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Darsteller: Josep Maria Flotats, Martine Brochard, Nicole Debonne, Dominique Delpierre, Christian Hay, René Havard, Scott Finch, Paul Mercey, Alain Belmondo, Dominique Zardi, Irène Daix, Jean-Louis Paris u. A.
Ein junges Paar freut sich des Daseins und der Liebe. Als sie jedoch schwanger wird und schließlich einen Jungen zur Welt bringt, bekommt die Idylle Risse. Unter der Mehrbelastung droht die Beziehung zu scheitern.
1960 war Richard Balducci noch in Godards „Außer Atem“ zu sehen, 1969 debütierte er mit der Kriminalkomödie „Die Familienschande“ als Regisseur und drehte ein Jahr später in französisch-italienischer Koproduktion das Liebesdrama „Komm, liebe mich“.
Ein junges Paar freut sich des Daseins und der Liebe. Als Jackie (Martine Brochard, „Labyrinth des Schreckens“) jedoch schwanger wird und schließlich einen Jungen zur Welt bringt, bekommt die Idylle Risse. Unter der Mehrbelastung droht die Beziehung zu scheitern.
Für seinen Liebesfilm kostete Balducci die Vorzüge der sexuellen Revolution, die mittlerweile auch auf der Leinwand stattfand, insofern aus, dass er sein eigentlich klassisches und nicht sonderlich spektakuläres Drama von Beginn an mit Nackt- und freizügigen Liebesszenen des Paars spickt, die einerseits in ihrer Natürlichkeit erfrischend und kaum sexploitativ-voyeuristisch wirken, andererseits den Geist einer neu gewonnenen Freiheit atmen, der sich vordergründig auf das Paar bezieht, eigentlich aber das Medium Film meint. Bereits zum Vorspann wird sich ordentlich geliebt, unterlegt von einem französischen Chanson. Das junge, überschwängliche Liebesglück ist unschwer zu erkennen und natürlich spielt es in der „Stadt der Liebe“ Paris, wo man frisch in eine gemeinsame Wohnung gezogen ist. Und die Stadt scheint sich den beiden anzupassen, zeigt sich in Bezug auf das Wetter stets von seiner besten Seite. Man unternimmt Cabrio-Fahrten und geht Nacktbaden, läuft und hüpft vergnügt durch die malerische Gegend und tollt umher, dazu dudelt schwelgerische Musik. Als Zuschauer wähnt man sich in einer seichten Komödie.
„‘n Fernseher? Der ist aber teuer!“
Nachdem unser Pärchen die weitere Wohnungseinrichtung geplant hat, wird Jacke schwanger, womit das Liebesglück seinen Höhepunkt zu erreichen scheint: Ihr Mann Bot (Josep Maria Flotats, „Tante Zita“) freut sie wie Bolle und alles ist gut. Eine vollkommen heile Welt präsentiert uns Balducci auch an Weihnachten und schließlich bringt Jackie den gemeinsamen Sohn zur Welt. Erst nach 55 Minuten schleichen sich die ersten Misstöne in die Symphonie des Glücks: Man bekommt Geldprobleme. Zudem ist Bot zunehmend genervt vom Baby. Beruflich läuft es auch nicht rund, die Präsentation seiner technischen Erfindung geht schief. Paris quittiert dies mit Regenwetter und Gewitter. Als auch seine Gattin dünnhäutig wird und zickig auf die Gesamtsituation und vor allem auf ihn reagiert, haut er ihr ab und zieht zu einem Kumpel. In seinem Trotz schläft er auch beinahe mit einer anderen, macht im letzten Moment aber einen Rückzieher, kommt zur Besinnung und kehrt zu seiner Frau zurück. Ein paar Probleme lösen sich von selbst, andere erscheinen gar nicht mehr so gravierend – Happy End.
Damit ist „Komm, liebe mich“ neben einer Demonstration freizügigen romantischen Kinos ein schönes Plädoyer für die Zweisamkeit, dafür, sich von Alltagsproblemen nicht entmutigen zu lassen und seiner Beziehung oder Ehe auch nach Zeiten der Trennung weitere Chancen einzuräumen. So gar nicht einmal unrealistisch die zwischenzeitliche Entzweiung auch dargestellt wird, so übertrieben wirkt die glückliche, heile Welt, die den Großteil des Films ausmacht. Derart unbekümmert verläuft wohl kaum eine Partnerschaft auch vor dem Auftreten üblicher Probleme, welche hier fast wie exemplarische Beispiele aus einem Kolle’schen Aufklärungsfilm wirken. Dargestellt wird ein Ideal, das in der Realität kaum jemand jemals erreichen dürfte, vermutlich zu Zwecken des angestrebten Kontrasteffekts. Den sinnlichen Genuss trübt dies jedoch nicht, eher im Gegenteil. Balducci gelang somit ein nettes, naives kleines Liebesfilmchen, das, passabel gespielt und sich in den Annehmlichkeiten des Liebeslebens suhlend, niemandem wehtut und höchstens zur damaligen Zeit noch diverse Sittenwächter auf den Plan rief. Eines sollte aber noch angemerkt werden. Ein Baby mit ins Ehebett zu nehmen, empfiehlt sich anders als hier gezeigt keinesfalls, droht doch die Gefahr, es ungewollt zu ersticken – womit auch ich meinen kleinen aufklärerischen Beitrag geleistet habe.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)