Hass (La Haine) - Mathieu Kassovitz (1995)

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Hass (La Haine) - Mathieu Kassovitz (1995)

Beitrag von buxtebrawler »

La Haine.jpg
La Haine.jpg (146.34 KiB) 380 mal betrachtet

Originaltitel: La Haine

Herstellungsland: Frankreich / 1995

Regie: Mathieu Kassovitz

Darsteller: Vincent Cassel, Hubert Koundé, Saïd Taghmaoui, Abdel Ahmed Ghili, Solo, Joseph Momo, Héloïse Rauth, Rywka Wajsbrot, Olga Abrego, Laurent Labasse, Choukri Gabteni, Nabil Ben Mhamed u. A.
Sie hängen in abgebrannten Hallen oder auf der Straße herum, hören Musik, rauchen Joints und prügeln sich mit der Polizei: Alltag in einer grauen Pariser Vorstadt. Hier fristen die drei arbeitslosen Jugendlichen Vincent, Hubert und Saïd ihr trostloses Leben. Als ihr Freund Abdel bei einem Polizeiverhör lebensgefährlich verletzt wird, schlagen ihre Aggressionen in Hass um ...
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buxtebrawler
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Re: Hass (La Haine) - Mathieu Kassovitz

Beitrag von buxtebrawler »

Endlich habe ich mich dazu durchgerungen, diese große Bildungslücke zu schließen. Und ich ärgere mich, dass ich es nicht schon viel früher tat, statt mich vom Genre „französisches Drama“ abschrecken zu lassen. Mathieu Kassovitz’ komplett in schwarz/weiß gedrehter Film aus dem Jahre 1995 zeigt schonungslos, eindrucksvoll realistisch und nachvollziehbar das Leben gesellschaftlicher Minderheiten in Pariser Vorstädten und glänzt mit ganz hervorragenden Schauspielern. Alle drei Hauptrollen behalten für den Film ihre realen Vornamen und spielen absolut überzeugend das Dreigespann unterschiedlicher Charaktere und kultureller Herkunft, die ihr sozialer Status innerhalb der französischen Gesellschaft eint, aus dem gemeinsame Probleme hervorgehen. „Hass“ beginnt mit den Bildern einer Straßenschlacht, bei der ein Polizist seine Waffe verliert, und endet nur ca. 24 Stunden später. Diese Pistole wird im Viertel von Vincent gefunden und Aufhänger für Diskussionen um Gewalt und Gegengewalt. Der zynische, aufbrausende Vincent ist fasziniert von der Waffe und der damit einhergehenden Macht und erzählt immer wieder davon, im Falle des Todes eines von den Bullen im Rahmen der Straßenschlacht fast erschlagenen Freundes, einen Staatsdiener richten zu wollen. Hubert ist eher der vernunftbetonte, rationale Typ, der versucht, aus seiner Situation das beste zu machen. Saïd ist ein kindlicher Spaßvogel mit losem Mundwerk, der noch nicht so sehr desillusioniert erscheint. Im Besitz dieser Waffe und voller Hass auf den Staat, Verzweiflung, Resignation, Perspektivlosigkeit, aber auch trotz allem Spaß habend und irgendwie die Zeit totschlagend verbringen die drei Freunde einen Tag und eine Nacht, begleitet vom Zuschauer. Was sie so treiben, ist nicht immer spektakulär, lässt mich aber einiges aus meiner eigenen Jugend wiedererkennen. Die gefühlte Ausweglosigkeit ist immer nachvollziehbar, ja, spürbar und Konfrontationen mit vorurteilsbehafteten Mittelklasseyuppies oder offen rassistischen Schlägern, teilweise mit Dienstmarke, machen wütend und erweisen sich als Funken an der Zündschnur der benachteiligten Jugendlichen. Die eingestreuten poetischen Zitate in „Hass“ sorgen für Gänsehaut und das geniale, verstörende, offene Ende ließ mich, nachdem ich es kurz vorm Schlafengehen sah, noch länger wachliegen… denn der Film lief im Kopf weiter. In der Form seiner Umsetzung möchte ich „Hass“ als nahezu perfekt bezeichnen. Wie es Kassovitz und seinen Schauspielern gelungen ist, Realismus und Dramaturgie gekonnt miteinander zu verknüpfen, ist wirklich großes Kino und am ehesten vielleicht mit „Kids“ vergleichbar, wobei die Hauptdarsteller hier aber sympathischer wirken und eine höhere Identifikation durch den Zuschauer erlauben. Religiöse/kulturelle Konflikte der Jugendlichen untereinander werden kaum oder gar nicht thematisiert, so dass die Handlung auf nahezu jede andere Randgruppe übertragbar ist, zumindest mit etwas Abstraktionsfähigkeit. Hätte Kassovitz sich nicht von eigenen Vorurteilen leiten lassen, als er, ähnlich wie später ärgerlicherweise auch im höchst durchschnittlichen „Die purpurnen Flüsse“, undifferenziert rassistische Gewalt auf die Skinhead-Subkultur projiziert, hätte ich evtl. sogar die Höchstnote vergeben.

Dass die Thematik des Films heutzutage aktueller denn je ist, beweisen nicht zuletzt die schweren Konfrontationen zwischen Jugend und Staatsmacht in französischen Vorstädten, die in diesen Ausmaßen 2005 ihren Anfang nahmen und weltweite Medienöffentlichkeit erfuhren. „Bis jetzt ging alles gut..."?
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Onkel Joe
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Re: Hass (La Haine) - Mathieu Kassovitz

Beitrag von Onkel Joe »

Der Film gefällt mir auch sehr gut, hier wurde wirklich schon Jahre voraus angedeutet was dort los ist und wie sich die Lage langsam aber sicher zugespitzt hat.Dicke 8/10
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sid.vicious
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Re: Hass (La Haine) - Mathieu Kassovitz

Beitrag von sid.vicious »

Hass zeigt 24 Stunden aus dem Leben dreier Jugendlicher in der französichen Bannmeile. Der Araber Said, der Jude Vince und der Schwarze Hubert leben in einer Welt voll Gewalt und Drogen stets gefährdet durch Angriffe der Polizei.

Nachdem Abdel, ebenfalls ein Bewohner des Viertels bei einem Polizeieinsatz lebensgefährlich verletzt wurde, beschließt Vince im Falle des Tods von Abdel, einen Polizisten hinzurichten. Vince findet während der Krawalle mit der Polizei eine Pistole, die er fortan bei sich trägt...

La Haine ist eine Studie über Gewalt in Frankreich, über Ausländerhass und Desillusion. Der Film weist in jeder Einstellung Kritik und Perfektion auf. Das behandelte Thema ist und bleibt aktuell und seine Umsetzung ist das, was ich ohne Zögern als realistisch bezeichne.

La Haine bietet keine Lösung für alle Probleme, La Haine zeigt einzig die Situation so hart und brutal wie sie ist. Der Film will nicht anklagen, er umschreibt einzig die Wahrheit in der Banlieue, die als tickende Zeitbombe zu sehen ist, ständig in Gefahr zu explodieren.

Was La Haine weiterhin auszeichnet, ist eine Dialogführung die nah an der Realität angelegt ist. Es wird nicht gekünzelt, nicht auf Mainstream abgezielt. Der Film ist salopp gesagt, ein derber Schlag in die Fresse des Zuschauers.

La Haine ist kein Film für die breite Masse und eigentlich nur Intellektuellen, Filmwissenschaftstudenten und Filmfreunden die um die Ecke denken können ans Herz zu legen. La Haine ist kurz gesagt ein Meisterwerk, das ein bitterböses, gemeines Ende aufweist. Der Film zeigt erneut, dass Frankreich eine Nation ist, die es versteht perfekte Filme zu inszenieren.

10/10
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kinski
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Re: Hass (La Haine) - Mathieu Kassovitz

Beitrag von kinski »

LA HAINE ist ein Film, der mich mit sehr zwiespältigen Gefühlen zurücklässt. Auf der einen Seite sind die wirklich hervorragenden Darsteller wie Vincent Cassel und ganz besonders Hubert Koundé. Sehr geil finde ich auch den kleinen Gastauftritt von Vincent Lindon als besoffener Randalierer. Cool auch der kurze Auftritt von Herrn Kassovitz selbst (als um sein Leben winselndes Kahlköpfchen).

Andererseits hatte ich mir aber doch wesentlich mehr Tiefe von dem Film erhofft. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Realität den Streifen (der ja von 1995 ist) schon längst überholt hat. Die Szenen aus den vergangenen Jahren, die uns in den Nachrichten - speziell von den Pariser Ausschreitungen - gezeigt wurden, gingen wesentlich mehr unter die Haut.

Insgesamt ein guter, aber kein überragender Film mit Darstellern die weit über dem Durchschnitt liegen. Bei den Franzosen gilt LA HAINE als regelrechter Kultfilm ... aber ich bin nunmal kein Franzos.

7 / 10
purgatorio
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Re: Hass (La Haine) - Mathieu Kassovitz

Beitrag von purgatorio »

HASS (LA HAINE, Frankreich 1995, Regie: Mathieu Kassovitz)

Noch immer hochaktuell. Ein guter Film über Perspektivlosigkeit und Dummheit als Nährboden von Hass, über Zufälle und deren (falscher) Interpretation, über Rache und einen Staat, der an seiner Jugend vorbeidirigiert. Gefiel mir gut.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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buxtebrawler
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Re: Hass (La Haine) - Mathieu Kassovitz (1995)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 23.09.2021 bei Studiocanal als Ultra-HD-Blu-ray/Doppel-Blu-ray-Kombination im Digipak sowie noch einmal auf Blu-ray innerhalb einer Mathieu-Kassovitz-3-Blu-ray-Box:

Bild

Extras:
- Booklet mit Texten von Özgür Yildirim und Nicolai Bühnemann
- Audiokommentar mit Mathieu Kassovitz
- Dokumentation 10 Jahre Hass (ca. 84 Minuten)
- Casting-Featurette (ca. 20 Minuten)
- Anatomie einer Szene (ca. 7 Minuten)
- Hinter den Kulissen (ca. 6 Minuten)
- Geschnittene und erweiterte Szenen (ca. 18 Minuten)
- Riz Ahmed über LA HAINE (ca. 14 Minuten)
- Interview mit Mathieu Kassovitz (ca. 36 Minuten)
- Kurzfilme von Mathieu Kassovitz:
Fierrot le Pou (8 Minuten)
Cauchemar Blanc/White Nightmare (ca. 11 Minuten)
Assassins (ca. 13 Minuten)

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=111101

Bild

Extras:
Booklet
Making Of
Kurzfilm
Trailer

Beinhaltet:
LA HAINE (erstmalig abgetastet von 4K)
ASSASSIN(S)
LOLA LIEBT’S SCHWARZWEISS

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=111114
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