Die beiden Halunken Roy Colt (Brett Halsey) und Winchester Jack (Charles Southwood) führen eine Bande Banditen an. Nach einer wüsten Prügelei beschließt Roy Colt dem Banditenleben den Rücken zu kehren. Er tritt in die Dienste des Bankdirektors Sammy und beschützt dessen Geldtransporte. Winchester Jack stiehlt zusammen mit dem russischen Gauner „Hochwürden“ (Teodoro Corra) dem Bankdirektor eine Schatzkarte, die den Weg zu einem riesigen Indianerschatz weisen soll. Sammy schickt Roy den Beiden hinterher, und schon beginnt ein munteres Bäumchen-wechsel-dich-Spiel mit vielen Schießereien, Prügeln und einer Menge Dynamitstangen.
Dass Mario Bava kein Freund des Italowestern war, ist allgemein bekannt. Wer noch einen Beweis dafür braucht, kann ruhig einen Blick auf „Drei Halunken und ein Halleluja“ zu werfen. Hier funktioniert fast nichts. Das beginnt mit den beiden Hauptdarstellern. Obwohl Brett Halsey eigentlich ein guter und zuverlässiger Schauspieler ist, kann er hier nicht glänzen. Er soll eine Art Terence-Hill-Ersatz geben, was aber nicht zu ihm passt. Gemeinsam mit dem irgendwie an eine Kreuzung aus jungem James Coburn und Simon Goosejohn erinnernden Charles Southwood (scheinbar kein Pseudonym) bildet er ein recht unsympathisches Duo, deren aufgesetzte Fröhlich- und Dreistigkeit einem recht schnell auf den Geist geht. Ähnlich wie Marc Porel und Ray Lovelock in „Eiskalte Typen auf heißen Öfen“.
Mit der Figur des „Hochwürden“ wird dann noch eine derartig übertriebene, laute Figur eingeführt, dass der Film endgültig zur Groteske wird, und nur so von dem speziellen, sehr lauten und immer recht vulgären italienischen Humor trieft, der mir nicht besonders liegt. Die sich zu immer neuen Höhen aufschwingende, deutsche Synchronisation setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf. Von Bavas großen Stärken, die ihn zu einem der grandiosesten Regisseure aller Zeiten machte, merkt man hier fast gar nichts. “Die Stunde, wenn Dracula kommt“, „Danger: Diabolik“ „Die drei Gesichter der Furcht“ oder „Blutige Seide“ sind hier ganz weit weg. Hier und dort setzt Bava ein stimmungsvolles Licht oder zaubert eine atmosphärische Landschaftsaufnahme. Aber dann bricht sich wieder der brachiale Humor seine Bahn, es wird sich wieder stundenlang geprügelt oder Dynamitstangen durch die Gegend geworfen.
Interessant, dass trotz der aufgesetzten guten Laune und den hysterischen Gags, der Film auch recht brutal ist, was sich ziemlich beißt. Selbst die exotisch-attraktive Marilù Tolo glänzt nicht gerade durch gutes Schauspiel, sondern steht ungelenk in der Gegend herum. Immerhin ist der Film relativ kurz und es gibt ein paar nette Einfälle, wie z.B. die verführerische Silhouette einer tanzenden Frau in einem Bordell, die sich als alter Knacker erweist. Aber das reicht nicht aus. Hinzu kommen einige Schlampigkeiten, die man von Bava nicht gewohnt ist. Wie z.B. die abgeklebten Brustwarzen von Frau Tolo, die deutlich im Bild sind oder die berühmten Matté-Paintings, – hier ist Bava in der Regel ein großer Meister dieser Technik– die überhaupt nicht ins Gesamtbild passen. Z.B. wenn die Felsformation aus John Fords Monument Valley plötzlich unproportional im Hintergrund auftaucht. Mein Tipp: Schwamm drüber und schnell noch einmal Bavas „Red Wedding Night“ gucken, der im selben Jahr entstanden ist.
In den Extras findet man die kurze Doku „Bava Colt und Winchester Tentori” (09:33) in der, neben dem obligatorischen Antonio Tentori, auch Lamberto Bava zu Wort kommt, der noch einmal bestätigt, dass sein Vater kein Freund des Italo-Westerns war und den Film nur als Gefallen für einen Freund gemacht hat.
Screenshots und mehr über die "Koch Media Italowestern-Enzyklopädie No. 1″:
http://www.filmforum-bremen.de/2013/04/ ... adie-no-1/