Wild Playgirls - Michel Jean (1984)
Moderator: jogiwan
Wild Playgirls - Michel Jean (1984)
Herstellungsland: Frankreich / 1984
Regie: Michel Jean
Darsteller: Richard Allan, Uschi Karnat, Alban Ceray, Desiree Pompilon, Doris Champs-Dete, Christine Schwarz, Laurent Bouttin und Ingrid Barlon.
Story :
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Re: Wild Playgirls - Michel Jean (1984)
Wer hat die letzte DVD beim OFDB-Shop gekauft?
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
- Salvatore Baccaro
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Re: Wild Playgirls - Michel Jean
Irgendwie nirgends zi findenSalvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Mi 12. Okt 2022, 21:11
Nach dem deutschsprachigen Filmsong lechzen meine Ohren allerdings noch viel mehr: "Fick mich! Fick mich! Steck ihn ganz tief rein!" Den gibt es aber augenscheinlich nirgendwo im Netz!?
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- Salvatore Baccaro
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Re: Wild Playgirls - Michel Jean (1984)
„Na, Süßer? Willst Du ein bisschen ficken?“ – „Tja, kommt drauf an. Was hast Du denn zu bieten?“ – „Was hältst Du davon, wenn ich Dir mit den Titten den Schwanz massiere?“ – „Was kostet denn das?“ – „500 Franc für eine Nummer, und für 1000 auch ohne Gummi.“ – „100 Franc, wie wär’s damit?“ – „Geh Dir einen wichsen und spar Dir die 100 Franc. Verpiss Dich doch!“ – „Hör mal, wer glaubst Du, der Du bist? Für Deine Hängetitten reichen 100 Franc!“ – „Du mieser Schlappschwanz, Du! Warum gehst Du nicht zur Else. Die ist bald 90. Die lutscht Dir vielleicht einen. Du mieses Schwein!“
Damit hatte wohl niemand im abgedunkelten Saal des Nürnberger Kommkinos beim diesjährigen Deliria-Forentreffen gerechnet: Nachdem wir fast eine Stunde lang mit einer Trailershow zu klassischen Mainstream-Filmen wie Mike Nichols THE GRADUATE, James Camerons TERMINATOR oder John Carpenters ESCAPE FROM NEW YORK beschossen worden sind, schließt der bunte Reigen mit der drei- bis vierminütigen Vorschau eines Streifens, von dem zumindest ich noch nie in meinem Leben gehört habe: Das Werk trägt den internationalen Verleihtitel WILD PLAYGIRLS, ist jedoch französischer Provenienz und ein reinrassiger Hardcore-Porno. Doch die zotigen Sprüche und schonungslosen Impressionen von Geschlechtsteilen in Aktion sind noch nicht mal das, was mich am meisten nachhaltig paralysiert, sondern ein deutschsprachiger (!) Disco-Song, der über den Balzereien hinwegträllert: „Fick mich! Fick mich! Steck ihn ganz tief rein!“
Kaum hat sich die Leinwand erhellt, bin ich schon mit eifriger Unterstützung Blaps dabei, das World Wide Web nach näheren Informationen zu diesem unerhörten Film zu durchstöbern. Originaltitel des 1981 veröffentlichten Streifens ist der ungleich blumigere PARFUMS DE LINGERIES INTIMES; Regie führt ein gewisser Michel Jean; die beiden Porno-Veteranen Alban Ceray und Richard Allan, die gefühlt in jedem einzelnen französischen Sexfilm der späten 70er und frühen 80er ihre Nasen und Penisse in die Kamera halten, verkörpern die beiden Helden Alban (sic!) und Christian, die, wie bereits der Trailer offenlegt, aus Geldnot heraus auf die Idee kommen, sich als männliche Prostituierte zu verdingen, und somit quasi aus ihrem liebsten Hobby einen lukrativen Job zu machen. Ein paar Klicks weiter entdecke ich WILD PLAYGIRLS in seiner kompletten neunzigminütigen Glorie, und zudem als deutsche Synchronfassung, auf einer Vintage-Porn-Seite, wo ihn irgendeine verwirrte Seele irgendwann einmal kostenlos hochgeladen hat. Anders gesagt: Das Schicksal eines der ersten Abende, die ich, zurück aus Nürnberg, allein in meiner niedersächsischen Wohnung verbringe, ist in diesem Moment bereits besiegelt…
Christian und Alban führen mehr schlecht als recht eine erfolglose Werbeagentur. Die Aufträge bleiben aus, dafür stapeln sich die Rechnungen von Anwaltskanzleien, von Druckereien, von Telefongesellschaften – und der frischgeschiedene Christian leidet noch zusätzlich unter den Alimenten, die seine Ex-Frau monatlich von ihm fordert. Viel fehlt nicht mehr, sind uns unsere beiden Helden zu Beginn von WILD PLAYGIRLS einzig, und sie können ihren Laden dichtmachen. Auch dass Christian Alban dazu anstiftet, sich von seiner Freundin Nicole aushelfen zu lassen, sodass erstmal die nötigsten finanziellen Löcher gestopft werden können, erweist sich als Schuss in den Ofen: Zwar bietet Nicole Alban in post-koitaler Freigebigkeit von sich aus an, ihm Geld zu leihen, doch das schlägt dieser rundweg aus: „Ich nehme kein Geld von Frauen! Aus Prinzip nicht!“ (Tja, und weshalb hat er Christian dann überhaupt erst zugesagt, sich bei Nicole nach monetärer Unterstützung umzuhören?)
Lange freilich sind Albans Prinzipien nicht intakt, denn Christian hat schon den nächsten Geistesblitz: Eine unerfreuliche Begegnung mit einer Straßendirne, die sich über ihn lustig macht, weil er ihr einzig armselige 100 Franc für ihre Liebesdienste offerieren kann, bringt ihn ins Grübeln: „Frau müsste man sein: Beine breitmachen und kassieren!“ Weshalb den Spieß nicht einfach umdrehen? Alban und er könnten ihre Agentur doch zu einer ummodeln, die sich ganz der sexuellen Lust weiblicher Kundinnen verschreibt. Wie es der Zufall will, besitzt Albans Onkel Ernest eine üppige Villa in einem Pariser Vorort, die man, da der Greis die meiste Zeit unter südlicher Sonne weilt, zum ungestörten und geräumigen Sex-Headquarter ausbauen könnte. Unter diesen Umständen ist Alban plötzlich gerne bereit, von Frauen Geld anzunehmen – und zwar nicht zu wenig, sind die beiden doch überzeugt davon, dass ihre Gefälligkeiten eindeutig in den Luxussektor der Lust gehören. Gemeinsam schalten unsere Freunde Anzeigen in einschlägigen Kontaktblättern, richten sich in des Onkels Villa häuslich ein, schlagen alsbald ihre Zeit damit tot, betuchte Damen der (natürlich!) ausnahmslos attraktiven Sorte nach allen Regeln der Bumskunst zu verwöhnen…
…und damit ist die Handlung von WILD PLAYGIRLS nicht nur schon ansatzweise umrissen, sondern bereits bis in den letzten Winkel ausformuliert: Bis zum Abspann ergeben sich keine nennenswerten Plot-Volten oder dramaturgischen Kniffe mehr; stattdessen wohnen wir zaungastgleich bei, wie Christian und Alban sich nach kurzer Zeit vor Aufträgen nicht mehr retten können, wie sie immer mehr in ihre Rolle als Lustknaben hineinwachsen, und wie sie, was ihre Palette an Offerten betrifft, immer experimentierfreudiger werden. Falls ich mich nicht verzählt habe, gibt es in WILD PLAYGIRLS insgesamt acht Sexszenen zu bewundern, wovon die erste und letzte Alban und seiner Freundin Nicole beim partnerschaftlichen Kopulieren vergönnt ist, und somit so etwas wie den monogamen Rahmen für die restlichen außerpartnerschaftlichen Eskapaden bilden, (von denen Nicole im Übrigen nicht das Geringste weiß: Beim Fremdvögeln greifen Albans Prinzipien augenscheinlich kein bisschen.) Bezüglich der Nümmerchen 2 bis 7 kann man konstatieren, dass sie sich in ihrer Intensität und in ihren Praktiken sukzessive steigern. Während beispielweise Christians allererste Kundin, eine gestresste Managerin, deren Telefon pausenlos bimmelt und für die Sex mit einem fremden Mann ein Akt der Entspannung bedeutet, sich noch eine ganz herkömmliche vaginal Penetration wünscht, sind wir an der siebten Station bei einem flotten Dreier angelangt, bei dem Christian und Alban einer wahrhaft euphorisch wirkenden Dame sowohl einen Faustfick wie eine Doppelpenetration angedeihen lassen.
Interessant an WILD PLAYGIRLS ist die Bandbreite an Sexualitäten, die der Film durch seine nummernrevuehafte Struktur aufs Tableau bringt – und bei der mich gerade die Episoden überrascht haben, in denen sich der Film eines durchaus schmunzeln lassenden Humors bedient, in denen er hauchzart Richtung Meta-Reflexivität schielt, oder in denen er ausnahmsweise einmal nicht den ansonsten im HC-Genre omnipräsenten männlichen Orgasmus über alles andere (aka den weiblichen Orgasmus) stellt: So wünscht sich zum Beispiel eine Kundin eben keine Penetration, möchte nicht mal berührt werden, sondern es reicht ihr völlig aus, wenn Christian und sie im selben Raum unabhängig voneinander masturbieren, ein wenigstens leises Statement dafür, dass erfüllte Sexualität nicht unbedingt immer eine penetrative sein muss; eine andere Kundin verlangt, dass Alban sie photographiert, während sie es mit Christian treibt, und was zunächst wie ein bizarrer Fetisch wirkt, entpuppt sich am Ende als purer Pragmatismus, denn die Dame plant, sich mit den Polaroids bei einem Pornoproduzenten vorzustellen, um bald als Sex-Starlet groß rauszukommen; eine weitere Kundin bringt ihr Hündchen namens „Moby Dick“ mit in die wilde Villa, auf das Christian aufpassen soll, solange sie sich mit Alban in der Badewanne vergnügt, und während die beiden also ein Stockwerk höher plantschen und (zumindest in der deutschen Synchronfassung) pausenlos und motivisch konsequent von „U-Boot-Sehrohren“, „prallen Leuchtbojen“ und „rasierten Seebären“ schwadronieren, sitzt Christian ein Stockwerk tiefer in der Empfangshalle und hat seine liebe Mühe, den vierbeinigen Walfisch davon abzuhalten, seinem Frauchen hinterherzulaufen und nachzuschauen, weshalb dieses solch schrille Schreie ausstößt.
Man verstehe mich nicht falsch: Die Dialoge sind, wie oben bereits zitiert, selten von einem Schlage, das man ihnen eine inhärente Frauenfeindlichkeit absprechen oder gar emanzipatorisches Potential unterstellen könnte; natürlich ist die Darstellung (wohlgemerkt männlicher) Prostitution in WILD PLAYGIRLS eine luftig-heitere ergo schönfärberische, der es bewusst nicht um irgendeine Form von Realismus geht; etwaige Gender-Thematiken werden höchstens im Subtext grob angerissen, jedoch zu keinem Zeitpunkt ernsthaft ins Auge gefasst, vom Konnex zwischen Ökonomie und Sexualität einmal ganz zu schweigen, der sozusagen die ganze Zeit einfach als gottgegeben vorausgesetzt und zu keinem Zeitpunkt auch bloß hauchzart kritisch reflektiert wird: WILD PLAYGIRLS versteht sich selbst als (auf den männlichen Blick zugeschnittene) Pornokomödie, die die außerfilmische Masturbation nicht mit irgendwelchen „schweren“ Themen belasten möchte. Belastet wird man zudem auch nicht von irgendwelchen technisch-ästhetischen Überraschungen: WILD PLAYGIRLS ist, was seine Mise en Scène betrifft, pornöse Konfektionsware, - jedoch atmet man, wenn man, wie ich, bereits viel zu viele Pornos aus der alleruntersten Schmuddelschublade hat sehen müssen, schon freudig erregt auf, sobald ein derartiger Film mit solchen geschmackvollen Bildern, ansprechenden Einstellungen, kompetent-fokussierten Schnitten daherkommt wie es WILD PLAYGIRLS tut, (und eigentlich das Gros französischer Pornos des Golden Age, die ich bislang gesichtet habe). Überhaupt scheint mir WILD PLAYGIRLS ein weitaus verträglicher Pornofilm zu sein als etliche seiner Zunftgenossen: Sämtliche gezeigten Geschlechtsakte beruhen innerhalb der Diegese auf Einvernehmlichkeit, entfalten sich, wie die beiden Techtelmechtels zwischen Alban und Nicole, zuweilen gar durchweg zärtlich, unaufgeregt, und selbst bei den etwas, sagen wir, „wilderen“ Einlagen zum Ende hin habe ich den Eindruck, dass die Beteiligten durch die Bank weg mit Freude bei der Sache sind und mit dem gebührenden Respekt miteinander, ehm, verkehren.
Erheblich problematisch sind jedoch Prolog und Epilog des Streifens: Dort trifft Christian beim nächtlichen Flanieren auf dem Straßenstrich jeweils dieselbe Prostituierte, um sich mit ihr ein Wortgefecht zu liefern. Im Prolog sind ihm ihre Preise zu hoch, weshalb er anfängt, sie weit unterhalb der Gürtellinie zu beschimpfen: Kaum hat Christian realisiert, dass er nicht genügend Moneten in der Tasche hat, um sich diesen Körper kaufen zu können, wechselt er zu persönlichen Beleidigungen bezüglich ihrer angeblichen „Hängetitten“, die diesen Körper als überhaupt nicht kaufenswert stigmatisieren. Im Epilog haben sich die Machtverhältnisse gewandelt: Nun ist es Christian, der, inzwischen selbst ein Mann vom Fach, der Prostituierte seine Preise runterbetet, und das wohlgemerkt nur, um sich bei ihr dafür zu revanchieren, dass sie sich bei ihrer ersten Begegnung nicht unter Wert verkauft hat, sprich, für einen lausigen 100-Franc-Schein ihm ihren Leib überlassen hat. Mit etwas gutem Willen könnte man diese „Rahmenhandlung“ natürlich als intelligente Patriarchalismus-Kritik auffassen: Egal, wie man es dreht und wendet, sitzt Christian am längeren Hebel – am Anfang, indem er, weil es ihm zu teuer ist, sich einfach brüsk wegdreht, und der Prostituierten dadurch der Notwendigkeit beraubt, Geld zu verdienen, denn letztlich bestimmen im Kapitalismus Anfrage/Nachfrage den Markt und die Produktion; am Ende, indem er ihr unter die Nase reibt, dass er ihre Dienste gar nicht mehr nötig hat, weil er nun selbst in ihrem Metier arbeitet, und zwar unter weitaus besseren Bedingungen, in einer luxuriösen Villa nämlich und nicht auf einem schummrigen Straßenstrich, zudem selbstbestimmt und unabhängig und nicht darauf angewiesen, jeden erstbesten Schwanz (oder, in seinem Fall, eben Möse) zu nehmen, der/(die) des Weges kommt - und all dies nur, weil er als Mann am längeren Hebel sitzt. Ob WILD PLAYGIRLS diese Szenen jedoch in einem derartigen Sinne kritisch gemeint haben dürfte, wage ich angesichts der beschwingten Abspannmusik und einer das Rotlichtleben romantisch verklärenden Aufnahme der munter vor sich hin wedelnden Windmühlenflügel von Moulin Rouge doch stark zu bezweifeln.
Ein Wort noch zur Musik: Kurioserweise ertönt während der von mir gesichteten German-Dub-Fassung des Films ausnahmslos die englischsprachige Originalversion des Songs von Super Sex Station; von der deutschsprachigen Variante, die uns allen das Forentreffen versüßt hat, ist keine einzige Note zu vernehmen! Sollte das Lied tatsächlich einzig und allein für den Trailer neu eingespielt worden!? Wo bekomme ich nur diesen verfluchten Hit her!?
„Hallo, Süßer, hast Du Zeit?“ – „Tja, ich habe leider gar keine Zeit. Weißt Du, ich bin sehr beschäftigt, mein süßes Schnuckelchen. Was kann ich denn für Dich tun?“ – „Ich möchte gerne mit Dir ficken.“ – „Mach ich, aber das kostet Dich ein bisschen was.“ – „Glaubst Du etwa, Du kannst mich verarschen?“ – „Nein. Du kennst doch die Preise. 500 Franc mit Gummi und 1000 Franc ohne Gummi. Arschlecken kostet allerdings extra.“ – „Du hast wohl eine Vollmeise. Du willst, dass ich bezahle?“ – „Na ja, Madame, es wird eben alles teurer. Man muss sich mit der Zeit anpassen.“ - „Verpiss Dich, Du Wichser!“ - „Ciao, Kollegin!“ – „Fick Dich doch selbst, Du Arsch!“
Damit hatte wohl niemand im abgedunkelten Saal des Nürnberger Kommkinos beim diesjährigen Deliria-Forentreffen gerechnet: Nachdem wir fast eine Stunde lang mit einer Trailershow zu klassischen Mainstream-Filmen wie Mike Nichols THE GRADUATE, James Camerons TERMINATOR oder John Carpenters ESCAPE FROM NEW YORK beschossen worden sind, schließt der bunte Reigen mit der drei- bis vierminütigen Vorschau eines Streifens, von dem zumindest ich noch nie in meinem Leben gehört habe: Das Werk trägt den internationalen Verleihtitel WILD PLAYGIRLS, ist jedoch französischer Provenienz und ein reinrassiger Hardcore-Porno. Doch die zotigen Sprüche und schonungslosen Impressionen von Geschlechtsteilen in Aktion sind noch nicht mal das, was mich am meisten nachhaltig paralysiert, sondern ein deutschsprachiger (!) Disco-Song, der über den Balzereien hinwegträllert: „Fick mich! Fick mich! Steck ihn ganz tief rein!“
Kaum hat sich die Leinwand erhellt, bin ich schon mit eifriger Unterstützung Blaps dabei, das World Wide Web nach näheren Informationen zu diesem unerhörten Film zu durchstöbern. Originaltitel des 1981 veröffentlichten Streifens ist der ungleich blumigere PARFUMS DE LINGERIES INTIMES; Regie führt ein gewisser Michel Jean; die beiden Porno-Veteranen Alban Ceray und Richard Allan, die gefühlt in jedem einzelnen französischen Sexfilm der späten 70er und frühen 80er ihre Nasen und Penisse in die Kamera halten, verkörpern die beiden Helden Alban (sic!) und Christian, die, wie bereits der Trailer offenlegt, aus Geldnot heraus auf die Idee kommen, sich als männliche Prostituierte zu verdingen, und somit quasi aus ihrem liebsten Hobby einen lukrativen Job zu machen. Ein paar Klicks weiter entdecke ich WILD PLAYGIRLS in seiner kompletten neunzigminütigen Glorie, und zudem als deutsche Synchronfassung, auf einer Vintage-Porn-Seite, wo ihn irgendeine verwirrte Seele irgendwann einmal kostenlos hochgeladen hat. Anders gesagt: Das Schicksal eines der ersten Abende, die ich, zurück aus Nürnberg, allein in meiner niedersächsischen Wohnung verbringe, ist in diesem Moment bereits besiegelt…
Christian und Alban führen mehr schlecht als recht eine erfolglose Werbeagentur. Die Aufträge bleiben aus, dafür stapeln sich die Rechnungen von Anwaltskanzleien, von Druckereien, von Telefongesellschaften – und der frischgeschiedene Christian leidet noch zusätzlich unter den Alimenten, die seine Ex-Frau monatlich von ihm fordert. Viel fehlt nicht mehr, sind uns unsere beiden Helden zu Beginn von WILD PLAYGIRLS einzig, und sie können ihren Laden dichtmachen. Auch dass Christian Alban dazu anstiftet, sich von seiner Freundin Nicole aushelfen zu lassen, sodass erstmal die nötigsten finanziellen Löcher gestopft werden können, erweist sich als Schuss in den Ofen: Zwar bietet Nicole Alban in post-koitaler Freigebigkeit von sich aus an, ihm Geld zu leihen, doch das schlägt dieser rundweg aus: „Ich nehme kein Geld von Frauen! Aus Prinzip nicht!“ (Tja, und weshalb hat er Christian dann überhaupt erst zugesagt, sich bei Nicole nach monetärer Unterstützung umzuhören?)
Lange freilich sind Albans Prinzipien nicht intakt, denn Christian hat schon den nächsten Geistesblitz: Eine unerfreuliche Begegnung mit einer Straßendirne, die sich über ihn lustig macht, weil er ihr einzig armselige 100 Franc für ihre Liebesdienste offerieren kann, bringt ihn ins Grübeln: „Frau müsste man sein: Beine breitmachen und kassieren!“ Weshalb den Spieß nicht einfach umdrehen? Alban und er könnten ihre Agentur doch zu einer ummodeln, die sich ganz der sexuellen Lust weiblicher Kundinnen verschreibt. Wie es der Zufall will, besitzt Albans Onkel Ernest eine üppige Villa in einem Pariser Vorort, die man, da der Greis die meiste Zeit unter südlicher Sonne weilt, zum ungestörten und geräumigen Sex-Headquarter ausbauen könnte. Unter diesen Umständen ist Alban plötzlich gerne bereit, von Frauen Geld anzunehmen – und zwar nicht zu wenig, sind die beiden doch überzeugt davon, dass ihre Gefälligkeiten eindeutig in den Luxussektor der Lust gehören. Gemeinsam schalten unsere Freunde Anzeigen in einschlägigen Kontaktblättern, richten sich in des Onkels Villa häuslich ein, schlagen alsbald ihre Zeit damit tot, betuchte Damen der (natürlich!) ausnahmslos attraktiven Sorte nach allen Regeln der Bumskunst zu verwöhnen…
…und damit ist die Handlung von WILD PLAYGIRLS nicht nur schon ansatzweise umrissen, sondern bereits bis in den letzten Winkel ausformuliert: Bis zum Abspann ergeben sich keine nennenswerten Plot-Volten oder dramaturgischen Kniffe mehr; stattdessen wohnen wir zaungastgleich bei, wie Christian und Alban sich nach kurzer Zeit vor Aufträgen nicht mehr retten können, wie sie immer mehr in ihre Rolle als Lustknaben hineinwachsen, und wie sie, was ihre Palette an Offerten betrifft, immer experimentierfreudiger werden. Falls ich mich nicht verzählt habe, gibt es in WILD PLAYGIRLS insgesamt acht Sexszenen zu bewundern, wovon die erste und letzte Alban und seiner Freundin Nicole beim partnerschaftlichen Kopulieren vergönnt ist, und somit so etwas wie den monogamen Rahmen für die restlichen außerpartnerschaftlichen Eskapaden bilden, (von denen Nicole im Übrigen nicht das Geringste weiß: Beim Fremdvögeln greifen Albans Prinzipien augenscheinlich kein bisschen.) Bezüglich der Nümmerchen 2 bis 7 kann man konstatieren, dass sie sich in ihrer Intensität und in ihren Praktiken sukzessive steigern. Während beispielweise Christians allererste Kundin, eine gestresste Managerin, deren Telefon pausenlos bimmelt und für die Sex mit einem fremden Mann ein Akt der Entspannung bedeutet, sich noch eine ganz herkömmliche vaginal Penetration wünscht, sind wir an der siebten Station bei einem flotten Dreier angelangt, bei dem Christian und Alban einer wahrhaft euphorisch wirkenden Dame sowohl einen Faustfick wie eine Doppelpenetration angedeihen lassen.
Interessant an WILD PLAYGIRLS ist die Bandbreite an Sexualitäten, die der Film durch seine nummernrevuehafte Struktur aufs Tableau bringt – und bei der mich gerade die Episoden überrascht haben, in denen sich der Film eines durchaus schmunzeln lassenden Humors bedient, in denen er hauchzart Richtung Meta-Reflexivität schielt, oder in denen er ausnahmsweise einmal nicht den ansonsten im HC-Genre omnipräsenten männlichen Orgasmus über alles andere (aka den weiblichen Orgasmus) stellt: So wünscht sich zum Beispiel eine Kundin eben keine Penetration, möchte nicht mal berührt werden, sondern es reicht ihr völlig aus, wenn Christian und sie im selben Raum unabhängig voneinander masturbieren, ein wenigstens leises Statement dafür, dass erfüllte Sexualität nicht unbedingt immer eine penetrative sein muss; eine andere Kundin verlangt, dass Alban sie photographiert, während sie es mit Christian treibt, und was zunächst wie ein bizarrer Fetisch wirkt, entpuppt sich am Ende als purer Pragmatismus, denn die Dame plant, sich mit den Polaroids bei einem Pornoproduzenten vorzustellen, um bald als Sex-Starlet groß rauszukommen; eine weitere Kundin bringt ihr Hündchen namens „Moby Dick“ mit in die wilde Villa, auf das Christian aufpassen soll, solange sie sich mit Alban in der Badewanne vergnügt, und während die beiden also ein Stockwerk höher plantschen und (zumindest in der deutschen Synchronfassung) pausenlos und motivisch konsequent von „U-Boot-Sehrohren“, „prallen Leuchtbojen“ und „rasierten Seebären“ schwadronieren, sitzt Christian ein Stockwerk tiefer in der Empfangshalle und hat seine liebe Mühe, den vierbeinigen Walfisch davon abzuhalten, seinem Frauchen hinterherzulaufen und nachzuschauen, weshalb dieses solch schrille Schreie ausstößt.
Man verstehe mich nicht falsch: Die Dialoge sind, wie oben bereits zitiert, selten von einem Schlage, das man ihnen eine inhärente Frauenfeindlichkeit absprechen oder gar emanzipatorisches Potential unterstellen könnte; natürlich ist die Darstellung (wohlgemerkt männlicher) Prostitution in WILD PLAYGIRLS eine luftig-heitere ergo schönfärberische, der es bewusst nicht um irgendeine Form von Realismus geht; etwaige Gender-Thematiken werden höchstens im Subtext grob angerissen, jedoch zu keinem Zeitpunkt ernsthaft ins Auge gefasst, vom Konnex zwischen Ökonomie und Sexualität einmal ganz zu schweigen, der sozusagen die ganze Zeit einfach als gottgegeben vorausgesetzt und zu keinem Zeitpunkt auch bloß hauchzart kritisch reflektiert wird: WILD PLAYGIRLS versteht sich selbst als (auf den männlichen Blick zugeschnittene) Pornokomödie, die die außerfilmische Masturbation nicht mit irgendwelchen „schweren“ Themen belasten möchte. Belastet wird man zudem auch nicht von irgendwelchen technisch-ästhetischen Überraschungen: WILD PLAYGIRLS ist, was seine Mise en Scène betrifft, pornöse Konfektionsware, - jedoch atmet man, wenn man, wie ich, bereits viel zu viele Pornos aus der alleruntersten Schmuddelschublade hat sehen müssen, schon freudig erregt auf, sobald ein derartiger Film mit solchen geschmackvollen Bildern, ansprechenden Einstellungen, kompetent-fokussierten Schnitten daherkommt wie es WILD PLAYGIRLS tut, (und eigentlich das Gros französischer Pornos des Golden Age, die ich bislang gesichtet habe). Überhaupt scheint mir WILD PLAYGIRLS ein weitaus verträglicher Pornofilm zu sein als etliche seiner Zunftgenossen: Sämtliche gezeigten Geschlechtsakte beruhen innerhalb der Diegese auf Einvernehmlichkeit, entfalten sich, wie die beiden Techtelmechtels zwischen Alban und Nicole, zuweilen gar durchweg zärtlich, unaufgeregt, und selbst bei den etwas, sagen wir, „wilderen“ Einlagen zum Ende hin habe ich den Eindruck, dass die Beteiligten durch die Bank weg mit Freude bei der Sache sind und mit dem gebührenden Respekt miteinander, ehm, verkehren.
Erheblich problematisch sind jedoch Prolog und Epilog des Streifens: Dort trifft Christian beim nächtlichen Flanieren auf dem Straßenstrich jeweils dieselbe Prostituierte, um sich mit ihr ein Wortgefecht zu liefern. Im Prolog sind ihm ihre Preise zu hoch, weshalb er anfängt, sie weit unterhalb der Gürtellinie zu beschimpfen: Kaum hat Christian realisiert, dass er nicht genügend Moneten in der Tasche hat, um sich diesen Körper kaufen zu können, wechselt er zu persönlichen Beleidigungen bezüglich ihrer angeblichen „Hängetitten“, die diesen Körper als überhaupt nicht kaufenswert stigmatisieren. Im Epilog haben sich die Machtverhältnisse gewandelt: Nun ist es Christian, der, inzwischen selbst ein Mann vom Fach, der Prostituierte seine Preise runterbetet, und das wohlgemerkt nur, um sich bei ihr dafür zu revanchieren, dass sie sich bei ihrer ersten Begegnung nicht unter Wert verkauft hat, sprich, für einen lausigen 100-Franc-Schein ihm ihren Leib überlassen hat. Mit etwas gutem Willen könnte man diese „Rahmenhandlung“ natürlich als intelligente Patriarchalismus-Kritik auffassen: Egal, wie man es dreht und wendet, sitzt Christian am längeren Hebel – am Anfang, indem er, weil es ihm zu teuer ist, sich einfach brüsk wegdreht, und der Prostituierten dadurch der Notwendigkeit beraubt, Geld zu verdienen, denn letztlich bestimmen im Kapitalismus Anfrage/Nachfrage den Markt und die Produktion; am Ende, indem er ihr unter die Nase reibt, dass er ihre Dienste gar nicht mehr nötig hat, weil er nun selbst in ihrem Metier arbeitet, und zwar unter weitaus besseren Bedingungen, in einer luxuriösen Villa nämlich und nicht auf einem schummrigen Straßenstrich, zudem selbstbestimmt und unabhängig und nicht darauf angewiesen, jeden erstbesten Schwanz (oder, in seinem Fall, eben Möse) zu nehmen, der/(die) des Weges kommt - und all dies nur, weil er als Mann am längeren Hebel sitzt. Ob WILD PLAYGIRLS diese Szenen jedoch in einem derartigen Sinne kritisch gemeint haben dürfte, wage ich angesichts der beschwingten Abspannmusik und einer das Rotlichtleben romantisch verklärenden Aufnahme der munter vor sich hin wedelnden Windmühlenflügel von Moulin Rouge doch stark zu bezweifeln.
Ein Wort noch zur Musik: Kurioserweise ertönt während der von mir gesichteten German-Dub-Fassung des Films ausnahmslos die englischsprachige Originalversion des Songs von Super Sex Station; von der deutschsprachigen Variante, die uns allen das Forentreffen versüßt hat, ist keine einzige Note zu vernehmen! Sollte das Lied tatsächlich einzig und allein für den Trailer neu eingespielt worden!? Wo bekomme ich nur diesen verfluchten Hit her!?
„Hallo, Süßer, hast Du Zeit?“ – „Tja, ich habe leider gar keine Zeit. Weißt Du, ich bin sehr beschäftigt, mein süßes Schnuckelchen. Was kann ich denn für Dich tun?“ – „Ich möchte gerne mit Dir ficken.“ – „Mach ich, aber das kostet Dich ein bisschen was.“ – „Glaubst Du etwa, Du kannst mich verarschen?“ – „Nein. Du kennst doch die Preise. 500 Franc mit Gummi und 1000 Franc ohne Gummi. Arschlecken kostet allerdings extra.“ – „Du hast wohl eine Vollmeise. Du willst, dass ich bezahle?“ – „Na ja, Madame, es wird eben alles teurer. Man muss sich mit der Zeit anpassen.“ - „Verpiss Dich, Du Wichser!“ - „Ciao, Kollegin!“ – „Fick Dich doch selbst, Du Arsch!“
- buxtebrawler
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Re: Wild Playgirls - Michel Jean (1984)
Ich gebe zu, ich musste schmunzelnSalvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Mo 17. Okt 2022, 09:51 „Hallo, Süßer, hast Du Zeit?“ – „Tja, ich habe leider gar keine Zeit. Weißt Du, ich bin sehr beschäftigt, mein süßes Schnuckelchen. Was kann ich denn für Dich tun?“ – „Ich möchte gerne mit Dir ficken.“ – „Mach ich, aber das kostet Dich ein bisschen was.“ – „Glaubst Du etwa, Du kannst mich verarschen?“ – „Nein. Du kennst doch die Preise. 500 Franc mit Gummi und 1000 Franc ohne Gummi. Arschlecken kostet allerdings extra.“ – „Du hast wohl eine Vollmeise. Du willst, dass ich bezahle?“ – „Na ja, Madame, es wird eben alles teurer. Man muss sich mit der Zeit anpassen.“ - „Verpiss Dich, Du Wichser!“ - „Ciao, Kollegin!“ – „Fick Dich doch selbst, Du Arsch!“
Großartig geschrieben, Salvatore
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Wild Playgirls - Michel Jean (1984)
Danke. Der Dialog stammt allerdings nicht aus meiner Feder...buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 17. Okt 2022, 16:26Ich gebe zu, ich musste schmunzelnSalvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Mo 17. Okt 2022, 09:51 „Hallo, Süßer, hast Du Zeit?“ – „Tja, ich habe leider gar keine Zeit. Weißt Du, ich bin sehr beschäftigt, mein süßes Schnuckelchen. Was kann ich denn für Dich tun?“ – „Ich möchte gerne mit Dir ficken.“ – „Mach ich, aber das kostet Dich ein bisschen was.“ – „Glaubst Du etwa, Du kannst mich verarschen?“ – „Nein. Du kennst doch die Preise. 500 Franc mit Gummi und 1000 Franc ohne Gummi. Arschlecken kostet allerdings extra.“ – „Du hast wohl eine Vollmeise. Du willst, dass ich bezahle?“ – „Na ja, Madame, es wird eben alles teurer. Man muss sich mit der Zeit anpassen.“ - „Verpiss Dich, Du Wichser!“ - „Ciao, Kollegin!“ – „Fick Dich doch selbst, Du Arsch!“
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Re: Wild Playgirls - Michel Jean (1984)
Schon klar. Mein "großartig" bezog sich auf die Rezension als Ganzes.Salvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Fr 21. Okt 2022, 22:59 Danke. Der Dialog stammt allerdings nicht aus meiner Feder...
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Wild Playgirls - Michel Jean (1984)
Oha, ist das so? Im Regelfall sind doch die Filme mit Alban Ceray & Richard Lemieuvre, zumindest die, die ich kenne, eher harmlos-lustige Vertreter des Genres. Meist in Szene gesetzt als französische "Jedermänner", charmante Frechdachse, beruflich zwar nicht immer erfolgreich, aber spitz wie Nachbars LumpiSalvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Mo 17. Okt 2022, 09:51
Erheblich problematisch sind jedoch Prolog und Epilog des Streifens: ...
Das sich in diesem Fall der berufliche Erfolg durch bezahltes bumsen einstellt sei Ihnen gegönnt...
[und wenn ne Olle mit Hängetitten viel Geld für's ficken verlangt, darf man ihr selbstverständlich sagen, daß sie welche hat...
Regel Nr. 1 bei Preisverhandlungen: die Ware des Anbieters schlecht reden ., an der Stelle Frauenfeindlichkeit zu implizieren ist falsch ]