Spione am Werk - Henri-Georges Clouzot (1957)

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40372
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Spione am Werk - Henri-Georges Clouzot (1957)

Beitrag von buxtebrawler »

Spione am Werk.jpg
Spione am Werk.jpg (114.16 KiB) 253 mal betrachtet

Originaltitel: Les espions

Herstellungsland: Frankreich / Italien (1957)

Regie: Henri-Georges Clouzot

Darsteller(innen): Curd Jürgens, Peter Ustinov, O.E. Hasse, Sam Jaffe, Paul Carpenter, Vera Clouzot, Martita Hunt, Gerard Sety, Gabrielle Dorziat, Louis Seigner, Pierre Larquey, Georgette Anys u. A.
Doktor Malic (Gérard Séty) ist mit seiner psychiatrischen Klinik in finanzielle Schieflage geraten, da sie aktuell nur zwei Patienten beherbergt. Weil er kurz vor dem Ruin steht und keinen Ausweg mehr sieht, lässt er sich auf ein zweifelhaftes Angebot ein, das ihm plötzlich von einem Fremden gemacht wird. Colonel Howard (Paul Carpenter) bietet ihm im Ganzen fünf Millionen Francs und eine Million davon sofort an, wenn er einem gewissen Hugo Vogel Unterschlupf gewährt. Dr. Malic lässt sich notgedrungen auf die Angelegenheit ein, doch schon am nächsten Tag ist nichts wie vorher. Über Nacht sind alle seine Mitarbeiter verschwunden und durch vollkommen fremde Personen ersetzt worden, die ab sofort das Regiment in der Klinik übernehmen. Außerdem taucht der ihm avisierte Fremde auf. Nach und nach wird dem Psychiater klar, dass er ein Rudel Spione in sein Haus aufgenommen hat, und der Kampf östlicher und westlicher Geheimdienste nimmt bedrohliche Formen an...
Quelle: www.ofdb.de

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40372
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Spione am Werk - Henri-Georges Clouzot (1957)

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
Spione am Werk

„Ich finde es kindisch, im Zeitalter der Atombombe politische Ideale zu haben.“

Auf die „Picasso“-Dokumentation des französischen Ausnahmeregisseurs Henri-Georges Clouzot folgte im Jahre 1957 mit „Spione am Werk“ eine Art Agenten-Thriller, der sich in seiner Machart stark von anderen Filmen dieses Bereichs unterscheidet. Diese französisch-italienische Schwarzweiß-Verfilmung basiert auf dem Roman „Der Mitternachtspatient“ des Tschechen Egon Hostovský.

„Schon bei dem Gedanken an dieses Milieu wird mir schlecht!“

Dr. Malic (Gérard Sety, „Die Liebe der Lady Chatterley“) leitet eine psychiatrische Klinik, die zurzeit lediglich zwei Patienten betreut. Die finanzielle Situation ist daher äußerst angespannt. Das Angebot des US-amerikanischen Geheimagenten Colonel Howards (Paul Carpenter, „Der dritte Mann“) kommt da gerade recht: Bringt Dr. Malic den aus seiner Heimat geflohenen ostdeutschen Atomwissenschaftler Dr. Hugo Vogel konspirativ in seiner Klinik unter, winken ihm fünf Millionen Francs. Dr. Malic ist zwar skeptisch, kann das Geld aber insbesondere zur Behandlung der erstummten Lucie (Vera Clouzot, „Die Teuflischen“) mehr als gut gebrauchen. Doch schon am nächsten Tag wurde das gesamte Klinikpersonal gegen US-Agentinnen und -Agenten ausgetauscht, die nun de facto die Leitung für sich beanspruchen. Als Alex (Curd Jürgens, „Teufel in Seide“) auftaucht, hält man ihn für besagten Dr. Vogel, doch nicht jeder ist hier derjenige, der er vorgibt zu sein, und Dr. Malic findet sich inmitten des Kalten Kriegs wieder, der auch für ihn nicht ungefährlich ist – schon gar nicht, je mehr er selbst versucht, Licht ins Dunkel zu bringen…

Allerlei Verrücktheiten passieren hier, wodurch „Spione am Werk“ zunächst satirisch wirkt, als seien endlich die wahren Verrückten in der Nervenheilanstalt. In dieser spielt Clouzots Verfilmung hauptsächlich. Dr. Malic sieht sich dort falschen Verdächtigungen ausgesetzt sieht und weiß gar nicht so recht, wie ihm geschieht. Die Handlung setzt ein großes Verwirrspiel um Alex‘ wahre Identität an, was zum Kernstück des Films avanciert. Leider versteht es Clouzot nicht, dieses dramaturgisch fesselnd zu inszenieren; mit abnehmenden Humor bzw. Gewöhnung an Dr. Malics absurde Situation schwindet mein Interesse an der Handlung, zu der ich keinen rechten Zugang mehr finde. Die enorme Dialoglastigkeit ist ermüdend und die ellenlangen untertitelten Sprachpassagen der ungekürzten deutschen Fassung zehren an den Nerven.

Wie schon Clouzots „Die Teuflischen“-Verfilmung ist „Spione am Werk“ mit rund zwei Stunden zu lang geraten, zudem zu geschwätzig und unpointiert. Das sah man offenbar auch beim deutschen Verleih seinerzeit so und straffte die Kinofassung um rund 20 Minuten. Als völlig aus der Art schlagender Agenten-Thriller ist „Spione am Werk“ zweifelsohne filmhistorisch interessant, als Unterhaltungsprogramm hingegen dem starken Schauspielensemble zum Trotz eher hartes Brot.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 3216
Registriert: Mo 12. Okt 2020, 18:11
Wohnort: Im finsteren Tal

Re: Spione am Werk - Henri-Georges Clouzot (1957)

Beitrag von Maulwurf »

Klingt ja beileibe nicht uninteressant. Ist der mehr humoristisch oder mehr thrillerartig angelegt? Das kann ich mir noch nicht so recht zusammenreimen ...
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Benutzeravatar
Ringo aka Angelface
Beiträge: 291
Registriert: Mi 23. Dez 2009, 17:44

Re: Spione am Werk - Henri-Georges Clouzot (1957)

Beitrag von Ringo aka Angelface »

Ich habe den Film als recht gelungen in Erinnerung.

Er beginnt als Komödie, die bankrotte Irrenanstalt und der Kampf um jeden Patienten sind eine abstruse Ausgangssituation. Dannach geben sich die Geheimdienste die Klinke in die Hand und die Frage, wer einen größeren Dachschaden hat - die drinnen oder die draussen - stellt sich allmählich. Gegen Ende schwenkt der Film um und wird zu einem "richtigen" Agentenkrimi mit Idealismus, Verrat, und Mord.

Der Twist geht für mich recht gut auf, gibt dem Film aber im letzten Drittel eine gänzlich andere Richtung und ist sicher Geschmackssache.
Benutzeravatar
Adalmar
Beiträge: 7320
Registriert: Do 12. Mai 2011, 19:41

Re: Spione am Werk - Henri-Georges Clouzot (1957)

Beitrag von Adalmar »

Von den Clouzot-Filmen, die ich gesehen habe, hat mir der am wenigsten gefallen. Habe ihn als ziemlich langweilig in Erinnerung. Aber an der schwachen Wirkung hat wahrscheinlich auch die schlechte deutsche DVD-Auswertung ihren Anteil.
Bild
Antworten