jogiwan hat geschrieben: ↑Mo 31. Okt 2016, 09:03
Salvatore Baccaro hat geschrieben:Schön kurz & bündig & zustimmenswert, was der Jogi hier über diesen wirklich putzigen und unterhaltsamen Bava junior schreibt.
Außerdem ist er mir damit, was eine längst ausstehende Kritik auf diesen Seiten angeht, um wenige Tage zuvorgekommen...
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Da freu ich mich schon auf einen ausgiebigen Text zu diesem kurzweiligen Dämonen- und Hexen-Spaß. Ich bekomme ja auch immer mehr das Gefühl, dass aus dieser oftmals selbst von Italo-Fans geschmähten Schaffensperiode Ende der Achtziger hierzulande einfach nur die falschen FIlme ausgewertet wurden.
Die von Jogi erhoffte ausführlichste Analyse wird zwar auch heute leider ausbleiben, zumindest aber möchte ich noch einmal eine Lanze für diesen "vergessenen" Spät-Bava-Junior brechen: Im italienischen TV scheint seinerzeit ja einiges möglich gewesen zu sein, wenn ich mir anschaue, wie hier versucht wird, Priester im Beichtstuhl zum Beischlaf zu zwingen, oder wie lüsterne Frauenhände in symbolträchtig zerbrochenen Eiern wühlen. Mit dem Original von Lambertos Papa hat das Ganze freilich kaum etwas gemein - und mit Gogols "Vij", wie es im Vorspann (analog zum MASCHERA DEL DEMONIO von 1960) heißt, natürlich noch weniger: Stattdessen nimmt Lamberto im Grunde einzig die titelgebende Dämonenmaske zur Hand und verfrachtet sie in einen komplett anderen Kontext: Das Setting in verschneiter Hochgebirgslandschaft ist dann auch der unique selling point des Projekts. In (limitierten) Studiokulissen schaffen Bava & sein Team eine wahrlich frostige Atmosphäre mit permanentem Schneegeriesel, vor Eis starrenden Gebäudeteilen eines unterirdischen Dorfes und einem frostigen Synthie-Score. Es stimmt, was Jogi sagt, dass die zweite Hälfte etwas mäandert, und vor allem mit Dingen hausieren geht, die eh jedem klar denkenden Betrachter längst hätten bewusst sein müssen - dass z.B. der Name "Anibas" ruckwärts "Sabina" lautet! -, doch dafür entschädigen all die Orgienszenen, in denen die zuweilen sehr agile Kamera den besessenen Figuren durch die artifiziellen Kulissen folgt, und die mich tatsächlich ganz fern an Zulawskis zeitgleiches Projekt BORIS GOUDONOV erinnern, wo die Kamera ähnlich smooth den sich hysterisch gebärenden Charakteren durch Räume folgt, die gar nicht verhehlen wollen, dass es sich bei ihnen um veritable Theaterbauten handelt. Hinzukommt Michele Soavi in einer Nebenrolle, eine Szene mit wunderschönen Heuschreckenbeinen, die mich total an ein bestimmtes Bild in einem bestimmten Collageroman von Max Ernst erinnern, und eine ebenso bewegende Rückblende ins Jahr 1647, (von der ich mich allerdings frage, weshalb diese denn nicht, wie der Prolog vom originalen MASCHERO DEL DEMONIO, im Jahre 1630 stattfinden darf...)
Alles in allem ein gutes Stück Italo-Horror, das das Prinzip "Style over Substance" vor sich her trägt wie eine riesige Fledermaus.