Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau (1974)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau (1974)

Beitrag von Onkel Joe »

Non_si_deve_profanare_il_sonno_dei_morti.jpg
Non_si_deve_profanare_il_sonno_dei_morti.jpg (288.14 KiB) 969 mal betrachtet

Originaltitel: Non si deve profanare il sonno dei morti

Herstellungsland: Italien / Spanien / 1974

Regie: Jorge Grau

Darsteller: Cristina Galbó, Ray Lovelock, Arthur Kennedy, Aldo Massasso, Giorgio Trestini u. A.

Story:

Durch einen kleinen Unfall ist die junge Edna gezwungen, George in ihrem Auto mitzunehmen. Während er auf dem Weg zu einem Geschäftskunden ist, will sie ihre drogenabhängige Schwester in einem kleinen englischen Ort besuchen. Bei einem kurzen Zwischenstopp stößt George auf Wissenschaftler, die eine neuartige Insektenvernichtungsmaschine testen, die auf radioaktiver Strahlung basiert. Gleichzeitig wird Edna von einem seltsamen Mann angegriffen. In der Folgezeit geschehen einige Morde und es scheint so, als würden die Toten durch die radioaktive Strahlung wieder belebt und nun Jagd auf Menschen machen. Zudem verdächtigt der reaktionäre Oberpolizist auch noch George der Taten, weil er "Langhaarige" nicht mag…
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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Santini
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von Santini »

Für mich einer der Zombiefilme schlechthin.

Nach einem etwas behäbigem Anfang geht es dann voll zur Sache.
Athmo, Spannung, Gore - hier stimmt einfach alles.

Und so ganz "nebenbei" ist der Film, für mich, irgendwie auch noch das Bindeglied zwischen Romero's NIGHT und DAWN.

Ein Klassiker und All-Time-Fave!

Den deutschen Trailer seh ich auch immer wieder gern.

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dr. freudstein
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von dr. freudstein »

Let sleeping corpses lie - Filmprogramm
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster nicht mehr verfügbar.
Midnight Media Publishing, 40 Seiten, englisch, mit vielen Lobby Cards aus verschiedenen Ländern und Filmographie Jorge Grau
dr. freudstein
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von dr. freudstein »

dem santini gebe ich voll recht mit dem Bindeglied zwischen NIGHT OF THE LIVING DEAD und DAWN OF THE DEAD, vor allem athmosphärisch gesehen.
aber auch inhaltlich, wie geht die Menschheit (hier halt nur regional) mit dem Phänomenen um, wenn die Leichen aus den Gräbern steigen. Jorge Grau war seiner Zeit damals, genauso wie Amando de Ossorio voraus und hat wohl den Weg geebnet für kommende Zombiefilme modernen Charakters.
Genauso könnte ich mir die Reaktionen der Mitmenschen auch in real vorstellen.
Interessant auch die Anprangerung menschlicher Eingriffe in die Natur (heute wohl Gen-Technik oder so), weil zu dem damaligen Zeitpunkt das noch nicht so im Vordergrund stand.
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CamperVan.Helsing
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von CamperVan.Helsing »

In David Piries überaus empfehlenswertem Buchklassiker "Vampir Filmkult" (1977) gibt es eine ausführliche Besprechung des Films, da Pirie den Film wie auch Romeros NIGHT (die Zombiefilmwelle hatte ja noch nicht begonnen) als moderne Variante des Vampirfilms ansah.
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Santini
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von Santini »

Scan vom Werberatschlag des damaligen dt. Kinoverleihers JUGENDFILM
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster nicht mehr verfügbar.
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Santini
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von Santini »

Scan "Neues Filmprogramm" - Ausgabe Mai 1976
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster nicht mehr verfügbar.
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Blap
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The Living Dead at Manchester Morgue - Jorge Grau

Beitrag von Blap »

The Living Dead at Manchester Morgue (Spanien, Italien 1974, Originaltitel: Non si deve profanare il sonno dei morti)

George (Ray Lovelock) lässt am Wochenende die Hektik Londons hinter sich, es zieht ihn in sein kleines Häuschen auf dem Land. Bei einem kurzen Stop an einer Tankstelle kommt sein Moped zu Schaden. Eine junge Dame legt beim Anfahren aus Versehen den Rückwärtsgang ein, schon ist das Zweirad nicht mehr fahrtauglich. Der Tankstellenbetreiber hat zwar eine kleine Werkstatt, muss die Ersatzteile aber zunächst beschaffen. Ergo kann das Bike nicht vor Montag repariert und abgeholt werden. Edna (Cristina Galbó) ist untröstlich, was George umgehend nutzt, er übernimmt das Steuer von Ednas Mini Cooper, da sie ungefähr in die gleiche Richtung wie er muss. Da sie übermüdet ist, bittet sie ihren unerwarteten Mitfahrer darum sie an ihrem Reiseziel abzusetzen, er könne den Wagen dann übers Wochenende behalten. Leicht angenervt willigt George ein, allerdings kennt die Mopedschlächterin den Weg offensichtlich nicht genau, was den mehr und mehr unwilligen George zur Nachfrage bei einem Landwirt veranlasst. Als Edna kurz allein ist, wird sie von einer unheimlichen Gestalt angegriffen. Panisch rennt sie davon, doch als George und ein Anwohner zurückkommen, können sie niemanden mehr entdecken. Schliesslich erreicht das dynamische Duo tatsächlich das Reiseziel der jungen Dame, die ihrer Schwester einen dringenden Besuch abstatten muss. Damit soll der Ärger erst richtig anfangen, denn ein grausiger Mord ist geschehen. Martin -der Mann von Ednas Schwester Katie- wurde auf brutale Art und Weise getötet. Die Polizei verdächtigt die drogensüchtige Katie, der leitende Ermittler (Arthur Kennedy) zeigt sich übelst gelaunt. Der alte Kriminalist hegt eine ausgeprägte Abneigung gegen die Lockerheit der jungen Leute, er ordnet an, dass sich auch der entnervte George zur Verfügung halten muss. Während der knurrige Bulle schon längst glaubt die Schuldigen gefunden zu haben, kommt es zu weiteren Todesfällen. Doch für die Greueltaten sind keineswegs George, Edna oder Katie verantwortlich. Nein, die Toten erheben sich und fallen die Lebenden an! Edna erinnert sich an die unheimliche Begegnung vor einigen Stunden, George schenkt ihr zunächst keinen Glauben, doch bald muss auch er einer fürchterlichen Wahrheit in die abstossende Fratze sehen...

Jorge Grau orientierte sich an George A. Romeros Klassiker "Night of the Living Dead" (1968). Jedoch ist sein Beitrag "Non si deve profanare il sonno dei morti" keinesfalls ein schlapper Aufguß des Vorbildes, dazu ist das Werk viel zu eigenständig und ideenreich. Die Erklärung für den Ausbruch des Zombieterrors ist gut gelungen, eine neue Art der Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft trägt die Verantwortung. So transportiert der Steifen dann auch gleich noch eine klare "Öko-Message", die aber nicht aufdringlich oder gar nervend auf den Zuschauer einprasselt. Grau gelingt es sehr eindrucksvoll dem Film eine äusserst intensive Atmosphäre einzuhauchen. Die wundervolle Landschaft steht im extremen Kontrast zu den schrecklichen Ereignissen, die Stimmung wird im Verlauf der Erzählung immer bedrohlicher und erschreckender. In dieser Hinsicht besteht also eine deutliche Parallele zu Romeros "Night...", welcher aber noch eine Spur intensiver daherkommt, besonders in der Disziplin "Hoffnungslosigkeit der bedrohten Figuren" kaum zu überbieten ist. Die Kluft zwischen der prachtvollen Naturkulisse, und dem mehr und mehr um sich greifenden und unfassbaren Grauen, macht einen grossen Reiz von Graus Film aus. Daher vermisse ich die klaustrophobische Art von "Night..." nicht wirklich, denn "Manchester Morgue" erzeugt seine Intensität mit ein wenig anderen, aber kaum minder effektiven Mitteln. So kann man Grau tatsächlich -ich betone es gern erneut- kein Abkupfern bei Genre-Übervater Romero zur Last legen. Die Abteilung Mettgut ufert nicht zu sehr aus, die überschaubare Menge entsprechender Szenen wurde ansprechend umgesetzt. Die Zombies kommen sehr überzeugend rüber, besonders Fernando Hilbeck legt einen äusserst beindrucken Auftritt hin. Seine Darstellung des untoten Landstreichers Guthrie packt mich immer wieder, es handelt sich um einen der nachhaltigsten und besten Zombieauftritte der gesamten Filmhistorie! Nun mag man dies als übertriebene Schwämerei eines hoffnungslosen Fanatikers abtun, doch ich bleibe dabei, Fernando Hilbeck liefert weit mehr als das übliche Gegeifer und Gestöhne ab. Sehr gut hat mir auch José Lifante gefallen, der als Untoter ebenfalls zu überzeugen weiss. Welcher Zombiefilm kann schon von sich behaupten, dass sogar einige der Untoten für echte Glanzlichter sorgen, und eben nicht nur als "wandelnde Kulissen" taugen? Doch werfen wir nun einen Blick auf die Hauptrollen. Ray Lovelock kommt mit Bart deutlich männlicher rüber, was ihm -im wahrsten Sinne des Wortes- sehr gut zu Gesicht steht. Seine Darbietung ist gewohnt solide, bisher hat mich der gute Ray noch nie enttäuscht. Cristina Galbó hat hier neben ihrer Rolle in "Cosa avete fatto a Solange?" (Das Geheimnis der grünen Stecknadel, 1972), wohl einen der besten Auftritte ihrer gesamten Karriere. Obwohl sie manchmal -die Rolle ist so angelegt- fast ein wenig zu Nervensägerei neigt, kommt sie letztlich doch sehr knuffig und naiv-charmant rüber, bekommt immer noch gerade rechtzeitig die Kurve. Selbstverständlich muss auch die Leistung von Arthur Kennedy gewürdigt werden. Obwohl er hier vermutlich mit von der Partie ist, weil er schon damals alt war und das Geld brauchte, überzeugt er mit seiner knurrigen Darstellung des faschistoiden Bullen. Vielleicht hat er einfach nur seine echte schlechte Laune zur Schau gestellt, doch das ist völlig egal, denn das Ergebnis ist rundum vorzüglich!

Mit jeder Sichtung gefällt mir dieser feine Film besser. Vor ein paar Jahren bezeichnete ich den Streifen lediglich als "gut", diese Ansicht kann ich längst nicht mehr unterschreiben. "The Living Dead at Manchester Morgue" gehört zur Spitze des Zombiefilms, ist ein Horrorbeitrag allererster Güteklasse! In Deutschland liegt keine offizielle Veröffentlichung dieser Perle vor, diverse Stiefelbeinauflagen sind über die üblichen Wege erhältlich. Ich habe mir die Blu-ray von Blue Underground gegönnt, was eine sehr gute Entscheidung war! Wer auf den deutschen Ton verzichten kann, tätigt mit der codefreien US-Scheibe einen sehr guten Griff! Das Material wurde unfassbar gut aufbereitet, in dieser Verfassung bekam man den Film noch nie zu Gesicht! Glücklicherweise hat man das Material nicht durch den Filterwolf gedreht und moderne Steriloptik getrimmt. Hier waren Könner am Werk, die den Film verstanden haben, Jorge Graus Werk nicht verschlimmbessert oder gar entstellt haben. Tolle Arbeit, vor der ich mich gern verneige! Viele Titel mögen keinen echten Nutzen aus einer solchen Aufbereitung ziehen, manchmal kann schmuddelige VHS-Optik gar zur Atmosphäre beitragen, doch dieses sehr schön und stilsicher gefilmte Werk profitiert ganz klar von der Restauration! Abgerundet wird die tolle Scheibe durch einige sehenswerte Boni, jeder Fan -und solche die es werden wollen- muss diese BD besitzen und geniessen!

Sehr gut bis überragend = 8,5/10

Lieblingszitat:

"You're all the same, the lot of you, with your long hair and faggot clothes, drugs, sex, every sort of filth."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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CamperVan.Helsing
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Re: The Living Dead at Manchester Morgue - Jorge Grau

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Verdientermaßen ein Klassiker, der leider von einigen staatlichen Stellen grandios missverstanden wurde. Oder lag das an der staatskritischen Aussage des Films?

Ich denke ja weiterhin, dass der Film auch deshalb in England angesiedelt wurde, um die Polizei als inkompetent darstellen zu können, was im faschistischen FRanco-Spanien jener Zeit nicht machbar gewesen wäre.

Und mit der strikten Anti-Atom-Aussage war der Film dann auch noch seiner Zeit voraus.
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dr. freudstein
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Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: The Living Dead at Manchester Morgue - Jorge Grau

Beitrag von dr. freudstein »

Von mir auch 8-9/10.
Ich schleime mich da nicht bei Herrn blap ein, sondern die einzig zutreffende Bewertung.
Allerdings ist der Film ja schon eingetragen unter seinem deutschen Titel "Leichenhaus der lebenden Toten" aka "Die Invasion der Zombies", richtig?

Nun denn, blap's Beiträge sind wenigstens selbst verfasst, umfangreich und kompetent.
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