Das verfluchte Haus - Elio Petri (1969)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

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Santini
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri

Beitrag von Santini »

jogiwan hat geschrieben:"Das verfluchte Haus" ist aber auch sicher ein Film, der mit jeden Sehen "wachsen" wird
Das Potential ist auf jeden Fall gegeben. Es gibt vieles zu entdecken, und es bieten sich zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten.
jogiwan hat geschrieben:auch wenn ich Nello rechtgeben muss: jederzeit passt der nicht!
Absolut richtig.

Der Zuschauer wird in einigen Passagen durchaus gefordert. Einige Szenen wurden von Petri regelrecht "sperrig" inszeniert - und ich denke, auch da ging es Petri wieder ganz gezielt um "Konsum".
Nämlich den Zuschauer beim "Konsum" des Films zu fordern. ;)

An Un Tranquillo posto di campagna werden sich die Geister / Geschmäcker sicher scheiden.
Gut so. 8-) :D
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Ringo aka Angelface
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri

Beitrag von Ringo aka Angelface »

Dank dem großen Santini konnte ich nun auch diesen Film konsumieren.

Dabei erinnerte ich mich, daß ich den Film schon vor vielen Jahren sah und als "hat mir nicht gefallen" wieder vergessen hatte. Warum bloss........

Der Film ist visuell schwierig anzusehen, vor allem die erste halbe Stunde. Hier tobt sich der Kameramann arthouse-mässig aus. Schräge Perspektiven, Realität und Fiktion verschmelzen. Danach wird der Film konventioneller und man hat sich auch etwas eingewöhnt.
Die Handlung ist diffus und lässt jede Menge Raum für eigene Deutungen, man muß den Film fast selber erfinden. Leonardos Reise in den Wahnsinn ist eruptiv - die "Nebenhandlung" mit dem Mädchen leider vorhersehbar.
Morricones Musik ist sehr sperrig.

Echtes Kunstkino, ich weiß nicht ob ich es lieben oder hassen soll.
Daher keine Wertung von mir.
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Diabolik!
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri

Beitrag von Diabolik! »

Der Film kommt übrigens diesen Sommer von Koch Media... falls es sich nicht schon herumgesprochen haben sollte. ;)
"Wir raten ab!" - Der katholische Filmdienst
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untot
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri

Beitrag von untot »

Diabolik! hat geschrieben:Der Film kommt übrigens diesen Sommer von Koch Media... falls es sich nicht schon herumgesprochen haben sollte. ;)
Fein!! Schon auf den Einkaufszettel gekritzelt...!! :mrgreen:
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Marcus Daly
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri

Beitrag von Marcus Daly »

Ich wusste ja schon, dass dies kein "richtiger" Giallo ist... Aber das hier? - Elio Petri serviert dem geneigten Cineasten einen wüsten Cocktail aus Arthouse-Drama, surrealer Komödie und ja - auch Giallo-Einsprengseln. Insgesamt tendiert der nicht ganz so ruhige Sitz auf dem Land dann aber doch stark Richtung Experimentalfilm. Ich würde mal sagen: Onkel Godard läßt schön grüßen.

Um es kurz zu machen: Der Film ist wirklich kein "richtiger" Giallo, sondern ein extrem kreativer Arthouse-Streifen, der sich so ziemlich überall - und somit natürlich auch beim Genre-Kino - bedient. Aber ich mag solche Filme halt. Wenn ich einen Vergleich zu anderen Filmen ziehen sollte, so fällt mir da spontan nur Giulio Questis LA MORTE HA FATTO L´UOVO ein. Beide Filme spielen in einer ähnlichen Liga. Allerdings ist Petris Film dann doch noch eine Ecke spritziger (das war jetzt mehrdeutig, hi, hi :mrgreen: ). Von meiner Seite her eine ganz klare Empfehlung (8/10).
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reggie
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri

Beitrag von reggie »

Ich finde der ist gar kein Giallo, denke das er nur wegen des Titels dort eingeordnet wird...

Das selbe wie bei "Das Grauen kam aus dem Nebel" nie und nimmer ein Giallo, aber man findet ihn überall in der Giallo kategorie...

Das verfluchte Haus ist ein Sonderbarer Film mit dem ich nicht so recht warm wurde...
Entweder hätte er den Film in Konventionelle bahnen lenken müssen oder noch mehr aufdrehen, aber so fand ich es etwas halbgar das ganze...
"Mit Scherzen und Lachen ist es Mittag geworden"
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Bonpensiero
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri

Beitrag von Bonpensiero »

Ein paar Bilder der Koch Media-VÖ:

BildBildBildBild

BildBildBildBild

:thup:
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Arkadin
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri

Beitrag von Arkadin »

Der Maler Leonardo Ferri (Franco Nero) steckt in einer Schaffenskrise. Seine dominante Frau Flavia (Vanessa Redgrave) kauft ihm auf sein Bitten hin ein großes Landhaus, in dem einst eine wunderschöne Frau starb. Leonardo Ferri stürzt sich sogleich in die Arbeit, doch bald schon glaubt er, dass unheimliche Mächte im Haus am Werk sind. Dazu entwickelt er eine krankhafte Obsession für das tote Mädchen und wird von Mordvisionen geplagt. Wirklichkeit und Wahn verschmelzen immer mehr…

Statt Gian Maria Volonté spielt in „Das verfluchte Haus“ Franco Nero – zusammen mit seiner damaligen Ehefrau Vanessa Redgrave – die Hauptrolle. Während die anderen beiden Filme in der Edition eher politisch und nüchtern sind, erinnert „Das verfluchte Haus“ besonders zu Anfang mit seiner Pop-Art-Ästhetik an Petris bekanntesten Film „Das 10. Opfer“. Ist der Film ein surrealer Trip in das Gehirn eines Wahnsinnigen? Ein Thriller? Oder doch ein Horrorfilm? Denkt man daran, dass Petri auch vor allem ein politischer Regisseur war, mit einer starken linken Überzeugung, so ist aber auch eine andere Denkart möglich. Der Geist der Vergangenheit (DAS große Motiv beim Spukhausfilm), der für Leonardo Ferri zu einer Obsession wird, Wanda, gehörte einerseits zur alten Aristokratie Italiens, und war andererseits auch dem Faschismus nicht abgeneigt. Bilder, die Ferri findet, zeigen sie eindeutig beim faschistischen Gruß, auch hat sie eine Affäre mit einem deutschen Soldaten. Steht Wanda damit nicht für die Verführung der einfachen Leute (jeder im Dorf scheint von ihr fasziniert gewesen zu sein und sexuellen Kontakt gehabt zu haben) durch den Faschismus und den Geist, der heute noch aus der Vergangenheit hinaus in die Gegenwart greift und von dort aus eine ungesunde Faszination entwickelt, der auch die künstlerische Elite – hier repräsentiert durch den Maler Ferri – erliegt?

Und ist die tüchtige Geschäftsfrau Flavia nicht ein Musterbeispiel für den verderbenden Kapitalismus, der den Künstler korrumpiert und letztendlich auf eine geist- und willenslose, Kunst produzierende Maschine (ähnlich Lulù Massa in „Die Arbeiterklasse kommt ins Paradies“) reduziert? Ist also Ferri, wie Petri selber, ein stark linker Künstler (immerhin ist er fasziniert von der Farbe Rot und lässt die Bäume vor seinem Haus in dieser Farbe anstreichen), der zwischen den alten Kräften des Faschismus und den neuen des Kapitalismus aufgerieben und schließlich in den Wahnsinn getrieben wird? Der nur glaubt, träumt, sich auflehnen zu können und doch nur verlieren kann? Sieht sich Petri in Ferri verkörpert, in einem sinnlosen Kampf gegen Kräfte, die ihn in eine Filmmaschine verwandeln wollen? Diese Lesart ist ebenso möglich, wie das Erleben des Filmes als Geistergeschichte oder eben die Ausgeburt eines fiebrigen Hirns auf dem Weg in den Irrsinn. Begleitet wird dies von einem kongenialen, sehr avantgardistischen Soundtrack, auf dem Ennio Morricone Ton- und Geräuschkollagen aneinanderreiht, dass einem fast schon die Ohren bluten. Ein faszinierender Film, der sich einem erst bei mehrmaligem Sehen erschließt und immer wieder neue Deutungsmöglichkeiten zulässt.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2012/12/ ... i-edition/
Früher war mehr Lametta
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italostrikesback
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri

Beitrag von italostrikesback »

Ich habe den Film bereits vor ein paar Monaten angesehen und wusste nicht was mich erwartet.
Nach der ersten Sichtung konnte ich nichts mit dem Film anfangen, habe die DVD erstmal liegen lassen und mir dann heute ein zweites mal, mit vollem Wissen der Story und was mich erwartet angesehen.
Bevor ich die Elio Petri Box in meine Sammlung stelle, wollte ich zumindest jeden Film richtig kennen und habe versucht mich richtig auf DAS VERFLUCHTE HAUS einzulassen.

Franco Neros Charakter hat bereits von Anfang an stark paranoide schizophrene Tendenzen, die durch, seine ihn sehr einengende Freundin Vanessa Redgrave bewusst oder unbewusst gefördert werden.
Die traumhaften Fessel Szenen zeigen schon ganz klar Neros kranken Geist, was gut mit der Schlußfolgerung zusammenpasst, dass er sich eingeengt fühlt, was mitunter den Wunsch in die Villa zu ziehen verständlich macht.
Die realen oder nicht realen Mordanschläge in der Villa auf Redgrave, zeigen wie sehr seine Freundin ihn belastet und seine Psyche sie immer mehr als Feinbild aufbaut.
Für den Zuschauer ist es schwierig in diesem Film immer zwischen Realität und Wahnsinn zu unterscheiden, das macht den Film so schwierig zugänglich und wahrscheinlich für 90% des Publikums ungenießbar.
Sicherlich ist die Optik in dem Film klasse, die Schauspieler super aber beides kann den Zuschauer erstmal nicht über den fehlenden Sinn des Films hinweg trösten.
Morricones Musik ist höchst anspruchsvoll aber nicht weniger nervend und eignet sich bestimmt nicht als Soundtrack CD zum Zuhause anhören, untermalt aber den ganzen Handlungsablauf äußerst passend und ist genau so wahnsinnig wie der Hauptdarsteller.
Der Umzug in die Villa und das manische Interesse an dem vor langer Zeit in der Villa verstorbenen Mädchen, lassen Nero noch weiter in den Wahnsinn gleiten........ und mit ihm auch der Zuschauer.
Der Zuschauer erlebt den Film aus Neros kranker Perspektive und darauf muss man sich erstmal einlassen können.
Logik ist hier vollkommen fehl am Platze.
Zum Ende des Films habe ich plötzlich bemerkt, dass ich von Neros Wahnsinn und vom ganzen Film derart eingenommen war, dass das realistische Ende plötzlich aus heiterem Himmel reinknallt und zugleich Erlösung für den Zuschauer darstellt.
Ich schätze Elio Petri hat genau das beabsichtigt und das ist dann auch wirklich genial und verfehlt seine Wirkung nicht.
Man merkt am Ende, dass man sich als Zuschauer vollstens auf den Wahnsinn eingelassen hat und plötzlich mit der Realität konfrontiert wird.

Ein Film ohne Sinn und Verstand, nein ein Film "ohne Verstand" und am Ende kommt die Erleuchtung, bzw. Erlösung.
Auch wenn ich den Film sehr schätze kann ich ihn nicht höher bewerten, weil er extrem schwer zugänglich ist.

6/10

Für Italo Normal Gucker sicher nicht geeignet.


Noch was, ein Giallo ist das definitiv ganz und gar nicht. Wenn man den Film überhaupt in ein Genre packen kann, dann Horror, bzw. Psycho Horror.
Für den "Schauspieler" Franco Nero dürfte die Rolle damals ein feuchter Traum gewesen sein.
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jogiwan
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Re: Das verfluchte Haus - Elio Petri (1969)

Beitrag von jogiwan »

nächstes Jahr in blau:
X-Rated/Facebook hat geschrieben: Damit Ihr Euch über die Feiertage schon mal auf die erste VÖ in 2019 freuen könnt, sei hier schon mal im Vorfeld angekündigt:

Einer unserer absoluter Lieblingsfilme, nämlich „A DARK PLACE IN THE COUNTRY – DAS VERFLUCHTE HAUS“, wird die ECC#51 ! Das künstlerisch inszenierte Hauptwerk des Kultregisseurs Elio Petri ist eine krude Mischung aus Gruselfilm und Sozialgroteske von zeitweise bestürzender Melancholie und bahnbrechendem Wahnsinn. Franco Nero liefert hier eins seiner Meisterstücke ab und trägt steckenweise den Film ganz alleine. Das ganze wird mit wirklich tollem Bonusmaterial abgerundet! Es wird 4 verschienende Mediabooks geben!
Bild

quelle: facebook
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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