Z - Anatomie eines politischen Mordes - Costa-Gavras (1969)
Moderator: jogiwan
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Z - Costa-Gavras
In einem namentlich nicht genannten Land, in dem die demokratischen Grundrechte nicht allzu ernst genommen werden, wird der namentlich ebenfalls nicht genannte Oppositionsführer nach einer Rede vor den Augen der Polizeiführung von einem Lieferwagen aus niedergeschlagen und stirbt einige Tage später an den Verletzungen. Die Polizei stellt das ganze als Unfall dar, der Fahrer sei betrunken gewesen und habe so den Unfall verursacht.
Doch die Autopsie zeigt, dass es so nicht gewesen sein kann, sondern dass er mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen wurde. Ein junger Untersuchungsrichter zeigt sich unerschrocken und ermittelt, dass der Anschlag auf den Oppositionellen ganz oben von der Polizeiführung angeordnet wurde.
Allerdings wären wir nicht in einem Film von Costa-Gavras, wenn das Ende derart positiv wäre...
Auch wenn im Film weder Name noch Land genannt werden (was i.ü. auch nicht notwendig ist, denn derartige Geschichten könnten bzw. konnten sich in vielen Ländern dieser Erde ereignen), so bezieht sich der Film auf einen realen Fall, nämlich die Ermordung des griechischen Oppositionspolitikers Grigoris Lambrakis. 1969, als der Film gedreht wurde, hatten in Griechenland, der Heimat von Regisseur Costa-Gavras und Komponist Mikis Theodorakis, die Militärs die Macht übernommen. Die Musik von Theodorakis wurde verboten, wie vieles andere auch (s. Abspann des Films).
Yves Montand brilliert in der Lambrakis-Rolle, Jean-Louis Trintignant als der Untersuchungsrichter Sartzetakis. Irene Papas spielt die Frau des Oppositionellen und Marcel Bozzufi einen Attentäter.
1970 erhielt völlig zu Recht den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Ein absolutes Meisterwerk!
Costa-Gavras drehte danach "Der unsichtbare Aufstand", der sich mit den dubiosen Gebaren der US-Regierung mit lateinamerikanischen Diktaturen befasst. Auch dieser Film ist sehr sehenswert, kommt an Z aber nicht heran.
http://de.wikipedia.org/wiki/Grigoris_Lambrakis
http://de.wikipedia.org/wiki/Christos_Sartzetakis
http://de.wikipedia.org/wiki/Z_(Film)
Doch die Autopsie zeigt, dass es so nicht gewesen sein kann, sondern dass er mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen wurde. Ein junger Untersuchungsrichter zeigt sich unerschrocken und ermittelt, dass der Anschlag auf den Oppositionellen ganz oben von der Polizeiführung angeordnet wurde.
Allerdings wären wir nicht in einem Film von Costa-Gavras, wenn das Ende derart positiv wäre...
Auch wenn im Film weder Name noch Land genannt werden (was i.ü. auch nicht notwendig ist, denn derartige Geschichten könnten bzw. konnten sich in vielen Ländern dieser Erde ereignen), so bezieht sich der Film auf einen realen Fall, nämlich die Ermordung des griechischen Oppositionspolitikers Grigoris Lambrakis. 1969, als der Film gedreht wurde, hatten in Griechenland, der Heimat von Regisseur Costa-Gavras und Komponist Mikis Theodorakis, die Militärs die Macht übernommen. Die Musik von Theodorakis wurde verboten, wie vieles andere auch (s. Abspann des Films).
Yves Montand brilliert in der Lambrakis-Rolle, Jean-Louis Trintignant als der Untersuchungsrichter Sartzetakis. Irene Papas spielt die Frau des Oppositionellen und Marcel Bozzufi einen Attentäter.
1970 erhielt völlig zu Recht den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Ein absolutes Meisterwerk!
Costa-Gavras drehte danach "Der unsichtbare Aufstand", der sich mit den dubiosen Gebaren der US-Regierung mit lateinamerikanischen Diktaturen befasst. Auch dieser Film ist sehr sehenswert, kommt an Z aber nicht heran.
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Re: Z - Costa-Gavras
Habe ich schon mindestens 7-8 Jahre nicht mehr gesehen, gibts davon ne dt. DVD??
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- CamperVan.Helsing
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Re: Z - Costa-Gavras
Meines Wissens nicht, ich hab noch die alte Kassette von Atlas.Onkel Joe hat geschrieben:Habe ich schon mindestens 7-8 Jahre nicht mehr gesehen, gibts davon ne dt. DVD??
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- unsociable
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Re: Z - Costa-Gavras
...steckt aber trotzdem das Gros der Polit-Thriller noch leicht in die Tascheugo-piazza hat geschrieben:Costa-Gavras drehte danach "Der unsichtbare Aufstand", der sich mit den dubiosen Gebaren der US-Regierung mit lateinamerikanischen Diktaturen befasst. Auch dieser Film ist sehr sehenswert, kommt an Z aber nicht heran.
als ich letztes Jahr meine überzählige RC1-DVD verkaufen wollte, gab's auf eBay zwei Exemplare, auf denen auch deutscher Ton enthalten war. konnte aber nix zu den DVDs finden, wird also wohl nix offizielles gewesen sein.Onkel Joe hat geschrieben:Habe ich schon mindestens 7-8 Jahre nicht mehr gesehen, gibts davon ne dt. DVD??
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Re: Z - Costa-Gavras
Ganz Hervorragender Film, habe ich leider schon zig Jahre nicht mehr gesehen. Da ich auch nur ne abgenudelte VHS habe wäre hier ne DVD VÖ wichtig! Da ja letztens "I ....wie Ikarus" herauskam hoffe ich das da auch mal was kommt. In Frankreich gibt es glaube ich ne recht gute DVD. Halt wieder nur in Französisch
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Z - Anatomie eines politischen Mordes - Costa-Gavras (1969)
Originaltitel: Z
Herstellungsland: Algerien / Frankreich (1969)
Regie: Costa-Gavras
Darsteller: Yves Montand, Irene Papas, Jean-Louis Trintignant, François Périer, Jacques Perrin, Charles Denner, Pierre Dux, Georges Géret, Bernard Fresson, Marcel Bozzuffi, Julien Guiomar, Magali Noël u. A.
Quelle: www.ofdb.deIn einer Stadt, in der reaktionäre Militärs und ihre Handlanger bei der Polizei den Ton angeben, hält die nationale Friedensbewegung eine Kundgebung ab. Die Veranstalter haben schon vorher erfahren, dass gegen den Hauptredner, den Abgeordneten "Z" ein Mordanschlag geplant ist, um den führenden Kopf der Opposition zu beseitigen. Sie informierten daraufhin die Polizei und den Oberstaatsanwalt; dennoch sehen die Polizisten später untätig zu, wie bestellte Schlägertrupps über Anhänger der Opposition herfallen. Sie greifen auch nicht ein, als man gegen den Abgeordneten zur Tat schreitet. Nach außen hin wird der Mordanschlag als Verkehrsunfall getarnt. Im Krankenhaus erliegt "Z" seinen schweren Verletzungen. Der kommandierende General und der Polizeichef wollen die Version des Autounfalls unbedingt aufrechterhalten; zu ihrem Ärger spielt aber ein junger Untersuchungsrichter nicht mit. Umso mehr bemüht sich der Oberstaatsanwalt, die immer deutlicher werdenden politischen Hintergründe zu vertuschen; sogar der Generalstaatsanwalt schaltet sich schließlich ein, um die eigentlichen Täter vor einem Prozess zu bewahren. (Quelle: Spielfilm.org)
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Z - Anatomie eines politischen Mordes - Costa-Gavras (19
“Warum lassen Sie uns überwachen?” – „Für Ihre Sicherheit!“
Der Polit-Thriller „Z“ des griechischen Regisseurs Costa-Gavras („Das Geständnis“) erschien im Jahre 1969 und entstand vor dem Hintergrund des griechischen Militärputsches aus dem Jahre 1967, der durchgeführt wurde, nachdem die reaktionäre Regierung Griechenlands 1963 von der Opposition abgelöst wurde, weil sie über ein Mordkomplott zwischen Militär und regierungstreuen Gruppierungen stolperte: Der Pazifist und Oppositionelle Grigoris Lambrakis wurde 1963 ermordet. Der genrebildende Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Vassilis Vassilikos und wollte im eingeschüchterten bzw. duckmäuserischen West-Europa der 1960er-Jahre von niemanden produziert werden, weshalb Eric Schlumberger und Jacques Perrin eine eigene Produktionsfirma gründeten. „Z“ wurde in algerisch-französischer Koproduktion realisiert und in Algier gedreht. Hochkarätige Schauspieler wie Yves Montand („I wie Ikarus“), Jean-Louis Trintignant („Leichen pflastern seinen Weg“) und Irene Papas („Don’t Torture a Duckling“) verzichteten auf Gagen in üblicher Höhe und halfen so, den Film umsetzen können.
„Z“ nimmt zwar eindeutig Bezug auf die Entstehung der griechischen Militärdiktatur, wurde jedoch allgemeingültig inszeniert und die Handlung an einen im Film nicht näher bezeichneten Ort in einem nicht näher bezeichneten europäischen Staat verlegt. Die Schlüsselfiguren der Handlung haben häufig keine Namen, sondern definieren sich über ihre Funktionen wie Politiker, Ermittlungsrichter, Staatsanwalt, Polizeioberst etc. Daran tat Costa-Gavras gut, denn „Z“ ist ein Lehrstück über die Zerbrechlichkeit der westlichen „Demokratien“, das sich problemlos auf viele Staaten anwenden lässt. Dennoch macht man durch eine Texteinblendung zu Beginn unmissverständlich klar: „Übereinstimmungen mit real existierenden Personen und Ereignissen sind gewollt.“
„Z“ ist ein wütender, aufrührerischer Film, dem man die Emotionalität des griechischen Regisseurs zu jeder Sekunde anmerkt und der hochgradig mitzureißen vermag. Trotz der nüchternen Distanz zu seinen Charakteren zeichnet „Z“ leidenschaftlich die griechischen Ereignisse von Beginn an nach und setzt bei einer sabotierten Oppositionsveranstaltung an, aus der ein Mord an einem Oppositionspolitiker resultiert. Der künstlich aufgewiegelte Volkszorn wird in erschreckender Weise unverblümt dargestellt und der Nüchternheit der Erzählweise sind ungeschönte, sehr direkte Bilder von Angriffen auf pazifistische Oppositionelle geschuldet. Als Zuschauer ist man ins Geschehen von Anfang an voll involviert, statt es in trockenen Rückblenden nach und nach berichtet zu bekommen. Dabei legt Costa-Gavras für seinen rund zweistündigen Film ein rasantes Tempo vor und kann sich auf einen intelligent angewandten Schnitt verlassen, der das Publikum stets den Überblick bewahren lässt. Lediglich für Bilder der trauernden Witwe wird das Tempo zwischenzeitlich gedrosselt.
Eindrucksvoll und allgemein verständlich, ohne sich bis in Profanitäten zu abstrahieren, zeigt „Z“ auf, wie ein Konglomerat aus Exekutive, Regierung und inoffiziell ausführendem Pöbel in Form einer rechtsradikalen Demagogentruppe, selbstgefällig und faschistisch gegen subversive Elemente und vermeintliche Feinde der Demokratie hetzt, mordet und zu vertuschen versucht. Auch inneroppositionelle Konflikte wie der zwischen Pazifismus und aktiver Notwehr werden thematisiert, wobei der Ausgang des Films, der deckungsgleich ist mit der historischen Realität, erkennen lässt, weshalb sich antifaschistische und antimilitaristische Bewegungen als Konsequenz gezwungen sehen, das staatliche Gewaltmonopol nicht zu akzeptieren. Dank seiner ausgezeichneten Besetzung bereitet es „Z“ nie Probleme, seine Authentizität spürbar zu machen, quasi sämtliche Darsteller erscheinen motiviert bis in die Haarspitzen.
Ungefähr ab der zweiten Hälfte des Films bekommt man detaillierte Einblicke in die Arbeit des Untersuchungsrichters, der sich unbeirrbar seiner Aufgabe verpflichtet einen Verantwortlichen nach dem anderen vorknöpft und schnell in Ungnade fällt, da er nicht gewillt sich, sich vom Einschüchterungspotential hoher Dienstgrade, vom kitschigen Pomp von Uniformen oder dem autoritären Habitus ihrer Träger beeindrucken zu lassen. Wenn sich elitär glaubende Autoritäten auf unverbogene Aufrichtigkeit treffen und ihre Vormachtstellung einbüßen, knistert die Luft und erlebt der Zuschauer endlich ein gewisses Maß an Genugtuung. Diese Momente sind es auch, in denen sich „Z“ vorsichtig satirischer Elemente bedient, die es bereits zuvor hier und da in die Handlung geschafft hatten, anzusiedeln zwischen Spott für die Reaktion und Galgenhumor. Das realsatirische Potential des Films kommt ebenfalls immer mal wieder aufgrund im Zuge der nüchternen Vortragsweise eigentlich unfassbarer Ereignisse zum Tragen. Nachdem Bauernopfer gebracht wurden und die antidemokratische Regierung dennoch ihren Hut nehmen musste, währt die Freude nicht lange, denn wie die Realität seinerzeit endet auch „Z“ mit dem Verweis auf die Militärdiktatur und erklärt letztlich auch, warum er eben diesen Titel bekam. Das wirkt auf den unbedarften Zuschauer, der mit den realen Hintergründen möglicherweise nicht vertraut ist, wie ein satter Schwinger in die Magengrube und lässt ihn ratlos und ohnmächtig zurück – wie so viele seinerzeit.
Damit ist „Z“ eine Wucht von einem Film, ein politkritischer Thriller par excellence, der kein Blatt vor den Mund nimmt und eindeutig Position bezieht, wo es eigentlich nur eine Position geben kann – jedoch innerhalb eines gesellschaftlichen Klimas, das in einer unheilvollen Mischung aus antikommunistischer Paranoia, selbstverleugnender, ideologisierter Bündnistreue sowie wirtschaftlichen Interessen folgender Korruption und versuchter Gleichschaltung mutiger Aufrüttler dringend bedurfte. Ein Film wie „Z“, der sowohl auf inhaltlicher wie auf handwerklicher Ebene voll überzeugt und nachhaltig etwas im Betrachter auszulösen vermag, sollte – ebenso wie das Buch „Unser Faschismus nebenan“ von Günter Wallraff und Eckart Spoo, das sich ebenfalls eindrucksvoll mit dem Thema auseinandersetzt – zum Pflichtstoff im Politik- oder Geschichtsunterricht werden.
Der Polit-Thriller „Z“ des griechischen Regisseurs Costa-Gavras („Das Geständnis“) erschien im Jahre 1969 und entstand vor dem Hintergrund des griechischen Militärputsches aus dem Jahre 1967, der durchgeführt wurde, nachdem die reaktionäre Regierung Griechenlands 1963 von der Opposition abgelöst wurde, weil sie über ein Mordkomplott zwischen Militär und regierungstreuen Gruppierungen stolperte: Der Pazifist und Oppositionelle Grigoris Lambrakis wurde 1963 ermordet. Der genrebildende Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Vassilis Vassilikos und wollte im eingeschüchterten bzw. duckmäuserischen West-Europa der 1960er-Jahre von niemanden produziert werden, weshalb Eric Schlumberger und Jacques Perrin eine eigene Produktionsfirma gründeten. „Z“ wurde in algerisch-französischer Koproduktion realisiert und in Algier gedreht. Hochkarätige Schauspieler wie Yves Montand („I wie Ikarus“), Jean-Louis Trintignant („Leichen pflastern seinen Weg“) und Irene Papas („Don’t Torture a Duckling“) verzichteten auf Gagen in üblicher Höhe und halfen so, den Film umsetzen können.
„Z“ nimmt zwar eindeutig Bezug auf die Entstehung der griechischen Militärdiktatur, wurde jedoch allgemeingültig inszeniert und die Handlung an einen im Film nicht näher bezeichneten Ort in einem nicht näher bezeichneten europäischen Staat verlegt. Die Schlüsselfiguren der Handlung haben häufig keine Namen, sondern definieren sich über ihre Funktionen wie Politiker, Ermittlungsrichter, Staatsanwalt, Polizeioberst etc. Daran tat Costa-Gavras gut, denn „Z“ ist ein Lehrstück über die Zerbrechlichkeit der westlichen „Demokratien“, das sich problemlos auf viele Staaten anwenden lässt. Dennoch macht man durch eine Texteinblendung zu Beginn unmissverständlich klar: „Übereinstimmungen mit real existierenden Personen und Ereignissen sind gewollt.“
„Z“ ist ein wütender, aufrührerischer Film, dem man die Emotionalität des griechischen Regisseurs zu jeder Sekunde anmerkt und der hochgradig mitzureißen vermag. Trotz der nüchternen Distanz zu seinen Charakteren zeichnet „Z“ leidenschaftlich die griechischen Ereignisse von Beginn an nach und setzt bei einer sabotierten Oppositionsveranstaltung an, aus der ein Mord an einem Oppositionspolitiker resultiert. Der künstlich aufgewiegelte Volkszorn wird in erschreckender Weise unverblümt dargestellt und der Nüchternheit der Erzählweise sind ungeschönte, sehr direkte Bilder von Angriffen auf pazifistische Oppositionelle geschuldet. Als Zuschauer ist man ins Geschehen von Anfang an voll involviert, statt es in trockenen Rückblenden nach und nach berichtet zu bekommen. Dabei legt Costa-Gavras für seinen rund zweistündigen Film ein rasantes Tempo vor und kann sich auf einen intelligent angewandten Schnitt verlassen, der das Publikum stets den Überblick bewahren lässt. Lediglich für Bilder der trauernden Witwe wird das Tempo zwischenzeitlich gedrosselt.
Eindrucksvoll und allgemein verständlich, ohne sich bis in Profanitäten zu abstrahieren, zeigt „Z“ auf, wie ein Konglomerat aus Exekutive, Regierung und inoffiziell ausführendem Pöbel in Form einer rechtsradikalen Demagogentruppe, selbstgefällig und faschistisch gegen subversive Elemente und vermeintliche Feinde der Demokratie hetzt, mordet und zu vertuschen versucht. Auch inneroppositionelle Konflikte wie der zwischen Pazifismus und aktiver Notwehr werden thematisiert, wobei der Ausgang des Films, der deckungsgleich ist mit der historischen Realität, erkennen lässt, weshalb sich antifaschistische und antimilitaristische Bewegungen als Konsequenz gezwungen sehen, das staatliche Gewaltmonopol nicht zu akzeptieren. Dank seiner ausgezeichneten Besetzung bereitet es „Z“ nie Probleme, seine Authentizität spürbar zu machen, quasi sämtliche Darsteller erscheinen motiviert bis in die Haarspitzen.
Ungefähr ab der zweiten Hälfte des Films bekommt man detaillierte Einblicke in die Arbeit des Untersuchungsrichters, der sich unbeirrbar seiner Aufgabe verpflichtet einen Verantwortlichen nach dem anderen vorknöpft und schnell in Ungnade fällt, da er nicht gewillt sich, sich vom Einschüchterungspotential hoher Dienstgrade, vom kitschigen Pomp von Uniformen oder dem autoritären Habitus ihrer Träger beeindrucken zu lassen. Wenn sich elitär glaubende Autoritäten auf unverbogene Aufrichtigkeit treffen und ihre Vormachtstellung einbüßen, knistert die Luft und erlebt der Zuschauer endlich ein gewisses Maß an Genugtuung. Diese Momente sind es auch, in denen sich „Z“ vorsichtig satirischer Elemente bedient, die es bereits zuvor hier und da in die Handlung geschafft hatten, anzusiedeln zwischen Spott für die Reaktion und Galgenhumor. Das realsatirische Potential des Films kommt ebenfalls immer mal wieder aufgrund im Zuge der nüchternen Vortragsweise eigentlich unfassbarer Ereignisse zum Tragen. Nachdem Bauernopfer gebracht wurden und die antidemokratische Regierung dennoch ihren Hut nehmen musste, währt die Freude nicht lange, denn wie die Realität seinerzeit endet auch „Z“ mit dem Verweis auf die Militärdiktatur und erklärt letztlich auch, warum er eben diesen Titel bekam. Das wirkt auf den unbedarften Zuschauer, der mit den realen Hintergründen möglicherweise nicht vertraut ist, wie ein satter Schwinger in die Magengrube und lässt ihn ratlos und ohnmächtig zurück – wie so viele seinerzeit.
Damit ist „Z“ eine Wucht von einem Film, ein politkritischer Thriller par excellence, der kein Blatt vor den Mund nimmt und eindeutig Position bezieht, wo es eigentlich nur eine Position geben kann – jedoch innerhalb eines gesellschaftlichen Klimas, das in einer unheilvollen Mischung aus antikommunistischer Paranoia, selbstverleugnender, ideologisierter Bündnistreue sowie wirtschaftlichen Interessen folgender Korruption und versuchter Gleichschaltung mutiger Aufrüttler dringend bedurfte. Ein Film wie „Z“, der sowohl auf inhaltlicher wie auf handwerklicher Ebene voll überzeugt und nachhaltig etwas im Betrachter auszulösen vermag, sollte – ebenso wie das Buch „Unser Faschismus nebenan“ von Günter Wallraff und Eckart Spoo, das sich ebenfalls eindrucksvoll mit dem Thema auseinandersetzt – zum Pflichtstoff im Politik- oder Geschichtsunterricht werden.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Z - Anatomie eines politischen Mordes - Costa-Gavras (19
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Re: Z - Anatomie eines politischen Mordes - Costa-Gavras (19
Ja, aber hier ist der korrekte Eröffnungspost Huch, was ist mit dem Bux los, hat er übersehen
Aber sehr schön interpretiert Bux. Ich muß mir den ja noch mal in Ruhe anschauen, denn einige Minuten gingen ja flöten wegen geschlossener Augen. Waren wohl doch ein paar Bierchen zuviel
Allerdings ein hochbrisantes, intelligentes anspruchsvolles Filmchen, das man sehr aufmerksam anschauen sollte, wenn man politische Filme mag.
Ich entschied mich letztendlich für 9/10, aber eine Zweitsichtung ist von Nöten. Ich denke, der Film nutzt sich nicht ab, aber man muß in der passenden Verfassung sein um ihn zu verstehen.
Aber sehr schön interpretiert Bux. Ich muß mir den ja noch mal in Ruhe anschauen, denn einige Minuten gingen ja flöten wegen geschlossener Augen. Waren wohl doch ein paar Bierchen zuviel
Allerdings ein hochbrisantes, intelligentes anspruchsvolles Filmchen, das man sehr aufmerksam anschauen sollte, wenn man politische Filme mag.
Ich entschied mich letztendlich für 9/10, aber eine Zweitsichtung ist von Nöten. Ich denke, der Film nutzt sich nicht ab, aber man muß in der passenden Verfassung sein um ihn zu verstehen.
- CamperVan.Helsing
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Re: Z - Anatomie eines politischen Mordes - Costa-Gavras (19
Ganz sicher nichtdr. freudstein hat geschrieben:Ich denke, der Film nutzt sich nicht ab,
Ganz sicher jadr. freudstein hat geschrieben:aber man muß in der passenden Verfassung sein um ihn zu verstehen.
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