Lost in New York
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Lost in New York
Produktionsland: Frankreich
Produktion: Jean Rollin
Erscheinungsjahr: 1989
Regie: Jean Rollin
Drehbuch: Jean Rollin
Kamera: Max Monteillet
Schnitt: Janette Kronegger
Spezialeffekte: -
Budget: ca. -
Musik: Philippe d' Aram
Länge: ca. UK 52 min | Niederlande: 67 min
Freigabe: UK 15/ NL 16
Darsteller: Adeline Abitbol, Funny Abitbol, Catherine Herengt, Catherine Lesret, Sophie Maret, Marie-Laurence, Mélissa, Nathalie Perrey, Catherine Rival
Zwei Mädchen finden eine Holzfigur, die die Kräfte der afrikanischen Mondgöttin beherbergt. Auf Grund der Kräfte zieht es die Mädchen zu einer Reise durch die Zeit, welche sie in das, in der Zukunft liegende New York bringt. Nicht nur der Ort liegt in der Zukunft, auch die Mädchen sind mittlerweile zu erwachsenen Frauen geworden. Sie sind verloren in New York. Auf ihrer Suche nach dem ihnen selbst nicht bekannten Ziel verlieren sie sich aus den Augen und treffen sich zum Ende ihrer Reise wieder. Der Weg bis dahin, führt jede der beiden durch eine überdimensional wirkende Stadt. Rollins Bilder vermitteln, die New Yorker Hochhäuser als ein Unendliches in denen man sich verliert und erst auf deren Dächern zur Erkenntnis, bzw. zur Besinnung kommt.
Lost in New York ist ein Rollin Film, der eine eher bescheidene Rahmenhandlung aufweist und es demnach noch unverzichtbarer als bei seinen anderen Filmen ist, in den dargestellten Bilder zu verschmelzen. Nur so kann man Teil der Reise werden und das Vermittelte für sich entdecken.
Zum Ende des Films zeigt Rollin eines der beiden Mädchen, welches mittlerweile eine alte Frau ist, wie sie auf die Personifizierung der afrikanischen Mondgöttin trifft. Auf Grund der dämonischen Kräfte gelingt es ihr, die alte Frau zum Strand zu bringen, an dem sie ihre damalige Jugendfreundin und jetzig ebenfalls alte Frau wieder trifft. In der Folgeszene sind beide nach ihrem Wiedersehen wieder die kleinen Mädchen, die sie zu Anfang waren. Sie klettern auf eine Anhöhe und verschwinden auf ewig in einer Höhle.
Wie später in Die Nacht der Uhren angemerkt: Zeit ist relativ, aber unsterblich. Sie verschlingt uns und wir verschlingen sie. Bereits 1989 hat Rollin mit Lost in New York eben diese These interpretiert und umgesetzt. Lost in New York ist weit entfernt vom typischen Rollin-Vampirfilm oder von den Studien zu Gut und Böse. Lost in New York bezieht sich eher auf das Verlorensein, das Wiederfinden und das daraus resultierende gemeinsame Verlorensein. All das wird durch eine göttliche Weisung ermöglicht. Eine Person, die über Allem steht und einsam ihre Fäden zieht. Ausgestattet mit der Macht die Zeit zu steuern, das Alter somit zu variieren und Zeitsprünge zu ermöglichen.
Ist der Tod letztendlich das Ende von Allem? Oder beginnt Alles wieder von vorn…? Beide Thesen werden zum Ende des Films angeboten, für welche man sich entscheidet, bleibt dem Zuschauer selber überlassen.
Lost in New York ist schwieriges, surrealistisches Kino, das für den Einen in tödliche Langeweile mündet, für den Anderen allerdings neue Erkenntnisse liefert.