Wir sind deine Community rund ums Thema Film mit Schwerpunkt auf italienischem bzw. europäischem Genre-Kino. Vom Giallo über den Poliziesco/die Poliziotteschi, den Italo-Western, den Horror und der Science-Fiction bis hin zum Eurospy, zur Commedia sexy all'italiana, zu Barbaren und Endzeit, Sex- und Nunploitation, Sleaze und Trash – tausch dich bei uns gratis mit Gleichgesinnten aus, werbefrei und unkommerziell.
Darsteller(innen): Jean Dujardin, Bérénice Bejo, Aure Atika, Philippe Lefebvre, Constantin Alexandrov, Saïd Amadis, Laurent Bateau, Claude Brosset, François Damiens, Youssef Hamid, Khalid Maadour, Arsène Mosca, Abdellah Moundy, Eric Prat, Richard Sammel, Michael Hofland, Jean-François Halin u. A.
OSS-Agent 283, Jack Jefferson, wird in Kairo ermordet, also entsendet der französische Geheimdienst seinen besten Freund Hubert Bonniseur de la Bath, aka OSS 117 (Jean Dujardin) in die ägyptische Hauptstadt, um den konkurrierenden Geheimdiensten der Welt mal auf die Finger zu schauen. Hubert ist zwar gut ausgebildet und gewieft, aber ein wenig ignorant gegenüber der islamischen Kultur und Frauen ganz allgemein, weswegen er sich dort als Leiter eine Hühnervertriebsfirma auch schon recht schnell zwischen alle Stühle setzt, während Briten, Russen, Altnazis und ägyptische Terrorgruppen ihn ausschalten wollen...
Alle Welt kennt James Bond, die 007 unter den Geheimagenten. Doch schon bevor Ian Fleming seinen ersten Bond-Roman verfasst hatte, hatten die Franzosen ihren Hubert Bonisseur de La Bath alias OSS 117, erfunden von Schriftsteller Jean Bruce. Dessen Abenteuer wurden in sieben Produktionen im Zeitraum 1956 bis 1969 jedoch mit weit weniger internationalem und nachhaltigem Erfolg verfilmt. All dies muss man aber gar nicht wissen, wenn man sich Michel Hazanavicius‘ „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ aus dem Jahre 2006 ansieht, denn bei diesem handelt es sich um eine Eurospy-Parodie, der augenscheinlich nicht nur Bruce‘ de La Bath zugrunde liegt, sondern auch Bond und beider Epigonen.
„Wie ist Ihr Gulasch?“
Wir schreiben das Jahr 1955, ein Jahr vor der Sueskrise. Der ägyptische König Faruq wurde gestürzt, Gamal Abdel Nasser ergriff die Macht und lenkte fortan die Geschicke – zum Unmut der Briten und der Franzosen. Als mit Jack Jefferson (Philippe Lefebvre, „Bad, Bad Things“) ein US-amerikanischer Agent ermordet wird, aktivieren die Franzosen ihre schärfste Waffe, indem sie ihren Geheimagenten OSS 117 (Jean Dujardin, „Cash Truck“), der gut mit Jefferson befreundet war, nach Kairo entsenden…
„Wie ist Ihr Hackbraten?“
Nach einem noch zusammen mit Jack in der Zeit der NS-Diktatur spielenden Schwarzweiß-Prolog lernen wir OSS 177 als überheblichen, ignoranten, selbstgefälligen und ungebildeten Chauvinisten kennen. Mehrere Rückblenden zeigen ihn zusammen mit seinem Freund – ständig lachend und latent schwul. In der filmischen Gegenwart ist er – natürlich – dennoch ein Womanizer, der durch seinen Auftrag irrlichtert. Die eigentliche Handlung ist dabei nur Makulatur, vielmehr geht es um Culture Clash, Gummitennisspiele, Running Gags, Situationskomik, Persiflagen, Gesangs- und Tanzeinlagen sowie choreographierte Prügeleien.
„Ich liebe es, mich zu schlagen!“
Bei alldem ist Hazanavicius‘ Film nicht ganz so hochfrequent albern-witzig wie beispielsweise „Die nackte Kanone“, aus dem er anscheinend einige Ideen entlehnt hat, aber alles in allem schon sehr ansprechend gemacht, wenn man gut auf diese Art Spoof-Humor kann. Zudem ist „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ auch eine humoristisch verpackte Anklage französisch-kolonialen Gebarens und nicht zuletzt eine überzeichnete Zeitreise in eine andere Epoche, was Mode und Populärkultur betrifft. Arabische Dialoge werden untertitelt, de la Baths Gequatsche hingegen braucht mitunter eher einen Waffenschein („Da lass‘ ich‘s mir doch lieber im Ramadan von 'nem Schwein besorgen!“). Auf etwaige Rücksichtnahme verzichtete man zugunsten der Bloßstellung des Wesens unseres unermüdlichen Geheimagenten, der den Bond-und-Konsorten-Machismo derart auf die Spitze treibt, dass er dessen Kern offenlegt und zugleich pointenreich ad absurdum führt.
„Zu viele Muskeln, keine Nerven...“
Jean Dujardin macht sich in seiner Rolle mit Inbrunst und schmierigem Charme zur Schießbudenfigur und verfügt dabei über einen hohen Wiedererkennungswert. So habe ich beispielsweise einen guten Freund in ihm wiedererkannt, der nicht nur haargenau so aussieht wie er, sondern sich auch (beinahe) so benimmt. Und das ist fast das Schönste an diesem Film!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 11. Mär 2024, 17:36
So habe ich beispielsweise einen guten Freund in ihm wiedererkannt, der nicht nur haargenau so aussieht wie er, sondern sich auch (beinahe) so benimmt. Und das ist fast das Schönste an diesem Film!
klingt ja cool, diesen Freund muss ich unbedingt beim nächsten Hamburg Besuch mit dir zusammen Mal kennenlernen
Knapp 20 Jahre später hat der Film etwas von seiner Magie eingebüßt, aber diese "Lichtschalter - Hühnersache" ist immer noch, gerade wegen ihrer Plumpheit, ein anständiges Vergnügen.