Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
Moderator: jogiwan
Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
Sensitivitá
Originaltitel: Sensitivitá
Alternativtitel: Diabla / Kira / Last House near the Lake
Herstellungsland: Italien, Spanien / 1979
Regie: Enzog G. Castellari
Darsteller: Vincent Gardenia, Leonora Fani, Wolfgango Soldati, Patricia Adriani, Massimo Vanni
Story: -
Originaltitel: Sensitivitá
Alternativtitel: Diabla / Kira / Last House near the Lake
Herstellungsland: Italien, Spanien / 1979
Regie: Enzog G. Castellari
Darsteller: Vincent Gardenia, Leonora Fani, Wolfgango Soldati, Patricia Adriani, Massimo Vanni
Story: -
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
Kennt den wer? Der Alternativtitel "Last House near the Lake" lässt ja schon die Vermutung zu, dass der Film in eine bestimmte Richtung geht. Klingt jedenfalls spannend...
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- Nello Pazzafini
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Re: Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
der steht schon lang auf meinem radar, das wird aber schwierig werden da was aufzutreiben, ein tape wäre ja ein fall für den O. Bianchi oder?
hier VHS version die so im netz herum sind.....schau mich gut an
hier VHS version die so im netz herum sind.....schau mich gut an
Re: Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
Hier gibts ne review:
http://hypnosemaschinen.blogger.de/stories/1923608/
Muss man wohl doch selber mal checken ...
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Muss man wohl doch selber mal checken ...
"Mit Scherzen und Lachen ist es Mittag geworden"
- Nello Pazzafini
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Re: Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
das review sagt eigentlich ned wirklich was aus ausser das der film dem jenigen nicht gefallen hat.... .....naja der wird schon auftauchen. ich bleibe gespannt auf enzo´s horrorausflugreggie hat geschrieben:Hier gibts ne review:
http://hypnosemaschinen.blogger.de/stories/1923608/
Muss man wohl doch selber mal checken ...
- Salvatore Baccaro
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Re: Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
Würde ich der Faden sein, der sich durch die Geschichte dessen zieht, was später unter dem Namen Surrealismus berühmt geworden ist, würde ich, bei den Satiren der griechischen und römischen Antike als unscheinbare Skizzenlinie beginnend, meinen Weg über mittelalterliche Nonsens-Gedichte und Swift nehmen, mich lange Zeit bei der deutschen Romantik aufhalten, und mich vor allem um Arnims ISABELLA lange spannen, mich durch Werke Lewis Carrolls und Gerard de Nervals bohren, dicker und dicker werden mit der Ausformulierung von Lautréamonts Zufallstreffen auf dem Seziertisch bis ich im Paris der 10er, 20er und 30er schon zu einem regelrechten Knäuel ausgewachsen wäre, von dem aus ich Seitenarme in alle Welt spreizte, von denen nur ein einziger sich erneut zu einem Strang verdichten würde, nämlich der, der ins Italien der 70er und 80er und damit eben auch zu Castellaris SENSITIVITÁ führt. Für mich ist, wie schon oft erwähnt, jene Phase des italienischen Genre-Kinos, in dem die Filme auf einem schmalen Drahtseil balancieren, zu der einen Seite Exploitation und Trash, zu der andern Experimentalkunst und Poesie, so etwas wie die ursprünglichste, weil von keiner Theorie, keiner Agenda gemilderte Form des Surrealismus. Kein Überbau bringt die Unbekümmertheit von Filmen wie ZOMBI HOLOCAUST oder RÜCKKEHR DER ZOMBIES auch nur ansatzweise in den Verdacht, dass es sich bei ihnen um ernstzunehmende Kunstwerke handeln würde, und dennoch sind sie für mich darin, wie sie Dinge kombinieren, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammengehören, sich über feste Regeln und Normen des Filmemachens hinwegsetzen, auf eine innere Logik nur wenig geben und sich stattdessen lieber in grenzenlose Bereiche wie Traum und Unterbewusstsein versenken, direkte Übersetzungen der Ansätze Bretons oder Soupaults in einen B- oder C-Movie-Kontext.
Castellari hätte ich nun, ehrlich gesagt, als Letzten in dieser Runde vermutet, schien er mir bislang doch eher einer der straighteren Regisseure des Goldenen Zeitalters italienischer Genrekost zu sein. Filme wie QUEL MALEDETTO TRENO BLINDATO, KEOMA oder THE RIFFS sind sich, selbst wenn ihr Setting oder einzelne ästhetische Stilmittel zuweilen Konventionen sprengen, ihrer Story permanent bewusst. Castellari macht in all dem, was ich bisher von ihm kannte, einen äußerst klaren Eindruck, hat die Geschichten, die er erzählen will, fest im Blick und erweckt, ähnlich wie Sergio Martino, selten den Eindruck, er wisse nicht, was er tue und er lasse sich von einer Kreativität davontreiben, die ihm die Fäden aus der Hand schlägt und seine Filme in Richtungen abdriften lässt, die so nicht vorgesehen waren. SENSITIVITÁ, der mir vor ein paar Wochen von dem gütigen Santini zugespielt wurde, ist nun das exakte Gegenteil. Hier haben wir den Rausch, das Traumhafte, das Unbekümmerte, das Unterbewusste, das ich oben grob zu umreißen versucht habe, und zwar nicht nur in geringen Dosen, sondern in seiner vollendetesten Form, ein Film, der größtenteils aus einem wahllos erscheinenden Zusammentreffen einzelner Szenen besteht, seine Story, sofern er denn eine besitzt, wie ein zerpflücktes, halb zerlegtes Huhn präsentiert, und sich in einer überbordenden Ästhetik selbst ersäuft, die mit der wirren, kaum nacherzählbaren Geschichte Hand in Hand geht, und für zusätzliche Irritationen auf allen Ebenen sorgt, sei es nun mit völlig verrückten Kamerawinkeln, Schnitten, die oftmals willkürlich gesetzt wirken und nie dem entsprechen, was man gemeinhin an Filmschulen beigebracht bekommt, oder Sperenzien auf der Tonspur, wenn mitten im Film, ohne Sinn und Verstand, plötzlich Aufnahmen von (südamerikanischen?) Gräbern reingeschnitten und mit einem ohrenbetäubenden Kawumm! unterlegt werden.
Irgendwie geht es hier um Hexen, um eine junge Frau, die aufgrund ihres Geschichtsstudiums und irgendwelchen zu betreibenden Recherchen, wenn ich das richtig verstanden habe, in ihr Heimatdorf zurückkehrt, wo einst ihre Mutter ertrank, um okkulte Riten auf Friedhöfen, sexuelle Lüsternheit, die unsre Heldin, obwohl sie offensichtlich liiert ist, permanent in die Arme anderer Männer treibt, um rätselhafte Todesfälle, um unheimliche Visionen etc. etc., also um einen ganzen Wust an kreativen Einfällen, mit denen SENSITIVITÁ so vollgestopft ist, dass er unter der Last der Ideen in tausend Teile zerbricht. Aber um die Geschichte dreht sich hier, möchte ich behaupten, sowieso nichts. Nach nur fünf Minuten wusste ich, dass es sich bei SENSITIVÁ um einen jener Filme handelt, bei denen man seinen Verstand am besten ausschaltet, und sich rein emotional voll und ganz auf sie einlässt: dann führen sie einen in einen labyrinthischen Wald, in dem sich zu verheddern eine wahre Lust ist. Eine Szene zu Beginn bringt den Film vielleicht auf den Punkt: unsere Heldin hat mit ihrem Motorrad nach der mysteriösen Begegnung mit einem blinden Mädchen die ehemalige Familienvilla erreicht und schlendert durch ihre eigene Vergangenheit, die sich in dem alten Gemäuer wie konserviert ausbreitet. Plötzlich taucht aus dem Nichts ein vermummter Axtmörder auf, der ihr offenbar gerne den Kopf abschlagen möchte, sie kurz durch die Korridore verfolgt und ihr, die sich in einem Zimmer zu verschanzen versucht, auch fast mit seinem Mordwerkzeug zu Leibe rückt, als das obligatorische ältere Haushälterehepaar vom Erdgeschoss aus nach ihr zu rufen beginnt. Sogleich lässt der Killer von der Heldin ab, zieht sich zurück. Es folgt ein Schnitt und die beiden Alten und die eine Junge sitzen gemütlich beim Abendtisch, plaudern darüber, was inzwischen in ihren Leben passierte - und der Axtmörder ist voll und ganz vergessen, wird mit keinem Wort mehr erwähnt und selbst Castellari zaubert ihn erst am Ende in einer Szene, von der man nicht weiß: ist das nun Traum oder Wirklichkeit?, wieder hervor. So und so ähnlich holpert der ganze Film vor sich hin, bringt andauernd Plotentwicklungen, wo gar kein Plot da ist, verzettelt sich in Andeutungen, die - spoiler alert! - nie aufgelöst werden und schafft es auch im Finale nicht, das alles irgendwie plausibel zusammenfließen zu lassen, hat stattdessen noch einen Striptease-Catfight im Gepäck und eine brennende Hand, die in einem See versinkt.
In all diesem Chaos, in all dieser somnambulen Ekstase, in all diesen zwischen Lächerlichkeit und Genialität pendelnden Szenen (erwähnt sei hier bspw. noch ein Autounfall, bei dem Castellari das bestimmt fünfmal hintereinander explodierende Fahrzeug uns gleich im triple-screen zeigen muss) erscheint mir SENSITIVITÁ nicht zuletzt als eine Antizipation der Art von Horrorfilme wie sie Fulci ein Jahr später, nach dem ebenfalls noch recht straighten, mit einer nachvollziehbaren Handlung versehenen WOODOO, zu drehen begann. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten, der gute Lucio habe sich von Castellari so einiges abgeschaut, denn rein formal trennt ein Werk wie L'ALDILÀ nun wirklich kaum etwas von SENSITIVITÁ: hier wie dort haben wir es, wie Fulci argumentieren würde, mit absoluten Filmen zu tun, die auf ihre Story pfeifen, trotzdem aber so tun, als gäbe es eine. Fulci wird sich in vielem seines 80er-Kanons an dem orientieren, was Castellari hier quasi als Blaupause in die Welt schickt: sich ein äußerliches Korsett umschnallen, das an eine Handlung erinnert, und es dann gezielt unterlaufen, indem sich alle Nebenplots, Ahnungen und im Film angestellte Nachforschungen im Nichts verlieren. Mal abgesehen davon, dass Castellari sich hier, wie es Fulci so oft gerne tat, selbst in seinen Film einbringt und es sich nicht nehmen lässt, einen ermittelnden Inspektor zu geben, der völlig überflüssig ist, da seine Ermittlungen die gesamte Laufzeit über auf der Stelle treten. Der einzige große Unterschied zwischen Lucio und Enzo ist wohl der, dass letzterer mehr auf Sex setzt, eine Karte, die ersterer eher selten ausspielte: dafür fehlt es in SENSITIVITÁ gänzlich an blutigen Effekten, in dieser Hinsicht ist er zahm wie das angeblich gruslige schwarze Kätzchen, das andauernd durch den Film stiefelt, und sich D'Amato später vielleicht für LE NOTTI EROTICHE DEI MORTI VIVENTI ausborgte.
Jedenfalls ist SENSITIVITÁ ein reichlich seltsamer Film. Gerne würde ich mehr über seine Produktionsgeschichte erfahren. Im Netz kann man ja lesen, dass Castellari ihn mehr als Auftragsarbeit betrachtete und gar keine rechte Lust auf ihn hatte. Falls das der Fall sein sollte und die Art wie er heute vorliegt tatsächlich der Tatsache geschuldet ist, dass man ihn lieblos und gedankenlos herunterkurbelte, wäre das eine Geschichte, die ihn erst recht zu einem Meisterwerk der unbewussten Kunst erhebt. Für mich ist er das allerdings auch so schon. Selbst auf die Gefahr hin, gesteinigt zu werden, muss ich SENSITIVITÁ weit über Werke wie L'ALDILÀ oder PAURA NELLA CITTÀ DEI MORTI VIVENTI stellen, da er mir noch unbedarfter, noch ursprünglicher daherkommt als all diese Fulcis, die zum Aushängeschild des Italo-Horrors wurden, während dieses kleine, offenbar billig und schnell gedrehte Filmchen wohl nicht mal eine Fußnote darstellt, und heute nahezu vergessen ist. Nicht ganz auf der Höhe von SUSPIRIA oder ZOMBI HOLOCAUST, um ein Oppositionspaar aus ernstzunehmender Kunst und ernstzunehmendem Trash heranzuziehen, aber wirklich dicht dran.
Castellari hätte ich nun, ehrlich gesagt, als Letzten in dieser Runde vermutet, schien er mir bislang doch eher einer der straighteren Regisseure des Goldenen Zeitalters italienischer Genrekost zu sein. Filme wie QUEL MALEDETTO TRENO BLINDATO, KEOMA oder THE RIFFS sind sich, selbst wenn ihr Setting oder einzelne ästhetische Stilmittel zuweilen Konventionen sprengen, ihrer Story permanent bewusst. Castellari macht in all dem, was ich bisher von ihm kannte, einen äußerst klaren Eindruck, hat die Geschichten, die er erzählen will, fest im Blick und erweckt, ähnlich wie Sergio Martino, selten den Eindruck, er wisse nicht, was er tue und er lasse sich von einer Kreativität davontreiben, die ihm die Fäden aus der Hand schlägt und seine Filme in Richtungen abdriften lässt, die so nicht vorgesehen waren. SENSITIVITÁ, der mir vor ein paar Wochen von dem gütigen Santini zugespielt wurde, ist nun das exakte Gegenteil. Hier haben wir den Rausch, das Traumhafte, das Unbekümmerte, das Unterbewusste, das ich oben grob zu umreißen versucht habe, und zwar nicht nur in geringen Dosen, sondern in seiner vollendetesten Form, ein Film, der größtenteils aus einem wahllos erscheinenden Zusammentreffen einzelner Szenen besteht, seine Story, sofern er denn eine besitzt, wie ein zerpflücktes, halb zerlegtes Huhn präsentiert, und sich in einer überbordenden Ästhetik selbst ersäuft, die mit der wirren, kaum nacherzählbaren Geschichte Hand in Hand geht, und für zusätzliche Irritationen auf allen Ebenen sorgt, sei es nun mit völlig verrückten Kamerawinkeln, Schnitten, die oftmals willkürlich gesetzt wirken und nie dem entsprechen, was man gemeinhin an Filmschulen beigebracht bekommt, oder Sperenzien auf der Tonspur, wenn mitten im Film, ohne Sinn und Verstand, plötzlich Aufnahmen von (südamerikanischen?) Gräbern reingeschnitten und mit einem ohrenbetäubenden Kawumm! unterlegt werden.
Irgendwie geht es hier um Hexen, um eine junge Frau, die aufgrund ihres Geschichtsstudiums und irgendwelchen zu betreibenden Recherchen, wenn ich das richtig verstanden habe, in ihr Heimatdorf zurückkehrt, wo einst ihre Mutter ertrank, um okkulte Riten auf Friedhöfen, sexuelle Lüsternheit, die unsre Heldin, obwohl sie offensichtlich liiert ist, permanent in die Arme anderer Männer treibt, um rätselhafte Todesfälle, um unheimliche Visionen etc. etc., also um einen ganzen Wust an kreativen Einfällen, mit denen SENSITIVITÁ so vollgestopft ist, dass er unter der Last der Ideen in tausend Teile zerbricht. Aber um die Geschichte dreht sich hier, möchte ich behaupten, sowieso nichts. Nach nur fünf Minuten wusste ich, dass es sich bei SENSITIVÁ um einen jener Filme handelt, bei denen man seinen Verstand am besten ausschaltet, und sich rein emotional voll und ganz auf sie einlässt: dann führen sie einen in einen labyrinthischen Wald, in dem sich zu verheddern eine wahre Lust ist. Eine Szene zu Beginn bringt den Film vielleicht auf den Punkt: unsere Heldin hat mit ihrem Motorrad nach der mysteriösen Begegnung mit einem blinden Mädchen die ehemalige Familienvilla erreicht und schlendert durch ihre eigene Vergangenheit, die sich in dem alten Gemäuer wie konserviert ausbreitet. Plötzlich taucht aus dem Nichts ein vermummter Axtmörder auf, der ihr offenbar gerne den Kopf abschlagen möchte, sie kurz durch die Korridore verfolgt und ihr, die sich in einem Zimmer zu verschanzen versucht, auch fast mit seinem Mordwerkzeug zu Leibe rückt, als das obligatorische ältere Haushälterehepaar vom Erdgeschoss aus nach ihr zu rufen beginnt. Sogleich lässt der Killer von der Heldin ab, zieht sich zurück. Es folgt ein Schnitt und die beiden Alten und die eine Junge sitzen gemütlich beim Abendtisch, plaudern darüber, was inzwischen in ihren Leben passierte - und der Axtmörder ist voll und ganz vergessen, wird mit keinem Wort mehr erwähnt und selbst Castellari zaubert ihn erst am Ende in einer Szene, von der man nicht weiß: ist das nun Traum oder Wirklichkeit?, wieder hervor. So und so ähnlich holpert der ganze Film vor sich hin, bringt andauernd Plotentwicklungen, wo gar kein Plot da ist, verzettelt sich in Andeutungen, die - spoiler alert! - nie aufgelöst werden und schafft es auch im Finale nicht, das alles irgendwie plausibel zusammenfließen zu lassen, hat stattdessen noch einen Striptease-Catfight im Gepäck und eine brennende Hand, die in einem See versinkt.
In all diesem Chaos, in all dieser somnambulen Ekstase, in all diesen zwischen Lächerlichkeit und Genialität pendelnden Szenen (erwähnt sei hier bspw. noch ein Autounfall, bei dem Castellari das bestimmt fünfmal hintereinander explodierende Fahrzeug uns gleich im triple-screen zeigen muss) erscheint mir SENSITIVITÁ nicht zuletzt als eine Antizipation der Art von Horrorfilme wie sie Fulci ein Jahr später, nach dem ebenfalls noch recht straighten, mit einer nachvollziehbaren Handlung versehenen WOODOO, zu drehen begann. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten, der gute Lucio habe sich von Castellari so einiges abgeschaut, denn rein formal trennt ein Werk wie L'ALDILÀ nun wirklich kaum etwas von SENSITIVITÁ: hier wie dort haben wir es, wie Fulci argumentieren würde, mit absoluten Filmen zu tun, die auf ihre Story pfeifen, trotzdem aber so tun, als gäbe es eine. Fulci wird sich in vielem seines 80er-Kanons an dem orientieren, was Castellari hier quasi als Blaupause in die Welt schickt: sich ein äußerliches Korsett umschnallen, das an eine Handlung erinnert, und es dann gezielt unterlaufen, indem sich alle Nebenplots, Ahnungen und im Film angestellte Nachforschungen im Nichts verlieren. Mal abgesehen davon, dass Castellari sich hier, wie es Fulci so oft gerne tat, selbst in seinen Film einbringt und es sich nicht nehmen lässt, einen ermittelnden Inspektor zu geben, der völlig überflüssig ist, da seine Ermittlungen die gesamte Laufzeit über auf der Stelle treten. Der einzige große Unterschied zwischen Lucio und Enzo ist wohl der, dass letzterer mehr auf Sex setzt, eine Karte, die ersterer eher selten ausspielte: dafür fehlt es in SENSITIVITÁ gänzlich an blutigen Effekten, in dieser Hinsicht ist er zahm wie das angeblich gruslige schwarze Kätzchen, das andauernd durch den Film stiefelt, und sich D'Amato später vielleicht für LE NOTTI EROTICHE DEI MORTI VIVENTI ausborgte.
Jedenfalls ist SENSITIVITÁ ein reichlich seltsamer Film. Gerne würde ich mehr über seine Produktionsgeschichte erfahren. Im Netz kann man ja lesen, dass Castellari ihn mehr als Auftragsarbeit betrachtete und gar keine rechte Lust auf ihn hatte. Falls das der Fall sein sollte und die Art wie er heute vorliegt tatsächlich der Tatsache geschuldet ist, dass man ihn lieblos und gedankenlos herunterkurbelte, wäre das eine Geschichte, die ihn erst recht zu einem Meisterwerk der unbewussten Kunst erhebt. Für mich ist er das allerdings auch so schon. Selbst auf die Gefahr hin, gesteinigt zu werden, muss ich SENSITIVITÁ weit über Werke wie L'ALDILÀ oder PAURA NELLA CITTÀ DEI MORTI VIVENTI stellen, da er mir noch unbedarfter, noch ursprünglicher daherkommt als all diese Fulcis, die zum Aushängeschild des Italo-Horrors wurden, während dieses kleine, offenbar billig und schnell gedrehte Filmchen wohl nicht mal eine Fußnote darstellt, und heute nahezu vergessen ist. Nicht ganz auf der Höhe von SUSPIRIA oder ZOMBI HOLOCAUST, um ein Oppositionspaar aus ernstzunehmender Kunst und ernstzunehmendem Trash heranzuziehen, aber wirklich dicht dran.
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- Beiträge: 14488
- Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55
Re: Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
Mal wieder ein Ultrabericht vom Salvatore
- Salvatore Baccaro
- Beiträge: 3069
- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
Haha. Merci beaucoup...
Re: Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
@ salvatortschi: in welcher Fassung/Sprache hast du den Streifen denn gesehen?
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- Salvatore Baccaro
- Beiträge: 3069
- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Sensitivitá - Enzo G. Castellari (1979)
@jogiwahnfried: wie oben schon kurz angedeutet, hat mir Santini einen handelsüblichen Rohling zukommen lassen, auf dem sich der Film in eher mauen VHS-Qualität und mit englischen Untertiteln versehen befand, die den Eindruck erwecken, dass sie nicht aus einer offiziellen Quelle stammten, allein da zwei größere Szenen unübersetzt blieben und man stellenweise die Ratlosigkeit der Translateure merkte, wenn ab und zu in den Untertiteln Fragezeichen auftauchten, die wohl zu unverständlich ausgesprochene oder unbekannte Worte kennzeichneten, ansonsten aber durchaus keine Kritik verdienen. Da das Werk offiziell augenscheinlich nur auf VHS in Italien erschien, nehme ich an, dass findige Nerds eben diese Version als Quelle benutzten.