Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Moderator: jogiwan

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purgatorio
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Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von purgatorio »

REVENGE

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Deutscher Titel: Revenge
Originaltitel: Revenge

Regie: Coralie Fargeat
Produktionsland: Frankreich (2017)

Darsteller: Matilda Anna Ingrid Lutz, Kevin Janssens, Vincent Colombe, Guillaume Bouchède

Story:
Man sollte es sich niemals mit einer jungen Frau verscherzen, denn die ist alles andere als nachsichtig. Zumindest auf die schöne Jen (Matilda Lutz) trifft das zu. Die denkt sich eigentlich nichts Böses, als sie ihren Freund Richard (Kevin Janssens) bei einem Wochenendausflug begleitet. Zusammen mit zwei Kumpels bezieht dieser für die paar Tage eine abgelegene Villa in der Wüste. Für Jen wird der Urlaub allerdings leider alles andere als entspannend, denn die junge Dame zieht nach kurzer Zeit das sexuelle Interesse der zwei Kumpanen auf sich. Als diese sie auch noch plötzlich vergewaltigen, eskaliert die Situation. Um den Vorfall zu vertuschen, soll Jen entsorgt werden und wird kurzerhand in den nahegelegenen Canyon geworfen und zum Sterben zurückgelassen. Wie durch ein Wunder überlebt sie ihren Sturz und fortan hat Jen nur ein Ziel im Auge: Grausame Rache an ihren Peinigern zu üben. Dabei greift die blutdurstige Überlebenskünstlerin auf alles zurück, außer Mitleid.
via http://www.filmstarts.de/kritiken/254109.html
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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purgatorio
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Re: Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von purgatorio »

REVENGE ist ein lupenreiner Rape&Revenge-Film. Farbfilter und einige neckische Spielereien mit der Perspektive sollten hier wohl einen Arthouse-Charakter verleihen. Klappt sogar gelegentlich. Also über einen Mangel an Style kann man sich nicht beschweren. Aber eine Sache fand ich dann doch merkwürdig. Und das gibt mir zu denken! Vom klassischen Schema wird hier nämlich in Details abgewichen. Nuancen mit Wichtung! Dadurch verschiebt sich auch die gesamte Wahrnehmung und Inszenierung der Situation und das wiederum kann mitunter problematisch interpretiert werden. Was mir auffiel: Die junge und wirklich (für meine Verhältnisse) unglaublich schöne Protagonistin folgt ihrem zukünftigen Peiniger freiwillig, sie ist seine Freundin. Zwei weitere Schergen tauchen erst später auf. Nun allerdings haben die Kollegen mitunter Skrupel. Einer tritt hier besonders in den Vordergrund, ein anderer dort, aber nie alle drei geschlossen und einig. Vergewaltigt wird tatsächlich nur einmal (und überaus dezent inszeniert, zurückhaltend gar!), der Rest ist eher Beseitigung und Jagd (wobei in unterschiedlichen Situationen stets andere Schuldverteilung und -wichtung auffällig ist). Also die Tätergruppe ist nicht gerade homogen, wie man es vielleicht erwartet hätte.
Unsere Heldin bekommt kaum Regenerationszeit - das wäre Punkt zwei. Das führt dazu, dass sie den kompletten Racheakt in spärlicher Unterwäsche bestreitet. Die Schönheit des geschundenen und nun nach Rache sehnenden Körpers ist das Zentrum der Inszenierung. Lange Kamerafahrten um die mehr nackt als bekleidete Heldin, Froschperspektiven an ihren makellosen Beinen empor, hoch zu ihrem in die Ferne gehefteten Blick - hier wird eine Amazone inszeniert. So kommen auch nie Zweifel am Erfolg ihrer Rache auf, ein nennenswert retardierendes Moment ist nicht vorhanden. Was genau ich von diesen Abweichungen und ihren dem daraus abzuleitenden Interpretationsnovum halten soll (eine Szene zeigt unsere Heldin bei einem sehr aufreizenden Tanz mit ihrem ihrem zukünftigen Vergewaltiger - hier wird wohl bald jemand brüllen, dass sie ja selber schuld sei), kann ich noch nicht abschätzen.
Blutig und kurzweilig ist der Film aber allemal - ein Blick lohnt!
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Salvatore Baccaro
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Re: Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Im Grunde habe ich mit diesem Film das gleiche "Problem" wie beispielweise mit Panos Cosmatos' MANDY oder Sebastian Schippers VICTORIA.
Visuell ist Frau Fargeats Rape-n-Revenge-Thriller eine Augenweide: Gedreht mitten in der marokkanischen Wüste meint man die Hitze der flirrenden Luft förmlich auf der eigenen Haut zu spüren; die Luxusvilla mit Pool und High-Tech-Bespaßungsapparat hat im Kontrast mit der sie umgrenzen Einöde beinahe etwas Surreales; es gibt genügend geschmackvolle Kamerafahrten, Bildkompositionen, Montagentscheidungen, die REVENGE nun nicht unbedingt zu einem "mutigen" Film stempeln, aber doch zu einem, dem es gelingt, seinen unbedingten Stilwillen konsequent umzusetzen. Ich kann mir vorstellen, dass Arthouse-Aficionados mit der ästhetisch-technischen Umsetzung genauso zufrieden sein werden wie der gemeine Genre-Connoisseur. Aber damit hat es sich für mich dann eigentlich auch schon.
Sicherlich, die von Purgatorio angesprochen feinen Nuancen, die REVENGE möglicherweise von anderen Genre-Vertretern abheben, sind vorhanden; dass man ihn allerdings gar als "feministischen Film" interpretiert, weil im Finale ein nackter Mann von einer bewaffneten Frau gehatzt wird statt andersrum, ist mir doch zu weit hergeholt: Die ebenfalls von Purgschi angesprochene Fetischierung der Heldin, an deren Bauchnabel, Beinen und Brüsten sich die Kamera gar nicht sattsehen kann, spielt sich dann doch zu permanent und penetrant in den Vordergrund. Was sich vor allem aber in den Vordergrund spielt, das ist die absolute Ideenarmut des Drehbuchs. Ich frage mich bei solchen Filmen dann immer: Na gut, ihr habt eine atemberaubende Naturkulisse, ihr habt ein Ensemble fähiger Schauspieler, ihr habt die technischen Mittel und das Budget, ihr habt sogar einen recht eigenständigen Look, warum zur Hölle dreht ihr dann einfach I SPIT ON YOUR GRAVE Teil X?
Selbstironie, nennenswerte Abweichungen von der Genre-Dramaturgie, irgendwelche interessanten Brüche in der Figurenzeichnung: Fehlanzeige. Zumal ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass ein Püppchen wie die portraitierte Heldin, die zu Beginn des Films wirkt, als bestünde ihr Leben einzig aus Party, Promi-Klatsch und Pediküre, innerhalb von wenigen Stunden zum emanzipierten, stahlharten Racheengel mutiert - selbst wenn sie, was das Drehbuch uns ja irgendwie als Ursache dafür verkaufen will, noch so viel Peyote-Wurzeln schluckt. Die Szene, in der sie in Christus-Pose aufgespießt am Ast eines Baumes hängt - fast wie eine Italo-Western-Märtyrerin schaut sie aus -, und sich dadurch zu retten weiß, dass sie mit ihrem Feuerzeug etwas Reisig ansteckt, der dann besagten Baum in Flammen aufgehen lässt, wodurch er umstürzt, und sie befreit, erinnert nicht nur an ein Videospiel, bei dem man bestimmte Artefakte miteinander kombinieren muss, um das nächste Level zu erreichen, sondern wirkt schlichtweg unfreiwillig komisch.
purgatorio
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Re: Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von purgatorio »

Auf dich kann ich zählen, Salvatore 8-) Ich befürchtete schon, ich sei der Einzige, dem diese Details leicht sauer aufstoßen... aber wir sind uns einig! Schwammig im Detail, kritisch gar, aber immerhin kurzweilig und tatsächlich schön anzusehen.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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McBrewer
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Re: Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von McBrewer »

Salvatore Baccaro hat geschrieben:
Im Grunde habe ich mit diesem Film das gleiche "Problem" wie beispielweise mit Panos Cosmatos' MANDY oder Sebastian Schippers VICTORIA...

...frage mich bei solchen Filmen dann immer: Na gut, ihr habt eine atemberaubende Naturkulisse, ihr habt ein Ensemble fähiger Schauspieler, ihr habt die technischen Mittel und das Budget, ihr habt sogar einen recht eigenständigen Look, warum zur Hölle dreht ihr dann einfach...
Interessanter Ansatz, wenn ich mich selbst aber auch an "schönen Sachen" im Kino/Auf dem Bildschirm nicht satt genug sehen kann.
Daher auch bei REVENGE von mir ein klares :thup: , allein (!) der tollen (Hochglanz) Bilder wegen.

PS. @Salvatore, da würden mich jetzt noch mal im Detail Deine Worte zu MANDY interessieren :nick: :popcorn:
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buxtebrawler
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Re: Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von buxtebrawler »

[x] vorgemerkt
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Salvatore Baccaro
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Re: Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

McBrewer hat geschrieben: Interessanter Ansatz, wenn ich mich selbst aber auch an "schönen Sachen" im Kino/Auf dem Bildschirm nicht satt genug sehen kann.
Daher auch bei REVENGE von mir ein klares :thup: , allein (!) der tollen (Hochglanz) Bilder wegen.

PS. @Salvatore, da würden mich jetzt noch mal im Detail Deine Worte zu MANDY interessieren :nick: :popcorn:
Aha, Du kennst den also auch schon.
Ich kann mich an "schönen Sachen" im Kino ebenso nicht sattsehen - weshalb meine Kritik an REVENGE den Film ja auch nicht zu tausend Stücken in der Luft zerfetzte, wie das wohl gewesen wäre, wenn sich ein Spezialist wie Andreas Schnaas, (der angeblich, hörte ich gestern, gerade an einem HUMAN-CENTIPEDE-Film bastelt, Himmelherrgott!), der Sache angenommen hätte, und weshalb ich auch MANDY nicht verurteile, sondern visuell atemberaubend fand, und eher als kunterbunte Referenzen-Sammlung rezipiert habe (all die Querverweise auf B-Movies, Black Metal etc.) - gerade auch wegen seines "Weirdness-Faktors" (Cosmatos' Obsession mit Sekten und Außerirdischen bspw.) - statt als geschlossene Geschichte - eine wohlwollende Haltung, die ich REVENGE gegenüber nicht annehmen kann, da der Film a) überhaupt nicht weird, sondern über alle Maßen konventionell inszeniert ist, (na gut, das mit der Baumbefreiung war schon weird, aber auf eine unfreiwillig komische Art & Weise), und b) offensichtlich doch eine, wenn auch recht schmalbrüstige, substanzlose, Geschichte erzählen möchte, die ebenso nie konventionelle Pfade verlässt.
Dr. Monkula
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Re: Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von Dr. Monkula »

Revenge, wurde mir gehypt empfohlen, aber ich fand den gar nicht gut ! Hätte man so viel mehr draus machen können....fand das Ego-Shooter....Wir rennen im Kreis Finale, auch nicht groovey, da hilft auch das immer mehr werdende Blut auf dem Teppich nicht, die Location & Look war nice, Schade !
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jogiwan
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Re: Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von jogiwan »

Hübsch überzeichneter und auch hübsch aussehender Rape`n Revenge-Streifen, der ja eigentlich völlig daneben ist. Das Szenario ist haarsträubend, die Figuren hohl und die eher vorhersehbare Story wird auch ohne Rücksicht auf Logik und sonstige Verluste durchgezogen. Der Rape-Part wird eher vernachlässigt - der Revenge-Teil hingegen breit ausgewalzt wird und irgendwie färbt sich am Ende sowieso alles blutrot, als wäre der menschliche Körper eine unversiegbare Quelle an roten Lebenssaft. Die weibliche Handschrift der Regisseurin merkt man wohl an der Tatsache, dass der männliche Hauptdarsteller öfters nackig zu sehen ist, als die Hauptdarstellerin und sowieso und überhaupt wird alles einem hübschen Look untergeordnet, der sich stets sehr am Werbefilm orientiert. Herausgekommen ist ein unterhaltsam-doofer Streifen für Fans des Genres, der ruppig, aber nicht unsympathisch daherkommt und alles bietet, was man in einem derartigen Film sehen möchte, ohne zu sehr die Grenzen des guten Geschmacks zu vernachlässigen. „Revenge“ nimmt sich selber nicht so ernst und wenn der Zuschauer das auch tut, ist der etwas zu lang geratene Streifen aber durchaus okay.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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fritzcarraldo
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Re: Revenge - Coralie Fargeat (2017)

Beitrag von fritzcarraldo »

Revenge
Nachdem ich THE SUBSTANCE sah, wagte ich mich nun doch mal daran, REVENGE (das Erstlingswerk von Coralie Fargeat) zu schauen. Und siehe da, es tun sich dann doch sehr viele Parallelen auf. Style, gute Ausstattung, tolles Sounddesign; extreme Nahaufnahmen, Splatter, Traumsequenzen und immer wieder das Zitieren von anderen Genrefilmen und -situationen. Dabei wirkt der Film aber auch etwas unrund und dann doch nicht unbedingt konsequent. Viele Sachen wirken dann doch auch so, als ob sie nicht unbedingt zueinander passen würden. Aber trotzdem ist das Meckern auf hohem Niveau, denn das Gesamtkonzept bzw. der komplette Film ist trotzdem komplett unterhaltsam. Insgesamt ist das Ganze evtl. einen Ticken zu lang geraten, aber dies exerziert Fargeat dann auch in THE SUBSTANCE durch. Lieber zu viel als zu wenig. Mir gefallen andere Genrespielereien ja nicht immer, aber hier ist das auf jeden Fall gut umgesetzt. Die Regisseurin scheint die Vorbilder zu kennen. Davon gehe ich mal aus. Der Film dreht eigentlich immer irgendwie „am Rad“ und ist hier und da komplett „drüber“, was in der Umsetzung auf jeden Fall schon auch rüber kommt. REVENGE hat mir sehr gut gefallen, was ich vor einiger Zeit nicht unbedingt gedacht hätte, aber das hängt wahrscheinlich auch mit THE SUBSTANCE zusammen, den ich ja vorgestern sehen durfte. Jetzt ist die Frage, was wir von Coralie Fargeat noch erwarten können. THE SUBSTANCE gewann ja in Cannes den Preis für das beste Drehbuch. Da können auch Vergleiche zu Julia Ducournau gezogen werden, die ja mit TITANE (und vorher RAW) auch Genrefilme ablieferte. Wobei ich jetzt sagen muss, dass mir die beiden Filme von Coralie Fargeat fast noch besser gefallen haben.
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"

(Interstellar)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

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