Lady Frankenstein - Mel Welles (1971)
Moderator: jogiwan
- sergio petroni
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Re: Lady Frankenstein - Mel Welles (1971)
"Lady Frankenstein" von Mel Welles spinnt das Frankenstein-Thema weiter und sieht die
Tochter Tania (Rosalba Neri) als legitime Erbin ihres Vaters Baron Frankenstein, die sein Werk zur Vollendung führt.
Hierbei geht sie über Leichen und kann auf die Mithilfe des ihr verfallenen Dr. Marshall (Paul Muller)
zählen, dessen anfängliche Skrupel durch eine alles verzehrende Liebe zu Tania weggewischt werden;
wer kann es ihm verdenken!?
Das mordende Monster verursacht einen hohen Bodycount und das trotz seiner zombieesken
Bewegungslethargie. Glücklicherweise laufen ihm alle Opfer in die Arme statt in die andere
Richtung.
Der ermittelnde Captain Harris (Mickey Hargitay) vermittelt durch seinen grimmigen, wie in
Stein gemeißelten und somit wenig flexiblen Gesichtsausdruck, das Gefühl, voll durchzublicken.
Dennoch kommt er immer einen Schritt zu spät.
Der Leichendieb Lynch (Herbert Fux) würde seine für Baron Frankenstein geleisteten Dienste
gerne für dessen Tochter weiterführen, hat er doch mehr als ein Auge auf diese geworfen;
wer kann es ihm verdenken!?
Fux wird synchronisiert von Wolfgang Hess (Stimme von Bud Spencer). Erstaunlicherweise wurde Fux in seinen
Rollen sehr oft synchronisiert, und das von sehr vielen verschiedenen Sprechern.
Seine englische Stimme wird übrigens von Regisseur Mel Welles gesprochen.
Hingucker des Films ist natürlich Rosalba Neri, die hier wirklich noch mehr als sonst zum Anbeißen
aussieht und die zum Erreichen ihrer Ziele vollen Körpereinsatz zeigt.
Legendär die Szene als sie, Dr. Marshall und der Diener Thomas einen, sagen wir etwas ungewöhnlichen
Dreier praktizieren, der für Thomas zwar nicht gut ausgeht, Tania aber verdientermaßen
zum Höhepunkt bringt. Und eigentlich bräuchte die Rosalba keine Werkzeuge a la Hammer und Säge um mein
Gehirn zu verpflanzen, da würden ihre natürlichen Werkzeuge vollkommen ausreichen;
wer kann es mir verdenken!?
7/10
Die Veröffentlichung von Anolis/Hände Weg ist sehr schön, um nicht zu sagen liebevoll gestaltet
und bietet massig Bonusmaterial. Toll, daß die Hauptbeteiligten zur Mitarbeit bewegt werden konnten.
Herbert Fux erweist sich als Schelm erster Güte, Mel Welles steht ihm kaum nach.
Und Rosalba Neri ist auch in ihren Sechzigern eine sehr attraktive Frau. Inzwischen ist
die Zeit unerbittlich weiter verronnen, und so kann diese ultimative Veröffentlichung
nun als Teil des Vermächtnisses der Verstorbenen gesehen werden.
Tochter Tania (Rosalba Neri) als legitime Erbin ihres Vaters Baron Frankenstein, die sein Werk zur Vollendung führt.
Hierbei geht sie über Leichen und kann auf die Mithilfe des ihr verfallenen Dr. Marshall (Paul Muller)
zählen, dessen anfängliche Skrupel durch eine alles verzehrende Liebe zu Tania weggewischt werden;
wer kann es ihm verdenken!?
Das mordende Monster verursacht einen hohen Bodycount und das trotz seiner zombieesken
Bewegungslethargie. Glücklicherweise laufen ihm alle Opfer in die Arme statt in die andere
Richtung.
Der ermittelnde Captain Harris (Mickey Hargitay) vermittelt durch seinen grimmigen, wie in
Stein gemeißelten und somit wenig flexiblen Gesichtsausdruck, das Gefühl, voll durchzublicken.
Dennoch kommt er immer einen Schritt zu spät.
Der Leichendieb Lynch (Herbert Fux) würde seine für Baron Frankenstein geleisteten Dienste
gerne für dessen Tochter weiterführen, hat er doch mehr als ein Auge auf diese geworfen;
wer kann es ihm verdenken!?
Fux wird synchronisiert von Wolfgang Hess (Stimme von Bud Spencer). Erstaunlicherweise wurde Fux in seinen
Rollen sehr oft synchronisiert, und das von sehr vielen verschiedenen Sprechern.
Seine englische Stimme wird übrigens von Regisseur Mel Welles gesprochen.
Hingucker des Films ist natürlich Rosalba Neri, die hier wirklich noch mehr als sonst zum Anbeißen
aussieht und die zum Erreichen ihrer Ziele vollen Körpereinsatz zeigt.
Legendär die Szene als sie, Dr. Marshall und der Diener Thomas einen, sagen wir etwas ungewöhnlichen
Dreier praktizieren, der für Thomas zwar nicht gut ausgeht, Tania aber verdientermaßen
zum Höhepunkt bringt. Und eigentlich bräuchte die Rosalba keine Werkzeuge a la Hammer und Säge um mein
Gehirn zu verpflanzen, da würden ihre natürlichen Werkzeuge vollkommen ausreichen;
wer kann es mir verdenken!?
7/10
Die Veröffentlichung von Anolis/Hände Weg ist sehr schön, um nicht zu sagen liebevoll gestaltet
und bietet massig Bonusmaterial. Toll, daß die Hauptbeteiligten zur Mitarbeit bewegt werden konnten.
Herbert Fux erweist sich als Schelm erster Güte, Mel Welles steht ihm kaum nach.
Und Rosalba Neri ist auch in ihren Sechzigern eine sehr attraktive Frau. Inzwischen ist
die Zeit unerbittlich weiter verronnen, und so kann diese ultimative Veröffentlichung
nun als Teil des Vermächtnisses der Verstorbenen gesehen werden.
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
Re: Lady Frankenstein - Mel Welles (1971)
"Danza Macabra - Vol. 1" - demnächst in den Staaten von Severin - Italienischer Gothic Horror in einer 4-Film-Box:
- The Monster of the Opera
- The Seventh Grave
- Scream of the Demon Lover
- Lady Frankenstein
- The Monster of the Opera
- The Seventh Grave
- Scream of the Demon Lover
- Lady Frankenstein
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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- sid.vicious
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Re: Lady Frankenstein - Mel Welles (1971)
Baron Frankenstein widmete sein gesamtes Leben der Erschaffung eines menschenähnlichen Wesens. Doch Ehrgeiz schützt vor Torheit nicht, denn der Baron pflanzt seiner Kreatur ausgerechnet das Gehirn eines Massenmörders ein und wird postwendend dessen erstes Opfer. Das Monster kann aus dem Laboratorium entkommen und befriedigt seinen Mordtrieb fortan in freier Wildbahn. Derweil führt Frankensteins Tochter, Tania, die Experimente ihres Vaters fort. Dabei geht ihr der Freund des Hauses, Doktor Marshall, eifrig zur Hand und verliebt sich in die frisch gebackene Ärztin. Da der Doktor deutlich älter als seine Angebetete ist, entschließt sich das Paar den hübschen, aber geistig zurückgebliebenen Hausdiener, Thomas, zu töten, um ihm Marshalls Gehirn einzupflanzen. Werden die Liebenden erfolgreich sein? Schließlich tobt vor dem Schloss bereits der aufgebrachte Dorfmob, der dem Wahnsinn ein Ende bereiten will…
Wenn die Mädels im Italo-Western aufgemuckt haben, dann gab es schwuppdiwupp was auf die Finger. Die Ladies hatten (bis auf ganz wenige Ausnahmen) untertänigst die Fresse zu halten. Diese einfache Formel griff natürlich nicht in allen Filmgenres, die im Stiefelland fürsorglich gepflegt wurden. Zwecks einer Bestätigung muss der Filmjunkie nicht unbedingt in der exploitativen Filmkiste kramen, denn es reicht bereits ein Griff in die altehrwürdige Horrorfilmtruhe, um dort z. B. Mel Welles´ „Lady Frankenstein“ zu entdecken. Ein Film, der sich (wer hätte das gedacht?) an Mary Shelley's Frankenstein-Roman, dem gotteslästernden Vorbild für unzählige Monster- und Mad Scientist Filme, orientiert. Und dieses von zarter Frauenhand kreierte Sujet besitzt reichlich Adaptionspotenzial, um auch von einer Darstellerin dominiert zu werden, sodass sich der Vorhang für einen facettenreichen weiblichen Charakter öffnete, der diesmal die männliche Belegschaft untertänig kuschen ließ:
LADY FRANKENSTEIN.
Eine derart selbstbewusste, ja, souveräne Rolle besitzt selbsterklärend den Anspruch von einer besonders charismatischen Protagonistin verkörpert zu werden, von einer attraktiven und zugleich boshaft wirkenden Persönlichkeit wie sie Rosalba Neri jederzeit transportieren konnte. Demzufolge geht Neri auch als Lady Frankenstein mit dem erwarteten Enthusiasmus zu Werke und mimt die Rolle einer frisch gebackene Ärztin, die in ihr Geburtshaus, das schaurig schöne Schloss Frankenstein zurückkehrt, um dort ihrem Vater zur Hand zu gehen. Schließlich stellen das geheime Laboratorium sowie die dort praktizierten Arbeiten keine Überraschung für die Neumedizinerin dar. Bereits im Kindesalter durchschritt sie die Geheimtür zum Laboratorium, um das dort verborgene Geheimnis zu ergründen. Folglich lädt der Film zu keiner Dechiffrierung eines Rätsels ein, zentralisiert stattdessen den Charakter, Tania Frankenstein, und spielt mit deren (wie bereits erwähnt) Facettenreichtum. Die wissbegierige Tochter, die Hochachtung vor der Arbeit ihres Vaters empfindet, einhergehend allerdings eindringlich auf ihre eigenen Fähigkeiten hinweist. Eine Person, die sich von der Tochterrolle lösen will, um mit dem Vater auf einer Ebene zu stehen. Doch mit dem Ableben des Barons treten an die Stelle von Neugier und Begeisterung - Besessenheit und Rücksichtslosigkeit. Diese (zwei) sich ergänzenden Charaktereigenschaften transformieren wiederum zu einem unerschütterlichen Fanatismus, der den des Barons in den Schatten stellt. Zudem provoziert Tanias simultanes Streben nach Vollkommenheit und Souveränität ihren Ansporn (Doktor) Charles Marshall in eine Hörigkeit zu diktieren, sodass dieser bereit ist, seinen Körper zu verlassen, um per Gehirntransplantation in den Körper des attraktiven, aber geistig zurückgebliebenen Thomas einzuziehen. Tania konstruiert auf diese Weise ihren Idealmenschen, ein harmonisches Hybrid aus körperlicher Attraktivität und geistiger Größe. Sie hat eine Souveränität erreicht, die sie befähigt: Leben zu nehmen, um Leben zu schaffen. Lässt man diese Ein- und Ausdrücke reflektieren und betrachtet anschließend den von Tania diktierten (und von Doktor Marshall praktizierten) Mord an Thomas, so bietet die dabei ersichtliche sexuelle Erregung Tanias dem Publikum keinen Interpretationsspielraum. Folglich wird das dechiffrierte Genießen der Souveränität zu einem wichtigen Gefährten einer Inszenierung, die konsequent auf ein finales „Eros und Thanatos Modell“ hinarbeitet, welches den gemeinsamen Tod der beiden Liebespartner als ihre letzte orgiastische Erfüllung transportiert.
Der Todeskuss ist süß, und er ist infektiös; wer einmal davon berührt worden ist, kann nicht mehr davon los. Man kann in die Todeserotik nicht beliebig ein- und wieder aussteigen. Wer sich einmal darin befindet, gelangt unweigerlich hin zu jenem Liebestod, der als eine letzte und endgültige Vereinigung zweier Liebender verstanden wird. (Hagner, Michael: Wie Eros und Thanatos in die Wissenschaften gerieten. Festspiel-Dialoge, 2008.)
Nebst den umrissenen Filmmomenten bietet „Lady Frankenstein“ natürlich primär ein Gruselkino, welches die geliebten Versatzstücke eines solchen ausgiebig auskostet. Denn wenn es urplötzlich zu donnern beginnt, Blitze vor den Schlossfenstern tanzen und als Spielgefährten einer antinaturalistischen Farbgebung agieren, wenn sich Caligarismus, ein besonders hässliches Monster sowie Liebe, Tod und Leidenschaft innig die Hände reichen und zu einem harmonischen Miteinander ansetzen, dann schwebt der Wohlfühlfaktor fortwährend in immensen Höhenlagen.
„Auf Erden ist der Mensch Gott!“ (Baron Frankenstein)
Wenn die Mädels im Italo-Western aufgemuckt haben, dann gab es schwuppdiwupp was auf die Finger. Die Ladies hatten (bis auf ganz wenige Ausnahmen) untertänigst die Fresse zu halten. Diese einfache Formel griff natürlich nicht in allen Filmgenres, die im Stiefelland fürsorglich gepflegt wurden. Zwecks einer Bestätigung muss der Filmjunkie nicht unbedingt in der exploitativen Filmkiste kramen, denn es reicht bereits ein Griff in die altehrwürdige Horrorfilmtruhe, um dort z. B. Mel Welles´ „Lady Frankenstein“ zu entdecken. Ein Film, der sich (wer hätte das gedacht?) an Mary Shelley's Frankenstein-Roman, dem gotteslästernden Vorbild für unzählige Monster- und Mad Scientist Filme, orientiert. Und dieses von zarter Frauenhand kreierte Sujet besitzt reichlich Adaptionspotenzial, um auch von einer Darstellerin dominiert zu werden, sodass sich der Vorhang für einen facettenreichen weiblichen Charakter öffnete, der diesmal die männliche Belegschaft untertänig kuschen ließ:
LADY FRANKENSTEIN.
Eine derart selbstbewusste, ja, souveräne Rolle besitzt selbsterklärend den Anspruch von einer besonders charismatischen Protagonistin verkörpert zu werden, von einer attraktiven und zugleich boshaft wirkenden Persönlichkeit wie sie Rosalba Neri jederzeit transportieren konnte. Demzufolge geht Neri auch als Lady Frankenstein mit dem erwarteten Enthusiasmus zu Werke und mimt die Rolle einer frisch gebackene Ärztin, die in ihr Geburtshaus, das schaurig schöne Schloss Frankenstein zurückkehrt, um dort ihrem Vater zur Hand zu gehen. Schließlich stellen das geheime Laboratorium sowie die dort praktizierten Arbeiten keine Überraschung für die Neumedizinerin dar. Bereits im Kindesalter durchschritt sie die Geheimtür zum Laboratorium, um das dort verborgene Geheimnis zu ergründen. Folglich lädt der Film zu keiner Dechiffrierung eines Rätsels ein, zentralisiert stattdessen den Charakter, Tania Frankenstein, und spielt mit deren (wie bereits erwähnt) Facettenreichtum. Die wissbegierige Tochter, die Hochachtung vor der Arbeit ihres Vaters empfindet, einhergehend allerdings eindringlich auf ihre eigenen Fähigkeiten hinweist. Eine Person, die sich von der Tochterrolle lösen will, um mit dem Vater auf einer Ebene zu stehen. Doch mit dem Ableben des Barons treten an die Stelle von Neugier und Begeisterung - Besessenheit und Rücksichtslosigkeit. Diese (zwei) sich ergänzenden Charaktereigenschaften transformieren wiederum zu einem unerschütterlichen Fanatismus, der den des Barons in den Schatten stellt. Zudem provoziert Tanias simultanes Streben nach Vollkommenheit und Souveränität ihren Ansporn (Doktor) Charles Marshall in eine Hörigkeit zu diktieren, sodass dieser bereit ist, seinen Körper zu verlassen, um per Gehirntransplantation in den Körper des attraktiven, aber geistig zurückgebliebenen Thomas einzuziehen. Tania konstruiert auf diese Weise ihren Idealmenschen, ein harmonisches Hybrid aus körperlicher Attraktivität und geistiger Größe. Sie hat eine Souveränität erreicht, die sie befähigt: Leben zu nehmen, um Leben zu schaffen. Lässt man diese Ein- und Ausdrücke reflektieren und betrachtet anschließend den von Tania diktierten (und von Doktor Marshall praktizierten) Mord an Thomas, so bietet die dabei ersichtliche sexuelle Erregung Tanias dem Publikum keinen Interpretationsspielraum. Folglich wird das dechiffrierte Genießen der Souveränität zu einem wichtigen Gefährten einer Inszenierung, die konsequent auf ein finales „Eros und Thanatos Modell“ hinarbeitet, welches den gemeinsamen Tod der beiden Liebespartner als ihre letzte orgiastische Erfüllung transportiert.
Der Todeskuss ist süß, und er ist infektiös; wer einmal davon berührt worden ist, kann nicht mehr davon los. Man kann in die Todeserotik nicht beliebig ein- und wieder aussteigen. Wer sich einmal darin befindet, gelangt unweigerlich hin zu jenem Liebestod, der als eine letzte und endgültige Vereinigung zweier Liebender verstanden wird. (Hagner, Michael: Wie Eros und Thanatos in die Wissenschaften gerieten. Festspiel-Dialoge, 2008.)
Nebst den umrissenen Filmmomenten bietet „Lady Frankenstein“ natürlich primär ein Gruselkino, welches die geliebten Versatzstücke eines solchen ausgiebig auskostet. Denn wenn es urplötzlich zu donnern beginnt, Blitze vor den Schlossfenstern tanzen und als Spielgefährten einer antinaturalistischen Farbgebung agieren, wenn sich Caligarismus, ein besonders hässliches Monster sowie Liebe, Tod und Leidenschaft innig die Hände reichen und zu einem harmonischen Miteinander ansetzen, dann schwebt der Wohlfühlfaktor fortwährend in immensen Höhenlagen.