Il fiore dai petali d‘acciaio
Italien/Spanien 1973
Regie: Gianfranco Piccioli
Gianni Garko, Carroll Baker, Ivano Staccioli, Pilar Velázquez, Paola Senatore, Umberto Raho, Angelo Bassi, Giuseppe Mattei, Eleonora Morana, Alessandro Perrella, Alba Maiolini
OFDB
Italo-Cinema (Richie Pistilli)
Chefarzt Dr. Valenti hat es zurzeit nicht leicht. Mit seiner Ex-Geliebten Daniela streitet er, die mütterliche Freundin oder Geliebte oder so von Danielle, Evelyn, nervt ihn zunehmend, die Assistentin im Krankenhaus, Lena, will auch was von ihm, und als er abends geschafft nach Hause kommt sitzt da diese schweigsame nackte Frau auf seinem Bett. Bei dem Versuch, die Frau aus der Wohnung zu schaffen, fällt diese sehr unglücklich auf eine Pflanze mit Blättern so hart wie Stahl und stirbt. Ein Unglücksfall, aber wer würde ihm das glauben? Er lässt die Leiche verschwinden, doch prompt steht Evelyn vor seiner Türe und sucht nach Daniela, denn die ist unauffindbar, und ihr Auto steht vor Valentis Haus. Evelyn schaltet die Polizei ein, und Inspektor Columbo Garrano ermittelt seelenruhig nach dem Verbleib Danielas. Seelenruhig bedeutet, dass er ganz allmählich Valenti in den Wahnsinn treibt mit seinen Verdächtigungen und seinen Blicken. Und zudem mehren sich die Anzeichen, dass Valenti bei seinem Treiben beobachtet wurde. Das Telefon klingt, und Daniela ist vermeintlich am Apparat. Und was ist mit der verkommenen Wohnung gegenüber, von der man einen so guten Blick in sein Wohnzimmer hat? Dort wohnt niemand. Oder?
Die Geschichte steht und fällt damit, dass wir nicht wissen wer die Frau ist, die von Valenti getötet wird. Als Krimikenner fällt dem Zuschauer selbstverständlich sofort auf, dass ihr Gesicht nicht gezeigt wird, aber die Frage steht immer wieder im Raum: Wen zur Hölle hat Valenti da verschwinden lassen? Und welche Rolle spielt Evelyn, die mit Valenti mal was hatte, jetzt aber anscheinend mit Daniela liiert ist. Wo ist Daniela? Und ist Lena wirklich nur das kleine Dummchen zum Vögeln, oder ist da mehr dahinter?
IL FIORE DAI PETALI D’ACCIAIO spielt genüsslich mit den Schemata eines Giallo und setzt gängige Bausteine des Whodunit geschickt aneinander. Dass etwas nicht stimmt ist von vornherein klar, aber was ist das was da nicht stimmt? Wir wissen, dass Valenti kein reines Gewissen hat, aber was an diesem Abend in der Wohnung wirklich passiert ist, das wissen wir nicht, und daraus bezieht der Film seine Spannung und seinen Reiz. Denn wenn man mal ehrlich ist, stilvoll-mysteriöse Giallo-Unterhaltung sieht anders aus. PETALI D’ACCIAIO kommt aus der zweiten Reihe und wird mit seiner gemächlichen Inszenierung und den unspektakulären Bildern dort auch bleiben. Hier hat es keine aufgebrezelten Lebedamen die nackt durch die Szenerie rennen, keine formvollendeten Penetrationen, weder mit Penis noch mit Messer, und keine avantgardistischen Wohnungseinrichtungen. Selbst der Gebrauch von J&B-Whisky hält sich im Rahmen. Nein, hier regiert das gut situierte Bürgertum mit seinen selbst definierten Fallen und seinen Abgründen, und fast könnte man sich in einem Krimi von Claude Chabrol wähnen. Nur dass Ivano Staccioli Inspektor Columbo so sehr ähnelt könnte ein Zufall sein, da die Fernsehserie in Italien erst ab 1974 ausgestrahlt wurde.
Ein großer Pluspunkt von PETALI D’ACCIAIO ist die abwechslungsreiche und oft treibende Musik von Marcello Giombini, und ein weiterer Pluspunkt könnte die möglicherweise ungewöhnlichste Lesbenszene der Filmgeschichte sein. Aber sonst entpuppt sich der Film als ein solider Giallo ohne größere Ambitionen, der gut anzuschauen ist, vernünftig unterhält, Spaß macht und wenige Überraschungen bietet. Passt!
6/10