Aquarius - Michele Soavi (1987)
Moderator: jogiwan
Re: Aquarius - Michele Soavi (1987)
Hätte mich aber auch sehr gewundert. Dann halt eben STAGE FRIGHT bzw AQUARIUS .
Gesichtet von der alten LaserDisc von Dragon, das Bild zwar beschnitten, aber durchaus schaubar.
Der Film an sich macht auch kräftig Spaß, da gibt es keine bösen Überraschungen, da alles nach Schema F läuft. Wann anderes wurde auch nicht erwartet.
Die Skills sind blutig - es gibt sogar eine Kettensägen Szene - , der Killer im Theater unheimlich & gut maskiert. Ich selbst hätte schon nach fünf Minuten Schnappatmung unter der Maske bekommen.
Solide
- Salvatore Baccaro
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Re: Aquarius - Michele Soavi (1987)
...und erneut habe ich mir einen italienischen Horrorfilm vorgeknöpft, den ich vor vielen Jahren, während meiner ersten Begeisterungswelle dem stiefelländischen Schauerkino gegenüber, ein-, wenn nicht sogar zweimal gesichtet hatte, den ich seitdem zwar als soliden Slasher in Erinnerung behielt, der mich nun aber erst bei unserer Wiederbegegnung regelrecht umgeblasen hat, so, als wäre mir eine Nachteule in vollem Flug gegen den Kopf geflattert, und hätte mich zu Boden gerissen...
Das hat, denke ich, vor allem mit der Gewandung des Killers zu tun, einem ehemaligen Schauspieler, der seit geraumer Zeit in einer Psychiatrie residiert, und der sich, um eine Theatertruppe Stück für Stück zu dezimieren, in die Schale einer besagten Nachteule schmeißt. Diesmal sind die Bezüge zum klassischen Surrealismus nicht auf meinen eigenen Mist gewachsen, sondern Michele Soavi droppt sie selbst 1996 in einem Interview, das im Band "Spaghetti Nightmares" von Luca M. Palmerini und Gaetano Mistretta abgedruckt ist, und wo er den Namen Max Ernst als Inspiration nennt - und tatsächlich stechen die Querverbindungen, die zwischen DELIRIA und insbesondere Ernsts Collage-Roman "Une semaine de bonté ou Les septs éléments capitaux" aus dem Jahre 1932 bestehen, wenn man erst einmal auf die richtige Spur gelangt ist, ins Auge wie ein Bunuel'sches Rasiermesser.
Wie Ernst beide früheren Collageromane - namentlich: "La femme 100 têtes" (1929), sowie "Rêve d’une petite fille qui voulut entrer au Carmel" (1930) - entsteht das Projekt auf Grundlage eines exorbitanten Fundus an Illustrationen von Groschenromanen und Enzyklopädien des 19. Jahrhunderts, die der deutschstämmige Surrealist primär verfremdet, indem er Bilddetails austauscht oder hinzufügt: So tauchen plötzlich Gürteltiere in geschlossenen Räumen auf; der männliche Part eines sich küssenden Liebespaars trägt riesige Fledermausflügel - oder aber die ursprünglich menschlichen Köpfe von Figuren werden durch diejenigen von Vögel ersetzt, wie man es in folgenden Beispielen schön (oder eher: furchterregend) sehen kann. (Gerade das Bild mit der mörderischen Krähe hat mir als Teenager Alpträume versetzt, als ich es zum ersten Mal als Cover einer Ausgabe mit Erzählungen Poes zu Gesicht bekommen habe - wahrlich Nachtmahrmaterial!; der Adler (?), der einer stürzenden nackten Frau ein Messer durch den Fuß rammt, ist natürlich auch nicht ohne.) Eine Handlung im konventionellen Sinne darf man dabei natürlich nicht erwarten, vielmehr funktionieren Ernsts Collageroman nahezu völlig ohne Worte als rein assoziative Bilderfolge. Vögel freilich spielen auch sonst in Ernsts Oeuvre eine wichtige Rolle - man denke allein an sein alter ego "Loplop", ein vogelähnliches Geschöpf, das das Ernst'sche Werk vor allem in den 20ern und 30ern begleitet, und in "Une Semaine de Bonté" gar als Erzählinstanz fungiert, oder aber an ein späteres Gemälde wie "La Toilette de la mariée" (1940), in dem dann auch endlich eine Eule, von denen es im Collageroman leider keine gibt, in Erscheinung tritt:
Mir scheint Soavis Meucheleule indes, auch wenn er dazu im besagten Interview nichts verlauten lässt, mindestens genauso sehr von Ernsts Collagen inspiriert zu sein wie von einem ersten Versuch, die Vogel-Mensch-Hybriden des Künstlers fürs Kino fruchtbar zu machen. 1963 nämlich dreht Georges Franju, dessen frühe Kurzfilme wie vor allem die Schlachthausdokumentation LE SANG DES BÊTES (1949), wie ich finde, Surrealismus in Reinform darstellen, einen Spielfilm namens JUDEX, der schon allein im Titel auf ein Serial von 1916 gleichen Namens verweist: Inszeniert von Louis Feuillade, der zuvor mit LES VAMPIRES (1915/16) und insbesondere FANTÔMAS (1914/15) zwei absolute Favorites des Surrealistenkreises gedreht hat, ist JUDEX so was wie die familienfreundliche Variante der früheren Serien: Während bei FANTÔMAS ein anarchistischer Superverbrecher im Zentrum steht, der Moral nicht mal erkennen würde, wenn man sie ihm auf die Nase binden würde, agiert Held Judex ganz im Sinne des Gesetzes. Franju wiederum gestaltet seinen Film sowohl als Hommage wie auch als Update der Serie aus den 10er Jahren, und streut zusätzlich die eine oder andere Anspielung an die klassische Avantgarde in seinen nostalgischen Reigen - darunter eine Sequenz, in der Judex sich verkleidet als Vogel unter einen Maskenball mischt, wo auch seine Gegner und seine Liebste als Piepmätze weilen, und die versammelten Gäste mit ein paar Zauberkunststücken verblüfft. Diese gerade mal fünfminütige Episode dürfte zu den Glanztaten Franjus überhaupt zählen: Untermalt von einem Orchesterscore Maurice Jarres wirkt das Ganze sowohl bizarr wie absurd-komisch, vor allem aber ergreifend poetisch, und bildet zumindest für mich so etwas wie das märchenhaft-naive Gegenstück zu Soavis späterer Metzelorgie:
Gewissermaßen schließt Soavi direkt hier an, wenn auch, wie gesagt, natürlich unter anderen Vorzeichen, denn unter seiner Vogelmaske verbirgt sich kein Rächer der Enterbten, kein Retter der Witwen und Waisen, kein Robin Hood der Großstadt, sondern eine Killermaschine, die emotionslos und absolut kontingent alles und jeden niedermetzelt, der ihr vor die diversen Waffen läuft. Eingesperrt im Theaterhaus, während draußen der Regen strömt, finden sich unsere Helden gefangen wie Fische in einem Aquarium wieder, (daher wohl auch der Alternativtitel AQUARIUS?), wobei der Plot so simpel wie effektiv ist, und nicht mit satirisch-selbstreflexiven Seitenhieben auf die schönen Künste, atmosphärisch dichten Nägelkau-Momenten, und weiteren zarten surrealistischen Anflügen geizt: Ich denke zum Beispiel an die Prämisse, wie der Killer es überhaupt ins Theater schafft, nämlich dadurch, dass zwei Castmitglieder in die nächstgelegene Psychiatrie fahren, da eine von ihnen über Fußgelenkschmerzen klagt, und, hey, auch eine Nervenheilanstalt ist ein Krankenhaus, oder?
Das hat, denke ich, vor allem mit der Gewandung des Killers zu tun, einem ehemaligen Schauspieler, der seit geraumer Zeit in einer Psychiatrie residiert, und der sich, um eine Theatertruppe Stück für Stück zu dezimieren, in die Schale einer besagten Nachteule schmeißt. Diesmal sind die Bezüge zum klassischen Surrealismus nicht auf meinen eigenen Mist gewachsen, sondern Michele Soavi droppt sie selbst 1996 in einem Interview, das im Band "Spaghetti Nightmares" von Luca M. Palmerini und Gaetano Mistretta abgedruckt ist, und wo er den Namen Max Ernst als Inspiration nennt - und tatsächlich stechen die Querverbindungen, die zwischen DELIRIA und insbesondere Ernsts Collage-Roman "Une semaine de bonté ou Les septs éléments capitaux" aus dem Jahre 1932 bestehen, wenn man erst einmal auf die richtige Spur gelangt ist, ins Auge wie ein Bunuel'sches Rasiermesser.
Wie Ernst beide früheren Collageromane - namentlich: "La femme 100 têtes" (1929), sowie "Rêve d’une petite fille qui voulut entrer au Carmel" (1930) - entsteht das Projekt auf Grundlage eines exorbitanten Fundus an Illustrationen von Groschenromanen und Enzyklopädien des 19. Jahrhunderts, die der deutschstämmige Surrealist primär verfremdet, indem er Bilddetails austauscht oder hinzufügt: So tauchen plötzlich Gürteltiere in geschlossenen Räumen auf; der männliche Part eines sich küssenden Liebespaars trägt riesige Fledermausflügel - oder aber die ursprünglich menschlichen Köpfe von Figuren werden durch diejenigen von Vögel ersetzt, wie man es in folgenden Beispielen schön (oder eher: furchterregend) sehen kann. (Gerade das Bild mit der mörderischen Krähe hat mir als Teenager Alpträume versetzt, als ich es zum ersten Mal als Cover einer Ausgabe mit Erzählungen Poes zu Gesicht bekommen habe - wahrlich Nachtmahrmaterial!; der Adler (?), der einer stürzenden nackten Frau ein Messer durch den Fuß rammt, ist natürlich auch nicht ohne.) Eine Handlung im konventionellen Sinne darf man dabei natürlich nicht erwarten, vielmehr funktionieren Ernsts Collageroman nahezu völlig ohne Worte als rein assoziative Bilderfolge. Vögel freilich spielen auch sonst in Ernsts Oeuvre eine wichtige Rolle - man denke allein an sein alter ego "Loplop", ein vogelähnliches Geschöpf, das das Ernst'sche Werk vor allem in den 20ern und 30ern begleitet, und in "Une Semaine de Bonté" gar als Erzählinstanz fungiert, oder aber an ein späteres Gemälde wie "La Toilette de la mariée" (1940), in dem dann auch endlich eine Eule, von denen es im Collageroman leider keine gibt, in Erscheinung tritt:
Mir scheint Soavis Meucheleule indes, auch wenn er dazu im besagten Interview nichts verlauten lässt, mindestens genauso sehr von Ernsts Collagen inspiriert zu sein wie von einem ersten Versuch, die Vogel-Mensch-Hybriden des Künstlers fürs Kino fruchtbar zu machen. 1963 nämlich dreht Georges Franju, dessen frühe Kurzfilme wie vor allem die Schlachthausdokumentation LE SANG DES BÊTES (1949), wie ich finde, Surrealismus in Reinform darstellen, einen Spielfilm namens JUDEX, der schon allein im Titel auf ein Serial von 1916 gleichen Namens verweist: Inszeniert von Louis Feuillade, der zuvor mit LES VAMPIRES (1915/16) und insbesondere FANTÔMAS (1914/15) zwei absolute Favorites des Surrealistenkreises gedreht hat, ist JUDEX so was wie die familienfreundliche Variante der früheren Serien: Während bei FANTÔMAS ein anarchistischer Superverbrecher im Zentrum steht, der Moral nicht mal erkennen würde, wenn man sie ihm auf die Nase binden würde, agiert Held Judex ganz im Sinne des Gesetzes. Franju wiederum gestaltet seinen Film sowohl als Hommage wie auch als Update der Serie aus den 10er Jahren, und streut zusätzlich die eine oder andere Anspielung an die klassische Avantgarde in seinen nostalgischen Reigen - darunter eine Sequenz, in der Judex sich verkleidet als Vogel unter einen Maskenball mischt, wo auch seine Gegner und seine Liebste als Piepmätze weilen, und die versammelten Gäste mit ein paar Zauberkunststücken verblüfft. Diese gerade mal fünfminütige Episode dürfte zu den Glanztaten Franjus überhaupt zählen: Untermalt von einem Orchesterscore Maurice Jarres wirkt das Ganze sowohl bizarr wie absurd-komisch, vor allem aber ergreifend poetisch, und bildet zumindest für mich so etwas wie das märchenhaft-naive Gegenstück zu Soavis späterer Metzelorgie:
Gewissermaßen schließt Soavi direkt hier an, wenn auch, wie gesagt, natürlich unter anderen Vorzeichen, denn unter seiner Vogelmaske verbirgt sich kein Rächer der Enterbten, kein Retter der Witwen und Waisen, kein Robin Hood der Großstadt, sondern eine Killermaschine, die emotionslos und absolut kontingent alles und jeden niedermetzelt, der ihr vor die diversen Waffen läuft. Eingesperrt im Theaterhaus, während draußen der Regen strömt, finden sich unsere Helden gefangen wie Fische in einem Aquarium wieder, (daher wohl auch der Alternativtitel AQUARIUS?), wobei der Plot so simpel wie effektiv ist, und nicht mit satirisch-selbstreflexiven Seitenhieben auf die schönen Künste, atmosphärisch dichten Nägelkau-Momenten, und weiteren zarten surrealistischen Anflügen geizt: Ich denke zum Beispiel an die Prämisse, wie der Killer es überhaupt ins Theater schafft, nämlich dadurch, dass zwei Castmitglieder in die nächstgelegene Psychiatrie fahren, da eine von ihnen über Fußgelenkschmerzen klagt, und, hey, auch eine Nervenheilanstalt ist ein Krankenhaus, oder?
- Salvatore Baccaro
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Re: Aquarius - Michele Soavi (1987)
...und hier noch ein Bild aus Ernsts "Woche der Güte", das, wäre der Hahn eine Eul', fast schon 1:1 aus Soavis Debüt stammen könnte, brrr...
...und wie ein enthusiastischer Bux bereits vor mir schrieb, ist die schönste Szene möglicherweise die, in der unser Final Girl den Schlächter beäugt, wie er seine Opfer zu einem grausigen Tableau arrangiert, eine Assemblage aus Leichen bzw. einzelnen Körperteilen, Federn und dazwischen einer quicklebendigen Mieze, die der Killer als einzige verschont, da er wohl Katzen genauso mag wie ich, und die, gerade wenn man bedenkt, wie selbstreflexiv der ganze Film ist, vielleicht sogar eine (blutige) Allegorie auf die Collagekunst Max Ernst' sein könnte. Alles in allem: Ein feiner Film mit teilweise tollen Bildkompositionen wie dieser hier, in der ein narrativ wichtiger Schlüssel, (weil er allein die Pforten des Theaters aufzuschließen vermag), die erwähnte Katze, und unser Eulerich unter grandioser Ausnutzung der Tiefenschärfe als eine Art Triptychon inszeniert werden...
...und wie ein enthusiastischer Bux bereits vor mir schrieb, ist die schönste Szene möglicherweise die, in der unser Final Girl den Schlächter beäugt, wie er seine Opfer zu einem grausigen Tableau arrangiert, eine Assemblage aus Leichen bzw. einzelnen Körperteilen, Federn und dazwischen einer quicklebendigen Mieze, die der Killer als einzige verschont, da er wohl Katzen genauso mag wie ich, und die, gerade wenn man bedenkt, wie selbstreflexiv der ganze Film ist, vielleicht sogar eine (blutige) Allegorie auf die Collagekunst Max Ernst' sein könnte. Alles in allem: Ein feiner Film mit teilweise tollen Bildkompositionen wie dieser hier, in der ein narrativ wichtiger Schlüssel, (weil er allein die Pforten des Theaters aufzuschließen vermag), die erwähnte Katze, und unser Eulerich unter grandioser Ausnutzung der Tiefenschärfe als eine Art Triptychon inszeniert werden...
- buxtebrawler
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Re: Aquarius - Michele Soavi (1987)
Großartig, Salvatore - danke für die Ausführungen!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- Salvatore Baccaro
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Re: Aquarius - Michele Soavi (1987)
Merci. Heute beim Aufräumen meiner Büchersammlung als Jugendlicher, die meine Mutter nunmehr endlich aus dem Hause haben möchte - (ihr glaubt nicht, was sich damals schon alles angesammelt hat!) -, bin ich übrigens auf Grandvilles "Bilder aus dem Staats- und Familienleben der Tiere" von 1842 gestoßen, in der ebenfalls bereits Menschen mit Vogelköpfen bzw. humanoide Vogelwesen auftauchen. Max Ernst dürfte das sicher gekannt und als Vorbild für seine creepy birds in der "Woche der Güte" genutzt haben, auch wenn Grandvilles Piepmätze natürlich eher komisch wirken, gemäß seines gesellschaftskritischen und satirischen Anspruchs, der vorsieht, anhand von vermenschlichten Tieren die französische Gesellschaft auf die Schippe zu nehmen...buxtebrawler hat geschrieben: ↑Do 30. Mai 2024, 09:23 Großartig, Salvatore - danke für die Ausführungen!
- Salvatore Baccaro
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Re: Aquarius - Michele Soavi (1987)
Ich habe es nun endlich auch vollbracht, mir (fernleihweise) den sagenumwobenen Band "Spaghetti Nightmares" von Luca M. Palmerini und Gaetano Mistretta aus dem Jahre 1996 zukommen zu lassen, der sich größtenteils aus Interviews mit den wichtigsten (und zuweilen auch unwichtigeren) Filmemachern, Drehbuchautoren, Komponisten, Szenenbildern usw. des italienischen Horrorkinos zusammensetzt - allerdings leider nur in der italienischen Originalfassung, was mühsame Übersetzungsarbeiten für euren geplagten, zurzeit sowieso furchtbar im Stress befindlichen und kaum eine Zeile zu Papier bringenden Salvatore bedeuten wird, zumindest die für ihn interessanten Passagen mehr oder minder sinnig ins Deutsche zu übertragen. (Falls jemand von euch indes Interesse an dem Buch haben sollte: Ich habe es komplett als PDF eingescannt!)
In diesem Zuge nun auch die relevante Passage, in der Michele Soavi den Namen Max Ernst droppt.
Frage des Interviewers: "Wie entstand die Idee für die Maske des Killers?"
Soavi: "Die Maske beruht auf einer Inspiration, die ich zu Hause aus Zeitschriften, aus Anspielungen auf die Gemälde von Max Ernst und vor allem aus der Überlegung bekam, wie ich den Mörder mit einer eigenen Identität versehen könnte. Tatsächlich sagte das Drehbuch vage, dass er eine Maske trage, und ich musste einen harten Kampf mit [Produzent Aristide] Massaccesi ausfechten, um ihn dazu zu bringen, „diese“ Maske zu akzeptieren. Die Hauptidee ist genau die - insbesondere in der Szene, in der der Wahnsinnige auf dem Stuhl einschläft und all die Leichen und Federn umherfliegen - in diesem vage surrealen Kontext die Vorstellung eines Raubvogels zu vermitteln. Die vage, unbewusste Anspielung auf [Dario Argentos Debütfilm] L'UCCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO beruht, wenn Sie so wollen, auf einem Satz von Dario selbst, als wir einmal über sein Werk sprachen: Ihm zufolge erinnerte ihn die Szene, in der Tony Musante zwischen den Fenstern der Kunstgalerie eingeschlossen ist, nämlich ein bisschen an ein Aquarium, denn selbst wenn er schrie, konnte ihn niemand hören."
Das ist ja mal wieder eine wirklich spannende Referenz, finde ich, wo ein italienischer Horror-Auteur einerseits ganz explizit macht, woher er seine Inspiration geschöpft hat, nämlich "dai riferimenti alla pittura di Max Ernst", andererseits aber im selben Atemzug zurückrudert, und plötzlich bloß von einem "contesto vagamente surreale" spricht, dann aber in einer plötzlichen Volte seinen Film in die Giallo-Tradition seit Argentos Paukenschlag Anno 1970 einreiht...
In diesem Zuge nun auch die relevante Passage, in der Michele Soavi den Namen Max Ernst droppt.
Frage des Interviewers: "Wie entstand die Idee für die Maske des Killers?"
Soavi: "Die Maske beruht auf einer Inspiration, die ich zu Hause aus Zeitschriften, aus Anspielungen auf die Gemälde von Max Ernst und vor allem aus der Überlegung bekam, wie ich den Mörder mit einer eigenen Identität versehen könnte. Tatsächlich sagte das Drehbuch vage, dass er eine Maske trage, und ich musste einen harten Kampf mit [Produzent Aristide] Massaccesi ausfechten, um ihn dazu zu bringen, „diese“ Maske zu akzeptieren. Die Hauptidee ist genau die - insbesondere in der Szene, in der der Wahnsinnige auf dem Stuhl einschläft und all die Leichen und Federn umherfliegen - in diesem vage surrealen Kontext die Vorstellung eines Raubvogels zu vermitteln. Die vage, unbewusste Anspielung auf [Dario Argentos Debütfilm] L'UCCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO beruht, wenn Sie so wollen, auf einem Satz von Dario selbst, als wir einmal über sein Werk sprachen: Ihm zufolge erinnerte ihn die Szene, in der Tony Musante zwischen den Fenstern der Kunstgalerie eingeschlossen ist, nämlich ein bisschen an ein Aquarium, denn selbst wenn er schrie, konnte ihn niemand hören."
Das ist ja mal wieder eine wirklich spannende Referenz, finde ich, wo ein italienischer Horror-Auteur einerseits ganz explizit macht, woher er seine Inspiration geschöpft hat, nämlich "dai riferimenti alla pittura di Max Ernst", andererseits aber im selben Atemzug zurückrudert, und plötzlich bloß von einem "contesto vagamente surreale" spricht, dann aber in einer plötzlichen Volte seinen Film in die Giallo-Tradition seit Argentos Paukenschlag Anno 1970 einreiht...
Re: Aquarius - Michele Soavi (1987)
Ich will ja nix sagen. Aber ich habe das hier auf Englisch stehen... da müsstest Du Dich nur in die Straßenbahn setzen, einmal umsteigen und so fern wäre die Leihe dann nicht.Salvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Di 18. Jun 2024, 20:24 Ich habe es nun endlich auch vollbracht, mir (fernleihweise) den sagenumwobenen Band "Spaghetti Nightmares" von Luca M. Palmerini und Gaetano Mistretta aus dem Jahre 1996 zukommen zu lassen, der sich größtenteils aus Interviews mit den wichtigsten (und zuweilen auch unwichtigeren) Filmemachern, Drehbuchautoren, Komponisten, Szenenbildern usw. des italienischen Horrorkinos zusammensetzt - allerdings leider nur in der italienischen Originalfassung, was mühsame Übersetzungsarbeiten für euren geplagten, zurzeit sowieso furchtbar im Stress befindlichen und kaum eine Zeile zu Papier bringenden Salvatore bedeuten wird, zumindest die für ihn interessanten Passagen mehr oder minder sinnig ins Deutsche zu übertragen.
Früher war mehr Lametta
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- Salvatore Baccaro
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Re: Aquarius - Michele Soavi (1987)
Aaaaaahhhh! Unfassbar! Offenbar hattest Du meine Suchanfrage vor einigen Monaten hier im Forum übersehen. Die englischsprachige Ausgabe ist ja bloß noch zu horrenden Summen zu bekommen. Ich hatte die mir kürzlich für knapp 80 Euro bestellt, dann scheint das gute Stück auf dem Postweg verschollen - und nun mühe ich mich mit brüchigem Italienisch, DeepL und Wörterbuch durch die Konversationen mit Luigi Cozzi, Michele Soavi und die Randnotiz zu Polselli... Meine Güte, was für ein Aufwand, wo das Schöne so nahe liegt!Arkadin hat geschrieben: ↑Mi 19. Jun 2024, 00:22Ich will ja nix sagen. Aber ich habe das hier auf Englisch stehen... da müsstest Du Dich nur in die Straßenbahn setzen, einmal umsteigen und so fern wäre die Leihe dann nicht.Salvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Di 18. Jun 2024, 20:24 Ich habe es nun endlich auch vollbracht, mir (fernleihweise) den sagenumwobenen Band "Spaghetti Nightmares" von Luca M. Palmerini und Gaetano Mistretta aus dem Jahre 1996 zukommen zu lassen, der sich größtenteils aus Interviews mit den wichtigsten (und zuweilen auch unwichtigeren) Filmemachern, Drehbuchautoren, Komponisten, Szenenbildern usw. des italienischen Horrorkinos zusammensetzt - allerdings leider nur in der italienischen Originalfassung, was mühsame Übersetzungsarbeiten für euren geplagten, zurzeit sowieso furchtbar im Stress befindlichen und kaum eine Zeile zu Papier bringenden Salvatore bedeuten wird, zumindest die für ihn interessanten Passagen mehr oder minder sinnig ins Deutsche zu übertragen.