Forentreffen Düsseldörf. 35mm.
Einführung ASPHALTKANNIBALEN und Antonio Margheriti/ Deliria Düsseldorf
Geschrieben am 18.4.25
Wir hatten ja nichts!
Asphalt-Jäger und die Kannibalen-Apocalypse

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Ich soll eine Einführung zu Antonio Margheritis wunderbarem „Apocalypse domani“ halten.
Da steigt die Aufregung aber fast ins Unermessliche. Warum und wieso nur? Wahrscheinlich auch weil ich Onkel Joe schrieb, dass dieser Film der beste der Welt sei. „ERNSTHAFT“ fragte der liebe Onkel per Whats app nochmal bei mir nach. Ich konnte dieses „Ernsthaft“ schon fast phonetisch in meinem Hirn wahrnehmen. Ja. Übertreibung gehört bei mir zum Dasein. Und seit Bill und Ted wissen wir, dass dies bunt und granatenstark ist. Der beste Film der Welt. Nein. Er spielt in einer Liga mit den ganz Großen. Vielleicht wissen das einfach zu wenig Leute. Ja klar. Wir Delirende (hier) wissen das. Und dafür gibt es die Forentreffen. Bildungsaufträge und so, dachte ich noch so bei mir. Natürlich grinsend. Der beste Film der Welt ist ganz klar „Milano Kaliber 9“. Das sollte man schon wissen. Aber weiter „topic“ wie man so schön bei uns junggebliebenen Forenleuten so sagt. Dieser Text wird auf gar keinen Fall Vollständigkeit beanspruchen. So viel sei schon mal vorweg gesagt. Eigentlich sollte er „Eine Ode an das italienische Genre-Kino der 70er und 80er Jahre“ heißen. Das war mir aber zu lang und suggeriert einen Anspruch, den ich nicht habe bzw. nicht haben kann. Asphalt-Kannibalen. Referiere ich über Kannibalen im Film? Oder gar über Asphalt? Mein Opa war Straßenbauer, denke ich noch und verwerfe den Gedanken gleich wieder. Obwohl. Er war auch Kriegsheimkehrer. Was für ein Übergang. Kriegsheimkehrer. Darum geht es hier. Vietnam und was dieser Krieg aus den Soldaten gemacht hatte. In zig Filmen mittlerweile dargeboten. Aber hier mit Kannibalentum kombiniert. Ich sinniere noch darüber, wie die Filmschaffenden damals rumsaßen und genau diese geniale Prämisse für sich entdeckten. Und für uns. Aber der Reihe nach. Wie es so schön heißt. Was will ich? Meine Punkte, die heute gerne abarbeiten möchte. Aufgeteilt in vier wahnwitzige Kapitel. Damit kann man schon mal ´ne Viertelstunden verschwenden. Schaut auf die Uhr und ab geht die wilde Fahrt.
1. Asphaltkannibalen in Relation zu Jäger der Apokalypse
2. Die Genialität des Antonio Margheriti
3. Eigene Erfahrungen und Anekdoten
4. Wir hatten ja nichts
1.
„Asphaltkannibalen“ in Relation zu „Jäger der Apokalypse“
Ich hatte mich geirrt. Ich dachte immer, der im gleichen Jahr gedrehte „Jäger der Apokalypse“ müsse auf jeden Fall vorher entstanden sein. Erst die Apokalypse im Dschungel, dann die Traumabewältigung in der Großstadt. Aber weit gefehlt. Asphaltkannibalen kam zuerst heraus und selbst die Dschungelszenen wurden in Rom gedreht. Wenn also Giovanni Lombardo Radice mal so richtig ins rohe Schnitzel beißt, ist das im botanischen Garten in der Nähe der legendären Cinecitta Studios. Fun Fact hierbei, wobei Spaß naja, angeblich gab es Mitarbeiter, die diese Filetstücke abends mit nach Hause nahmen. Nun ja. Hoffentlich haben sie sie auch noch richtig gut durchgebraten. Erst „Jäger der Apocalypse“ wurde dann auf den Philippinen gedreht. Wirkt dieser irre Streifen noch eher oberflächlich und der Wahnsinn, den John Steiner und Co. darin zum Besten geben, einigermaßen comichaft, so ist dann Asphaltkannibalen fast nur noch grimmig und düster. Und gleich zu Anfang zeigt uns Margheriti sein Können, wenn ein blutiges Steak zum Sound des Scores im Kühlschrank blutig vor sich hin tropft oder Giovanni Lombardo Radice fast schon auf der Metaebene in einen Umberto Lenzi Kriegsfilm geht. Deutscher Titel: „Nur drei kamen durch“. Nein. Das konnten sie nicht wissen. Sie konnten den deutschen Titel ja nicht kennen. Trotzdem ein sagenhafter Zufall. Denn auch hier kamen augenscheinlich nur DREI durch. Und einige Zeit später gibt es dann den nächsten schönen Margheriti-Cut, als ein Modellflugzeug abstürzt und dann auf eine Explosion geschnitten wird, die aber wiederum nur ein Bild an der Wand von John Saxon ist. Und so zeigt Margheriti gleich mal in den ersten 20 Minuten sein Können nur um dann mal so richtig die Achterbahndaumenschrauben anzuziehen. Dabei ist das alles schon das typisch formelhafte Kino, was oft angemahnt wird, welches ich aber persönlich so wahnsinnig unterhaltsam finde, aber Margheriti schafft gerade hier auch etwas einzigartiges. Szenen, die wir glauben wiederzuerkennen, weisen aber nicht darauf hin, was gleich oder später oder am Ende kommen mag. „Jäger der Apokalypse“, „Apokalypse Domani“, „Invasion of the Fleshhunters „, „Asphaltkannibalen“ und und und. Die italienischen Titel sind schon brillant, was aber die deutschen Titelerfinder geleistet haben, grenzt schon an Genialität. Ich sage nur „Der Fluch des verborgenen Schatzes“. Ebenfalls von Margheriti. Meine persönliche Nemesis. Aber dazu komme ich noch später. Wenn es um Namen und Titel geht, müsste man eigentlich noch erwähnen, dass Saxon im Film „Hopper“ heißt und Radice „Charles Bukowski“. Aber da soll sich mal jeder selbst Gedanken machen. Was noch? J&B. Ja ist drin. Wobei Radice säuft 1x auch J.W. Keine Ahnung was das ist. Johnny Walker schon mal nicht. Aber ansonsten steht der J&B wie gewohnt am Telefon. Da frage ich mich doch jedes Mal, wenn es klingelt, schüttet man sich da so nebenbei mal schnell einen Whiskey hinter die Fontanelle? Oder gleich direkt aus der Pulle in den Schlund?! Würde so gesehen Sinn machen. Aber nochmal zum Thema „Kriegsheimkehrer“. Ja . Genau. Die ganzen Klassiker. Aber wer hatte da schon Kannibalen drin. Genau. Keiner. Rambo nicht und der Taxi Driver auch nicht. Ich musste eigentlich immer eher an Jacobs Ladder oder Combat Shock denken. Denken muss ich auch die Mofa-Jagd im Kaufhaus, wenn man Zombie zitiert, aber auch dies ist wunderbar in Szene gesetzt und macht einfach nur Laune. Und auch nach dieser Sequenz lässt uns der Film nicht in Ruhe. Nein. Nichts läuft wie geplant. Nur dass noch. Wer einen Winkelschleifer mal anders als sonst eingesetzt sehen will, ist hier genau richtig. Außerdem geben Giovanni Lomabardo Radice und John Saxon scheinbar alles was sie hatten. Und dies ist verdammt viel. Gerade wenn man bedenkt, dass Saxon später zu Protokoll gab, dass er nach dem Film, wahrscheinlich auch wegen gewisser zwiespältiger Szenen, in ein depressives Loch fiel und in eine Sinnkrise. Aber das werden WIR heute nicht. Denn eigentlich macht alles ganz viel Sinn. Man sieht es nur nicht sofort.
2.
Die Genialität des Antonio Margheriti
Antonio Margheriti. Wie man dies richtig ausspricht, wissen wir spätestens seit Christoph Waltz dies Brad Pitt und seinen Leuten in „Inglourious Basterds“ erklärt. Danke schon mal dafür Herr Tarantino. Außerdem huldigte Tarantino Margheriti noch als er Rick Dalton „Operazione Dyn-O-Myte“ drehen ließ. Regsseur dieses Fake Meisterwerks: richtig; Antonio Margheriti. Oder auch Anthony M. Dawson. Ich selbst kam mit dem Meister das erste Mal 1982 in Kontakt, als ich „Der Fluch des verborgenen Schatzes“ sah. Wie schon angedeutet, hierzu später mehr. Abenteuerfilme sind auf jeden Fall seine Sache, verkündete er mal. Gerade auch hier ließ er immer mal wieder, wie auch in vielen seiner anderen Filme, die tollsten Minaturen und Modelle zu Bruch gehen. Diese wurden zu Klump gefahren oder einfach mal in die Luft gesprengt. Und man war immer wieder erstaunt, wie toll das aussah. Margheriti war fast in jedem Genre zu Hause. Nur einen Zombiefilm drehte er nie. Eigentlich auch keinen waschechten Kannibalenfilm. Denn der gleich folgende ASPHALTKANNIBALEN ist ja auch eher ein Hybrid, denn ein typischer Vertreter des Genres. Aber Science Fiction, Western und Krimis, das waren sein Metiers. Mein Lieblingsfilm ist eigentlich der unbfassbar tolle „SATAN DER RACHE“ mit Klaus Kinski. Dieser Western, in dem es natürlich um Rache geht, wie es der Titel ja auch schon schemenhaft suggeriert, ist eigentlich ein Horror-/Slasherfilm. Sollte man gesehen haben. Eigentlich ist jeder Margheriti Film von hoher Qualität oder zumindest so, dass man damit schon mal einen netten verregneten Sonntag verbringen kann. Nur „Zwei tolle Hunde in Hongkong“ soll fast unguckbar sein. Das müsste ich mal überprüfen. Steht noch irgendwo ganz hinten im Schrank rum. Antonio Margheriti ist neben dem ebenso großen Enzo G. Castellari ein König des Billigheimerfilms. Wenn man das denn so sagen darf. Ich denke aber schon. Typisches B-Italo-Kino, aber in erster Linie handwerklich superb gestaltet und manchmal wie auch bei „Asphaltkannibalen“ mit einer ganz eigenen Note veredelt, die nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern, wenn man ganz genau hinschaut, auch weit unter die Haut geht. Und wer einfach nur Spaß mit Antonio haben möchte, schaue sich seine Söldnerfilme an.
3.
Eigene Erfahrungen und Ankedoten
Ich will ja nicht langweilen. Aber das muss noch raus. Vor ein paar Jahren kontaktierte mich ein damaliger Bekannter. Kino sollte es sein. Apocalypse Now. Redux. Sonst wie Cut. Nicht falsch verstehen. Ich erkenne die Genialität des Coppola Films. Ich habe die Kino Version sogar mal auf 35mm gesehen. Nur soviel dazu. Ich lehnte aber mit dem Argument ab, dass ich jetzt erstmal Asphaltkannibalen zu ende schauen müsse. Und überhaupt. Sowas interessiert mich jetzt mehr. Ich schwöre. So war es.
Rückblende. 1982. Ein Kumpel und ich stehen mit gerade 11 oder 12 Jahren vor dem Schaukasten unseres Dorfkinos in Rahden/Ostwestfalen. Wir sind uns sicher, dass „Fluch des verborgenen Schatzes“ auf jeden Fall etwas mit Indiana Jones zu tun haben MUSS. Wer jetzt lacht, lacht bestimmt nicht über uns, sondern mit uns. Da bin ich mir ganz sicher. Denn, und hier wiederhole ich den Satz, wir hatten ja nichts. Und wir waren noch Kinder. Diese Kinder stellten dann fest, dass der besagte Film nichts, aber auch gar nichts mit dem Peitsche schwingenden Archäologen zu tun hat. Was uns doch ein bisschen störte. Aber heute kann ich natürlich mit Stolz behaupten, dass ich damals einen Film von Antonio Margheriti im Kino sah. Wir waren dem Meister, dem italienischen Genrekino und dem genialen Titelerfinder des deutschen Verleihs auf den sogenannten Leim gegangen. Ich glaube aber, dass mich diese kleine Anekdote doch traumatisiert hat, da ich lange das italienische Kino meiden sollte. Aber jetzt weiß ich was ich daran habe.
4.
Wir hatten ja nichts
Ich erzähle oft, dass wir nichts hatten. Nicht mal den obligatorischen Pappkarton. Dies stimmt natürlich nicht. Meine Freundin verdreht bei dem Spruch immer die Augen. Wenn ich dann noch anfüge, falls uns so etwas aktuell passieren sollte, dass wir ja noch uns haben, verdreht sie nochmal mehr die Augen.

Was ich damit meine? Lange Rede, wenig Sinn.
Ich suchte eine Überschrift und fand sie in dieser Floskel. Irgendwie kam mir das nach 2-3 Bier so in den Sinn geschossen! Während ich diesen Text verfasste, fiel mir auf, dass ich nach jahrelangem Filme schauen endlich eine Passion gefunden habe. Den italienischen Genrefilm der 70 und 80er Jahre. Und jetzt gewinnt der Satz „Wir hatten ja nichts“ wieder an Bedeutung. Seit wir unserem Hobby hier frönen, haben wir nicht nur etwas, sondern alles.
Wenn ich mir manchmal meine Sammlung zu Hause so ansehe, denke ich „gebraucht, aber immer noch gut“!
Ich denke, das ist eine gutes Schlusswort.
Und dann war mir das alles zu lang, aber nicht weilig, aber da ich plötzlich Bock auf ein Quiz hatte, generierte ich hieraus dann noch DIE 7 FRAGEN AUS DER HÖLLE. Be my Guest ! And hold my beer!
1. Wo wurde Asphaltkannibalen gedreht? Bzw. vor Ort in welcher Stadt?
a) Atlanta b)Boston c) Chicago d) Düsseldörf
2. Welche Schauspielerin war noch in Jäger der Apocalypse zu sehen? (Schwester einer großen Hollywood Schauspielerin)
3. Welcher deutsche Star spielte in Lenzis Kriegsfilm Nur 3 kamen durch?
a) Horst Janson b) Horst Buchholz
4. In welchem Film aus dem Jahre 1982 von Meister Dario Argento spielte John Saxon auch mit?
a) Opera b) Tenebrae c) Inferno
5. Welches Pseudonym benutzte Margheriti noch?
a) Anthony Daisies b) Anthony Perkins
6. Fed Harris aka Fernando Bilbao aus ZWEI TOLLE HUNDE IN HONGKONG spielte noch in einem deutschen Karatefilm mit. Wie hieß dieser Film?
a) Die Braut des Bösen b) Die Brut des Bösen c) Das Brot des Bösen
7. Welcher deutsche Schauspieler und Synchronsprecher spielte sowohl in Der Commander, Kommando Leopard UND Geheimcode Wildgänse von
Margheriti mit? Tipp: Stimme von Bruce Willis und Werbung/ Baumarkt.
"10 Prozent aui alles, außer Tiernahrung!"
In diesem Sinne. Es war mit eine Ehre!