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Originaltitel: Je suis timide... mais je me soigne
Herstellungsland: Frankreich / 1978
Regie: Pierre Richard
Darsteller: Pierre Richard, Aldo Maccione, Jacques François, Mimi Coutelier, Catherine Lachens, Robert Dalban, Jean-Claude Massoulier, Jacques Fabbri, Robert Castel, Raoul Delfosse, Sylvie Folgoas, Gilbert François u. A.
Pierre Renaud (Pierre Richard) ist Hauptkassierer in einem Nobelhotel in Vichy. Sein grösstes Problem ist seine schon fast krankhafte Schüchternheit gegenüber dem anderen Geschlecht. Als eines Tages das populäre Model Agnès Jensen (Mimi Coutelier) in dem Hotel einzieht, ist es für Pierre Liebe auf den ersten Blick. Da er die Angebetete für sich gewinnen will, belegt er für viel Geld einen Schnellkurs in "sicherem Auftreten", den er vom dubiosen Vertreter Aldo Ferrari (Aldo Maccione) angedreht bekommt und kündigt seinen Job im Hotel, um Agnès von Stadt zu Stadt nachzureisen. Unterwegs trifft Pierre erneut auf Aldo, der ihm nun ernsthaft helfen will bei Agnès zu landen.
Die französische Komödie mit dem etwas sperrigen deutschen Titel „Und jetzt das Ganze noch mal von vorn“ aus dem Jahre 1978 ist die vierte Regie-Arbeit des französischen Genrestars Pierre Richard, der hier auch die Hauptrolle bekleidet – erstmals an der Seite Aldo Macciones.
Der Kassierer eines Nobelhotels in Vichy, Pierre Renaud (Pierre Richard, „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“) ist so schüchtern, dass sein einziger libidiöser Kontakt zum anderen Geschlecht darin besteht, seit Jahren an der immer gleichen Haustür zu klingeln, um seiner Herzensdame per Gegensprechanlage seine Liebe zu gestehen und sich anschließend flink vom Staub zu machen. Doch eines Tages verliebt er sich in das Model Agnès Jensen (Mimi Coutelier), als es für ein paar Tage in seinem Hotel absteigt. Der windige Vertreter Aldo Ferrari (Aldo Maccione, „Zwei Kamele auf einem Pferd“) kommt ihm da gerade recht und so lässt sich Renaud jede Menge unnützen Nippes im Rahmen eines Schnellkurses für sicheres Auftreten andrehen. Er kündigt seinen Job und reist Agnès von Stadt zu Stadt nach. Dabei kreuzen sich seine Wege erneut mit Aldo, der fortan ernstlich bemüht ist, ihm unter die Arme zu greifen, um Renauds Schüchternheit zu besiegen und ihm zu einem erfolgreichen Rendevouz mit seiner Herzensdame zu verhelfen.
Was zunächst nach dem überstrapazierten Subgenre der romantischen Komödie klingt, mittlerweile häufig wenig ehrfurchtsvoll und jeglichen phonetischen Wohlklangs beraubt „RomCom“ abgekürzt, entpuppt sich natürlich als gewohnt turbulente, temperamentvolle, typisch französische Komödie, die zwischenmenschliche Balzrituale nicht etwa glorifiziert, sondern karikierend übertrieben durch den Kakao zieht. Pierre Richard schlüpft dafür einmal mehr in die Rolle eines Leben und Alltag entrückten Pechvogels und Trottels, geht dabei jedoch weniger chaotisch und sprunghaft vor als noch in seinen ersten beiden Regie-Arbeiten, die dadurch mitunter etwas anstrengend bzw. ermüdend wirkten. Hier schafft er es, bei allem Slapstick und anderen Albernheiten einen roten Faden beizubehalten und den Zuschauer dauerhaft für sein Treiben zu interessieren. Entscheidend dazu bei trägt das Erfolgsrezept der starken männlichen zweiten Hauptrolle an seiner Seite bei, in diesem Falle Aldo Maccione als Aldo Ferrari, was sich bereits bei „Eine Wolke zwischen den Zähnen“ und später bei den Filmen mit Gérard Depardieu als sehr inspirierend für den Humor herausstellte.
So wird es einer urkomischen Angelegenheit, dem verhinderten Don Juan bzw. dem ungleichen Duo dabei zuzusehen, wie Konfrontationen mit arglosen Passanten geübt oder Boule-Spieler durch unentwegtes Anstarren (mein Höhepunkt des Films, herrlich Richards Backpfeifen-Mimik!) in den Wahnsinn getrieben werden. Kommentiert wird die episodenhaft aufgebaute Sause von Richard/Renaud aus dem Off naiv und beschönigend/verharmlosend, was im Zusammenspiel mit den Bildern für zusätzliche Lacher sorgt. Mimi Coutelier findet bewusst nur am Rande statt, primär geht es um die persönliche Entwicklung Renauds. Verschiedene französische Originalschauplätze wie z.B. das schöne Nizza und viele ganz selbstverständlich eingeflochtene Verweise auf die französische Lebensart wie Appetit anregendes, gutes Essen in Restaurants versehen „Und jetzt das Ganze noch mal von vorn“ mit einer Menge unverkennbaren Lokalkolorits, das den entschleunigenden Genießer im Zuschauer anspricht. Abstriche hingegen müssen leider bei der Musik gemacht werden, die zu sehr in den Vordergrund gemischt wurde und deren Kompositionen teilweise eher nerviger Natur sind. Dafür setzt die augenzwinkernde Pointe einen sympathischen Schlusspunkt, wenn sie vornehmem, dekadentem Habitus und protzigem Materialismus eine Absage erteilt.
Fazit: Auch Richard und Maccione sind ein wunderbares Team, Richard ist hier einmal mehr in Hochform. Die verhältnismäßig geradlinige Geschichte dient als Aufhänger für höchst amüsante Episoden eines endlich im Leben Fuß fassen wollenden, einsamen und zunächst unscheinbaren Außenseiters, der facettenreich und stets zwischen bemitleidenswert und zurecht Ohrfeigen provozierend von einem der ganz Großen der französischen Komödie verkörpert wird. Prima gealterte Unterhaltung, die heutzutage zusätzlich einer wunderbaren Zeitreise ins Frankreich der 1970er gleicht.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
dr. freudstein hat geschrieben:Das Review vom Bux reicht ja aus. Ist nicht mein Ding, aber zum Rumdösen reichte es. Schade, das ich nicht weggepennt bin
4/10
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
warum, du hast soweit alles zu geschrieben, nur eben nicht, das er langweilig ist. Immerhin hab ich ja tapfer bis zum Schluss durchgehalten, aber interessiert hat mich der Kram nicht besonders
Wieso sollte er auch schreiben, dass der langweilig ist? Ist er ja nicht. Eher kurzweilig und witzig! Aber gerade bei den Komödien scheiden sich halt die Geister. Du alte Spaßbremse!
Naja, ich kann mit manchen was anfangen wie grad MAN NANNTE IHN MÜCKE und manchen eben nicht. Aus Frankreich mochte ich da eher LOUIS DE FUNES, dieser ADHS Freak. Heute auch nicht mehr so meins, aber Pierre Richard liegt mir iwie nicht, noch nie, auch in den 80ern nicht. Klamauk und Blödelkram hab ich meine Schwierigkeiten mit das stimmt. Dieser hier ist zwar kein Klamauk, aber ich denke mal, in den 70ern zündete der Kram besser als heute und auf solche Storys hab ich generell keinen Bock, das nervt nur. Wie kommt ein Unbeholfener an eine Frau seiner Wahl ran, kriegt Hilfe, aber dann kommt es doch anders als vorgesehen. Gähn. Zum Glück lag mir nur ein Rip vor, aber 4 Punkte sind ja schon viel, wenn man bedenkt, ich hab nur schwer durchgehalten.
freudschis totale Geschmacksverirrung und Humorlosigkeit ist erschreckend.
dr. freudstein hat geschrieben:(...) auf solche Storys hab ich generell keinen Bock, das nervt nur. Wie kommt ein Unbeholfener an eine Frau seiner Wahl ran, kriegt Hilfe, aber dann kommt es doch anders als vorgesehen. Gähn.
Schau da ruhig mal genauer hin, vielleicht kannst du dabei noch was lernen
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Mich dünkt, dass es keine gute Idee war, Pierre Richard die Gesamtleitung eines Films zu überlassen. Richard braucht die Einbindung, ob nun als unschuldiger Geiger, der zwischen die Fronten der Geheimdienste gerät, als Fotograf, der gerne Regisseur werden möchte, und sei es gegen den Willen seiner Freundin bei einem Porno, oder als Hundefuttermodel, das zufällig in den Besitz eines todbringenden Regenschirms gelangt, nie lässt man Richard den Film dominieren.
Hier steht schon am Anfang des Films eine absurde Prämisse, und es wird in den nächsten anderthalb Stunden nicht besser. Pierre lässt sich Aldo Maccione jeglichen Psychokram aufschmatzen, während Maccione selbst unter der Fuchtel seiner typisch italienischen Mamma steht. Pierre versucht Agnes als Aufschneider zu imponieren, ohne zu ahnen, dass sie die mondäne Dame nur spielt, weil sie in einem Preisausschreiben gewonnen hat. Gut, das Ende ist sympathisch, wenn auch vorhersehbar. Bis dahin wird man allerdings zu sehr mit Klamauk überrollt, dass es nur eine Konsequenz geben kann: Ab ins Wichtelpaket 2023!
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone