Adalmar hat geschrieben:Ich verstehe immer noch nicht ganz, wo in Tenebre die Horrorelemente sein sollen. Der Bodycount kann's ja nicht sein (mit 7 Leichen noch Thriller, mit 8 dann vielleicht schon Horror ...?)

So, gleich bin ich still, damit mein Kollege in Ruhe arbeiten kann, ich erkläre nur gleich mal kurz, worin für mich die Horrorelemente lagen: Es hat natürlich nichts mit dem Bodycount direkt zu tun, auch Krimis wie "Der Mönch mit der Peitsche" können viele Tote haben, auch wenn eine hohe Anzahl von Toten natürlich prinzipiell mal in Richtung Horror tendiert. Was mich aber eher an dieses Genre erinnerte war die Art, wie die Morde inszeniert waren, sie folgten ziemlich schnell aufeinander und uns wurde dazwischen nur wenig Pause gewährt. Man glaubt schon, oh da ist eine nette Szene mit John Saxon, der auf einer Bank seine Geliebte erwartet und dann...hoppla nein, ist doch auch eine Mordszene. Des Weiteren haben die Tötungsszenen hier einen größeren Ekelfaktor, Blut fließt in Strömen, ein Arm verliert seinen Besitzer und es kommt zu viel Axtaktion. Die Morde in sagen wir mal "Profondo Rosso" waren auch brutal aber weniger ekelerregend als stilistisch. (Keine falschen Annahmen, in "Tenebrae" sind sie auch stilistisch, aber eben auch sehr magenaufwühlend). Blutbäder wie die Schlussszene sind für den Zuseher ein einziger Horrortrip und hier und da findet sich auch der eine oder andere Jumpscare. Und letztenendes sind es weniger die vielen Toten als vielmehr die wenigen Überlebenden, die für Horror sprechen. In einem Krimi/ Thriller hat man doch einige Leutchen die vielleicht verdächtigt werden, es am Schluss aber nicht waren und einfach nicht mehr vorkommen, oder Personen wie, Liebschaft des Helden, Inspektor, Zeugen, usw. usw. die überleben. Das Abschlachten fast jeder vorkommenden Figur (bis auf das Final Girl, ja ich benutze dieses Wort absichtlich) erinnern schon stark an einen Slasher.
Stellt euch beispielsweise vor, nach dem Ende von "Profondo Rosso" kommt man drauf, dass der vermeindliche Mörder unschuldig war und in Wahrheit Hemmings die Morde begangen hat. In den darauffolgenden Szenen bringt er den Hausverwalter, dessen Tochter, Carlos Lover, den einen überlebenden Parapsychologen und den temperamentvollen Inspektor um. Das wäre Horror und eben so eine Auslöschung sämtlicher Charaktere haben wir in "Tenebrae".
Das war jetzt alles kein Kritikpunkt sondern nur meine Erklärung, warum ich in dem Film Horrorelemente sah.
