Ein Zombie hing am Glockenseil - Lucio Fulci (1980)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

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Dick Cockboner
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Re: Ein Zombie hing am Glockenseil - Lucio Fulci (1980)

Beitrag von Dick Cockboner »

buxtebrawler hat geschrieben: Mi 20. Sep 2023, 17:01
Salvatore Baccaro hat geschrieben: Mi 20. Sep 2023, 16:53 Nunmehr bin ich endlich (durch die freundliche Unterstützung des verdienten Chronisten des italienischen Genrefilms Roberto Curti!) in Besitz der 16. Ausgabe des französischen Fanzines "L'Écran fantastique" vom Januar 1981 gelangt, in dem sich ein ausführliches Interview Robert Schlockoffs mit Lucio Fulci befindet, das mich vor allem wegen der Bezüge reizt, die Fulci dort zwischen seinen Splatterfilmen der frühen 80er (und insbesondere L'ALDILÀ) sowie den ikonoklastischen (Theater-)Theorien des französischen Schriftstellers und Künstlers Antonin Artaud herstellt.

Die komplette Passage liest sich (in meiner eigenen holprigen Übersetzung) wie folgt:
Großartig, vielen Dank für deine Mühen! :thup:
Dem schließe ich mich an! :thup:
Salvatore Baccaro hat geschrieben: Mi 20. Sep 2023, 16:53 Meine Idee war es, einen absoluten Film zu machen, mit all den Schrecken dieser Welt.
Filmproduzenten bekommen große Augen und eine feuchte Hose! :kicher:
Salvatore Baccaro hat geschrieben: Mi 20. Sep 2023, 16:53 Es ist ein Film ohne Handlung: ein Haus, ein paar Menschen und die Toten, die aus dem Jenseits wiederkehren. Es gibt keine Logik, nach der man in diesem Film suchen könnte, er ist lediglich eine Abfolge von Bildern.
Filmproduzenten fangen an nervös die Kugelschreibermine raus-rein-raus-rein zu klicken :D
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Salvatore Baccaro
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Re: Ein Zombie hing am Glockenseil - Lucio Fulci (1980)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

...und hier noch einmal der Originalwortlaut:

"Schlockoff: Parlons à présent de L ’Aldilà ; ce film se voulait-il une suite de La Paura ?

Fulci: Non, pour moi, c’est un film artaudien absolu. J’ai personnellement connu Antonin Artaud, il m’a regardé avec ses yeux fous, il y a trente ans. Mon idée était de faire un film absolu, avec toutes les horreurs de ce monde. C’est un film sans intrigue : une maison, des hommes et des morts qui viennent de l’Aldilà. Il n’y a pas de logique à chercher dans ce film qui n’est qu’une suite d’images.

Schlockoff: Artaud avait déclaré dans Le Théâtre et son double : « Il n’y a as de cruauté sans conscience appliquée, c’est la conscience qui donne à tout acte de vie sa couleur de sang, la nuance cruelle, étant entendu que la vie, c’est toujours la mort de quelqu’un… »

Fulci: Absolument ! La vie, c’est toujours la mort de quelqu’un ! J’avais beaucoup étudié Artaud avant qu’il en redevienne à la mode en Italie : ce film, comme la plupart de tous ceux que j’ai réalisés, est un hommage à ce concept artaudien. En outre, l’horreur devient telle lorsqu’on en a conscience, ce qui justifie la présence de scènes atroces dans mon film. Le spectateur a toujours la conscience de l’horreur de ces images, ce pour répondre aux gens qui parlent de gratuité à l’égard de mes films : il y a toujours un jugement de valeur dans mes films sur cette horreur, puisque le spectateur est toujours épouvanté, donc toujours en réaction contre l’existence même de ces crimes.

Schlockoff: Artaud dit également quelque chose qui commente bien L’Aldilà : « Un langage à partir de signes, de cris, et non de mots : une pression directe sur les sens. »

Artaud: Vous rendez-vous compte qu’il a écrit ceci il y a cinquante ans ? Dans cette phrase est contenu l’essence même du cinéma, contrairement à ce que l’on pourrait penser, Artaud était finalement plus un homme de cinéma que de théâtre."

P.S.: Offenbar zitiert Schlockoff Artaud rein aus dem Gedächtnis. Die von ihm vorgebrachten Zitate konnte ich zumindest nicht in Artauds "Le Théâtre et son double" finden. Sinnentstellend sind sie allerdings auch nicht: Möglicherweise hatte der Interviewer einige Schlagworte und Formulierungen Artauds im Gedächtnis behalten, und diese dann freimütig als Originalzitate rausgehauen.
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buxtebrawler
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Re: Ein Zombie hing am Glockenseil - Lucio Fulci (1980)

Beitrag von buxtebrawler »

Dick Cockboner hat geschrieben: Mi 20. Sep 2023, 17:44
Salvatore Baccaro hat geschrieben: Mi 20. Sep 2023, 16:53 Meine Idee war es, einen absoluten Film zu machen, mit all den Schrecken dieser Welt.
Filmproduzenten bekommen große Augen und eine feuchte Hose! :kicher:
Salvatore Baccaro hat geschrieben: Mi 20. Sep 2023, 16:53 Es ist ein Film ohne Handlung: ein Haus, ein paar Menschen und die Toten, die aus dem Jenseits wiederkehren. Es gibt keine Logik, nach der man in diesem Film suchen könnte, er ist lediglich eine Abfolge von Bildern.
Filmproduzenten fangen an nervös die Kugelschreibermine raus-rein-raus-rein zu klicken :D
:lol:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Diese Filme sind züchisch krank!
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jogiwan
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Re: Ein Zombie hing am Glockenseil - Lucio Fulci (1980)

Beitrag von jogiwan »

oha....
schnittberichte.com hat geschrieben: Ein Zombie hing am Glockenseil von Lucio Fulci ist nicht mehr indiziert

Nach §131 StGB beschlagnahmter Horrorfilm auf Antrag von der BzKJ-Liste gestrichen

Der legendäre Splatterfilm Ein Zombie hing am Glockenseil (1980, international bekannt als City of the Living Dead) von Lucio Fulci zählt sicher zu den bekanntesten Opfern deutscher Zensur. 1983 wurde das gekürzte EuroVideo/Bavaria-Tape von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) indiziert und 1986 dann auch nach §131 StGB (Gewaltverherrlichung) beschlagnahmt. Zwischenzeitlich hatte 1984 die reißerische ZDF-Doku Mama, Papa, Zombie wohl auch einiges für die Bekanntheit des Streifens getan.

Es folgte dann eine unglaubliche Welle an Indizierungen schon in den 80ern bis zum Jahre 2018. Vor allem in Deutschland kam der Film in teils putzigen Titelvariationen und damit einhergehend nachgekürzten Filmfassungen wie Ein Toter hing am Glockenseil oder Eine Leiche hängt am Glockenseil von weiteren Labels immer wieder neu heraus - wobei diese für die Prüfstelle aber immer noch zu viel explizites Material zeigten. Insgesamt sage und schreibe 14 weitere Beschlagnahmen wurden im Laufe der Jahrzehnte ausgesprochen.

In unserem Archiv kann man natürlich noch die ursprüngliche Entscheidungsbegründung zur Indizierung nachlesen: Der Film sei "geeignet, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren", wirke "in erheblichem Masse (sic!) verrohend", "besteht aus einer Anneinanderreihung von Brutalitäten grausamster Art" und wäre "systhematisch (sic!) auf die genüssliche Ausmalung von Tötungsmethoden ausgerichtet". Auch den Beschluss zur Beschlagnahme vom Amtsgericht München können wir zur Lektüre anbieten, hier wurde nur die Kürzung einer einzigen Szene gefordert. Die von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) 2007 abgegebene Begründung zur Folgeindizierung ist ebenfalls interessant.

In der uns nun vorliegenden und auf den 28. Januar 2025 datierten Kurzinfo der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) wurde neben der Listenstreichung von The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning nun eine wahre Flut an Veröffentlichungen von Ein Zombie hing am Glockenseil mit diversen Alternativtiteln gelistet. Auch hier handelt es sich um Listenstreichungen gemäß §18 Abs. 7 Satz 1 JuschG in Verbindung mit § 21 Absatz 5 Nummer 2 JuSchG, also eine Befreiung vor Ablauf der 25-Jahres-Frist auf Antrag eines Rechteinhabers. Welche Videos, DVDs und Blu-rays genau genannt wurden, kann man auf unserer Titelseite nachlesen. Wichtig jedenfalls: Neben dem ursprünglich indizierten und beschlagnahmten Bavaria-Tape sind auch die ungeschnittenen DVDs von Astro und XT Video sowie die US-Blu-ray von Blue Underground befreit.

Der Weg für eine allem Anschein nach geplante Neuauflage im breiten Markt ohne die Einschränkungen der Indizierung/Beschlagnahme ist also hier wohl frei. Wie bei etlichen ähnlichen Fällen in den letzten Jahren (siehe z. B. Tenebre oder Der Teufel tanzt weiter) ist zu vermuten, dass die Rehabilitierung des Films über Anträge auf Listenstreichungen bei der BzKJ möglich wurde, weil man vom zuständigen AG informiert wurde, dass die Akten zur Beschlagnahme zwischenzeitlich vernichtet wurden. Wenn dazu mehr bekannt wird sowie die entsprechende Entscheidungsbegründung vorliegt, geben wir natürlich ein Update.
quelle: https://www.schnittberichte.com/news.php?ID=21955
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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