Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti (1963)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

dr. freudstein
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von dr. freudstein »

DrDjangoMD hat geschrieben:Wow, wow, warte mal...es gibt einen Margheriti-Film mit Christopher Lee? Herrlich hat man doch gleich wieder was, wonach man Ausschau halten kann :D
Unbedingt, sehr schöner Film :thup:

Hab ich hier ;)
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buxtebrawler
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von buxtebrawler »

DrDjangoMD hat geschrieben:Wow, wow, warte mal...es gibt einen Margheriti-Film mit Christopher Lee? Herrlich hat man doch gleich wieder was, wonach man Ausschau halten kann :D
Pflichtstoff! Du wirst es nicht bereuen!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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DrDjangoMD
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von DrDjangoMD »

buxtebrawler hat geschrieben:Pflichtstoff! Du wirst es nicht bereuen!
Hab's nicht bereut :prost:

Handlung:
Mr. und Mrs. Snob ziehen in ein altes Schloss ein. Bald schon findet Mrs. Snob die Leiche einer ihrer vielen vielen Dienstboten…Hat Mr. Snob ein dunkles Geheimnis?

Kritik:
Das Wichtigste bei einem Gruselfilm ist, wie der Name schon sagt, dass er eine schön gruselige Atmosphäre aufbaut, die den Zuseher durchgehend ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bereitet. Da Gotik-Horror-Spezialist Antonio Margheriti in dieser frühen Schaffensperiode schon eine Kostprobe davon gibt, womit er uns in späteren Jahren noch eine Gänsehaut verschaffen wird, bekommen wir die besagte Atmosphäre zu genüge! Wenn er uns nicht mit Donner, Blitz, Kerzenschein und unruhigen Kamerafahren verwöhnt, tut die Kulisse des alten Schlosses das ihrige. Zusätzlich kann man bemerken, dass immer, wenn etwas Furchtbares über die Leinwand huscht, wir zuerst eine Einstellung der Protagonistin sehen, wie sie darüber erschrickt, bevor uns Margheriti mit der Quelle des Grauens selbst konfrontiert. Diese Technik finde ich so genial, dass ich soweit gehe, sie mit den heutzutage so populären Jump-Scares zu vergleichen:
Jump-Scares: Der Regisseur will uns meistens (es gibt zum Glück Ausnahmen) in Sicherheit wiegen, weswegen er auf eine gruselige Atmosphäre verzichtet. Daher verbringen wir den Großteil des Filmes gelangweilt, bis eben immer irgendetwas hervorspringt, was uns erschreckt. Dies kann zwei Resultate haben: Entweder wir haben ein kurzes unangenehmen Gefühl des Schockes, gefolgt von einem Herzinfarkt und schmerzhaften Tod; oder wir haben ein kurzes unangenehmen Gefühl des Schockes, gefolgt von neuerlicher Langeweile, da der Regisseur nach diesem kurzen Scare wieder damit beginnt uns in Sicherheit zu wiegen. :thdown:
Margheriti-Stile: Antonio Margheriti versetzt uns durchgehend in eine Stimmung des Unheimlichen und damit der Spannung. Wenn dann etwas Erschreckendes geschieht, sehen wir zuerst das Gesicht der Protagonistin zusammenzucken. Dies hat zur Folge, dass wir einerseits auf das Furchtbare vorbereitet sind und andererseits einen kurzen Augenblick in noch größerer totaler Spannung verbringen, in welchem wir darauf warten, die Quelle des Schreckens selbst zu sehen. :thup:
Margheriti macht als Regisseur also alles richtig, was man bei einem Gruselfilm richtig machen kann, wodurch der Film schon mal überdurchschnittlich wird. Bevor ich auf die anderen Aspekte zu sprechen komme sei noch erwähnt, dass Margheriti selbst in diesem frühen Film schon seine Fans mit liebenswerten Miniaturen zu begeistern weiß. Als gegen Ende vermehrt Nachbildungen des Schlosses zu sehen waren, befand sich auf meinem Gesicht ein durchgehendes Grinsen und als Margheriti dann auch noch durch eine Miniatur-Felswand, durch welche Wasser schießt, eine Barbie-Puppe jagte, konnten meine Nachbarn aus meiner Wohnung ein lautes animalisches „Yeahhh“-Gegröle vernehmen (nein, das ist kein Witz :oops: ).
Kommen wir nun mal zu den Darstellern und ihren Rollen: Die erste Person, die wir sehen, ist eine furchtbar gespielte Dame, doch da sie offenbar der opening-kill ist, verzeihe ich ihrer Darstellerin mal das fehlende schauspielerische Talent... :? ...Warum überlebt sie die Anfangsszene?...Warum ist ihr Name im Vorspann als erstes gelistet?...ohh...ohh...Sie ist unsere Hauptcharakterin, simmt’s?...ohhh! Was gibt es zu ihr zu sagen – ich mag ihre Figur nicht besonders: Es ist nicht schön wie grob sie mit dem armen ollen Christopher Lee umgeht, nur weil er ihr ein wenig unheimlich ist, außerdem wirkt sie einfach distanziert bis versnobt auf mich mit ihrem Gatten und ihrem Schloss und ihren duzenden Dienstboten und ihren Koffern, die ihre Dienstboten herumtragen...das ist keine Figur mit der man mitfiebern kann und schon gar keine, in die man sich hineinversetzen könnte. So eine Figur erfüllt in einem Horrorfilm nur einen Zweck: Zu sterben 1. langsam, 2. qualvoll, 3. bald!
Ich weiß demnach nicht, ob es wegen ihrer miesen Rolle ist oder ob die Schauspielerin selbst kein Talent besitzt, aber ihre Performance ist grauenvoll. Nie kaufe ich ihr ihre Emotionen ab, jede Gefühlsregung wirkt ungeheuer erzwungen. Warum hat man die Rolle nicht besser besetzt? Da Margheriti-Film kommt die stählerne Barbara natürlich als erstes in den Sinn, aber selbst Christopher Lee hätte die Hauptrolle besser verkörpert als die komische Dame, die uns vorgesetzt wird (auch wenn Christopher Lee als verängstigtes Burgfräulein wahrscheinlich in den ersten paar Szenen noch ein wenig befremdlich gewirkt hätte). Wenigstens kann ich mich damit trösten, dass während in ihrer überschaubaren Biographie Titel wie „Homo Eroticus“ für sich sprechen, Christopher Lee zu einem er meist-gecasteten und bekanntesten Schauspieler der Welt wurde.
Und das zu recht, denn seine Performance in diesem Film sorgt für einige Höhepunkte. Trotz seiner unheimlichen Erscheinung, bleibt er cool und sympathisch. Ihm gehört auch die einzige emotionale Szene des Filmes, die als solche funktioniert. Leider hat man ihn nur in der deutschen Übersetzung eine Stimme gegeben, die für ihn ein wenig zu hoch ist: Das ist Christopher Lee und nicht Chris Tucker, zeigt gefälligst Respekt!
Auch bei dem Killer des Abends hat die deutsche Synchronisation ein Verbrechen an der Kunst begangen. Er würde mit und besonders ohne Maske ja recht angsteinflößend aussehen, doch seine Stimme ist so albern, dass man einfach nur über ihn lachen muss...aber das ist schließlich nicht Margheritis Schuld. Wofür sich Margheriti allerdings verantworten muss ist, dass der Mörder nie die Klappe hält. Hier ist ein kleiner Tipp an Mr. Mörderich, den er beachten sollte, wenn er angsteinflößend wirken will: Wenn Sie, Herr Mörder, der nervigen Protagonistin zwölf mal in quietschender Stimme sagen, dass Sie sie töten werden, sie dann aber entkommen lassen, weil Sie dumm sind, wirken Sie albern. Wenn Sie allerdings, die nervige Protagonistin ohne ein Wort zu sagen einfach töten (vorzugsweise 1. langsam, 2. qualvoll, 3. bald), dann wirken Sie furchteinflößend. Beachten Sie das bitte das nächste mal.
Warum ist nun Margheriti dafür die Schuld zu geben? Weil er auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Handlung selbst ergibt zwar hier und da keinen Sinn, aber sie ist wenigstens so verwinkelt und wendungsreich, dass sie mich die 80 Minuten bei Laune halten konnte. Was allerdings gar nicht geht sind die Dialoge, die nicht mal im Entferntesten dem gleichen, wie echte Menschen miteinander reden. Gespräche nehmen Verläufe, die nie in der Form zu Stande kommen würden, irgendwer beginnt mal plötzlich Monologe zu führen und alles was gesagt wird zeugt überhaupt und obendrein von einer großen Dummheit. Allerdings werde ich aus Verehrung zu Antonio Margheriti dafür auch der deutschen Synchronisation die Schuld geben und die Theorie aufstellen, dass die Dialoge im Original in wohlklingendem Shakespearehaften Blankvers abgefasst sind.
Fazit: Antonio Margheriti baut eine wunderbar gruselige Stimmung auf. Und da es in erster Linie darauf ankommt, kann man die entsetzliche Hauptcharakterin und die albernen Dialoge halbwegs verzeihen. 7/10
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buxtebrawler
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von buxtebrawler »

DrDjangoMD hat geschrieben:Es ist nicht schön wie grob sie mit dem armen ollen Christopher Lee umgeht, nur weil er ihr ein wenig unheimlich ist, außerdem wirkt sie einfach distanziert bis versnobt auf mich mit ihrem Gatten und ihrem Schloss und ihren duzenden Dienstboten und ihren Koffern, die ihre Dienstboten herumtragen...
Sie lässt sich von ihren Angestellten duzen und wirkt trotzdem versnobt? :kicher:

Ansonsten eine interessante, überraschend kritische Rezension, Doc2. Ich hab weder die Hauptdarstellerin, noch die Dialoge so nervig und dumm in Erinnerung, ist aber auch etliche Jahre her, dass ich den zuletzt gesehen habe. Allerdings bist du kaum auf die eigentliche Handlung und diese geniale Mischung aus Gothic-Horror und Nazi-Schocker eingegangen...?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Durchaus interessanter und weitgehend gelungener Gothic-Horror von Antonio Margheriti, der in der Jetztzeit angesiedelt ist und einen sehr bizarren Nazi-Flashback beinhaltet. :o Sehenswert!


Musik von Riz Ortolani (RIP)
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von Captain Blitz »

RIP, Riz!

Gibt es den Film als gescheiten Output auf Scheibe? Sounds good!
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buxtebrawler
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von buxtebrawler »

Captain Blitz hat geschrieben:Gibt es den Film als gescheiten Output auf Scheibe? Sounds good!
Klar, kam bei Koch auf DVD.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von Captain Blitz »



Da steht aber auch CinePlus in der Beschreibung. *grusel*

Taugt die Scheibe was?
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Onkel Joe
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von Onkel Joe »

Captain Blitz hat geschrieben:

Da steht aber auch CinePlus in der Beschreibung. *grusel*

Taugt die Scheibe was?
Da ist die Koch Scheibe drin.....
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Re: Das Schloß des Grauens - Antonio Margheriti

Beitrag von sergio petroni »

Unter der Regie Antonio Margheritis entstand 1963 dieser schön ausgestattete Horror-Grusler.
Hauptdarsteller ist für mich das Schloß mit seinen satten Technicolorfarben, seinen unzähligen
verwinkelten Gängen, der Folterkammer im Keller und den vielen Ecken hinter denen das Grauen
lauern kann.

Die Geschichte um den Schloßherr und seine Frau die einer unbekannten Gefahr ausgesetzt sind,
läßt einen erstaunlich kalt. Wie schon mehrfach erwähnt sind die beiden Hauptdarsteller nicht
die allererste Wahl. Erstaunlicherweise will auch der Score von Riz Ortolani nicht so recht
passen, fühlt man sich doch sehr an Peter Thomas und die Wallace-Filme erinnert.
Pluspunkte sammelt der Film allerdings bei Ausstattung, Kameraarbeit und bei
den Nebenrollen; hier allen voran Christopher Lee, aber auch Anny Degli Uberti als Hausdame.
Auch die Story kommt recht krude und trashig 'rüber und die in der deutschen Fassung komplett
entfernte Verbindung des Frauenmörders mit grauenvollen Naziexperimenten gibt dem Gesamtwerk
einen recht exploitativen Charakter, der für das Entstehungsjahr 1963 doch sehr progressiv
war.

Insgesamt jedoch beileibe kein Meisterwerk.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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