Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (1968)
Moderator: jogiwan
Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (1968)
Außergewöhnliche Geschichten
Originaltitel: Tre Passi nel Delirio
Alternativtitel: Spirits of the Dead
Herstellungsland: Italien, Frankreich / 1968
Regie: Frederico Fellini, Louis Malle, Roger Vadim
Darsteller: Brigitte Bardot, Jane Fonda, Terence Stamp, Alain Delon
Story:
Metzengerstein": Die gelangweilte und korrupte Gräfin Frederica hat Spaß am Feiern von Orgien und daran ihren Mitmenschen Grausamkeiten zuzufügen. Eines Tages reist sie auf eines ihrer Schlösser in der Nähe ihres armen Cousins, um diesen für sich zu gewinnen. Doch ihre Avancen werden nicht erwidert. Kurzerhand brennt die Gräfin die Stallungen ihres Cousins nieder. Nur ein Pferd überlebt und verfolgt die Grafin. Es zeichnet sich ab, dass das Pferd von ihrem Cousin besessen ist...
"William Wilson": Der sadistische Soldat William Wilson beichtet einem Pastor die Grausamkeiten, welche er während seines sündhaften Lebens verübt hat. Unerklärlich ist nur das immerwährende Auftauchen von Wilsons Doppelgänger, der seine Gemeinheiten und Betrügereien immer wieder im letzten Moment vereitelt hat...
"Toby Dammit": Der zynische und alkoholsüchtige Schauspieler Toby Dammit reist nach Rom, um bei einer Pressekonferenz über sein neues Filmprojekt zu plaudern. Doch der dekadente Toby interessiert sich nicht im Mindesten für die Vertreter der Presse - ganz im Gegensatz zu dem Ferrari, der ihm versprochen wurde. Allerdings hat sich (Quelle: ofdb.de)
Originaltitel: Tre Passi nel Delirio
Alternativtitel: Spirits of the Dead
Herstellungsland: Italien, Frankreich / 1968
Regie: Frederico Fellini, Louis Malle, Roger Vadim
Darsteller: Brigitte Bardot, Jane Fonda, Terence Stamp, Alain Delon
Story:
Metzengerstein": Die gelangweilte und korrupte Gräfin Frederica hat Spaß am Feiern von Orgien und daran ihren Mitmenschen Grausamkeiten zuzufügen. Eines Tages reist sie auf eines ihrer Schlösser in der Nähe ihres armen Cousins, um diesen für sich zu gewinnen. Doch ihre Avancen werden nicht erwidert. Kurzerhand brennt die Gräfin die Stallungen ihres Cousins nieder. Nur ein Pferd überlebt und verfolgt die Grafin. Es zeichnet sich ab, dass das Pferd von ihrem Cousin besessen ist...
"William Wilson": Der sadistische Soldat William Wilson beichtet einem Pastor die Grausamkeiten, welche er während seines sündhaften Lebens verübt hat. Unerklärlich ist nur das immerwährende Auftauchen von Wilsons Doppelgänger, der seine Gemeinheiten und Betrügereien immer wieder im letzten Moment vereitelt hat...
"Toby Dammit": Der zynische und alkoholsüchtige Schauspieler Toby Dammit reist nach Rom, um bei einer Pressekonferenz über sein neues Filmprojekt zu plaudern. Doch der dekadente Toby interessiert sich nicht im Mindesten für die Vertreter der Presse - ganz im Gegensatz zu dem Ferrari, der ihm versprochen wurde. Allerdings hat sich (Quelle: ofdb.de)
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Re: Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (19
Ich bin noch ganz geplättet. Dieser Episodenhorror ist schlichtweg sensationell. "Metzengerstein" ist oppulent, sexy und dank einer wunderbaren Jane Fonda auf die beste Weise vollkommen entrückt. "William Wilson" mit Alain Delon und Brigitte Bardot französisch cool und spannend, aber Fellini toppt mit seiner italienischen Episode einfach alles. Un-fass-bar! Wenn es jemals einen Tipp gab, dann diesen! Die englische DVD ist eine Wucht und gehört sowas in jede Sammlung! Wahnsinn! Unglaublich! Hammer!!!
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Re: Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (19
Hier wird ja mit Superlativen um sich geworfen da brauch ich noch ne zweite Meinungjogiwan hat geschrieben:Ich bin noch ganz geplättet. Dieser Episodenhorror ist schlichtweg sensationell. "Metzengerstein" ist oppulent, sexy und dank einer wunderbaren Jane Fonda auf die beste Weise vollkommen entrückt. "William Wilson" mit Alain Delon und Brigitte Bardot französisch cool und spannend, aber Fellini toppt mit seiner italienischen Episode einfach alles. Un-fass-bar! Wenn es jemals einen Tipp gab, dann diesen! Die englische DVD ist eine Wucht und gehört sowas in jede Sammlung! Wahnsinn! Unglaublich! Hammer!!!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Re: Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (19
Hier der Trailer:
[BBvideo 425,350][/BBvideo]
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Re: Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (19
Die Fellini-Episode ist wirklich großartig und ich möchte hier auch noch einmal auf die großartige Musik von Nino Rota (ist zusammen mit seiner Musik für "Fellinis Roma" (einer meiner Lieblingsfilme) auch in Deutschland auf CD (unter dem Titel "LSD Roma") erschienen.
Die anderen Episoden sind okay, aber nichts wirklich besonderes. Schade, denn Louis Malle ist einer meiner erklärten Lieblinge.
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Früher war mehr Lametta
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Filmforum Bremen
Weird Xperience
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Re: Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (19
Ich fand auch "Metzengerstein" super, weil ich auch Jane Fonda sehr mag... Barbarella im Mittelalter und ein Kostüm-Schaulaufen sondergleichen. Allein wie sie das Wort "Berlifitzing" haucht, rechtfertigt die Anschaffung der Blu-Ray...
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Re: Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (1968)
Metzengerstein:
Frederica von Metzengerstein (Jane Fonda) ist eine hübsche wie hartherzige Gräfin, die ihr Leben ganz dem Hedonismus verschrieben hat und mit ihrem Gefolge wilde Orgien auf Kosten der armen Bevölkerung feiert. Als sie eines Tages das Schloss ihrer Jugend bezieht und bei einem Ausritt in eine Fuchsfalle tritt, wird sie von ihrem misanthropischen Cousin Wilhelm (Peter Fonda) aus ihrer misslichen Lage befreit und ist sogleich von dessen Tiefsinn und zurückhaltenden Art fasziniert. Fortan versucht sie die Aufmerksamkeit des Mannes zu gewinnen, der seine Zeit jedoch lieber mit seinen Pferden verbringt und auch ansonsten keine Anstalten zeigt, die Gefühle der Gräfin zu erwidern. Erbost lässt Frederica von ihrem getreuen Diener Hugues (Serge Marquand) dessen Stallungen niederbrennen und Wilhelm stirbt beim Versuch seine geliebten Tiere vor den Flammen zu retten. Doch ein schwarzer Hengst überlebt, galoppiert in den Hof des benachbarten Schlosses und lässt sich auch nur von Frederica bändigen, die schon bald in eine seltsame Melancholie verfällt…
William Wilson:
Der sadistisch veranlagte William Wilson (Alain Delon) hat es durch seine kaltblütige Art zu einem hochrangingen Offizier geschafft und dennoch verfolgt den Mann sein Jugendtagen ein mysteriöser Doppelgänger mit gleichen Namen, der immer dann in Erscheinung tritt, wenn es William mit seinen Quälereien wieder einmal übertreibt. Als William eines Tages bei einem Maskenball in einem Casino auf die selbstbewusste Giuseppina (Brigitte Bardot) trifft, die dem jungen Mann offen feindselig begegnet ist sein Jagdtrieb geweckt und er macht sich einen Spaß daraus, die attraktive Frau vor den Augen seiner Freunde beim Kartenspiel so richtig auszunehmen. Diese verliert bis in die frühen Morgenstunden auch alles was sie besitzt und wird von William in einem letzten Spiel dazu überredet sich selbst als Einsatz zu opfern. Giuseppina verliert und wird von William gedemütigt, bis abermals der mysteriöse Doppelgänger erscheint und der Morgen eine überraschende Wendung nimmt.
Toby Dammit:
Der heruntergekommene und ehemalige Shakespeare-Darsteller Toby Dammit (Terrence Stamp) reist im Auftrag einer italienischen Produktionsfirma nach Rom um dort die Hauptrolle in dem ersten katholischen Western der Filmgeschichte zu übernehmen und im Rahmen einer schillernden Gala eine Auszeichnung für seine schauspielerischen Leistungen zu erhalten. Doch der extravagante, cholerische und von Visionen geplagte Engländer interessiert sich weder für die Rolle, noch für den Preis und betäubt sich mit Drogen und Alkohol, während er widerwillig seine Pressetermine absolviert. Immer wieder erscheint dem abgehalfterten Toby ein junges Mädchen, in welchem er die Verkörperung des Teufels sieht und während der langen Gala flüchtet der Schauspieler mit einem Ferrari, welcher ihm von der Produktionsfirma zur Verfügung gestellt wird und rast in die neblige Nacht und geradewegs in sein Verderben…
Gerade der fantastische Film scheint sich ja für Anthologien besonders zu eignen und so erfreut sich das Genre des sogenannten Episoden-Horrorfilms mit Filmen wie Mario Bavas „Die drei Gesichter der Furcht“ schon seit Jahrzehnten großer Beliebtheit und erlebt in den letzten Jahren mit TV-Produktionen und ambitionierten Werken wie „VHS“, „Chillerama“ und „Theatre Bizarre ja fast schon so etwas wie eine Renaissance. Bekannte und weniger bekannte Regisseure können sich in solchen Kurzfilmen auch so richtig austoben und mit unterschiedlichen Werken auch die unterschiedlichsten Geschmäcker bedienen. Das freut nicht nur die Marketingfirma, sondern auch die Produzenten, für die sich mit breiter Risikostreuung auch das Risiko verringert und selbst eine richtige Gurke, kann so mit der richtigen Platzierung an das aufgeschlossene Publikum gebracht werden, ohne dass dieses gleich humorlos reagiert.
Eine solche sucht man in „Außergewöhnliche Geschichten“ aus dem Jahre 1968 jedoch ohnehin vergeblich, denn der Episoden-Grusler ist sehr gelungen und vereint drei unterschiedliche Adaptionen von Kurzgeschichten aus der Feder von Edgar Allen Poe, die von den drei Regisseuren Roger Vadim, Louis Malle und Federico Fellini auf jeweils ganz spezielle Weise auf die Leinwand gezaubert werden. Und das Besondere daran ist wohl auch die Tatsache, dass man bis auf Roger Vadim, der sich immerhin für „Barbarella“ und den erst kürzlich veröffentlichten Vampir-Grusler „… und vor Lust zu sterben“ ja keinen der beiden anderen Regisseure mit dem Horror-Genre in Verbindung bringen würde und Malle und Fellini dann auch eine ganz eigene Interpretation der Stoffe abliefern und vor allem Fellini fackelt hier ein surrealistisch-satirisches Feuerwerk ab, dass man sich wohl nicht in der Form erwartet hätte.
Die opulente und wunderschön in Szene gesetzte Episode mit dem Titel „Metzengerstein“ von Roger Vadim als Auftakt dient ja wie der bereits erwähnte „Barbarella“ hauptsächlich dazu, seine damalige Lebensgefährtin Jane Fonda bzw. deren Körper ins richtige Licht zu rücken. Vadims Episode über eine skrupellose Gräfin ist ja auch nicht wirklich gruselig und überzeugt eher durch schöne Bilder und der schicken Ausstattung, auch wenn böse Zungen behaupten, dass hier lediglich der „Barbarella“-Kostümfundus zweitverwertet wurde. Das mag zwar stimmen, aber schöner und erotischer hat das finstere Mittelalter wohl seitdem nie wieder ausgesehen und auch die seltsam entrückte Stimmung inklusive feurigem Finale haben mir persönlich sehr gut gefallen, sodass es auch gar nicht auffällt, dass die Geschichte vielleicht gar nicht so der Bringer ist.
Louis Malle hingegen setzt in „William Wilson“ eher auf klassische Horror-Elemente und dem beliebten Motiv des ominösen Doppelgängers, hier in Form eines sadistisch veranlagen Soldaten, der seit Jugendtagen mit einer mysteriösen Konkurrenten gleichen Namens konfrontiert ist, dessen Schicksal unausweichlich auch mit dem eigenen verbunden ist. Diese Episode ist ebenfalls sehr elegant in Szene gesetzt und überrascht durch eine Autopsie-Szene, die in einem klitzekleinen Moment sogar etwas drastisch ausgefallen ist, aber im Vergleich zu den beiden anderen Episoden wirkt Malles Beitrag eher etwas zu konventionell abgedreht, wirkt unspektakulär und auch das Finale ist für den erfahrenen Horror-Freund sicherlich ebenfalls etwas zu vorhersehbar um großartig zu überraschen
Ganz im Gegensatz zur Fellini-Episode namens „Toby Dammit“, die im Vergleich zu den vorangegangenen komplett aus dem Rahmen fällt und irgendwie eine satirische Abrechnung mit der italienischen Filmbranche, sensationsgeilen Medien und Starkult darzustellen scheint, die auch nur am Rande das Horror-Genre streift. Gespickt ist die originelle Geschichte über den abgehalfterten Theater-Schauspieler mit allerlei popkulturellen Zitaten, surrealistischen Momenten, ungewohnter Farbgebung und Fellinis typischen Charaktergesichtern, die dem Ganzen eine vollkommen entrückte Note geben. Zu viel mag man ja gar nicht verraten, aber was sich hier den Zuschauer beschreibt ist schlicht sensationell und rechtfertigt allein schon die Anschaffung der Scheibe.
Nachdem der Episodenfilm bereits Ende 2010 von dem englischen Label Arrow unter dem Titel „Spirits of the Dead“ auf den Markt gebracht wurde, ist es Koch Media zu verdanken, dass nun auch der deutschsprachige Fan in den Genuss dieser wunderbaren Sammlung von Poe-Verfilmungen kommt. Die Qualität der Blu-Ray-Disc, die im Rahmen der „Masterpieces of Cinema“- Serie veröffentlich wird, ist angenehm hübsch ausgefallen und erinnert mit leicht-körnigen Look auch an das Kino besserer Tage. Neben der hübschen Verpackung inklusive Booklet mit einem Text des werten Marcus Stiglegger, der neben den einzelnen Geschichten auch etwas auf die Entstehung eingeht, gibt es im Bonusbereich auch noch die einzelnen Episoden zum einzeln anwählen, eine Bildergalerie, sowie den französischen Trailer.
Wer sich ein flott-gruseliges Horror-Trio mit blutigen Momenten, Gänsehaut und Gothic-Grusel erwartet ist bei den drei Herren Vadim, Malle und Fellini wohl an der falschen Adresse und „Außergewöhnliche Geschichten“ ist dann wohl auch bei aufgeschlossenen Filmfans am besten aufgehoben, die auch gerne mal über den Tellerrand blicken und auch Genre-untypischen Werken aufgeschlossen sind. Herausgekommen ist ja nämlich genau das, was man sich als Fan erwarten kann, wenn drei eher im Arthouse beheimatete Regisseure die Geschichten von Edgar Allen Poe mit grandiosen Schauspielern verfilmen und jeweils eine Episode abliefern, die unverkennbar die eigene Handschrift trägt. Die ebenfalls wunderbare Veröffentlichung kann daher auch jetzt schon mit Recht zu den Veröffentlichungen des Jahres gezählt werden, die sich auch niemand entgehen lassen sollte.
Da ich von Blu-Rays keine Screenies ziehen kann, hab ich mir die Shots hier ausgeborgt: http://cultandexploitation.blogspot.co. ... -dead.html
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Re: Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (1968)
Drei Geschichten nach Edgar Allan Poe.
„Metzengerstein“: Die grausame Gräfin Frederique von Metzengerstein terrorisiert und quält ihre Umwelt, bis sie eines Tages zufällig ihren verfeindeten Cousine Baron Wilhelm Berlifitzing trifft und sich ihn verliebt. Als dieser ihre Gefühle nicht erwidert, lässt sie seinen Pferdestall niederbrennen. Bei dem Versuch sein geliebtes Pferd zu retten, kommt Berlifitzing in den Flammen um. Kurze Zeit später erscheint ein riesiges Pferd im Hof des Schlosses zu Metzengerstein, das auf Frederique eine seltsame Faszination ausübt.
„William Wilson“: Der gefühlskalte und sadistische William Wilson wird seinem Doppelgänger konfrontiert, der immer wieder seine bösen Pläne durchkreuzt.
„Toby Dammit“: Der ständig betrunkene, englische Schauspieler Toby Dammit reist nach Rom, wo er die Hauptrolle in einem christlichen Italo-Western spielen soll. In Rom angekommen begegnet Dammit allerlei skurril-grotesken Gestalten und trifft immer wieder auf ein unheimliches Mädchen…
In den 60er Jahren erlebte eine Filmform seine Blüte, die heute kaum bis gar nicht mehr gepflegt wird: Der Omnibus-Film bei denen drei oder mehr berühmte Regisseure einen Kurzfilm zu einem Thema liefern. Natürlich gibt es solche Phänomene auch heute, man denke nur an die beiden “V-H-S“-Filme oder “Paris, je t’aime“, doch das sind eher kleinere Produktionen oder – wie im Fall von “Paris, je t’aime” – bunte Kaleidoskope und kleine Fingerübungen für die Beteiligten. Früher konnten die Segmente durchaus dem Hauptwerk eines Regisseurs zugeordnet werden. Pasolinis berühmter “La Riccota” gehörte zu einem Film namens “Ro.Go.Pa.G.” an dem ansonsten noch Jean-Luc Godard und Roberto Rossellini mitarbeiteten. “Hexen von heute” vereinte neben Pasolini noch Vittorio De Sica und Luccino Visconti. Und François Truffauts Episode “Antoine et Colette” in “Liebe mit Zwanzig” (mit weiteren Episoden von Marcel Ophüls und Andrzej Wajda) ist sogar ein wichtiger Bestandteil seiner Antoine-Doinell-Saga. Bei “Außergewöhnliche Geschichten” ist das gemeinsame Bindeglied zwischen den Filmen der große Edgar Allan Poe. Dieser wurde sicherlich auch vor dem Hintergrund der damals sehr erfolgreichen Reihe mit Roger-Corman-Verfilmungen – die 1968 allerdings schon beendet war – ausgewählt. Der Film wurde dann als italienisch-französische Co-Produktion realisiert, wobei die Franzosen als Regisseure Roger Vadim und Louis Malle, und die Italiener Federico Fellini ins Feld führten. Ursprünglich war noch Orson Welles für das Projekt vorgesehen und sollte zwei Episoden (“Die Maske des roten Todes” und “Das Fass Amontillado”) inszenieren. doch dies zerschlug sich recht bald. Schade, beide Stoffe hätten sich gut in sein Werk eingefügt. Statt Welles wurde Fellini an Bord geholt und dies wahrlich nicht zum Nachteil des Filmes.
Die erste Episode, “Metzengerstein”, wurde von Roger Vadim umgesetzt, der gerade frisch von den “Barbarella“-Dreharbeiten kam. Von dort hatte er dann auch gleich seine Ehefrau Jane Fonda mitgebracht, die hier die sadistische Gräfin Federica Metzengerstein (in der Vorlage noch ein Frederick) spielt. Die Fonda trägt dann auch gleich einige übriggebliebene “Barbarella”-Kostüme auf, was den männlichen Zuschauer natürlich sehr entzückt. Überhaupt wird sie von ihrem Ehemann ausgesprochen vorteilhaft in Szene gesetzt, so dass sie das ganze Segment mit ihrer strahlenden Schönheit überstrahlt. Und dies ist auch ganz gut so, denn sehr viel mehr hat “Metzengerstein” leider nicht zu bieten. Nach einem vielversprechenden Anfang, der Federicas Verkommenheit und ihren Sadismus illustrieren soll – dabei allerdings sehr verspielt und weniger erschreckend erscheint – wir die zeit durch zahlreiche Ausflüge der Gräfin zu Pferde gestreckt. Was zwar schön gefilmt ist und neben Frau Fonda auch mit wunderbaren aufnahmen der Bretagne landschaftlich einiges für das Auge bietet, aber darüber hinaus auch reichlich zäh ist. Vadim ist ganz offensichtlich mehr daran gelegen, seine Frau ins rechte Licht zu rücken, als einen gewissen Poe’schen Schrecken zu kultivieren. So bleibt die Geschichte, um den Cousin der in der Gestalt eines riesigen Pferdes zurückkehrt, um sich zu rächen, flach und uninspiriert. Auch die Geschichte um den Wandteppich kann keine gruselige Stimmung hervorrufen und das Ende soll dann wohl lyrisch wirken, enttäuscht aber mit seinem beiläufig Unspektakulären. Immerhin kann man in “Metzengerstein” den bislang einzigen gemeinsamen Auftritt der Geschwister Fonda bewundern. Pikanterweise als verhindertes Liebespaar.
Louis Malle nahm die Regie der nächsten Episode, “Wilhelm Wilson”. Zunächst wollte er bei „Außergewöhnliche Geschichten“ nicht mitmachen und sagte erst bei einer zweiten Nachfrage spontan zu, da er aus Paris raus wollte und er den Film in Italien drehen konnte. Das merkt man leider auch an der Inszenierung, die wie “mit links” gemacht scheint. Malle selber sagt dazu in „Louis Malle über Louis Malle“: „Alles in allem hat mir die Arbeit an dem Film keinen Spaß gemacht. (…) Das Drehbuch war mäßig, eine Regie völlig unkonzentriert.“ Obwohl “William Wilson” mit Alain Delon einen passenden Hauptdarsteller verfügt und die Geschichte um den geheimnisvollen Doppelgänger durchaus zu Poes Besten gehört, fehlt das gewisse Etwas. Was möglicherweise an der recht beiläufigen Art und Weise liegt, wie die eigentlich Höhepunkte der Episode – die Konfrontationen zwischen Wilson und seinem Doppelgänger – inszeniert sind. Auch erscheint die Rahmenhandlung der Episode, in der protestantische Wilson seine Geschichte einem katholischen Priester beichten will und dann in Panik – und recht sinnfrei – auf den Glockenturm rennt, an den Haaren herbeigezogen und nicht unbedingt zwingend. Immerhin gibt Alain Delon dem Wilhelm Wilson ein arrogantes, kaltes und sehr unsympathisches Gesicht, so dass man ihm durchaus den Tod an den Hals wünscht. Was wohl auch auf Delon selber zutraf. Dazu wieder Malle: „Die Arbeit mit Delon war schrecklich, er ist einer der schwierigsten Schauspieler, mit denen ich je zu tun hatte, nein, er ist der schwierigste Schauspieler mit dem ich je zu tun hatte. (…) er war wütend auf mich, und das kam der Ausgestaltung der Figur zugute -, und ich tat, was ich konnte, ihn in einem permanenten Zustand des Zorns zu halten!“.“ Wenn allerdings sein Gegenspieler nie richtig in Erscheinung tritt und dessen Agenda auch im Dunkeln bleibt, wird es mit dem Spannungsbogen etwas schwierig. Höhepunkt der Geschichte ist das Kartenspiel zwischen Wilson und der von einer schwarzhaarigen Brigitte Bardot – die Malle selber für schrecklich fehlbesetzt hielt – gespielten Giuseppina. Aber auch hier fehlt etwas, eine gewisse Dichte und Spannung. Man sieht zu, bleibt aber emotional außen vor. so kann man “William Wilson” dann auch als kompetent gefilmtes, letztendlich aber etwas lebloses, Werk ansehen, doch außer den eiskalten Augen von Delon und den irritierend pechschwarzen Haaren der Bardot bleibt am Ende nicht viel im Gedächtnis hängen.
“Toby Dammit” von Federico Fellini ist demgegenüber ein ganz anderes Kaliber. Gleich zu Beginn führt Fellini den Zuschauer beim Anflug des Flugzeugs, welches den englischen Shakespeare-Schauspieler Toby Dammit in das ihm fremde Rom bringen in eine ganz und gar unwirkliche Welt, welche augenblicklich an das Fegefeuer erinnert. Die ganze Künstlichkeit in dieser Szene mit dem in feuer- orange leuchtendem Himmel erinnert stark an z.B. “Goke – der Vampir auf dem Weltraum” (aus dem selben Jahr) oder den 12 Jahre später entstandenen “Flash Gordon” (dessen Set-Designer und Ausstatter Danilo Donati interessanterweise ab Fellinis nächstem Film “Satyricon” an fast jeden weiteren Fellini-Film in gleicher Funktion mitarbeitete). Auch wenn das Flugzeug gelandet ist und ein zwischen einer Marlon-Brando/Richard-Burton-Parodie und einer lebender Leiche changierender Terence Stamp von Bord stolpert, beschwören Fellini und sein Kameramann Giuseppe Rotunno, der ebenfalls ab „Toby Dammit“ zu Fellinis Stammcrew gehörte – hier ist vielleicht die Verbindung zu Danilo zu finden) die Bilder aus der Zwischenwelt. Terence Stamp als alkoholisierter, ständig über den Rand des Wahnsinns schwankender Toby Dammit ist eine typischen Fellini-Gestalt und erscheint wie ein ins Groteske Überzogener Guido Anselmi aus „8 1/2“). Wie er durch diese surreale Zwischenwelt zwischen Traum und Wirklichkeit, Leben und Tod, Erde und Hölle wankt und dabei lamentiert, schimpft und sich vor irrem Lachen biegt, wirkt fast so unheimlich, wie Klaus Kinski in einem Talkshow-Auftritt in den 70er.
Unheimlich ist auch Fellinis Welt in „Toby Dammit“, in der schrille Gestalten mit dem, was man gemeinhin als „Fellini-Gesichter“ nennt, ausstaffiert sind und die von Nino Rotas genialem Score untermalt wird. Die Szenen in den Dammit mit seinem Ferrari durch scheinbar immer wieder die selben Dörfer rast und dabei Figuren am Straßenrand stehen, die mal Mensch mal Puppe zu sein scheinen, lässt einen frösteln. Ebenso das Mädchen, welches ihm immer wieder begegnet und das scheinbar eine Inkarnation des Teufels ist. Ihr gruseliger, in Zeitlupe hüpfender Spielball ist dabei eine deutliche Anspielung auf Mario Bavas Meisterwerk „Die toten Augen des Dr. Dracula“. Und die apokalyptische letzte Einstellung nimmt schon Fulcis „Geisterstadt der Zombies“-Finale vorweg. Fellinis Episode ist die mit Abstand stärkste, was auch dadurch gewürdigt wurde, dass sie für das Filmfestival in Tribeca aufwändig von Kameramann Giuseppe Rotunno persönlich restauriert und vom Publikum als Fellinis verlorenes Meisterwerk gefeiert wurde. Zuvor hatte Fellini nach „Julia und die Geister“ drei Jahre lang keinen Film mehr gedreht. Somit war „Toby Dammit“ so etwas wie sein Comeback und läutete die zweite Phase seiner Karriere ein. Auch stilistisch werden schon Elemente vorweg genommen, die er dann bei „Satyricon“, „Rom“oder „Casanova“ noch weiter übersteigerte.
„Außergewöhnliche Geschichten“ leidet an der gleichen Schwäche, wie viele andere „Omnibus-Filme“ auch, er wirkt sehr inhomogen. Nach der langweilig-belanglosen Vadim-Episode und der zwar besseren, aber unter seinen Möglichkeiten bleibenden Malle-Episode, ist die von Federico Fellini inszenierte, großartige „Toby Dammit“-Geschichte das Highlight dieser Zusammenstellung und gleichzeitig auch ein wichtiges Werk in Fellinis Schaffen. Allein hierfür lohnt es sich, die DVD zu erstehen.
Das Bild der DVD ist gut, der Ton anständig. Dieser liegt auf Deutsch, Englisch (hier übernimmt der Star der Corman-Poe-Filme, Vincent Price, die Stimme des Erzählers), Französisch und multilingual vor. Letztere Option ist zu bevorzugen, da „Metzengerstein“ auf Englisch, „William Wilson“ auf Französisch und „Toby Dammit“ der Geschichte entsprecht auf Italienisch und Englisch gedreht wurde. Die Extras sind leider sehr mager. Außer einem Trailer hat man noch die Chance, die drei Geschichten einzeln anzuwählen, was aber natürlich auch über das Kapitelmenü möglich wäre und für mich kein wirkliches „Extra“ darstellt. Wenn sich eine Reihe “Masterpieces of Cinema” nennt, erwartet man doch schon etwas mehr Mühe.
Alle Zitate von Louis Malle aus „Louis Malle über Louis Malle“, herausgegeben von Philip French, Alexander Verlag Berlin, 1998
Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2014/02/ ... schichten/
„Metzengerstein“: Die grausame Gräfin Frederique von Metzengerstein terrorisiert und quält ihre Umwelt, bis sie eines Tages zufällig ihren verfeindeten Cousine Baron Wilhelm Berlifitzing trifft und sich ihn verliebt. Als dieser ihre Gefühle nicht erwidert, lässt sie seinen Pferdestall niederbrennen. Bei dem Versuch sein geliebtes Pferd zu retten, kommt Berlifitzing in den Flammen um. Kurze Zeit später erscheint ein riesiges Pferd im Hof des Schlosses zu Metzengerstein, das auf Frederique eine seltsame Faszination ausübt.
„William Wilson“: Der gefühlskalte und sadistische William Wilson wird seinem Doppelgänger konfrontiert, der immer wieder seine bösen Pläne durchkreuzt.
„Toby Dammit“: Der ständig betrunkene, englische Schauspieler Toby Dammit reist nach Rom, wo er die Hauptrolle in einem christlichen Italo-Western spielen soll. In Rom angekommen begegnet Dammit allerlei skurril-grotesken Gestalten und trifft immer wieder auf ein unheimliches Mädchen…
In den 60er Jahren erlebte eine Filmform seine Blüte, die heute kaum bis gar nicht mehr gepflegt wird: Der Omnibus-Film bei denen drei oder mehr berühmte Regisseure einen Kurzfilm zu einem Thema liefern. Natürlich gibt es solche Phänomene auch heute, man denke nur an die beiden “V-H-S“-Filme oder “Paris, je t’aime“, doch das sind eher kleinere Produktionen oder – wie im Fall von “Paris, je t’aime” – bunte Kaleidoskope und kleine Fingerübungen für die Beteiligten. Früher konnten die Segmente durchaus dem Hauptwerk eines Regisseurs zugeordnet werden. Pasolinis berühmter “La Riccota” gehörte zu einem Film namens “Ro.Go.Pa.G.” an dem ansonsten noch Jean-Luc Godard und Roberto Rossellini mitarbeiteten. “Hexen von heute” vereinte neben Pasolini noch Vittorio De Sica und Luccino Visconti. Und François Truffauts Episode “Antoine et Colette” in “Liebe mit Zwanzig” (mit weiteren Episoden von Marcel Ophüls und Andrzej Wajda) ist sogar ein wichtiger Bestandteil seiner Antoine-Doinell-Saga. Bei “Außergewöhnliche Geschichten” ist das gemeinsame Bindeglied zwischen den Filmen der große Edgar Allan Poe. Dieser wurde sicherlich auch vor dem Hintergrund der damals sehr erfolgreichen Reihe mit Roger-Corman-Verfilmungen – die 1968 allerdings schon beendet war – ausgewählt. Der Film wurde dann als italienisch-französische Co-Produktion realisiert, wobei die Franzosen als Regisseure Roger Vadim und Louis Malle, und die Italiener Federico Fellini ins Feld führten. Ursprünglich war noch Orson Welles für das Projekt vorgesehen und sollte zwei Episoden (“Die Maske des roten Todes” und “Das Fass Amontillado”) inszenieren. doch dies zerschlug sich recht bald. Schade, beide Stoffe hätten sich gut in sein Werk eingefügt. Statt Welles wurde Fellini an Bord geholt und dies wahrlich nicht zum Nachteil des Filmes.
Die erste Episode, “Metzengerstein”, wurde von Roger Vadim umgesetzt, der gerade frisch von den “Barbarella“-Dreharbeiten kam. Von dort hatte er dann auch gleich seine Ehefrau Jane Fonda mitgebracht, die hier die sadistische Gräfin Federica Metzengerstein (in der Vorlage noch ein Frederick) spielt. Die Fonda trägt dann auch gleich einige übriggebliebene “Barbarella”-Kostüme auf, was den männlichen Zuschauer natürlich sehr entzückt. Überhaupt wird sie von ihrem Ehemann ausgesprochen vorteilhaft in Szene gesetzt, so dass sie das ganze Segment mit ihrer strahlenden Schönheit überstrahlt. Und dies ist auch ganz gut so, denn sehr viel mehr hat “Metzengerstein” leider nicht zu bieten. Nach einem vielversprechenden Anfang, der Federicas Verkommenheit und ihren Sadismus illustrieren soll – dabei allerdings sehr verspielt und weniger erschreckend erscheint – wir die zeit durch zahlreiche Ausflüge der Gräfin zu Pferde gestreckt. Was zwar schön gefilmt ist und neben Frau Fonda auch mit wunderbaren aufnahmen der Bretagne landschaftlich einiges für das Auge bietet, aber darüber hinaus auch reichlich zäh ist. Vadim ist ganz offensichtlich mehr daran gelegen, seine Frau ins rechte Licht zu rücken, als einen gewissen Poe’schen Schrecken zu kultivieren. So bleibt die Geschichte, um den Cousin der in der Gestalt eines riesigen Pferdes zurückkehrt, um sich zu rächen, flach und uninspiriert. Auch die Geschichte um den Wandteppich kann keine gruselige Stimmung hervorrufen und das Ende soll dann wohl lyrisch wirken, enttäuscht aber mit seinem beiläufig Unspektakulären. Immerhin kann man in “Metzengerstein” den bislang einzigen gemeinsamen Auftritt der Geschwister Fonda bewundern. Pikanterweise als verhindertes Liebespaar.
Louis Malle nahm die Regie der nächsten Episode, “Wilhelm Wilson”. Zunächst wollte er bei „Außergewöhnliche Geschichten“ nicht mitmachen und sagte erst bei einer zweiten Nachfrage spontan zu, da er aus Paris raus wollte und er den Film in Italien drehen konnte. Das merkt man leider auch an der Inszenierung, die wie “mit links” gemacht scheint. Malle selber sagt dazu in „Louis Malle über Louis Malle“: „Alles in allem hat mir die Arbeit an dem Film keinen Spaß gemacht. (…) Das Drehbuch war mäßig, eine Regie völlig unkonzentriert.“ Obwohl “William Wilson” mit Alain Delon einen passenden Hauptdarsteller verfügt und die Geschichte um den geheimnisvollen Doppelgänger durchaus zu Poes Besten gehört, fehlt das gewisse Etwas. Was möglicherweise an der recht beiläufigen Art und Weise liegt, wie die eigentlich Höhepunkte der Episode – die Konfrontationen zwischen Wilson und seinem Doppelgänger – inszeniert sind. Auch erscheint die Rahmenhandlung der Episode, in der protestantische Wilson seine Geschichte einem katholischen Priester beichten will und dann in Panik – und recht sinnfrei – auf den Glockenturm rennt, an den Haaren herbeigezogen und nicht unbedingt zwingend. Immerhin gibt Alain Delon dem Wilhelm Wilson ein arrogantes, kaltes und sehr unsympathisches Gesicht, so dass man ihm durchaus den Tod an den Hals wünscht. Was wohl auch auf Delon selber zutraf. Dazu wieder Malle: „Die Arbeit mit Delon war schrecklich, er ist einer der schwierigsten Schauspieler, mit denen ich je zu tun hatte, nein, er ist der schwierigste Schauspieler mit dem ich je zu tun hatte. (…) er war wütend auf mich, und das kam der Ausgestaltung der Figur zugute -, und ich tat, was ich konnte, ihn in einem permanenten Zustand des Zorns zu halten!“.“ Wenn allerdings sein Gegenspieler nie richtig in Erscheinung tritt und dessen Agenda auch im Dunkeln bleibt, wird es mit dem Spannungsbogen etwas schwierig. Höhepunkt der Geschichte ist das Kartenspiel zwischen Wilson und der von einer schwarzhaarigen Brigitte Bardot – die Malle selber für schrecklich fehlbesetzt hielt – gespielten Giuseppina. Aber auch hier fehlt etwas, eine gewisse Dichte und Spannung. Man sieht zu, bleibt aber emotional außen vor. so kann man “William Wilson” dann auch als kompetent gefilmtes, letztendlich aber etwas lebloses, Werk ansehen, doch außer den eiskalten Augen von Delon und den irritierend pechschwarzen Haaren der Bardot bleibt am Ende nicht viel im Gedächtnis hängen.
“Toby Dammit” von Federico Fellini ist demgegenüber ein ganz anderes Kaliber. Gleich zu Beginn führt Fellini den Zuschauer beim Anflug des Flugzeugs, welches den englischen Shakespeare-Schauspieler Toby Dammit in das ihm fremde Rom bringen in eine ganz und gar unwirkliche Welt, welche augenblicklich an das Fegefeuer erinnert. Die ganze Künstlichkeit in dieser Szene mit dem in feuer- orange leuchtendem Himmel erinnert stark an z.B. “Goke – der Vampir auf dem Weltraum” (aus dem selben Jahr) oder den 12 Jahre später entstandenen “Flash Gordon” (dessen Set-Designer und Ausstatter Danilo Donati interessanterweise ab Fellinis nächstem Film “Satyricon” an fast jeden weiteren Fellini-Film in gleicher Funktion mitarbeitete). Auch wenn das Flugzeug gelandet ist und ein zwischen einer Marlon-Brando/Richard-Burton-Parodie und einer lebender Leiche changierender Terence Stamp von Bord stolpert, beschwören Fellini und sein Kameramann Giuseppe Rotunno, der ebenfalls ab „Toby Dammit“ zu Fellinis Stammcrew gehörte – hier ist vielleicht die Verbindung zu Danilo zu finden) die Bilder aus der Zwischenwelt. Terence Stamp als alkoholisierter, ständig über den Rand des Wahnsinns schwankender Toby Dammit ist eine typischen Fellini-Gestalt und erscheint wie ein ins Groteske Überzogener Guido Anselmi aus „8 1/2“). Wie er durch diese surreale Zwischenwelt zwischen Traum und Wirklichkeit, Leben und Tod, Erde und Hölle wankt und dabei lamentiert, schimpft und sich vor irrem Lachen biegt, wirkt fast so unheimlich, wie Klaus Kinski in einem Talkshow-Auftritt in den 70er.
Unheimlich ist auch Fellinis Welt in „Toby Dammit“, in der schrille Gestalten mit dem, was man gemeinhin als „Fellini-Gesichter“ nennt, ausstaffiert sind und die von Nino Rotas genialem Score untermalt wird. Die Szenen in den Dammit mit seinem Ferrari durch scheinbar immer wieder die selben Dörfer rast und dabei Figuren am Straßenrand stehen, die mal Mensch mal Puppe zu sein scheinen, lässt einen frösteln. Ebenso das Mädchen, welches ihm immer wieder begegnet und das scheinbar eine Inkarnation des Teufels ist. Ihr gruseliger, in Zeitlupe hüpfender Spielball ist dabei eine deutliche Anspielung auf Mario Bavas Meisterwerk „Die toten Augen des Dr. Dracula“. Und die apokalyptische letzte Einstellung nimmt schon Fulcis „Geisterstadt der Zombies“-Finale vorweg. Fellinis Episode ist die mit Abstand stärkste, was auch dadurch gewürdigt wurde, dass sie für das Filmfestival in Tribeca aufwändig von Kameramann Giuseppe Rotunno persönlich restauriert und vom Publikum als Fellinis verlorenes Meisterwerk gefeiert wurde. Zuvor hatte Fellini nach „Julia und die Geister“ drei Jahre lang keinen Film mehr gedreht. Somit war „Toby Dammit“ so etwas wie sein Comeback und läutete die zweite Phase seiner Karriere ein. Auch stilistisch werden schon Elemente vorweg genommen, die er dann bei „Satyricon“, „Rom“oder „Casanova“ noch weiter übersteigerte.
„Außergewöhnliche Geschichten“ leidet an der gleichen Schwäche, wie viele andere „Omnibus-Filme“ auch, er wirkt sehr inhomogen. Nach der langweilig-belanglosen Vadim-Episode und der zwar besseren, aber unter seinen Möglichkeiten bleibenden Malle-Episode, ist die von Federico Fellini inszenierte, großartige „Toby Dammit“-Geschichte das Highlight dieser Zusammenstellung und gleichzeitig auch ein wichtiges Werk in Fellinis Schaffen. Allein hierfür lohnt es sich, die DVD zu erstehen.
Das Bild der DVD ist gut, der Ton anständig. Dieser liegt auf Deutsch, Englisch (hier übernimmt der Star der Corman-Poe-Filme, Vincent Price, die Stimme des Erzählers), Französisch und multilingual vor. Letztere Option ist zu bevorzugen, da „Metzengerstein“ auf Englisch, „William Wilson“ auf Französisch und „Toby Dammit“ der Geschichte entsprecht auf Italienisch und Englisch gedreht wurde. Die Extras sind leider sehr mager. Außer einem Trailer hat man noch die Chance, die drei Geschichten einzeln anzuwählen, was aber natürlich auch über das Kapitelmenü möglich wäre und für mich kein wirkliches „Extra“ darstellt. Wenn sich eine Reihe “Masterpieces of Cinema” nennt, erwartet man doch schon etwas mehr Mühe.
Alle Zitate von Louis Malle aus „Louis Malle über Louis Malle“, herausgegeben von Philip French, Alexander Verlag Berlin, 1998
Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2014/02/ ... schichten/
Früher war mehr Lametta
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Re: Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (1968)
@jogiwan: Hast mich überzeugt, habe soeben bestellt!
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Außergewöhnliche Geschichten - Fellini, Malle, Vadim (1968)
Für die 1968 erschienene Edgar-Allan-Poe-Anthologie „Außergewöhnliche Geschichten“ hatte Produzent Raymond Eger mit den Franzosen Louis Malle („Fahrstuhl zum Schafott“) und Roger Vadim („Barbarella“) sowie dem Italiener Federico Fellini („Julia und die Geister“) drei Namen verpflichtet, die nicht unbedingt dem Genrefilm zugerechnet werden. Der Film umfasst drei voneinander unabhängige Episoden und verzichtet auf eine Rahmenhandlung:
„Angst ergriff ihre Seele.“
In „Metzengerstein“ geht die attraktive, jedoch grausame Gräfin Frederica von Metzengerstein (Jane Fonda, „Barbarella“) zusammen mit anderen Aristokraten ihrem Hedonismus auf Kosten der einfachen Bevölkerung nach. Ihr Cousin Wilhelm (Peter Fonda, „Easy Rider“) jedoch ist charakterlich das exakte Gegenteil und da sich Gegensätze anziehen, verguckt sie sich in ihn und versucht, ihn für sich zu gewinnen. Dies beruht leider nicht auf Gegenseitigkeit und so beauftragt sie im Zorn eines Tages ihren Diener Hugues (Serge Marquand, „Der Bastard“), Wilhelms Tierställe niederzubrennen. Dabei kommt auch Wilhelm in der Feuerbrunst um. Einzig ein Rappe scheint überlebt zu haben, der Fredericas Nähe sucht und schnurstracks in ihr Schloss galoppiert. Es scheint, als lebe Wilhelms Seele im Pferd weiter…
„Woran denkt Ihr?“ – „An nichts! Na, was ist?!“
Roger Vadim machte aus dem Frederick der Poe’schen Vorlage (Poes Debüt) kurzerhand eine Frederica, um – ähnlich wie just zuvor in „Barbarella“ – diese Hauptrolle mit seiner betörenden Lebensgefährtin Jane Fonda zu besetzen, sie in abgefahrene Kostüme (die das altertümliche Setting konterkarieren) zu stecken und in dezenten Erotikszenen zu inszenieren. Außerdem führt ein zurückhaltender Sprecher durch den Film. Erstmals in ihrer filmischen Laufbahn treffen die Fonda-Geschwister vor der Kamera aufeinander und Jane muss die bis über beide Ohren Verknallte, jedoch Zurückgewiesene mimen. Das flammende Inferno, die ihm ausgesetzten Tiere, der brennende Diener und das zerfallende Gebäude wurden beeindruckend von der Kamera eingefangen und Jane Fonda fasziniert mit ihrer Rolle, ihrer Mimik und ihren stahlblauen Augen – visuell ist „Metzengerstein“ alles andere als von schlechten Eltern. Der Rappe scheint aus Fredericas Wandteppich ausgebrochen zu sein, woraufhin sie ihn restaurieren lässt und eine innige Beziehung zum Pferd aufbaut. Damit wirkt „Metzengerstein“ ein bisschen wie als träfe „Wendy“-Pferdemädchenkitsch auf Seelenwanderungs-Mystery, doch als Frederica aus Liebe zu Wilhelm halbnackt in einen Waldbrand reitet, besiegelt sie die moritatische Moral des Films, der weit davon entfernt ist, gruselig oder gar verstörend zu sein, aber aufgrund seiner beschriebenen Qualitäten viel Freude bereitet. Und der Streicher- und Bläser-Soundtrack schmeichelt den Ohren wie die Bilder den Augen. Fein!
„Ich wollte den Krieg!“
Der ehemalige Offizier „William Wilson“ (Alain Delon, „Der eiskalte Engel“) hetzt verletzt durch die österreichisch besetzten Straßen Norditaliens des 19. Jahrhunderts in eine Kirche und beichtet, jemanden umgebracht zu haben. Seine Beichte wird zu einer ausführlichen Rückblende, beginnend mit seiner Schulzeit, als er federführend beim Mobbing eines Mitschülers war. Plötzlich wurde ihm ein neuer Mitschüler vorgestellt, der so heißt wie er: William Wilson. Sein Versuch, den unliebsamen Doppelgänger umzubringen, misslang. Jahre später entführte er zusammen mit anderen Medizinstudenten eine Frau, die sie lebendig sezieren, ihr Herz herausschneiden wollten. Da platzte sein „Zwilling“ dazwischen und die Frau starb durch einen Skalpellstich. Beim Militär führte William schließlich ein ausschweifendes Leben. Im Rahmen eines Maskenballs lernte er die Dame Giuseppina (Brigitte Bardot, „Verrat“) kennen, die offenbar nicht viel von ihm hält, weshalb er sich einen Spaß daraus machte, sie beim Kartenspielen seinen Freunden vorzuführen. Nachdem er sie bereits komplett ausgenommen hatte, forderte er ihren Körper als Einsatz, woraufhin sie sich von ihm auspeitschen lassen musste. Doch sein mysteriöser Doppelgänger erschien einmal mehr auf der Bildfläche und überführte ihn den Falschspiels, als Konsequenz wurde William aus dem Militär entlassen. Es kam zum erbitterten Kampf zwischen William und seinem Alter Ego, das der „böse“ William gewann…
„Es ging alles gut! Bis zu jener Nacht…“
Louis Malle arbeitete für seine leider etwas arg uninspiriert wirkende Poe-Verfilmung mit den beiden heutigen Rechtsextremisten Delon und Bardot und haderte im Nachhinein doch sehr damit. Die Arbeit mit Delon sei überaus schwierig und Bardot hochgradig fehlbesetzt gewesen. Das Drehbuch verflachte die Poe’sche Vorlage zudem stark und machte aus William Wilson von vornherein einen bösen Menschen, ohne ihm eine Entwicklung zuzugestehen. Das Kernstück dieses Films ist das Kartenspielduell, die letztliche Pointe etwas schwach und die gesamte Episode zu emotionsarm und unterkühlt, als dass sie wirklich fesseln und begeistern könnte. Ihre Eindimensionalität lässt das Thema innerer Zerrissenheit, Widersprüchlichkeit, Schizophrenie bis hin zur Seelenteilung kaum erahnen bzw. behandelt es zu stiefmütterlich. Immerhin bewirkt das auch hier moralisch geprägte Ende eine gewisse Genugtuung und ist Malle versierter Regisseur sowie der Film kurz genug, um nicht zu langweilen, sondern durchaus kurzweilig zu unterhalten, wenn auch etwas ratlos oder enttäuscht zurücklassend.
„Die Frau mit ihrem großen Busen steht für die trügerische Flucht ins Irrationale!“
„Toby Dammit“ ist eine sehr freie Adaption der Poe-Geschichte „Never Bet the Devil Your Head“ durch Federico Fellini: Der britische Schauspieler Toby Dammit (Terence Stamp, „Teorema - Geometrie der Liebe“) hat seine besten Tage bereits hinter sich und ein ausgeprägtes Alkoholproblem entwickelt, doch nun die Hauptrolle in einem christlichen Italo-Western inne. Am Römer Flughafen trifft er seine italienischen Produzenten und auf einen Auftritt in einem Fernsehstudio folgt eine Preisverleihung für seine darstellerischen Leistungen, von der er betrunken im Ferrari davonbraust, den ihn die Produzenten zur Verfügung gestellt haben. Ständig wird er von Visionen eines jungen, ballspielenden Mädchens geplagt und dieses wird auch das letzte sein, das er sieht, als sich in einen Ort des Stillstands verfährt…
„Für mich ist der Teufel sympathisch und fröhlich!“
Federico Fellini hat seinen Film als einziger in der Gegenwart angesiedelt und zu einer grotesken Satire funktioniert, die die Filmbranche aufs Korn nimmt und getreu dem Motto „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“ ein unschuldig wirkendes kleines Mädchen als Höllenwesen instrumentalisiert. U.a. mittels orangefarbener Ausleuchtungen erzeugt er unwirklich wirkende Bilder und inszeniert in Person Dammits einen abgehalfterten Typus Schauspieler, der sich mehr für seine Sucht als für alles andere interessiert und längst zum desillusionierten Zyniker geworden ist, während man ihn außerhalb seiner Heimat noch für vergangene Leistungen feiert. Stamp wirkt aus heutiger Sicht äußerlich wie eine Mischung aus Udo Kier und Uwe Ochsenknecht und brilliert als Verkörperung allen Übels aus Sicht von Filmemachern. Man legt Dammit scharfzüngige Antworten auf die Zunge, eingebettet in geniale Dialoge. Er wirkt wie ein Künstler, der den Ruhm und Rummel und seine Person überhaupt nicht vertragen hat und zu einem innerlich leeren egozentrischen Narziss wurde, der an der Realität scheitert. Damit steht er sicherlich stellvertretend für manch internationalen Star, der es im Ausland noch einmal wissen wollte und an zunächst begeisterte Filmemacher geriet, die er letztlich enttäuschen musste – erinnert fühlte ich mich auch an die Zeit italienischer Massenproduktionen und schließlich des Niedergangs der italienischen Filmbranche. Nicht nur deshalb, auch aufgrund seines eigenwilligen, extraordinären Stils wirkt „Toby Dammit“ visionär und seiner Zeit voraus, wie eine Abrechnung einer- und selbstironische Satire andererseits, wie eine der Realität entrückte, dafür der Verrücktheit eines Toby Dammits nahe Parabel auf den tiefen Fall und das Ende. Das ist nur wenig verklausuliertes, dafür umso größeres, meisterhaftes Kino und der herausstechende Beitrag zu dieser Anthologie, die sich Poes Schaffen insgesamt einmal etwas anders nähert, als es beispielsweise ein Roger Corman zuvor tat, daher mein gesteigertes Interesse hervorrief und mich nicht enttäuschte – wenn auch mit deutlichen Abstrichen bei Malles Beitrag.
„Angst ergriff ihre Seele.“
In „Metzengerstein“ geht die attraktive, jedoch grausame Gräfin Frederica von Metzengerstein (Jane Fonda, „Barbarella“) zusammen mit anderen Aristokraten ihrem Hedonismus auf Kosten der einfachen Bevölkerung nach. Ihr Cousin Wilhelm (Peter Fonda, „Easy Rider“) jedoch ist charakterlich das exakte Gegenteil und da sich Gegensätze anziehen, verguckt sie sich in ihn und versucht, ihn für sich zu gewinnen. Dies beruht leider nicht auf Gegenseitigkeit und so beauftragt sie im Zorn eines Tages ihren Diener Hugues (Serge Marquand, „Der Bastard“), Wilhelms Tierställe niederzubrennen. Dabei kommt auch Wilhelm in der Feuerbrunst um. Einzig ein Rappe scheint überlebt zu haben, der Fredericas Nähe sucht und schnurstracks in ihr Schloss galoppiert. Es scheint, als lebe Wilhelms Seele im Pferd weiter…
„Woran denkt Ihr?“ – „An nichts! Na, was ist?!“
Roger Vadim machte aus dem Frederick der Poe’schen Vorlage (Poes Debüt) kurzerhand eine Frederica, um – ähnlich wie just zuvor in „Barbarella“ – diese Hauptrolle mit seiner betörenden Lebensgefährtin Jane Fonda zu besetzen, sie in abgefahrene Kostüme (die das altertümliche Setting konterkarieren) zu stecken und in dezenten Erotikszenen zu inszenieren. Außerdem führt ein zurückhaltender Sprecher durch den Film. Erstmals in ihrer filmischen Laufbahn treffen die Fonda-Geschwister vor der Kamera aufeinander und Jane muss die bis über beide Ohren Verknallte, jedoch Zurückgewiesene mimen. Das flammende Inferno, die ihm ausgesetzten Tiere, der brennende Diener und das zerfallende Gebäude wurden beeindruckend von der Kamera eingefangen und Jane Fonda fasziniert mit ihrer Rolle, ihrer Mimik und ihren stahlblauen Augen – visuell ist „Metzengerstein“ alles andere als von schlechten Eltern. Der Rappe scheint aus Fredericas Wandteppich ausgebrochen zu sein, woraufhin sie ihn restaurieren lässt und eine innige Beziehung zum Pferd aufbaut. Damit wirkt „Metzengerstein“ ein bisschen wie als träfe „Wendy“-Pferdemädchenkitsch auf Seelenwanderungs-Mystery, doch als Frederica aus Liebe zu Wilhelm halbnackt in einen Waldbrand reitet, besiegelt sie die moritatische Moral des Films, der weit davon entfernt ist, gruselig oder gar verstörend zu sein, aber aufgrund seiner beschriebenen Qualitäten viel Freude bereitet. Und der Streicher- und Bläser-Soundtrack schmeichelt den Ohren wie die Bilder den Augen. Fein!
„Ich wollte den Krieg!“
Der ehemalige Offizier „William Wilson“ (Alain Delon, „Der eiskalte Engel“) hetzt verletzt durch die österreichisch besetzten Straßen Norditaliens des 19. Jahrhunderts in eine Kirche und beichtet, jemanden umgebracht zu haben. Seine Beichte wird zu einer ausführlichen Rückblende, beginnend mit seiner Schulzeit, als er federführend beim Mobbing eines Mitschülers war. Plötzlich wurde ihm ein neuer Mitschüler vorgestellt, der so heißt wie er: William Wilson. Sein Versuch, den unliebsamen Doppelgänger umzubringen, misslang. Jahre später entführte er zusammen mit anderen Medizinstudenten eine Frau, die sie lebendig sezieren, ihr Herz herausschneiden wollten. Da platzte sein „Zwilling“ dazwischen und die Frau starb durch einen Skalpellstich. Beim Militär führte William schließlich ein ausschweifendes Leben. Im Rahmen eines Maskenballs lernte er die Dame Giuseppina (Brigitte Bardot, „Verrat“) kennen, die offenbar nicht viel von ihm hält, weshalb er sich einen Spaß daraus machte, sie beim Kartenspielen seinen Freunden vorzuführen. Nachdem er sie bereits komplett ausgenommen hatte, forderte er ihren Körper als Einsatz, woraufhin sie sich von ihm auspeitschen lassen musste. Doch sein mysteriöser Doppelgänger erschien einmal mehr auf der Bildfläche und überführte ihn den Falschspiels, als Konsequenz wurde William aus dem Militär entlassen. Es kam zum erbitterten Kampf zwischen William und seinem Alter Ego, das der „böse“ William gewann…
„Es ging alles gut! Bis zu jener Nacht…“
Louis Malle arbeitete für seine leider etwas arg uninspiriert wirkende Poe-Verfilmung mit den beiden heutigen Rechtsextremisten Delon und Bardot und haderte im Nachhinein doch sehr damit. Die Arbeit mit Delon sei überaus schwierig und Bardot hochgradig fehlbesetzt gewesen. Das Drehbuch verflachte die Poe’sche Vorlage zudem stark und machte aus William Wilson von vornherein einen bösen Menschen, ohne ihm eine Entwicklung zuzugestehen. Das Kernstück dieses Films ist das Kartenspielduell, die letztliche Pointe etwas schwach und die gesamte Episode zu emotionsarm und unterkühlt, als dass sie wirklich fesseln und begeistern könnte. Ihre Eindimensionalität lässt das Thema innerer Zerrissenheit, Widersprüchlichkeit, Schizophrenie bis hin zur Seelenteilung kaum erahnen bzw. behandelt es zu stiefmütterlich. Immerhin bewirkt das auch hier moralisch geprägte Ende eine gewisse Genugtuung und ist Malle versierter Regisseur sowie der Film kurz genug, um nicht zu langweilen, sondern durchaus kurzweilig zu unterhalten, wenn auch etwas ratlos oder enttäuscht zurücklassend.
„Die Frau mit ihrem großen Busen steht für die trügerische Flucht ins Irrationale!“
„Toby Dammit“ ist eine sehr freie Adaption der Poe-Geschichte „Never Bet the Devil Your Head“ durch Federico Fellini: Der britische Schauspieler Toby Dammit (Terence Stamp, „Teorema - Geometrie der Liebe“) hat seine besten Tage bereits hinter sich und ein ausgeprägtes Alkoholproblem entwickelt, doch nun die Hauptrolle in einem christlichen Italo-Western inne. Am Römer Flughafen trifft er seine italienischen Produzenten und auf einen Auftritt in einem Fernsehstudio folgt eine Preisverleihung für seine darstellerischen Leistungen, von der er betrunken im Ferrari davonbraust, den ihn die Produzenten zur Verfügung gestellt haben. Ständig wird er von Visionen eines jungen, ballspielenden Mädchens geplagt und dieses wird auch das letzte sein, das er sieht, als sich in einen Ort des Stillstands verfährt…
„Für mich ist der Teufel sympathisch und fröhlich!“
Federico Fellini hat seinen Film als einziger in der Gegenwart angesiedelt und zu einer grotesken Satire funktioniert, die die Filmbranche aufs Korn nimmt und getreu dem Motto „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“ ein unschuldig wirkendes kleines Mädchen als Höllenwesen instrumentalisiert. U.a. mittels orangefarbener Ausleuchtungen erzeugt er unwirklich wirkende Bilder und inszeniert in Person Dammits einen abgehalfterten Typus Schauspieler, der sich mehr für seine Sucht als für alles andere interessiert und längst zum desillusionierten Zyniker geworden ist, während man ihn außerhalb seiner Heimat noch für vergangene Leistungen feiert. Stamp wirkt aus heutiger Sicht äußerlich wie eine Mischung aus Udo Kier und Uwe Ochsenknecht und brilliert als Verkörperung allen Übels aus Sicht von Filmemachern. Man legt Dammit scharfzüngige Antworten auf die Zunge, eingebettet in geniale Dialoge. Er wirkt wie ein Künstler, der den Ruhm und Rummel und seine Person überhaupt nicht vertragen hat und zu einem innerlich leeren egozentrischen Narziss wurde, der an der Realität scheitert. Damit steht er sicherlich stellvertretend für manch internationalen Star, der es im Ausland noch einmal wissen wollte und an zunächst begeisterte Filmemacher geriet, die er letztlich enttäuschen musste – erinnert fühlte ich mich auch an die Zeit italienischer Massenproduktionen und schließlich des Niedergangs der italienischen Filmbranche. Nicht nur deshalb, auch aufgrund seines eigenwilligen, extraordinären Stils wirkt „Toby Dammit“ visionär und seiner Zeit voraus, wie eine Abrechnung einer- und selbstironische Satire andererseits, wie eine der Realität entrückte, dafür der Verrücktheit eines Toby Dammits nahe Parabel auf den tiefen Fall und das Ende. Das ist nur wenig verklausuliertes, dafür umso größeres, meisterhaftes Kino und der herausstechende Beitrag zu dieser Anthologie, die sich Poes Schaffen insgesamt einmal etwas anders nähert, als es beispielsweise ein Roger Corman zuvor tat, daher mein gesteigertes Interesse hervorrief und mich nicht enttäuschte – wenn auch mit deutlichen Abstrichen bei Malles Beitrag.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!