Waffenbrüder - Alexandre Arcady (1989)
Moderator: jogiwan
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Waffenbrüder - Alexandre Arcady (1989)
F 1989
OT: L' Union sacrée
R: Alexandre Arcady
D: Richard Berry, Patrick Bruel, Bruno Cremer
Auf Drängen seiner Vorgesetzten muß der Araber Karim Hamida, der beste Bulle der Pariser Polizei, den Juden Simon Atlan als neuen Partner akzeptieren, obwohl die beiden sich nicht ausstehen können. Zusammen sollen sie einen kniffligen Fall lösen: An verschiedenen Schulen werden kurz nacheinander mehrere Teenager tot aufgefunden. Die Todesursache ist immer die gleiche: eine Überdosis. Hamida und Atlan geraten in eine Zwei-Fronten- Krieg: Aus religiösgeschichtlichen Gründen gegeneinander; zusammen gegen Terroristen und Drogendealer. (OFDB)
Argh, diese Inhaltsangabe Es ist nämlich genau umgekehrt, Simon wird ein neuer Partner zugeteilt, eben Karim. Das das Verhältnis zwischen den beiden eher schwierig ist, liegt aber nicht nur an der Konfliktlinie Juden/Araber, sondern auch an den sehr unterschiedlichen Charakteren der Beiden. Karim ist ruhig und besonnen, Simon weder das eine noch das andere. Dann entpuppt sich Karim als Mitarbeiter des Geheimdienstes, denn hinter dem Drogenhandel wird ein islamistisches Komplott vermutet, gesteuert von einem Mann, der als Kulturattaché einer Botschaft tätig ist und somit diplomatische Immunität genießt.
Vielleicht würde der Film anders auf mich wirken, wenn ich zu seiner Entstehungszeit gesehen hätte. Aber jetzt haben wir das Jahr 2022, und Frankreich wurde bekanntlich in den vergangenen Jahren von diversen islamistischen Gräueltaten erschüttert. Und bei der aktuellen Stichwahl für das Präsidentenamt ist erneut die Rechtsaußen Marine Le Pen vertreten, und ich kann nur hoffen, dass Frankreich und Europa dieser GAU erneut erspart wird.
Bei diesen Prämissen stößt mir der Film dann doch gewaltig auf. Dabei spricht freilich nichts gegen eine actionorientierte Darstellung der Thematik, und dass Karim erklären muss, dass er Muslim sei, aber die Ideen der Täter nicht nur nicht billige, sondern ausdrücklich als Verrat an der Religion verurteilt, war zu erwarten und zu begrüßen. Ebenso ist positiv zu erwähnen, dass die Attentäter Leute im Einwanderermilieu rekrutieren, die sich keine Chancen auf Besserung ihrer Situation machen dürfen.
Neben einer echt üblen Spät80er-Musikuntermalung liegt das ganz große Manko aber in der Figur des Simon Atlan. Vielleicht haben die Produzenten vorher zu oft Maurizio Merli und "Lethal weapon" geguckt, und wollten nun einen "Lethal Deppen" kreieren, anders kann ich mir das nicht erklären. Um die Aussagebereitschaft eines Tatverdächtigen zu erhöhen, stopft er ihn kurzerhand erstmal für ein paar Stunden in den Kofferraum seines Autos. Er rast mit Blaulicht durch die Stadt, weil er vergessen hat, seinen Sohn abzuholen, für den an diesem Tag aber keine Zeit hat und ihn deshalb 5 Minuten später bei seiner (Simons) Mutter ablädt. Seine Ehe mit Lisa ist gescheitert und wurde geschieden, womit er aber überhaupt nicht umgehen kann, und sie stets zurückgewinnen will. Lisa hat sich aber mittlerweile ausgerechnet mit Karim verabredet, oder auch ein wenig mehr. Als Simon davon erfährt, stürmt in das Restaurant, in dem sich Lisa und Karim zum Essen verabredet haben, packt seinen Revolver auf den Tisch und fordert Karim auf, um Lisa zu spielen! Russisch Roulette natürlich, wie das in europäischen Demokratien üblich ist. Er hält sich auch gleich selbst als erster die Knarre an den Kopp und drückt ab... Als dann Lisa im weiteren Verlauf getötet wird, existieren in Simons Kopf nur noch 5 Buchstaben: R-A-C-H-E, während ausgerechnet Karim damit betraut wird, den Drahtzieher unbehelligt zum Flugzeug zu bringen, denn wegen des Diplomatenstatus darf er ja nicht verhaftet werden...
Gut, dass man den Film heute nicht mehr machen könnte, ist klar, aber auch in den 80ern wäre wohl hoffentlich niemand auf die Idee gekommen, einen unkontrollierten Borderliner weiterhin bei der Polizei im Dienst zu belassen. Diese Figur wirkt so dermaßen absurd, dass es mich fassungslos macht. So wird der Film dem Vergessen wohl nicht entrissen werden, und das ist dann auch kein Grund zur Trauer.
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
(Fred Olen Ray)