, die sich schon fast zwangsläufig auch auf den Zuschauer überträgt und eine ungeheure Faszination auf ihn ausübt. Auf der anderen Seite wird man immer wieder mit der nüchternen Realität des gegenwärtigen London konfrontiert und gerade der hier entstehende Kontrast ist es in meinen Augen, der diesem Werk eine ganz besondere Note verleiht und ihn so außergewöhnlich macht.
Man ist ganzzeitig hin-und hergerissen zwischen Realität und Fiction, die dabei gewonnenen Eindrücke müssen erst einmal verarbeitet werden, damit man auch alle erkennbaren Puzzle-Teilchen richtig zusammensetzen kann. Dabei helfen immer wieder auftretende kleine Hinweise, die man aber auch nur erkennt, wenn man der Story seine volle Aufmerksamkeit schenkt, denn die Auflösung des Ganzen ist hier im Detail versteckt. Wenn man diese Details aufmerksam verfolgt, dann weß man nach gut zwei Dritteln der Laufzeit eigentlich, worauf die Geschichte hinausläuft, was ihr aber keineswegs schadet, geschweige denn ihr etwas von der vohandenen Spannung nimmt. Denn bis zur letzten Minute zieht sich ein sehr hoch angesiedelter Spannungsbogen durch den Film, der in keiner Phase auch nur ansatzweise einzubrechen droht, denn dafür wird die ineienander verschachtelte Story viel zu interessant erzählt.
Doch das gesamte Werk wäre nur halb so gut, wenn es nicht die meiner Meinung nach überzeugenden Darsteller hätte, die die von ihnen gespielten Charaktere sehr ausdrucksstark und überzeugend wiedergeben, auch wenn manche Leute das anders sehen mögen. Egal ob Eva Green, Ryan Phillippe oder auch Sam Riley, alle verleihen ihren Figuren ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit und tragen so zum sehr guten Gesamtbild bei, das ich von "Franklyn" gewonnen habe. Hier ist ein wirklich innovativer Film entstanden, der sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird, da es sich hierbei um keine seichte Filmkost handelt, von der man sich so nebenbei berieseln lässt, sondern ein Werk, das die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers einfordert, damit man der Handlung auch folgen kann.
Gerald McMorrow's Film ist ein hochwertiges Filmereignis, das zu Beginn vom Stil her an "V wie Vendetta" erinnert, sich aber sehr schnell in eine vollkommen andere Richtung entwickelt und dem Betrachter jederzeit ein niveauvolles Sehvergnügen bereitet, das man nicht so schnell vergessen wird. Für Freunde von Filmen mit Anspruch ist dieser Film absolutes Pflichtprogramm. Intelligentes Kino, das zum mitdenken auffordert und die kleinen grauen Zellen in Betrieb hält.
Die DVD:
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9 Widescreen
Laufzeit: 94 Minuten
Extras: Trailer, Trailershow
8,5/10
Big Brother is watching you
Re: Franklyn - Die Wahrheit trägt viele Masken - Gerald McMorrow
Ein genialer Film, der leider irgendwie etwas untergegangen ist und völlig unterschätzt wird!
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Re: Franklyn - Die Wahrheit trägt viele Masken - Gerald McMo
Bemerkenswertes Spielfilmdebüt von Gerald McMorrow (diesen Herrn sollte man im Auge behalten), das mit Ryan Phillippe, Eva Green, Bernard Hill und Susannah York auch einige bekannte Darsteller aufweisen kann. Der Film führt den Zuschauer mit der Darstellung einer düster-phantastischen Parallelwelt zunächst ein wenig an der Nase herum und lässt ihn meinen, einen "Fantasyfilm" zu sehen, eigentlich handelt es sich jedoch um ein mystisches Drama über verschiedene Figuren, deren Wege zunächst getrennt voneinander beleuchtet werden, bevor die Schicksalsfäden dann doch zusammenführen. Dies erfordert einige Aufmerksamkeit vom Zuschauer, deshalb wird für mich wohl auch noch mal eine Zweitsichtung erforderlich, da ich den Film nicht in einem Stück gesehen habe, was hier ein bisschen ungünstig war. Leider habe ich die DVD-Ausgabe ohne nennenswerte Extras gekauft, Erläuterungen des Autors und Regisseurs McMorrow wären hier sehr von Interesse gewesen. Ganz in ihren Bann gezogen hat mich die etwas unterkühlt dargestellte Geschichte nicht, daher einstweilen 7/10
- buxtebrawler
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Re: Franklyn - Die Wahrheit trägt viele Masken - Gerald McMorrow
Das Spielfilm-Debüt „Franklyn“ (im deutschsprachigen Raum um den Zusatz „Die Wahrheit trägt viele Masken“ erweitert) des britischen Regisseurs Gerald McMorrow entstand 2008 im britisch-französischer Koproduktion und ist eine eigenwillige Mixtur aus Drama-, Fantasy- und Thriller-Anleihen:
Im dystopisch-futuristischen Meanwhile City scheint der Großteil der Bevölkerung einer sektenartigen Religion erlegen zu sein. Ihren religiösen Führer „Das Individuum“ sucht Jonathan Preest (Ryan Phillippe, „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“) unablässig – er will ihn dafür richten, die elfjährige Sarah getötet zu haben. Im London der Gegenwart wiederum sucht der just von seiner Frau verlassene Milo (Sam Riley, „Control“) nach seiner Kindheitsfreundin Sally, Peter Esser (Bernard Hill, „Titanic“) seinen Sohn und Irak-Kriegsveteranen David und die psychisch labile, suizidgefährdete Emilia (Eva Green, „Die Träumer“) ihr Seelenheil in abgefahrenen Videoprojekten. Das Schicksal führt sie zusammen…
Den maskierten Jonathan Preest und die aufwändig inszenierte, imposante Fantasy-Stadt Meanwhile City lernt man zuerst kennen und lauscht Preests Off-Kommentaren, die seine undurchsichtige Geschichte nach und nach erzählen. Nach dessen Verhaftung und einem Zeitsprung von vier Jahren werden alle vier Handlungsstränge parallel behandelt, „Franklyn“ erscheint puzzleartig und die Zusammenhänge bleiben unklar. Diese sind letztlich anderer Natur als evtl. vom Zuschauer herbeigerätselt. Im Prinzip geht es in allen Fällen um persönliche Dramen und Tragödien im neo-noiresken Großstadtambiente und diese zu spoilern, wäre gemein. Ganz umhin komme ich jedoch nicht, daher bitte auf eigene Gefahr weiterlesen:
Die Pointe macht aus „Franklyn“ eine Art ambitionierten Beitrag zum Mindfuck-Genre bzw. bedient sich dessen Stilmittel, denn es wird sich herausstellen, dass die Hälfte (je nach psychologischer oder philosophischer Sichtweise auch alle) der Protagonisten nach traumatischen Ereignissen in ihrer eigenen Realität lebt – und diese ist es, die der Film dem Zuschauer präsentiert und erst zum Ende mit ihr bricht. Das ist für den einen Zuschauer mehr, für den anderen weniger überraschend. Erweitert um einen satirischen Blick auf Religionen und untermalt von verträumter Klaviermusik sowie mäandernden sphärischen Klängen, ist „Franklyn“ optisch top, erzählerisch jedoch Flop, denn McMorrow scheint seine Geschichte absichtlich verworren abzuwickeln und geht dabei derart langatmig zu Werke, dass einen die Handlung nie wirklich für sich einzunehmen in der Lage ist – so atmosphärisch traurig und mysteriös sie sich auch präsentiert.
Das ist überaus schade, denn das Potential des Films ist offensichtlich und man möchte ihn eigentlich mögen. Dies verhindert jedoch zusätzlich das kitschige Happy End, wenngleich es lediglich angedeutet wird. Am Ende bleibt immerhin die Erkenntnis, wie subjektiv Realität und Wahrheit in einer Gesellschaft sind, in der es von traumatisierten Individuen und Narzissmen nur so wimmelt.
Im dystopisch-futuristischen Meanwhile City scheint der Großteil der Bevölkerung einer sektenartigen Religion erlegen zu sein. Ihren religiösen Führer „Das Individuum“ sucht Jonathan Preest (Ryan Phillippe, „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“) unablässig – er will ihn dafür richten, die elfjährige Sarah getötet zu haben. Im London der Gegenwart wiederum sucht der just von seiner Frau verlassene Milo (Sam Riley, „Control“) nach seiner Kindheitsfreundin Sally, Peter Esser (Bernard Hill, „Titanic“) seinen Sohn und Irak-Kriegsveteranen David und die psychisch labile, suizidgefährdete Emilia (Eva Green, „Die Träumer“) ihr Seelenheil in abgefahrenen Videoprojekten. Das Schicksal führt sie zusammen…
Den maskierten Jonathan Preest und die aufwändig inszenierte, imposante Fantasy-Stadt Meanwhile City lernt man zuerst kennen und lauscht Preests Off-Kommentaren, die seine undurchsichtige Geschichte nach und nach erzählen. Nach dessen Verhaftung und einem Zeitsprung von vier Jahren werden alle vier Handlungsstränge parallel behandelt, „Franklyn“ erscheint puzzleartig und die Zusammenhänge bleiben unklar. Diese sind letztlich anderer Natur als evtl. vom Zuschauer herbeigerätselt. Im Prinzip geht es in allen Fällen um persönliche Dramen und Tragödien im neo-noiresken Großstadtambiente und diese zu spoilern, wäre gemein. Ganz umhin komme ich jedoch nicht, daher bitte auf eigene Gefahr weiterlesen:
Die Pointe macht aus „Franklyn“ eine Art ambitionierten Beitrag zum Mindfuck-Genre bzw. bedient sich dessen Stilmittel, denn es wird sich herausstellen, dass die Hälfte (je nach psychologischer oder philosophischer Sichtweise auch alle) der Protagonisten nach traumatischen Ereignissen in ihrer eigenen Realität lebt – und diese ist es, die der Film dem Zuschauer präsentiert und erst zum Ende mit ihr bricht. Das ist für den einen Zuschauer mehr, für den anderen weniger überraschend. Erweitert um einen satirischen Blick auf Religionen und untermalt von verträumter Klaviermusik sowie mäandernden sphärischen Klängen, ist „Franklyn“ optisch top, erzählerisch jedoch Flop, denn McMorrow scheint seine Geschichte absichtlich verworren abzuwickeln und geht dabei derart langatmig zu Werke, dass einen die Handlung nie wirklich für sich einzunehmen in der Lage ist – so atmosphärisch traurig und mysteriös sie sich auch präsentiert.
Das ist überaus schade, denn das Potential des Films ist offensichtlich und man möchte ihn eigentlich mögen. Dies verhindert jedoch zusätzlich das kitschige Happy End, wenngleich es lediglich angedeutet wird. Am Ende bleibt immerhin die Erkenntnis, wie subjektiv Realität und Wahrheit in einer Gesellschaft sind, in der es von traumatisierten Individuen und Narzissmen nur so wimmelt.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Franklyn - Die Wahrheit trägt viele Masken - Gerald McMorrow
Eine Zeit lang waren sie ja ganz populär, dieses überlagen Episodenfilm-Dramen aus der Arthouse-Ecke wie „Babel“, „Magnolia“ und wie die seinerzeit alle geheißen haben. Unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen Ecken, die das Schicksal dann in mehr oder minder konstruierten Momenten zusammenschickt. Auch „Franklyn“ geht in diese Ecke, vermengt jedoch zu den üblichen Erzählsträngen über gebrochene Menschen auch eine aus der Fantasy-Ecke dazu, was zwar gut aussieht, aber irgendwie nicht so richtig zum Rest der im Hier und Jetzt angesiedelten Geschichte über eine todessehnsüchtige Künstlerin, einen verlassenen Mann und einem Vater auf der Suche nach seinem Sohn passen mag. Die Bilder aus „Meanwhile City“ wirken auch immer etwas überkandidelt und artifiziell, die Figuren fand ich zu sperrig und auch die Art und Weise wie man als Zuschauer kleine Hinweise hingeworfen wird, doch auf Dauer etwas mühsam. Das Konzept ist spannend, geht aber nicht so wirklich auf und so bleibt auch am Ende die Überraschung aus und wirkt mit seinem angedeuteten Happy Ende auch noch völlig unnötig verkitscht. Okay, aber leider meines Erachtens auch nicht mehr.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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